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Full text of "Nachrichten von der K. Gesellschaft der Wissenschaften und der Georg-Augusts-Universität"

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•t7v 


UNIVERSITEITSBIBUOTHEEK  GENT 


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Nachrichten 


von  der 


E,  Gesellschaft  der  Wissenschaften 


und  der 


Georg  -  Angusts  -  üniTersität 

aus  dem  Jahre  1868. 


Verlag  der  Dieterichschen  Buchhandlung. 
1868. 


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Göttingen, 

Druck  der  Dieterichschen  Univ. -Buchdruckerei. 
W.  Fr.  Kaestner. 


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Nachrichten 

von  der  Königl.  Gesellschaft  det  Wissen¬ 
schaften  und  der  G.  A.  Universität  zu 
Göttingen. 


Januar  8.  M.  1.  1868. 


Universität« 

Vierter  Bericht  über  das  zoologisöh- 
zootomische  Institut  in  Göttingen  im 
Jahre  1867. 

Das  Studium  der  Naturgeschichte  ist  auf  un¬ 
serer  Universität  schon  bald  nach  ihrer  Grün¬ 
dung  in  Aufnahmß  gekommen  und  früh  bereits 
wurde  ihrem  Unterrichte  zur  Illustration  ein  Mu¬ 
seum  eingerichtet.  »Göttingen ist,  sagt  Blumen¬ 
bach*),  soviel  ich  weiss  die  erste  deutsche  Uni¬ 
versität,  auf  welcher  schon  seit  den  vierziger 
Jahren  die  ganze  Naturgeschichte  als  eigene  Wis¬ 
senschaft  in  einem  besonderen  Collegio  gelehrt 
worden.  —  Vorher  ward  sie  gewöhnlich  mit  ins 
Collegium  der  Physik  gezwängt,  von  welcher  sie 
doch  Schon  Aristoteles  so  weislich  abgesondert 
hatte. —  Und  da  Folgendes  in  den  letztem  Jahir- 
zehnden  bei  dem  allgemeinen  Eifer,  womit  sie 
betrieben  und  fast  zum  allgemeinsten  Lieblings¬ 
studium  erhoben  ward ,  auch  der  ausgedehnte 
und  wichtige  Einfluss  immer  mehr  einleuchtete, 
den  sie  auf  so  viele  andere  Fächer  menschlicher 

*)  Einige  Nachrichten  vom  akademischen  Museum  in 
Göttin  gen  in  den  Annalen  der  Braunschweig-Lüneburgi- 
schen  Churlande  herausgegeben  von  J  a  c  o  b  i  und  Kraut. 
1.  Jahrgang,  3tes  Stück.  Hannover  1787.  8.  p.  84.  85. 

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2 


Kenntnisse  hat,  so  suchte  die  für  die  Aufnahme 
unserer  Universität  so  unermündet  thätige  Kgl. 
Landesregierung  ein  akademisches  Museum  als 
ein  bleibendes  Archiv  der  Natur  zum  Behuf  der 
Geschichte  derselben  anzulegen  und  benutzte  da¬ 
her  die  von  Herrn  Hofrath  Büttner  angebotene 
Gelegenheit,  der  sein  ansehnliches  Naturalienca¬ 
binet  zu  dieser  Absicht  überliess  (1773).  Eine 
Privatsammlung  an  welcher  aber  von  dem  Vor¬ 
fahren  des  Herrn  Hofraths  wenigstens  schon  seit 
dem  Anfang  dieses  Jahrhunderts,  folglich  schon 
zu  einer  Zeit  gesammelt  worden  war,  da  die 
Menge  der  nachherigen  Sammler  noch  keine  sol¬ 
che  Theuerung  wie  jetzt,  unter  die  Cabinetsstü- 
cke  gebracht  hatte;  und  die  zumal  durch  den 
bekannten  Eifer  und  die  Kenntnisse  ihres  letzten 
Besitzers  einen  Reichthum  von  instructiven  Stü¬ 
cken  aller  Art  erhalten  hat,  der  sie  grade  zu 
einer  akademischen  Sammlung,  wo  nichts  zur 
Parade,  sondern  alles  zum  Nutzen  abzwecken 
soll,  so  ganz  vorzüglich  brauchbar  machte.« 

Blumenbach  aber,  durch  den  die  Natur¬ 
geschichte  in  Göttingen  zu  hoher  Blüthe  ge¬ 
langte,  erkannte  doch  sofort,  dass  der  wissen¬ 
schaftliche  Kern  der  Zoologie  nicht  in  der  blo¬ 
ssen  äusseren  Thierbeschreibung,  sondern  in  der 
Kenntniss  des  anatomischen  Baues  derselben  liegt 
und  wie  er  daher  bei  der  Sammlung  »hauptsäch¬ 
lich  auf  das  Rücksicht  nahm,  was  zur  Aufklärung 
der  eigentlichen  Naturgeschichte  der  Thiere  (zum 
Unterschied  von  der  blossen  Naturbeschreibung) 
und  der  Physiologie  des  menschlichen  Körpers 
dient«,  so  sammelte  er  auch  zuerst  in  Deutschland 
die  zootomischen  Kenntnisse  zu  einem  System  der 
Anatomia  comparata,  hielt  bereits  1777  regel¬ 
mässige  Vorlesungen  über  einzelne  Theile  dieser 
neuen  Wissenschaft  (wie  Osteologia  comparata, 
Zootomie  der  Hausthiere)  und  behandelte  seit 
1785  in  dieser  alljährlichen  Vorlesung  die  ganze 

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vergleichende  Anatomie,  wie  er  sie  später  (1805) 
in  seinem  Handbuche  dem  grösseren  Publikum 
darstellte. 

Wenn  nun  auch  in  Göttingen  die  verglei¬ 
chende  Anatomie  als  Wissenschaft  theilsweis,  als 
akademischer  Lehrgegenstand  ganz ,  geschaffen 
wurde  und  Blumenbach  von  Anfang  an  in  ihr 
nach  J.  J.  Rousseau’s  Ausdruck,  »die  leben¬ 
dige  Seele  der  ganzen  Naturgeschichte  der  Thiere« 
erkannte,  so  blieb  hier  die  ihr  bestimmte  Samm¬ 
lung  im  Laufe  der  Zeiten  und  durch  ungünstige 
stände,  die  in  früheren  Berichten  theilsweis  schon 
erwähnt  sind ,  so  ganz  hinter  den  billig  zu  stel¬ 
lenden  Anforderungen  zurück,  dass  zur  Zeit  die 
Göttinger  Sammlung  in  ihrem  zootomischen  Theile 
von  den  ähnlichen  Sammlungen  aller  übrigen 
Universitäten  des  Preussischen  Staates  (vielleich 
mit  Ausnahme  von  Kiel)  im  hohen  Grade  über 
troffen  wird. 

Das  sehr  ungünstige  Verhältniss  wird  weiter 
unten  bei  Besprechung  des  osteologischen  Cata- 
logs  überraschend  hervortreten  und  obwohl  je¬ 
dem  Kenner  bekannt  genug,  würde  es  sich  noch 
klarer  nachweisen  lassen,  wenn  nicht  die  Museen 
mit  Mittheilungen  über  ihre  ßeichthümer,  wie 
Einrichtungen  so  durchaus  sparsam  wären. 

Je  grösser  aber  so  zu  sagen  das  historische 
Eecht  Göttingens  auf  eine  ausgezeichnete  zoolo¬ 
gische  Sammlung  und  besonders  ihrer  zootomi¬ 
schen  Theile,  ist  und  je  geringer  der  Gehalt  des 
zoologisch-zootomischen  Instituts  in  Wirklichkeit 
gerade  in  letzterer  Beziehung  sich  zeigt,  um  so 
mehr  darf  man  hoflen,  dass  die  hohe  Gerechtig¬ 
keit  und  tiefe  Einsicht  der  Königlichen  Re¬ 
gierung  durch  ausserordentliche  Bewilligungen 
die  Möglichkeit  gewährt  unsere  vergleichend-ana¬ 
tomische  Sammlung  in  nicht  zu  langer  Zeit  auf 
den  erforderlichen  und  wünschenswerthen  Stand¬ 
punkt  zu  heben. 

1* 

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4 


In  dem  erwähnten  Zustand  der  zootomischen 
Sammlung  musste  man  einen  ersten  grossen  üe- 
belstand  des  zoologisch-zootomischen  Instituts  er¬ 
kennen,  in  den  ganz  ungenügenden  Baulichkeiten 
desselben  liegt  ein  zweiter  auch  dem  Laien  offen 
zu  Tage.  Hier  aber  hat  die  Königliche  Re¬ 
gierung  in  hoher  Einsicht  selbst  das  Unhalt¬ 
bare  des  jetzigen  Zustands  unverholen  anerkannt 
und  schon  im  Juni  v.  J.  wurde  der  Universitäts- 
Baumeister  Herr  Landbau -Inspector  Do  eit  z  mit 
dem  Entwurf  eines  neuen  Museumsgebäudes  be¬ 
auftragt,  der  hoffentlich  einer  baldigen  Ausfüh¬ 
rung  entgegengeht. 

Im  jetzigen  Museum  sind  etwa  9936  Quadrat- 
fuss  hannov.  Aufstellungsraum,  durch  drei  Eta¬ 
gen  vertheilt,  und  etwa  4208  Quadratfuss  Raum 
an  Arbeitszimmern,  Auditorium,  Vorrathskam¬ 
mern  und  Vorplätzen,  welche  theilweis  auch  noch 
als  Aufstellungsplatz  verwandt  werden,  vorhan¬ 
den  und  es  scheint  daher  der  für  das  neue  Mu¬ 
seum  in  Aussicht  genommene  Aufstellungsraum  von 
etwa  14000  Quadratfuss  keinen  Falls  zu  gross 
bemessen. 

Bei  mehrfachen  Rathschlägen  für  den  Entwurf 
des  neuen  Museums  haben  mich  die  Herren  Steen- 
strup  und  Loven  durch  Mittheilung  von  Noti¬ 
zen  und  Zeichnungen  über  die  neu  erbauten  zoo¬ 
logischen  Museen  in  Kopenhagen  und  Stockholm, 
welche  zu  den  allerschönsten  und  zweckmässig- 
sten  Anstalten  ihrer  Art  gehören,  freundschaft- 
lichst  unterstützt:  ich  benutze  die  Gelegenheit 
denselben  hier  meinen  Dank  auszusprechen. 

Zwar  brauche  ich  nicht  zu  fürchten,  wenn  ich 
hier  die  Uebelstände  des  zoologisch-zootomischen 
Instituts  zur  Sprache  bringe  und  ihre  Abhülfe 
als  ein  dringendes  und  nothwendiges  Bedürfniss 
schildere,  übertriebener  Anforderungen  und  Ue- 
berschätzung  der  zoologischen  Wissenschaft  ge¬ 
ziehen  zu  werden,  aber  ich  kann  mir  nicht  ver- 


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sagen  hier  die  Schlussworte L.  Agassi z’  aus  sei¬ 
nem  letzten  Report  of  the  Museum  of  compara- 
tive  Zoology  in  Cambridge  Mass.  1866  mitzuthei- 
len,  in  welchem  er  einige  Hunderttausend  Dollar 
für  die  Verbesserung  und  Nutzbarmachung  dieses 
grossartigen  von  ihm  geschaffenen  Instituts  ver¬ 
langt  hatte.  »Vielleicht  scheine  ich  hier,  sagt 
Agassiz,  zu  grosse  und  unvernünftige  Ansprü¬ 
che  zu  erheben,  aber  ich  vertraue,  dass  die  Zeit 
kommen  wird,  wo  die  geistvollen  und  weitschau¬ 
enden  unserer  Mitbürger,  nachdem  die  Nation 
ihrem  Beruf  zur  endlichen  Wiederherstellung  ih¬ 
rer  Einheit  genügt  hat,  die  Mittel  finden,  für  die 
Künste  des  Friedens  und  die  Bildung  des  Volkes 
etwas  zu  thun,  welches  entsprechend  ist  dem 
Zuwachs  unseres  materiellen  Gedeihens,  unseres 
Wohlstandes  und  unserer  Macht.  Namentlich 
hoffe  ich  dies  für  Massachusetts,  dessen  geistige 
Kraft  unser  stolzester  Besitz  stets  ist  und  bleibt. 
Dadurch  erhält  es  sich  eher  als  durch  den  ge¬ 
waltigen  Handel  und  reichen  Ackerbau,  seine  be¬ 
vorzugte  Stellung  in  der  Republik  und  daher  ist 
es,  glaube  ich,  die  weiseste,  wie  die  edelste  Po¬ 
litik  die  Institute  des  Unterrichts  und  der  Wis¬ 
senschaft  zu  begünstigen.  Ich  spreche  nicht  aus¬ 
schliesslich  für  das  bei  dem  ich  betheiligt  bin, 
sondern  für  alle.  Wenn  ich  für  unser  Museum 
in  Cambridge  in  die  Schranken  trete,  geschieht 
es  nur,  weil  es  zu  den  höchsten  Werken  des 
Geistes  gehört  und  in  so  fern  Theil  hat  an  der 
Erhöhung  des  Niveaus  unserer  Bildung  und  Wis¬ 
senschaft  Wenn  Einige  geneigt  sein  sollten  die 
Kostspieligkeit  solcher  Anstalten  zu  tadeln ,  so 
kann  ich  nur  antworten,  dass  es  mit  einem  Mu¬ 
seum  ebenso  ist,  wie  mit  allen  lebendigen  Ge¬ 
schöpfen:  was  Leben  hat  muss  wachsen. 
Wenn  ein  Museum  aufhört  zu  wachsen 
und  dem  entsprechend  stets  erhöhte 


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Mittel  zu  fordern,  so  ist  seine  Brauch¬ 
barkeit  und  seinNutzen  im  Abnehmen.« 

Was  das  Personal  des  Museums  betriflFt,  so 
hat  uns  zu  Ostern  der Präparateur  Küsthardt 
verlassen,  um  als  Conservator  am  Museum  in 
Hildesheim  eine  vortheilhaftere  Stelle  anziitreten. 
Seit  der  Neueinrichtung  des  zoologisch-zootomi- 
schen  Instituts  im  Sommer  1864  angestellt,  hat 
derselbe  besonders  durch  eine  Reihe  ausgezeich¬ 
net  montirter  Skelette  und  einige  ausgestopfte 
grosse  Säugethiere  ein  bleibendes  Andenken  hin¬ 
terlassen.  —  An  seine  Stelle  ist  der  Herr  Bild¬ 
hauer  Fr.  Grape  als  Präparateur  eingetreten. 

In  der  Einrichtung  des  Museums  ist  in  sofern 
eine  Verbesserung  geschehen,  als  von  einem  der 
beiden  südlichen  Parterrezimmer,  welche  ihrer 
Lage  und  Feuchtigkeit  nach  nicht  zu  eigentlichen 
Museumszwecken  verwendet  werden  können  und 
die  bisher  noch  mit  Vorräthen  der  mineralogi¬ 
schen  Sammlung  gefüllt  waren,  eine  Thür  nach 
dem  anstossenden  kleinen  Hofe  angelegt  und  da¬ 
durch  diese  Zimmer  zu  bequemen  Arbeitsräumen 
für  die  Maceration  und  gröbere  Präparation,  für 
das  Gypsgiessen  u.  s.  w.  umgeschaffen  wurden. 
—  Ferner  ist  das  südöstliche  Zimmer  im  oberen 
Stock,  in  welchem  sich  bisher  Doubletten  der 
Vogelsammlung  befanden,  für  die  Aufstellung  der 
Crustaceen  und  Würmer  in  Spiritus  eingerichtet, 
wodurch  in  dem  anstossenden  Zimmer  zugleich  ein 
grösserer  Raum  für  die  Aufstellung  der  Insecten 
gewonnen  wurde.  —  Für  die  Aufstellung  von 
Säugethierschädeln  sind  für  den  mittleren  und 
oberen  Vorplatz  zwei  grosse  Glasschränke  und 
ein  dritter  für  die  Aufstellung  der  Seesterne  an¬ 
geschafft.  — 

Die  von  Herrn  Bildhauer  Fr.  Küsthardt 
in  Hildesheim  geschenkte  sehr  ähnliche  Gyps- 
büste  R.  Wagner’s  ist  auf  dem  oberen  Vor- 


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7 


platze,  die  von  demselben  Freunde  früher  ge¬ 
schenkte  Büste  Blumenbach’s  auf  dem  mitt¬ 
leren  Vorplatze  aufgestellt. 

Die  Aufstellung  der  Sammlung  ist  in  einigen 
Punkten  verbessert.  Einmal  ist  die  grosse  Zahl 
der  kleinen  Vögel  Passeres  und  Volucres]  da¬ 
durch  übersichtlicher  geordnet,  dass  die  Namen 
der  Familien  auf  mit  weissem  Papier  beklebten 
Holzklötzen  hinzugefügt  sind  und  zweitens  ist  die 
ganze  Sammlung  der  ausgestopften  Säuge  thiere 
mit  grossen  und  deutlichen  für  das  Publikum 
bestimmten  Etiketten,  die  mittelst,  wie  ich  glaube 
zuerst  von Berthold  benutzten,  Klammernadeln 
befestigt  werden,  versehen.  Eine  bedeutende  An¬ 
zahl  bisher  in  einzelnen  Kasten  aufgestellter  Vö¬ 
gel  und  Säugethiere  sind  aus  den  Kasten  genom¬ 
men,  theilweise  neu  montirt  und  der  ^gewöhnli¬ 
chen  Sammlung  in  den  Glasschränken  einyerleibt. 

Ferner  ist  die  ganze  Sammlung  kleinster 
Spiritusthiere,  so  weit  sie  es  nicht  schon 
war,  in  kleine  mit  einem  Kork  verschlossene 
Probirröhrchen  gebracht,  wie  ich  sie  zuerst  in 
dieser  Anwendung  in  Kopenhagen  sah,  und  es 
sind  diese  Röhrchen  dann  in  zweckmässigen  Holz¬ 
gestellen,  nicht  unähnlich  denen  der  chemischen 
Laboratorien,  zu  je  11  oder  21  Stück,  senkrecht 
aufgestellt  und  der  übrigen  Sammlung  eingereiht. 
Diese  senkrechte  Aufstellung  der  Röhrchen  ist 
deshalb  ganz  nothwendig,  weil  bei  horizontaler 
Lage  der  Spiritus  den  Korkstöpsel  sehr  schnell 
verdirbt.  Von  solchen  Röhrchen  sind  zur  Zeit 
aufgestellt ,  mit 

Arthropoden  147  Stück,  Echinodermen  15  Stück, 

Mollusken  29  »  Coelenteraten  11  » 

Würmern  174  »  Protozoen  5  » 

Ein  neuer  Catalog  ist  begonnen  über  die 
0  steologische  Sammlung,  bisher  jedoch  nur 
für  die  Säugethiere  und  zwar  auch  nur  für  die 
Skelette  und  Schädel,  nicht  für  die  einzelnen  Kno- 


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a 


chenpräparate  vollendet.  Diese  Gegenstände  sind 
bereits  zum  Theil  in  einem  von  Blumenbach  im 
Anfang  des  Jahrhunderts  angelegten  »Catalogus 
von  Thieren  und  Theilen  derselben  und  Praepa- 
raten  davon  aus  den  IV  rothblütigen  Classen,« 
wie  auch  in  einem  von  Prof.  Bergmann  in  den 
vierziger  Jahren  angefertigten  Catalog  der  zooto- 
mischen  Sammlung  verzeichnet.  Doch  konnten 
diese  Cataloge  leider  in  keiner  Weise  zu  Grunde 
gelegt  werden,  da  in  ihnen  die  Gegenstände  nicht 
nummerirt,  sondern  nur  einfach  als  vorhanden 
angegeben  sind  und  desshalb  eine  Identification 
der  so  verzeichneten  Objecte  mit  den  wirklich 
vorhandenen  nur  in  einzelnen  Fällen  und  zufäl¬ 
lig  möglich  war.  In  dem  Bergmannschen  Cata¬ 
loge  fehlte  auch  überdies  jede  Angabe  des  Ur¬ 
sprungs  der  Gegenstände ,  den  man  im  Blumen- 
bachschen  stets,  oft  noch  mit  einer  kurzen  Be¬ 
schreibung  und  literarischen  Verweisungen  ver¬ 
zeichnet  findet.  Leider  sind  eine  ganze  Reifie 
der  im  Letzteren  aufgeführten  Dinge  nicht  mehr 
aufzufinden  gewesen. 

Zur  Vergleichung  mit  andern  Sammlungen 
gebe  ich  hier  die  Zahl  der  in  dem  neuen  Cata¬ 
loge  eingetragenen  Schädel  und  Skelette  von  Säu- 
gethieren  unter  Hinzufügung  der  Zahl  der  Arten 
und  Gattungen,  denen  sie  angehören. 


Schädel 

Stück 

Skelette 

Stück 

Arten 

Gattun¬ 

gen 

Bimana  .  . 

.  .  67  *) 

7 

1 

1 

Quadrumana  . 

.  .  44 

14 

29? 

14 

Chiroptera 

.  .  5 

8 

.  7 

4 

Insectivora 

.  .  14 

10 

5 

5 

Carnivora  .  . 

.  .  135 

29 

26 

11 

Pinnipedia 

.  .  12 

2 

5 

4 

Glires  .  .  . 

.  .  38 

22 

24 

19 

Edentata  .  . 

.  .  6 

5 

7 

5 

*)  Darunter  29  Gypsabgüßse. 


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9 


Proboscidea  .  .  . 

1 

_ 

1 

1 

Pachydermata  .  . 

58 

7 

15 

8 

Buminautia  .  .  . 

112 

12 

24 

10 

Sirenida  .... 

1 

— 

1 

1 

Cetacea  .... 

12 

3 

7 

3 

Marsupialia  .  .  . 

23 

6 

13 

8 

Monotremata  .  . 

2 

2 

2 

2 

Mammalia  .  .  . 

529 

167 

9^ 

Wenn  man  bedenkt,  dass  es  sicher  an  2000 
beschriebene  Arten  von  Säugethieren ,  in  minde¬ 
stens  250  Gattungen  giebt,  tritt  es  deutlich  her¬ 
vor,  wie  schlecht  unsere  osteologische  Sammlung 
mit  ihren  167  Arten  und  96  Gattungen  diese 
Classe  repräsentirt. 

Von  den  529  Schädeln  und  127  Skeletten  rüh¬ 
ren  etwa  70  Schädeln  und  20  Skeletten,  soweit 
es  noch  auszumachen  war,  von  Blumenbach, 
207  Sch.  und  67  Sk.  von  B.  Wagner,  und  33 
Sch.  und  13  Sk.  (die  alle  neu  montirt  werden 
mussten)  von  Berthold  her,  so  dass  ungefähr 
219  Sch.  und  27  Sk.  in  der  neuesten  Zeit  er¬ 
worben  sind. 

Die  Einrichtung  des  os teologischen  Ca- 
talogs  ist  etwas  anders  als  die  in  meinem  zwei¬ 
ten  Bericht  für  1865  beschriebene  der  zoologi¬ 
schen.  Hier  schien  es  nämlich  zweckmässig],  je¬ 
des  Stück  mit  einer  fortlaufenden  Nummer  (am 
Schädel  am  linken  Schläfenbein  und  linken  Un¬ 
terkieferast ,  am  Skelett  ausserdem  am  linken 
Darmbein)  zu  versehen,  daneben  aber  jeder  Art 
und  mindestens  jeder  Gattung  ein  eigenes  Folium 
im  Cataloge  einzuräumen.  Ausserdem  wird  vorn 
im  Cataloge  stets  die  zuletzt  gebrauchte  Num¬ 
mer  bemerkt,  sodass  hier  am  Jahresschluss  so¬ 
fort  die  Zahl  der  zugegangenen  Stücke  erkannt 
werden  kann.  Die  Schädel,  Skelette  und  Kho- 
chenpräparate  sind  hei  jeder  Art  ohne  Ordnung 
durcheinander  aufgeführt,  nur  wo  viele  Präparate 


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10 


zu  bemerken  waren,  wie  beim  Menschen  ist  dies 
auf  besonderen  Blättern  geschehen. 

In  der  Sammlung  der  Conchylien  hat  Herr 
Mars  hall  aus  Weimar  die  noch  ganz  ungeord- 
ten Pulmonaten  bestimmt  und  aufgestellt,  wo¬ 
bei  für  die  zahlreichen  kleinen  Arten  kleine  runde 
Schachteln  mit  Glasdeckel  gebraucht  wurden,  wie 
ich  sie  ähnlich  zuerst  im  Museum  zu  Stockholm 
kennen  lernte.  An  australischen  Arten  ist  die 
Sammlung  ziemlich  reich ,  sonst  sind  hier  die 
grössten  Lücken  noch  auszufüllen. 

Die  Sammlung  der  Insecten  ist  wie  in  den 
vorigen  Jahren  durch  die  uneigennützige  Thätig- 
keit  einiger  Freunde  des  Museums  weiter  beap 
beitet.  Herr  Oberlehrer  Dr.  Muhl  er  t  ist  in 
der  Neuordnung  der  Käfer  fortgefahren  und  hat 
die  Familie  der  Lamellicornen ,  vertreten  durch 
130  Gattungen  und  485  Arten  zu  Ende  gebracht. 
Die  Käfer  werden  in  den  Schiebladen  auf  be¬ 
weglichen  Querleisten,  ähnlich  wie  es  auch  in 
der  Berliner  Sammlung  geschieht,  aufgestellt,  wo¬ 
durch  das  Einordnen  meiner  Zugänge  ohne  ein 
weiteres  Umstellen  des  Vorhandenen  sehr  erleich- 
,  tert  wird.  Herr  Universitäts-Kupferstecher  Grape, 
hat  nachdem  die  allgemeine  Schmetterlingssamm¬ 
lung  neu  geordnet  war,  eine  bisher  nur  unvoll¬ 
ständig  vorhandene ,  von  Erhard  herrührende 
Sammlung  der  Göttinger  Schmetterlinge 
im  Wesentlichen  vollendet. 

Den  Herren  Dr.  Muhlert  und  Grape  sage 
ich  für  ihre  aufopfernde  Thätigkeit  hier  meinen 
aufrichtigen  Dank. 

Wenn  auch  über  manche  werthvolle  Geschenke^ 
welche  dem  Museum  in  dem  abgelaufenen  Jahre 
von  Gönnern  und  Freunden  zu  Theil  geworden 
sind,  berichtet  werden  kann,  so  steht  es  doch  in 
diesem  Puncte  noch  lange  nicht  auf  der  Höhe, 
die  ihm  als  natürlichem  zoologischen  Centralpunct 
Hannovers  gebührt.  Zwar  bietet  unser  Land 


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11 


selbst  nicht  viel  an  seltenen  Thieren,  aber  auch 
die  gewöhnlichen  Thiere  unserer  Fauna  sind  noch 
lange  nicht  ausreichend  im  Museum  vertreten. 
Es  fehlt  uns  z.  B.  noch  ganz  das  Skelett  eines 
Hirsches,  eines  Wildebers,  eines  Adlers  u.  s.  w. 
u.  s.  w.,  und  wenn  so  einheimische  Freunde  der 
Wissenschaft  noch  ohne  Schwierigkeit  viel  für  das 
Museum  thun  können,  so  ist  dies  in  noch  hö- 
herm  Maasse  mit  unseren  zahlreichen  hannover¬ 
schen  Landsleuten  im  Auslande  und  der  Menge 
der  hannoverschen  Seefahrer  der  Fall.  Möchte 
ich  im  nächsten  Berichte  schon  Gelegenheit  ha¬ 
ben  über  Geschenke  an  das  Museum  auch  aus 
diesen  Kreisen  Nachricht  geben  zu  können. 

Eins  der  werthvollsten  Geschenke  dieses  Jahrs 
besteht  in  einem  vollständigen  Skelette  eines 
Chinesen,  welches  mir  von  meinem  ausgezeich¬ 
neten  Gönner  Herrn  Dr.  Ferd.  Müller  in  Mel¬ 
bourne  durch  die  Vermittlung  des  Herrn  Groe- 
ner  (damals  in  Hannover)  verehrt  wurde.  Nach 
Dr.  Müller  gehörte  dies  Skelett  einem  Manne 
von  unzweifelhaft  unvermischten  Blute  an,  der 
von  Adelaide  kommend  in  den  Grampians  starb. 
Der  Schädel  hat  eine  grösste  Länge  von  181mm, 
eine  grösste  Breite  von  137mm  und  eine  Aeby- 
sche  Grundlinie  von  89mm.  Diese  Grundlinie  = 
100  gesetzt  giebt  eine  Breite  von  154. 

Vier  ausgezeichnete  menschliche  Schädel,  ei¬ 
nes  Deutschböhmen,  eines  Jazygen,  eines 
Hannaken  und  eines  Czechen,  mit  genauer 
Angabe  ihrer  Herkunft  verdanke  ich  der  Güte 
des  Herrn  Hofrath  Dr.  Hyrtl  in  Wien. 

Herr  Stud.  de  Stoutz  aus  Genf  schenkte  ei¬ 
nen  grossen,  glatten  Windhund  zum  Skelett,  Herr 
Prof.  Henneberg  zwei  Schädel  von  Merino  und 
zwei  andere  von  Rambouillet-Hammeln,  Herr  Eis¬ 
feld  hierselbst  den  Schädel  einer  Hirschkuh, 
Herr  Obermedicinalrath  He  nie  den  Fötus  eines 
Pferdes,  von  dem  der  Schädel  präparirt  wurde, 

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12 


Herr  Conservator  Küsthardt  in  Hildesheim 
den  Schädel  eines  Fuchses  aus  Nordafrika  und 
zwei  Schädel  von  Hausschweinen. 

In  einer  ausgezeichneten  Sendung  australi¬ 
scher  Thiere,  welche  das  Museum  nur  gegen  die 
Auslagen  von  meinem  Verwandten  Herrn  Dr. 
med.  E.  Schütte  in  Sydney  erwarb,  befanden 
sich  fünf  Bälge ,  zwölf  Schädel .  und  ein  Skelett 
von  Beutelthieren. 

Von  den  als  Geschenk  zugegangenen  Vögeln 
sind  zu  erwähnen  ein  Paradiesvogel  und  ein  Wel¬ 
lenpapagei  von  Herrn  W.  Marshall  aus  Wei¬ 
mar,  ein  Bantam  Hahn  von  Herrn  Prof.  Henne¬ 
berg,  ein  Skelett  eines  Eichelhähers  von  Herrn 
Conservator  Küsthardt  in  Hildesheim  und  38 
australische  Vogelbälge  von  Herrn  R.  Schütte 
in  Sydney.  Ferner  schenkte  Herr  Pastor  M  i  e  d  e 
das  wohlerhaltene  Nest  eines  Zaunkönigs,  Herr 
Dr.  Schlo  tthauber  das  Nest  einer  Drossel  mit 
dem  Gelege  und  Herr  F orstauditor  Wissmann  aus 
Bovenden  mehrere  dunkelgrau  gefärbte  Enteneier, 
wie  ich  sie  ähnlich  auch  von  Frau  Hofräthin 
Berthold  erhielt  und  deren  Farbe  nur  in  der 
äusssersten  Schicht  der  Schale  ihren  Sitz  hat. 

Eine  bedeutende  Anzahl,  theils  sehr  seltener 
australischer  Reptilien,  Amphibien  und  Fische 
befanden  sich  in  der  erwähnten  Sendung  von  Dr* 
Schütte. —  Herr  Stadtsyndikus  Marheineke 
in  Hameln  hatte  die  Güte  aus  der  städtischen 
Anstalt  für  künstliche  Fischzucht  in  Hameln  eine 
Anzahl  einiger  Tage  alter  Lachse  lebend  zu  über¬ 
senden,  die  allerdings  zu  alt  zu  den  beabsichtig¬ 
ten  Untersuchungen  waren ,  sonst  aber  willkom¬ 
mene  Gelegenheit  zu  einigen  embryologischen 
Beobachtungen  boten  und  deutlich  zeigten,  welch 
ausgezeichnetes  Material  für  die  Entwicklungsge¬ 
schichte  die  Fischbrutanstalten  liefern. 

Einen  bedeutendem  Zuwachs  an  niederen  See- 
thieren  erhielt  das  Museum  durch  eine  Reise, 


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13 


welche  der  Unterzeichnete  mit  einer  liberalen 
Unterstützung  des  Königlichen  Cultusministeriums 
in  den  Monaten  August  und  September  nach  St 
Malo  in  der  Bretagne  machen  konnte  und  an  der 
für  die  ersten  Wochen  auch  Herr  Dr.  Selen ka 
theilnahm.  Es  sind  auf  dieser  Keise  grosse  Men¬ 
gen  von  Anneliden ,  Turbellarien  ,  Ascidiae  com- 
positae,  Spongien  und  anderen  niederen  Thieren 
gesammelt,  doch  sind  dieselben  bisher  noch  nicht 
geordnet,  so  dass  genauer  über  sie  zur  Zeit 
nicht  berichtet  werden  kann. 

Herr  Lehrer  Lühmann  in  Bardewiek  über¬ 
sandte  (zuerst  durch  Vermittlung  des  Herrn  Pa¬ 
stor  Kleine  in  Lüethorst)  drei  Zwitterbie¬ 
nen*),  welche  leider  nicht  frisch  genug  in  meine 
Hände  kamen,  um  die  inneren  Geschlechtsorgane 
untersuchen  zu  können.  In  allen  drei  Fällen  war 
auch  der  Mastdarm  durch  eine  lehmig  aussehende 
Masse  ausserordentlich  ausgedehnt  und  die  be¬ 
nachbarten  Organe  sehr  verdrückt.  So  boten 
diese  interessanten  Geschöpfe  keine  Gelegenheit 
mehr  zu  beobachten  als  durch  Sieb  old  und 
durch  Le  uckart  bereits  in  ausgedehntem  Maasse 
geschehen  ist.  Im  Allgemeinen  waren  diese 
Zwitter  hinten  weiblich,  wie  Arbeiterinnen,  und 
vorn,  d.  h.  der  Kopf,  mit  Ausnahme  der  Mund¬ 
werkzeuge,  männlich,  doch  war  in  zwei  Fällen 
(von  den  dreien)  mit  diesem  transversalen  Her¬ 
maphroditismus  auch  ein  lateraler  verbunden. 
Einmal  war  nämlich  auf  der  rechten  Körperseite 
ein  Drohnen -Netzauge,  eine  männliche  Antenne 
und  ein  Drohnenbein  vorhanden,  während  die 
entsprechenden  Theile  der  anderen  Seite  sich 
weiblich  erwiesen  und  im  zweiten  Falle  war  we¬ 
nigstens  Auge  und  Antenne  der  linken  Seite  männ- 

*)  Ein  früheres  Vorkommen  von  Zwitterbienen  in  Herrn 
Lühmann’s  Stocke  erwähnt  bereits  Ga thm an n  im  Bie- 
nenwirthschaftlichen  Centralblatte  für  das  Königreich  Han¬ 
nover.  II.  p.  162.  Novemb.  1866. 


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14 


lieh,  die  der  anderen  weiblich.  Die  Mundwerk¬ 
zeuge  waren  stets  weiblich.  —  Hoffentlich  werde 
ich  von  Herrn  Lüh  mann  später  weitere  Zwitter¬ 
bienen  ganz  frisch,  möglichst  noch  lebend  und 
seiner  Zeit  auch  die  zwitterbrütige  Königin,  wie 
versprochen  wurde,  zur  anatomischen  Untersu¬ 
chung  erhalten. 

Von  Herrn  Conservator  Küsthardt  in  Hil¬ 
desheim  erhielt  das  Museum  ein  Glas  voll  rother 
Cyclops,  die  bei  Hildesheim  plötzlich  in  ungeheu¬ 
rer  Menge  aufgetreten  waren  und  in  ziemlicher 
Ausdehnung  die  Erscheinung  eines  sogen.  Blutre¬ 
gens  veranlasst  hatten.  Herr Hofrabh Schwartz 
schenkte  das  Nest  einer  Wespe,  Herr  Pastor 
Miede  das  aus  einem  Baumstamm  gesägte  Nest 
einer  schwarzen  Ameise  (Formica  fuliginosa),  Herr 
Dr.  Schlotthauber  eine  grosse  Spinne,  zwei 
Mermis  und  einen  männlichen  Gordius,  Herr  Pro¬ 
fessor  Wicke  Röhren  undThiere  von  Pectinaria 
Nordernei,  Herr  Geh.  Obermedicinalrath  Wöhle r 
eine  Gorgonie,  wahrscheinlich  aus  dem  Indischen 
Meere,  Herr  Professor  Kohl  rau  sch  ein  Glas 
mit  Gliederthieren  und  Mollusken  von  Madeira, 
Herr  Stud.  Wissmann  Bandwürmer  (Taenia  pe- 
ctinata)  aus  dem  Haasen,  Herr  Dr.  Schütte 
hierselbst  Bandwürmer  vom  Menschen  und  Herr 
Dr.  Grenacher  aus  Würzburg  mehrere  mikro¬ 
skopische  Präparate  von  Nematoden.  Herr  Ed. 
Gildemeister,  Kaufmann  in  Bremen,  schenkte 
mehrere  Gläser  mit  Seetang  in  Spiritus,  welchen 
Herr  Capt.  Matthias  vom  Bremer  Schiff  Hia- 
vatha  im  südlichen  Theil  des  Golfstroms  aufge¬ 
fischt  hatte  und  der  mit  zahlreichen  niederen  Thie- 
ren  bedeckt  ist,  welche  einer  genaueren  Untersu¬ 
chung  noch  harren.  Eine  Reihe  interessanter  nie¬ 
derer  Thiere  befanden  sich  auch  in  der  Schüt¬ 
teschen  Sendung  aus  Australien. 

Einen  sehr  werthvollen  Zuwachs  aus  unserer 
vaterländischen  Küsten fauna  erhielt  das  Mu- 


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15 


seum  durch  die  Güte  des  Herrn  Dr.  A.  Metz¬ 
ger  in  Norden,  indem  derselbe  6  Arten  Mollus¬ 
ken,  31  Arten  Krebse  und  9  Arten  Anneliden 
meist  in  mehreren  Exemplaren  aus  den  Früchten 
seiner  emsigen  und  erfolgreichen  Sammlungen  an 
der  ostfriesischen  Küste  schenkte. 

Die  kleine  Bibliothek  des  Museums  wurde 
bereichert  durch  einige  Geschenke  an  Büchern 
und  Brochüren  von  Herrn  Marshall  aus  Wei¬ 
mar,  durch  einige  Abhandlungen  aus  den  Miscel- 
laneous  Collections  von  der  Smithsonian  Institu¬ 
tion  und  durch  mehrere  Schriften  geschenkt  von 
Herrn  Dr.  Grenacher  in  Würzburg,  Herrn  Dr. 
Selenka  und  dem  Unterzeichneten. 

Im  Tauscht  er  kehr  wurden  erworben  von  Herrn 
Rittergutsbesitzer  Dr.  Wilckens  auf  Pogarth  in 
Schlesien  zwei  Schädel  von  Southdown  -  Merino 
Schafen  und  von  dem  zoologischen  Museum  in 
Kopenhagen  66  Arten  von  Mollusken  aus  Groen- 
land  und  von  den  Canaren.  —  Unsererseits  sind 
Tauschsendungen  gemacht  an  Herrn  Hofrath  Hyr  tl 
in  Wien  und  an  Herrn  Dr.  Semper  in  Würz¬ 
burg. 

Durch  Kauf  konnte  das  Museum  einige  recht 
werthvolle  Gegenstände  erwerben.  Ich  rechne 
dahin  besonders  das  Skelett  eines  weiblichen  Ma- 
natus  australis  aus  Surinam ,  welches  es  durch 
Vermittlung  des  Herrn  .Professor  Kraus s  in 
Stuttgart  erhielt,  ferner  ein  Skelett  eines  weibli¬ 
chen  Hydrochoerus  capybara  aus  derselben  Quelle, 
dann  zahlreiche  Schädel  von  Schweizer  Hausthier- 
racen  von  Herrn  Thalammann  Nager  in  Ursern, 
einen  Wombat  im  Fleisch  von  Hagenbeck  in  Ham¬ 
burg  (durch  die  gütige  Vermittelung  des  Herrn 
Professor  Peters  in  Berlin),  das  Skelett  eines 
Kosackenpferdes  vom  unteren  Don  besorgt  durch 
Herrn  Conservator  Küsthardt  in  Hildesheim 
und  endlich  mehrere  Säugethierskelette  und  Bälge, 
einige  afrikanische  Schlangen  und  33  Arten  nie- 

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16 


derer  Seethiere  von  Surinam,  Bengalen  und  vom 
Cap  von  Salmin  in  Hamburg.  Einige  mikrosko¬ 
pische  Praeparate  von  wichtigen  Spongiengattun- 
gen  werden  von  Herrn  Professor  Os c. Schmidt 
in  Gratz  erworben. 

Zur  wissenschaftlichen  Bearbeitung  und  Be¬ 
stimmung  hat  Herr  Alex.  Agassiz  die  ganze 
Sammlung  von  Borstenwürmern  des  Museums  of 
Comp.  Zoology  in  Cambridge  Mass.  (über  500 
Gläser)  übersandt :  eine  Arbeit ,  welche  der  Un¬ 
terzeichnete  in  Verbindung  mit  seinem  Freunde 
Herrn  Dr.  E.  Ehlers  zu  vollenden  gedenkt.  Herr 
Professor  Steenstrup  in  Kopenhagen  vertraute 
mir  zur  Beschreibung  mehrere  der  sehr  eigen- 
thümlichen  Eier  des  Port  Jackson-Haies  (Hetero- 
dontus)  an,  welche  ich  zuerst  im  Berliner  Museum 
durch  Herrn  Professor  Peters  kennen  lernte 
und  welche  in  einer  in  Arbeit  befindlichen  ana¬ 
tomischen  Untersuchung  dieses  Haies  genauer  be¬ 
rücksicht  werden  sollen. 

Bei  der  Benutzung^  welche  auswärtige  Gelehrte 
von  unserem  Museum  gemacht  haben ,  muss  ich 
zunächst  der  Abbildung  des  Adamsschen  M am¬ 
mut  hs  zu  erwähnen,  welche  Herr  K.  E.  von 
Baer  in  dem  XL  Bande  des  Bulletins  der  Pe¬ 
tersburger  Akademie  veröffentlicht  hat.  Durch 
die  Bemerkung  Brandt’s  über  eine  von  dem 
Kaufmann  Bol  tun  off  1803  nach  der  Natur  an¬ 
gefertigte,  aber  nicht  mehr  aufzufindende,  Zeich¬ 
nung  des  berühmten  Adamsschen  Mammuths,  wurde 
ich  auf  eine  im  hiesigen  Museum  unter  den  Schä¬ 
tzen  der  von  Blumen bach  gesammelten  Abbil¬ 
dungen  befindliche  Zeichnung  aufmerksam,  die 
von  Blumenbachs  Hand  unterschrieben  ist 
»Elephas  primigenius,  das  in  Russland  sogenannte 
Mammut,  mit  Haut  und  Haar  1806  im  Junius  am 
Ausfluss  der  Lena  ins  Eismeer  ausgegraben.  Roh 
verzeichnet  so  wie  er  verstümmelt  und  vertrock¬ 
net  gefunden  worden.«  Die  Angaben,  welche  Ti- 

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17 


lesius  über  die  ihm  noch  vorliegende  Boltiinoff- 
sche  Zeichnung  macht,  Hessen  mich  nicht  zweifeln, 
hier  eine  Copie  derselben^  wahrscheinlich  durch 
Adams  oder  Tilesius  an  Blumenbach  ge- 
sandt^  vor  mir  zu  haben.  Herr  von  Baer  be¬ 
stätigte  mir  meine  Vermuthung  aufs  vollständigste 
und  hat  auch  a.  a.  O.  diese  Zeichnung  veröffent- 
Hcht.  Zwar  gleicht  dieselbe^  da  der  Rüssel  fehlt, 
wie  schon  Tilesius  sagt,  fast  mehr  einem  Schweine 
als  einem  Elephanten,  aber  sie  zeigt  doch  auch 
Vieles,  was  augenscheinlich  für  das  Mammuth 
charakteristisch  ist  (siehe  meine  Bemerkungen 
darüber  in  den  Gött.  Gel.  Anz.  1867  S.  591 — 
593).  Jedenfalls  bildet  diese  Zeichnung  eine 
ebenso  wichtige  QueUe  für  die  Beschreibung  des 
Mammuths  als  die  von  Lartet  veröffentlichte, 
auf  einer  Elfenbeinplatte  gravirte  Abbildung  des¬ 
selben  auÄ  der  Steinperiode,  welche  ich  auf  der 
Internationalen  Ausstellting  in  Paris  (Galerie  Hi- 
stoire  du  travail)  genau  betrachten  konnte.  Zwar 
kann  man  an  eine  Fälschung  bei  diesem  letzteren 
höchst  interessanten  Stücke  nicht  denken,  aber 
der  Striche  und  Linien  sind  darauf  so  viele,  dass 
man  nicht  mit  völliger  Sicherheit  die  zu  dem 
Mammut  gehörigen  Contouren  darunter  aufzüfin- 
den  vermag4 

Weiter  benutzten  das  Museum  Herr  F.  D. 
Heynemann  in  Frankfurt  a.  M.,  der  die  inter¬ 
essante  Entdeckung  machte,  dass  der  Limax  bi- 
color  aus  Sydney  und  Limacus  Breckworthianus 
aus  Victoria  nichts  anders  als  der  gewöhnliche, 
auch  aus  Neuseeland  in  unserer  Sammlung  be¬ 
findliche  europäische  Limax  variegatus  sind,  fer¬ 
ner  Herr  Dr.  M  a  a  c  k  (Skelette  von  Schildkröten), 
Herr  Dr.  Grenacher  in  Würzburg  (Mermis 
und  Gordius),  Herr  Professor  Dr.  Peters  in 
BerUn  (Monotremen),  Herr  Dr.  Semper  inWürz- 

2 


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18 


bürg  (Holotburien)  und  Herr  Dr.  Ehlers  (Bor¬ 
stenwürmer). 

An  die  hiesige  städtische  Töchterschule  (Herr 
Director  Dr.  Morg enstern)  sind  zehn  Glaska¬ 
sten  mit  Vögeln ,  die  verschiedenen  Ordnungen 
derselben  illustrirend,  und  fünf*  Schädel  vonSäu- 
gethieren  und  Vögeln  abgegeben. 

An  zum  Druck  beförderten  Arbeiten  sind  in 
diesem  Jahre  im  Museum  ausgeführt ,  ausser  ei¬ 
nigen  paläontologischen  Arbeiten  des  Herrn  Dr. 
Selenka,  zu  denen  das  Museum  das  lebende 
Vergleichsmaterial  lieferte: 

Ueber  einige  neue  oder  seltene  Batrachier  aus 
Australien  und  dem  tropischen  Amerika  von 
W.  Keferstein  (Gött.  Nachricht.  1867  Nr.  18). 
Beiträge  zur  Anatomie  und  Entwickelungsge- 
schicbte  einiger  Seeplanarien  von  St.  Malo  von 
W.  Keferstein  (Abhandlungen  d.  k.  Ges.  d. 
Wiss.  Bd.  XIV  mit  3  Taf.). 

Ueber  eine  Zwitternemertine  (Borlasia  hermaphro- 
ditica)  von  St.  Malo  von  W.  Keferstein 
(Götting.  Nachrichten  1868). 

Ueber  einige  neue  Schwämme  aus  der  Südsee  von 
Dr.  E.  Selenka  (Zeitschr.  f.  wiss. Zool.  XVU. 
1  Taf.). 

Nachträge  zur  Anatomie  und  Systematik  der  Ho- 
'  lothurien  von  Dr.  E.  Selenka  (Zeitschr.  für 
wiss.  Zool.  XVm.  1  Taf.). 

Zur  Anatomie  von  Trigonia  margaritacea  von  Dr. 
E.  Selenka  (Malacozoolog.  Blätter  1868. 
1  Taf) 

Beiträge  zur  näheren  Kenntniss  der  Muskulatur 
der  Cyclostomen  und  Leptocardier  von  Dr.  H. 
Grenacher  (Zeitschr.  f.  wiss.  Zool.  XVH.  1 
Taf.  —  auch  als  Diss.  phil.  Gotting.). 

W.  Ke  ferstein. 


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Die  Meteoriten 

in  der  üniversitäts  -  Sammlung  zu  Göttingen 
am  1,  Januar  1868, 


I.  Meteorsteine. 


Fall-Zeit  1 

L  0  c  a  1  i  t  ä  t. 

[kwicht  in  Grm.*) 

Datum 

Jahr 

Haupt- 

Stück 

Zahl  der 
Exempl. 

1 

7.  Not. 

1492jEn8i8heim,  Eisass  .  .  .  .  | 

106 

5 

2 

13.  Sept. 

1766  Albareto  bei  Modena  .  .  .  | 

— 

1 

3 

20.  Nov. 

1768  Mauerkirchen,  Oestreich  .  | 

1927 

1 

4 

19.  Febr. 

1785. 

Eich8tädt,  Bayern  .  .  .  .  | 

26 

1 

5 

13.  Oct. 

1787 

Charkow,  Russland  .  .  .  1 

32 

1 

6 

24.  Juli 

1790  Barhotan,  Frankreich  .  .  . 

95 

3 

7 

16.  Juni 

1794'Siena,  Toscana . 

17 

2 

8 

1 3.  Dec. 

1795  Wold  Cottaee,  England  .  . 

130 

2 

9 

12.  März 

1798 

Salles,  Frankreich  .... 

1 

1 

10 

13.  Sept. 

1798 

Benares,  Indien . 

4 

2 

11 

26.  April 

1803 

L’Aigle,  Frankreich  .  .  . 

230 

1 

12 

13.  Dec. 

1803,Mä88ing,  Bayern  .... 

4 

1 

13 

5.  April 

1804  Glaagow  (High  Fossil),  Schottland 

1,5 

1 

14 

15.  März 

1806  Alai8,  Frankreich  .... 

1,5 

1 

15 

13.  März 

1807|Tiniochin  (Smolenak^,  Russland 

10 

2 

16 

14.  Dec. 

1807,We8ton,  Connecticut  V.  St.  . 

10 

5 

17 

19.  April 

1808 

Parma,  Italien . 

— 

3 

18 

22.  Mai 

1808 

Stannern,  Mähren  .... 

249 

3 

19 

3.  Sept. 

1808 

Lissa,  Böhmen . 

2 

20 

Aug. 

1810 

iTipperary ,  Irland  .... 

1 

21 

23.  Not. 

1810 

Charsonville ,  Frankreich  .  . 

2 

2 

22 

12.  März 

1811 

Knleschowka,  Russland  .  . 

2 

2 

23 

1  8.  Jnii 

1811 

Berlangnillas,  Spanien  .  . 

2 

1 

24 

,15.  April  11812 

Erxlehen,  Preussen  .  .  . 

295 

2 

25 

5.  Ang. 

11812 

Chantonnay,  Frankreich  .  . 

201 

1  ^ 

Gewichte  unter  1  Gramm  sind  meist  nicht  angegeben. 


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Fall-Zeit  | 

Gewicht 

in  Grm. 

Datum 

Jahr 

L  0  c  a  1  i  t  ä  t. 

,  Haupt- 
Stück 

Zahl  der 
Exempl. 

26  10.  Sepi.  18]3|Liinerick,  Irland  ....  105  2 

27  15.  Febr.  1814  ßaclilDlit)  Jekaterinoslaw,  Russl.  82  1 

28  5.  Sept.  18  !4|Ageii,  Frankreich  ....  26  1 

29  18.  Febr.  1815  Dnrall«,  Indien .  17  1 

30  3.  Oct.  1815iCha88igny,  iLangres),  Frankreich  5  1 

31  Juni  l818,Seres,  Macedonien  ....  41  3 

32  13.  Juni  1819  Jonzac,  Frankreich  ....  —  1 

33  13.  Oct.  1819|Politz,  (Gera,  Köstritz)  Reuss  5  2 

34  12.  Juli  1820  Lixiia,  (Dünaburg)  Russland  .  140  3 

35' 15.  Juni  1821  JliTina8,  Frankreich  ...  151  1 

36  30.  Nov.  1822  Allababad,  Indien  ....  6  1 

37  10.  Febr.  1825 iNanjemoy,  Maryland  V.  S.  .  5  4 

38  14.  Sept.  1825  Honolulu,  Sandwich-Inseln  .  3,5  1 

39  9.  Mai  1827  Na8hville,  Tennesee,  V.  St.  .  5  1 

40  5.  Oct.  1827  Bialyatoh,  Russland  ...  —  1 

41  14.  Juni  1828|Richmond ,  Virginien,  V.  St.  6  1 

42  8.  Mai  1829!For8yth ,  Georgia,  V.  St.  .  .  1,5  1 

43  18.  Juli  1831  Vouill4,  Frankreich  .  ...  |  21  2 

44  1832  Umbala,  Indien  .....  i  1,5  1 

45  11.  Not.  1836Macao,  Brasilien .  10  1 

46|18.  April  1838|Akbiipore ,  Indien  ....  9  1 

47  6.  Juni  1838|Chaiidakapoor,  Indien  .  .  2.5  1 

48  13.  Oct.  1838  Capland,  (Cold-Bokkeveld),  Afrika  5,5  5 

49,13.  Febr.  1.^39  Little  Piney,  Missouri,  V.  St.  1,5  1 

50  12.  Juni  1840  üden,  Holland .  --  1 

51  22.  März  184l|Grnneberg,  Pr.  Schlesien  .  1  j  ^ 

52  12.  Juni  1841  .Cbatean-Renard ,  Frankreich  324  |  1 

53.26.  April  1842  Milena,  Croatien  ....  111  2 

54  25.  März  1843 jßi8bop8yi Ile,  Süd-Carolina,  V.St.  4  |  2 

55  2.  Juni  1843  Utrecht,  Holland  .  .  .  .  j  1  I  1 

56  16.  Sept.  1843  KleinWenden, (Nordhausen',  Pr.'  2  I  3 

57  29.  April  1844 'Killiter,  Irland  .....  !  1 

58  21.  Oct.  1844FaTar8,  Frankreich  ....  2  1 

59  Gefunden  1846A88ani,  Asien  .  —  1 

60  25.  Febr.  1847  Jowa ,  Linn  County,  V.  St.  48  4 

61  20.  Mai  1848  Castine,  Maine,  V.  St.  .  .  —  1 

62  31.  Oct.  1849  Cabarras  County,  Nd.  Car.,  V.St  30  4 

63  30.  Not.  1850|8halka,  Indien .  1  2 

64  17.  April  1851  Gütersloh ,  Westphalen  .  .  1,5  1 

65  23.  Jan.  1852lNellore ,  Indien .  36  2 


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21 


Fall-Zeit  1 

L  0  c  a  1  i  t  ä  t. 

Gewicht  in  Grm. 

Datum 

Jahr 

Haupt- 

Stück 

Zahl  der 
Exempl. 

66 

4.  Sept. 

1852 

Mezö  -  Madaraa?  Siebenbärgen 

37 

2 

67 

Gefunden 

1852 

Mainz,  Hessen . 

43 

2 

68 

6.  März 

1853 

Segowlee,  Indien  .... 

1 

1 

69 

13.  Mai 

1855 

Bremervörde,  pr.  Pnr.  Hannover 

2755 

2 

70 

U.  Mai 

1855 

Insel  ösel,  Russland  .  .  . 

14 

1 

71 

7.  Juni 

1855 

St.  Denis- Weatrem?  Belgien 

50 

1 

72 

6.  Aug. 

1855 

Petersburg,  Tennesee,  V.  St. 

9 

3 

73 

*) 

1856? 

Dnrango,  Mexico  .... 

145 

1 

74 

Gefunden 

1856 

Hainholz,  Westphalen  .  . 

73 

5 

75 

12.  Nov. 

1856 

Trenzano,  Lombardie  .  . 

2,5 

1 

76 

28.  Febr. 

1857 

Parnallee,  Indien  .  .  . 

80 

3 

77 

1.  April 

1857 

Heredia,  San  Jos^,  Costa  Rica 

449 

1 

78 

15.  April 

1857 

Kaba ,  Ungarn . 

1 

2 

79 

10.  Ocl. 

1857 

Ohaba,  Siebenbürgen  .  .  . 

9 

2 

80 

27.  Dee. 

1857 

Pegn ,  Indien . 

21 

1 

81 

19.  Mai 

1858 

Rakova,  Siebenbürgen  .  . 

14 

1 

82 

9.  Dec. 

1858 

Ansson  (Montrejean),  Frankr. 

49 

2 

83 

26.  März 

1859 

Harrison  Connty,  V.  St.  . 

17 

1 

84 

1.  Mai 

1860 

New  Concord,  Ohio,  V.  St. 

199 

2 

85 

14.  Jntt 

1860 

Dhnrmsala,  Indien  .  .  , 

52 

1 

86 

7.  Oct. 

1862 

Meno,  Nen  Strelitz  .  .  . 

— 

1 

87 

2.  Juni 

1862 

Bnschhof ,  Curiand  .  .  . 

47 

1 

88 

8.  Aug. 

1862 

Pilistfer  (Ankoma),  Livland 

53 

1 

89 

7.  Dec. 

1863 

Tnrinnes  -  la  -  Grosse  (Tirle- 

mont)  Belgien  .... 

57 

1 

90 

12.  April 

1864 

Nerft,  Curiand  ...... 

32 

1 

91 

14.  Mai 

1864 

Orgneil,  Frankreich 

5 

3 

92 

26.  Juni 

1864 

Dolgaja  Wolja,  Volbynien,Rnssl. 

34 

1 

93 

21.  Juli 

1865 

Anmale,  Algerien  .... 

2 

1 

94 

25.  Aug. 

1865 

Shergotty,  Behar,  Indien  . 

2 

95 

{21.  Sept. 

1865 

Mnddoor,  Mysore,  Indien  . 

1 

1 

96  j  9.  Juni 

1866 

Rnyabinya,  Ungarn  .  .  . 

31 

4 

*)  N«ehrichten  1867  S.  67. 


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22 


n.  Meteoreisen. 


Fundort. 

Gewicht 

Haupt- 

Stück 

in  Grm. 

Zahl  der 
Exempl. 

1 

Agram,  Croatien,  gefallen  am  26.  Mai  1751  , 

10 

4 

2 

Braiinail,  Böhmen,  gefallen  am  14.  Juli  1847 

108 

4 

3 

Bonanza,  Mexico . 

1,3 

1 

4 

Arva,  Ungarn,  gefunden  1844  . 

425 

7  .  . 

5 

Ashyille,  Nord-Carolina,  V.  St.  1839  .  .  . 

0,5 

1 

6 

Atakama,  Bolivia,  S.  A.  1827  . 

1840 

5 

7 

Bahia  (Bemdegd),  Brasilien,  1816  .  .  . 

257 

4 

8 

Bohnmilitz,  Böhmen,  1829  . 

31 

1 

9 

Brahin,  Bnssland,  1822  . 

17 

1 

10 

Breitenbach,  Böhmen,  1861  .... 

111 

3 

11 

Brasilien,  (Buenos -Ayres?) . 

18 

1 

12 

Burlington,  New  York,  V.  St.  1819  ,  .  . 

62 

1 

13 

Caille,  Frankreich,  1828  . 

47 

1 

14 

Capland,  Afrika,  vom  grossen  Fischfluss,  1837? 

14 

1 

15 

Capland,  Afrika,  1801 . .  . 

181 

6 

16 

Carthago,  Smith  County,  V.  St  1840  .  . 

22 

1 

17 

Chesterville ,  Sud -Carolina,  V.  St  1849 

115 

1 

18 

Claibome,  Alabama,  V.  St  1838  .  .  .  . 

2,5 

1 

19 

Colorado,  Bussei  Goulch,  V.  St  1863  .  .  . 

398 

2 

20 

Colorado,  Beear  Creek,  V.  St . 

301 

2 

21 

Copiapo,  Chili,  1863  ......... 

11 

1 

22 

Cosby,  Cook  C.  V.  St  1840  (Sevier-Eisen)  . 

25 

2 

23 

Cranbonme ,  Australien ,  1861 . 

206 

2 

24 

Dacotah,  Indian  Territory,  V.  St.  1863  .  . 

58 

1 

25 

Denton  Connty,  Texas,  1856  . 

1  26,5 

1 

26 

Dnrango,  Mexico,  1811 . .  . 

50 

1 

27 

Elbogen,  Böhmen,  1811 . 

35 

4 

28 

Franklin  Connty,  V.  St . 

56 

1 

29 

Green-Connty ,  Tennesee,  V.  St  1818  .  . 

69 

2 

30 

Grönland,  Bafflnsbay,  1819 . 

0,4 

1 

31 

Gnilfbrd,  Nord  -  Carolina ,  V.  S.  1830  .  . 

8,5 

1 

32 

Jewell  Hill,  Madison,  V.  St.  1856  .  .  . 

40 

2 

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23 


Fundort. 


33  Krasnojarsk ,  Sibirien,  1776  . 

34Lagrange,  Oldham  C.  Kentucky,  V.  St.  1860 
35Lenarto,  Ungarn,  1815 . 

36  Löwenflnss ,  Süd- Afrika,  1853  .  .  .  .  . 

37  Lockport,  New-York,  V.  St.  1845  .  .  . 

38Madoc,  Canada,  V.  St.  1854  . 

SOMarshall  C.,  Kentucky,  V.  St.  1856  .  .  . 

40  Nebraska,  Missouri,  V.  SU  1856  .  .  .  . 

41  Nelson,  G.  Kentucky,  Y.  St.  1856  .  .  .  . 

42  Nevada,  V.  St . 

431  Newton,  C.  Arkansas,  V.  St.  1860  .  .  . 

44|Obemkirchen,  Schaumburg,  Preussen  1863 

45  Oktibeha,  Mississippi,  Y.  St.  1857  .  .  . 

46  Orange  River,  Süd -Afrika,  1856  .  .  . 

47  Paraguay,  Paranafluss  (Tucuman?)  .  .  . 

4SPittsbnrg,  Pensylvanien,  Y.  St.  1850  .  . 

49Pnttnam,  C.  Georgia,  Y.  St.  1854  .  .  . 

50Rasgata,  Neu -Granada,  1823  . 

51  Red  River,  (Louisiana)  Texas  1808  .  .  . 

52  Rittersgrän,  Sachsen,  1861 . 

53  Robertson,  C.  Tennesee,  Y.  St.  1861  .  . 

54  Ruffs  Monntain,  Süd  Garol.,  Y.  St.  1850  . 

55  Salt  River,  Kentucky,  Y.  St.  1851  .  .  . 

56  Santa  Rosa ,  Mexico . 

57  Sarepta,  Saratow,  Russland,  1854  .  .  .  . 

58Scbwetz,  Preussen,  1850  . 

59Scriba,  Oswego  C.,  Y.  St.  1814.  .  .  .  . 

60 Seeläsgen,  Brandenburg,  Preuss.  1847  .  . 

61  Sierra  de  Chaco,  Atakama,  1862  .  .  . 

62  Seneca  -  See ,  New  York,  Y.  St.  1851  .  .  . 

63|Senegal,  Bambuk,  Afrika,  1763  .  .  .  . 

64jSniithland,  Livingston  C.  Kent.  Y.  St.  1840 
65, Steinbach,  Sachsen  1751  ...... 

66 1 Tabarz,  Thüringen,  1854  . . 

67,Tazewell,  Tennesee,  1854  . 

68Tolnca,  Mexico,  1784 — 1856  ..... 

69  Tacnman ,  Süd-Amerika ,  1783  .  .  .  . 

70  Tnczon ,  Mexico ,  1850  . 

71|Tala,  Russland,  ISO'if . .  • 

72|Union  G. ,  Georgia,  Y.  St.  1853  .  .  .  . 


Gewicht  in  Grm. 

Haupt-  Zahl  der 
Stück  Exempl. 

223  12 

383  1 

51  4 

5  1 

43  1 

19  1 

142  1 

0,5  1 

358  2 

6  1 

22  1 

180  2 

1,5  1 

31  1 

5  1 

104  2 

33  1 

5  1 

8  2 

63  1 

46  2 

36  2 

14  1 

50  2 

20  1 

48  1 

17  2 

26  3 

12  2 

121  1 

1  2 

8  1 

10  1 

20  1 

198  2 

2025  8 

0,5  1 

17  1 

7  1 

14  1 


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24 


mmi 

1  Gewicht  in  Grm. 

Fundort. 

1 

Haupt' 

Stück 

Zahl  der 
Exempl. 

73 

Wayne^  Ohio,  V.  S.  1859  .  .  .  *  .  .  * 

>.5 

1 

74 

Zacatecaa,  Mexico,  1792  . 

Zweifelhafte. 

i  58 

3 

Grönland,  (Niakomak?)  .  •  .  .  ^  • 

34 

1 

Hemalga,  Chili,  1840  .  * . 

31 

2 

Hommoney  Creek,  Nord-Carol.  V.  St.  1845 

195 

1 

Newstead,  Schottland,  1861  .  .  .  .  « 

68 

2 

WifAUr. 


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iVachrichten 

von  der  Königl.  Gesellschaft  der  Wissen¬ 
schaften  und  der  G.  A.  Universität  zu 
Göttingen. 


Januar  15.  JV&  2,.  1868. 


KdBigliche  (lesellschaft  der  Wissenschaften. 

Sitzung  am  4.  Januar. 

Ewald,  über  türkische  Zeitungen. 

Keferstein,  über  eine Zwitter-Nemertiue  (Borlasia  her- 
maphroditica)  von  St.  Malo. 

Derselbe,  Beiträge  zur  Anatomie  und Entwickelungsge- 
sohichte  einiger  Seeplanarien  von  St.  Malo.  Mit  3 
Tafeln  (Erscheint  in  den  Abhandlungen). 

Derselbe,  legt  eine  Mittheilung  von  Dr.  Metzger  in 
Norden  vor:  über  das  Männchen  und  Weibchen  der 
Gattung  Lernaea  vor  dem  Eintritt  der  sogenannten 
rückschreitenden  Metamorphose. 

Benfey,  TgTrioyld Femininum  zu  dem  zendischen 
Masculinum  Thraetäna  äthwyäna. 

üeber  türkische  Zeitungen, 
von 

H.  Ewald. 

Der  K.  G.  der  WW.  sind  in  den  letzten 
Wochen  12  Stücke  einer  türkischen  Zeitung  zu¬ 
gesandt,  welche  sich  Muchbir  d.  i.  An¬ 
zeiger  nennt.  Türkische  und  ähnliche  Mor- 
genländiscbe  Zeitungen  sind  zwar  heute  schon 
seit  20  bis  30  Jahren  keine  Neuigkeit  mehr:  in 
allen  Hauptstädten  des  Isläm’s  auch  da  wo  heute 
die  Europäer  nicht  unmittelbar  herrschen,  in 

3 


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26 


Constantinopel ,  Teheran,  Bairüt,  Qähira  und 
sonst,  erscheinen  jetzt  längst  Tagesblätter  in 
Türkischer  Persischer  und  Arabischer  Sprache, 
nur  dass  sie  freilich  bis  jetzt  nur  Nachbilder 
der  Zeitungen  unserer  Länder  sind  und  für  die 
Förderung  der  Wissenschaften  noch  sehr  wenige 
Beiträge  geben.  Das  neue  ist  hier  nur  dass 
der  Muchbir  uns  von  London  aus  zugesandt 
wird ,  wo  er  seit  dem  Herbste  erscheiht.  In 
London  und  in  ganz  England  wird  unter  allen 
Morgenländischen  Sprachen  gerade  das  Türkische 
noch  immer  am  wenigsten  getrieben:  und  wenn 
nicht  etwa  der  eine  oder  andere  Gehülfe  einer 
der  vielen  Englischen  Gesandtschaften  in  jenen 
Ländern  sich  des  Türkischen  kundig  macht,  so 
bekümmert  man  sich  sonst  dort  sehr  wenig 
darum.  Es  sind  aber  auch  nur  Gelehrte  von 
einer,  um  sie  nach  dem  bekannten  Ausdrucke 
so  zu  nennen,  Jungtürkischen  politischen  Partei, 
welche  in  London  eine  Zuflucht  aufgesucht  haben 
und  von  dort  aus  durch  diese  Türkische  Zeitung 
auf  das  Morgenland  zurückzuzuwirken  suchen. 
Wie  dem  sei,  man  muss  wünschen  dass  diese 
Blätter  in  unsrer  Universitätsbibliothek  aufbe¬ 
wahrt  werden,  theils  als  Beiträge  zur  Geschichte 
unserer  Zeit,  theils  um  zum  Unterrichte  in  dem 
neuesten  Türkischen  Style  zu  dienen. 

Die  Türkische  Schrift  ist  eine  höchst  unvoll¬ 
kommen  und  unbeständig  gebliebene,  im  geraden 
Gegensätze  zu  der  Neupersischen  welche  zwar  eben¬ 
falls,  die  Arabische  zu  ihrer  Grundlage  nahm 
aber  diese  mit  grosser  Geschicklichkeit  und  Be¬ 
harrlichkeit  deutlicher  und  gefögigqr  für  sich  zu 
machen  wusste.  Da  sie  nun  vorzüglich  für 
solche  welche  nicht  selbst  mündlich  von  iJ’ürken 
lernten  die  Türkischen  Laute  hur  sehr  mangel¬ 
haft  wiedergiebt,  so  können  uns  insofern  Grie¬ 
chische  und  Armenische  Zeitungen  zu  Hülfe  kom- 


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27 


men  welche  in  den  Morgenländischen  Städten 
heute  zwar  in  Türkiscli^r  Sprache  (solche  Fort¬ 
schritte  macht  diese  nqch  immer!)  aber  in  Grie¬ 
chischer  oder  in  Armenischer  Schrift  erscheinen. 
Diese  Schriften ,  besonders  die  Armenische, 
drücken  manche  der  Türkischen  Laute  deutlicher 
aus  als  es  in  der  Türkischen  Schrift  selbst  altem 
Herkommen  nach  gewöhnlich  ist. 


lieber  eine  Zwitter-Nemertine 
(Borlasia  hermaphroditica) 
von  St.  Malo. 

Von  WiUu  Keferstein. 

Während  man  in  früherer  Zeit  auf  das  Zu¬ 
sammenvorkommen  männlicher  und  weiblicher 
Geschlechtsorgane  in  demselben  Individuum  und 
auf  das  Getrenntsein  "derselben  aqf  zwei  Orga¬ 
nismen  einen  so  hohen  Werth  legte,  dass  man 
in  vielfacher  Beziehung  darin  einen  Spiegel  der 
ganzen  Organisation  und  damit  ein  vorzügliches 
Kennzeichen  für  tiefgreifende  systematische  Ein- 
theilungen  erblicktq,  haben  .neuere  Beobachtungen 
erwiesen,  wie  bei  den  niederen  Thieren  diese 
Verhältnisse  nur  geringe  Bedeutung  gemessen 
und  häufig  selbst  nur  Art-Unterschiede  bedingen. 

So  kennt  man  jetzt  unter  den  Borstenwür¬ 
mern  und  Nemadoten  einzelne  Zwitter,  unter 
den  Trematoden  einzelne  getrenntgeschlechtliohe 
Arten  und  noch  neuerdings  hat  Claparede*) 
aus  der  sonst  ganz  hermaphroditischen  Gruppe 
der  Planarien  eine  Art  mit  .getrennten  Geschlech¬ 
tern  (Planaria  dioica  von  St,  Vaast)  beschrieben. 

Nicht  zu  sehr  durfte  ich  mich  desshalb  wun- 

*)  Beobachtungen  über  Anatomie  und  Entwickelungs¬ 
geschichte  wirbelloser  Thiere.  Leipzig  1863.  foU  p.  19. 

3* 


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28 


dem,  als  ich  im  August  v.  J.  in  St.  Male  eine 
hermaphroditische  Nemertine  fand,  während  alle 
bisher  bekannten  Arten  dieser  Gruppen  getrennte 
Geschlechter  zeigen.  Immerhin  scheint  es  jedoch 
wichtig  genug  diese  Beobachtung  mit  wenigen 
Worten  zu  beschreiben. 

Die  Zwitter-Nemertine  wurde  am  tiefen  Ebbe¬ 
strande  gefunden,  war  röthlich,  theilweis  gelb¬ 
lich  von  Farbe  und 'hatte  eine  Länge  von  10™, 
eine  Breite  von  1 — 172”^.  Dieselbe  ordnet 
sich  der  Gattung  Borlasia^  in  der  von  mir  *)  ge¬ 
gebenen  Begränzung  unter,  weicht  aber  von 
allen  kenntlich  beschriebenen  Arten  dieser  Gat¬ 
tung  ab,  sodass  ich  sie  als  neue  Spezies  mit 
dem  Namen  Borlasia  hermaphrodiiica  bezeichne. 

Der  Kopf  ist  nicht  vom  Körper  abgesetzt 
und  hat  etwa  eine  Körperbreite  hinter  dem  zu¬ 
gespitzten  Vorderende  jederseits  eine  kleine  Ein¬ 
senkung,  in  die  auf  der  Unterseite  eine  kurze, 
quergestellte  Furche ,  Kopfspalte,  mündet. 
In  der  Mitte  zwischen  Vorderspitze  und  Kopf¬ 
spalte  befindet  sich  jederseits  ein  Augenfleck, 
der  aber  nicht  durch  besondere  Grösse  sich  aus¬ 
zeichnet.  Etwa  zwei  Körperbreiten  hinter  der 
Vorderspitze  liegen  die  Hir ngangl  ien,  an 
denen  man  den  Bau,  wie  er  für  die  Tremocepha- 
liden  charakteristisch  ist  und  die  dünnere  Rücken- 
wie  breitere  Bauchcommissür  deutlich  bemerkt. 
Nach  vorn  gehen  jederseits  vom  Gehirn  drei 
starke  Nerven  ab,  wovon  einer  zum  Auge  führt; 
nach  hinten  schickt  es  den  Seitennerven  ab,  der 
viele  und  starke  seitliche  Zweige  abgiebt.  Unter 
der  Kopfspalte  liegt  das  kleine,  eiförmige  Sei¬ 
tenorgan,  in  das  ein  flimmernder  Canal  tief 
ein  dringt  und  das  durch  einen  dicken  Strang 
mit  dem  Gehirn  verbunden  ist. 

*)  Untersuchungen  über  die  Nemertinen  in  Zeitschr. 
f,  wies.  Zoologie  Öl.  1862.  p.  64. 


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29 


Den  feineren  Bau  der  Seitenorgane  konnte 
ich  nicht  erkennen,  doch  verfolgte  ich  bei  die¬ 
ser  wie  bei  anderen  Arten,  einen  wimpernden 
oft  verknäulten  Canal  von  der  Kopfspalte  an 
tief  hinein,  der  bei  einer  Art  selbst  mit  einer 
verdickten  Mündung  in  die  Körperhöhle  zu  mün¬ 
den  schien,  so  dass  Aie  Aehnlichkeit  dieser  Or¬ 
gane  mit  manchen  Segmentalorganen  von  Bor¬ 
stenwürmern  überraschend  wurde.  Meine  ab¬ 
weichenden  frühem  Angaben*;  über  diese  räth- 
selhaften  Seitenorgane  muss  ich  hiernach  ver¬ 
bessern,  doch  hinderte  leider  das  ganz  unge¬ 
nügende  mir  in  St.  Malo  zur  Beobachtung  kom¬ 
mende  Material  die  Sache  zur  Entscheidung  zu 
bringen. 

Der  Rüssel  bei  der  hermaphroditischen  Art 
öffnet  sich  in*  der  Vorderspitze  des  Körpers ,  ist 
mit  langen,  zugespitzten  Zotten  bekleidet  und 
trägt  ein  Kalkstilet  von  gewöhnlicher  Form, 
nebst  Hülfsstacheln  in  mehreren  Taschen.  Der 
Mund  liegt  gleich  hinter  dem  Gehirn  und  der 
Darm  beginnt  ohne  eine  Speiseröhre  gleich  in 
voller  Breite  und  mit  tiefen  Aüssackungen. 

Auf  der  äusseren  Haut  sieht  man  zwi¬ 
schen  den  dichtstehenden  feinen  Cilien  zerstreute, 
lange  Tastborsten,  ziemlich  an  allen  Stellen  des 
Körpers,  und  bei  der  Kleinheit  des  Thiers 
möchte  dies  Vorkommen,  wie  auch  das  von  zwei 
Augen  auf  einen  Jugendzustand  einer  sonst  an¬ 
dersbeschaffenen  Art  deuten,  wenn  nicht  die 
ausgebildeten  Geschlechtsorgane  die  Reife  des 
Thiers,  wenigstens  was  die  Fortpflanzung  be¬ 
trifft,  erwiese. 

Die  Geschlechtsorgane  traten  an  den 
Körperseiten  zwischen  den  Darmtaschen  sehr 
deutlich  hervor  und  zwar  erschienen  sie  in  der 

*)  a.  e.  a.  0.  p.  82. 


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vorderen  Körperhälfte  als  dunkle,  in  der  hinte¬ 
ren  als  hellere  Massen.  Bei  genauerer  Betrach¬ 
tung  zeigten  sich  die  vorderen  Massen  als  Hoden, 
die  hinteren  als  Eierstöcke.  Die  Hoden  waren 
strotzend  gefüllt  mit  reifen  Zoospermien ,  welche 
einen  dickem  geschlängelten  Kopf  (von  0,008- 
0,01““)  und  einen  feinen  langen  Schwanz  hatten. 
Die  Entwickelung  der  Zoospermien  aus  den 
Samenzellen  konnte  ich  nicht  verfolgen.  Wäh¬ 
rend  die  Zoospermien  ganz  ausgebildet  waren, 
zeigten  sich,  namentlich  was  die  Grösse  betrifft, 
die  Eier  in  den  Eierstöcken  noch  nicht  ganz 
vollendet,  obwohl  sie  Dotter,  Keimbläschen  und 
Keimfleck  deutlich  aufwiesen.  Leider  fand  ich 
nur  ein  Exemplar  dieses  merkwürdigen  Thiers 
und  es  war  d  esshalb  nicht  weiter  zu  entschei¬ 
den,  ob  die  in  den  als  Hoden  bezeichneten  Mas¬ 
sen  befindlichen  Samenfäden,  dort  wirklich  ent¬ 
stehen,  oder  nicht  vielleicht  dort  nur  wie  in 
Samentaschen  aufbewahrt  werden  und  voneinena 
andern  (männlichen)  Individuum  dorthin  gebracht 
sind.  Doch  scheint  mir  diese  letztere  Annahme 
eine  zu  künstliche  Erklärung  !der  einfachen  Be¬ 
obachtung. 

Wie  weit  der  Fund  einer  Zwitter- Nemertine 
die  Beobachtungen  vön  lebendig  gebärenden 
Nendertinen  mit  den  Jungen  in  der  LeibeshöUe, 
wie  sie  von  Max  Schnitze,  von  Claparede 
und  mir  selbst  gemacht  sind,  zu  erklären  ver¬ 
mag,  will  ich  hier  nicht  ausführen,  doch  scheint 
mir  für  jene  Fälle  die  Möglichkeit  einer  Fort¬ 
pflanzung  auf  ungeschlechtlichen  Wege  und  das 
Vorkommen  eines  Generationswechsels  bei  den 
Nemertinen  sehr  in  Betracht  zu  ziehen  zu  sein. 


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lieber  das  Männcben  und  Weibchen 
der  Gattung  Lernaea  vor  dem  Eintritt 
der  sog^n.  rückschrei tenden  Metamor¬ 
phose. 

Von 

Br.  A.  Metzger 

in  Norden. 

Im  März  1866  entdeckte  ich  an  den  Kiemen 
von  Platessa  flesus  ausser  dem  gewöhnlich  dort 
zu  findenden  Chondracanthus  cornutus  einen 
neuen,  etwa  eine  Linie  langen  und  ausserordent¬ 
lich  zierlichen  Copepoden.  Wie  mich  später 
fortgeskzte  .  Nachforschungen  fiberzeugt  haben, 
ist  derselbe  indessen  fast  zu  allen  Jahreszeiten 
an  jedem  grösseren  Individuum  der  genannten 
Fischatt  in  grosser  Menge  zu  treflFen,  entzieht 
sich  aber  nur  gar  zu  leicht  seiner  Kleinheit  und 
versteckten  Lage  wegen  der  Beobachtung.  Beim 
ersten  Anblick  der  Kiemen  bemerkt  inan '  in  der 
That  ausser  kleinen  dunkeln  Pünktchen  und 
Strichen  Nichts ,  was  einen  Söhmärotzer  ver- 
rathen  könnte ;  erst  wenn  man  die  ausgeschnit¬ 
tenen  Kiemen  unter  Wasser  bringt,  und  sich 
dadurch  die  einzelnen  Blättchen  von  einaridör 
lösen^  sieht  man  den  kleinen  Parasiten  mit  sei¬ 
nem  freien  Körperende  an  den  Kiemehspitzen 
fibttirön. 

Bei  genauer  Musterung  der  einzelnen  Indivi¬ 
duen  konnte  ich  nun  sofort  zwei  von  einander 
abweichende  Formen  unterscheiden :  eihe  kürzere, 
mehr  gedrungene  und  eine  schlankere  mit  ver¬ 
längertem  Hinterleib.  Meine  Vermuthung,  hierin 
Geschlechtsuntersbhiede  zu  erblicken,  wurde  bald 
durch  Auffindung  zahlreicher  vereinter  Päarchen 
bestätigt.  Bei  jedem  solchen  Päärchen  w^ar  im¬ 
mer  die  kürzere  Form  vermittelst  ihrer  starken 


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Klammeraiitennen  am  Grunde  des  Hinterleibes 
der  schlankeren  befestigt.  Weibchen  mit  Eier¬ 
schnüren  konnte  ich  trotz  wiederholter,  bis  spät 
in  den  Herbst  hinein  fortgesetzter  Nachsuchungen 
niemals  auffinden.  Ueber  die  systematische  Be¬ 
stimmung  des  anscheinend  zu  den  Dichelestiinen 
gehörenden  Copepoden  blieb  ich  daher  vorläufig 
im  Zweifel. 

Endlich  im  April  des  folgenden  Jahres  fand 
ich  wider  mein  Erwarten  dasselbe  Thierchen 
auch  an  den  Kiemen  eines  nicht  sehr  grossen 
Cyclopterus  Lumpus,  zugleich  aber  an  den  Kie¬ 
menbogen  desselben  auch  vier  Exemplare  einer 
»jugendlichen  Lernaea«,  als  welche  sich  dieselben 
auf  dem  ersten  Blick  durch  drei  stielrunde,  am 
oberen  Theile  des  Rumpfes  befindliche  Hörner, 
so  wie  durch  den  bereits  etwas  verhornten  und 
Sförmig  verdrehten  Hinterleib  zu  erkennen  gaben. 
Wie  gross  war  aber  meine  üeberraschung ,  als 
ich  bei  näherer  Untersuchung  an  dieser  Lemaea 
sämmtliche  Merkmale  meines  fraglichen  Parasi¬ 
ten  wiederfand.  Die  Bildung  der  Antennen  und 
Gliedmassen,  die  eigenthümliche  feine  Querstrei¬ 
fung  des  Abdomens  u.  s.  w.  war  so  überein¬ 
stimmend,  dass  mir  über  die  Zusammengehörig¬ 
keit  beider  Formen  kein  Zweifel  mehr  bleiben 
konnte.  Da  nun,  so  viel  ich  weiss,  die  Männ¬ 
chen  von  Lemaea,  sowie  die  der  Penellinen  über¬ 
haupt  ,  noch  nicht  bekannt  sind  ,*)  und  man 
ausser  den  bereits  gänzlich  umgeformten  Weib¬ 
chen  nur  das  erste  Naupliusstadium  und  einige 
sogenannte  Jugendformen  beschrieben  findet**): 
so  wird  das  im  Folgenden  mitgetheilte  Ent- 

*)  Vergl.  Claus,  Ueber  die  Familie  der  Lemaeen  in 
Würzburg,  naturw.  Zeitschrift.  II.  Bd.  p.  17. 

*♦)  Kröyer,  Naturhist.  Tidskrift  I.  p.  293  u. 

Van  Beneden,  Becherches  sur  la  faune  litor.  de 
Belgique  (Crustaces)  pag.  130.  pl.  XIX.  fig.  5—12. 


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Wickelungsstadium,  in  welchem  aller  Wahrschein¬ 
lichkeit  nach  die  Begattung  vor  sich  geht,  des 
Interesses  nicht  ganz  entbehren. 

Männliche  Form,  Cephalothorax  (Kopf  und 
erster  Thoracalring)  länger  als  breit,  den  drit¬ 
ten  Theil  der  gesammten  Körperlänge  übertref¬ 
fend,  vorn  bogig  zugerundet,  hinten  abgestutzt. 
Auf  dem  vordem  Theile  des  Cephalothorax  fin¬ 
det  sich  in  der  Mitte  ein  ziemlich  grosser  Augen- 
fieck  mit  zwei  kugelförmigen  Linsen.  Zweites, 
drittes  und  viertes  Thoracalsegment  frei,  allmä- 
lig  an  Breite  abnehmend;,  zusammen  kürzer  als 
der  Cephalothorax.  Genitalsegment  gegen  das 
Ende  an  Breite  zunehmend,  fast  so  lang  wie  die 
drei  freien  Thoracalringe.  Schwanzstücke  durch 
eine  leichte  seitliche  Einschnürung  in  zwei  un¬ 
gleiche  Abtheilungen  getheilt,  wovon  die  letzte 
grössere  zwei  kleine  Fortsätze  (furca)  trägt,  die 
an  ihrer  Spitze  mit  je  drei  längeren  Borsten 
endigen. 

Erstes  Fühlerpaar  schlank,  undeutlich  geglie¬ 
dert,  vorn  mit  feinen  Haaren  besetzt  und  mit 
Borsten  endigend. 

Zweites  Fühlerpaar  kräftig,  dreigliederig; 
zweites  Glied  mit  einem  zahnartigen  Fortsatz, 
gegen  welchen  das  sichelförmig  gekrömmte  End¬ 
glied  einschlägt. 

In  dem  beweglichen  Mundkegel  liegt  die  cy- 
linderische  Saugröhre,  welche  mit  einem  Ringe 
endigt,  der  auf  seinem  ganzen  Umfange  mit 
einer  zierlichen  Reihe  gekrümmter  Zähnchen  be¬ 
waffnet  ist ;  darunter  folgen  noch  zwei  vom 
(bauchwärts)  offene  Ringe,  die  je  aus  zwei  halb¬ 
kreisförmigen  Bogen  gebildet  werden,  welche  hin¬ 
ten  an  einer  zum  Grundgerüst  des  Mundkegels 
herablaufenden  Leiste  eingelenkt  scheinen,  Au¬ 
ssen  ajn  Gmnde  des  Kegels  liegen  jederseits 
die  Taster,  welche  am  Ende  zwei  längere  steife 


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34 


und  auf  einer  seitlichen  Basalerweiterung  eine 
kürzere  Borste  tragen. 

Erstes  Paar  der  Maxillarfüsse  dreigliöderig ; 
Basalglied  gross  und  vorn  an  der  Aussenseite 
mit  einem  ‘zahnartigen  Fortsatz,  zweites  Glied 
nach  dem  Ende  zu  schräg  verbreitert,  drittes 
klauenförmig,  leicht  gekrümmt.  Das  zweite  ünd 
dritte  Glied  sind  zusammen  dem  Bilde  einer 
zeigenden  Hand  nicht  ganz  unähnlich. 

Zweites  Paar  der  Maxillarfüsse  etwas  kräf¬ 
tiger,  aus  einem  grossen  eiförmigen  Basalgliede 
und  einem  langen  hakenförmigen  Klauengliede 
bestehend. 

Erstes  und  zweites  Paar  der  Schwimmfüsse 
ztJoeiarfnig^  die  Arme  zweigliederig,  letztes  Glied 
mit  langen  Schwimmborsten. 

Drittes  und  viertes  Paar  der  Schwimmfüsse  ' 
einarmig  y  im  Ucbrigen  mit  den  beiden  vorher¬ 
gehenden  übereinstimmend. 

Das  ganze  kaum  über  Linien  lange  Thier- 
chen  ist  bis  auf  einzelne  Körperstellen ,  welche 
ein  dunkelviolettes  bis  blaues  Pigment  enthalten, 
durchscheinend  und  von  eigenthümlicher ,  bläu¬ 
lichgrauer  Farbe. 

Die  weibliöhe  Form  unterscheidet  sich  von 
der  männlichen  1)  durch  den  Mangel  des  zwei¬ 
ten  Paares  der  Maxillarfüsse  und  2)  durch  den 
verlängerten,  nur  w^nig  abnehmehden,  cylinde- 
riechen  und  leicht  gebogenen  Hinterleib,  an 
welchem  Genitalsegment  und  Schwanzstück  äusser- 
lich  nicht  zu  Unterscheiden  sind.  Die  beiden 
’Endfortsätze  (furca)  sind  verschwindend  klein 
und  nur  mit  zwei  oder  drei  kürzeren '  Borsten 
besetit.  Ausserdem  zeigt  die  ^Oberfläche  des 
ganzen  Hinterleibes  eine  äusserst  feine  und  regel¬ 
mässige  Qubrstreifung,  in  Folge  deren  die  Bän¬ 
der  des  Abdomens  bei  leichter  Pressung  durch 
ein  Deckgläschen  wie  gezähnelt  erscheinen. 


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35 


Die  Schwimmfüsse,  das  erste  Paar  der  Maxil- 
larfusfee,  der  Mundkegel  und  die  Antennen  sind 
von  denen  des  Mänücliens  nicht  verschieden. 
Während  nun  bei  sämmtlichen  männlichen  In¬ 
dividuen  ,  die  mit  weiblichen  vereint  gefunden 
wurden,  das  Genitalsegment  angeschwollen  war 
und  an  den  Stellen,  wo  die  beiden  Geschlechts- 
Öffnungen  liegen,  je  eine  kugelige  Auftreibung 
zeigte,  war  dagegen  bei  den  Weibchen  etwas 
Derartiges,  auf  den  Beginn  des  Generationsge¬ 
schäftes  Hindeutendes  nicht  zu  bemerken.  Selbst 
bei  weiter  fortgeschrittenen,  schon  in  der  rück¬ 
schreitenden  Metamorphose  befindlichen  In¬ 
dividuen,  an  denen  der  Cephalothorax  und  die 
drei  freien  Thoracalsegmenten  nicht  mehr  zu 
unterscheiden  waren,  die  aber  sämmtlich  noch 
beide  Antennenpaare,  das  Maxillarfusspaar  und 
die  im  Basalgliede  allerdings  schon  etwas  ver¬ 
kürzten  vier  Paare  Schwimmfüsse  besassen,  so 
wie  noch  einzelne  der  oben  erwähnten  <  Pigment- 
steilen  zeigten,  war  eine  Auftreibung  des  Hinter¬ 
leibes  durch  die  ^  Geschlechtsstofie  nicht  zu  be¬ 
merken.  Das  Abdomen  war  nur  bedeutend  ver¬ 
längert,  stark  Sförmig  verdreht  und  zeigte  selbst 
noch  unter  dem  dünnen  Hornüberzuge  die  für 
die  weibliche  Form  so  characteristische  Quer¬ 
streifung.  Dennoch  glaube  ich,  dass  in  dem  oben 
beschriebenen  Entwickelungszustand  die  Begatt 
tung  erfolgt ,  wofür  ja  ausser  der  so  häufig  von 
mir  beobachteten,  immer  in  derselben  Weise 
stattfindenden  Vereinigung  beider  Geschlechter 
noch  der  Umstand  spricht,  dass  man  selbst  an 
den  schon  in  der  Umformung  befindlichen  und 
noch  nicht  mit  Eierschnüren  versehenen  Lernaea- 
formen  Mäntichen  niemals  gefunden  hat.  Nach 
erfolgter  Begattung  verlässt  dann  das  Weibchen 
die  Kiemenblättchen  seines  Wirthes  und  sucht 
dafür  die  Kiemenbogen  desselben  öder  öines  an- 


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dem  Fisches  auf.  Hier  erst  entwickeln  sich  die 
eine  dauernde  Fixirung  herbeiführenden  Hörner, 
welche  ähnlich  wie  das  Haftorgan  der  Lernaea- 
poden  das  zweite  Maxillarfusspaar  des  Männ¬ 
chens  vertreten,  und  die  darauf  nicht  mehr  in 
Function  kommenden  Gliedmassen  verkümmern 
oder  verschwinden  nach  und  nach.  Das  Männ¬ 
chen  dagegen  wird  einer  solchen  Umwandlung 
nicht  unterliegen,  denn  »ihm  bleibt  ja  nach  wie 
vor  die  Aufgabe  activer  Geschlechtsthätigkeit, 
vor  Allem  das  Weibchen  zur  Begattung  aufzu¬ 
suchen«.  (Claus,  Freilebende  Copepoden  pag.  7); 
es  erlangt  mithin  die  für  die  Familie  und  Gat¬ 
tung  aufgestellten  Charaktere  niemals,  Ueber- 
haupt  aber  geht  aus  dem  Obigen  hervor,  dass 
beide  Geschlechter  der  hier  in  Frage  stehenden 
Lernaea  eine  Stufe  der  morphologischen  Ausbil¬ 
dung  zeigen ,  wie  sie  zunächst  erst  bei  den 
Dichelestiinen  wiedergefunden  wird  und  wie  sie 
die  Chondracanthen  und  Lernaeopoden  schon  nicht 
mehr  erreichen,  was  offenbar  für  die  systemat. 
Stellung  der  Lernaeen  nicht  ohne  Bedeutung  sein 
kann. 


TqTTosvid^AS'dva  Femininum  des  zendi- 
schen  Masculinum  Thraitäna  Athwyäna, 

Ein  Beitrag  zur  vergleichenden  Mythologie 
von 

Th.  Benfey. 

Hört  oder  liest  man  diese  üeberschrift ,  so 
wird  man  vielleicht  meinen,  dass  alles  hier  so 
glatt  und  einfach  liege,  dass  es  kaum  einer  wei¬ 
teren  Bemerkung  zum  Erweis  der  Richtigkeit 


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dieser  Vergleichung  bedürfe,  wird  sich  sogar 
vielleicht  wundern,  dass  diese  erst  jetzt  in  die 
Oeffentlichkeit  tritt  und  kaum  begreifen  können, 
wie  so  sie  den  ausgezeichneten  Männern,  welche 
sich  mit  vergleichender  Glossologie,  Mythologie 
und  Götterlehre  auf  dem  Gebiete  des  indogerma¬ 
nischen  Alterthums  beschäftigen,  bisher  habe 
entgehen  können. 

Allein  die  Sache,  wenn  auch  keinesweges  sehr 
fern  gelegen,  ist  doch  auch  nicht  so  einfach,  als 
•die  Ueberschrift,  in  welcher  ich  das  Resultat  der 
Untersuchung,  die  ich  hier  theils  vorlegen,  theils 
andeuten  werde,  auf  das  prägnanteste  auszudrü¬ 
cken  gesucht  habe,  auf  den  ersten  Anblick  anzu¬ 
nehmen  gestattet.  Es  werden  einerseits  einige 
Momente  hervofzuheben  sein,  welche  von  denen, 
die  sich  mit  nahe  verwandten  Fragen  beschäftig¬ 
ten,  nicht  beachtet  sind  und  andrerseits  habe  ich 
mir  erlaubt,  Worte  in  dieser  Ueberschrift  zusam¬ 
menzustellen,  welche  keinesweges  in  so  unmittel¬ 
barer  Verbindung  stehen,  als  danach  scheinen 
möchte.  Im  Gegentheil  werde  ich  mich  genöthigt 
sehen,  eine  Mittelform  einzufügen,  welche  weit 
entfernt ,  die  Identität  derselben ,  in  so  weit  sie 
behauptet  wird,  klai’er  hervortreten  zu  lassen, 
vielmehr  die  Kliift  zwischen  ihnen  erweitern  und 
uns  nöthigen  wird ,  die  in  der  Ueberschrift  fast 
lückenlos  scheinende  Verbindung  erst  auf  Um¬ 
wegen  wiederherzustellen,  welche  Manchem  viel¬ 
leicht  nicht  ganz  gefahrlos  Vorkommen  möchten. 
Doch  zur  Sache! 

In  den  Veden  erscheint  mehrfach  eine  mythi¬ 
sche  Persönlichkeit,  Tritd,  welcher,  wie  dem  Indra 
und  andern  Gottheiten  die  Vernichtung  von  Dä¬ 
monen  zugeschrieben  wird,  die  der  Erde  den  be¬ 
fruchtenden  Regen  vorenthalten;  an  einigen  Stellen 
wird  besonders  hervorgehoben,  dass  sie  die  Kraft 
zu  dieser  That  dem  heiligen  Somatrank  verdanke 


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38 


Rigtieda^  1.  187.  1.  X.  99.  6),  an  einer  (Välakhilya 
4,  1)  trinkt  Indra  bei  ihr  den  Sama;  im  Mahd- 
Bkärata  9 ,  2094  ff.  bereitet  sie  ihn  in  einem 
Brunnen  und  dass  sie  schon  in  alter  Zeit  als 
Somabereiter  galt,  dürfen  wir  daraus 

folgern ,  dass  der  Somabereitende  Priester  über¬ 
haupt  in  den  Veden  Triia  genannt  wird  (vgl.  das 
Petersburger  Sanskrit  -  Wörterbuch  unter  Trita 
äptya  und  Tväshtra^  so  wie  Adalb.  Kuhn  in 
Höfer’s  Zeitschrift  für  die  Wissenschaft  der 
Sprache  I.  276  ff.  1845;  das  Glossar  meiner  Aus¬ 
gabe  des  Sanidveda  1848  unter  Trita;  und  Roth 
in  der  Zeitschrift  der  Deutschen  Morgenländischen 
Gesellschaft  I,  216  ff.  1848). 

An  einer  Stelle  des  Rigxteda  (1.  158,  5),  auf 
welche  ich  zuerst  in  den  Göttinger  gelehrten  An¬ 
zeigen  1847  S.  1483  und  dann  am  angeführten 
Orte  des  Sämat>eda  aufmerksam  machte  (vgl.  auch 
Roth  a.  a.  0.  S.  230),  erscheint  als  Vollzieher 
einer  ähnlichen  That  eine  Persönlichkeit  Namens 
Traitanä. 

Die  Aehnlichkeit  der  That,  so  wie  des  Na¬ 
mens  (er  sieht  fast  wie  ein  Patronymikum  von 
einer  nach -manchen  Analogien  zu  vermuthenden 
Nebenfoito  von  Trita^  aus,  vgl.  Orient  und 

Occident  I,  271  ff.)  würden  schon  an  und  für 
sich  eine  Berechtigung  gewähren  ,  beide  Namen 
in  innige  Beziehung  zu  setzen ;  allein  wir  be¬ 
dürfen  dafür  keiner  Hypothese.  Denn  diese 
Beziehung  tritt  -  zwar  nicht  in  indischen ,  wohl 
aber  in  den  heiligen  Schriften  der  zoroastrischen 
Religion  mit  der  grössten  Bestimmtheit  hervor. 

Trita  führt  in  den  Veden  den  Beisatz  aptya 
und  diese  beiden  Namen  kehren  auch  in  den  zo¬ 
roastrischen  Schriften  wieder;  nicht  aber  wie  in 
den  Veden  verbunden,  sondern  getrennt. 

Der  erste,  mit  der,  im  Zend  durch  das  r  her^ 
beigeführten  Aspirirung  des  Anlauts,  TÄri/a  lau- 


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39 


tend  ,  erscheint  zunächst  Vendidad  20  ,  1  fF.  de. 
Wesiergaard  als  eine  hochheilige  mit  grossen  Ga¬ 
ben  ausgestattete  menschliche  Persönlichkeit;  fer¬ 
ner  72  und  Xn,  113.  wo  er, als  ein  Sohn 

des  QäyuMri  bezeichnet  wird.  Diese  Stellen 
dürfen  uns  gleichgültig  sein,  da  es  fraglich  sein 
kann ,  ob  der  in  ihnen  vorkommeude  Thrita  mit 
dem  vedischen  Trita  in  eine?"  andern  Beziehung 
als  der  der  Namensgleichheit  steht. 

Von  Bedeutung  dagegen  ist  Yagna  IX,  6 — 8 
West.  {Spiegel  21 — 27)  einerseits  und  IX  9 — 11 
West.  {Sp.  28 — ^^39)  andrerseits,  da  in  ihnen  die 
Trennung  von  Trita  und  äptya  mit  Entschieden¬ 
heit  hervortritt,  zugleich  aber  auch  die  ursprüng¬ 
liche  Zusammengehörigkeit  noch  hinlänglich  zu 
erkennen  ist.  Beide:  Thrita  sowohl,  als  der, 
durch  den  aspirirenden  Einfluss  des  y  auf  das 
vorhergehende  t  nnd  des  so  entstandenen  th  auf 
das  p  und  dann  eingetretene  Un^stellung  der  bei¬ 
den  letzteren  Laute  in  zendisch  Athwya  verwan¬ 
delte,  üptya  gehören  zu  den  ersten  Menschen, 
welche,  wie  der  vedische  Trita,  den  heiligen  Haonia 
(zendischer  Reflex  des  sanskritischen  Soma)  be¬ 
reiteten.  Thrita  ist  der  dritte  derselben  (an  der 
zweiten  ,der  eben  erwähnten  Stellen  des  YagncC) 
und  erhält  zum  Lohne  dafür  zwei  Söhne  t/ir- 
väkhshaya  und  KeregßQpa,  deren  letzterer,  wie  in 
den  Vedep  ^der  Vater,  einen  Unhold,  die  Schlange 
{azhi  =  der  yorwaltenden  vedischen  Bezeichnung 
der  Unholde  ahi)  Qrmra  erschlägt.  Der  Reflex 
von  äptya  dagegen:  äthwyq>  isjb  der  zweite  der 
Haomabereiter  (an  der  ersten  der  erwähnten 
Stellen,  des  Yagna)  und  erhält  zum  Lohn  dafür 
einen  Sohn  Thraitana ,  welcher  ebenfalls  eine 
Schlang!^  (azhi)  mit  Nam^n  dahäka ,  erschlägt. 
ThraStana  uher  ist  der  genaueste  Reflex  des,  er¬ 
wähnten .  sanskritischen  Traitana  und  ,  wie  wir 
weiterhin  sehen  werden,  tritt  gewöhnlich  als  Bei- 


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satz  dazu  äthwyäna,  oder  nach  einer  andren  Les¬ 
art  äthwyana,  so  dass  sich  in  diesem  Helden  die 
beiden  Derivata  von  Trila  und  äptya  grade  so 
zur  Bezeichnung  einer  einzigen  Person  vereinigen, 
wie  deren  Basen  in  den  Veden.  Aus  diesem  Ver- 
hältniss  dürfen  wir  zwei  Schlüsse  ziehen:  Erstens, 
dass  die  in  den  Veden  erscheinende  Vereinigung 
Trita  äptya  das  ursprüngliche  ist  und  die  Tren¬ 
nung  sowie  die  Verwandlung  der  unzweifelhaft 
alten  Gottheit  in  Menschen  erst  später  eintrat; 
doch  ist  nicht  unbeachtet  zu  lassen,  dass  sich  zu 
beiden  schon  die  Ansätze  in  den  Veden  finden  — : 
in  der  Beschränkung  des  Namens  Tt'ita  auf  den 
Somapressenden  Priester,  in  dem  Vorkommen 
von  Äptya  allein  {Rigi\  5,  41,  9)  und  dem  Ge¬ 
brauch  dieses  Wortes  als  Bezeichnung  des  Indra 
und  einer  Götterclasse  (s.  Petersburger  Wörter¬ 
buch  unter  äptya)  ^  so  wie  in  der  wie  es  scheint 
nach  und  nach  eingetretenen  Herabdrückung  des 
alten  Gottes  zu  einem  blossen  Rishi  (s.  Peters¬ 
burger  Wörterbuch  unter  Trita  1.  d.),  Zweitens: 
dass,  wie  sich  thraetana  äthwyana^  oder  äthwyanay 
im  YaQn.  IX,  7  (wo  er  thraStäna  heisst,  worüber 
sogleich)  und  durch  seine  beiden  Namen  als 
Sohn  des  Thrita  äthwya  kund  giebt ,  obgleich  er 
nur  der  des  äthwya  genannt  wird,  so  auch  in 
dem  vedischen  Reflex  des  ersten  Namens  Traitana^ 
obgleich  die  zweite  Bezeichnung  durch  eine  Art 
Patronymikum  von  äptya  fehlt ,  ein  Sohn  des 
Trita  äptya  zu  erkennen  ist.  Wie  im  Zend  der 
Vater  Äthwya  seinen  Hauptnamen  Thrita  einge- 
büsst  hat,  beide  Formen  aber  in  den  Derivaten 
erhalten  sind,  durch  welche  der  Sohn  bezeichnet 
ist,  so  ist  umgekehrt  in  den  Veden  der  volle 
Name  des  Vaters  bewahrt,  während  beim  Sohn 
das  Derivat  von  dessen  zweitem  Theil  fehlt. 

Es  ist  schon  beiläufig  bemerkt,  dass  der  Name 
des  Sohnes  des  äthwya  nicht  bloss  in  der  Form 


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41 


Thraetana  erscheint.  Es  finden  sich  noch  zwei 
andre,  welche  zu  beachten  sind :  die  gewöhnliche, 
von  Burnonf  in  seiner  Bearbeitung  des  9.  Capi- 
tels  des  Yagna  vorgezogene  und  von  Wester gaard 
und  Spiegel  durchweg  in  den  Text  genommene, 
auch  von  JusH  in  seinem  Wörterbuch  einzig  be¬ 
rücksichtigte  ,  lautet  Thraitaona.  Die  Leseart 
Thraetana  dagegen  haben  der  Vendidad  Sade,  die 
drei  Yagna  Manuscripte,  welche  Burnouf  zu  Ge¬ 
bote  standen,  das  Manuscript  von  Manakdjt  zu 
Yagna  IX,  7  (s.  Burnouf  Etudes  sur  la  langue  et 
sur  les  textes  Zends^  besondrer  Abdruck  aus  dem 
Journal  asiatique  S.  163,  vgl.  auch  SpiegeVs  Va- 
riantenverzeichniss  zu  dem  entsprechenden  EX. 
24  und  Tkritanöy  welches  nur  eine  Corruption 
von  Thraitanö  ist,  zu  Vd.  I,  69  =  I,  18  West.); 
ferner  K  10  und  Btd  zu  Vd.  I,  18  (bei  Westerg.]; 
so  wie  P.  13  zu  Fragm.  11,  1  und  2  (bei  We- 
sterg.  p.  331). 

Da  das  letztre  der  genaueste  Reflex  des  sans¬ 
kritischen  Traitana  ist,  so  darf  schon  deshalb 
nicht  angenommen  werden,  dass  es  durch  Ver¬ 
schreiben  oder  Entstellung"  aus  dem  in  den  Text 
genommenen  Thraitaona  entstanden  sei;  dagegen 
spricht  auch  die  schon  erwähnte  Variante  für 
äthwyäna,  welche  äthwyana  lautet  und  zu  athwya 
in  demselben  Verhältniss  steht,  wie  Thraitana  = 
Traitana  zu  Thrita  =  Trita, 

Im  Gegentheil  könnte  man  auf  den  ersten 
Anblick  an  der  Richtigkeit  oder  Ursprünglichkeit 
der  allgemein  bevorzugten  Form  Thraitaona  zwei¬ 
feln.  Doch  auch  diese  wird  zwar  nicht  durch 
einen  unmittelbaren  Reflex  im  Sanskrit  oder  an¬ 
dern  indogermanischen  Sprachen  gesichert,  wohl 
aber  durch  eine  sanskritische  Bildung,  welche  in 
einem  sehr  nahen  Verhältniss  dazu  steht. 

Neben  Trita  erscheint  in  den  Veden  auch  ein 

4 


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42 


in  inniger  Beziehung  zu  ihm  stehender  Dvita  (s. 
Petersb.  Wörterbuch  u.  d.  Worte);  daran  schliesst 
sich  aber  ein  Eigenname  Dmitavana;  eine  ana¬ 
loge  Bildung  aus  Trita  würde  Traitaeana  lauten 
und  da  ana  imZend  oft  in  ao  übergeht  (vgl.  z.  B. 
vaonare  für  eamnare,  monushäm  für  eavanushäm 
hei  Justi  unter  mn)  so  würde  ThraStaona  dessen 
treuester  Reflex  sein  (vgl.  auch  Roth  in  ZDMG. 
II,  219). 

Wir  haben  demnach  kein  Recht  diese  Form 
zu  verwerfen ;  ThraSfana  und  Thraifaona  sind 
vielmehr  als  zwei  gleichberechtigte  Wechselformen 
zu  erkennen,  wie  sie  grade  in  mythischen  und 
religiösen  Namen  der  alten  Welt  so  häufig  neben 
einander  erscheinen.  Der  Grund  davon  liegt, 
wo  sie  etymologisch  berechtigt  sind ,  darin,  dass 
die  apellativische  Bedeutung  derselben  lange  im 
Volksbewusstsein  fortlebte;  wo  sie  auf  Entstel¬ 
lungen  beruhen,  welche  aber  der  Gebrauch  fixirt 
hat,  dass  der  häufige  Gebrauch,  so  wie  ihre  nicht 
seltene  Verbreitung  von  engbegränzten  Localitäten 
aus  sie  leicht  topischen  wegen  ihrer  ursprünglich 
localen  Beschränkung  analogielosen  Umwandlungen 
aussetzte. 

Ausser  diesen  beiden  Formen  Thraetaona  und 
Thraetana  erscheint  endlich  noch  eine  dritte,  die 
in  der  üeherschrift  hingestellte  Thraetana  in  Ks 
zu  Ygn.  IX.  7  (bei  West.)  und  inÄ'Sb  zu  Vd.  1. 
18  (bei  West.)^  auch  die  VV.  bei  Spiegel 
an  den  entsprechenden  Stellen  Vd.  I.  69.  Yen, 
IX.  24. 

Hier  könnte  man  auf  den  ersten  Anblick  in 
der  That  an  eine  blosse  Entstellung  aus  Thraetana 
durch  ungehörige  Dehnung  denken.  Allein  zwei 
Momente  entscheiden  auch  hier  für  die  Richtig¬ 
keit  dieser  Nebenform. 

Zunächst  erscheint,  wie  schon  bemerkt,  als 
Beisatz  des  Thraetaona  u.  s.  w.  äthwyäna  und 


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43 


trotz  der  sogleich  zu  erwähnenden  Varianten, 
welche  denen  von  Thraetaona  im  Wesentlichen 
gleich  sind,  ist  von  den  Herausgebern  diese  Form 
stets  bevorzugt. 

So  Fragm,  H,  1.  im  Nominativ  (wo  L  18 
äthwyano,  dagegen  K  19  und  P13  äthwydnö,  un¬ 
zweifelhaft  der  Form  Thraetaonö  entsprechend, 
haben);  2.  im  Accusativ  (wo  K19,  P13  und 
L  18  äthwyanem  lesen)  3.  in  Nominativform  (wo 
K  19,  P  13  äthwyonö  haben);  ferner  Yasht  XJH. 
131,  wo  der  Text  bei  WesL  äthwydnö  hat  mit 
dem  nicht  seltenen  Eintritt  von  ä  für  d,  dagegen 
P  13,  K  12  und  Kh  1  den  Genitiv  des  Femini- 
mums  äthwydnois^  ein  Lakonismus,  der  sich  an 
die  nicht  seltene  Bezeichnung  des  Thraetaona  als 
viQÖ  puthrd  dlhwydndis  ,Sobn  des  d/Zttr^dnischen 
Geschlechts^  [YshL  V,  33.  IX,  13.  XV,  23.  XIX, 
36)  schliesst  und  sich  noch  weiter  zu  blossem 
dihwydnöiSy  selbst  ohne  Zusatz  von  Thraetaona^ 
verkürzt;  so  XXHI,  4  (wo  K  25  die  interessante 
Variante  ätpanöis  hat,  interessant  dadurch,  dass 
sie  an  den  neupersischen  Kepräsentanten  von 
dthwyOy  nämlich  dbtln  erinnert,  während  Firdusi 
statt  dessen,  mehr  im  Einklang  mit  der  sskr. 
Form  dbtin  hat,  vgl.  noch  aa.  Formen  bei  Justi 
s.  V.  dthwya)  und  XXIV,  2  (wo  ebenfalls  eine 
Variante  in  K  4  erscheint,  nämlich  dthwydnaosy 
Genitiv  eines  Themas  auf  »ti,  welches  aber  aus 
allen  Analogien  heraustritt). 

Wie  sich  dieses  dthwydna  zu  dthwya  verhält, 
ganz  eben  so  verhält  sich  aber  Tharetana  zu 
Thrita  und  schon  dadurch  wird  die  Richtigkeit 
dieser  Form  hinlänglich  erhärtet. 

Den  zweiten  Grund  bildet  aber  das  oben  als 
üeberschrift  dieses  Aufsatzes  hingestellte  Ver- 
hältniss  dieses  Thraetdna  zu  dem  griechischen 
TQlTOivid* 

Da  der  zendische  Anlaut  Tä,  wie  schon  be- 

4* 


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44 


merkt,  nur  Folge  einer  speciell  zendischen  Laut- 
Umwandlung  von  t  ist  so  bildet  die  gemeinschaft¬ 
liche  Grundlage  für  beide  Formen  zunächst  eine 
Form  mit  anlautendem  fr. 

Dem  antretenden  durch  welches  im  Sanskrit 
und  Zend  Feminina  gebildet  werden,  entspricht 
im  Griechischen  vorwaltend  la,  a  mit  Uebertritt 
von  t  in  die  vorgehende  Sylbe,  und  id  (vgl.  z.  B. 
sskr.  pimri,  Femininum  von  piean,  mit  griech. 
nis^qa  Ilisqia  und  msqig  Femininen  von  nXov; 
sanskritisches  und  zendisches  ä  aber  wird  be¬ 
kanntlich  überaus  oft  durch  «  wiedergespiegelt, 
so  dass  abgesehen  von  dem  Verhältniss  des  grie¬ 
chischen  l  zu  dem  zendischen  ae  die  vollständige 
formale  Identität  zwischen  einem  zendischen  Fe¬ 
mininum  thraetdrd  und  dem  griechischen  Tqnwrid 
unbezweifelbar  ist. 

Wenn  bei  der  Identification  so  grosser  Laut- 
complexe,  wie  die  vorliegenden,  von  je  acht  Lau¬ 
ten,  eine  solche  Majorität,  hier,  sieben  grie¬ 
chische  sechs  zendische,  einander  ganz  regelrecht 
entspricht,  versteht  es  sich  von  selbst,  dass  eine 
Minorität,  wie  die  vorliegende,  ein  griechischer 
gegen  zwei  zendische,  von  keinem  Gewicht  ist. 
Selbst  wenn  wir  nicht  im  Stande  wären,  auch 
für  dieses  Verhältniss  eine  Analogie  beizubrin¬ 
gen  ,  oder  es  zu  erklären ,  würde  die  Identität 
dieser  beiden  Wörter  dennoch  feststehen  und 
eben  in  ihnen  grade  ein  sicheres  Beispiel  für 
den  Keflex  von  zend.  ai  durch  griechisch  r  zu 
finden  sein.  Allein  auch  hier  lässt  uns  das 
sprachvergleichende  Verfahren  nicht  im  Stich. 

Das  zendische  ae  ist  regelmässig  der  Reflex 
von  sskr.  e  z.  ß.  daiva  =1  sskr.  dem.  Zwar 
will  ich  nicht  in  Abrede  stellen,  dass  wegen  des 
Verhältnisses  von  (hraiiäna  zu  ihraStana  welches 
dem  sanskritischen  traitand  gleich  ist ,  die  Mög¬ 
lichkeit  nabe  liegt,  dass  in  diesem  Worte  das 


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45 


zend.  a6  dem  sskr.  ai  entspricht;  allein  selbst 
wenn  diess  der  Fall  wäre,  spricht  doch  das  all¬ 
gemeine  Verhältniss  des  Zend  Sowohl  als  der  äl¬ 
testen  indischen  Volkssprachen  zum  Sanskrit  da¬ 
für,  dass  die  sskr.  Umwandlung  von  t  zu  ai  und 
a  zu  a«,  die  sogenannte  Vriddhi  dieser  beiden 
Vokale,  wenn  sie  auch  schon  in  einigen  Fällen 
vom  Zend  getheilt  wird,  doch  nicht  in  die  Zeit 
vor  der  Sprachtrennung  hinauf  reicht,  dass  sie 
vielmehr  für  Formen,  welche  dieser  angehören, 
noch  nicht  vorausgesetzt  werden  darf.  Zu  die¬ 
sen  gehören  aber  die  hier  mit  einander  vergli¬ 
chenen,  da  sie  in  vollständiger  Identität  in  geo¬ 
graphisch  so  weit  getrennten  Eäumen  verkom¬ 
men.  Wir  sind  also  berechtigt  auch  hier  zend. 

wie  gewöhnlich  als  Repräsentanten  von  sans¬ 
kritischem  e  zu  betrachten;  diesem  entspricht 
aber  vorwaltend  griechisch  so  dass  wir  Tqsi- 
Tfaviö  zu  erwarten  hätten.  Es  wäre  nun  zwar 
nichts  ungebührliches,  bei  der  nahen  Verwandt¬ 
schaft  von  griechisch  si  und  r  und  dem  so  häu¬ 
figen  Wechsel  desselben  in  Inschriften,  wodurch 
die  wesentlich  gleiche  Aussprache  derselben  schon 
für  verhältnissmässig  alte  Zeiten  feststeht,  den 
üebertritt  von  jenem  in  dieses  in  einem  Götter¬ 
namen  auch  ohne  alle  Analogien  anzunehmen; 
allein  auch  an  diesen  fehlt  es  nicht;  um  mich 
jedoch  nicht  auf  weitläuftige  Discussionen  einzu¬ 
lassen,  beschränke  ich  mich  auf  die  Anführung 
einer  einzigen,  dafür  aber  ganz  sicheren,  näm¬ 
lich  tQig  Gir  TQs^g  in  TQigxaidexa  (vgl.  mein  griechi¬ 
sches  Wurzellexikon  II,  273  und  Bopp  Vgl.  Gr.* 
n,  78),  vgl.  tsaoaQsgxaidsxa, 

Diesemnach  dürfen  wir  unbedenklich  Tqitw- 
vid  als  Femininalthema  einer  ursprünglichen  Form 
betrachten,  welche  in  den  heiligen  Schriften  der 
Perser  thraStdna  lautet. 

Wir  haben  schon  gesehen,  dass  dengewöhn- 


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46 


liehen  Beisatz  dieses  thraetäna  ein  nachfolgendes 
äthfjoyäna  bildet;  ganz  eben  so  erscheint  hinter 
TQntavlg  ^A&dva  (Anthol.  PI.  1.  8*  3) 

(Apoll. Rh.  1,768)  unA^A^rivctifi  (ehds.  1,  109). 
Die  griechische  wie  die  zendische  Verbindung 
sieht  ganz  wie  eine  alte  formelartige  Vereinigung 
zweier  Wörter  zur  Bezeichnung  eines  religiösen 
Wesens  aus ,  ähnlich  wie  sskr.  dydush  pitar 
(Eigv.  VI.  51.  5),  Zsv  TECtTCQ  Jupiter,  zend.  da- 
tärö  tanhräm^  dooT^geg  idoav;  und  da  die  nach¬ 
gewiesene  Identität  von  TqUeavid  mit  thraetäna 
fest  steht,  so  bildet  sie  schon  an  und  für  sich 
ein  starkes  Präjudiz  dafür,  dass  auch  ^A&ava 
mit  äthwyäna  in  gleicher  Weise  identisch  sei, 
das  heisst  das  Femininum  desselben. 

Daran  würde  wohl  auch  Niemand  zweifeln, 
wenn  es  erlaubt  wäre ,  wie  in  der  Ueberschrift 
geschehen,  *A&dva  der  Form  äthwyäna  unmit¬ 
telbar  gegenüberzustellen.  Dazu  sind  wir  aber 
keineswegs  berechtigt. 

Wir  haben  schon  gesehen,  dass  äthwya^  die 
Basis  Yon  äthwyäna,  ein  Reflex  und  zwar  keines- 
weges  ein  ganz  regelrechter  von  sanskritisch 
äptya  ist.  Wie  gewöhnlich  hat  auch  hier  das 
Sanskrit  die  ursprüngliche  Form  treuer  bewahrt, 
als  seine  Sprachverwandten ;  in  ihr  ist  die  ety¬ 
mologische  Bildung  noch  mit  voller  Sicherheit 
zu  erkennen.  Die  materielle  Basis  ist  äp,  die 
starke,  oder  vielleicht  ursprüngliche  Form  des 
Nomen  ap  »Wasser«;  die  formative  das  Affix 
iya  (vgl.  über  dasselbe  Pänini  IV,  2,  98;  104; 
105  und  meine  Vollständige  Sanskrit-Grammatik 
§.  498  A.  B.  u.  S.  235).  Dieses  hat  ausser  an¬ 
dern  Bedeutungen  (vgl.  Vollst.  Gr.  die  Bedd. 
XIX — .XLVT  des  Sufi*,  a  13  in  §.  503 — 524  und 
dazu  S.  187  §.487)  die  »sich  befindend«  indem 
was  die  Basis  bedeutet.  Danach  würde  äptya 
bedeuten  »sich  im  Wasser  befindend«  und  da 


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eine  ganze  Classe  von  Gottheiten  so  genannt 
wird,  so  ist  klar,  dass  diese  dadurch  als  »im 
Wasser  hausende«  bezeichnet  werden  und  Trita 
durch  diesen  Beinamen  ihnen  zugezählt  wird. 
Nur  ist  dabei  zu  beachten,  was  jetzt  als  bekannt 
vorausgesetzt  werden  darf,  dass  »Wasser,  Meer« 
und  ähnliche  Bezeichnungen  in  den  alten  mythi¬ 
schen  und  religiösen  Anschauungen  der  Indoger¬ 
manen  nicht  das  Wasser  auf  Erden,  sondern  das 
der  Atmosphäre,  des  Himmels  bedeuten,  daher 
z.  B.  auch  der  indische  Gott  des  Himmels  Indra 
in  den  Veden  denselben  Beisatz  äpiya  führt  (s. 
Petersb.  Wtb.  unter  dptya).  Erst  später  werden 
diese  himmlischen  Wasser  zu  irdischen  und  die 
in  ihnen  hausenden  ursprünglichen  Luftgötter  zu 
Meergöttem.  Neben  aptya  erscheint  auch  mit 
der  unverstärkten  ursprünglichen,  oder  vielleicht 
aus  dp  geschwächten  Basis :  ap  dptya  in  der  ety¬ 
mologisch  gleichen  Bedeutung  »wässerig,  dunstig« 
(Rigv.  I,  124,  5). 

Wir  haben  also  als  Urform  von  äthwya  dp- 
fya  von  dthwydna  dptydna,  höchstens  vielleicht 
aptya  aptydna  anzuerkennen  und  sind  ver¬ 
pflichtet  'A&dva  nicht  aus  den  zendischen,  son¬ 
dern  aus  diesen  Formen  zu  erklären. 

Diese  dptydna  oder  aptydna  stehen  aber  auf 
den  ersten  Anblick  dem  Namen  Ad'dva  ziemlich 
fern  und  sollte  es  mir  nicht  gelingen,  ihre  Iden¬ 
tität  vollständig  nachzuweisen,  so  erinnere  ich  an 
das  über  die  Umwandlung  antiker  mythischer 
Namen  schon  oben  Bemerkte;  bei  der  Verbrei¬ 
tung  von  localisirten  Persönlichkeiten  dieser  Art 
konnte  es  leicht  kommen,  dass  sich  eine  topisch 
stark  uragestaltete  Form  durch  weite  Verbreitung 
des  Localdienstes,  in  welchem  diese  Namensver¬ 
änderung  eingetreten  war,  an  die  Stelle  einer 
auf  die  Urform  leichter  reducirbaren  setzte  und 
diese  ganz  verdrängte.  Wer  würde  z.  B.,  wenn 


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48. 


sich  von  den  von  Justi  unter  äthwya  aufgeführ¬ 
ten  verschiedenen  Umwandlungen  des  Namens 
von  Vater  die  Form  a^/2a/  einzig  gel¬ 

tend  gemacht  hätte,  mit  Leichtigkeit  ihr  lautli¬ 
ches  Verhältniss  zu  äthwya  zu  erweisen  vermö¬ 
gen? 

üebrigens  würde  man  sich  irren,  wenn  man 
aus  diesen  einleitenden  Worten  entnehmen  wollte, 
dass  ich  mich  halsbrechender  Künste  bedienen 
würde,  wai'^Ad'dva  und  *dptyäna  mit  Gewalt  un¬ 
ter  einen  Hut  zu  bringen.  Das  lautliche  Ver¬ 
hältniss  ist  keinesweges  so  sehr  dunkel,  dass  es 
grosser  Wagnisse  bedürfte,  um  zum  Ziel  zu  ge¬ 
langen. 

Es  wird  zunächst  so  ziemlich  allgemein  ange¬ 
nommen,  mit*'^ri9’/^  in  etymologischer 

Verbindung  steht  (vgl.  unter  andern  Pott  Etym. 
Forsch.  II.  42)  und  für  die  Berechtigung  die¬ 
ser  Annahme  spricht  mit  ziemlicher  Entschie¬ 
denheit  die  Sage  von  der  Entstehung  des  EricA- 
thonius^  welcher  nach  einer  Form  Sohn  des  fie- 
phästos  und  der  Atthis  nach  der  andern  des  He-- 
phästos  und  der  Athene  ist  (Apoll.  HI,  14.  6), 
wo  also  Atthis  und  Athene  mit  einander  wech¬ 
seln,  wesentlich  identisch  erscheinen. 

Ferner  ist  ^Atd^ig  zugleich  Landesname  für 
Attika  und  kann  so  das  Mittelglied  für  eine  Ver¬ 
bindung  Yon'' Amxij  mit  Athene  bilden  und  auch 
diese  Verbindung  wird  von  Etymologen  ange¬ 
nommen  (s.  Pott  a.  a.  0.). 

Wir  wären  also  berechtigt,  bei  unsrer  Er¬ 
klärung  des  Namens  ^A&^vfj  von  ""Avnxy  und 
’*A^diq  auszugehen. 

Bis  jetzt  leitet  man,  alter  Ueberlieferung  ge¬ 
mäss  "^AmxrJ  von  'Axtij  ab,  welches  ein  alter 
Name  des  Landes  gewesen  sein  soll  und,  zu  des¬ 
sen  geographischer  Lage  passend ,  dasselbe  als 
Meergestade  bezeichnet  habe.  Dabei  nimmt  man 


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49 


eine  Assimilation  von  ler  zu  rr  an,  für  welche  es 
zwar  bis  jetzt,  so  viel  mir  bekannt,  kein  siche¬ 
res  Analogon  giebt,  die  sich  aber  doch  in  diesem 
speciellen  —  sicherlich  topisch  entstandenen  — 
Namen  vielleicht  durch  Dissimilation  erklären 
würde,  indem  dxuxij  wegen  der  beiden  x  viel¬ 
leicht  durch  Kakophonie  das  Ohr  beleidigte. 

Nimmt  man  aber  diese  Ableitung  von  dxtij 
an,  so  muss  man  den  Zusammenhang  mit  *AT&ig 
aufgeben.  Denn  erstens  ist  in  dieser  Form  kein 
Grund  für  die  Assimilation  des  x  an  den  T-laut 
abzusehen,  da  hier  kein  x  folgt,  und  zweitens  ist 
ebensowenig  ein  Grund  zu  erkennen,  welcher  den 
üebergang  des  zweiten  t  von  ^Aviixri  in  er¬ 
klären  könnte.  Zwei  Umwandlungen  aber  und 
zwar  der  wesentlichsten  Elemente  eines  Wortes 
anzunehmen,  von  denen  die  eine  ohne  Analogie, 
die  andere  unerklärbar  ist,  möchte  doch  auch 
für  einen  mythologischen  und  geographischen 
Namen  unstatthaft  sein. 

Es  sind  daher  nur  zwei  Wege  übrig:  entwe¬ 
der  müssen  wir  die  Verbindung  von  'Ai;t$x^  mit 
aufgeben,  oder,  trotz  der  —  vielleicht 
übrigens  keinesweges  ganz  verlässigen  —  Angabe, 
dass  ^Ax%ri  ein  alter  Name  von  Attika  gewesen 
sei,  die  Richtigkeit  der  Ableitung  von  äxri^  in 
Abrede  stellen. 

Wir  haben  keinen  Grund,  diese  Frage  hier 
zu  discutiren,  da  die  von  mir  vorzuschlagende 
Erklärung  von  '^twxiy,  ^At^ig  und  'A&^Vfj  auch 
der  Verbindung  mit  dem  ersten  Namen  entbeh¬ 
ren,  und  man  für  diesen  also  auch  die  von  dxt^ 
bestehen  lassen  kann. 

Im  Falle  man  jedoch  die  Verbindung  fest- 
halten  und  die  Erklärung  aus  dxz^  zurückwei¬ 
sen  will,  würde  ich  sowohl  für  "^Avt&xri  als  ^At- 
d^i-d  dptya  (vielleicht  aptya)  zu  Grunde  legen. 
In  ""Avftxtj  betrachte  ich  vi  als  Assimilation  von 


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50 


nt.  Von  dieser  Assimilation  giebt  es  und  zwar 
grade  im  Attischen  mehrere  Beispiele;  denn  so 
wenig  als  anzunehmen  ist,  dass  in  attisch  th- 
taQBq  und  böotisch  nitiaqa  aus  dem  ursprüng¬ 
lichen  Thema  katvar  das  tt  eine  Umwandlung 
von  gewöhnlichem  (Tu  sei,  sondern  vielmehr;  dass 
tt  die  ursprüngliche  aus  Assimilation  von  tp  zu 
Ti  entstandene  Form  ist,  eben  so  wenig  ist,  wo 
sich  nt,  tt  und  atf  gegenüberstehen,  dem  letzten 
ein  Vorrang  vor  dem  mittleren  einzuräumen, 
sondern  auch  hier  als  erste  Stufe  Assimilation 
zu  tt  {nituiv  für  nints^v)  anzunehmen.  So  ist 
auch  in  ottii  (Hesych.)  =  was  man  auch 

über  die  Aspirata  im  Anlaut  denken  mag,  doch 
eine  Form  von  ursprünglichem  dn-n,  also  Assi¬ 
milation  von  Trr  unverkennbar;  ebenso  mävtava^ 
vgl.  dntavBtov  und  dntdviov. 

Sollte  man  übrigens  trotzdem  diese  Assimi¬ 
lation  im  Allgemeinen  bezweifeln,  so  lässt  sich 
noch  ein  Grund  für  die  Zulassung  derselben  in 
diesem  besonderen  Fall  geltend  machen. 

Das  Wort  ap  »Wasser«  hat  nämlich  im  San¬ 
skrit  die  Anomalie,  dass,  statt  des  auslautenden 
p  vor  den  mit  bh  anlautenden  Casusendungen, 
d  erscheint;  da  im  Sanskrit  alle  harte  Conso- 
nanten  vor  bh  weich  werden  müssen  und  sich 
nach  weisen  lässt,  dass  in  den  indogermanischen 
Sprachen  schon  vor  der  Trennung  Nominalthe¬ 
men  existirten,  welche,  als  Rest  eines  mit  t  an¬ 
lautenden  Suffixes  ,  blosses  t  hinter  ihrem  wur- 
zelrepräsentirenden  Element  hatten  (vgl.  meinen 
Aufsatz  in  Kuhn’s  Zeitschrift  für  vgl.  Sprfschg. 
K,  105  ff.),  so  ist  es  höchst  wahrscheinlich,  dass 
einst  das  Thema  apt  oder  äpt  lautete  und  z.  B. 
ad-bhis  aus  apt~bhis  durch  Dissimilation  (d.  h. 
Einbusse  des  p  wegen  des  lautverwandten  bh) 
und  Erweichung  des  t  entstand.  Auch  die  No¬ 
minative  Singularis  und  Locative  Pluralis 


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51 


-dhmt^  ~srai-\-sUy  •dht>Qt-\-su^  so  wie  die  Instru¬ 
mentale,  Dative  und  Ablative  des  Dual  und  Plu¬ 
ral  •srad-\-bhydm  u.  s.  w.  von  srams,  dhvams  »fal¬ 
len«  ruhen  auf  einer  organischeren  Nominalform 
srast^  dhmst  für  srams-\-AS,  t ,  dht'ams-\-AS,  t] 
die  Einbusse  des  Nasals  findet  nach  Analogie  von 
srasta  Ptcp.  Pf.  Pass,  und  aa.  Statt. 

Existirte  diese  Form  noch  zur  Zeit  der  Ad- 
jectiv-Bildung  durch  tya,  so  lautete  diese  dpttya 
änvijo^  wo  die  zwiefachen  %  noch  leichter  Assi¬ 
milation  oder  selbst  Verdrängung  des  n  herbei¬ 
führen  konnten. 

In  Ai;fHd  —  mögen  wir  es  nun  mit 
in  Verbindung  lassen  oder  davon  trennen  und 
unmittelbar  dptya  oder  aptya  gegenüberstellen  — 
erklärt  sich  das  gegenüber  von  pty  zunächst 
durch  Assimilation  des  />  an  das  aus  t  durch 
den  aspirirenden  Einfluss  des  folgenden  y  (j). 
Zwar  ist  dieser  Einfluss  in  der  That  nirgends 
mit  Sicherheit  nachzuweisen;  allein  da  altes  ; 
im  Griechischen  häufig  im  Anlaut  zu '  wird  (vgl. 
z.  B.  sskr.  yaj  =  dy),  so  ist  die  Annahme,  dass 
es  sporadisch  auch  im  Inlaut  aspirirend  habe 
wirken  können,  keine  besonders  kühne  (vgl.  wei¬ 
terhin  das  Verhältniss  von  zu 

sehen  wir  doch  i?,  welches  ebenfalls  im  Anlaut 
zu  ‘  wird,  diesen  Einfluss  nicht  selten  üben  und 
w'enn  ä-Xsitfoa  mit  Recht  zu  sskr.  Up  gestellt 
wird,  wird  sich  y  statt  p  kaum  anders  als  aus 
dem  y  {j )  der  sogenannten  vierten  Conjugations- 
klasse  des  Sanskrit  erklären  lassen :  ä-Xeicfia  für 
ä-lep-ydmi^  wie  mid  im  Sanskrit  med-ydmi  bildet. 

In  lAr&ig  erkenne  ich  das  Femininum  von 
dplya^  oder  vielleicht  aptya  ^  als  Bezeichnung 
des  Trita,  so  dass  in  ihr  das  weibliche  Gegen¬ 
bild  desselben  wesentlich  in  derselben  Weise 
hervortritt,  wie  in  der  Tgtrcovid  das  seines  Soh¬ 
nes  des  Thraetäna. 


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52 


als  Femininum  eines  aus  äptya  durch 
das  Affix  xa  gebildeten  Adjectivs  würde  ich  er¬ 
klären  als  »das  dem  Apiya  angehörige  Land«; 
insofern  dieser  Gott  durch  seinen  Namen  als 
»Wassergott«  bezeichnet  ist,  erinnere  ich  an  den 
Kampf  der  Athene  mit  Poseidon  um  den  Besitz 
von  Athen,  und  an  die  Ueberlieferung  dass  die¬ 
ses  einst  Iloastdcovia  und  die  sumpfige  ge¬ 

heissen  haben  soll  (s.  Preller  Griech.  Mythol.  I. 
161  und  n.  4).  Doch  ist,  wie  gesagt,  die  Ver¬ 
bindung  von  'Amxij  mit  und  ^Ad^ijv^ 

zweifelhaft. 

Wie  sich  ^Ax&lg  als  Femininum  an  äptya 
schliesst,  so  "^A^dva  an  äptydna^  welches  wir  aus 
äthwyäna  erschliessen  dürfen.  Das  x  von  *Ax&ig 
ist  hier  eingebüsst;  auch  dafür  wird  sich  (ähn¬ 
lich  wie  bei  der  Aspirirung  das  x  zu  &)  keine 
sichere  Analogie  nachweisen  lassen.  Dennoch 
steht  der  Zusammenhang  zwischen  *Axd'ig  und 
^A&ijvy  so  sehr  über  allem  Zweifel,  dass  er  durch 
diesen  Mangel  nicht  im  Geringsten  beeinträch¬ 
tigt  wird. 

Wie  scheinbar  regellos  Umwandlungen  der¬ 
artiger  Eigennnamen  eintreten,  das  heisst:  nach 
wie  speciellen  topischen  Lautneigungen  sie  bis¬ 
weilen  umgestaltet  sein  mögen  für  die  wir  im 
Gemeingriechisch  keine  Analogien  nachzuweisen 
im  Stande  sind,  zeigt  die  Form  ^Axyyfj  als  Name 
eines  Demos,  die,  so  gut  wie  der  Stadtname 
^A&^vai,  mit  ^Ad^yvfi  sicher  identisch,  von  dem 
Doppellaut  in  "^AxMg  nur  die  tenuis  zeigt. 

Die  Kürze  des  anlautenden  A  m'Ad^^vfj  erklärt 
sich  mit  der  grössten  Wahrscheinlichkeit  und  nach 
vielen  Analogien  durch  den  auf  die  unmittelbar 
folgende  Sylbe  fallenden  Accent,  vergl.  z.  B.  (rra 
fSxa-xOy  im  Sanskrit  sogar  mit  noch  grösserer  Schwä¬ 
chung  sihiAd  und  Or.  u.  Occ.  I,  236  f.  Möglich  wäre 
übrigens  auch,  dass  die  Nebenform  äptya  die 


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Basis  der  in  ^Ad'rjvri  wiedergespiegelten  Ableitung 
bildete  und  dieses  einem  "^äptyäna  gegenüber¬ 
stehe. 

Auf  jeden  Fall  sind  diese  Schwierigkeiten  nicht 
der  Art,  dass  sie  uns  hindern  könnten,  wieTjf* 
tiMivid  als  Femininum  zu  Thraetdna,  so  den  Bei¬ 
satz  von  jenem  als  Femininum  von  a/A- 

wydna,  dem  Beisatz  von  diesem,  mit  voller  üe- 
berzeugung  aufzustellen. 

Wie  sehr  wir  vielmehr  dazu  berechtigt  sind, 
erkennen  wir  am  besten,  wenn  wir  einfach  ap- 
iydnd  miA^A&ävä  einander  gegenüberstellen.  Wir 
sehen  dann,  dass  die  fünf  Elemente  des  griechi¬ 
schen  Wortes  fünfen  der  sieben  des  zu  verglei¬ 
chenden  ganz  oder  wesentlich  und  in  derselben 
Reihenfolge  entsprechen;  also  eine  sehr  bedeu¬ 
tende  Majorität  in  ihnen  identisch  ist;  von  den 
beiden  übrigen,  einer  verhältnissmässig  sehr  ge¬ 
ringen  Minorität,  ist  das  y  als  Aspiration  zu  dem 
Dental  getreten ;  p  aber,  wie  die  verwandte  Form 
^Ard'lg  zeigt  erst  dem  Dental  assimilirt  dann  ein- 
gebüsst. 

Will  man,  selbst  bei  so  grosser  üeberein- 
stimmung  im  Uebrigen,  den  Mangel  einer  Ana¬ 
logie  für  zwei  Elemente  urgiren,  so  kann  man 
auch  die  unanfechtbare  Identität  von  dthtoyq  mit 
dptya  anfechten.  Denn  der  Reflex  von  sskr.  pt 
durch  zend.  thw  steht  ebenfalls  ohne  weitere 
Analogie  da. 

Erlauben  wir  uns  die  bisher  besprochenen 
Namen  übersichtlich  (im  Nominativ  Singul.)  zu¬ 
sammenzustellen  : 

Indisch  Zend  Griech. 

Trita  Xplyah  Thritö  und  Athwyd  Ax&ig 

Traitanäh .  .  \ .  Thraetanö  dthwyanö  . . 

Thraetdno  dthwydnö  TqmAvig^ A&dva 
Thraetaonö  äthwyonö  . 

Dass  TqnaS,  nach  meiner  Ansicht  nur  eine 


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andre  Form  für  Tgitcovidy  nämlich  eigentlich  Tqt- 
tiavi  (s.  meinen  Aufsatz  in  der  Zeitschrift  der 
Deutschen  Morgenländischen  Gesellschaft  VlII, 
456  und  Or.  und  Occ.  I,  264,  wozu  man  noch 
Tuv  Aaxotv  aus  der  kretischen  Inschrift  vonDre- 
ros  bei  K.  Fr.  Hermann  in  den  Gött.  Gel. 
Anz.  1855  S.  101  füge),  so  wie  der  Va¬ 

ter  der  mit  Athene  identischen  Pallas  und  Er¬ 
zieher  der  Athene  selbst  (Apollod.  III,  12.  3), 
dann  auch  der  Name  der  Athene  Tqitoyivsia, 
der  der  Tritonen,  sowie  der  der  Mutter  des  Tri¬ 
ton  ebenfalls  hieher  gehören,  ver¬ 

steht  sich  von  selbst;  doch  bedürfte  es  zur  ge¬ 
naueren  Einsicht  in  diese  Formen  mehrerer  Er¬ 
örterungen,  auf  welche  ich  jetzt  nicht  einzuge¬ 
hen  vermag. 

Eben  so  wenig  erlaubt  es  mir  meine  jetzt 
sehr  beschränkte  Zeit  mich  auf  die  Behandlung 
mehrerer  anderer  Fragen  einzulassen,  die  von 
dem  hier  aufgestellten  Standpunkt  aus  eine  Be¬ 
antwortung  verlangen  und  erhalten  können.  Doch 
hofie  ich  alles  in  einer  Abhandlung  zusammen¬ 
zufassen,  welche  ich  später  der  Königl.  Gesell¬ 
schaft  der  Wissenschaften  vorzulegen  gedenke. 

Für  jetzt  beschränke  ich  mich  auf  einige  we¬ 
nige  Worte  über  das  Verhältniss  der  Athene  zu 
diesem  Ap/^a’schen  Geschlecht  und  über  ihre  ei¬ 
gentliche  Bedeutung.  Sie  werden  jedoch  genü¬ 
gen,  um  die  in  formaler  Beziehung  festgestellte 
Identität  auch  als  materiell  berechtigt  erkennen 
zu  lassen. 

In  Bezug  auf  jenes  ist  es  zunächst  beachtens- 
werth,  dass  während  in  der  alten  indischen  und 
persischen  Fassung  der  hieher  gehörigen  Mythen 
nur  Mitglieder  männlichen  Geschlechts  auftreten, 
im  Sanskrit  Trita  Aptya,  Traitana;  im  Zend 
Thrita,  Athwya,  Thraetaona  (oder  Thraetana^  oder 
Thraetäna)  kthwyäna  (mit  Vv.),  Keregd^pa  und 


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ürvdkhshaya;  in  der  griechischen  dagegen  die 
Männer  Tqhoav  und  Tqhfavsq  fast  ganz  verschwin¬ 
den;  nur  der,  wie  ich  in  der  Abhandlung  zu  zei¬ 
gen  hofie,  ebenfalls  hieher  gehörige  Poseidon  hat 
sich  eine  hervorragende  Stelle  erhalten.  An  die 
Stelle  des  Vaters  Kptya  ist  an  die  des 

Sohnes  Thraetäna  dlhwyäna  Ai^Tqittavid^Ad^dvu 
getreten.  Diese  Erscheinung  steht  hier  aber 
nicht  vereinzelt,  sondern  bildet  überhaupt  einen 
charakteristischen  Unterschied  zwischen  den  frü¬ 
her  und  später  fixirten  Mythen.  In  der  vedi- 
schen  Mythologie  erscheinen  zwar  eine  Menge 
mythische  Persönlichkeiten  weiblichenGeschlechts ; 
sie  sind  aber  noch  gar  nicht  zu  eignem  Leben 
entwickelt,  noch  nicht  selbstständig  geworden, 
von  den  männlichen  Persönlichkeiten,  mit  denen 
sie  in  Zusammenhang  stehen,  fast  noch  gar  nicht 
abgelöst.  In  den  später  fixirten ,  den  germani¬ 
schen  und  vorwaltend  den  griechischen  sind  sie 
dagegen  zu  vollem  Leben  erblüht,  ja  in  den  letz¬ 
teren  überwuchern  sie  sogar  und  der  weibliche 
Charakter  beherrscht  die  ganze  mythische  und 
religiöse  Anschauung  in  einem  solchen  Grade, 
dass  er  selbst  auf  die  männlichen  Persönlichkei¬ 
ten  wirkt.  Aehnliches  zeigt  sich  auch  in  der 
nachvedischen  insbesondre  späteren  Entwicklung 
der  indischen  Religion  und  Mythologie. 

Ferner  tritt  in  diesen  Persönlichkeiten  ein 
eigenthümlich  verschiedenes  sich  gewissermassen 
abstufendes  Verhältniss  in  Bezug  auf  die  ihnen 
gemeinschaftliche  und  vorzugsweise  charakteri¬ 
stische  Thätigkeit  hervor.  Diese  besteht  eigent*- 
lieh  in  der  Verschaffung  des  befruchtenden  Re¬ 
gens,  des  ursprünglichen  Soma,  und  in  der  Ver¬ 
nichtung  der  vorzugsweise  als  Schlangen  vorge¬ 
stellten  Unholde,  welche  den  Erguss  desselben 
hindern.  Es  sind  diess  ursprünglich  die  man¬ 
nigfach  gestaltigen,  sich  wie  grauenerregende 


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Schlangen  am  Himmel  herwälzenden  und  die 
Spitzen  der  Berge  umlagernden  Wolkenmassen, 
welche  erst  dann  ihr,  das  ganze  Leben  erhal¬ 
tende,  befruchtende  Nass  zur  Erde  sinken  lassen, 
wenn  sie  durch  die  in  sie  geschleuderten  Blitze 
zersprengt  sind. 

In  den  Veden  vernichtet  Trita  kpiya  diese 
Unholde  selbst ;  sein  Sohn  TraitanOy  nur  ein  ein¬ 
ziges  Mal  erwähnt,  scheint  noch  ganz  im  Hin¬ 
tergrund  zu  stehen. 

In  den  zoroastrischen  Schriften  sind  Thrita 
und  Athwya  zwar  beide  noch  Haomabereiter ;  die 
Bekämpfung  der  Unholde  dagegen  ist  ihren  Söh¬ 
nen  Thraetäna  kthwyäna  und  Keregägpa  zu  Theil 
geworden. 

Auch  in  der  griechischen  Sage  tritt 
das  weibliche  Gegenbild  des  Vaters  dptya  fast 
ganz  zurück ;  mit  den  Unholden  hat  sie  gar  nichts 
zu  schaffen.  Aber  selbst  Athene’s,  des  weibli¬ 
chen  Gegenbildes  des  Sohnes  *dptyäna^  Kampf 
mit  diesen  (in  der  Gigantomachie)  und  ihre  ei¬ 
genhändige  Vernichtung  der  Gorgo  (Preller,  Gr. 
Myth.  I,  152),  woher  sie  roqyoKfövog  heisst,  tritt 
selten  hervor.  Es  sind  vielmehr  deren  Lieblings¬ 
helden,  Perseus  y  Bellerophon  und  theilweis  He^ 
rakles  (welcher  unter  andern  die  Hydra,  Tochter 
der  ^E)(jkdvci,  von  —  sskr.  ahi  zend.  azhi  dem 
gewöhnlichen  Namen  des  Unholds  tödtet),  denen 
sie  den  Kampf  mit  den  Ungethümen  überlässt, 
ihnen  aber  dabei  ihre  Hülfe  gewährt. 

Was  die  ursprüngliche  Bedeutung  dieses  my¬ 
thischen  Geschlechtes  betrifft,  so  werde  ich  nach¬ 
zuweisen  vermögen,  dass  alle  Mitglieder  dessel¬ 
ben  im  atmosphärischen  Feuer,  dem  Blitz,  wur¬ 
zeln,  dass  sie  Personificationen  des  Blitzes  sind, 
welcher  die  Regenwolken  spaltet.  In  Bezug  auf 
Athene  ist  diess  schon  von  Kuhn  (Herabkunft 
des  Feuers  17.  29)  und  Preller  (Griechische 


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Mythologie  I,  151)  bemerkt.  Doch  Ünkenntniss 
der  alten  Anschauungen  hat  den  letzteren  ge¬ 
hindert,  diesen  Gedanken  durch  Anwendung  auf 
die  mythischen  und  religiösen  Züge  der  Athene 
Tollständig  zu  erweisen  und  fruchtbar  zu  machen. 

Insofern  der  Himmel  der  Herd  der  Blitze, 
dessen  Personification,  Zeus,  ihr  Schleuderer,  ge- 
wissermassen  ihr  Erzeuger  ist,  ist  sie  Tochter 
von  diesem  geworden;  aus  seinem  Haupte  ist 
sie  entsprungen,  weil  der  Blitz  vom  höchsten 
Himmel,  der  materiellen  Grundlage  des  Zeusbe¬ 
griffs,  herabfahrt;  vollständig  bewaffnet  tritt  sie 
hervor,  weil  der  Blitz  unmittelbar  durch  sich 
selbst  ohne  weitre  Hülfsmittel  (Geräthe,  Waffen, 
SnXa)  vernichtet.  Göttin  der  Weisheit  ist  sie, 
weil  der  Blitz  alles  —  auch  das  tiefste  Dunkel — 
.erhellt.  Ewige  Jungfrau  ist  sie,  weil  der  Blitz, 
kaum  in  seiner  blendenden  Schöne  erblickt^ 
schon  wieder  verschwindet;  niemand  kann  ihm 
nahen,  niemand  ihn  fahen.  Nur  einer  wagt  es, 
der  verwandte  Hephästos,  wahrscheinlich  Per¬ 
sonification  des  dienstbar  gemachten  und  in  so¬ 
fern  irdischen  Feuers,  sie  haschen  (d.  h.  auch 
den  Blitz  dienstbar  machen)  zu  wollen ;  doch  sie 
war  verschwunden,  ehe  er  seine  Brunst  an  ihr 
zu  stillen  vermochte.  Allein  des  Gottes  brün-^ 
stiger  Wille  blieb  nicht  ohne  Frucht*  Aus  dem 
verspritzten  ydv^g  (Apollod.  HI.  14*  6)  entstand 
Erechtheus  oder  Erichthonios ,  entsprossen  dem 
Gotte  des  irdischen  Feuers  und  als  Sohn  aner¬ 
kannt  von  der  Personification  des  himmlischen, 
der  Athene,  höchst  wahrscheinlich  Personificar 
tion  des  ersten  Ackerbauers,  Ausdruck  des 
Bewusstseins,  dass  die  Anfänge  der  Cultur  dem 
Feuer  verdankt  werden  —  wahrscheinlich  auch 
des  ersten  Menschen,  wie  auch  in  der  Bibel  der 
erste  Mensch  als  Ackerbaüer  gefasst  wird.  Sein 
Name  ist  wohl  ursprünglich  von 

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=  uQ  in  ägot^Q  und  bedeutet  ‘die  Erde  (x^ov 
ursprünglich  =  sanskr.  ksham)  beackernd’. 
Das  €v  ist  starke  Form  Ton  v  und  das  Thema 
als  letzter  Theil  eines  Compositum  für  x^^l^ 
oder  tritt  ganz  in  Analogie  mit  sanskr,  -gu 

von  gam  (s.  Petersburger  Wtbch.  unter  gu),  ~ku 
für  kam  in  yum-ku  (Rigv.  1. 3. 3)  und  ä~khu  aus  d-khan. 

Doch  damit  stossen  wir  auf  einen  mehr  le¬ 
genden-  als  mythen-artigen  Zug,  welchem  ver¬ 
wandtes  in  den  Veden  begegnet.  Beide  Fassun¬ 
gen  müssen  gemeinschaftlich  behandelt  werden 
und  dieses  soll,  sobald  meine  Zeit  etwas  freier 
geworden,  bei  Gelegenheit  einer  üebersetzung 
und  Erklärung  des  33.  Hymnus  im  VH  Man¬ 
dala  des  Rigveda  geschehen. 

Schliesslich  bemerke  ich,  dass  Athene  auch 
von  M.  Müller  behandelt  ist  (Lectures  on  the 
Science  of  language  11.  502),  doch  ist  seine  Auf¬ 
fassung  von  der  meinigen  gänzlich  verschieden. 

I.  Zusatz. 

Beiläufig,  weil  es  nur  weniger  Worte  bedarf, 
will  ich  bemerken,  dass  in  diesen  Mythenkreis 
auch  die  persische  Sage  von  Ardschir  und  die 
nordische  von  Ragnar  Lodbrok  gehört,  welche 
mein  geehrter  Freund  Felix  Liebrecht  im  ‘Orient 
und  Occident’  I,  511 — 67  zusammengestellt  hat. 

Man  wird  diess  sogleich  erkennen,  wenn  man 
die  Art  wie  Ardschir  den  Wurm  tödtet  mit 
Yacna  IX.  11  West.  (=  Sp.  35 — 39)  vergleicht. 
Von  Ardschir  heisst  es  Or.  und  Occ.  S.  564  (nach 
Görres,  Heldenbuch  von  Iran  H.  406;  das  Ori¬ 
ginal  dieser  Stelle  ist  noch  nicht  veröffentlicht). 
‘Er  belud  viele  Kamele  mit  Schätzen,  füllte  zwei 
Kasten  mit  Blei  und  Zinn,  fügte  einen  grossen 
Kessel  vonErz  derLadungbei  .  .  .  ’.  Dann 
weiter  ‘da  zündete  Ardschir  ein  grosses  Feuer 


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an  und  schmolz  das  Zinn  mit  dem  Blei  im  Kes¬ 
sel  und  sie  trugen  ihn  zum  Behälter  (nämlich 
‘des  Wurms’).  Der  Wurm  steckte  den  Kopf  her¬ 
aus  und  sie  gossen  das  flüssige  Metall  hinab, 
dass  ihm  die  Kraft  entging’. 

Im  Yagna  heisst  es  von  Kei'egägpa^  dem  Sohne 
des  Thrita:  ‘Welcher  die  Pferde  verschlingende, 
Menschen  verschlingende  Schlange  frvara  tödtete, 
die  giftige,  grüngelbe,  auf  welcher  Gift  floss  dau¬ 
mendick  grüngelbes.  Auf  welcher  Keregägpa  in 
Erz  (einem  ehernen  Kessel)  Nahrung  kochte  zur 
Mittagszeit  und  diese  mörderische  wurde  heiss 
und  ....  (ein  noch  dunkles  Wort);  sie  sprang  vom 
Erze  weg  seitab  des  kochenden  Wassers.  Er¬ 
schrocken  wich  aus  der  kühne  Keregägpa\  Vgl. 
auch  Yasht  XIX,^  38  44,  wo  noch  mehr  Thaten 
dieses  herlralesartigen  Sprossen  des  Thriia  er¬ 
wähnt  werden. 


11.  Zusatz. 

.  Die  hier  (S.  57)  vorgeschlagene  Etymologie 
zeigt  zugleich,  dass  ich,  trotz  der 
höchst  lobenswerthen  in  vielen  Beziehungen  aus¬ 
gezeichneten  Arbeit  von  Vilmelmus  Clemm:  De 
compositis  graecis  quae  ax>erbl$  incipiunt.  Gissae 
i867  noch  immer  daran  festhalte,  dass  diese 
Composita  von  einer  Zusammensetzung  mit  vor¬ 
anstehenden  regierenden  Participiis  Präsentis  ur¬ 
sprünglich  ausgegangen  sind.  Ich  habe  diese 
Ansicht,  sowie  die  Vergleichung  dieser  Com¬ 
posita  mit  den  entsprechenden  im  Sskr.  und 
Zend  zuerst  veröffentlicht  in  meiner  ßecension 


1)  yardonh&t  scheint  mir  sskr.  pard  mit  dem  Affix 
sdty  welches  im  Griechischen  an  Präpositionen  tritt  z.  B. 
tXao}  für  iv-sdt,  und  mit  verkürztem  Auslaut  auch  an 
andre  Themen  z.  B.  n6~cs,  woraus  sich  (h  für  er¬ 
klärt;  es  bedeutet  ungefähr  ‘wärts’  ‘zu’. 


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60 


von  Pott’s  Etym.  Forschungen  in  den  Ergän¬ 
zungsblättern  zur  Hall.  Allg.  Lit.  Ztg.  May  1838 
Nr.  43  S.  338,  was  sowohlJusti  in  seiner  Schrift 
‘über  die  Zusammensetzung  der  Nomina  u.  s.  vr.’ 
als  Clemm  unbekannt  geblieben  ist. 

Dass  meine  Behandlung  veröffentlicht  ward, 
ehe  die  Rosen’ sehe  (in ‘ seiner  Ausgabe  des 
Rigveda  p.  XXH)  erschien,  kann  jeder  kundige 
schon  daraus  erkennen,  dass  mir  noch  keine 
Beispiele  aus  den  Veden  zu  Gebote  standen, 
sondern  ich  meine  Schlüsse  aus  den  beiden  im 
gewöhnlichen  Sanskrit  erhaltenen  Eigennamen 
Jamadagni  und  J.  Bharadtäja  zog. 

üehrigens  ist  bekannt,  dass  die  Rosensche 
Ausgabe  des  Rigveda  zwar  schon  1838  gedruckt 
ward,  aber  erst  lange  nachher  —  ich  weiss  das 
Jahr  nicht  genau,  aber  die  Göttinger  Bibliothek 
erhielt  sie  erst  1842  —  in  den  Buchhandel  kam. 

Der  Vater  des  während  des  Druckes  ver¬ 
storbenen  Herausgebers  wünschte  nämlich,  dass 
erst  der  Commentar  von  unserm  bedeutendsten 
Sanskritkenner  nach  den  Papieren  des  Verstor¬ 
benen  vollendet  würde,  was  bekanntlich  leider 
imterblieb. 

Es  versteht  sich  übrigens  von  selbst,  dass 
ich,  nach  einem  Zwischenraum  von  dreissig  Jah¬ 
ren  ,  manches  an  meiner  damaligen  nur  sehr 
kurz  skizzirten  Behandlung  dieser  Oömpositft  zu 
ändern  habe;  die  Grundansicht  aber  über  ihre 
Entstehung  glaube  ich  jetzt  noch  um  so  fester 
begründen  zu  können,  während  ich  gern  zuge¬ 
stehe,  dass  die  weitere  Entwicklung  ihres  Ge¬ 
brauchs  theilweis  anders  zu  fassen  sein  wird^  als 
doi’t  angedeutet  ist. 


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Nachrichten 

von  der  Königl.  Gesellschaft  der  Wissen¬ 
schaften  und  der  G.  A.  Universität  zu 
Göttingen. 


Februar  12.  Mi  3.  1868. 


KöDigliehe  (lesellsehaft  der  Wissensehaften. 

Sitzung  am  1.  Februar. 

Grisebach,  über  die  Gramineen  Hochasiens. 

Wicke  legt  eine  Abhandlung  von  Dr.  Hampe  vor:  lieber 
Ammoniaksalze,  Harnsäure,  Hippursäure  und  Glycin 
als  stickstoffhaltige  Nahrungsmittel  der  Pflanzen. 

V.  Seebach,  Mittheilung  aus  einer  Abhandlung  über 
den  neuen  Vulkanausbruch  in  Nicaragua. 

üeber  die  Gramineen  Hochasiens. 

Von 

A.  Grisebach. 

*  Da  ich  früher  die  Gramineen  des  russischen 
Reichs  für  Ledebour’s  Flora  rossica  bearbeitet 
hatte,  so  ging  ich  gern  auf  den  Wunsch  des 
Herrn  Hermann  von  Schlagintweit  ein,  die  in 
seinen  Sammlungen  aus  Centralasien  enthaltenen 
Gräser  zu  untersuchen,  um  die  Verbreitung  die¬ 
ser  Formen  über  die  höchsten  Gebirge  der  Erde 
und  ihre  Vermischung  mit  der  tropischen  Vege¬ 
tation  auf  dem  Südabhang  des  Himalaja  genauer 
kennen  zu  lernen.  Systematische  Arbeiten  im 
Bereiche  dieses  Florengebiets  sind  zwar  insofern 
misslich,  als  die  grossen  indischen  Sammlungen 
Englands  der  Veröffentlichung  entgegengehen  und 
die  neuen  Entdeckungen  in  Kew  zum  Theil  be¬ 
reits  benannt  sind,  aber  im  vorliegenden  Falle 
können  kaum  Collisionen  eintreten,  da  die  Zahl 

6 


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62 


der  unbeschriebenen  Gramineen  aus  dem  Hima- 
laya  nicht  gross  ist  und  da  auf  der  Schlagint- 
weit’schen  Reise  nur  äusserst  wenige  Arten  ge¬ 
sammelt  wurden,  die  nicht  auch  unter  den  von 
Kew  aus  vertheilten  Gräsern  vorkämen,  welche 
ich  der  Munificenz  Hoöker’s,  unseres  auswärtigen 
Mitgliedes,  verdanke.  Das  wissenschaftliche  In¬ 
teresse  der  Schlagintweit’schen  Sammlung,  welche 
an  Gramineen-Eormen  sogar  gegen  mein  eigenes 
von  dort  und  aus  anderen  Quellen  vom  Himalaya 
erhaltenes  Material  um  ein  Drittel  zurücksteht 
und  daher  mijb  der  Fülle  des  in  England  zu 
Gebote  Stehenden  gar  nicht  zu  vergleichen  ist, 
beruht  überhaupt  nicht  sowohl  auf  neuen  Bei¬ 
trägen  zur  Systematik,  sondern  ist  ein  geogra¬ 
phisches.  Die  ungemein  grosse  Zahl  von  Exem¬ 
plaren  derselben  Art,  die  auf  den  verschiedensten 
Standorten  während  der  langen  Dauer  dieser 
ausgedehnten  Reisen  gesammelt  wurden  und  mit 
zahlreichen  Angaben  über  das  Niveau,  wo  sie 
vorkamen,  begleitet  sind,  sowie  der  Umfang  des 
durchwanderten  Gebiets,  welches  die  früher  nie 
erforschten  Gebirge  des  Karakorum  und  Künlün 
einschliesst  und  dadurch  umfassendere  Auf¬ 
schlüsse  über  die  Verbindung  der  Flora  des 
britischen  Tibet  mit  der  des  Altai  und  der 
Steppen  von  Turkestan  versprach ,  gewähren 
eine  vollständigere  üebersicht  über  die  horizon¬ 
tale  und  vertikale  Verbreitung  der  Formen,  als 
sie  früher  n^öglich  war,  und  diese  Ergebnisse 
gewinnen  dadurch,  dass  sie  sich  auf  genau  be¬ 
kannte  Arten  beziehen ,  die  ein  weites  Areal 
bewohnen,  an  geographischem  Werth;  sie  sind 
für  die  Geobotanik  wichtiger ,  als  neue  Ent¬ 
deckungen,  von  denen  man  nicht  voraus^hen 
kann,  welche  Rolle  sie  in  dem  auf  dem  Aus¬ 
tausch  der  Schöpfungscentren  beruhenden  Haus¬ 
halte  der  Natur  spielen.  Diesen  geographischen 


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63 


Zweck  also  hat  die  nachfolgende  Uebersicht  ^er 
ans  den  Gebirgen  Centralasiens  mir  vorliegend en 
Gramineep  zunächst  im  Auge,  wobei  ich  das 
Material,  welches  ich  selbst  vergleichen  konnte, 
vollständig  vereinige,  indem  ich  den  Schlagint- 
weit^schen  (jräsern  audh  diejenigen  Arten  hin¬ 
zufüge,  die  ich  aus  Kew  oder  von  anderer  Seite 
empfing.  Um  die  Bezeichnung  der  Formen  sicher 
zu  stellen,  konnte  ich  indessen  nicht  umhin,  auch 
in  gewissen  Fällen  apf  das  Systematische  ein¬ 
zugehen  und  unbeschriebene  Arten  durch  Dia¬ 
gnosen  zu  erläutern,  während  das  Meiste  sich 
an  meine  Arbeit  über  die  russischen  Gräser  an- 
scbliesst  und  durch  diese  verständlich  wird. 

Das  allgemeinste  Ergebniss  der  geographischen 
Zusammenstellung  ist  eigentlich  nur  eine  Be¬ 
stätigung  dessen,  was  man  schon  über  die  Be¬ 
rührung  der  Florengebiete  Centralasiens  und 
Indiens  wusste,  eine  Vermischung  von  tropischen 
Formen  mit  denen  der  gemässigten  Zone  an 
dem  südlichen  Abhange  des  Himalaya,  die  durch 
eine  Beihe  anderer  Arten  gegebene  Vegetations¬ 
grenze  ,  welche  dem  Hauptkamme  dieses  Hoch- 
gebirgs  entspricht,  endlich  die  Verknüpfung  mit 
den  Steppen-  und  Gebirgsfloren  des  russischen 
Asiens  und  mit  Europa.  Wie  sich  diese  auf  der 
verschiedenen,  klimatischen  Empfänglichkeit  beru¬ 
henden  Verhältnisse  auch  in  der  Familie  der  Gra¬ 
mineen  nachweisen  lassen,  ist  nun  durch  einige, 
näher  eingehende  Bemerkungen  zu  erläutern. 

Von  den  in  der  Uebersicht  enthaltenen  (213) 
Gramineen  ist  der  grösste  Theil  (194)  an  der 
indischen  Seite  des  Himalaya  nachgewiesen  und 
unter  diesen  besteht  mehr  als  die  Hälfte  pus 
tropischen  Formen.  Viele  derselben  (66)  sind 
weit  über  Indien  und  zum  Theil  auch  über  bh- 
dere  Tropenländer  verbreitet;  aber  auch  unter 

6* 


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64 


den  endemischen  Gräsern  des  Himalaya  sind  die 
tropischen  Abtheilungen  der  Familie  stärker  ver¬ 
treten,  ak  die  der  gemässigten  Zone.  Auch 
hätte  die  Anzahl  der  tropischen  Formen  noch 
beträchtlich  vermehrt  werden  können,  wenn  ich 
nicht  die  unteren  Regionen  des  Khasya-Gebirgs 
in  dem  Katalog  unberücksichtigt  gelassen  hätte, 
von  denen  ich  allein  35  nicht  aus  dem  Himalava 
vorliegende  Formen  besitze.  Einige  indiscne 
Gräser  scheinen  zwar  nur  auf  das  wärmste 
Klima  am  Fusse  des  Gebirgs  beschränkt  zu  sein, 
aber  unter  denen,  die  hoch  in  die  gemässigte 
Waldregion  hinaufsteigen,  fehlt  es  nicht  an  aus¬ 
gezeichnet  tropischen  Formen.  Allgemein  auf 
der  Halbinsel  verbreitete  Bambusen,  Chlorideen 
und  Paniceen  sind  hier  noch  anzutreffen.  Erst 
im  Niveau  von  9 — 10000',  also  etwa  30Ö0'  unter¬ 
halb  der  Baumgrenze,  hören  diese  Formen  auf. 
Charakteristische  Beispiele  dieser  vertikalen  Ver¬ 
breitung  sind ;  Bambusa  vulgaris  und  Sieberi  — 
9000';  Arundinaria  falcata  —  8900';  Tripogon 
filiforme  —  10000';  Paspalum  scrobiculatum, 
Panicum  colonum,  frumentaceum  und  antidotale, 
diese  Paniceen  sämmtlich  —  9000'  beobachtet. 
Die  Vermischung  solcher  Formen  mit  denen  hö¬ 
herer  Breiten  ergiebt  sich  nun  aus  einer  Reihe 
nordeuropäisch  -  sibirischer  Wald-  und  Wi^sen- 
gräser,  die  im  indischen  Himalaya  bis  zum  Ni¬ 
veau  von  6—4000',  also  an  die  untere  Grenze 
der  gemässigten  Region  hinabsteigen.  Dahin 
gehören,  nach  dem  beobachteten  tiefsten  Niveau 
geordnet:  abwärts  —  6000'  Brachypodium  syl- 
vaticum;  Poa  bulbosa,  pratensis  und  trivialis; 
Milium  effusum ; 

5000'  Festuca  gigantea,  Bromuff  asper, 
Dactylis  glomerata ;  Agrostis  alba ;  Alopecurus 
pratensis ;  Digitaria  sanguinalis  ; 


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65 


—  4000'  Poa  nemoralis ;  Stipa  sibirica ;  Di- 
gitaria  glabra. 

Diese  Verbindung  der  Pflanzenformeii  aus 
verschiedenen  Gebieten  in  derselben  Gebirgsre- 
gion  lässt  sich  so  auffassen,  dass  die  indischen 
Bestandtheile  der  regelmässig  geordneten  Be¬ 
feuchtung  des  Monsunklimas  bedürfen,  aber  nicht 
an  tropische  Wärme  gebunden  sind,  und  dass 
die  Gewächse  des  Nordens  hier  die  ihrem  Bau 
entsprechende  Temperatur  wiederfinden. 

Das  Steppenklima  der  Hochthäler  Tibet’s, 
welches  durch  den  Hauptkamm  des  Himalaya 
so  scharf  von  dessen  bewaldeten  Abhängen  ge¬ 
sondert  ist,  äussert  auf  die  Verbreitung  der 
Gramineen  einen  verhältnissmässig  geringen , 
aber  doch  bereits  deutlich  nachweisbaren  Ein¬ 
fluss.  Die  tibetanische  Sammlung ,  die  ohne 
Zweifel  noch  weit  unvollständiger  ist,  als  die 
aus  dem  indischen  Himalaya,  umfasst  72  Formen, 
von  denen  aber  fast  drei  Viertel  (53)  auf  der 
Südseite  des  Kamms  ebenfalls  beobachtet  wurden. 
Löst  man  aber  die  tibetanischen  Gräser  in  ihre 
geographischen  Bestandtheile  auf ,  so  verliert 
diese  Erscheinung  alles  Auffallende.  Die  tibe¬ 
tanische  Flora  besteht  nämlich  aus  einem  Ge¬ 
misch  von  Formen  der  verschiedensten  Herkunft, 
unter  den  eingewanderten  Pflanzen  oder,  um 
genauer  zu  sprechen,  unter  denen,  welche  ein 
grosses  Areal  bewohnen,  kann  man  nach  ihrer 
klimatischen  Bedeutung  europäische  und  arktisch¬ 
alpine  Arten  von  der  eigentlichen  Steppenvege¬ 
tation  unterscheiden.  Die  europäischen  Grami¬ 
neen  sind  zum  Theil  auf  die  tiefer  eingeschnit¬ 
tenen  Thalstufen  Tibets  beschränkt  und  können, 
da  der  Indus  dem  Austausch  einen  Verbindungs¬ 
weg  öffnet,  an  beiden  Abhängen  gleichmässig 
sich  verbreiten.  Dasselbe  gilt  von  den  übrigens 


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weniger  zahlreichen  arktisch  -  alpinen  Gräsern 
und  von  denen  überhaupt,  welche  sich,  wie  Poa 
annua,  noch  in  der  Nähe  der  Schneelinie  zu 
behaupten  vermögen.  Zu  diesen  Kategorieen 
gehört  die  Mehrzahl  der  Gramineen  (32),  welche 
zugleich  in  Tibet  und  im  indischen  Himalaya 
beobachtet  sind.  Hiezu  kommen  noch  einige 
endemische  Arten  (8),  die  meist  ebenfalls  in 
höherem  Niveau  wachsen ,  und  drei  Cerealien, 
welche  in  den  Flussthälern  gebaut  werden,  sowie 
ein  tropisches  Gras,  welches  sie  begleitet  (Seta- 
ria  italica).  Es  bleiben  also  nur  wenige  gemein¬ 
same  Arten  übrig  (9),  welche  an  ein  trockenes 
Klima  gebunden  sin(l.  Diese  sind  fast  ausnahms¬ 
los  auf  den  westlichsten  Theil  des  Himalaya 
beschränkt  und  bewohnen  daselbst  entweder  die 
obören  Regionen  oberhalb  der  feuchteren  Wälder, 
oder  wo  dieses  nicht  der  Fall  oder  nicht  nach¬ 
gewiesen  ,  gehören  sie  zu  den  Steppenformen 
des  Punjab,  welches  durch  Afghanistan,  ebenso 
wie  Tibet  durch  Turkestan,  mit  den  trockenen 
Klimaten  Asiens  und  Afrika’s  in  unmittelbarer 
Verbindung  steht.  Diese  Tibet  und  dem  west¬ 
lichen  Himalaya  gemeinsamen  Steppengräser  sind 
folgende:  bis  zur  Songarei  verbreitet  Nephelo- 
chloa  songarica,  Poa  attenuata ;  bis  Anatolien  Me- 
lica  micrantha;  bis  Arabien  Melica  persica,  bis 
Aegypten  Arundo  isiaca,  bis  Algier  Andropogon 
laniger;  vom  Punjab  aus  ansteigend  Crypsis 
compacta,  Sporobolus  pallidus.  Die  einzige  Art, 
welche  auch  ausserhalb  des  westlichen  Himalaya 
in  der  heissen  Region  am  Fuss  der  Khasyaberge 
gesammelt  wurde ,  ist  der  persische  Bromus 
crinitus,  der  als  Steppengras  auch  am  Aralsee 
vorkommt  (B.  gracillimus  Bg.) ,  aber  dies  ist 
eine  einjährige  Graminee ,  die  vielleicht  dem 
Ackerbau  gefolgt  ist. 


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67 


Es  bleiben  nun  19  tibetanische  Gramineen 
übrig,  welche  im  Süden  der  Himalaja  -  Pässe 
nicht  verkamen  und  die  daher  wenigstens  zum 
Theil  als  Beispiele  der  durch  den  klimfatischen 
Gegensatz  beider  G^birgsseiten  bedingten  Tren¬ 
nung  zweier  Florengebiete  gelten  können.  Es 
kommen  dabei  nicht  in  Betracht  einige  europäi¬ 
sche  (4)  und  einige  alpine  (3)  Formen,  die  viel¬ 
leicht  nur  zufällig  an  der  Südseite  der  Pässe 
nicht  gesammelt  wurden,  aber  es  bleiben  noch 
zwölf  theils  endemische,  theils  der  Steppe  eigen- 
thümliche  Gramineen  übrige  die  schon  durch 
das  der  indischen  Flpra  fremdartige  Ueberwiegen 
der  Stipaceen  klimatisch  charäkterisirt  sind.  Da¬ 
zu  kommt,  dass  die  nicht  endemischen  Formen 
sämmtlich  in  den  russischen  Steppen  weit  Ver¬ 
breitet  sind  tind  also  den  Zusammenhang  der 
Flora  Tibets  mit  der  der  nördlicher  gelegenen 
Theile  Asiens  selbst  bis  zu  den  Tiefen  des  cas- 
pischen  Degressioilsgebiets  hin  ansdrücken,  wie 
sich  aus  folgender  Uebersicht  ihrer  Verbreitung 
ergiebt,  der  ich  noch  hiüzufügen  kann,  dass  drei 
derselben  auch  aus  dem  Kütilün  vorliegen,  einem 
Gebirge,  welches  die  Verbindung  mit  den  Fund¬ 
orten  in  der  Songarei  und  dem  Altai  vermittelt: 
Elymus  dasystachys  (Rirghisensteppe  —  Baikal), 
Leucopoa  sibirica .  (Altai  —  Daurien) ,  Atropis 
tenuiflora  (Künlün  —  Ostsibirien)  ,  Sohismus  mi- 
nutus  (Arabien  und  caspische  Steppe  —  Son¬ 
garei),  Avenä  pilosa  (Algerien,  Syrien,  oaspische 
Steppe) ,  Piptatherum  holcilbrme  (Krim  und 
Aiiatolien  —  Songarei) ,  Lasiagrostis  splendens 
(Ural  und  caspische  Steppe  —  Daurien),  Stipa 
orientalis  (Anatolien  —  Altai),  St.  SzoVitsiana 
(Arabien,  caspische  Steppe).  Wie  wenig  diese 
Steppengräser  durch  die  vom  Niveau  bedingten 
klimatischen  Werthe  in  ihrer  geographischen 


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68 


Verbreitung  bestimmt  werden,  zeigt  sich  darin, 
dass  Thomson  Elymus  dasystachys  bis  15000', 
Lasiagrostis  splendens  bis  16000'  Höhe  in  Tibet 
beobachtete ,  während  beide  zugleich  am  caspi- 
schen  Meere  Vorkommen,  ohne  in  ihrer  Gestal¬ 
tung  geändert  zu  sein.  Die  v.  Schlagintweit’sche 
Sammlung  enthält  dann  noch  drei  neue  und  also 
bis  jetzt  endemische  Gramineen  aus  Tibet ,  die 
sich  an  diese  Reihe  anschliessen :  Koeleria  ar- 
gentea,  Stipa  breviflora  und  St.  purpurea. 

Nach  der  vertikalen  Verbreitung  geordnet 
reichen  die  vorliegenden  Angaben  über  die  Hö¬ 
hengrenzen  der  Gramineen, nicht  ganz  bis  zum 
Niveau  der  Schneelinie.  Diese  wird  am  Südab¬ 
hang  des  Himalaya  von  H.  v.  Schlagintweit  auf 
16200,  an  der  tibetanischen  Seite  der  Kette  auf 
18600,  an  dem  Karakorum  auf  19100  und  am 
Künlün  auf  15800  (Südabhang)  und  15100  (Nord¬ 
abhang)  englische  Fuss  gesetzt.  Zu  den  höchsten 
Fundorten  von  Gräsern  in  Tibet  gehören  fol¬ 
gende:  Elymus  nutans —  17600',  Brachypodium 
longearistatum  —  17600' ,  Festuca  ovina  var. 
alpina  Gaud.  —  18000',  Poa  attenuata  —  17600', 
P.  arctica  —  17000',  P.  altaica  —  18000',  P. 
alpina  —  17600',  P.  annua  —  17600',  Avena 
subspicata  —  17600',  Calamagrostis  pulchella  — 
17600'.  Nach  ihrer  geographischen  Verbreitung 
besteht  diese  Reihe  von  alpinen  Formen  aus 
einigen  endemischen  und  übrigens  aus  solchen 
Arten,  die  in  anderen  Hochgebirgen  Asiens  und 
Europas  wiederkehren  und  zum  Theil  auch  die 
arktischen  Gegenden  bewohnen.  Aber  mit  den 
Alpen  haben  die  höchsten  Regionen  Tibets  doch 
nur  solche  Arten  gemein,  die  zugleich  arktisch 
sind  und  auch  im  Altai  verkommen.  Keine 
der  alpinen  Seslerien  ist  hier  wiedergefunden 
und  die  Mannigfaltigkeit  der  Formen  von  Festuca 


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69 


und  Avena  zeigt  sich  sehr  vermindert.  Der 
Reichthum  der  Alpen  wird  weder  durch  die  en¬ 
demischen  noch  durch  die  asiatischen  Formen 
ersetzt,  wie  es  in  andern  Familien  so  häufig 
der  Fall  ist.  Das  trockene  Klima  Central  asiens 
konnte  ungeachtet  der  reichlichen  Bewässerung 
aus  thauenden  Schneefeldern  die  hochgelegenen 
Weidegründe  nicht  so  ergiebig  ausstatten,  wie 
in  den  Alpen.  Nicht  so  leicht  aber  ist  es  ohne 
Anschauung  der  örtlichen  Verhältnisse  zu  er¬ 
klären,  dass  auch  am  indischen  Abhange  des 
Himalaja  die  Ausbeute  an  alpinen  Gramineen 
gering  ist,  wo  doch  in  der  gemässigten  Region 
auch  abgesehen  von  tropischen  Bestandtheilen 
die  Fülle  eigenthümlicher  Formen  z.  B.  an  Holz¬ 
gewächsen  alle  anderen  Hochgebirge  der  alten 
Welt  übertriflft  und  wo  der  Monsun  durch  seine 
Niederschläge  sowohl  wie  durch  das  Schmelzen  ge¬ 
waltiger  Schneemassen  eine  so  starke  Befeuch¬ 
tung  des  Bodens,  die  günstigste  Lebensbedingung 
für  die  Gräser,  entwickelt.  Sollte  man  muth- 
massen  dürfen,  dass,  da  unter  diesen  Einflüssen 
die  Wälder  bis  zü  dem  ausserordentlich  hohen 
Niveau  von  12000'  in  den  westlichen,  von  13000' 
in  den  östlichen  Theilen  der  Kette  nach  Hoo- 
ker’s  und  Thomson’s  Angaben  hinaufsteigen,  der 
atmosphärische  Wasserdampf  in  der  alpinen  Re¬ 
gion  wegen  ihres  hohen  Niveau’s  doch  auch  hier 
zu  sehr  vermindert  ist?  müsste  man  nicht  viel¬ 
mehr  annehmen,  dass  der  Nachtheil  trockener 
Luft  durch  das  Wasser,  welches  den  Boden  un¬ 
aufhörlich  tränkt,  reichlich  ausgeglichen  würde? 

Man  darf  gewiss  den  indischen  Himalaja  als 
eins  der  Schöpfungscentren  betrachten,  wo  die 
Natur,  den  günstigsten  und  zugleich  mit  dem 
Niveau  wechselnden  Bedingungen  des  Pflanzen¬ 
lebens  entsprechend,  die  höchste  Mannigfaltigkeit 


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70 


der  Formen  geschaffen  hat.  Den  europäischen 
Gattungen  ist  hier  gewöhnlich  eine  grössere 
Reihe  endemischer  Arten,  tropischen  wenigstens 
einzelnes  Eigenthümliche  hinzugefügt  und  dazu 
wird  die  Einwanderung  von  aussen  durch  die 
Lage,  durch  die  Ausdehnung  und  Verknüpfung 
des  Gebirgs  mit  anderen  Gebieten  auf  das  Man¬ 
nigfachste  befördert.  Dagegen  lässt  sich,  wie¬ 
wohl  gewisse  endemische  Gattungen  bekannt  sind, 
kaum  behaupten,  dass  der  Himalaya  etwa  in 
höherem  Masse,  als  die  Alpen,  durch  den  ab¬ 
weichenden  Bau  der  endemischen  Gewächse  be¬ 
vorzugt  sei.  Bei  den  Gramineen  zeigt  sichf  die 
Eigenthümlichkeit ,  dass  die  Agröstideen  (mit 
Einschluss  der  Gattung  Calamagrostis)  viel  stär¬ 
ker  als  in  anderen  Gebirgen  vertreten  und  dass 
die  Bromeen  und  Aveneen  erheblich  vermindert 
sind.  In  wiefern  übrigens  durch  die  einzelnen 
Gruppen  der  Charakter  dieser  Gramineenflora 
sich  ausdrückt,  ergiebt  sich  aus  folgender  nach 
den  Florengebieten,  die  sie  bewohnen,  geordne¬ 
ten  Zusammenstellung  des  gesammten  Materials. 
Im  Himalaya  bis  zum  Künlün  wurden  gesammelt; 
66  Gramineen  der  ostindischeh  Tropenflora  (5 
Bambuseen,  7  Bromeen,  4  Agröstideen,  1  Sti- 
pacee,  1  Phalaridefe,  6  Chlorideen,  21  Pani- 
ceen,  21  Andropogineen) ; 

5 1  endemische  Gramineen  (2  Triticeen,  4  Bromeen, 

2  Anthoxantheen,  2  Aveneen,  14  Agröstideen. 

3  Stipaceen,  9  Paniceen,  15  Agröstideen); 

38  Gramineen  der  nordeuropäisch  -  sibirischen 
Flora  (3  Triticeen,  21  Bromeen,  2  Aveneen, 
2  Agröstideen,  1  Stipacee,  3  Phalarideen,  5 
Paniceen,  1  Andropoginee) ;  . 

20  Gramineen  der  Steppenflora  (2  Triticeen ,  9 
Bromeen,  1  Avenee,  4  Stipaceen,  1  Chloridee, 
1  Panicee,  2  Andropogineen); 


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71 


16  Gräniineen  der  Mediterranflora  (6  Bromeen, 
1  Avenee,  2  Agrostideen,  1  Chloridee,  2  Pa- 
niceen,  4  Andropogineen); 

7  arktisch-alpine  Gramineen  ( 3  Bromeen,  2  Ave- 
neen,  1  Agrostidee,  1  Phalaridee) ; 

6  früher  nur  in  den  Steppen  oder  auf  den  Ge¬ 
birgen  Sibiriens  beobachtete  Gramineen,  dar¬ 
unter  die  beiden  Monotypen  Leucopoa  und 
Ptilagrostis  (3  Bromeen,  2  Stipaceen,  i  An- 
dropogiilee) ; 

1  nordamerikanische  Agrostidee  (Müehlenbergia 
sylvatica) ; 

8  kultivirte  Cerealien  (Triticum  3  sp. ,  Avena, 
Oryza,  Panieum,  Sorghum,  Zea). 

Systematische  Üebersicht  ^). 

Bambussen. 

1.  Bambusa  vulgaris  Schrad.  H.  occ.  Simla 
3-9000'. 

2.  B.  Sieben  Gr.  Westind.  Fl.  (B.  arundinacea 
Sieb.,  non  Roxb.)  H.  occ.  Simla  3—  9000';  H. 
or.  —  Chittagong  (Th.) 

3.  B.  stricta  Roxb.  (ex  Fl.  Corom.  t.  80,  non 
Rupr.).  Venis  transversis  in  foliö  nullis  B. 
capensi  Rupr.  aceedit,  palea  parva  valde  dif- 
fert.  —  H.  occ.  Garwhal  5000 — 6800';  H.  or. 


1)  Die  Angaben  über  die  geographische  Verbreitung 
sind,  wo  die  Quelle  rpcht  angegeben,  von  den  Gebrü¬ 
dern  von  Schlagintweit  aufgezeichnet:  bei  den  übrigen 
sind  die  Gewährsmänner,  namentlich  Hooker  (H.)  und 
Thomson  (Th.)  hinzugefügt.  Abkürzungen  des  Areals :  II. 
or.  bedeutet  Nepal  --  Khasya,  H.  occ.  Kumaon  —  Kaschmir 
und  Marri,  T.  Klein-Tibet  von  den  Himalayapässen  — 
Künlün.  Von  den  zahlreichen  topographischen  Angaben 
sind  nur  die  Grenzdistrikte,  bis  zu  denen  die  einzelne 
Art  beobachtet  wurde,  sowie  die  äussersten  Niveaus  er¬ 
wähnt. 


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72 


—  Khasya  2 — 4000'  (Bambusa  nr.  9  und  B. 
culta  in  montibus  Khasya :  pl.  Hook.) 

4.  B.  globifera  Gr.  foliis  (12"  longis,  2"  latis) 
oblongo  -  lanceolatis  breviter  acuminatis  basi 
rotundatis  margine  scabris:  mediano  subtus 
prominulo  pallido,  vagina  glabra  in  ligulam 
rotundatam  producta ,  spiculis  numerosis  in 
verticillos  globosos  aequidistantes  digestis  ob¬ 
longo  -  lanceolatis  acutiusculis  (4 — 5"'  lon^s), 
glumis  fuscis  glabris  laevibus,  superioribus 
sensim  longioribus  paleam  involutam  ciliato- 
hispidam  Ys  superantibus,  floribus  hermaphro- 
ditis,  staminibus  6,  stylo  elongato  indiviso 
paleam  subaequante.  —  Syn.  Bambusa  nr.  11 : 
pl.  Hook..  H.  or.  Sikkim  1000  —  8000'; 
Khasya  0—5000'  (H.). 

5.  Dendrocalamus  strictus  Ns.  (ex  Wall.  5038. 
b.,  exclus.  syn.  Roxb. ;  Bambusa  stricta  Rupr.) 
H.  occ.  Simla  2000  —  4600' ;  H.  or.  Assam 
(Wall.) 

Triticeen. 

6.  Hordeum  pratense  L.  T.  10 — 12000'  (Th.), 
Balti. 

7*.  H.  hexastichon  L.  H.  occ.  —  7300';  T. 
Ladak,  Nari  Khorsum. 

8.  Elymus  nuians  Gr.  perennis,  foliis  planis  pu- 
berulis  v.  glabriusculis,  spica  nutante,  spicu¬ 
lis  geminis  (v.  superioribus  solitariis)  3—4. 
floris  glumam  sterilem  longiorem  duplo,  bre- 
viorem  subtriplo  superantibus,  glumis  sterili- 
bus  lineari-acuminatis  muticis  v.  mucronatis, 
longiori  3— ,  breviori  1  nervi,  aristisflori  sub- 
aequilongis.  —  Syn.  E.  Sibiriens  Hook.  Thoms. 
pl.  tibet.,  non  L..  —  Habitus  E.  sibirici  L., 
cui  giumae  steriles  multo  majores,  fortius  ner- 
vatae  ,  fertilibus  parum  breviores,  in  aristam 
attenuatae;  variat  ipse  statura  spithamea-tri- 


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pedali,  vaginis  glabriusculis  v.  tomentoso-pi- 
losulis,  spica  laxa  v.  condensata,  spiculis  pi- 
losiusculis,  arista  (quae  vulgo  patulo-divergens) 
longiori: 

a)  elatior,  vaginis  glabriusculis,  foliis  3 — 2'" 
latis,  spica  gracili  3—4"  longa.  —  H.  occ. 
Garwhal  10—10600';  T.  10—14000'  (Th.), 
Balti-Ladak. 

ß)  condensatus^  spithameus,  vaginis  foliisque 
inferioribus  molliter  tomentellis ,  bis  IV2— 2" 
latis,  spica  condensata  IV2 — 2"  longa,  glumis 
sterilibus  subaequalibus.  —  H.  occ.  Garwhal 
13400 — 17G00';  T.  Nari  Khorsum. 

9.  E.  dasystachys  Tr.  T.  13  — 15000'  (Th.), 
Zanskar,  Nordabhang  des  Künlün. 

10.  Triticum  semicostatum  St.  H.  occ.  6  — 
12000'  (Th.). 

11*.  —  vulgare  Vill.  H.  occ.  —  7300';  T. 

Balti,  Nordabhang  des  Künlün. 

12*.  —  durum  Desf.  H.  occ.  —  6800'. 

13.  Lolium  perenne  L.  H.  or.  Sikkim  6 — 8000'. 

14.  Brachypodium  sylvaticum  P.  B.  H.  or. 
Sikkim  6  -10000'  (H.) ;  T.  Balti. 

15.  B.  longearistatum  Boiss.  H.  occ.  Kuinaon 
11200—12100';  T.  12000—17600',  Zanskar, 
Nari  Khorsum. 

Bromeen, 

16.  Sclerochloa  dura  P.  B.  H.  occ.  Kaschmir(Th.). 

17.  Festuca  uniglumis  Sol.  H.  occ.  Simla  6000 
—7300' ;  T.  —  12000'  (Th.)  Nubra. 

18.  F.  ovina  L.  H.  occ.  Simla. 

var.  alpina  Gaud.  (inclus.  F.  violacea  Gaud.) 
H.  occ.  Garwhal  10 — i7000',  Kumaon — Lahul; 
H.  or.  Sikkim  12 — 18000' (H.);  T.  Balti,  Nari 
Khorsum. 

19.  F.  heterophylla  Lam.  H.  occ.  8  —  lOOOÖ' 

(Th.). 


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74 


20.  F.  rubra  L.  (traijsiens  in  var.  arenariam 
Osb.)  H.  occ.  Kaschmir,  Chamba;  T.  Balti. 

var.  baikalensis  Gr.  H.  or.  Sikkim  12 — J4000' 
(H.);  T.  8—11000'  (Th.'. 

21.  F.  gigantea  Vill.  H.  occ.  6—10000'  (Th.); 
H.  or.  Sikki^  6  —  lOOOQ'  (H.) ,  Khasya  b  — 
7000'  (HO. 

22.  Bromus  asper  Murr.  H,  or.  Khasya  5  — 
7000'  (H.):  forma  vaginis  glabris. 

23.  B.  variegatus  M.  B.  H.  occ.  La}ml. 

24.  B.  inermis  Leyss.  H.  occ.  Kaschmir ,  Ku- 
maon  (Stracbey). 

25.  B.tectorumL.  H.occ.  Jamu — Lahul,  Chamba 
4 — 5000',  T.  Hasora  —  Nubra. 

26.  B.  crinitus  Boiss.  ,H.  occ.  Lahul,  or.  Khasya; 
T.  10— 12000'  (Th.)  Spiti,  Zanskar. 

27.  B.  arvensis  L.  H.  occ.  6  — 13000'  (Th.) 
Kishtvar,  Chamba,  Lahul;  T.  6900— 15300' 
Balti  —  Nari  Khorsura. 

28.  B.  patulus  M.  K.  H.  occ.  Simla  6000  —  7300'. 

29.  B.  macrostachys  Desf.  T.  10—12000'  (Th.), 
Dras,  Zanskar. 

var.  oxyodon  Schrk.  H.  occ.  Chamba,  Lahul ; 
T.  Zanskar. 

30.  B.  membranaceps  Jacq.  ap.  Hook.  H.  occ. 
6—8000'  (Th.). 

31.  Nephelochloa  songarica  Gr.  H.  occ.  1  — 
10000'  (Th.) ;  T.  Balti  —  Nubra. 

32.  Dactylis glpmerata L.  H.occ.  5000  —  10600' 
Jamu—  Gar:whal ;  T.  Balti  6900  —  7500',  Ladak. 

33.  Poa  alpina  L.  T.  14  — 18000' (TK),  Hasora 
—  Nari  Khorsum. 

34.  P.  bulbosa  L.  H.  occ.  6 — 8000'  (Th.) 

35.  P.  attenuata  Tr.  {I.  occ.  Garwhal  13400 — 
17600';  T.  Balti  —  Nari  Khorsum  14800 — 
17600'. 

var.  davurica  Tr.  T.  Balti  —  Nari  Khorsqm. 


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75 


36.  P.  compressa  L.  T.  15000' (Th.:  Poanr.  16.) 

37.  P.  arctica  R.  Br.  H.  or.  Sikkim  12  — 
17000'  (H.);  T.  Pangong,  Nubra. 

38.  P.  altaica  Tr.  H.  occ.  Kaschmir,  Lahul, 
or.  Sikkim  11  -18000'  (H.);  T.  U~18000' 
(Th.)  Balti  —  Jfari  Khorsum. 

39.  P.  cenisia  All.  T.  Nari  Khorsum. 

40.  P.  serotina  Ehrh.  T.  Balti;  var.  botryoides 
Tr.  H.  occ.  Kaschmir,  Garwhal  10000  — 10600; 
T.  12—14000'  (Th.)  Hasora — Nari  Khorsum. 

41.  P.  nemoralis  L.  H.  occ.  Kaschmir  (Th.), 
Chamba  4000— 4500';  T.  Dras;  var.  glauca  Koch. 
T.  Balti. 

42.  P.  annua  L.  H.  occ.  1400 — 17600'  Kula  — 
Garwhal;  H.  or.  Sikkim  6  -8000';  T.  Balti 
—  Nari  Khorsum. 

var.  uepalensis  Wall,  flaccida,  elatior,  pani- 
culae  ramis  scabriusculis,  imis  2 — Snatis,  la- 
nugine  inter  flores  copiosiori.  H.  occ.  Kumaon 
(Strachey),  or.  Sikkim  (H.). 

43.  P.  pratensis  L.  H.  or.  Kaschmir  (Th.), 
Simla  6000—7300';  H.  or.  Sikkim  11-13000' 
(H.:  Poa  nr.  17). 

var.  angustifolia  L.  H.  or.  Sikkim  9  —  12000  . 

44.  P.  trivialis  L.  H.  occ.  6  — 12000'  Simla, 
Kumaon;  H.  or.  Sikkim  11000'  (H. :  Poa  nr. 
24). 

45.  Eragrostis  poaeoides  P.  B.  H.  occ.  1300  — 
4000'  Kaschmir;  T.  Balti. 

46.  E.  papposa  Nym.  —  Syn.  E.  verticillata 
Goss.,  Roxb.,  non  Poa  verticillata  Cav.  sec. 
Willk.  —  H.  occ.  (Th.)  4000'  (Strachey). 

47.  E.  nigra  Ns.  H.  occ.  (Th.,  Strachey);  H. 
or.  Sikkim.  6 —8000'  —  Khasya  (H.). 

48.  E.  elegantula  Ns.  H.  occ.  (Th.),  or.  Assam 
1—300'. 


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49.  E.  bahiensis  Schrad.  --  Syn.  E.  Brownii 
Ns.  —  H.  or.  Assam  100 — 300' —  Khasya  (H.) 

50.  E.  unioloides  R.  S.  H.  occ.  Garwhal ,  or. 
Sikkim  120'  —  Khasya  (H.) 

51.  E.  bifaria  W.  A.  H.  or.  Nepal  (Wall.)  — 
Khasya  ^H.). 

51.  E.  diandra  Roxb.  H.  or.  Assam  1 — 300'  — 
Khasya  (H.). 

53.  Leucopoa  sibirica  Gr.  T.  Balti,  Ladak,  Spiti. 

54.  Colpodium  nutans  Gr.  (Dupontia  Munr.) 
H.  occ.  8—10000'  (Th.) 

55.  Atropis  distans  Gr.  T.  9 — 11000'  (Th.) 

56.  A.  tenuiflora  Gr.  T.  Balti,  Nordabhang  des 
Karakorum  —  Künlün. 

57.  Glyceria  caspica  Tr.  H.  or.  Sikkim  9  — 
12000'  (H.) 

58.  Arundo  pumila  (Phragmites  Willk.)  H.  occ. 
Kaschmir;  T.  Hasora,  Ladak. 

59.  A.  isiaca  Del.  H.  occ.  Kaschmir;  T.  Balti. 

60.  A.  Donax  L.  H.  occ.  Marri  4000  —  5500' 

—  Garwhal. 

61.  A.  Pliniana  Turr.:  forma  vaginis  juxta  li- 
gulam  longe  ciliosis.  H.  occ.  Marri  —  Simla 
3—9000'. 

62.  A.  madagascariensis  Kth.  (sec.  Hook.)  H. 
or.  Sikkim,  Khasya. 

63.  Arundinaria  falcata  Ns.  (ex  Rupr.  Bambus, 
t.  3).  H.  occ.  Garwhal  6100 — 8900';  H.  or. 
Sikkim  4 — 7000'  (H.  nr.  6j. 

64.  Melica  micrantha  Boiss.  var.  inaequalis  Gr. 
gluma  sterili  superiori  inferiorem  duplo  supe- 
rante.  Eadem  dicitur ,  quam  non  vidi ,  M. 
ciliata  pl.  Thomson,  ex  Hirn.  occ.  10  —  12000'. 

—  T.  Zanskar. 

65.  M.  persica  Kth.  var.  breviflora  Boiss.  T. 
Zanskar. 


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var.  caspica  Gr.  —  Syn.  M.  HohenackeriBoiss. 
H.  occ.  Chamba,  LahuL 
var.  vestita  Boiss.  variat  gluma  sterili  inferiori 
superiorem  dimidiam  aequante  v.  superante  et 
rudimento  floris  supremi  nunc  apice  truncato 
nunc  rotundato,  inde  a  M.  persica  ipsa  vagi- 
nis  molliter  tomentosis  tantum  recedit,  quae 
in  var.  brevifiora  Boiss.  glabriusculae.  H.  occ. 
(Th.);  T.  Balti  6900'--7500',  Ladak. 

66.  Koeleria  cristata  Pers.  H.occ.  Kishtvar — 
Garwhal  10000'— 10600' ;  T.  Hasora. 

67.  K.  argentea  Gr.  (Lophochloa)  rhizomate  fibroso, 
culmo  apice  villoso-pubescente ,  foliis  planius- 
culis  vaginisque  glabris:  bis  emarcidis  indivi- 
sis,  ligula  breviter  producta,  panicula  elongata 
basi  saepe  interrupta  nitida  pallida,  spiculis 
2 — Sfloris  membranaceis  glabris  glumas  ste¬ 
riles  subaequantibus ,  glumis  fertilibus  bifido- 
acuminatis :  arista  lacinias  earum  subaequante, 
rhacheos  internodiis  pilosis.  —  Habitus  K.  cri- 
statae,  panicula  argenteo-nitens  v.  carinis  vi- 
rentibus  variegata,  glumae  steriles  non  multum 
inaequales.  —  T.  Nubra,  Ladak  pr.  Leb,  Nari 
Khorsum. 

68.  Scbismus  minutus  R.S.  —  T.  Dras. 

Änthoxantheen, 

69.  Hierochloa  laxa  R.  Br.  (in  pl.  Hook.)  H. 
occ.  10 — 13000'  Garwhal,  Kumaon. 

70.  Ataxia  Hookeri  Gr.  foliis  planis  lineari- 
acuminatis,  pedicellis  glabris  gluma  floris  mas- 
culi  ad  tertiam  partem  usque  bicuspidata:  la- 
ciniis  lanceolato-acuminatis  aristam  subaequan¬ 
tibus,  arista  floris  neutrius  glumam  suam  ad 
originem  usque  bipartitam  duplo  superante.  — 
Habitu  et  characteribus  A.  Horsfleldii  R.  Br. 
proxima.  —  H.  or.  Sikkim  9—12000'  (H. : 
Ataxia  nr.  2). 

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Ateneen, 


71.  Danthonia  Kaschmiriana  Jaub.  Sp.  H.  occ. 
Garwhal  10000'  - 10600',  or.  Sikkim  10—12000' 
(H.) 

72*.  Avena  sativa  L.  H.  occ.  —  9000'. 


73.  A.  barbata  Brot.  (A.  hirsuta  MB.)  H.  occ. 
Kishtvar;  T.  Balti,  Ladak. 

74.  A.  pilosa  MB.  T.  Ladak. 

75.  A.  alpina  Sm.  H.  occ.  Garwhal  9000' — 
15400'  (unvollständig  gesammelt). 

76.  A.  aspera  Munr.  (in  pl.  Hook.)  H.  occ. 
Simla  6000' — 7300';  H.  or.  Sikkim  8 — 10000 
(H.),  Khasya  5—6000'  (H.) 

77.  A.  flavescens  L.  H.  or.  Sikkim  10—12000'  (H.) 

78.  A.  subspicata  Clairv.  H.  occ.  Garwhal  9000' — 
15400';  H.  or.  Sikkim  12—17000'  (H.);  T. 
14—17000'  (Th.),  Balti  —  NariKhorsum. 
var.  pallida  Gr.  glabrior,  panicula  contracta 
pallide  virente.  H.  occ.  Garwhal ;  T.  Balti — N ari 
Khorsum  16200' — 17600'. 


79.  Deschampsia  caespitosa  P.B.  H.  occ.  Gar¬ 
whal  9000' — 15400';  H.  or.  Sikkim  10 — 12000' 
(H.);  T.  Spiti. 

Agrostideen. 

80.  Calamagrostis  pulchella  Gr.  (Dejejxxia)  culmo 
laevi  pedali,  foliis  anguste  linearibus:  ligulis 
productis,  suprema  oblongo-acuminata,  pani¬ 
cula  coarctata  purpurea,  glumis  sterilibus  (2'" 
longis)  subaequalibus  lanceolatis  acuminatis 
scabriusculis,  ferfili  membranacea  apice  4den- 
tata  paleam  sexta  fere  parte  superante  infra 
medium  dorsum  aristata  glabra:  arista  florem 
superante  superne  divergente  e  glumis  exserta, 
caili  rudimentique.  pilis  florem  subaequanti- 
bus.  —  Affinis  C.  strigosae  Bong.,  aristis  ex- 
sertis  divergentibus,  nunc  glumas  paullo  exce- 

•  dentibus  nunc  ipsis  floreque  sesquilongioribus 


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79 


facile  distinguenda.  —  H.  occ.  Garwhal  10000' — 
17600';  H.  or.  Sikkim  12—16000'  (H.:  De- 
euxia  nr.  10.) 

81.  C,  scabrescens  Gr.  (Deyeuxia  Munr.  in  pl. 
Hook.)  culmo  elato  scabro,  foliis  linearibus: 
ligulis  productis,  suprema  lacera,  panicula 
effusa,  glumis  sterilibus  (2'"longis)parum  inae- 
qualibus  lanceolato-linearibus  acuminatis  sca- 
brinscnlis,  fertili  apice  denticulata  paleam  sexta 
fere  parte  snperante  supra  basin  aristatagla- 
bra:  arista  flore  duplo  longiori  a  medio  di- 

-  vergen  te  e  glumis  1'"  exserta,  calli  rudimenti- 
que  pilis  florem  fere  aequantibus: 

a.  glumis  sterilibus  ciliatis.  H.  or.  Sikkim  10 — 
12000'  (H. :  D.  scabrescens  Munr.) 

ß,  elatm\  glumis  sterilibus  margine  nudis,  pa¬ 
nicula  subviolacea  pedali.  H.or.  Khasya  5 — 
6000'  (H.:  D.  nr.  7.) 

y*  humilis,  glumis  sterilibus  margine  nudis,  pa¬ 
nicula  angusta  virente,  ligula  breviori  truncata 
V.  obtusa.  —  H.  or.  Sikkim  11 — 13000'  (H. : 
D.  nr.  9.) 

82 .  C.  ßliformis  Gr.  (Deyeuxia)  culmo  flaccido  fili- 
formi  laevi,  foliis  linearibus:  ligulis  productis, 
suprema  lacera,  panicula  laxa  rariflora,  glumis 
sterilibus  (2'"  longis)  virentibus  subaequalibus 
lanceolatis  acuminatis  laeviusculis,  fertili  apice 
denticulata  et  e  dentibus  '2  lateralibus  seti- 
gera  paleam  quarta  fere  parte  superante  su¬ 
pra  basin  aristata  glabra:  arista  flore  duplo 
longiori  divergente  ultra  lineam  e  glumis  ex¬ 
serta,  setis  earum  apicem  fere  attingentibus, 
calli  pilis  abbreviatis,  rudimenti  corona  pilo- 
rum  flore  plus  duplo  superata.  —  Species  se¬ 
tis  glumae  fertilis  geminis  distinctissima.  — 
H.  or.  Sikkim  11  —  12000'  (H. :  D.  nr.  3.) 

83.  C.  '^nepalensis  Ns.  (ex  descr.)  —  Syn.  C. 

7* 


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80 


laxa  pl.  Thoms. ,  sed  folia  angustiora,  ligula 
acumiData,  glumae  magis  inaequales,  arista 
flori  subaequilonga.  —  T.  Balti — NariKhorsum. 

84.  C.  emodensis  Gr.  (Eucalamagrostis)  culmo 
laevi , .  foliis  late  linearibus:  ligulis  productis 
laceris,  panicula  eflfuso-densiflora  apice  nu- 
tante,  glumis  sterilibus  subaequalibus  lineari- 
acuminatis  setaceo-acuminatis ,  fertili  paleam 
tertia  parte  superante  ad  medium  bifida  inter 
lobos  aristata:  arista  florem  3— 4plo  superante 
glumas  steriles  subaequante  e  pilis  breviter  ex- 
serta,  calli  pilis  florem  longe  superantibus.  — 
H.  occ.  Garwhal  9000' — 15400';  H.or.  Sikkim 
6—9000'  (H. :  C.  nepalensis  ej.,  non  Ns.) 

85.  C.  Epigejos  Rth.  H.  occ.  Kaschmir;  T. 
Dras. 

86.  Garnotia  polypogonoides  (Berghausia  Munr.) 
H.  or.  Sikkim  6 — ^8000'  (H.) 

87.  G.  adscendens  (Berghausia  Munr.)  H.  or. 
Khasya  4—6000'  (H.) 

88.  Muehlenbergia  Huegelii  Tr.  (Syn.  M.  viridis- 
sima  Ns. ,  M.  geniculata  Ns.)  H.  occ.  Marri 
4—7000';  H.  or.  Sikkim  4—7000'  (H.),  Kha¬ 
sya  5—6000'  (H.) 

89.  M.  sylvatica  T.  G.  H.  occ.  8000'  (Th.) 

90.  Agrostis  alba  L.  H.  occ.  Kaschmir;  H.  or. 
Khasya  5—6000'  (H.:  A.  nr.  12.);  T.  10— 
13000'  (Th.),  Balti  —  Dras. 

91.  A.  verticillata  Vill.  H.  occ.  Simla  2000' — 
4600'. 

92.  Ä.  inaequiglumis  Gr.  (Airagrostis)  annua, 
digitalis,  foliis  lineari-setaceis:  ligula  breviter 
protracta ,  panicula  coarctata  oblongo-lineari 
(1" — IV2'  longa);  ramis  laeviusculis  a  basi 
florentibus,  pedicellis  spiculae  (l'"longae)  sub- 
aequilongis,  callo  minuto  glabro,  glumis  ste¬ 
rilibus  acutis  inaequalibus ,  superiori  quarta 


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81 


fere  parte  breviorl  florem  paullo  superante, 
fertili  paleae  aequilonga  mutica  glabra.  — 
Habitus  Aperae  interruptae,  sed  mutica  et 
rudimentum  floris  secundi  nullum.  —  H.  or. 
Sikkim  12 — 15000  (H.:  A.  nr.  10.) 

93.  A.  divaricata  Gr.  (Airagrostis)  annua,  spi- 
thamea,  foliis  setaceis:  ligula  protracta,  pa- 
nicula  divaricato-trichotoma  (1" — 2"  longa): 
ramis  laevibus  capillaribus  inferne  nudis  dis- 
tantibus  pedicellis  spicula  (Vs'"  longa)  plus 
duplo  longioribus,  callo  minuto  glabro,  glumis 
sterilibus  acutis  subaequalibus  florem  parum 
superantibus,  fertili  paleae  aequilonga  mutica 
glabra.  —  Affinis  A.  trichocladae  Gr.,  sed  pe- 
dicelli  ramique  paniculae  breviores  et  glumae 
acutae.  —  H.  or.  Sikkim  9-12000'  (H.  A. 
nr.  11.) 

94.  A.  rupestris  All.  T.  Dras,  Zanskar. 

95.  A.  ciliata  Tr.  —  Syn.  Lachnagrostis  Ns., 
Calamagrostis  St.— H.or.  Sikkim  12— 16000'(H). 

96.  A.  Roylei  Tr.  (Syn.  Lachnagrostis  Ns., 
L.  HookerianaNs.  (Calamagrostis  St.),  A.  Walli- 
chiana  St. ,  A.  Hookeriana  Munr.)  —  H.  occ. 
5000' — 10600',  Garwhal,  Kumaon  (Strachey); 
H.  or.  Nepal  (Wall.);  T.  Hasora. 

97.  A.  nervosa  Ns.H.  or.  Sikkim  9 — 10000'  (H.) 

98.  Sporobolus  indicus  R.Br.  (Syn.  S.  elon- 
gatus  (R.  Br.)  —  H.  occ.  Garwhal  —  4000'. 

99.  S.  diander  P.B.  H.  occ.  Kumaon  (Strachey). 

100.  S.  pallidus  Lindl.  (sec.  Hook.)  T.  Ladak. 

101.  Polypogon  monspeliensis  Desf.  var.  nepa- 
lensis  Ns.  T.  Balti. 

102.  P.  fugax  Ns.  (Syn.P.  maritimus  pL  Thoms.) 
differt  a  P.  maritimo  genuino  glumis  sterilibus 
ad  basin  usque  pube  (neque  aculeolis)  adsper- 
sis,  aristä  earum  breviori  laminae  aequilonga 
V.  duplo  longiori,  gluma  fertili  sub  apice  bre- 


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viter  aristata:  arista  caduca.  —  T.  4 — 8000' 
(Th.),  Nubra,  Ladak. 

103.  P.  Higegaweri  St.  (Syn.  P.  litoralis  pl. 
Thoms.)  differt  a  P.  litorali  genuino  radice 
annua,  glumis  sterilibus  infra  apicem  bifidum 
aristatis,  conferatur  P.  adscendens  Guss.  — 
H.  occ.  4  —9000'  Marri  —  Simla. 

Stipaceen. 

104.  Milium  effusum  L.  H.  occ.  6 — 8000'  (Th.) 

105.  Piptatherum  holciforme  R.  S.  T.  Balti, 
Nord  Seite  des  Künlün. 

106.  Lasiagrostis  splendens  Kth.  T.  12—16000' 
(Th.),  Balti  —  NariKhorsum. 

107.  Ptilagrostis  mongolica  Gr.  —  Genus  ca- 
ryopside  libera  lineari  teretiuscula  exsulca  in¬ 
tus  linea  notata  cum  Stipa  convenit,  nec  dif¬ 
fert  a  Stipa  nisi  textura  floris  herbacea  (de- 
mum  nön  indurata)  et  arista  flexuosa  vix 
torta.  —  H.  or.  Sikkim  14 — 16000'  (H.) 

108.  Stipa  sibirica  Lam.  H.  occ.  Marri  4000' — 
5500',  Kaschmir. 

109.  S.  orientalis  Tr.  T.  Nubra  —  Zanskar  —  Nari 
Khorsum. 

110.  S,  breviflora  Gr.  rhizomate  fibroso ,  culmo 
(1' — IV2'  longo)  vaginisque  laevibus,  foliis 
convoluto-setaceis  brevibus:  ligula  brevi  ob- 
tusa,  panicula  angusta  basi  inclusa:  ramis  di- 
stantibus  geminis  v.  solitariis,  glumis  sterili¬ 
bus  bneari-lanceolatis  aristato-acuminatis  sub- 
aequalibus  florem  (3'"  longum)  duplo  supe- 
rantibus,  fertili  seriatim  pilosa. arista  (2"  longa) 
octies  superata:  pilis  versus  aristae  basin 
brevioribus  —  Affinis  S.  Szovitsianae,  sed  arista 
duplo  brevior  etflos  minor.  —  T.  Nari  Khorsum. 

111.  S.  Szovitsiana  Tr.  T.  Balti,  Dras. 

112.  S.  purpurea  Gr.  rhizomate  fibroso,  culmo 
spithameo  vaginisque  laevibus,  foliis  convoluto- 


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83 


setaceis:  ligula  producta  acuminata,  panicula 
angusta  demum  patula  exserta:  ramis  distan- 
tibus  solitariis  v.  geminis,  pedicellis  longiori- 
bus  spiculae  subaequilongis ,  glumis  sterilibus 
purpureis  lanceolato-acuminatis  subaequalibus 
florem  (3"'  longum)  duplo  superantibus,  fertili 
undique  aequaliter  pilosa  arista  (2" — 3"  longa) 
8 — 12ies  superata:  pilis  versus  aristae  basin 
sensim  brevioribus,  antheris  glabris.  —  Co- 
lore  glumarum  cum  Ptilagrosti  mongolica  con- 
venit,  cui  panicula  magis  expansa,  arista  multo 
brevior  et  structura  aliena.  —  T.  Nari  Khor- 
sum. 

113.  Aristida  setacea  Retz,  (ex  descr.)  H.  occ. 
Marri  4 — 7000'. 

114.  A.  cyanantha  Ns.  H.occ.  5 — 9000'  Kasch¬ 
mir,  Kumaon  (Strachey). 

Oryzeen. 

115*.  Oryza  sativa  L.  H.occ.  —  6800'  Kasch¬ 
mir,  Garwhal. 

Phalarideen. 

116.  Phleum  pratense  L.  T.  Dras,  Nari  Khorsum. 

117.  P.  alpinum  L.  H.occ.  Garwhal  9000' — 
15400';  H.  or.  Sikkim  10-12000'  (H.);  T. 
Spiti. 

118.  P.  arenarium  L.  var.  Thomsonii  Gr.  glu¬ 
mis  sterilibus  longius  acuminatis:  flore  triplo 
breviori  glabriusculo  obtusiusculo.  —  H.  occ. 
6—8000'  (Th.) 

119.  Alopecurus  pratensis  L.  H.  occ.  5000'— 
15400'  Garwhal;  T.  Hasora,  Spiti. 

120.  Crypsis  compacta  St.  (ex  descr.)  (Syn. 
C.  aculeata  pl.  Thoms.)  structura  Antitragi 
cum  C.  aculeata  convenit,  difiert  panicula 
ovoidea  (fere  C.  schoenoidis)  ad  medium  se- 
miimmersa,  foliis  2  involucrantibus  flaccidiori- 


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bus,  glumis  sterilibus  acuminatis  florem  paullo 
superantibus.  —  T.  Balti. 

Chlorideen 

121.  Microchloa  setacea  R.Br.  H.  or.  Kbasya 
reg.  temperat.  (H.) 

122.  Tripogon  unidentatus  Ns.  H.  occ.  Kumaon 
(Strachey). 

123.  T.  filiformis  Ns.  (sec.  Hook.)  H.  occ.  6 — 
8000'  (Th.),  or.  Sikkim  6—10000'  (H.),  Kha- 
sya  3—7000'  (H.) 

124.  Chloris  montana  Roxb.  T.  (Th.) 

125.  Eleusine  indica  G.H.occ.  Garwhal  5000' — 
6800'. 

126.  E.  coraccana  G.  H.  occ.  Garwhal,  Kumaon 
(Strachey);  H.  or.  Sikkim  6—8000'. 

127.  Dactyloctenium  aegyptiacum  W.  H.  occ. 
Marri  —  7000'. 

128.  Cynodon  dactylon  Rieh.  H.  occ.  Simla  — 
7300',  Kumaon  (Strachey). 

Paniceen. 

129.  Paspalum  scrobiculatum  L.  H.  occ.  Kasch¬ 
mir  —  9000',  Kumaon  (Strachey). 

130.  P.  juhaium  Gr.  strictum,  quadripedale, 
glabrum ,  foliis  planis  margine  scabriusculis 
vaginae  fissae  subaequilongis ,  racemis  nume- 
rosis  erecto'patentibus,  plerisque  approximatis 
6" — 8"  longis ,  uno  terminali  parum  ceteris 
longiori :  axi  trigono-filiformi  scabriusculo  spi- 
culis  angustiori,  his  in  racemulos  secundos  fle- 
xuoso-subadpressos  dispositis  irregulariter  se- 
rialibus  parvis  (Vs'"  longis)  ellipticis  acutis 
pubescentibus  pedicellatis :  pedicellis  longiori- 
bus  spiculae  aequilöngis,  glumis  sterilibus  mem- 
branaceis  obsolete  3nerviis.  —  Racemuli  spi- 
culis  6 — 2  constituti,  glumae  saepe  purpureo- 
tinctae.  H.  or.  Khasya  7000'  (H. :  P.  nr.  9.) 

131.  Digitaria  sanguinalis  Scop.  H.  occ.  Kasch- 


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85 


mir  — Garwhal;  H,  or.  Sikkim  5 — 9000'  (H.), 
Khasya  4—8000'  (H.);  T.  11  —  12000'  (Th.) 

132.  D.  glabra  R.  S.  H.  occ.  Marri  4000'  — 
5500;  T.  Balti  6900'- 7500'. 

133.  D.elytroblepharaSt.  (exdescr.)  H.  occ.  (Th.) 

134.  D.  marginata  Lk.  H.occ.  —  9000'  Ka¬ 
schmir  —  Garwhal. 

135.  Orthopogon  compositus  R.  Br.  H.occ. 
(Th.) ,  or.  Sikkim  3 — 5000'  (H. :  Oplism. 
nr.  6). 

136.  Panicum  eruciforme  Sibth.  H.  occ.  Kaschmir. 

137.  P.  colonum  L.  H.  occ.  3 — 9000',  or.  Kha¬ 
sya  —  4500'. 

138.  P.  crusgalliL.  H.occ.  Kaschmir— Chamba; 

H.  or.  Sikkim  (H.);  T.  Balti  —  7500'. 

139.  P.  frumentaceum  Roxb.  H.  occ.  —  9000' 
Chamba  —  Garwhal;  H.  or.  Sikkim  —  8000'.  . 

140.  P.  excurrens  Tr.  H.  occ.  (Th.),  or.  Kha¬ 
sya  (H.) 

141.  P.  plicatumLam.  H.  or.  Sikkim  (H.),  Kha¬ 
sya  (H.) 

142.  P.  vestitum  Ns.  H.  occ.  (Th.),  or.  Khasya  (H.) 

143.  P.  polystachyum  Prl.  H.  or.  Sikkim  (H.), 
Khasya  (H.) 

144.  P.  antidotale  Retz.  (sec.  Hook.)  H.'  occ. 
Simla  —  9000'. 

145.  P.  pilipes  Ns.  H.  occ.  Marri  —  5500' ;  H. 
or.  Khasya  —  4500'. 

146*  P.  miliaceum  L.  H.  occ.  —  8900'  Kasch¬ 
mir — Kumaon  (Strachey);  T.  Hasora  —  Nubra. 

147.  P.  montanum  Roxb.  H.  or.  Khasya  reg. 
temperat.  (H.) 

148.  P.  ovalifolium  P.  B.  H.  or.  Sikkim  (H.) 

149.  P.  biflorum  Lam.  (Syn.  Isachne  miliacea 
Rth.)  H.  or.  Khasya  reg.  temperat.  (H.) 

150.  Isachne  albens  Tr.  H.  occ.  (Th.),  or.  Sik¬ 
kim  5 — 7000'  (H.),  Khasya  2800 — 4500'. 


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151.  Hymenachne  indica  Biis.  H.  occ.  Garwhal, 
or.  Sikkim  (H.)  Khasya  (H.) 

152.  H.  myumsP.  B.  H.or.  Khasya  reg.  tem- 
perat  (H.) 

153.  Setaria  viridis  P.  B.  H.  occ.  Kasclimir- 
Chamba;  T.  6900— 10000' (Th.)  Balti  —  Ladak. 

154.  S.  glauca  P.  B.  H.  occ.  —  9000'  Marri- 
Kumaon  (Strachey);  H.  or.  Sikkim  (H.),  Kha¬ 
sya  (H.);  T.  Balti. 

155.  S.  italica  P.B.  H.  occ.  Kaschmir  —  Gar¬ 
whal  —  6800' ;  T.  Balti. 

156.  Pennisetum  compressum  R.  Br.  H.  occ. 
Garwhal  6100'— 8900'. 

157.  P  ,  flaccidum  (Gymnothrix  Munr.)  rhizomate 
repeote ,  foliis  planis  lineari-acuminatis :  va- 
gina  ciliata,  spica  solitaria,  involuoellis  sessi- 
libus :  setis  scabris  spiculam  excedentibus,  iina 
eam  triplo  superante,  spiculis  solitariis  v.  ge- 
minis,  gluma  ima  pusilla,  secunda  spiculam 
dimidiam  excedente,  tertia  ei  aequilonga,  sty- 
lis  distinctis.  —  T.  9—13000'  (Th.),  Nübra, 
Ladak ; 

.  var,  interruptum  Gr.  foliis  angustioribus,  supe- 
rioribus  lineari-sectaceis :  vagina  glabrescente, 
spica  gracili  interrupta,  involucellis  brevioribus 
stipitatis,  gluma  secunda  spiculam  dimidiam 
aequante  v.  excedente.  —  H.  occ.  Garwhal 
10000'— 10600';  T.  Balti,  Ladak. 

158.  P.  orientale  Eich.  H.  occ,  Chamba,  Simla 
3—9000'. 

159.  P.  nepalense  Spr.  (emend.)  rhizomate  fibroso, 
foliis  planis  lineari-acuminatis  margine  sca¬ 
bris  cum  vaginis  et  culmi  apice  molliter  pilo- 
sis  (nunc  glabrescentibus),  spica  solitaria,  in- 
volucellis  breviter  stipitatis,  later alibus  ramo- 
sis  sterilibus:  setis  plumo§is  inequalibus,  lon- 
gioribus  spiculam  excedentibus  (v,  subaequan- 


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tibus),  spiculis  inferioribus  saepe  ternatis,  su- 
perioribus  solitariis,  glumis  2  imis  inaequali- 
bus  flore  multo  brevioribus,  tertia  mascula 
paleata  quartaque  fertili  aequilongis.  —  Syn. 
Penicillaria  elongata  Schrad.  in  hortis.  Genus 
nov.  Setariae  affine  in  pl.  Thomson.  —  In- 
volucellis  spicularum  binis  lateralibus  pedicel- 
liformibus  accedit  ad  Setariam,  flore  non  in- 
durato  differt  et  a  Penniseto  generice  vix  di- 
stin^ui  potest,  sectionem  bis  characteribus  de- 
signandam  formans: 

Pennisetaria.  Involucelli  setae  plumoso-pi- 
losae,  laterales  in  pedicellum  ramosum  divisae. 
Stylodia  cohaerentia.  —  H.occ.  Kishtvar  — 
Kumaon  (Th.);  T.Balti  6900' — 7500',  Hasora. 

160.  Thysanolaena  acarifera  Ns.  —  Syn.  Vilfa 
platyphylla  Ns.  in  pl.  Strachey :  status  videtur 
spiculis  juvenilibus.  —  H.  occ.  (Strachey) :  spe- 
cimina  completa  ex  ditione  Malva  Ind.  centr. 
1800'— 2500'. 

161.  T.  Agrostis  Ns.  H.  or.  Sikkim  1—5000' 
(H.),  Khasya  —  4000'  (H.) 

162*.  Arundinella  Hookeri  Munr.  H.  or.  Sikkim 
8—10000'  (H.) 

163.  A.  Wallichii  Ns.  H.  or.  Sikkim  4000'  (H.), 
Khasya  2 — 4000'  (H.) 

164.  A.  miliacea  Ns.  H.  or.  Sikkim  1—4000' 
(H.),  Khasya  4 — 5000'  (H.) 

165.  A.  nepalensis  Tr.  H.  or.  „Nepal“,  Khasya 
3  -4000*  (H.) 

166.  A.  setosa  Tr.  H.  occ.  (Strachey,  Th.), 
or.  Khasya  5000'  (H.) 

167.  A.Khasyana  Ns.  H.  or.  Khasya  4  -6000'  (H.) 
Sacchareen.  (Rottboellieen  und  Andropogineen). 

Wegen  der  Schwierigkeit,  in  dieser  Abthei¬ 
lung  natürliche  Gattungen  zu  begrenzen  und 

da  ich  mich  vergebens  bemüht  habe,  Pleuropli- 


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tis  von  Andropogon  durch  einen  genügenden, 
generischen  Charakter  zu  unterscheiden,  schalte 
ich  hier  eine  üebersicht  der  näher  verwandten 
Gattungen,  sowie  ich  sie  im  folgenden  Verzeich¬ 
niss  auffasstö,  ein. 

1.  Andropogineae.  Spiculae  heterogamae  aut 
solitariae,  rhachi  accumbentes  v.  pedicellatae. 

*Spiculae  inferiores  geminaev.  omnes  solitariae. 

Andropogon.  Glumae  exteriores  chartaceo- 
herbaceae,  tertia  sine  palea.  Arista  genicidata.  — 
Pleuroplitis  Tr.  (Batratherum  Ns.)  sectio  est 
spiculis  abortu  superioris  solitariis;  Dimeria 
R.  Br.  eadem,  rhachi  continua. 

Jschaemum.  Glumae  exteriores  chartaceo- 
herbaceae,  tertia  paleata.  —  Apocopis  Ns.  est 
sectio  spiculis  solitariis. 

Anatherum.  Glumae  exteriores  chartaceo- 
membranaceae,  tertia  sine  palea.  Arista  recta 
V.  0. 

Sorghum,  Glumae  spiculae  fertilis  exterio¬ 
res  cartilagineae ,  laeves,  spiculae  sterilis  char- 
taceae.  Arista  geniculata  v.  0. 

Vetioeria.  Glumae  spiculae  utriusque  exte¬ 
riores  cartilagineae,  muricatae.  Arista  recta 
V.  0. 

**Spiculae  inferiores  v.  omnes  verticillatae  v. 
fasciculatae,  exteriores  steriles. 

Chrysopogon.  Spiculae  ternae,  laterales  pe¬ 
dicellatae,  masculae.  Glumae  exteriores  char- 
taceo-herbaceae,  tertia  sine  palea. 

Anthistiria.  Spiculae  imae  quatemae  exte¬ 
riores.  Glumae  exteriores  chartaceo-herbaceae, 
tertia  sine  palea.  —  Androscepia  Brongn., 
Iseilema  And. ,  Exotheca  And. :  sectiones  An- 
thistiriae. 

Apluda.  Spiculae  ternae,  laterales  incom- 


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89 


pletae.  Glumae  exteriores  chartaceo-membra- 
naceae,  tertia  paleata. 

11.  Eriantheae,  Spiculae  bomogamae,  geminae 
V.  fasciculatae. 

Spodiopogon.  Glumae  exteriores  cbartaceo- 
herbaöeae,  tfertia  paleata.  —  Iscbaemopogon 
Gr.  est  sectio  pedicelli  articulatione  a  spiculae 
basi  distante,  rbacbi  articulato-secedente. 

Pollinia  Tr.  (non  Spr.)  Glumae  exteriores 
cbartaceo-berbaceae,  tertia  sine  palea.  Arista 
geniculata. 

Eriochrysis.  Glumae  exteriores  cbartaceo- 
cartilagineae,  tertia  sine  palea.  Arista  0. 

Imperata.  Glumae  exteriores  cbartaceo-mem- 
branaceae,  tertia  sine  palea.  Arista  0. 

Pogonatherum,  Glumae  exteriores  chartaceo- 
membranaceae ,  secunda  et  quarta  ^llistatae, 
tertia  vulgo  paleata.  Aristae  rectae. 

Erianthus.  Glumae  exteriores  cbartaceo- 
mem branaceae,  tertia  sine  palea,  quarta  ari- 
stata,  arista  recta.  —  Eulalia  Tr.  est  sectio 
rbacbi  continua. 

Saccharum,  Glumae  exteriores  membrana- 
ceae,  quarta  abortiva.  Arista  0. 

168.  Perotis  latifolia  Ait.  H.  occ.  (Tb.) 

169.  Andropogon  (Euandropogon)  Iscbaemum 
L.  H.  occ.  Kaschmir,  Kisbtvar;  T.  Balti6900'— 
7500',  Dras. 

170.  A.(— )  annulatus  Forsk.  H.  occ.  Chamba. 

171.  A.  ( — )  tristis  Ns.  (sec.  Hook.)  H.  occ. 
6—8000'  (Tb.) 

172.  A.  ( — )  punctatus  Roxb.  H.  occ.  Kumaon 
(Stracbey). 

173.  A.  (Heteropogon)  contortus  L.  H.  occ.  (Tb.) 

174.  A.  (Scbizacbyrium)  laniger  Desf.  H.  occ. 
Kumaon  (Stracbey);  T.  Balti  6900—7500'. 


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ÖO 

175.  A.  (— )  pachnodes  Tr.  (sec.  Hook.)  H.  occ. 
Simla  3—9000'. 

176.  A.  ( — )  distans  Ns.  H.  occ.  Kumaon  (Stra- 
chey). 

177.  A.  ( — )  Martini  Roxb.  (Syn.  A.  caesius 
Ns.)  -  H.  occ.  Kumaon  (Strachey). 

178.  A.  (Pleuroplitis)  lancifolius  Tr.  (Syn. 
A.  microphyllus  Tr.  Batratherum  molle  Ns.) 
H.  occ.  Kumaon  4000'  (Anonym.)  H.  or.  Nepal 
(Wall.) 

179.  A.  (— )  amplexifolius  Tr.  (Syn.  Pleuro¬ 
plitis  centrasiatica  Gr.  in  Led.  Fl.  ross.  Batra¬ 
therum  nudum  Ns.  in  pl.  Hook.)  H.  occ. 
Garwhal ;  var.  plumbeus  Ns.  H.  or.Khasya  (H.) 

180.  A.  ( — )  echinatus  Heyn.  (Syn.  Batra- 
therunt^s.)  H.  occ.  5— 7000  (Th.),  or.Kha¬ 
sya.  2OT0'— 6000'. 

181.  Ischaemum  speciosum  Ns.  H.  occ.  (Th.) 

182.  Sorghum  halepense  Pers.  H.  occ.  Kasch¬ 
mir,  Kishtvar. 

183.  S.  fulvum  P.  B.  H.  occ.  Garwhal. 

184*.  S.  vulgare  Pers.  H.  occ.  Garwhal  —  6800'. 

185.  Vetiveria  muricata  Gr.  H.or.  AssamlOO' — 
300'. 

186.  Chrysopogon’  Gryllus  Tr.  H.  occ.  Simla 
(Griff.) ;  var.  echinulatus  Ns.  H.  occ.  Kaschmir  — 
Lahul;  T.  Balti  6900'— 7500', 

187.  C.  serrulatus  Tr.  H.  occ.  Simla  3—9000'. 

188.  C.  montanus  Tr.  H.  or.  Sikkim  (H.),  Kha- 
sya  —  4500'. 

189.  C.  villosulus  St.  H.or  „Nepal“,  Khasya 
4_6000'  (H.) 

190.  C.  Royleanus  St.  H.  occ.  Kumaon  5000' 
(Strachey). 

191.  C.  ciliolatus  St.  H.  occ.  Kumaon  (Strachey). 


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91 


192.  Anthistiria  ciliata  L.  var.  laxa  And.  H.  or. 
„Nepal“,  Khasya  (H.). 

193.  A.  tremnla  Ns.  H.occ.  Kaschmir. 

194.  A.  anathera  Ns.  H.  occ.  Marri  5—7000'  — 
Kumaon  5000'  (Strachey). 

195.  A.  Wightii  Ns.  H.  „Nepal  —  Kunawur“; 
specimina  nostra  ex  Punjab  (Th.)  et  Malva 
2500'. 

196.  A.  gigantea  CaT.  H.or.  Sikkim  —  5000' 
(H.:  Androsc.  nr.  4),  Khasya  (H.);  var.  armata 
And.  Khasya  3000'  (H.) 

197.  A,  Hookeri.  Gr.  (Androscepia)  culmo  (1 — 
2'  alto)  flexuoso  inferne  ramoso  glabro,  foliis 
Vagina  aperta  longioribus  margine  versus  basin 
piliferis,  panicula  subsecunda  laxa:  spicis  e 
media  bractea  emersis  cernuis:  Dedicello  fili- 
formi  glabro,  spiculis  9 — 11  glal<ns,  4  invo- 
lucrantibus  masculisque  (6'"  longis)  oblongo- 
lanceolatis  acuminatis  spicam  dimidiam  sub- 
aequantibus ,  ceteris  callo  barbato  suffultis, 
fertilibus  2  mediis  cum  masculis  alternantibus 
aristatis :  aristis  geniculatis  longe  exsertis  flore 
subduplo  longioribus.  —  H.  or.  Sikkim  6 — 
9000'  (H. :  Androscep  nr.  2.),  Khasya  5000'  (H.) 

198.  Apluda  aristata  L.H.  occ.  Marri  —  7000'; 
H.  or.  Khasya  —  5000'  (H.) 

199.  A.  mutica  L.  H.occ.  (Th.),  or.  Sikkim, 
Assam  —  300',  Khasya  (H.) 

200.  Spodiopogon  petiolaris  Tr.  (ex  descr.)  H. 
occ.  Garwhal. 

201.  S.  angustifolius  Tr.  (S.  laniger  Ns.)  H.  occ. 
Kumaon,  (Strachey). 

202.  S.  Lehmanni  (Pollinia  Ns.  sec.  Hook.)  H. 
or.  Khasya  5 — 7000'  (H.) 

203.  Pollinia  nuda  Tr.  H.  or.  ,, Nepal“,  Khasya 

(H.). 


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92 


204.  Imperata  cylindrica  P.B.  H.occ.  Simla 
3  9000';  H.or,  Sikkim  6—8000'. 

205.  Pogonatherum  crinitum  Tr.  H.  occ.  (Th.), 
or.  Sikkim  120',  Khasya  (H.) 

206.  P.  majus  Gr.  pedale,  glabrum,  foliis  linea- 
ri-acuminatis  (IV2 — 1'"  latis):  ligula  breviter 
producta  truncata  apice  fissa  pilis  orbata,  spica 
villosa :  pube  rhacheos  erecto  patente  spiculis 
breviori,  spiculis  hermaphroditis  (2'"  longis) 
arista  floris  (1' longa)  sexies  superatis. —  No- 
dis  foliisque  glabris,  Ugula  non  ciliosa  et  spi¬ 
culis  majoribus  a  praecedente  diflert.  —  H. 
or.  Khasya  5 — 6000'  (H.:  Pogon.  nr.  2.) 

207.  Erianthus  nudipes  Gr.  culmo  apice  pubes- 
cente:  nodis  glabris,  foliis  lineari-acuminatis 
vaginisque  pilosiusculis ,  spicis  digitato-fasci- 
culätis ,  It^a  patente  spiculam  subaequante. 
ad  ejus  bafsin  restricta:  internodiis  pedicellis- 
que  glabris,  glumis  exterioribus  (2'"  longis) 
paucinervatis  dorso  sparsim  pilosis,  arista  spi¬ 
culam  duplo  superante.  —  Conferatur  E,  rufus 
Ns.,  nimis  succincte  descriptus.  —  H.  or.  Sik¬ 
kim  9—13000'  (H.:  Er.  nr.  10.) 

208.  E.  velutinus  Munr.  H.  or.  Khasya  5  — 
6000'  (H.) 

209.  E.  Ravennae  P.B.  H.occ.  Kaschmir  — 
Simla  4500 — 8400';  T.  Hasora. 

210.  E.  mollis  Gr.  culmo  (1 — 2'  alto)  apice  pu- 
bescente:  nodis  glabris,  foliis  brevibus  planis 
lineari  -  acuminatis  vaginisque  pubescentibus 
(v.  glabratis),  spicis  -3 — 5natis  mollissimis, 
lana  nitida  patente  spiculas  duplo  excedente 
per  internodia  pedicellos  glumasque  aequaliter 
extensa,  spiculis  lanceolato-acuminatis  (IV4'" 
longis),  glumis  exterioribus  lineari-acuminatis, 
arista  (6 — 8'"  longa)  erecta  spiculam  4 — 6plo 
superante.  —  Conferatur  EulaUa  concinna  Ns., 


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93 


quae  forsan  eadem  planta:  nam  abortu  paleae 
structuram  Eulaliae  Kth.  aemulat,  ab  Eulaliis 
Trinianis  vero  rhachi  spicae  articulata  differt. 
Eulalia  igitur  melius  supprimitur  et  sensu  Tri- 
niano  ex  rhachi  continua  ut  sectio  solummodo 
Erianthi.  agnoscitur :  si  qui  cum  Neesio  (Gram, 
capens.  p.  92.)  aliter  sentiunt  et  genus  Kun- 
thianum  ex  suppressione  „glumae  tertiae“  re- 
stituere  malunt,  hanc  speciem  et  sequ entern 
nescio  quomodo  ab  Eulalia  distinguant  nisi 
charactere  minus  perspicuo.  —  H.  occ.  5 — 
6000'  (Th.:  Er.  nr.  3.),  Kumaon  pr.  Almora 
(Strachey). 

211.  E.  rufipilus  (Saccharum  St.  ex  descr. ;  E. 
japonicus  pl.  Hook.,  von  P.  B.)  Structura  spi- 
culae  cum  Eriantho  molli  convenit,  a  stirpe 
e  Japonia  missa  (quae  descriptioni  Eulaliae 
japonicae  Tr.  respondet)  valde  distat  arista 
spiculam  multo  superante,  lana  elongata  ad 
pedicellos  extensa  aliisque.  —  H.  occ.  Jamu 
—  Kumaon  4000—8900';  H.  or.  Sikkim  5 — 
7000'  (H.) 

212.  E.  nepalensis  (Eulalia  Tr.).  H.  occ.  Gar- 
^hal  6100  —  8900';  H.  or.  Sikkim  6—9000' 
(H.),  Khasya  5 — 6000'  (H.) 

213*.  Zea  Mays  L.  H.  occ.  Garwhal  —  6800' 


8 


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u 


lieber  Ammöniaksalze ,  Harnsäure, 

Hippursäure  und  Glycin  als  sticfc- 
ßtoffhaltige  Nahrungsmittel  der 
Pflanzen. 

Von 

Dr.  W.  Hampe. 

(Mitgetheilt  von  Wilh.  Wicke). 

Die  in  meinem  siebenten  Berichte  über  das 
agriculturchemische  Laboratorium  mitgetheilten 
Vegetationsversuche  mit  organischen  stickstoff¬ 
haltigen  Verbindungen  (Nachrichten  Nro.  25) 
wurden  von  meinem  Assistenten  Dr.  Hampe 
im  vorigen  Sommer  fortgesetzt  und  haben  neue 
interessante,  für  die  Pflänzen-Ernährung  lehr¬ 
reiche  Resultate  geliefert.  Eine  darüber  ver¬ 
fasste  ausführliche  Arbeit  liegt  bereits  drubk- 
fertig  vor  und  soll  in  der  nächsten  Zeit  iii  dbn 
,  ,Landwirthschaftliclien  V ersuchs-Stationen* ‘  von 
Prof.  N  0  b  b  e  publicirt  werden.  Darauf  verwei¬ 
send  gebe  ich  hier  nur  ein  kurzer  Referat  über 
die  Zusammensetzung  der  Nährstoff-Lösungen, 
über  die  bemerkenswerthesten  Erscheinungen  wäh¬ 
rend  der  Vegetation  und  über  die  durch  genaue 
Gewichts-Bestimmungen  ermittelten  Ernte-Ergeb¬ 
nisse.  Letztere  sollen,  in  einer  übersichtlichen 
Zusammenstellung  tabellarisch  geordnet,  am 
Sdilusse  mitgetheilt  werden. 

Es  waren  sogenannte  Wasserculturen ,  mit 
zwei  Sorten  Mais 

a)  eine  kleinere  Sorte  —  badischer  Mais  — und 

b)  eine  etwas  grössere  Sorte. 

Die  Versuche  mit  den  Körnern  a)  wurden 
durch  die  Art,  wie  die  Körner  zur  Keimung  ge¬ 
bracht  waren,  auf  eine  nachtheilige  Weise  beein- 


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flusst,  was  für  die  Beurtheilung  der  Resultate  in 
Betracht  gezogen  werden  muss.  Die  Körner  hat¬ 
ten  iA  Sägespähnön  ^^keimt,  die,  obgleich  sie 
vorher  ausgelaugt  waren  ,  doch  die  Wurzeln 
krankhaft  verändert  hatten.  Die  aus  diesen 
Keimlingen  gezogenen  Pflanzen  haben  wäh¬ 
rend  ihrer  ganzen  Vegetation  darunter  zu  leiden 
gehabt.  Gelegt  wurden  die  Samen  am  2.  April 
und  bis  zum  23.  d.  M.  hatten  sich  daraus  be¬ 
reits  ganz  ansehnliche  Pflänzchen’  entwickelt. 

Körner  b)  dagegen  keimten  in  destillirtem 
Wasser  und  wurden  auch  darin  weiter  entwickelt. 

Idh  gehe  jetzt  zu  den  Vegetations-Verfeuch^n 
selbst  über. 


I.  Vegetations- Versuche  mit  Ammo¬ 
niaksalzen. 


Dazu  wurden  drei  verschiedene  Lösungen 
A  B  und  C  benutzt,  die  folgende  Zusammen¬ 
setzung  hatten. 

A. 


KO 
2  HO 

+ 


j  PO»  +  NH^pj  PO»  4-  V»  Ca  CI 
72  MgO,‘  so»  +  X  Fe»'0»,  PO» 


Pro  lÖÖO  CC. 

Grm. 

KO,  PO»  =  0. 3950  =  0 . 4552  Prm.  KO  1 4^5 
,  2  HO{^^ 

^40  {P0"=0-4118  =  0.4419  „2NH^g{P0» 
CÄCl=i  0.0928 

MgO,  SO»  =  0.1 004= 0.2058 „ MgO.Siy+Ta^i' 
xFe»0»,P0»= 

l'.OOOO 


8* 


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96 

B. 

2  +  V*  CaCl 

+  V2  MgO,  SO»  +  X  Fe*0»,  PO®. 


Pro  1000  CC. 
Grm. 


KO,  PO^  =0.3690  =  0.4253 Grm. 2 HO  i 

K  0 

j^|4®|P0®=  0.4504 =0.4785  „  NH*o|pO® 


Ca  CI  =  0.0867 


MgO,  S0®=0. 0939=0. 1925  „MgO,SO*+7aq. 
xFe*0®,P0®= 

1.0000 


C. 

NH^O  , 

KO, SO*  +  NH^OJPO®  4-  V*  Ca  CI 
HOI 

+  V»  MgO,  SO*  +  X  Fe»0»,  PO®. 

Pro  1000  CC. 

Grm. 

KO,  SO*  =  0.325 

2NH^O,PO®= 0 . 4595  =  0.4931  Grm. 

CaCl= 0.1035 

MgO,  SO*=0.112  =0.2296 „MgO,SO*+7aq. 
xFe*0»,P0® 

1.0000 

Die  Lösungen  wurden  alle  8  Tage  erneuert. 


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97 


A  und  B,  schwach  sauer  reagirend,  waren  klar 
so  lange  das  phosphorsaure  Eisenoxyd  nicht  zu¬ 
gesetzt  war.  C,  von  schwach  alkalischer  Reak¬ 
tion,  trübte  sich  augenblicklich  durch  Ausschei¬ 
dung  von  phosphorsaurem  Kalk. 

Mit  den  Lösungen  A  und  B  wurden  die  Ver¬ 
suche  mit  einer  Pflanze  der  Sorte  b  und  zwei 
Pflanzen  der  Sorte  a  am  5.  Mai  begonnen.  Es 
war  eine  V»  P-ni.  Flüssigkeit. 

Der  Verlauf  der  Entwicklung  war  im  Allge¬ 
meinen  der,  dass  nach  einem  anfangs  guten  und 
ziemlich  gleichmässigen  Gedeihen,  bei  der  Aus¬ 
bildung  des  4.,  5.,  6.  und  7.  Blattes  Bleichsucht 
in  verschieden  starkem  Grade  eintrat,  verbunden 
mit  einer  Stockung  des  Wurzelwachsthums.  Da 
die  Pflanzen  am  25.  Mai  eine  1  p.  m.  Lösung 
erhalten  hatten,  und  dadurch  vielleicht  die  Stö¬ 
rungen  entstanden  sein  konnten,  so  wurde  ihnen 
am  20.  Juni  eine  nur  P-dq.  Lösung  gegeben. 

Dies  hatte  auf  die  Pflanze  b  der  Lösung 
A  eine  so  auffallend  günstige  Wirkung,  dass 
das  10.  und  11.  Blatt  wieder  mit  dunkelgrüner 
Färbung  hervortrat,  die  Bleichsucht  gänzlich  sich 
verlor  und  auch  die  Wurzelentwicklung  wieder 
einen  erwünschten  Fortgang  nahm.  Der  Stengel 
trieb  neue,  äusserst  feine,  sehr  lange  fadenför¬ 
mige  Wurzeln  und  nach  einigen  Wochen  war  die 
Pflanze  durchaus  gesund. 

Das  Hervortreten  der  männlichen  und  weib¬ 
lichen  Blüthe  erfolgte  am  24.  Juli.  Gegen  das 
Ende  dieser  Periode  fingen  die  älteren  Wurzeln 
zu  faulen  an;  auch  setzte  sich  Schwefeleisen  auf 
ihnen  ab. 

Vom  29.  Juli  an  vegetirte  die  Pflanze  nur  in 
destillirtem  Wasser,  wobei  die  Entwicklung  das 
Kolbens  in  normaler  Weise  von  statten  ging. 
Eine  Bestätigung  des  Satzes,  dass  die  Pflanzen 


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98 


zur  Blüthezeit  mit  der  zu  ihrer  Sameubildung 
uothw^udigen  Menge  von  Nährstoffen  bereits  sich 
versorgt  haben. 

Bei  der  Ernte  —  am  5.  Sept.  —  hatte  die 
Pflanze  eine  Höhe  von  75Ctm.  Der  Kolben  war 
besezt  mit  40  wohl  ausgebildeten  gelben  Körnern. 
Sechs  derselben,  um  ihre  Keimkraft  zu  consta- 
tiren,  wurden  in  Erde  gepflanzt ;  sie  zeigten  sich 
vollkommen  wachsthumsfehig. 

An  diesen  Versuch  schlossen  sich  drei  an¬ 
dere,  die  hier  zunächst  mitgetheilt  werden  sollen, 
welche  den  Zweck  hatten,  zu  erforschen :  ob  der 
auffallende  Wechsel  von  der  ausgeprägtesten 
Bleichsucht  zu  einem  durchaus  gesunden  und  nor¬ 
malen  Wachsthum,  in  der  Concentration  der  Lö¬ 
sung  oder  in  einem  andern,  physiologischen  Um¬ 
stande  seine  Erklärung  finde.  Zu  dem  Ende 
wurden  noch  am  8.  Juli  einige  Maiskörner  in 
destillirtem  Wasser  zum  Keimen  gebracht,  die 
denn  am  27.  Juli,  als  durchaus  gesunde  Pflanzen, 
von  Anfang  an  in  eine  P-m.  Lösung  A,B,  C 
gebracht  wurden. 

In  den  Lösungen  B  und  C  gingen  die  Pflan¬ 
zen  ein,  ich  übergehe  die  einzelnen  Umstände, 
unter  welchen  das  Absterben  erfolgte. 

Die  Pflanze  der  Lösung  A  gedieh  anfangs  sehr 
gut,  eine  reichliche  Wurzelentwicfelung  und  zuerst 
ganz  normale  Blätter  zeigend.  Aber  schon  das 
3.  und  vollends  das  4.  Blatt  waren  b)ass.  Auch 
die  Wurzelentwicklung  litt  und  bis  zupa  14.  Äug, 
trieb  nur  noch  ein  und  zwar  völlig  gelbes  Blatt. 
Alle  Symptome  schienen  auf  ein  nahe  bevorste¬ 
hendes  Absterben  hinzudeuten,  als  auch  ^i  die¬ 
ser  Pflanze  ein  vöjlliger  Umschlag  erfolgte.  Die 
Pflanze  genas;  bis  zum  24.  Aug.  hatte  sie  be¬ 
reits  z^ei  gesunde  dunkelgrüne  Bfät^e^  ^d  der 


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9t 


SteDgel  Hess  neue  Wurzeln  hervortreten.  Mitte 
September  waren  beide  Blüthen  vorhanden. 

Demnach  kann  die  Erklärung  für  die  ab¬ 
norme  Entwicklung  der  Pflanze  in  der  Concentra- 
tion  der  Lösung  wohl  nicht  gefunden  werden.  Es 
gewinnt  fast  den  Anschein,  als  wenn  die  jugend¬ 
liche  Pflanze  das  Vermögen  nicht  hat,  das  Am¬ 
moniak  ihrem  Bedürfniss  gemäss  zu  verwerthen. 
Dass  aber  die  Fähigkeit  solches  zu  können,  von 
einer  gewissen  Periode  ihrer  weiteren  Entwick¬ 
lung  an  eintritt.  Dass  dieser  Satz  noch  durch 
wiederholte  Versuche  auf  seine  Richtigkeit  ge¬ 
prüft  werden  muss,  versteht  sich  von  selbst.  Da 
aber  vor  der  Hand  keine  andere  Erklärung  ge¬ 
geben  werden  kann,  so  mag  diese  Annahme  vor*- 
läufig  hier  ausgesprochen  werden. 

Die  Pflanzen  a  der  Lösung  A  gingen  ein, 
desgleichen  die  Pflanze  b  der  Lösung  B,  während 
von  den  Pflanzen  a  dieser  Lösung  eine  sich  wie¬ 
der  kräftigte  und  auch  von  da  an  wieder  dunkeL 
grüne  Blätter  producirte.  Zu  einer  eigentlichen 
Massentwicklung  brachte  sie  es  indessen  nicht* 
Endlich  ist  über  die  Pflanzen  der  Lösung  C  zu 
berichten,  dass  sie  gar  nicht  wuchsen.  Nachdem 
ihre  Wurzeln  das  emailartige  Ansehen  verloren 
hatten,  gingen  sie  in  Fäulniss  über  und  waren 
am  20.  Juni  als  abgestorben  zu  betrachten. 


II.  Vegetatio ns- Versuche  mit  Harnsäure. 

Um  eine  sauer  reagirende  Lösung  mit  einer 
grösseren  Menge  Harnsäure  zu  erhalten  wurde 
zu  neutralem  hamsauren  Kali  so  viel  saures  phos¬ 
phorsaures  Kali  gesetzt,  bis  eine  Lösung  ent¬ 
standen  war,  die  klar  blieb  und  sauer  reagirte* 
Sie  hatte  dann  die  folgende  Zusammensetzung: 


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100 


'  2Hol  +  V4(C“H*K*N*0«)  +  VsCaCl 
+  V*  Mg0,S08  +  xFe^'O»,  OP®. 

In  1000  CC. 

Gnn. 

KO,  PO®=  0.4987  =  0.5747 Grm.2gQjPO® 

Cioh2K*N*0«=  0.2578 
CaCl=  0.1169 

MgO,  SO»=  0.1266=0.2595„MgO,SO*+7aq. 
xFe*0»,  PO® 

1.0000. 

Der  Versuch  begann  am  4.  Juni  mit  einer 
Pflanze  a  und  einer  Pflanze  b. 

a  starb  nach  einigen  Wochen  ab,  wahrschein¬ 
lich  in  Folge  der  kranken  Wurzeln. 

b  vegetirte ,  ohne  bleichsüchtig  zu  werden, 
mit  normaler  Blatt-  und  Wurzel -Entwicklung. 
Mit  dem  Hervorbrechen  der  männlichen  Blüthe 
fing  die  Lösung  zu  faulen  an  und  auf  einigen 
Wurzeln  setzte  sich  Schwefeleisen  ab.  Bei  wei¬ 
tem  die  meisten  Wurzeln  blieben  indessen  weiss 
und  gesund.  Die  männliche  Blüthe  entwickelte 
sich  aber  so  viel  früher  als  die  weibliche,  dass 
diese,  um  sie  zu  befruchten,  mit  dem  Pollen 
einer  andern  Pflanze  bestäubt  werden  musste. 
Bei  der  Ernte,  "welche  am  24.  Aug.  erfolgte, 
wurden  nur*  2  unreife  Körner  erhalten.  Höhe 
der  Pflanzen  95  Ctm. 

Bei  jeder  Erneuerung  der  Lösung  wurde  die 
gebrauchte  alte  auf  Ammoniak  und  Harnsäure 
untersucht.  Während  der  erstere  Körper  stets 
in  grösserer  oder  geringerer  Menge  gefunden 
wurde,  konnte  die  Harnsäure  nicht  nachgewiesen 
werden.  Eine  Bestätigung  des  schon  bei  früheren 
Versuchen  mit  diesem  Körper  erhaltenen  Re- 


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101 


sultates,  dass  die  Harnsäure  nicht  als  solche 
in  die  Pflanze  eingetreten  und  assimilirt  worden 
sei.  Unter  den  obgewaltfeten  Verhältnissen 
waren  aus  ihr  Zersetzungsprodukte  entstanden, 
welche  entweder  für  sich  allein  oder  in  Verbin¬ 
dung  mit  dem  harnsauren  Kali  die  Pflanze  mit 
assimilirbarem  Stickstoff  versorgt  hatten. 

So  complicirt  zusammengesetzte  Verbindun¬ 
gen,  wie  Harnsäure  und  Hippursäure,  machen, 
wegen  ihrer  leichten  Zersetzbarkeit  die  Vegeta¬ 
tions-Versuche  ungemein  schwierig.  Kann  man 
ihre  Zersetzung  nicht  hindern ,  so  sind  die  Re¬ 
sultate  höchst  unsicher. 

HI.  Vegetations- Versuche  mit  Hippur¬ 
säure. 

Aeltere  Versuche  liegen  vor.  von  Knop  (1857 
und  1865)  und  Johnson  (1861),  mit  negativen 
Resultaten. 

Die  Zusammensetzung  der  Nährstoff-Flüssig¬ 
keit,  für  den  in  Rede  stehenden  Versuch,  war 
folgende: 

2HO  +  C»«H«KNO«  +  V»Ca  CI 
-1-  V»MgO,  SO®  +  xFe»0®,  PO». 

Pro  1000  CG. 

Grm. 

KO,  PO»  =  0.3006  =  0.3464  Grm. ’ggQjPO» 

C>®H®KNO«  =  0.5525 
CaCl  =  0.0705 

MgO,  SO»  =  0.0764=  0.1564  ,,MgO.SO»+7aq. 
xFe*0»,  PO». 

1.0000. 

Auch  bei  diesem  Versuch  wurde  von  jeder 
Sorte  Mais  eine  Pflanze  genommen,  die  vom 


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102 


20.  Mai  bis  5.  Juni  eine  V2  P-  Lösung,  von 
da  an  aber  eine  1  p.  m.  erbielten. 

Die  Pflanzen ,  *  im  Ganzen  zart  und  klein, 
blieben  gesund,  vornehmlich  b.  Auch  hier  eine 
so  frühe  Entwicklung  der  männlichen  Blüthe, 
dass  später  die  weibliche  Blüthe  mit  Pollen  von 
einer  andern  Pflanze  befruchtet  werden  musste. 
Bei  b  blieb  die  weibliche  Blüthe  so  lange  aus, 
dass  eine  Befruchtung  nicht  mehr  möglich  war. 

Ernte,  am  24.  Aug.,  Pflanze  a  war  48  Ctm., 
Pflanze  b  61  Ctm.  hoch.  Der  Kolben  von  a 
hatte  24  keimfähige  Körner. 

Bei  der  Untersuchung  der  gebrauchten  Lö¬ 
sung  wurden  nicht  unbeträchtliche  Mengen  von 
Benzoesäure  gefunden.  Alle  Umstände  sprechen 
dafür,  dass  während  der  Vegetation  die  ange¬ 
wandte  Hippursäure  in  Benzoesäure  und  Gly¬ 
cin  zerlegt  worden  sei.  Letzteres  konnte  als 
stickstoffhaltiges  Nahrungsmittel  gedient  haben. 

Ein  eigenthümliches  nebensächliches  Verhält- 
niss  verdient  besondere  Erwähnung.  Die  Lösung 
erhielt  schon  nach  wenigen  Tagen  eine  dichte, 
rasenartig  verfilzte  Pilzdecke,  die  sich,  man  mochte 
thun  was  man  wollte,  stets  wieder  bildete.  Da 
nun  Büchner  bereits  beobachtet  hat,  dass  die 
Hippursäure  durch  Fermente  gespalten  wird,  so 
ist  diese  Spaltung  wahrscheinlich  ein  Vegeta¬ 
tions-Act,  wie  in  unserm  Falle.  Das  Verhältniss 
der  Pilze  zu  der  Maispflanze  ist  dadurch  beson¬ 
ders  interessant  und  bemerkenswerth,  dass  jene 
wahrscheinlich  erst  die  Entwicklung  dieser  mög¬ 
lich  gemacht  haben.  Wie  wir  wissen,  dass  die 
Mineralbestandtheile  der  festen  Gesteiüe  sehr  oft 
zunächst  durch  niedere  Pflanzen  aufgenommen, 
gesammelt  und  dann  an  die  höheren  Pflanzen  ab¬ 
getreten  werden,  so  dass  Flechten  und  Moose  die 
Vorläufer  der  höheren  Pflanzenwelt  in  dteser  Be- 


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103 


Ziehung  sind,  so  finden  wir  hier,  dass  eine  com- 
plicirt  zusammengesetzte  organische  Verbindung 
von  einem  Pilze  zerlegt  wird  und  das  stickstofi- 
haltige  Zersetzungsprodukt  einer  höheren  Pflanze 
zu  ihrem  Lebensunterhalte  dient.  Es  dürfte 
dies  eine  Dienstleistung  der  niedern  Pflanzen 
für  die  höheren  Organismen  sein,  welche  sehr 
oft  zu  beobachten  ist. 

Ob  in  der  gebrauchten  Lösung  auch  geringe 
Mengen  von  Buttersäure  waren ,  konnte  nicht 
mit  Bestimmtheit  constatirt  werden.  Die  ge¬ 
wonnene  Quantität,  des,  übrigens  in  seinem  Ge¬ 
rüche  der  Buttersäure  sehr  ähnlichen  Körpers, 
reichte  dazu  nicht  aus. 

Bei  einer  so  complicirt  zusammengesetzten 
Lösung  wie  die  Nährstofifflüssigkeit  hat  die  Nach¬ 
weisung  so  kleiner  Mengen  von  Glycin,  wie 
sie  vielleicht  in  der  gebrauchten  Lösung  noch 
vorhanden  waren,  sehr  grosse  Schwierigkeiten. 
Der  darauf  gerichtete  Versuch  schlug  fehl. 

Ammoniak  wurde  nur  ein  Mal  gefunden  und 
in  Folge  dessen  wurde  die  Pflanze  am  13.  Juni 
in  destillirtes  Wasser  gestellt. 

IV.  Vegetations- Versuche  mit  Glycin. 

Die  Nährstofflösung  hatte  die  bei  der  Hip¬ 
pursäure  angeführte  Zusammensetzung,  mit  der 
Abänderung,  dass  statt  0.5525  Grm.  hippursau¬ 
rem  Kali  pr.  Liter  0.27  Grm.  Glycin  genommen 
waren.  Ihre  Concentration  blieb  während  der 
ganzen  Dauer  des  Versuchs  unverändert. 

Das  Ergebniss  fiel  ungemein  günstig  aus. 
Die  beiden  Pflanzen  a  und  b  zeigten  von  allen 
Versuchspflanzen  die  üppigste  Entwicklung.  Dun¬ 
kelgrüne  Blätter  und  eine  durchaus  normale 
Wurzelbildung.  Aber  auch  in  diesem  Falle  blieb 
a  gegen  b  zurück,  die  bei  der  Keimung  in  Säge- 


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104 


spähnen  erlittenen  Störungen  schien  sie  während 
der  ganzen  Dauer  der  Vegetation  nicht  über¬ 
winden  zu  können. 

Mitte  Juni  blühten  die  Pflanzen.  Bei  b  tra¬ 
ten  die  männliche  und  weibliche  Blüthe  gleich¬ 
zeitig  hervor;  bei  a  nicht,  weshalb  die  weibliche 
Blüthe  mit  Pollen  von  b  befruchtet  wurde. 

Die  Untersuchung  der  gebrauchten  Lösungen 
gab  stets  nachweisbare  Mengen  Glycin ;  Am¬ 
moniak  dagegen  liess  sich  nur  am  20.  Juli  nach- 
weisen,  von  welchem  Tage  an  die  Pflanzen  in 
des tillirtes  Wasser  gesetzt  wurden  und  darin  bis 
zum  Ende  des  Versuchs  verblieben. 

Bei  der  Ernte,  am  31.  Aug.,  war  a  55  Ctm. 
hoch  und  lieferte  15  gute  und  3  schlechte  Kör¬ 
ner.  Sechs  der  ersteren  wurden  auf  ihre  Keim¬ 
fähigkeit  geprüft;  fünf  Körner  keimten. 

Pflanze  b,  80  Ctm.  hoch,  hatte  den  Kolben 
mit  55  auserlesen  schöne  Körner  besetzt;  zwei 
Körner  waren  schlecht.  Sechs  Körner  zum 
Keimen  hingestellt,  keimten  sämmtlich. 

Die  geringe  Menge  von  Ammoniak,  welches 
nur  zu  Ende  des  Versuchs  nachzuweisen  war, 
kann  auf  das  Resultat  keinen  Einfluss  geübt 
haben  und  dieses  lässt  sich  demnach  dahin  aus- 
sprechen,  dass  das  Glycin  den  Pflanzen  als 
stickstoffhaltiges  Nahrungsmittel  genügt,  dass  es 
ihnen  ein  durchaus  brauchbares  Material  zur 
Erzeugung  ihrer  sämmtlichen  stickstoffhaltigen 
Körperbestandtheile  ist. 

lieber  das  Emtegewicht,  den  Stickstoff-  und 
Aschen-Gehalt  giebt  die  folgende  Tabelle  Aus¬ 
kunft. 


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Wegen  Mangel  an  Substanz  nicht  bestimmt. 


105 


3 


mtd  ^ 
h''  Srr  c  ct> 
3  rt  a 


b3 

55^0  S 

STP-u? 


^  Hg- 

—  pl 

bd  CO  ^  § 
o  ^  C3  ^  g  oq 
^  ct-  P  ö  m  P. 
P-oq  p  Or“ 
g  o  CTP 


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Verzeichniss  der  bei  der  Königl.  Gesell¬ 
schaft  der  Wissenschaften  eingegangenen 
Druckschriften. 

December  1867. 

Memorie  della  Accademia  delle  scienze  dell’  Istituto  di 
Bologna.  Seriell,  T.  V.  VI.  Bologna  1865.  66.  4. 

Rendiconto  delle  Sessione  dell’  Accademia  delle  scienz^ 
deir  Istituto  di  Bologna.  Anno  Accademico  1865  —  66 
und  Anno  Accademico  1866—67.  Ebd.  1866.  67.  8. 

Memoires  et  documents  publies  par  la  SöCiete  d’Histoii^ 
et  d’Arcbeologie  de  _  Geneve.  T.  XV. .  XVI.  Livr.  I. 
T.  XV.  XVI.  Livr.  ü.  Geneve  et  Paris  1864—67.  8. 

Notice  sur  les  travaux  scientifiques  de  Ml,  Sichel.  Paris 
1867.  4. 

XV.  Bericht  des  Vereins  für  Naturkunde  zu  Cassel  vofi 
1864  —  66  ;  redigirt  von  Dr.  H.  Möhl.  Cassel  1867.  8. 

Annales  de  l’Obsenratoii^  Royal  de  Bruxelles.  (Bögen  1  l'.J 

Monatsbericht  der  K.  Pr.  Akademie  der  Wissehsfehafted 
zu  Berlin.  August  1867.  Berlin  1867.  8. 

Ferdinandus  Mueller,  fragmenta  p^ographiae Au- 
straliae.  Vol.  V.  Melbourne  1865—66.  8. 

M.  Ch.  Girault,  recherche  d’une  orbite  aumoyend’ob- 
servations  geocentriques  d'apres  le :  Theoria  motus  cor- 
porum  coelestium  de  Gäuss.  Caen  1864.  8. 

—  indicateur  planetaire^  ou  recueil  de  Tables ,  calculees 
dans  l’hypothese  du  mouvement  elliptique  et  foumis- 
sant  du  1er  janvier  1865  au  1er  janvier  1900  la  di- 
stahce  ahgülaire  du  Soleil  atix  planetes  principales. 
Ebd.  1867.  8. 

Neues  Lausitzisches  Magazin.  Bd.  44.  Heft  1.  Görlitz 
1867.  8. 

Flora  Batavia,  afbeelding  en  beschrijving  van  Neder- 
landsche  ^ewassen.  Aflevering  200—203.  Amsterdäm.  4. 

Anales  del  Museo  püblico  de  Buenos  Aires.  Entrega  se- 
gunda.  Buenos  Aires' 1867.  4. 

Le  MÄhbir^  türkische' Zeitung.)  l.ann’^e.  Nr.  1—12. 
London  1 8w. 

G.  Curtius ,  zur  Chronologie  der  Indogermanischen 
Sprachforschung.  Le^zig  1867.  8. 


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107  . 


Berichte  über  die  Verhandlungen  der  K,  Sächsischen 
Gesellschaft  der  Wissenschaften  zu  Leipzig.  Philolog.- 
historische  Classe.  1866.  IV.  1867.  I.  Ebd.  1867.  8. 
Transactions  and  Proceedings  of  the  Royal  Society  of 
Victoria.  Part.  I.  Vol.  VIII.  Melbourne  1867.  8. 
Societä  Reale  di  Napoli: 

Atti  dell’  Accademia  delle  scienze  fisiche  e  matema- 
tiche.  Vol.  n.  Napoli  1865.  4. 

Rendiconto  delP  Accademia  deUe  scienze  fisiche  e 
matematiche.  Anno  IV.  Fase.  6—12*  1865.  Anno 
V.  Fase.  1  —  12.  1866.  Anno  VI.  Fase.  1^6. 
Ebd.  1865—67.  4. 

Rendiconto  delle  tomate  e  dei  lavori  delP  Accadbitiia 
di  scienze  morali  e  politiche.  Anno  sestb.  Quaderni 
di  Settembre  e  Ottobre  1867.  Ebd.  1867.  8. 

A.  Sc’acohi,  della  polisimmetria  e  del  polimorfismo  dei 
cristalli.  Ebd.  1865.  4* 

—  del  paratartrato  ammonico-sodico.  Ebd.  1865.  8. 

—  prodotti  chimici  ohristallizzati  spediti  alla  esposizione 
universale  di  Parigi.  Ebd*  1867.  4. 

—  sulle  combinazioni  della  litina  con  gli  acidi  tartarici. 
Ebd.  1866.  4. 

—  Sulla  scambievole  soprapposizione  dei  cristalli  di  sol- 
fato  potassico,  appartenenti  a  diversi  sistemi.  Ebd.  4. 

—  dei  solfati  doppi  di  manganese  e  potassa.  8. 

Januar  1868. 

Verhandlungen  der  naturforschenden  Gesellschaft  in  Basel. 

Theil  IV.  Hft.  4.  Basel  1867.  8. 

Festschrift,  herausg.  von  der  naturforschenden  Gesellschaft 
in  Basel  zur  Feier  des  50-jährigen  Bestehens.  1867. 
Ebd.  1867.  8. 

Festrede,  gehalten  bei  der  Feier  des  5(^ährigen  Beste¬ 
hens  der  naturf.  Gesellschaft  in  Basel  v.  Dr.F.  Burck- 
hardt.  Ebd.  1867.  8. 

Proceedings  of  the  scientific  meetings  of  the  Zoological 
Society  of  London.  1867.  Part.  I.  ü.  Januory— May. 
London  1867.  8. 

Transactions  of  the  Zoological  Society  of  London.  Vol. 

VI.  Part.  4.  Ebd.  1867.  4. 

Sitzungsberichte  der  Kaiserl.  Akademie  der  Wissenschaf¬ 
ten:  Philos.-histor.  Classe.  Bd.  55.  Hft.  2.  3  und  4. 
Bd.  56.  Hft*  1.  2.  Mathem.-naturw.  Classe.  Jahrg. 


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108 


1867.  Abtheilung  I.  Bd.  55.  Hft.  IH.  IV  und  V; 
Bd.  56.  Hft.  I.  ~  Abtheilung  H.  Bd.  55.  Hft.  HI.  IV. 
V;  Bd.  56.  Hft.  I.  Wien  1867.  8. 

Fontes  rerum  austriacarum.  Abth.  H.  Bd.  XXVU.  Ebd. 

1867.  8. 

Archiv  für  Oesterreichische  Geschichte.  Bd.  38.  Erste 
Hälfte.  Ebd.  1867.  8. 

Almanach  der  Kaiserl.  Akademie  der  Wissenschaften. 

Jahrg.  XVH.  1867.  Ebd.  1867.  8. 

Der  Zoologische  Garten.  Zeitschrift  für  Beobachtung, 
Pflege  und  Zucht  der  Thiere,  herausgeg.  v.  Dr.  F.  C. 
Noll.  Jahrg.  VIH.  1867.  Nr.  7—12.  Juli  bis  Dec. 
Frkft.  a.  M.  1867.  8. 

Annales  de  PObservatoire  R.  de  Bruxelles.  (Bogen  12). 
Monatsbericht  der  K.  Pr.  Akademie  der  Wissenschaften 
zu  Berlin.  September.  October.  1867.  Berlin  1867.  8. 
G.  F.  Schömann,  die  Hesiodische  Theogonie.  Berlin 

1868.  8.  • 
Verhandlungen  des  naturhistorisch-medicinischen  Vereins 

zu  Heidelberg.  Bd.  IV.  5.  Heidelberg.  8. 


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Nachrichten 

von  der  Königl.  Gesellschaft  der  Wissen¬ 
schaften  und  der  G.  A.  Universität  zu 
Göttingen. 


Februar  26.  M.  4.  1868. 


Verzeichniss  der  Vorlesungen  auf  der  Georg- 
Augusts -Universität  zu  Göttingen  während  des 
Sommerhalbjahrs  1868.  Die  Vorlesungen  begin¬ 
nen  den  15.  April  und  enden  den  15.  Atigust. 

Theologie. 

Theologie  des  Alten  Testaments:  Professor  Bertheau 
vierstündig  Mont.,  Dienst.,  Donnerst.,  Freit,  um  11  Uhr. 

Einleitung  in  das  Neue  Testament:  Prof.  Lünemann 
fünfstündig. 

Leben  Jesu  Christi:  "Prof,  Ehrenfeuchter  viermal,  Mont. 
Dienst.,  Donnerst.,  Freit,  um  12  Uhr. 


Erklärung  des  Buches  Ijob  und  der  salomonischen 
Schriften:  Prof.  Ewald  um  10  Uhr. 

Erklärung  des  Buches  Jesaja:  Prof.  Bertheau  sechs¬ 
stündig  um  10  Uhr. 

Erklärung  der  Genesis  und  Exodus :  Lic.  Klostermann 
fünfmal  um  10  Uhr. 

Erklärung  der  kleinen  Propheten:  Derselbe  viermal 
um  11  Uhr. 


Synoptische  Erklärung  der  drei  ersten  Evangelien: 
Prof.  Gess  fünimal  um  9  Uhr. 

Erklärung  des’  Evangeliums  Johannis:  Prof.  Wiesinger 
fünfmal  um  9  Uhr. 

Erklärung  der  Briefe  Johannis:  Derselbe  zweimal, 
Dienst,  und  Freit.,  um  2  Uhr  öffentlich. 

Erklärung  der  Briefe  des  Paulus  an  die  Römer  und 
Galater;  Prof.  Lünemann  sechsstündig  um  9  Uhr. 


9 


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110 


Kirchengeschichte  itälfie:  t¥of.  Wagenmann  sechs¬ 
mal  um  8  Uhr. 

Kirchengeschichte  ü.  Theil:  Prof.  Duneher  sechsmal 
um  8  Uhr. 

Neuere  Kirchengeschichte:  Prof.  Wagehmann  zweimal, 
Mont,  und  Dienst.,  um  7  Uhr  Morgens  öffentlich. 

Dogmengeschichte;  Prof.  Duncker  fünfmal  um  11  Uhr 
und  Sonnabends  um  9  Uhr. 

Geschichte  der  protestantischen  Theologe:  Prof.  Wa¬ 
genmann  dreimal,  Mittw. ,  Donnerst.,  Freit.,  um  7  tPhi* 
Morgens. 

Comparative  Symbolik;  Prof.  Ritschl  fünfmal  um  11 
Uhr;  Prof.  Matthaei  zweimal,  Donnerst,  und  Freit.,  um 
2  Uhr. 

Symbolik  der  lutherischen  Kirche :  IJf  of.  Matthaei  Mont, 
und  Dienst,  um  2  Uhr. 


Dogmatik  I.  Theil;  Prof.  jKi^äcä/  sechsmal  um  12  Uhr. 
Dogmatik  II.  Theil;  Prof.  Gees  fünfmal  um  12  Uhr. 
Theologische  Ethik:  Prof.  ÄcÄöfterfet«  fünfmal  um  4  Uhr. 


Praktische  Theologie  in  ihren  Grundzügen:  Prof.  8chn- 
herlein  fünfmal  um  12  Uhr. 

Praktische  Theologie  II.  Theil  (Liturgik,  Homiletik, 
Lehre  von  der  Seelsorge  und  von  der  kirchlichen  Yer- 
fassung):  Prof.  Ehrenfeuchter  fünfmal  von  3 — 4  Uhr. 


Die  Uebungen  des  Königl.  Homiletischen  Seminars  lei¬ 
ten  abwechslungsweise  Prof.  Ehrenfeuchter  und  Prof. 
Wieeingw  Sönnabends  10 — 12  Uhr  öffentl. 

Katechetische  Uebungen;  Abt  Ehrenfeuchter  Sonna- 
behds  3—4  Uhr;  Prof.  Wiesinger  Mittwochs  3  —  4  Uhr 
öffentlich. 

Die  liturgischen  Uebungen  der  Mitglieder  des  praktisch¬ 
theologischen  Seminars  leitet  Prof.  Schöherlein  Söünabetids 
9—10  Uhr  öffentlich, 

Anleitung  zütn  Kircheilgesang  -giebt  Derselbe  Mittwochs 
6—7  Uhr  öffentlich. 


Eine  dogmatische  Societat  leitet  Prof.  Schöherlein  Freit. 
6  Uhr,  und  Prof.  Gess;  eine  historisch-theologische  Prof. 
Wagenmann  Freit.  6  Uhr ;  eine  theologische  Söbietat  für 
Studirende  der  Philologie  Prof.  Wiesinger, 


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Die  exegetischen ,  hh^henhistorischen  und  systemati¬ 
schen  Conversatorien  im  theologischen  Stift  werden  iii 
gewöhnlicher  Weise  Montag  Abends  6  Uhr  von  den  Re¬ 
petenten  geleitet  werden* 


Eechtswisseascluift. 

Geschichte  des  römischen  Rechts:  Prof.  Schlesinger 
sechsmal  wöch.  von  Uhr. 

Institutionen  des  römischen  Rechts :  Prof.  Francke  von 

11  —  12  Uhr;  Prof.  Schlesinger  von  11 — 12  Uhr. 
Pandekten:  Prof.  Ribbentrop  von  9  —  10  und  von  11 — 

12  Uhr. 

Ausgewahlte  Lehren  des  Pandektenrechts :  Derselbe 
vier  Mal  wöch.  von  12 — 1  Uhr,  öffentlich. 

Erbrecht:  Prof.  Francke  von  8—9  Uhr. 

Exegetische  Uebungen:  Prof.  Wolff  drei  Mal  wöch. 
um  8  Uhr. 

Erklärung  der  Commentarien  des  Gaius:  Prof.  Wolff 
zwei  Mal  wöch.  um  8  Uhr,  öffentlich. 


Deutsche  Staats-  und  Rechtsgeschichte:  Prof.  Frens- 
dorff  fünf  Mal  wöch.  von  11 — 12  Uhr. 

Deutsche  Verfassungsgeschichte  seit  dem  Tode  Frie¬ 
drichs  des  Grossen:  Prof.  Frensdorff  zwei  Mal  wöch. 
von  12—1  Uhr,  öffentlich. 

Deutsches  Privatrecht  mit  Einschluss  des  Lehn-  und 
Handelsrechts:  Prof.  Kraut  täglich  von  7—8  und  9  —  10 
Uhr.  Deutsches  Privatrecht:  Prof.  Wolff  sechs  M^l  wö¬ 
chentlich  Morgens  7  Uhr;  Deutsches  Privatrecht  mit  Ein¬ 
schluss  des  Lehnrechts:  Dr.  Sohmy  nach  Kraut,  Grund¬ 
riss  zu  Vorlesungen  über  das  deutsche  Privatrecht  vierte 
Auflage,  sechs  Mal  wöch.  von  9  —  10  Uhr  und  am  Mon¬ 
tag  und  Donnerstag  von  11  —  12  Uhr. 

Deutsches  eheliches  Güterrecht:  Dr.  Sohm  Sonnabend 
von  11  —  12  Uhr,  öffentlich. 

Handelsrecht:  Prof.  Thöl  nach  seinem  Buch  (das  Han¬ 
delsrecht  vierte  Auflage,  das  Wechselrecht  zweite  Auflage) 
fünf  Mal  wöch.  von  7—8  Uhr;  Handels-  und  Wechsel¬ 
recht:  Dr.  Hilse  fünf  Mal  von  11 — 12  Uhr. 

Privatseerecht:  Prof.  Schlesinger  Dienstag,  Donnerstag 
und  Freitag  von  8—9  Uhr. 

Preussische  Staats-  und  Privatrechtsgeschichte :  Dr. 
Hilse  drei  Mal  wöch.  von  12 — 1  Uhr. 

9* 


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112 


Preussisches  Privatrecht:  Dr.  Hilse  vier  Mal  wöch. 
von  7—9  Uhr. 


Deutsches  Criminalrecht:  Prof.  Zachariae  sechsstündig 
um  10  ühr. 


Gemeines  deutsches  Staatsrecht:  Prof»  ZacAanh«  sechs¬ 
stündig  um  12  Uhr. 

Die  Stellung  des  Staates  zur  Kirche,  und  der  richter¬ 
lichen  Gewalt  zur  Verwaltung  in  Preussen:  Dr.  Hilse 
zwei  Mal  von  12—1  Uhr  ,  unentgeltlich. 

Eirchenrecht :  Prof.  Dove  fünfstündig  von  9—10  ühr. 

Eherecht:  Derselbe  zweistündig  in  zu  bestimmenden 
Stunden,  öffentlich. 

Theorie  des  deutschen  Civilprocesses :  Prof.  Hartmann 
zehnstündig  von  11—12  und  von  12—1  ühr;  gemeiner 
deutscher  Civilprocess  Dr.  Grefe  sechs  Mal  wöch.  von 
1-2  ühr. 

Deutscher  Strafprocess  mit  besonderer  Rücksicht  auf 
die  neueren  deutschen  Strafprocessordnüngen:  Prof.  Za¬ 
chariae  fünfstündig  um  11  ühr. 


Pändektenpracticum :  Prof.  Thöl  Montag  und  Donner¬ 
stag  von  4 — 5  und  5—6  Uhr. 

Civilprocesspracticum :  Prof.  Brieghh  vierstündig  Dien¬ 
stag  und  Freitag  von  4—6  ühr. 

Relatoriura:  Prof.  Hartmann  Montag  und  Donnerstag 
von  4—  6  ühr. 


Zu  Repetitorien  und  Examinatorien  insbesondere  über 
das  römische  Recht  erbietet  sich  Dr.  Sohm, 


Medicin, 

Zoologie,  Botanik,  Chemie  s.  unter  Naturwissenschaften. 


Geschichte  der  Medicin  (erster  Theil):  Dr.  Marm^, 
Dienst,  u.  Donnerst,  von  12-1  ühr. 


Anatomische  Propaedeutik  trägt  Prof.  Krause  Mitt¬ 
woch  u.  Freitag  von  11-12  ühr  vor. 


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113 


Knochen-  und  Bänderlehre:  Dr.  Ehlers  Dienstag,  Don¬ 
nerstag,  Sonnabend  von  11 — 12  Uhr. 

Systematische  Anatomie  II.  Theil  (Gefäss-  und  Ner¬ 
venlehre):  Prof.  Henle^  täglich  von  12  -1  Uhr. 

Allgemeine  Anatomie :  Prof.  HenUy  Montag,  Mittwoch, 
Freitag  von  11-12  Uhr. 

Mikroskopische  Uebungen  leiten  Prof.  Krämer  priva- 
tissime,  Dr.  Ehlers  im  anatomischen  Institute  wie  bisher. 

Mikroskopische  Curse  im  pathologischen  Institute  hält 
Prof.  Krause  wie  bisher. 

Allgemeine  und  besondere  Physiologie  mit  Erläuterun¬ 
gen  durch  Experimente  und  mikroskopische  Demonstra¬ 
tionen:  Prof.  Herbst  sechs  Mal  wöchentlich  um  10  Uhr. 

Experimentalphysiologie  I.  Theil  (Physiologie  der  Er¬ 
nährung):  Prof.  Meissner  fünf  Mal  wöchentlich  von  10 
-11  Uhr. 

Physiologie  der  Zeugung  nebst  allgemeiner  und  spe- 
cieller  Entwicklungsgeschichte:  Prof.  Meissner  ^  Freitag 
von  5 — 7  Uhr. 

Arbeiten  im  physiologischen  Institut  leitet  Prof.  Meiss¬ 
ner  täglich  iß  passenden  .Stunden. 


Allgemeine  Pathologie  (incl.  der  Missbildungen):  Prof. 
Krause^  Montag,  Dienstag,  Donnerstag,  Freitag  von  8  — 
9  Uhr. 

Physikalische  Diagnostik  verbunden  mit  praktischen 
Uebungen  lehrt  Prof.  Krämer  Montag,  Mittwoch  und 
Freitag  von  8  —  9  Uhr;  Dasselbe  gleichfalls  in  Verbin¬ 
dung  mit  praktischen  Uebungen  an  Gesunden  und  Kran¬ 
ken  trägt  Dr.  Wiese  vier  Mal  wöchentlich  in  später  nä¬ 
her  zu  bezeichnenden  Stunden  vor. 

Arzneimittellehre  und  Receptirkunst :  Prof.  Marx  fünf 
Mal  wöchentlich  von  3 — 4  Uhr;  Dasselbe  verbunden  mit 
pharmakognostischen  Demonstrationen  und  Uebungen  in 
der  Receptirkunde  trägt  Dr.  Husemann  fünf  Mal  wö¬ 
chentlich  von  3—4  Uhr  vor. 

Ueber  die  reizenden  und  abführenden  Medicamente 
trägt  Dr.  Husemann  Montags  von  5  —  6  Uhr  öffentlich  vor. 

Pharmakognosie  lehrt  Prof.  Wiggers  fünf  Mal  wöchent¬ 
lich  von  2  —  3  Uhr  nach  seinem  Handbtiche  der  Pharma¬ 
kognosie,  5.  Aufl.  Göttingen  1862. 

Pharmacie  lehrt  Prof.  Wiggers  sechs  Mal  wöchentlich 
von  6—7  Uhr  Morgens;  Dasselbe  für  Mediciner:  Prof, 
fj.  TJslar  in  später  zu  bestimmenden  Stunden;  Dasselbe 
lehrt  Dr,  Stromeger  privatissime. 


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114 


Pharmaceutische  Chemie  und  Organische  Chemie  für 
Mediciner:  Vgl.  Naturwissenschaften  S.  118. 

Ein  Repetitorium  über  Materia  medica  und  Arzneiver¬ 
ordnungslehre  hält  Dr.  Husemann  in  passenden  Stunden. 

Die  Lehre  von  den  Giften  und  Gegengiften  in  Ver¬ 
bindung  mit  Experimenten  trägt  Dr.  Marm^  Montag, 
Dienstag,  Donnerstag  von  4-5  Uhr  vor. 

Ausgewählte  Kapitel  aus  der  Giftlehre  tragt  Dr.  Marme 
Donnerstag  von  6—7  Uhr  öffentlich  vor. 

Elektrotherapie  durch  Experimente  und  Demonstratio¬ 
nen  erläutert:  Dr.  Marmi  Mittwoch  von  4  -6  Uhr. 


Specielle  Pathologie  und  Therapie:  Prof.  täglich 

von  7—8  Uhr  und  Mittwoch  und  Sonnabetid  von  8—9 
Uhr. 

Pathologie  und  Therapie  der  Syphilis  lehrt  Prof.  Krä¬ 
mer  Dienstag  und  Donnerstag  um  8  Uhr. 

Die  medicinische  Klinik  und  Poliklinik  leitet  Professor 
Hasse  täglich  von  lO^/j — 12  Uhr. 

Allgemeine  Chirurgie  beabsichtigt  Dr.  Löhmeyer  von 
2 — 3  Uhr  oder  zu  einer  andern  passetiden  Zeit  zü  lesen. 

Chirurgie  1.  Theil.  Prof.  Baum  fünf  Mal  wöchentlich 
von  4—5  Uhr,  Sonnabend  von  3— 4, Uhr. 

Ueber  Knochenbrüche  und  Verrenkungen  trägt  Prof. 
Baum  Freitag  und  Sonnabend  von  2—3  Uhr  publice  vor. 

Bandagenlehre  mit  praktischen  Uebungön  trägt  Prof. 
Krämer  drei  Mal  wöchentlich  in  zu  verabredenden  Stun¬ 
den  vor. 

Die  Vorlesungen  über  Augenheilkunde ,  die  klinischen 
und  operativen  Uebungen  in  diesem  Fache  wird  Prof. 
Baum  in  den  bisherigen  Stunden  halten,  wenn  nicht  bis 
dahin  ein  neuer  Lehrer  für  diese  Doctrin  berufen  sein 
sollte. 

Augenheilkunde:  Dr.  Lohmeyer  fünf  Mal  wöchentlich 
von  7  —  8  Uhr. 

Die  chirurgische  Klinik  hält  Prof.  Baum  täglich  von 
9— lOVa  ühr. 

Uebungen  in  chirurgischen  Opertitionen  an  der  Leiche 
leitet  Prof.  Baum  im  Anatomiegebäude  so  oft  Leichen 
vorhanden  von  5  Uhr  Nachm,  an. 

Geburtskunde  trägt  Prof.  Schwartz  Montag,  Dienstag, 
Donnerstag,  Freitag  von  8—9  Uhr  vor. 

Systematische  Geburtshülfe:  Dr.  Käneke,  Montag, 
Dienstag,  Donnerstag,  Freitag  uin  7  Uhr  früh. 

Geburtshülfliche  Operationslehre  und  Opetifttionscursus 


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115 


am  Phantom;  Dr.  Künelce,  Mittwoch  und  Sonnabend 
um  7  Uhr  früh. 

Die  geburtshülflichen  Operationen  zeigt  Prof.  Schtoartz 
am  Phantom  Montag  und  Donnerstag  von  3—4  Uhr. 

lieber  Frauenkrankheiten  liest  Dr.  Küneke  Montag, 
Dienstag  und  Donnerstag  von  5 — 6  Uhr. 

Geburtshülflich-gynaekologische  Klinik  leitet  Professor 
Schtoartz  Dienstag  und  Freitag  von  3-5  Uhr. 

Pathologie  und  Therapie  der  Geisteskrankheiten  lehrt 
Prof.  Meyer  Donnerstag  von  4 — 6  Uhr. 

Psychiatrische  Klinik  hält  Prof.  Meyer  Montag  und 
Mittwoch  von  4—6  Uhr. 


Repetitorien  und  Privatissima  ertheilt  Dr.  Küneke, 


Die  Lehre  von  den  Krankheiten  der  Hausthiere  in 
Verbindung  mit  klinischen  Demonstrationen  im  Thier¬ 
hospitale  tragt  Dr.  Luelfing  wöchentlich  sechs  Mal  von 
7—8*  Uhr  vor. 


Philosophie. 

Geschichte  der  Philosophie,  2.  Theil,  von  den  Neupla- 
tonikern  bis  Hegel:  Prof.  Teichmüller  4St.  wöch.,  Mont., 
Dienst,  Donnerst.,  Freit,  um  7  Uhr  früh. 

Geschichte  der  alten  Philosophie:  Prof.  Ritter  5  St. 
wöchentlich  um  6  Uhr. 

lieber  die  Religionsphilosophie  der  Alten :  Dr.  Peipers, 
Mittw.  und  Sonnab.,  8  Uhr,  unentgeltlich. 

Logik:  Prof.  Peip  ^  4  St.  Dienst.,  Mittw.,  Donnerst, 
und  Freit.,  7  Uhr  früh. 

Psychologie:  Prof.  Bohtz^  Mont.,  Dienst,  u.  Donnerst, 
um  4  Uhr. 

Religionsphilosophie:  derselbe  Mont.,  Dienst,  und  Freit, 
von  li — 12  Uhr. 

Historisch-kritische  Darstellung  der  wichtigstep  Ansich¬ 
ten  der  PMlosophen  über  den  Weg  zur  Gotteserkenntniss.: 
Ass.  Mollert  Mittw.,  10  Uhr  öffentlich. 

Naturphilosophie:  Praf.  Lotze,  4  St.,  um  10  Uhr. 

Praktische  Philosophie:  derselbe ^  4  St. ,  4  Uhr. 

Die  aristotelische  Philosophie  der  Kunst:  s.  Griech.  u. 
Lat.  Spracdie  S.  122. 


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116 


Prof.  Petp  wird  in  seiner  pWlosopliisclien  Societät  ans¬ 
gewählte  Abschnitte  des  aristotelischen  »Organonc  (Ausg. 
von  Th.  Waitz)  durchnehmen,  Freit.  Abends  6—8  Uhr. 


Geschichte  der  Paedagogik,  1,  Theil:  alte  und  mittel¬ 
alterliche  Paedagogik :  Assessor  Afo/fer,  Donnerst.,  Freit.. 
Sonnab.  9  Uhr.  -  ’ 

Allgemeine  Paedagogik:  derselbe,  Mont.,  Dienst.,  Mittw. 
9  Uhr.  ’ 

T»  Uebungen  des  K.  pädagogischen  Seminars  leitet 
Prof.  Sauppe,  Donnerst,  u.  Freitag  um  11  Uhr. 

Die  Mitglieder  der  paedagogischen  Societät  will  Assoss. 
Möller  in  die  Kenntniss  der  paedagogischen  Literatur, 
ihren  wichtigsten  Erscheinungen  nach,  einiuhren. 

Mathematik  und  Astronomie. 

Praktische  Geomö^riß:  Prof.  Ulrich,  4  mal  wöch.  vor 
5-7  Uhr. 

Variationsrechnung:  Prof.  Stern,  Mont.,  Dienst.,  Mit! 
woch  7  Uhr. 

Theorie  der  Determinanten:  Dr.  Enneper,  Dienstag  u. 
Freitag  9  Uhr. 

Analytische  Geometrie :  Dr.  Hattendorff,  4  St.  10  Uhr. 

Analytische  Geometrie  der  Flächen  und  Curven  dop¬ 
pelter  Krümmung:  Dr.  Enneper ^  Mont,  bis  Freitag,  11 
Uhr. 

Differential-  und  Integralrechnung:  Prof.  Stern,  5  St. 
wöch.  8  Uhr. 

Theorie  der  bestimmten  Integrale:  Dr.  Ferd,  Meyer, 
4  St.  um  11  Uhr. 

Anwendungen  der  partiellen  Differentialgleichungen  auf 
die  Lehre  vom  Licht,  von  der  Wärme,  von  der  Elasti- 
cität  und  vom  Schall:  Prof.  Schering,  4  St.  3  Uhr. 

Geschichtliche  Einleitung  in  die  Theorie  der  ellipti¬ 
schen  Functionen:  Dr.  Hattendorff,  Sonnabend,  10  Uhr. 

Theorie  der  Functionen  einer  complexen  Variabein, 
insbesondere  der  elliptischen  Functionen:  derselbe,  5  St. 
9  Uhr. 

Theorie  der  Fourier’ sehen  Reihen:  Dr.  Ferd,  Meyer, 
Mittw.  11  Uhr,  unentgeltlich. 

Hydrostatik  und  Hydraulik :  Prof.  Ulrich,  4St.  lOUhr. 

Ueber  einige  Theile  aus  der  hohem  Geodäsie:  Prof. 
Schering,  für  die  Mitglieder  des  math.  physikalischen 
Seminars,  öffentlich. 


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117 


Theoriscbe  Astronomie  (Theorie  der  Bahnbestimmun¬ 
gen  :  Prof.  Klinkerfues,  Mont.,  Dienst.  Mittw.,  Donnerst, 
um  12  Uhr. 


In  dem  mathematisch -physikalischen  Seminar  leitet 
Prof.  Ulrich  die  mathematischen  Üebungen,  Mittwoch  um 
10  Uhr;  tragt  Prof.  Stern  über  die  Anwendung  einiger 
Reihen  auf  die  höhere  Arithmetik  Donnerst.  7  tjhr  vor ; 
giebt  Prof.  Klinkerfuea  einmal  wöch.,  zu  einer  passenden 
Stunde,  Anleitung  zur  Anstellung  astronomischer  Beob¬ 
achtungen.  —  Vgl.  Naturwissenschaften  S.  118  f. 


N  aturwissenschaften . 

Vergleichende  Anatomie:  Prof.  Keferatein,  Montag, 
Dienst.,  Mittw.,  Donnerst.  3  Uhr; 

Die  zoologischen  und  zootomischen  Uebungen  leitet 
Prof.  Keferatein  im  zoologischen  Museum,  Mont,  und 
Dienst,  von  9-— 12  ühr. 

In  den  Stunden,  Dienst,  und  Freit.  3—5  ühr,  in  de¬ 
nen  das  zoologische  Museum  dem  Publicum  geöfihet  ist, 
bietet  deraeWe  seine  Demonstrationen  an. 


Allgemeine  und  specielle  Botanik:  Prof.  Oriaehacht  6 
St.  um  7  ühr,  in  Verbindung  mit  Excursionen  und  De¬ 
monstrationen  an  Pflanzen  des  botanischen  Gartens.  — 
üeber  die  offlcinellen  Pflanzen:  deraelha,  Montag,  Dien¬ 
stag,  Donnerstag  und  Freitag  um  8  ühr.  —  Praktische 
üebungen  in  der  systematischen  Botanik:  deraelbe^  un¬ 
entgeltlich. 

Grundriss  der  allgemeinen  und  speciellen  Botanik: 
Prof.  Bartling  y  6  St.  um  7  Ühr.  —  Medicinische  Bota¬ 
nik:  deraelbey  5  St.  um  8  ühr.  —  Botanische  Excursio¬ 
nen  veranstaltet  deraelhe  in  bisheriger  Weise,  Demonstra¬ 
tionen  im  botanischen  Garten  halt  er  zu  gelegener  Zeit. 

Allgemeine  und  specielle  Botanik:  Assessor  Lantziua- 
Beningay  6  St.  wöch.  Morgens  um  7  Ühr.  —  Medicini- 
Bche  Botonik:  deraelbey  6  St.  um  8  ühr,  oder  zu  andern 
passenden  Stunden.  —  Deraelhe  wird  ein  Repetitorium 
über  allgemeine  und  medicinische  Botanik  halten  und 
Excursionen,  Demonstrationen,  so  wie  praktische  üebun¬ 
gen  im  üntersuchen  der  Pflanzen  anstellen.  —  Er  er- 
theilt  auch  Privatissima. 


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118 


Mineralogie:  Prof.  Sartorius  von  Waltershausen^  4  St-., 
Dienst.,  Mittw. ,  Donnerst.,  Freit*  um  7  Uhr.  —  Prakti¬ 
sche  üebungen  in  der  Mineralogie  leitet  derselbe  Don¬ 
nerst.  Nachmittag  und  Sonnabend  Vormittag. 

Geognosie  und  Bodenkunde:  Prof,  von  Seehaeh^  6  St. 
um  8  Uhr,  verbunden  mit  Excursionen. 

Petrographische  und  palaeontologische  üebungen  leitet 
derselbe,  Mittw.  u.  Donnerst,  von  9 — 2  Uhr,  privatissime, 
aber  unentgeltlich. 

Physik,  ersten  Theil,  tragt  Prof.  Weher  vor,  Montag, 
Dienstag  und  Mittwoch  von  5 — 7  Uhr. 

Optik:  Prof.  Listing,  4  St.  um  12  ühr. 

Theorie  der  Schwere,  der  Electrioitat  und  des  Magne¬ 
tismus:  Dr.  Minnigerode,  6  St. 

Lehre  vom  Licht,  von  der  Wärme,  der  Elasticität  und 
vom  Schall:  Vgl.  Mathematik  S.  116. 

Anleitung  zur  Berechnung  meteorologischer  Beobach¬ 
tungen:  Prof.  Listing ,  Dienst,  um  4  ühr. 

Physikalisches  Practicum  im  Laboratorium  des  physi¬ 
kalischen  Instituts,  verbunden  mit  einem  Vortrage  über 
die  Behandlung  der  wichtigsten  physikalischen  Instru¬ 
mente:  Prof.  Kohlrausch, 

In  dem  mathematisch -physikalischen  Seminar  leitet 
Prof.  Weber  die  physikalischen  Üebungen,  in  Gemein¬ 
schaft  mit  dem  Assistenten  Prof.  Kohlrausch,  Donnerstag 
um  5  ühr;  Prof.  Liating  physikalische  üebungen,  Mitt¬ 
woch  um  11  ühr.  —  Vgl.  Mathematik  S.  117. 


Chemie:  Prof.  Wühler,  6  St.  um  9  Ühr. 

Allgemeine  organische  Chemie:  Prof.  Fittig ,  Dienstag 
bis  Freit,  um  12  ühr.  ~  Organische  Chemie  speciell  für 
Mediciner:  derselbe,  Mont.  u.  Donnerst.  4  ühr.  —  Orga¬ 
nische  Chemie:  Kühner,  4  St.  Montag  bis  Donnerst, 

um  9  ühr. 

Einzelne  Zweige  der  theoretischen  Chemie:  Dr.  Stro^ 
meyer ,  privatissime. 

Die  Grundlehren  der  neueren  Chemie  und  ihre  Ent¬ 
wicklung  aus  den  älteren  Ansichten:  Dr.  Hübner,  Frei¬ 
tag  um  12  Uhr. 

Pharmaceutische  Chemie:  Prof,  von  Uslar,  4  St. 

Die  Vorlesungen  über  Pharmacie  und  Pharmacognosie 
s.  unter  Medicin  S.  113. 

Die  praktisch-chemischen  üebungen  und  Untersuchun¬ 
gen  im  akademischen  Laboratorium  leitet  Prof.  Wühler 


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119 


in  Gemeinschaft  mit  den  Assistenten  Prof,  von  UslaVy 
Prof.  Fittig,  Dr.  Hühner  und  Dr.  Ahrem, 

Prof.  Wiehe  leitet  die  chemischen  üebungen  für  Stu- 
dirende  der  Landwirthschaft. 

Prof.  Bödeker  leitet  die  chemischen  üebungen  im 
physiologisch  -  chemischen  Laboratorium,  täglich  (ausser 
Sonnabend)  8—12  und  2 — 4  Uhr. 

Historische  Wissenschaften. 

Alte  Länder-  und  Völkerkunde  mit  eingehenderer  Dar¬ 
stellung  der  griechischen  Wohnsitze :  Prof.  CurtiuSy  5  St. 
12  Uhr. 

Charakteristik  und  ethnographische  Verbreitung  der 
Sprachen  Europas:  s.  Linguistik  S.  12. 

Sitten  und  Gebräuche  der  Völker  des  Orients:  Prof. 
Brugschf  Sonnabend  12  Uhr,  öffentlich. 

Entdeckungsgeschichte  und  Geographie  von  Amerika: 
Prof.  Wappäus,  4  mal,  Mont.,  Dienst.,  Donn.  u.  Freitag 
12  Uhr. 

Grund  Züge  der  Urkundenlehre  und  Üebungen  im  Le¬ 
sen  alter  Handschriften:  Dr.  Cohn,  3  St.  um  5  Uhr. 

Geschichte  des  Mittelalters:  Prof.  Waitz,  4  St.  8  Uhr. 

Geschichte  der  Päpste  im  Mittelalter:  Dr.  Ahel^  Mitt¬ 
woch  12  Uhr,  unentgeltlich. 

Geschichte  der  vorzüglichsten  Reiche  Europas  vom 
Anfang  des  16;  Jahrh.  bis  zum  Jahre  1740:  Prof.  Ha- 
vemann,  4  St. ,  4  Uhr. 

Deutsche  Alterthümer  und  Erklärung  von  Tacitus  Ger¬ 
mania:  Prof.  Waitz,  4  St. ,  4  Uhr. 

Geschichte  des  römisch  deutschen  Kaiserthums  im  Mit¬ 
telalter:  Dr.  Steindorff,  3  St. 

Üebersicht  über  die  Geschichte  des  preussischen  Staa¬ 
tes:  Dr.  Cohn,  in  zwei  noch  zu  bestimmenden  Stunden. 

Geschichte  der  Lande  Braunschweig  und  Lüneburg: 
Prof.  Havemann,  Montag,  Dienstag,  Donnerstag,  Freitag 
um  11  Uhr. 

Geschichte  der  deutschen  Geschichtschreibung :  Dr. 
Ahel,  4  St.  wöchentlich,  9  Uhr. 

Geschichte  Italiens  seit  dem  Beginn  des  Mittelalters: 
Assessor  Wüstenfeld,  4  St.  11  Uhr,  oder  zu  einer  andern 
den  Zuhörern  gelegenen  Zeit,  öffentlich. 

Historische  Hebungen  leitet  Prof.  Waitz,  Freitag  um 
7  Uhr,  öffentlich ;  historische  Hebungen  auf  dem  Gebiete 


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120 


des  Alterthums  leitet  Prof.  Curtius,  Eine  geschiclitliche 
Gesellschaft  zu  leiten  erbietet  sich  Dr.  Cohn, 
Kirchengeschichte:  s.  unter  Theologie  S.  110. 

Staatswissenschaft  und  Landwirthschaft. 

Oekonomische  Politik:  Prof.  Helferich^  Mont.  Dienst. 
Donnerst.  Freit,  3  Uhr. 

Polizeiwissen  Schaft:  derselbe  y  Dienst.  Donnerst.  Freit., 
8  Uhr. 

Vergleichende  Staatenkunde:  Dr.  Dedey  Mont.,  Dienst., 
Donnerst.,  Freit.,  12  Uhr. 

Allgemeine  Verwaltungspolitik:  derselbe  y  Mittw.  um 
12  Uhr. 


Ackerbaulehre,  allgemeiner  und  specieller  Theil:  Dr. 
Drechsler y  Mont.,  Dienst.,  Donnerst.,  Freit.  12  Uhr. 

Landwirthschaftliche  Taxationslehre :  Prof.  Griepenkerly 
Dienst.,  Donnerst.,  Freitag,  8  Uhr. 

Landwirthschaftliche  Thierproductionslehre  (Lehre  von 
den  Nutzungen,  Ra^en,  der  Züchtung,  Ernährung  und 
Pflege  des  Rindes,  Schafs,  Pferdes  und  Schweins):  der- 
selbe  Mont.,  Dienst.,  Donnerst.,  Freitag  um  12  Uhr. 

Die  landwirthschaftliche  Technologie  {Branntwein-  und 
Spiritusfabrikation,  Runkelrübenzuckerfabrikation  u.  s.  w.) : 
derselbe y  3  St.,  Mont.,  Mittw.,  Sonnab.,  8  Uhr,  unent¬ 
geltlich. 

Im  Anschluss  an  diese  Vorlesungen  werden  Demon¬ 
strationen  auf  benachbarten  Landgütern  und  in  Fabriken 
gehalten  werden. 

Ueber  Heuwerth  und  Futtermischung :  Prof.  JEennehergy 
Mittw.  11—1  Uhr  öflTentlich. 

Landwirthschaftliches  Practicum :  Uebungen  im  Anfer¬ 
tigen  landwirthschaftlicher  Berechnungen  (Ertragsan¬ 
schläge  u.  s.  w.);  Anleitung  im  Gebrauch  des  Mikro¬ 
skops  :  Dr.  Drechsler y  in  noch  zu  bestimmenden  Stunden. 

Chemische  Uebungen  s.  unter  Naturwissenschaften  S.  1 19, 

Krankheiten  der  Hausthiere:  s.  Medicin  S.  115. 

Literärgeschichte. 

N 

Literaturgeschichte:  Prof.  Hoeck, 

Allgemeine  Literaturgeschichte:  Prof.  Schweiger. 

R^ligionsphilosophie  der  Alten:  s.  Philosophie  S.  115. 


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121 


Deutsche  Literaturgeschichte  seit  dem  Beginn  des  17. 
Jahrhunderts:  Assessor  Tittmann^  5  St.  um  11  Uhr. 

Geschichte  der  deutschen  Geschichtschreibung:  s.  Hi¬ 
storische  Wissenschaften  S.  119. 

Leben  Petrarkas:  s.  Neuere  Sprachen  S.  123. 

Alterthumskunde. 

Die  gesamnite  Kunstarchäologie  der  Griechen  undRö- 
mer  trägt  Prof.  Wieselet  vor,  5  St.  um  10  Uhr,  und  erklärt 
zugleich  mit  besonderer  Rücksicht  auf  Geschichte  und 
Theorie  der  bildenden  Künste  die  im  Kön.  Kunstmuseum 
vorhandenen  Werke,  2  St.,  10  Uhr. 

Griechische  Mythologie:  s.  Griechische  und  Lateinische 
Sprache  S.  122. 

Griechische  und  lateinische  Epigraphik:  s.  Griech.  u. 
lat.  Sprache  S.  122. 

Alterthümer  der  christlichen  Kunst:  s.  Schöne  Künste 
S.  123. 

Im  K.  archäologischen  Seminar  legt  Prof.  Wieselet 
öffentlich  auserlesene  Kunstwerke  zur  Erklärung  vor,  Sonn¬ 
abends  um  12  Uhr.  Die  Abhandlungen  der  Mitglieder 
wird  er  privatissime  beurtheilen. 

Linguistik. 

Charakteristik  und  ethnographische  Vertheilung  der 
Sprachen  Europas:  Dr.  Leskien,  Mittw. ,  4  Uhr. 

Zum  Unterricht  im  Litauischen  und  Altbulgarischen 
(Kirchenslawischen)  erbietet  sich  derselbe» 

Orientalische  Sprachen. 

Die  Vorlesungen  über  das  A.  u.  N.  Testament  s.  unter 
Theologie  Seite  2. 

Seine  orientalischen  Vorlesungen  setzt  Prof.  Ewald  öf¬ 
fentlich  um  3  Uhr  fort. 

Die  Syrische  Sprache  lehrt  Prof.  Bertheau,  2  St. 
Arabische  Schriftsteller  erklärt  Prof.  Wüstenfeld  pri- 
vatissime. 

Hieroglyphische  Grammatik  und  Erklärung  einer  Aus¬ 
wahl  von  Texten :  Prof.  Brugsch,  3  St. 

Die  Aethiopische  Sprache  lehrt  Prof.  BertheaUf  2  St. 


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122 


Sanskritische  Gedichte  inierjnretirt  Prof.  Benfey,  Mont. 
Dienst.  Mittw.,  6  ühi*. 

Die  Zendsprache  lehrt  derselbe^  Donnerst,  u.  Freit,  um 
5  Uhr. 

Hebungen  im  persisch  und  arabisch  Sprechen:  Prof. 
Brugschf  privatissime  und  unentgeltlich,  in  zu  bestim* 
menden  Stunden. 

Griechische  und  lateinische  Sprache. 

Griechische  Grammatik:  Dr.  Leskien,  Mont.,  Dienst., 
Donnerst.,  Freit.,  10  Uhr. 

Die  Lehre  von  der  metrischen  Komposition  der  Stro¬ 
phen  in  der  griechischen  Poesie:  Prof,  von  Zeutsch, 
Mont.,  Dienst.,  Mittw.,  3  Uhr. 

Griechische  und  lateinische  Epigraphik:  Prof.  Suuppe, 
4  St.,  früh  7  Uhr. 

Homerische  Frage  und  Interpretation  der  Dias:  Dr. 
Leskien,  Dienst,  und  Freit.,  4  Uhr,  unentgeltlich. 

Hesiods  Theogonie,  mit  einer  Einleitung  in  die  grie¬ 
chische  Mythologie:  Prof.  Wieseler,  3  St.,  8  Uhr. 

Die  kleineren  griechischen  Lyriker:  Prof.  Mitt¬ 

woch  8  Uhr. 

Aeschylos  Perser:  Prof.  Sauppe,  4  St.  um  9  Uhr.* 

Erldärung  von  Platons  Republik:  Dr.  Peipers,  3  St., 
Mont. ,  Mittw.,  Donnerst.,  4  Uhr. 

Die  aristotelische  Philosophie  der  Kunst  erklärt  aus 
den  erhaltenen  Schriften:  Prof.  Teichmüller,  Mittw.,  11 
Uhr. 

Ausgewählte  Satiren  des  Juvenal:  Prof.  Curtius,  %  %i,, 
8  Uhr. 

Tacitus  Historien:  Prof,  von  Leutsch,  5  St.,  10  Uhr. 

Tacitus  Germania :  s.  Historische  Wissenschaften  S.  119. 

Im  K.  philologischen  Seminar  leitet  die  schriftlichen 
Arbeiten  und  Disputationen  Prof,  von  Leutsch  Mittwoch, 
11  Uhr,  lässt  Propertius  ^klären  Prof.  Curtius,  Donner¬ 
stag  und  Freitag,  11  Uhr,  lässt  Aristoteles  Rhetorik  Prof. 
Sauppe  erklären,  Mont.  u.  Dienst.,  11  Uhr,  alles  öffentl. 

Im  philologischen  Proseminar  leitet  die  schriftlichen 
Arbeiten  und  Disputationen  Prof.  v.  Leutsch,  Mittwoch, 
4  Uhr;  lässt  Tibullus  Prof.  Curtius,  Xenophons  Sympo¬ 
sion  (Mittw.  2  Uhr)  Prof.  Sauppe  erklären,  alles  öffentl. 

In  seiner  philosophischen  Societät  fährt  Dr.  Peipers 
fort  Ritters  und  Prellers  historia  philosophiae  graecae  et 
romanae  zu  behandeln. 


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12B 


Deutsche  Sprache. 

HlBtorisohe  Grammatik  der  deutschen  Sprache:  Prof. 
Wilh,  Müller,  5  St.,  3  Uhr. 

Erklärung  des  Parziväl  von  Wolfram  von  Eschenbach : 
derselbe,  Dienst.,  Mittw.,  Freitag,  10  Uhr. 

Grundzüge  der  altsächsisehen  Sprache  und  Erklärung 
des  Heliand:  derseWe,  Mont.  u.  Donnerst.,  10  Uhr. 

Die  Hebungen  der  deutschen  Gesellschaft,  leitet  der¬ 
selbe, 

Geschichte  der  deutschen  Dichtung  s.  unter  Literär- 
geschichte  S.  121. 

Neuere  Sprachen. 

Grammatik  der  englischen  Sprache  lehrt  in  Verbindung 
mit  praktischen  Uebungen  Prof.  Theod,  Müller,  Montag, 
Dienstag,  Donnerstag,  Freitag  um  6  Uhr  Abends. 

Geschichte  der  französischen  Sprache:  derselbe,  Mont., 
Dienst.,  Donnerst.,  12  Uhr. 

Die  ältesten  Denkmäler  der  französischen  Sprache  nach 
Bartsch’s  altfranz.  Chrestomathie  erklärt  derselbe,  öffent¬ 
lich,  Mittw.  12  Uhr. 

Französische  Sprech-  und  Schreibübungen  veranstaltet 
derselbe ,  Dienstag,  Mittwoch,  Freitag,  Sonnabend,  9  Uhr. 

Leben  und  Dichtung  Petrarkas:  Assessor  Tittmann, 
2  St.,  öffentlich. 

Schöne  Künste.  —  Fertigkeiten. 

Die  Alterthümer  der  christlichen  Kunst:  Prof.  TJnger, 
4  St.  um  8  Uhr.  ^  , 

Unterricht  im  Zeichnen  wie  im  Malen  ertheilen  Zei¬ 
chenmeister  Grape  und,  mit  besonderer  Rücksicht  auf 
naturhistorische  und  anatomische  Gegenstände,  Zeichen¬ 
lehrer  Peters, 


Uebersicht  der  Geschichte  der  neueren  Musik :  Prof. 
Krüger,  Mittw.  und  Sonnab.  um  12  Uhr. 

Harmonie-  und  Kompositionslehre,  verbunden  mit  prak¬ 
tischen  Uebungen,  Musikdirector  Hille,  in  passwiden 
Stunden. 

Het'selbe  ladet  zur  Theilnahme  an  den  Uebungen  der 
Singakademie  und  des  Orchesterspielvereins  ein. 


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124 


Reitunterricht  ertheilt  in  der  K.  Universitäts-Reitschule 
der  üniv.  Stallmeister  Schweppe ,  Mont. ,  Dienst. ,  Don¬ 
nerst.,  Freit.,  Sonnab.,  Morgens  von  7—11  und  Nachm, 
(ausser  Sonnab.)  von  4 — 5  Uhr. 


Fechtkunst  lehrt  derüniversitatsfechtmeister  Castropp, 
Tanzkunst  der  üniversitatstanzmeister  Hölttke, 

Oeffentliche  Sammlungen. 

Die  Universitätsbibliothek  ist  geöffiiet  Montag,  Dienstag, 
Donnerstag  und  Freitag  von  2  bis  3,  Mittwoch  und  Sonn¬ 
abend  von  2  bis  4  Uhr.  Zur  Ansicht  auf  der  Bibliothek 
erhält  man  jedes  Werk,  das  man  in  gesetzlicher  Weise 
verlangt;  über  Bücher,  die  man  geliehen  zu  bekommen 
wünscht,  giebt  man  einen  Schein,  der  von  einem  hiesigen 
Professor  als  Bürgen  unterschrieben  ist. 

Das  Zoologische  Museum  ist  Dienstag  und  Freitag  von 
3 — 5  Uhr  geöffnet. 

Die  geognostisch-paläontologische  Sammlung  istMittw. 
von  3—5  Uhr  geöffnet. 

Die  Gemäldesammlung  ist  Donnerstag  von  11  — 1  Uhr 
geöffiiet. 

Der  botanische  Garten  ist,  die  Sonn-  und  Festtage 
ausgenommen ,  täglich  von  5-7  Uhr  geöffnet. 

üeber  den  Besuch  und  die  Benutzung  des  Theatrum 
anatomicum ,  des  physiologischen  Instituts ,  der  patholo¬ 
gischen  Sammlung ,  der  Sammlung  von  Maschinen  und 
Modellen  j  des  zoologischen  Museums  ^  des  botanischen 
Gartens f  der  Sternwarte^  des  physikalischen  Cabinets,  der 
mineralogischen  und  der  geognostisch-paläontologischen 
Sammlung y  der  chemischen  Laboratorien,  der  ethnogra¬ 
phischen  Sammlung,  des  archäologischen  Museums,  der 
Gemäldesammlung y  d&r  Bibliothek  des  k,philologischen  Se¬ 
minars,  des  diplomatischen  Apparats,  bestimmen  be¬ 
sondere  Reglements  das  Nähere. 

Bei  dem  Logiscommissär,  Pedell  Fischer  (Burgstr.  39), 
können  die,  welche  Wohnungen  suchen,  sowohl  über  die 
Preise,  als  andere  Umstände  Auskunft  erhalten,  und  auch 
im  Voraus  Bestellungen  machen. 


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JVachrichten 

von  der  Königh  Gesellschaft  der  Wissen¬ 
schaften  und  der  G.  A.  Universität  zu 
Göttingen. 


März  11.  A&  S.  1868. 


Königliche  Hesellsehaft  der  Wissenschaften. 

Sitzung  am  7.  März. 

Henle,  Abhandlung  des  Dr.  Lindgren  über  den  Bau 
der  Vogelniere. 

K.  V.  Seebach,  über  die  Entwickelung  der  Kreideforma¬ 
tion  im  Ohmgebirge. 

Wöhler,  über  die  Bildung  des  Silbersuperoxyds  durch 
Ozon. 


lieber  den  Bau  der  Vogelniere. 

Von 

Dr.  Lindgren  aus  Lund. 

Vorgelegt  von  J.  Henle. 

Ebenso  sicher  wie  in  den  Nieren  der  Säuge- 
thiere,  findet  man  auch  in  denen  der  Vögel  eine 
besondere  Binden-  und  Mark-Substanz,  nur  mit 
dem  Unterschied,  dass  die  einzelnen  Pyramiden 
entschieden  getrennt  und  wie  regellos  zerstreut 
daliegen.  Ohne  Ansatz  zu  Papillenbildung  geht 
einer  der  Endzweige  des  Ureters  unmittelbar  in 
den  einzigen  breiten  Kanal  über,  der  sich  in  der 
Spitze  der  Pyramide  befindet,  und  die  Haupt- 
Sammelröhre  für  alle  zu  der  Pyramide  gehören- 

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den  Harnkanälchen  bildet.  Dieser  Kanal  theilt 
sich  zu  wiederholten  Malen  dichotomisch  nicht 
nur  in  der  Pyramide,  sondern  auch  in  der  Rin- 
den-Substanz ,  und  die  Zweige,  die  hierdurch 
entstehen,  bilden  jeder  für  sich  Sammelröhren 
höherer  oder  niederer  Ordnung.  In  der  Rinden- 
Substanz  breiten  sich  die  Sammelröhren  in  ver¬ 
schiedenen  Richtungen  aus,  in  gewisse  Gruppen 
geordnet,  wodurch  dieselbe  das  Ansehen  be¬ 
kommt,  als  wäre  sie  in  kleine  Läppchen  abge- 
theilt.  Auf  einer  gegen  die  Oberfläche  der  Niere 
senkrecht  stehenden  Schnittfläche  treten  diese 
am  deutlichsten  hervor,  und  bilden  dann  kleine, 
ovale,  mit  dem  breitem  Ende  nach  aussen  ge¬ 
kehrte  Felder,  in  deren  Axe  sich  eine  Vene  be¬ 
findet,  und  in  deren  Peripherie  die  Sammelröh¬ 
ren  gegen  die  Mitte  des  freien  Randes  (den 
Scheitelpunkt  der  Läppchen)  hin  verlaufen.  Wäh¬ 
rend  dieses  ganzen  Verlaufes  gehen  von  den 
Sammelröhren  eine  Menge  Zweige  (die  schleifen¬ 
förmigen  Kanälchen)  nahezu  in  rechtem  Winkel 
ab,  welche  alle  auf  die  Axenvene  zustreben, 
aber  mit  dem  Unterschiede  in  ihrem  Verlaufe, 
dass  die  basalen  (d.  h.  die  der  Basis  der  Pyra¬ 
mide  zunächst  sich  abzweigenden)  Kanälchen 
zugleich  eine  Richjtung  nach  aus$en  haben,  wäh¬ 
rend  dagegen  die,  welche  zu  dem  Endstück  der 
Sammelröhre  gehören,  schräg  nach  innen  gehen. 

Die  schleifenförmigen  Kanälchen  gehen  von 
zwei  verschiedenen  Seiten  der  Sammelrötbre  ans, 
gewöhnlich  in  ungleicher  Höhe,  und  veriaufen 
anfänglich  eine  kurae  Strecke  divergirend,  aber 
nachher  parallel.  Bei  den  Axenvenen  angekom¬ 
men,  machen  sie  eine  schleifenförmige  Umbie¬ 
gung  (die  Central-Schleife)  und  gehen  denselben 
Weg  zurück,  den  sie  gekommen  sind,  an  der 
Sammelröhre  vorbei,  um  hier,  unter  edner  neuen 


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Umbiegung  (der  peripherischen  Schleife)  ziem¬ 
lich  plötzlich  in  die  gewundenen  Kanälchen  über¬ 
zugehen.  Diese  nehmen  denselben  Verlauf,  wie 
die  schleifenförmigen  Kanälchen,  und  kommen 
zum  Theil  zwischen  deren  Schenkel  zu  liegen. 
Das  gewundene  Kanälchen  geht  also  ziemlich 
gerade  oder  unter  schwachen  Krümmungen  bis 
in  die  Nähe  der  Central  -  Schleife  des  schleifen¬ 
förmigen  Kanälchens  und  wendet  sich  dort  nach 
der  Sammelröhre  zurück,  wo  es  seine  periphe¬ 
rische  Umbiegung  macht ,  um  alsbald  in  die 
Müllersche  Kapsel  überzugehen.  Die  Glomeruli 
kommen  auf  die  Central-Seite  der  Sammelröhre 
zu  liegen,  ungefähr  in  die  Mitte  zwischen  dieser 
und  der  Axenvene,  der  eine  über  dem  andern, 
in  einer  oder  ein  paar  Reihen.  Die  Harnka¬ 
nälchen,  welche  zum  basalen  Theil  des  Läpp¬ 
chens  gehören,  unterscheiden  sich  von  den  übri¬ 
gen  dadurch,  dass  die  schleifenförmigen  Kanäl¬ 
chen  ihre  peripherischen  Umbiegungen  nicht  in 
der  Rinden-Substanz  vollziehen,  sondern  in  der 
Pyramide,  einige  wenige  ganz  unten  an  ihrer 
Spitze  und  in  immer  zunehmender  Anzahl,  je 
mehr  man  sich  der  Basis  nähert.  In  der  Nähe 
derselben  gehen  sie  in  die  gewundenen  Kanäl¬ 
chen  über,  welche  im  Anfänge  den  geraden  Ver¬ 
lauf  der  schleifenförmigen  Kanälchen  fortsetzen, 
aber  nachher  unter  verschiedenen  Krümmungen 
ihren  Bogen  machen.  Alle  die  verschiedenen 
Harnkanälchen  sowohl  als  die  Glomeruli  nehmen 
an  Grösse  ab,  je  mehr  man  sich  der  Oberfläche 
der  Niere  nähert. 

Die  erwähnten  Läppchen  sind  von  sehr  ver- 
Bchiedener  Grösse  und  Form,  und  statt  jedes 
für  sich  ein  Ganzes  auszumaohen.  gehen  sie 
immer  in  einander  über.  Die  Oberfläche  der 
Niere  und  die  mit  derselben  parallele  Schnitt- 

10* 


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128 


fläche  zeigt  nämlich  eine  Menge  zusammenhän¬ 
gender,  geschlängelter  Windungen,  welche  da¬ 
durch,  dass  sie  sich  neben  einander  legen  und 
sich  dann  bald  wieder  trennen,  kleine  Abthei¬ 
lungen  bilden,  gegen  deren  Mitte  hin  die  Harn¬ 
kanälchen  gerichtet  sind.  Auf  diese  Weise  ent¬ 
stehen  die  Läppchen. 

Die  Endzweige  der  Venen  haben  ihren  Platz 
zwischen  den  Windungen,  also  sowohl  in  der 
Mitte  der  Läppchen,  als  zwischen  denselben, 
die  feineren  Arterien  dagegen  innerhalb  der  Win¬ 
dungen  und  also  zwischen  der  Peripherie  der 
Läppchen  und  der  Axenyene. 

Die  kleinen,  sphärischen,  krystallinischen  Kör¬ 
per,  welche  die  Hauptmasse  des  Harns  der  Vö¬ 
gel  ausmachen,  finden  sich  in  den  Sammelröhren 
und  in  den  schleifenförmigen  Kanälchen  immer 
in  dem  Lumen  derselben,  wobei  die  Kanälchen 
nicht  selten  bedeutend  erweitert,  aber  doch  voll¬ 
ständig  mit  ihrem  normalen  Epithel  bekleidet 
sind.  In  den  gewundenen  Kanälchen  dagegen 
kommen  diese  Körperchen  in  den  Zellen  selbst 
vor,  und  zwar  gerade  in  deren  Kernen,  welche 
man  allmählich  in  dieselben  sich  verwandeln  sieht. 


üeber  die  Entwickelung  der  Kreide¬ 
formation  im  Ohmgebirge. 

Von 

Karl  von  Seebach 

Die  Kreideformation  des  Ohmgebirges  ist  zu¬ 
erst  im  Jahre  1852  von  Bornemann  aus  der 
Nähe  von  Gerode  beschrieben  worden  (cf.  Jahrb. 
f. Mineralogie  1852  S. 27).  Bornemann  kannte 


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129 


damals  bloss  „Planer**  und  führt  aus  diesem 
Ammonites  mrians  Sow. ,  Turrilites  tuberculatus 
Sow.,  Hamites  armalus?  (Sow.)  Roem.,  Terebratula 
pisfiiw  Sow. ?,  Inoceramus  Cuvieri  Sow,,  1.  orbi- 
cularis  Goldf.,  Lima  multicostata  Gein.?,  und 
Siphonia  cf.  cervicornis  et  pistillum  an.  Die  letz¬ 
tere  war  indess  verkieselt. 

Im  Mai  1854  publicirte  Herr  Bornemann 
dann  auch  das  Vorkommen  von  Kreideschichten 
in  der  unmittelbaren  Nähe  von  Holungen  (S. 
Zeitschr.  der  Deutsch,  geol.  Gesellsch.  Bd.  IV. 
S.  273)  und  in  dieser  zweiten  kurzen  Mitthei¬ 
lung  werden  schon  ganz  richtig  zwei  verschie¬ 
dene  Glieder  der  Kreideformation  getrennt,  eine 
untere  glaukonitische  sandige  Abtheilung  mit 
Flintstücken  und  von  Petrefa^ten  nur  Scyphien 
und  Pecten  ^inquecostatus  enthaltend  und  eine 
obere  „der  Pläner“  mit  Am.  tarians,  A.  Man- 
teilt,  Inoceramus  Cutieri,  latus,  mytiloides  etc. 
wie  bei  Gerode. 

1856  beschrieb  dann  Herr  Giebel  (Zeitschr. 
f.  d.  gesammten  Naturwissenschaften  Bd  VIU, 
S.  169)  die  Kreideablagerung  des  Sachsenthals. 
Auch  er  erkannte  die  zwei  schon  von  Borne¬ 
mann  geschiedenen  Abtheilungen,  schreibt  aber 
dem  Grünsandstein  fälschlich  ein  höheres  geog- 
nostisches  Niveau  zu  als  dem  Pläner,  aus  dem 
er  Ptychotrochus  iurbinatus  Giebel,  Scyphia  iso- 
pleura  Reuss,  Anomia  truncata  Gein.,  Inoceramus 
latus  Mant.,  I.  striatus  Mant.,  Pecten  cf.  asper, 
Terebr.  pisum  Sow.,  Rhynchonella  plicatilis  Sow., 
und  Am.  varians  Sow.  anführt. 

1865  hat  dann  A.  Kunth  (Zeitschrift  der 
Deutsch,  geol.  Gesellsch.  Bd.  XVH  S.  256)  eine 
weitere  kurze  Notiz  über  die  Kreide  des  0hm- 
gebirges  gegeben.  Auch  er  unterscheidet  den 
Grünsand  und  den  Pläner,  welchen  letzteren  er 


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130 


jedocflb,  ebenso  wie  Giebel,  für  älter  hält  als  je¬ 
nen.  Da  in  dem  Pläner  Am,  tarians  sich  findet, 
in  dem  Grünsaöd  aber  Am,  Rolomagensis  und 
Pecten  quinquecostatus  Vorkommen  sollen ,  so 
wird  jener  mit  v.  Strombecks  Schichten  des  Am, 
väriäns  dieser  mit  v.  Strombecks  Schichten  des 
Am.  Kotomagensis  verglichen. 

Die  von  Kunth,  hier  zuerst  behauptete  Zu¬ 
gehörigkeit  der  Kreideformation  zu  dem  Cenoma- 
nen  oder  Unteren  Pläner  von  Strombeck ’s 
hat  sich  vollkommen  bestätigt,  nur  ist  der  Grön- 
sandstein ,  wie  schon  Bornemann  richtig  er¬ 
kannt,  älter  als  der  Pläner.  Der  Grünsand 
liegt  zwar  an  den  meisten  Punkten  in  einem 
geodätisch  höheren  Niveau  als  der  Pläner,  es 
beruht  dies  indessen  nur  auf  der  muldenförmi¬ 
gen  Einlagerung  der  Kreideformation.  Die  un- 
mittelbere  Auflagerung  des  Grünsand  auf  der 
Trias  und  seine  Bedeckung  durch  Pläner  kann 
man  nicht  nur  zweimal  sehr  schön  an  dem  Wege 
beobachten  der  von  Holungen  zwischen  dem 
Sonnensteine  und  dem  Zuckerhute  vorüber  nach 
„der  Brehme“  führt,  sondern  sie  ist  auch  un¬ 
zweifelhaft  in  dem  Rinnsale  im  unteren  Thelle 
des  Sachsenthals  d.  i.  also  an  dem  geodätisch 
tiefsten  Punkte  der  südlichen  oder  Ohmfelder 
Kreidemulde  zu  erkennen.  An  diesem  letzteren 
Punkte  würde  der  Grünsand  überhaupt  nicht 
Vorkommen  können ,  wenn  er  jünger  als  der 
Pläner  wäre. 


1.  Dor  Grünsand. 

Der  Grünsand  mag  circa  50'  mächtig  sein. 
Er  wird  gebildet  von  einem  ziemlich  feinkörni¬ 
gen,  nur  wenig  weissen  Glimmer  enthaltenden, 
an  sich  graugelben  Sand,  der  sehr  zahlreiche 
grüne  Glaukonitkörner  enthält.  Derselbe  ist  bald 


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mürbe  und  leicht  zerfallend,  bald  durch  ein  kies- 
liches  Caement  hart  und  fest.  Diese  festen  quar- 
zitischen  Partien  bilden  unregelmässig  begrenzte 
Knollen  und  Concretionen  und  scheinen  beson¬ 
ders  nach  unten  häufig  zu  sein.  Durch  die  At¬ 
mosphärilien  wird  der  lockere  Grünsand  zerstört 
und  fortgeführt  und  es  bleiben  nur  die  kieseligen 
Knollen  übrig,  die  alsdann  dicht  gehäuft  die 
Felder  bedeckten  und  leicht  die  ungefähre  Ver¬ 
breitung  der  Schichtengruppe  erkennen  lassen. 
Nach  oben  nehmen  die  Quarzitknollen  ab  und 
es  geht  der  Grünsand  über  in  einen  grünlich 
grauen  sandigen  festen  Kalkmergel,  der  seiner¬ 
seits  wiederum  ebenso  allmählich  in  den  Pläner 
v^läuft. 

Der  Grünsand  ist  arm  an  Petrefaeten.  Es 
wurden  in  ihm  gefunden: 

1 .  ?  Cribrospongia,  Ein  becherförmiger  Schwamm 
auf  der  innern  Seite  mit  grösseren  und  eckigen 
Oeflfnungen,  verkieselt,  nur  ein  Exemplar  vom  Ho^ 
langer  Knick. 

2.  Terebratula  bipUcaici  Sow.  oar.  obtusa 
(Davids.  Cret.  Brach,  taf.  VI  fig.  13  u.  31).  Ein 
ziemlich  stark  gewölbtes  Exemplar  dessen  zwei- 
gefalteter  Stimrand  bei  dem  Herausarbeiten  lei¬ 
der  entzwei  brach,  wurde  in  den  oberen  kalkigen 
Grenzschichten  im  Sachsenthal  gefunden. 

3.  Ostrea  cf,  diluviana  h.juven.  Ein  Abdruck 
mit  theilweis  erhaltener  Schale  aus  detn  Sach¬ 
sen  thale.  Eine  ganz  gleiche  Form  habe  ich  in 
dem  obersten  Gault  von  Cambridge  gesammelt. 

4*  Pecten  orbicularis  Sow.  Obgleich  nur  ein 
Steinkem  bei  Holunger  gefunden  wurde,  so  dürfte 
die  Bestimmung  doch  eine  völlig  sichere  sein* 

5.  Neithea  quinquecostafa  Sow*  sp.  Es  lie¬ 
gen  2  Bruchstücke  vor,  eins  von  Holunger  und 
eins  aus  dem  Sachsenthale* 


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6.  Area  cf,  Mailleana  Orb.  (Terr.  cret.  vol. 
in  S.  229  Taf.  318  Fig.  3  6).  In  dem  Rinn¬ 
sale  des  Sachsenthals  wurde  die  rechte  Schale 
einer  Area  gefunden,  die  der  A.  Mailleana  Orb. 
ziemlich  nahe  steht.  Sie  ist  auf  der  Höhe  der 
Wölbung  nur  durch  die  Zuwachsstreifen  gezeich¬ 
net,  scheint  aber  vorn  und  hinten  einige  feine 
ausstrahlende  Linien  gehabt  zu  haben;  auf  dem 
hinteren  Feldchen  in  der  Mitte  eine  markirte 
ausstrahlende  Linie.  Da  indessen  an  dem  vor¬ 
liegenden  Exemplar  der  untere  Rand  nicht  pa¬ 
rallel  dem  oberen  ist,  sondern  nach  vorn  conver- 
girt ,  während  gleichzeitig  die  höchste  Wölbung 
der  Schale  dem  Hinterrande  näher  liegt  als  dem 
vorderen,  so  wird  die  Zugehörigkeit  zu  der  an¬ 
geführten  Species  vorläufig  noch  unsicher  blei¬ 
ben  müssen. 

7.  Ammonites  Mayorianus  Orb.  Ein  Bruch¬ 
stück  eines  jener  grossen  glatten,  seitlich  com- 
primirten  Ammoniten,  welche  man  sich  nach  dem 
Vorgänge  von  Herrn  A.  v.  Strombeck  in  Nord¬ 
deutschland  gewöhnt  hat  als  A.  Mayorianus  Orb. 
zu  bezeichnen,  wurde  in  den  oberen  kalkhaltigen 
Uebergangsschichten  im  Sachsenthale  gefunden. 

Endlich  hob  ich  bei  Holungen  auch  ein  Stück 
fossiles  Holz  auf. 

2.  Der  Pläner. 

Der  Pläner  des  Ohmgebirges  ist  ein  merge¬ 
liger  Kalkstein  von  bald  mehr  compacter,  bald 
mehr  schiefriger  Structur  und  von  weisser  bis 
grauer  Farbe.  Zu  unterst  ist  er  sandig,  enthält 
zahlreiche  Glaukonitkömer  und  zeigt  grünlich¬ 
graue  Färbungen.  Seine  Mächtigkeit  mag  50' 
betragen,  ln  der  ünterregion  zeichnet  sich  eine 
harte  etwas  krystallinische  weissliche  Bank  durch 
zahlreiche,  wenn  auch  nur  selten  genügend  er- 


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133 


haltene  Brachiopoden  aus,  während  eine  der 
höheren  Schichten,  die  besonders  nordwestlich 
von  Holungen  in  den  Wegen  mehrfach  aufge¬ 
schlossen  ist,  durch  den  Reichthum  an  Cephalo- 
poden  bes.  Am.  varians  auflallt.  Ein  eigenthüm- 
licher  Plänerkalk  von  ziemlicher  Festigkeit,  mat¬ 
tem  Bruch  und  weisser  Farbe  mit  vielen  kleinen 
rauh  begrenzten  Poren  von  graulicher  Farbe 
findet  sich  im  Sachsenthal.  Er  dürfte  eine  der 
höchsten  hier  entwickelten  Schichten  darstellen. 

Petrefacten  sind ,  wenn  man  bedenkt  wie 
wenig  gute  Aufschlusspunkte  vorhanden  sind,  in 
dem  Pläner  ziemlich  häufig.  Es  wurden  ge¬ 
funden  : 

1)  Holaster  carinatm  Orb.  (Terr.  cret.  VI. 
S.  104  taf.  818).  Zwei  nicht  sicher  bestimmbare 
Echiniden,  die  bei  Holungen  gefunden  wurden, 
stimmen  im  Habitus  ziemlich  gut  mit  der  citir- 
ten  Form  überein,  die  in  den  nordwestlichen 
Vorlanden  des  Harzes  in  den  gleichaltrigen  Schich¬ 
ten  so  häufig  ist. 

2)  Rhynchonella  Mantelliana  Sow.  (Davids. 
Brit.  cret.  Brach.  S.  87,  taf.  XII,  fig.  21  —  23; 
cf.  V.  Strombeck  Zeitschr.  d.  D.  geol.  Gesellsch. 
Bd.  XV.  S.  110).  Bei  Holungen  und  auf  dem 
Ohmfelde  nicht  eben  selten  aber  meist  verdrückt. 

3)  Rhynchonella  Gt^asiana  Orb.(Terr.  Cret.  IV, 

taf.  497,  fig.  7  10;  cf.  ü.  Schloenbach  Nordd. 

Cenoman.  Brach.  S.  96  [496]). 

Formen,  die  mit  den  vorhandenen  Darstel¬ 
lungen  völlig  übereinstimmen,  aber  allerdings 
meist  ein  wenig  verdrückt  sich  vorfinden,  sind 
bei  Holungen  nicht  eben  selten. 

Hierher  dürften  auch  wohl  die  von  Borne¬ 
mann  und  Giebel  als  Rh.plicatilis  und  Rh.pisum 
bezeichneten  Formen  gehören. 


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134 


4)  Rhynchoneüa  sp.  Es  muss  nach  dem  vor¬ 
liegenden  Material  fraglich  bleiben,  ob  noch  eine 
dritte  Rhynchonella  unterschieden  werden  muss, 
welche  durch  grobe  dachförmige  Rippen,  grössere 
Breite  und  tiefen  Sinus  sich  auszeichnet  und  mit 
den  Formen  zu  stimmen  scheint,  die  aus  dem 
upper  Green  Sand  von  Cambridge  unter  dem  na- 
men  Rh.  sulcata  Park.  fcf.  Davidson  a.  a.  0. 
S.  85,  taf.  X,  fig.  18—36)  bekannt  sind* 

5)  Ostrea  lateralis  (Nils.)  Goldf.  (öf.v.  Strom¬ 
beck  Zeitschr.  d.  D.  g.  Gesellsch.  1859,  Bd.  XI, 
S.  37)  ein  Exemplar  von  Holungen. 

6)  Exogyra  haliotoidea  Sow.  sp.  (Min.  Con. 
taf.  25,  fig.  1 — 5)  klein,  glatt,  scharfkantig  ge¬ 
kielt  ;  zwei  untere  Schalen  von  Holungen. 

7)  Plicaiula  inflaia  Sow.  Bei  Holungen 
häufig. 

8)  Pecten  Beatoeri  Sow.  (Min.  Conch.  taf.  158) 
Gf.  taf.  72,  fig.  5.  *4“  P.  depressUs  Goldf.  taf.  92, 
fig.  4;  cf.  V.  Strombeck  Zeitschr.  d.  D.  geol. 
Gesellsch.  1863,  Bd.  XV,  S.  108).  Sehr  mit 
Recht  hat  H.  v.  Strombeck  den  P.  depressus 
Goldf.  mit  P.  Beaveri  vereinigt,  denn  er  ist  nur 
die  andere  Schalenklappe  des  nämlichen  Thieres. 
Ein  gutes  Exemplar  im  Sachsenthal,  Fragmente 
bei  Holungen. 

9)  ^  Lima  subconsobrina  Orb.  (Terr.  cret.  Bd. 
IIl,  S.  556,  taf.  422,  fig.  4 — 7).  Es  liegen  zwei 
gestreifte  Schalenbruchstücke  vor,  die  von  allen 
mir  bekannten  Formen  der  angezogenen  am 
nächsten  stehen. 

10)  Inoceramus  slriatus  Mant.  (cf.  v.  Strom¬ 
beck  a.  a.  0.  1859,  Bd.  XI,  S.  36).  Bei  Ho¬ 
lungen  und  im  Sachsenthale  häufig.  Manche 
Exemplare  erhalten  eili  fremdartiges  Ansehen 


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185 


durch  regelmässige  concentrisclie  Falten,  die 
aber  wohl  nur  durch  den  Erhaltungszustand 
veranlasst  worden  sein  könnten.  Derlei  Formen 
konnten  früher  leicht  unrichtig  bestimmt  werden. 

11)  Ammonites  varians  Sow.  Das  häufigste 
Fossil  von  allen,  sowohl  im  Sachsenthale  als 
auch  besonders  bei  Holungen,  wo  schöne  Exem¬ 
plare  gefunden  werden.  Es  kommen  eben  so¬ 
wohl  die  flachere,  gerippte,  typische  Form  vor 
(cf.  Sharpe  Foss.  mollusca  chalk  Engl.  taf.  VIII, 
fig.  7)  als  die  aufgetriebene  Varietät  ohne  durch¬ 
gehende  Rippen  (Am.  Coupei  Brgn.  cf.  Sharpe 
ebenda  fig.  5). 

12)  Ammonitei  Manielli  Sow.  Stets  mehr 
oder  minder  verdrückt,  doch  scheint  die  flache 
Form  (cf.  d’Orb.  terr.  cret.  taf.  104)  von  Haus 
aus  vorgeherrscht  zu  haben.  Seltener  als  der 
vorige  besonders  in  einigermassen  genügendem 
Erhaltungszustand ,  aber  immerhin  im  Sachsen¬ 
thal  und  bei  Holungen  ziemlich  häufig. 

13)  Turrilites  Scheuchzerianus  Bose.  (S.  d’Orb.  • 
a.  a.  0.  taf.  146,  fig.  3—4).  Die  Mundöffnung 
ist  lang  ausgezogen,  länger  als  bei  d’Orbigny’s 
T.  costatus  (taf.  145).  Mehrere  wohlerhaltene 
Exemplare  wurden  bei  Holungen  aufgenommen. 

14)  Turrilites  costatus  Lam.  (Sow.  Min.  Conch. 
taf.  36).  Durch  Verlängerung  der  Knötchen  an 
T.  Desnoyersi  Orb.  erinnernd;  zwei  Exemplare 
bei  Holungen. 

15)  Nautilus  Deslonchampsianus  Orb.  (Terr. 
cret.  Bd.  I,  taf.  20).  Das  einzige  vorliegende 
wohlerhaltene  Exemplar  von  Holungen  lässt  zwar 
die  Spiralstreifung  nicht  mehr  erkennen,  wird 
aber  durch  die  Nabelkante  sicher  gekennzeichnet. 

16)  Nautilus  cf.  laetigaius  Orb.  Ein  kleiner 


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136 


flachgedrückter  Nautilus,  der  als  Steinkern  bei 
Holuugen  gefunden  wurde,  mag  zu  dieser  Spe- 
cies  gehören.  Doch  ist  bei  dem  mangelhaften 
Erhaltungszustand  keine  sichere  Bestimmung 
möglich. 

17)  Ein  ziemlich  grosser  Wirbelkörper,  wie 
es  scheint  eines  Squaliden  wurde  unweit  Kalt¬ 
ohmfeld  aufgehoben. 

Diese  Petrefacten,  soweit  sie  mit  Sicherheit 
bestimmt  werden  konnten,  beweisen  zunächst, 
dass,  die  Kreideformation  des  Ohmgebirges,  wie 
Bornein  an  n  schön  bei  ihrer  ersten  Entde¬ 
ckung  mit  Recht  hervorhob,  nicht  in  den  Bil¬ 
dungsraum  der  Sächsisch  -  Böhmischen  Kreide¬ 
ablagerungen,  sondern  in  denjenigen  des  Nord¬ 
deutschen  Kreidebeckens  gehört. 

Die  nächsten  Norddeutschen  Kreideschichten 
sind  diejenigen  am  Nordrande  des  Harzes  bei 
üsenburg,  welche  6  deutsche  Meilen  abstehen, 
während  die  nächstgelegenen  Kreidepartien 
westlich  vom  Harze  über  7  deutsche  Meilen  ent¬ 
fernt  sind.  Die  Verbindung  mit  einer  dieser 
beiden  Partieen  kann  natürlich  nur  durch  die 
Denudation  zerstört  worden  sein,  ein  Beispiel, 
welches  —  wie  schon  anderwärts  erwähnt  — 
klar  zeigt,  wie  verkehrt  es  ist  aus  der  heute 
noch  erhaltenen  Verbreitung  der  Formationen 
unmittelbar  auf  die  ehemaligen  Küstenlinien  zu¬ 
rück  schliessen  zu  wollen. 

Die  erkannten  Petrefacten  gestatten  aber  auch 
gleichzeitig  eine  völlig  sichere  Altersbestimmung 
des  Pläners  und  bestätigen  die  Behauptung  von 
Kunth,  dass  derselbe  Cenoman  sei. 

Sämmtliche  angeführte  Petrefacten  finden  sich 
in  dem  Norddeutschen  Cenoman  wieder.  Wenn 
hingegen  die  Frage  entsteht,  mit  welchem  be- 


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137 


stimmten  Niveau  des  Cenoman  man  den  Holun- 
ger  Pläner  parallelisiren  söll,  so  ist  dies  bei  der 
meist  durch  die  ganze  Schichtengruppe  durch¬ 
gehenden  Fauna  nicht  leicht  zu  beantworten; 
indessen  wird  man  ebensowohl  aus  der  Verge¬ 
sellschaftung  aller  und  der  Häufigkeit  einzelner 
Petrefacten,  als  auch  besonders  aus  dem  Fehlen 
der  eigentlichen  Tourtia- Formen  und  des  Am, 
Roiomagensis  und  der  Discoidea  cylindrica  zu¬ 
nächst  auf  die  Schichten  des  Am,  carians  v, 
Strombecks  schliessen  müssen.  Das  Vorkom¬ 
men  des  Turrilites  costaius  Sow.  d.  i.  eines  der 
Leitfossilien  für  die  Am.  Rotomagensis  -  Schich¬ 
ten  von  Strombecks  in  einer  sonst  besser  den 
Am.  varians -Schichten  entsprechenden  Fauna 
ist  aber  ein  weiterer  Beweis  für  die  schon  von 
diesem  ausgezeichneten  und  umsichtigen  Forscher 
ausgesprochene  innige  Verwandtschaft  der  ver¬ 
schiedenen  cenomanen  Ablagerungen  (S.  v.  Strom¬ 
beck  Zeitschr.  d.  D.  geol.  Gesellsch.  1863,  Bd. 
XV,  S.  ]  18)  und  dürfte  jedenfalls  zeigen ,  dass 
die  beiden  oberen  Zonen  enger  zu  einander  ge¬ 
hören  als  zu  der  nächst  älteren  Tourtia.  Zu 
dieser  letzteren  werden  wir  hingegen  den  Grün¬ 
sand  bringen  müssen.  Dass  derselbe  nicht  wie 
Kunth  wollte,  den  Am.  Rotomagensis-Schich- 
ten  entspricht,  erweisen  die  Lagerungsverhält¬ 
nisse  hi^änglich.  Die  von  ihm  angeführte  Nei- 
thea  quinquecosiata  ist  ja  gerade  auch  ander¬ 
wärts  in  der  Tourtia  häufig  und  der  A,  Roto¬ 
magensis  wird  bei  schlechter  Erhaltung  mögli¬ 
cherweise  ein  A,  JU  ante  Ui  sein  können.  Zu  einer 
paläontologischen  Altersbestimmung  würden  zwar 
die  bisher  in  dem  Grünsand  gefundenen  Petre¬ 
facten  an  und  für  sich  nicht  genügen,  in  Ver¬ 
bindung  aber  mit  der  petrographischen  Beschaf¬ 
fenheit  ,  den  Lagerungsverhältnissen  und  dem 


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138 


allmählichen,  ununterbrochenen  üebergang  des¬ 
selben  in  den  cenomanen  Pläner  dürfte  an  der 
Zugehörigkeit  des  Grünsands  zu  der  Tourtia 
nicht  zu  zweifeln  sein.  Hoffen  wir,  dass  es  fort¬ 
gesetzten  Bemühungen  gelingen  wird  dereinst 
auch  die  characteristische  Fauna  der  Tourtia 
noch  vollkommener  nachzuweisen. 

Von  allgemeinerem  geologischen  Interesse  ist 
es  aber  endlich,  dass  es  auch  hier  gerade  die 
Tourtia  ist,  mit  welcher  nach  einem  grossen  Hia¬ 
tus  die  Kreideformation  sich  auf  die  Trias  auf¬ 
lagert.  Es  zeigt  diese  Thatsache,  dass  jene 
grosse  Senkung,  welche  zuerst  den  Ostdeutschen, 
den  sächsisch-bömisch-schlesischen  Bildungsraum 
den  Wellen  des  Kreidemeeres  öffnete,  welche 
westlich  an  der  Ruhr,  in  Belgien  und  duixh  die 
Südwestlichen  Grafschaften  Englands  (Dorsetetc. 
bis  nach  Irland  erkennbar  die  Grenzen  der 
Kreideformation  erweiterte,  auch  in  dem  subher- 
cynischen  Kreidebecken  die  Küstenlinie  nach 
Süden  zurückschob  und  somit  eine  continuirlicbe 
west-  und  mitteleuropäische  Senkung  war.  Der 
untere  Quadersandstein,  die  Tourtia  und  min¬ 
destens  theilweise  auch  der  Upper  Green  Sand 
sind  nur  die  durch  diese  Senkung  bedingten 
sandigen  Küstenbildungen,  die  an  steilen  gera(L- 
linigen  Ufern  sich  nur  wenig  mächtig  und  in 
schmalen  Bändern,  an  sanft  ansteigenden,  man¬ 
nigfach  gegliedertem  Gestade  aber  über  grössere 
Flächen  und  in  ansehnlicher  Entwickelung  ab¬ 
setzen  mussten. 


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m 

lieber  die  Bildung  des  Silbersuperoxyds 
durch  Ozon, 

Leitet  man  durch  Wasser,  welches  mit  Schwe¬ 
felsäure  schwach  sauer  und  dadurch  leitend  ge¬ 
macht  ist,  den  electrischen  Strom  von  einigen 
Bunsen’schen  Elementen,  indem  man  als  positi¬ 
ven  Pol  eine  Silberplatte  anwendet,  so  fangt 
diese  sogleich  an,  sich  mit  einer  schwarzen  Sub¬ 
stanz  zu  bedecken.  Diese  Substanz  ist  Silber¬ 
superoxyd,  leicht  erkennbar  an  der  Eigenschaft, 
sich  in  Ammoniak  unter  heftiger  Entwickelung 
von  Stickgas  aufzulösen.  Auf  diese  Weise  ent¬ 
stehend,  ist  es  nicht  krystallinisch ,  wie  das  aus 
einem  gelösten  Silbersalz  am  positiven  Pol  so 
schön  krystallisirende  Superoxyd,  sondern  es 
bildet  amorphe  schwarze  Binden. 

Diese  Bildungsweise  bietet  insofern  Interesse 
dar,  als  es  wahrscheinlich  ist,  dass  sie  unmittel¬ 
bar  durch  das  am  positiven  Pol  entstehende 
Ozon  stattfindet;  denn  dass  blankes  Silber  ohne 
den  electrischen  Strom  durch  ozonisirtes  Sauer- 
stofigas  oberflächlich  in  Superoxyd  verwandelt 
wird,  ist  schon  längst  von  Schönbein  beob¬ 
achtet  und  als  eine  der  characteristischen  Eigen¬ 
schaften  des  Ozons  bezeichnet  worden.  Bei  den 
angestellten  Versuchen  war  der  Strom  stark  ge¬ 
nug,  um  bei  Anwendung  von  Platin  als  positiven 
Pol  Ozon  zu  bilden;  aber  bei  Anwendung  von 
Silber  war  während  der  Bildung  des  Superoxyds 
keine  Spur  Ozongeruch  wahrnehmbar,  so  dass 
also  anzunehmen  ist,  alles  Ozon  werde  so¬ 
gleich  zur  Oxydation  des  Silbers  verwendet. 

Nachdem  sich  eine  gewisse  Menge  Superoxyd 
auf  dem  Silber  abgesetzt  hat,  fängt  es  an,  schwach 
Sauerstoffjgas  zu  entwickeln  und  zugleich  sieht 
man  an  dem  negativen  Pol  die  Abscheidung  ei- 


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140 


ner  kleinen  Menge  von  grauem,  ganz  amorphem 
metallischen  Silber.  Auch  findet  man  in  der 
Flüssigkeit  stets  etwas  Silber  als  Salz  aufgelöst. 
Es  sind  diess  wahrscheinlich  secundäre  Erschei¬ 
nungen,  herrührend  von  der  Einwirkung  der  um 
den  positiven  Pol  sich  sammelnden  und  auf  das 
Superoxyd  zersetzend  wirkenden  Schwefelsäure. 

Dasselbe  Verhalten  zeigt  das  Silber,  wenn 
es  in  einer  Lösung  von  schwefelsaurem  Natron 
steht  und  der  Strom  hindurchgeleitet  wird.  Aber 
ganz  anders  ist  das  Verhalten  in  einer  Lösung 
von  salpetersaurem  Kali.  Hierbei  bildet  sich 
kein  Superoxyd,  sondern  die  ganze  Flüssigkeit 
erfüllt  sich  mit  hellbraunem  aufgeschlämmtem 
Silberoxyd. 

In  einer  Lösung  von  Ferrocyankalium  belegt 
/  sich  das  Silber  mit  weissem  amorphen  Ferro- 
cyansilber,  und  in  einer  Lösung  von  Kali-Bi- 
chromat  mit  röthlich  schwarzem,  fein  krystalli- 
nischem  chromsaurem  Silber,  das  kein  Super¬ 
oxyd  enthält. 

Wöhler. 


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IVachriehten 

von  der  Königl.  Gesellschaft  der  Wissen¬ 
schaften  und  der  G.  A.  Universität  zu 
Göttingen. 


März  18.  Ml  6.  1868. 


Kdnigliche  Gesellschaft  der  Wisseasehaftea. 

Pr  eisaufgaben 

der 

Wedekindschen  Preisstiftung 

für  Deutsche  Geschichte. 

Der  Verwaltungsrath  der  Wedekindschen  Preis¬ 
stiftung  für  Deutsche  Geschichte  macht  hiermit 
aufs  neue  die  Aufgaben  bekannt,  welche  für  den 
dritten  Verwaltungszeitraum,  d.  h.  für  die  Zeit 
vom  14.  März  1866  bis  zum  14.  März  1876,  von 
ihm  ingemäss  der  Ordnungen  der  Stiftung  ge¬ 
stellt  worden  sind. 

Für  den  ersten  Preis. 

Der  Verwaltuugsrath  verlangt 
eine  Ausgabe  der  verschiedenen  Texte 
der  lateinischen  Chronik  des  Hermann 
Korner. 

Für  den  letzten  Verwaltungszeitraum  war 
eine  Ausgabe  der  verschiedenen  Texte  und  Be¬ 
arbeitungen  der  Chronik  des  Hermann  Korner 
verlangt  und.  dabei  sowohl  an  die  handschrift¬ 
lich  vorhandenen  deutschen  wie  die  lateinischen 

11 


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142 


Texte  gedacht.  Seit  dem  ersten  Ausschreiben 
dieser  Aufgabe  hat  aich  aber  die  Kenntniss  des 
zu  benutzenden  Materials  in  überraschender  Weise 
vermehrt:  zu  der  von  der  bisherigen  Ausgabe 
der  Chronica  novella  stark  abweichenden  Wol- 
fenbütteler  Handschrift  sind  zwei  andere  in  Dan¬ 
zig  und  Linköping  gekommen,  die  jenes  Werk 
in  wieder  anderer  Gestalt  darbieten  (vgl.  Waitz, 
lieber  Hermann  Korner  und  die  Lübecker  Chro¬ 
niken,  Abhandlungen  der  Königlichen  Gesell¬ 
schaft  der  Wissenschaften  zu  Göttingen  Bdl  Y, 
und  einzeln  Göttingen  1851.  4.,  Nachrichten 
1589  Nr.  5  S.  57  ff.  und  1867  Nr.  8  S.  113); 
ausserdem  ist  in  Wien  ein  Codex  der  deutschen 
Bearbeitung  gefunden,  der  den  Korner  auch  als 
Verfasser  dieser  bestimmt  erkennen  lässt  (Pfeif¬ 
fer,  Germania  IX,  S.  257  ff.). 

Auch  jetzt  noch  würde  eine  zusammenfas¬ 
sende  Bearbeitung  aller  dieser  Texte  das 
schenswertheste  sein.  Da  aber  eine  solche  nicht 
geringe  Schwierigkeiten  darbietet,  so  hat  der 
Vei:waltungsrath  geglaubt,  bei  der  für  den  neuen 
Verwaltungszeitraunj  beschlossenen  Wiederholung 
die  Aufgabe  theilen  und.  zunächst  eine  kritische 
Edition  der  verschiedenen  Texte  der  lateinischen 
Chronik  fordern  zu  sollen. 

Hier  wird  es  darauf  ankommen  zu  geben: 

1)  den  in  der  Wolfenbütteler  Handschrift, 
Helmstad.  Nr.  408,  enthaltenen  Text  einer  ohne 
Zweifiel  dem  Korner  angehörigen  Chronik,  als 
die.  älteste  bekannte  Form  seiner  Arbeit; 

2)  alles  was  die  Danziger  und  Linhöpinger 
Handschrift  Eigenthümliches  darbieten  und  aus¬ 
serdem  eine  Nachweisung  ihrer  Abweichungen 
von  den  andern  Texten  und  unter  einander,  so 
dass  die  allmähliche  Entstehung  und  Bearbeit 
tung  des  Werkes  erhellt; 


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148 


3)  aus  der  lezten  und  vollständigsten  Bear¬ 
beitung  der  Chronica  novella,  die  bei  Eccard 
(Corpus  historicum  medii  aevi  II)  gedruckt  ist, 
wenigstens  von  der  Zeit  Karl  des  Grossen  an, 
alles  das  was  nicht  aus  Ileinrich  von  Herford 
entlehnt  und  in  der  Ausgabe  desselben  von  Pott¬ 
hast  bezeichnet  ist,  unter  Benüt^ng  der  vor¬ 
handenen  Handschriften,  namentlich  der  Lübecker 
und  Lünebui^er. 

Es  wird  bemerkt,  dass  von  dem  Wolfenbüt- 
teler,  Danziger  und  Linköpingek*  Codex  sich  ge¬ 
naue  Abschriften  auf  der  Göttinger  Universitäts- 
Bibliothek  befinden,  die  voh  den  Bearbeitern 
werden  benutzt  werden  können,  jedoch  so  daes 
wenigstens  bei  der  Wolfenbötteler  Hands^rift 
auch  auf  das  Original  selbst  zurückzugehen  ist. 

In  allen  Theilen  ist  besonders  auf  die  von 
Korner  l)enutz‘ten  Quellen  Rücksicht  zu  nehmen, 
ein  genauer  Nachweis  derselben  und  der  von 
dem  Verfasser  vorgenommenen  Veränderungen 
sowohl  in  der  Bezei^nung  derselben  wie  in  den 
Auszügen  selbst  zu  geben.  Den  Abschnitten  von 
sdbständigem  Werth  sind  die  nöthigen  erläutern¬ 
den  bemerkungen  und  iein  Hinweis  aüf  andere 
Darstellungen,  namentlich  in  den  verschiedenen 
Lübecker  Chroniken,  beizufügen. 

Eine  Einleitung  hat  sich  näher  über  die  Per¬ 
son  des  Korner,  seine  Leistungen  als  Historiker, 
seine  eigenthümliche  Art  der  Benutzung  und  An¬ 
führung  älterer  Quellen,  den  Werth  der  ihm 
selbständig  angehörigen  Nachrichten ,  sodann 
über  die  verschiedenen  Bearbeitungen  der  Chro¬ 
nik,  die  Handschriften  und  die  bei  der  Ausgabe 
befolgten  Grundsätze  zu  verbreiten. 

Ein  Glossar  wird  die  ungewöhnlidven ,  dem 
Verfasser  oder  seiner  Zeit  eigenthümlichen  Aus- 


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144 


drücke  zusammenstellen  und  erläutern,  ein  Sach¬ 
register  später  beim  Druck  hinzuzufügen  sein. 

Für  den  zweiten  Preis. 

Wie  viel  auch  in  älterer  und  neuerer  Zeit 
für  die  Geschichte  der  Welfen,  und  namentlich 
des  mächtigsten  und  bedeutendsten  aus  dem 
jüngeren  Hause,  Heinrich  des  Löwen,  gethan  ist, 
doch  fehlt  es  an  einer  vollständigen,  kritischen, 
das  Einzelne  genau  feststellenden  und  zugleich 
die  allgemeine  Bedeutung  ihrer  Wirksamkeit  für 
DeutscUand  überhaupt  und  die  Gebiete,  auf 
welche  sich  ihre  Herrschaft  zunächst  bezog,  ins¬ 
besondere  in  Zusammenhang  darlegenden  Bear¬ 
beitung. 

Indem  der  Verwaltungsrath 
eine  GescMelite  des  Jflngern  Hauses  der 
Welfen  yon  1055—1335  (Von  dem  ersten 
Auftreten  Welf  IV.  in  Deutschland  bis 
zur  Errichtung  des  Herzogthums  Braun¬ 
schweig  -  Lfinehurg) 

ausscbreibt,  verlangt  er  sowohl  eine  ausführliche 
aus  den  Quellen  geschöpfte  Lebensgeschichte  der 
einzelnen  Mitglieder  der  Familie,  namentlich  der 
Herzoge,  als  auch  eine  genaue  Darstellung  der 
Verfassung  und  der  sonstigen  Zustände  in  den 
Herzogthümem  Baiern  und  Sachsen  unter  den¬ 
selben,  eine  möglichst  vollständige  Angabe  der 
Besitzungen  des  Hauses  im  südlichen  wie  im 
nördlichen  Deutschland  und  der  Zeit  ,  und  Weise 
ihrer  Erwerbung,  eine  Entwickelung  aller  Ver¬ 
hältnisse,  welche  zur  Vereinigung  des  zuletzt 
zum  Herzogthum  erhobenen  Welfischen  Territo¬ 
riums  in  Niedersachsen  geführt  haben.  Beizu¬ 
geben  sind  Regesten  der  erhaltenen  Urkunden, 
jedenfalls  aller  durch  den  Druck  bekannt  ge- 


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145 


machten,  so  viel  es  möglich  auch  solcher  die 
noch  nicht  veröffentlicht  worden  sind. 


In  Beziehung  auf  die  Bewerbung  um  diese 
Preise,  die  Ertheilung  des  dritten  Preises  und 
die  Rechte  der  Preisgewinnenden  ist  zugleich 
Folgendes  aus  den  Ordnungen  der  Stiftung  hier 
zu  wiederholen. 

1.  lieber  die  zwei  ersten  Preise.  Die 
Arbeiten  können  in  deutscher  oder  lateinischer 
Sprache  abgefasst  sein. 

Jeder  dieser  Preise  beträgt  1000  Thaler  in 
Gold,  und  muss  jedesmal  ganz,  oder  kann  gar 
nicht  zuerkannt  werden. 

3.  lieber  den  dritten  Preis.  Für  den 
dritten  Preis  wird  keine  bestimmte  Aufgabe 
ausgeschrieben ,  sondern  die  Wahl  des  Stoffs 
bleibt  den  Bewerbern  nach  Massgabe  der  fol¬ 
genden  Bestimmungen  überlassen. 

Vorzugsweise  verlangt  der  Stifter  für  densel¬ 
ben  ein  deutsch  geschriebenes  Geschichtsbuch, 
für  welches  sorgfältige  und  geprüfte  Zusammen¬ 
stellung  der  Thatsachen  zur  ersten,  und  Kunst 
der  Darstellung  zur  zweiten  Hauptbedingung  ge¬ 
macht  wird.  Es  ist  aber  damit  nicht  bloss  eine 
gut  geschriebene  historische  Abhandlung,  sondern 
ein  umfassendes  historisches  Werk  gemeint.  Spe¬ 
ciallandesgeschichten  sind  nicht  ausgeschlossen, 
doch  werden  vorzugsweise  nur  diejenigen  der 
grossem  (15)  deutschen  Staaten  berücksichtigt. 

Zur  Erlangung  dieses  Preises  sind  die  zu  die¬ 
sem  Zwecke  handschriftlich  eingeschickten  Arbei¬ 
ten,  und  die  von  dem  Einsendungstage  des  vori¬ 
gen  Verwaltungszeitraums  bis  zu  demselben  Tage 
des  laufenden  Zeitraums  (dem  14.  März  des  zehn¬ 
ten  Jahres)  gedruckt  erschienenen  Werke  dieser 


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146 


Art  gleichmässig  berechtigt.  Dabei  findet  indefir 
sen  der  Unterschied  statt,  dass  die  ersteren^  so¬ 
fern  sie  in  das  Eigenthum  der  Stiftung  übergehen, 
den  vollen  Preis  von  1000  Thalem  in  Golde, 
die  bereits  gedruckten  aber,  welche  Eigenthum 
des  Verfassers  bleiben,  oder  über  welche  als  öeiö 
Eigenthum  er  bereits  verfügt  hat,  die  Hälfte  des 
Preises  mit  500  Thalern  Gold  empfangen. 

Wenn  keine  preiswürdigen  Schriften  der  Ge¬ 
zeichneten  Art  vorhanden  ßind,  so  darf  der  dritte 
Preis  angewendet  werden,  um  die  Verfasser  sol¬ 
cher  Schriften  zu  belohnen,  welche  durch  Ent¬ 
deckung  und  zweckmässige  Bearbeitung  Unbe¬ 
kannter  oder  unbenutzte^  historischer  Quellen, 
Denkmäler  und  ürkundensatamlungen  sich  um 
die  deutsche  Geschichte  verdient  gemäeht  h^en. 
Solchen  Schrifteb  darf  aber  Jiur  die  Hälfte  des 
Preises  zuerkannt  werden. 

Es  steht  Jedem  frei,  für  diesen  zweiten  Fall 
Werke  der  bezeichneten  Art  audi  handschrifüich 
einzusenden.  Mit'  denselben  sind  aber  ebenfalls 
alle  gleichartigen  Werke,  welche  vor  dem  Einsen¬ 
dungstage  des  laufenden  Zeitraums  gedruckt  er¬ 
schienen  sind,  für  diesen  Preis  gleich  berechtigt. 
Wird  ein  handschriftKches  Werk  gekrönt,  so  er¬ 
hält  dasselbe  einen  Preis  von  500  Thalern  in 
Gold;  gedruckt  erschienenen  Schriften  können 
nach  dem  Grade  ihrer  Bedeutung  Preise  von 
2^50  Thlr.  oder  500  Thlr.  GoM  zuerkannt  werden. 

Aus  dem  Vorstehenden  ergiebt  sich  von  selbst, 
dass  der  dritte  Preis  auch  Mehreren  zuglei<h  zu 
Theil  werden  kann. 

8.  Rechte  der  Erben  der  gekrÖnteii 
Schriftsteller,  Sämmtiiehe  Preise  fallen^  wenn 
die  Verfasser  der  Preisschriften  bereits  gestorben 
sein  sollten ,  deren  Erben  zu.  Der  dritte  Preis 
kann  auch  gedruckten  Sohrifteu  zuerkannt  wer- 


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147 


den,  deren  Verfasser  schon  gestorben  sind,  und 
fällt  alsdann  den  Erben  derselben  zu. 

4.  Vorm  der  Preisschriften  und  ihrer 
Einsendung.  Bei  den  handschriftlichen  W  erken, 
welche  sich  um  die  beiden  ersten  Preise 
bewerben,  müssen  all0  äusseren  Zeichen  vermieden 
werden,  an  welchen  die  Verfasser  erkannt  werden 
können.  Wird  ein  Verfasser  durch  eigene  Schuld 
erkannt,  so  ist  seine  Schrift  zur  Preisbewerbung 
nicht  mehr  zulässig.  Daher  wird  ein  Jeder,  der 
nicht  gewiss  sein  kann ,  dass  seine  Handschrift 
den  Preisrichtern  unbekannt  ist,  wohl  thun,  sein 
Werk  von  fremder  Hand  abschreiben  zu  lassen. 
Jede  Schrift  ist  mit  einem  Sinnspruche  zu  ver¬ 
sehen,  und  es  ist  derselben  ein  versiegelter  Zettel 
beizulegen,  auf  dessen  Außseriseite  derselbe  Sinn¬ 
spruch  sich  findet,  während  inwendig  Name, 
Stand  und  Wohnort  des  Verfassers  angegeben 
sind. 

Die  handschriftlichen  Werke,  welche  sich  um 
den  dritten  Preis  bewerben,  können  mit  dem 
Namen  des  Verfassers  versehen,  oder  ohne  den¬ 
selben  eingesandt  werden. 

Alle  diese  Schriften  müssen  im  Laufe  des 
neunten  Jahres  vor  dem  14.  März,  mit  welchem 
das  zehnte  beginnt  (also  diesmal  bis  zum  14. 
März  1875),  dem  Director  zugesendet  sein,  wel¬ 
cher  auf  Verlangen  an  die  Vermittler  der  üeber- 
sendung  Empfangsbescheinigungen  auszustellen 
hat. 

5.  Ueber  Zuils^gkelt  zur  Preisbewer- 
bung.  Die  Mitglieder  der  Königlichen  Societät, 
welche  nicht  zum  Preisgerichte  gehören,  dürfen 
sich,  wie  jeder  Andere,  um  alle  Preise  bewerben. 
Dagegen  leisten  die  Mitglieder  des  Preisgerichts 
aut  jede  Preisbewerbung  Verzicht. 

6.  Verkftndlgiuig  der  Preise.  An  dem  14. 


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148 


März ,  mit  welchem  der  neue  Verwaltungszeit¬ 
raum  beginnt ,  werden  in  einer  Sitzung  der  So- 
cietät  die  Berichte  über  die  Preisarbeiten  vor¬ 
getragen  ,  die  Zettel ,  welche  zu  den  gekrönten 
Schriften  gehören,  eröffnet ,  und  die  Namen  der 
Sieger  verkündet ,  die  übrigen  Zettel  aber  ver¬ 
brannt.  Jene  Berichte  werden  in  den  Nachrich¬ 
ten  über  die  Königliche  Societät,  dem  Beiblatte 
der  Götting^nschen  gelehrten  Anzeigen,  abge¬ 
druckt.  Die  Verfasser  der  gekrönten  Schriften 
oder  deren  Erben  werden  noch  besonders  durch 
den  Director  von  den  ihnen  zugefallenen  Preisen 
benachrichtigt,  und  können  dieselben  bei  dem 
letztem  gegen  Quittung  sogleich  in  Empfang 
nehmen. 

7.  Znrflckfordemng  der  nicht  gekrSnten 
Schriften,  Die  Verfasser  der  nicht  gekrönten 
Schriften  können  dieselben  unter  Angabe  ihres 
Sinnspruches  und  Einsendung  des  etwa  erhalte¬ 
nen  Empfangsscheines  innerhalb  eines  halben 
Jahres  zurückfordern  oder  zurückfordern  lassen. 
Sofern  sich  innerhalb  dieses  halben  Ju-hres  kein 
Anstand  ergiebt,  werden  dieselben  am  14.  Octo- 
ber  von  dem  Director  den  zur  Empfangnahme 
bezeichneten  Personen  portofrei  zugesendet.  Nach 
Ablauf  dieser  Frist  ist  das  Recht  zur  Zurück¬ 
forderung  erloschen. 

8.  Druck  der  Prcisschriftca.  Die  hand¬ 
schriftlichen  Werke,  welche  den  Preis  erhalten 
haben,  gehen  in  das  Eigenthum  der  Stiftung  für 
diejenige  Zeit  über,  in  welcher  dasselbe  den  Ver¬ 
fassern  und  deren  Erben  gesetzlich  zustehen 
würde.  Der  Verwaltungsrath  wird  dieselben  einem 
Verleger  gegen  einen  Ehrensold  überlassen,  oder 
wenn  sich  ein  solcher  nicht  findet ,  auf  Kosten 
der  Stiftung  drucken  lassen,  und  in  diesem  letz¬ 
teren  Falle  den  Vertrieb  einer  zuverlässigen  und 


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149 


thätigen  Buchhandlung  übertragen.  Die  Aufsicht 
über  Verlag  und  Verkauf  führt  der  Director. 

Der  Ertrag  der  ersten  Auflage,  welche  aus¬ 
schliesslich  der  Freiexemplare  höchstens  1000 
Exemplare  stark  sein  darf,  fallt  dem  verfügbaren 
Capitale  zu,  da  der  Verfasser  den  erhaltenen 
Preis  als  sein  Honorar  zu  betrachten  hat.  Wenn 
indessen  jener  Ertrag  ungewöhnlich  gross  ist, 
d.  h.  wenn  derselbe  die  Druckkosten  um  das 
Doppelte  übersteigt,  so  wird  die  Königliche  So- 
cietät  auf  den  Vortrag  des  Verwaltungsrathes 
erwägen,  ob  dem  Verfasser  nicht  eine  ausseror¬ 
dentliche  Vergeltung  zuzubilligen  sei. 

Findet  die  Königliche  Societät  fernere  Aufla¬ 
gen  erforderlich,  so  wird  sie  den  Verfasser,  oder 
falls  derselbe  nicht  mehr  leben  sollte,  einen  an¬ 
dern  dazu  geeigneten  Gelehrten  zur  Bearbeitung 
derselben  veranlassen.  Der  reine  Ertrag  der 
neuen  Auflagen  soll  alsdann  zu  ausserordentli¬ 
chen  Bewilligungen  für  den  Verfasser,  oder  falls 
derselbe  verstorben  ist,  für  dessen  Erben,  und 
den  neuen  Bearbeiter  nach  einem  von  der  Kö¬ 
niglichen  Societät  festzustellenden  Verhältnisse 
bestimmt  werden. 

9.  Bemerkung  auf  dem  Titel  derselben. 
Jede  von  der  Stiftung  gekrönte  und  herausgege¬ 
bene  Schrift  wird  auf  dem  Titel  die  Bemerkung 
haben : 

von  der  Königlichen  Societät  der  Wissen¬ 
schaften  in  Göttingen  mit  einem  Wedekind- 

chen  Preise  gekrönt  und  herausgegeben. 

10.  Freiexemplare.  Von  den  Preisschrif¬ 
ten,  welche  die  Stiftung  herausgiebt,  erhalten 
die  Verfasser  je  zehn  Freiexemplare. 

Göttingen,  den  14.  März  1868. 


12 


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150 


Verzeichniss  der  bei  der  Königl.  Gesell¬ 
schaft  der  Wissenschaften  eingegangenen 
Druckschriften. 

Februar  1868. 

ProcecdingB  of  the  Royal  Society  of  Edinburg.  Session 
1866-67.  -  8. 

Transactions  of  the  Royal  Society  of  Edinburgh.  Vol; 
XXI Y.  Port  III.  For  the  Session  1866—67. - 4. 

Berichte,  über  die  Yerhandlungen  der  Königl-  Sächsischen 
Gesellschaft  der  Wissenschaften  zu  Leipzig.  Mathema¬ 
tisch-physische  Classe.  1866.  lY.  Y.  —  1867.  I.  II. 
Leipzig  1867.  8. 

P.  H.  Hansen,  Tafeln  der  Egeria,  mit  Zugrundlegüng 
der  in  den  Abhandl.  der  K.  Sachs.  Gesellschaft  der 
Wissenschaften  veröffentlichten  Störungen  dieses  Pla¬ 
neten.  Ebd.  1867.  8. 

—  von  der  Methode  der  kleinsten  Quadrate  im  Allge¬ 
meinen  und  ihrer  Anwendung  auf  die  Geodäsie.  Ebd. 
1867.  8. 

ForhandUuger  i  Yidenskabs-Selskabet  i  Ghristiania.  Aaar 
1865.  66.  Christiania  1866.  67.  6. 

Nyt  Magazin  for  Naturvidcnskabexme.  Udgives  af  den 
physiographisque  Forening  i  Christiania  ved  M.  Sars 
og  Ph.  Kjerulf.  Femtende  Rinds,  forste  u.  andct 
HeftJo.  Ebd.  1866.  67.  8. 

Norsko  Rigsregistranter.  4  Rinds,  1  Hefte  1608— 1609; 

..udgivet  ved  Otto  Gr.  Lundh.  Ebd.  1867.  8i 

Morkinskinna,  Pergamentsboch  fra  forste  Halvdel  af  det 
trettende  Aarlumdrede  udgiven  af  C.  R.  ünger.  Ebd. 
1867.  8. 

Beretuiug  bm  Redsfaengstets  Yirksomhed  i  Aaret  1866. 
Ebd.  1867.  8. 

Hot  KoiJgelige  Norske  Frederiks  Universitets  Aarsberet- 
ning  for  Aaret  1866,  roed  Rilage.  Ebd.  1867.  8. 

Fortegnelsc  over  de  Forelacsninger  der  skulle  holdes  red 
det  Kongelige  Fröieriks  üniversitet  i  dets  hundrede 
og  uiende  Halvoar  fra  Regyndelsen  of  August  Maaned 
1867.  Ebd.  1867.  8. 

—  i  dets  hundrede  og.  ottende  Halvoar  fra  Midten  af 
Januar  Marned  1867.  Ebd.  1867.  4. 


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151 


Etudes  sur  les  affinitös  cbimiques  par  C.  M.  Guldberg  et 
P.  Waage.  Ebd.  1867.  4. 

Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit,  Organ  des 
Germaniseben  Museums,  Neue  Folge.  Vierzehnter 
Jahrgang  1867.  Nr.  1-12.  Nürnberg  1867.  4.  Mit 
Beilage. 

Jahresbericht  des  Germanischen  Museums.  XIIL  Bericht. 
Ebd.  1867. 

XV,  XVI  und  XVII.  Jahresbericht  der  Naturhistorischen 
Gesellschafk  zu  Hannover,  von  Michaelis  1864  bis  da¬ 
hin  1867.  Hannover  1866.  67.  4. 

Das  Staatsbudget  und  das  Bedürfhiss  für  Kunst  nnd 
Wissenschaft  im  Königreich  Hannover.  Ebd.  1866.  4. 

L.  Mejer,  die  Veränderungen  in  dem  Bestände  der 
Hannoverschen  Flora  seit  1780.  Ebd.  1867.  8. 

V.  Hinüber,  Verzeichniss  der  im  SoUinge  und  Umge¬ 
gend  wachsenden  Gefasspflanzen.  Iifit  Nachtrag.  8. 

Correspondenz-Blatt  des  zoologisch-mineralischen  Vereins 
in  Eegensburg.  1867.  8. 

Verzeichniss  der  Sammlungen  des  zoologisch*'mineralogi- 
schen  Vereins  in  Regensburg.  Elbd.  1867.  8. 

Nuova  Antofogia  di  scienze,  lottere  ed  erti.  Anno  terzo. 
Vol.  settimd.  Fascicolo  I.  H.  Firenze  1868.  8. 

Monatsbericht  der  K.  Pr.  Akademie  der  Wissenschaften 
zu  Berlin.  Nov.  1867.  Berlin  1867.  8. 

F.  A.  Schneider,  fernere  Nachrichten  über  die  Fort¬ 
schritte  der  Astrometeorologie.  (Dritte  Fortsetzung). 
Ebd.  1868.  8. 

E.  Lev  in  stein,  Bericht  über  die  Kranken -Anstalt: 
Maison  de  Sante  zu  Neu-Schöneberg  bei  Berlin.  Ebd. 
1867.  8. 

Aunales  de  l’Observatoire  Royal  de  Bruxelles.  (Bogen  1.) 

II.  Brunn,  über  die  sogenannte  Leukothea  in  der  Glyp¬ 
tothek  Sr.  Majestät  König  Ludwigs  I.  München  1 867.  4. 

Almanach  der  Kön.  Bayer.  Akademie  der  Wissenschaften 
für  das  Jahr  1867.  Ebd.  1867.  8. 

Annalen  der  Kön.  Sternwarte  bei  München.  Bd.  XV. 
XVI.  Ebd.  1867.  8. 

Sitzungsberichte  der  K.  Bayer.  Akademie  der  Wissen¬ 
schaften  zu  München.  1867,  II.  Hft.  II.  III.  Ebd. 
1867.  8. 

U.  Gosche,  wissensobafblicber  Jahresbericht  über  die 
morgenländischen  Studien  1859 — 1861.  Leipz.  1868.  8. 

Zeitschrift  der  deutschen  morgenländischen  Gesellschaft. 
Bd.  XXL  Ilft.  IV.  Ebd.  1867.  8. 


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152 


Archives  Neerlanduises  des  Sciences  exactes  et  naturelles , 
redigfees  par  C.  H.  v.  Baumhauer.  T.  11.  Livr.  3.  4. 
5.  La  Hage  1867.  8. 

Det  Kongelige  Danske  Videnskabemes  Selskabs  Schrifler. 
Femte  Baekke. 

N a turvidenskabelig  og  Matbematisk  Afdeling .  Sjette  Bind . 
Ejoebenbavn  1867.  4. 

H.  L.  D’Arrest,  Siderum  Nebulosorum  Observationes 
Hamicenses.  Hamiae  1867.  4. 

Oversigt  over  det  Kongelige  Danske  Videnskabemes 
Selskabs  Forbandlinger  og  dets  Medlemmers  Arbeider 
i  Aaret  1866  u.  1867.  Nr.  4.  5.  Kjoebenbavn  1867.  8. 
Memoires  de  la  Societe  des  Sciences  pbysiques  et  natu- 
*  Teiles  de  Bordeaux.  T.  V.  2e  cabier.  Paris  et  Bor¬ 
deaux.  8. 

Verhandlungen  der  k.  k.  geologischen  Reichsanstalt. 

Jabrg.  1867.  Nr.  1—18.  Wien.  8. 

Jahrbuch  der  k.  k.  geologischen  Reichsanstalt.  Bd.  XVII. 

1867.  Nr.  4.  Oct.-Dec.  Ebd.  8. 

M.  Hör  ne  8,  die  fossilen  Mollusken  des  Tertiaer-Beckens 
von  Wien.  Bd.  IL  Nr.  7.  8.  Herausg.  v.  der  k.  k. 
geologischen  Reichsanstalt.  Ebd.  1867.  4. 
Verhandlungen  des  naturforschenden  Vereins  in  Brünn. 

Bd.  V.  1866.  Brunn  1867.  8. 

Abhandlungen  der  Eönigl.  Akademie  der  Wissenschailen 
zu  Berlin.  Aus  dem  Jahr  1866.  Berlin  1867.  4. 


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IVachriehten 

von  der  Königl.  Gesellschaft  der  Wissen¬ 
schaften  und  der  G.  A.  Universität  zu 
Göttingen. 


Mai  6.  M  <7. 


1868. 


Königliche  (lesellschaft  der  Wissenschaften. 

Sitzung  am  2.  Mai. 

Waitz,  des  Jordanus  von  Osnabrück  Bach  vom  deut¬ 
schen  Reich. 

Eeferstein,  Untersuchungen  des  Prof.  Eowalevsky 
über  die  Entwickelung  der  Coelenteraten. 

Eohlrausch,  Bericht  über  die  Resultate  der  magneti¬ 
schen  Beobachtungen  im  Observatorium  zu  Göttingen 
•  vom  J.  1867. 

Bödeker,  über  Dichlorphenol  und  Derivate. 

Enneper,  über  ein  geometrisches  Theorem.  —  Bemer¬ 
kungen  über  den  Durchschnitt  zweier  Flachen. 

Wo  hier,  über  das  Verhalten  einiger  Metalle  im  elektri¬ 
schen  Strom. 


Jordanus  von  Osnabrück. 

Von 

0.  Waitz. 

Die  Abhandlung  über  den  fast  ganz  in  Ver¬ 
gessenheit  geratbenen  Tractatus  des  Jordanus  von 
Osnabrück  de  praerogativa  Bomani  imperii  beschäf¬ 
tigt  sich  zuerst  mit  dem  Verfasser,  dem  Inhalt 
und  Charakter,  den  Quellen  der  Schrift,  geht 
etwas  näher  auf  manche  der  Sagengeschichte  an- 

13 


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154 


gehörige  Theile  derselben  ein,  zeigt  wie  der  Text 
in  sechs  verschiedenen  Recensionen  erhalten  ist, 
beschreibt  die  c.  20  Handschriften,  welche  näher 
untersucht  wurden,  und  giebt  eine  neue  Ausgabe 
mit  Hervorhebung  aller  Abweichungen,  welche 
die  verschiedenen  Recensionen  bieten.  Der  Druck 
wird  in  Bd.  XIV  der  Abhandlungen  erfolgen. 


Untersuchungen  über  die  Entwicklung 
der  Goelenteraten. 

Vorläufige  Mittheilung  von  Prof.  A.  Kowalevsky. 

(Vorgelegt  von  Keferstein). 

Messina  im  April  1868, 
1.  Entwickelung  der  Pelagia  nocti- 
luca.  Nach  der  Furchung  des  Eies  bildet  sich 
eine  geräumige  Furchungshöhle,  von  einer  Reihe 
von  Zellen  umgeben.  An  einem  Rande,  der  somit 
entstandenen  Blase,  bildet  sich  eine  Einstülpung,  • 
deren  innerer  Rand  bis  zum  Centrum  der  gan¬ 
zen  Blase  reicht.  Die  weitere  Entwickelung  be¬ 
steht  im  Wachsthum  der  blasenförmigen  Larve, 
wobei  sie  sich  mit  Flimmercilien  bedeckt,  zu 
schwimmen  anfängt  und  die  Dotterhaut  verlässt. 
—  Jetzt  nimmt  auch  die  Larve  eine  länglich 
ovale  Form  an  und  wird  dreimal  so  gross  als 
zur  Zeit  des  Einstülpens ;  der  eingestülpte  Theil 
wächst  bedeutend  langsamer  und  bleibt  deshalb 
am  unteren  Ende  der  Larve  in  Form  eines  klei¬ 
nen,  blinden  Säckchens.  Weiter  beginnt  die 
Larve  sich  abzuflachen  und  wird  aus  der  läng¬ 
lich  ovalen  Form  zur  flachen  Scheibe ;  es  bilden 
sich  an  ihrem  unteren  Rande  anfangs  vier,  spä¬ 
ter  acht  Lappen,  ganz  in  derselben  Weise,  wie 
es  Kroh  h*)  beschreibt  Der  eingestülpte  Sack, 

♦)  MüUer’s  Archiv  1856.- 


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155 


welcher  zum  Magen  wird,  giebt  Ausstülpungen 
in  die  wachsenden  Lappen  und  somit  entsteht 
die  ganze  Verdauungshöhle  mit  ihren  Canälen 
als  Einstülpung  der  primitiven,  einzelligen  Bla- 
stoderm.  —  Diese  Bildung  der  Verdauungshöhle 
berechtigt  uns  dieselbe  mit  dem  Darme  anderer 
Thiere  zu  vergleichen  und  den  Raum,  zwischen 
den  Darmwandungen  und  den  äusseren  Bede¬ 
ckungen  der  Pelagia,  welcher  sich  aus  der  Fur¬ 
chungshöhle  gebildet  hat,  als  Leibeshöhle  dieser 
Meduse  anzusehen. 

2.  Entwickelung  der  Campanularia 
aus  Eucope.  Nach  der  Furchung  des  Eies 
entsteht  eine  grosse  Furchungshöhle,  begrenzt 
wie  bei  der  Pelagia  von  einer  Reihe  von  Zellen; 
von  diesen  Zellen,  theilen  sich  an  ihrem  inneren 
Rande  neue  Zellen  ab,  das  ganze  Ei  nimmt  eine 
ovale  Form  an,  bedeckt  sich  mit  Flimmercilien 
und  verlässt  die  Dotterhaut.  Die  abgelösten 
Zellen  sammeln  sich  am  hinteren  Ende  der  Fur¬ 
chungshöhle  und  füllen  von  da,  immer  weiter 
wachsend  die  ganze  Höhle  aus.  Die  Larve  be¬ 
steht  nunmehr  aus  einer  äusseren  epitelialen 
Schicht  und  einer  Masse  von  Zellen,  welche  die 
innere  Höhle  ausfüllen.  —  Nach  einem  Tage 
bildet  sich  in  der  Mittelliniae  der  centralen  Masse 
eine  Höhle,  durch  Auseinandertreten  der  Zellen; 
die  Larve  befestigt  sich  dann  und  wird  zur  Cam¬ 
panularia,  wie  es  schon  Ge  gen  bau r  gesehen 
hat.  Die  durch  Spaltung  entstehende  Höhle  wird 
zur  Verdauungshöhle  des  Hydroids.  Sie  bildet 
sich  genau  an  derselben  Stelle,  wo  früher  die 
Furchungshöhle  lag,  aber  nicht  unmittelbar  aus 
derselben,  so  dass  es  sdir  schwer  wird  sie  mor¬ 
phologisch  zu  deuten. 

3.  Entwickelung  der  Agalma  rubrum  Vogt. 
Nach  der  vollständigen  Furchung,  welche  schon 

13* 


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156 


Gegenbaur  beobachtet  hat,  bildet  sich  eine 
mit  Flimmercilien  bedeckte  Larve,  deren  Wandun¬ 
gen  aus  einer  Reihe  von  Zellen  bestehen  während 
der  ganze  innere  Raum  mit  Nahrungsdotter  er¬ 
füllt  ist.  —  Die  erste  Veränderung,  welche  man 
an  der  Larve  beobachtet,  ist  die  Verdickung  des 
oberen  Endes  und  das  Auftreten  von  rothem  Pig¬ 
ment  in  demselben;  weiter  flacht  sich  das  untere 
Ende  etwas  ab  es  und  beginnt  die  Bildung  des 
zweiten  Blattes,  welches  durch  Spaltung  aus  dem 
äusseren  Blatte  entsteht.  Zu  gleicher  Zeit  be¬ 
obachtet  man  am  unteren,  abgeflachten  Pole  der 
Larve  eine  aus  beiden  Blättern  bestehende  Ein¬ 
stülpung,  welche  die  Höhle  des  Magens  oder  des 
sogenannten  ernährenden  Polyps  bildet.'  —  Nach 
der  Bildung  dieser  Einstülpung  zieht  sich  die 
Larve  bedeutend  in  die  Länge,  wobei  man  die 
Bildung  der  Luftblase  und  der  Fangfäden  beob¬ 
achtet.  Das  Lumen  oder  die  Höhle  der  Luft¬ 
blase  ist  eine  abgeschnürte  Partie  derjenigen 
Höhle  in  welcher  sich  der  Nahrungsdotter  befin¬ 
det.  Die  erste  Bildung  dieser  Abschnürung  be¬ 
ginnt  als  eine  Verdickung  des  unteren  Blattes 
in  der  Gegend  des  vorderen  Larvenpoles.  In 
einer  gewissen  Entfernung  vom  oberen  Pole, 
geht  die  Verdickung  des  unteren  Blattes  so  schnell 
vor  sich,  dass  sich  ein  Theil  der  allgemeinen 
Höhle,  welcher  von  oben  vom  verdickten  unterem 
Blatte  umgeben  war  abschnürt.  Die  Dotterkör¬ 
ner,  welche  noch  in  dieser  abgeschnürten  Höhle 
bleiben,  lösen  sich  bald  vollständig  auf.  —  Der 
Fangfaden  bildet  sich  anfangs  als  ein  kleiner 
Höcker ,  ungefähr  in  der  Mitte  der  Larve  und 
besteht  aus  einer  Ausstülpung  der  beiden  Blät¬ 
ter.  Bald  treibt  der  Höcker  fingerartige  Aus¬ 
wüchse,  welche  alle  zu  selbständigen  Fangfäden 
sich  entwickeln.  Mit  der  Entwickelung  der  Fang- 


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157 


fäden  und  Luftblase  hält  gleichen  Schritt  auch 
die  Bildung  der  allgemeinen  Höhle.  Der  Nah¬ 
rungsdotter  zerfällt  in  immer  kleinere  und  klei¬ 
nere  Ballen,  welche  von  den  sich  auf  den  Zellen 
des  unteren  Blattes  bildenden  Cilien  umhergejagt 
werden  bis  zur  Auflösung.  —  In  diesem  Stadium 
starben  meine  Larven  ab,  weshalb  ich  auch  die 
weiteren  Veränderungen  nicht  verfolgen  konnte. 

4.  Entwickelung  der  Actinia  (sp.?) 
Die  jüngste  von  mir  beobachtete  Larve  stellte 
eine  länglich  ovale  Blase  dar,  deren  Wandungen 
aus  einer  Reihe  von  Zellen  bestanden.  Der  ganze 
Körper  war  von  Flimmern  bedeckt.  Im  unmit¬ 
telbar  folgenden  Stadium  beobachtet  man  eine 
laterale  Einstülpung  einer  ganzen  Hälfte  der 
Blase,  so  dass  man  die  Form  eines  Kahnes  er¬ 
hielt.  Die  weiteren  Veränderungen  bestanden  in 
Zusammentreten  der  Ränder  der  eingestülpten 
Höhle  bis  zu  einer  kleinen  Oeffnung.  Die  Larve 
in  dieser  Form  entspricht  ganz  der  Larve  vieler 
anderer,  von  mir  beschriebenen  Thiere  (z.  B. 
Amphioxus,  Phoronis,  Sagitta  u.  s.  w.),  so  dass 
über  die  Deutung  der  Höhlen  kein  Zweifel  blei¬ 
ben  kann.  Den  eingestülpten  Theil  muss  man 
mit  dem  Darme  anderer  Thiere  paralleüsiren 
und  die  Spalte  zwischen  den  beiden  Blättern  mit 
der  Leibeshöhle.  —  Weiter  bilden  sich  zwei 
Scheidewände,  welche  die  Nahrungshöhle  in  zwei 
Kammern  scheiden ;  sie  entstehen  als  Falten  der 
Darmwandungen.  Auf  diesen  zwei  ersten  Schei¬ 
dewänden  bilden  sich  die  ersten  Mesenterialfäden, 
als  Umbiegungen  des  vorderen  Faltenrandes.  Die 
beiden  Kammern,  werden  weiter  jede  durch  drei 
Scheidewände  in  vier  Kammern  abgetheilt,  so 
so  dass  nunmehr  acht  Kammern  vorhanden  sind. 
Zu  gleicher  Zeit  beginnt  die  Auswachsung  der 
Fühler  und  die  Einbiegung  der  beiden  Butter, 


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158 


welche  den  sogenannten  Magen  der  Actinien  dar¬ 
stellen.  —  Meine  Untersuchungen  stimmen  somit 
fast  ganz  vollständig  mit  den  Angaben  von  Co- 
bold  über  die  Entwickelung  der  Aetinien  über¬ 
ein,  nur  ist  es  mir  gelungen  auch  die  Furchungs- 
höUe  zu  finden  und  somit  die  morphologische 
Bedeutung  wie  der  allgemeinen  Höhle  der  Acti¬ 
nien,  so  auch  des  Spaltes  zwischen  den  beiden 
Blättern  zu  bestimmen.  ~ 

5.  Zur  Ent  Wickelungsgeschichte  der 
Ctenophoren.  Bei  Wiederaufnahme  der  Un¬ 
tersuchungen  über  die  Entwickelung  der  Cteno¬ 
phoren,  hat  es  sich  erwiesen,  dass  in  meinen 
früheren  Studien  über  diesen  Gegenstand,  einige 
bedeutende  Lücken  geblieben  sind.  Nach  meinen 
neuen  Beobachtungen  geht  die  Sache  folgender- 
maassen  vor  sich.  —  Nachdem  das  Blastoderm 
sich  gebildet  hat  d.  h.  nachdem  dasselbe  den 
Nahrungsdotter  vollständig  umwachsen  hat,  stellt 
der  Embryo  die  Form  einer  flachen  Scheibe  dar; 
nun  fangen  die  Ränder  dieser  Scheibe  an  sich  auf¬ 
zuheben  und  damit  parallel  geht  die  Einbiegung 
des  centralen  Theiles.  Die  sich  immer  weiter 
erhebenden  Ränder  treten  endlich  zusammen  und 
es  entsteht  somit  eine  geräumige,  centrale,  von 
Zellen  ausgekleidete  Höhle,  welche  von  Aussen 
vom  Nahrungsdotter  umgeben  ist.  Aus  dieser 
Höhle  bildet  sich  der  Trichter  und  als  seine  Aus¬ 
stülpungen  die  sogenannten  gastrovasculären  Ca¬ 
näle.  Die  Bildung  des  Magens  geht  als  einfache 
Einwachsung  der  Ränder,  welche  den  primitiven 
Spalt  umgeben  vor  sich.  Also  auch  bei  den  Cte¬ 
nophoren  bildet  sich  das  ganze  Verdauungssystem 
als  Einstülpung  des  Blastoderms.  Der  Raum, 
welcher  vom  Nahrungsdotter  eingenommen  ist, 
und  an  dessen  Stelle  später  das  s.  g.  Secretge- 


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159 


webe  sich  bildet,  ist  meiner  Meinung  nach,  mor¬ 
phologisch  als  Leibeshöhle  zu  deuten.  — 


Resultate  aus  den  magnetischen  Beob¬ 
achtungen  im  Observatorium  zu  Göt¬ 
tingen  vom  Jahre  1867. 

Von 

F.  Eohlrausch. 

Nach  Elimination  der  unregelmässigen,  sowie 
der  von  der  Tageszeit  abhängigen  Variationen 
hat  sich  im  Mittel  ergeben: 


Ort. 

Zeit. 

Westliche 

Declination 

1 

Inclination. 

Horizon¬ 
tale  In¬ 
tensität. 

Göttingen 
51«  sr  40" 
®ördl.  Breite 

Juli  9. 

14®5r49'' 

66»47'26" 

1,84222 

9o56'34"  östl. 
V.  Greenwich. 

1867. 

Hieraus  ergiebt  sich,  mit  Zuziehung  früherer 
Beobachtungen  für  die  säcularen  Variationen: 


Ort. 

Zeit. 

Westliche  ! 

Declina-  ;  Inclination. 
tion.  I 

Horizontale  In¬ 
tensität. 

51^3r49" 
nördl.  Br. 
9«  56'  34" 
östL  von 
Greenw. 

1867,521 
+  t 

14®5r49" 
— 530",6.t 
3"209.t* 

66®47'26' 
—  109", O.t 
+0",805  .  t* 

1,84222 
+0, 003422.  t 
+0,0000349.t2 

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160 


Das  magnetische  Observatorium  in  Göttingen 
ist  von  Gauss  im  Jahre  1833,  zur  Bestimmung 
der  Intensität  des  Erdmagnetismus  nach  absolu¬ 
tem  Maasse,  gegründet,  und  es  sind  solche  Mes¬ 
sungen  von  ihm  selbst  und  später  von  Gold¬ 
schmidt  mehrfach  ausgeführt  worden.  Ausser¬ 
dem  sind  in  demselben  Observatorium  und  mit 
denselben  Instrumenten  zwanzig  Jahre  lang  De- 
clinationsbestimmungen  gemacht  und  an  regel¬ 
mässigen  Terminen  die  Declinationsvariationen 
beobachtet  worden.  Die  Inclination  wurde  von 
Gauss  mit  einem  Robinson’schen  Inclinatorium 
an  einem  Platze  Sjusserhalb  des  Observatoriums 
bestimmt ;  zur  Beobachtung  der  Intensitätsvaria¬ 
tionen  diente  ein  Bifilarmagnetometer  in  der 
Sternwarte. 

Nachdem  diejenigen  Zwecke,  welche  Gauss 
bei  der  Gründung  des  Observatoriums  und  wäh¬ 
rend  seiner  Beschäftigung  mit  magnetischen  und 
galvanischen  Untersuchungen  besonders  im  Auge 
hatte ,  erreicht  waren ,  wurde  nach  seinem 
Tode  beschlossen,  das  von  ihm  gegründete  In¬ 
stitut  auch  ferner  zu  erhalten  und  für  die  Wis¬ 
senschaft  nutzbar  zu  machen.  Als  Hauptzweck 
musste  dabei  die  voll  st  ändigeB  es  timmung 
der  Elemente  des  Erdmagnetismus  für 
Göttingen  in  angemessenen  Zwischen¬ 
zeiten  festgehalten  werden,  wobei  es  weniger 
auf  häufige  Wiederholung  dieser  Bestimmungen 
ankam ,  ^s  vielmehr  auf  genaue  Ausführung  in 
solcher  Weise,  dass  das  Resultat  von  den  unre¬ 
gelmässigen,  sowie  den  von  der  Tageszeit  abhän¬ 
gigen  Variationen  als  unabhängig  betrachtet  wer¬ 
den  konnte. 

Um  die  Erreichung  dieses  beschränkteren 
Zweckes  für  längere  Dauer  zu  sichern,  bedurfte 
es  einiger  Ergänzungen  und  festerer  Einricbtun- 


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161 


gen,  durch  welche  die  genaue  Wiederholung  der¬ 
selben  Bestimmungen  nach  längeren  Zwischen¬ 
zeiten  befördert  und  erleichtert  würde.  Hierzu 
ist  erstens  im  Jahre  1861  das  Gebäude  selbst 
erweitert,  zweitens  in  dem  neu  hinzugekom- 
menen  Baume  ein  erdmagnetischer  Inductor  zu 
feinerer  Messung  der  Inclination  (siehe  Abhandl. 
1853.  ßd.  5)  aufgestellt  worden;  drittens  er¬ 
hielt  das  Ma^etometer  zur  Bestimmung  der  ab¬ 
soluten  Declination  einen  die  Beobachtung  er¬ 
leichternden  Collimator,  und  einen  eigenen  fei¬ 
neren  Messapparat  für  die  räumlichen  Abmes¬ 
sungen  bei  Bestimmung  der  absoluten  Intensität. 
Viertens  endlich  wurde  den  beiden Hülfsmag- 
netometern,  weil  sie  sich  nicht  in  einem  und 
demselben  Raume  wie  die  Messungsinstrumente 
befinden  dürfen,  eine  bleibende  Stellung  in  der 
benachbarten  Sternwarte  gegeben.  Zu  den  Va- 
riations-  und  den  correspondirenden  Beobachtun¬ 
gen  behufs  der  Reduction  auf  gleiche  Zeit  ist 
nämlich  daselbst  für  die  Declination  ein  ünifilar- 
magnetometer  im  östlichen  Zimmer  aufgehängt 
worden  und  im  westlichen  Zimmer  ein  Bifilar- 
magnetometer  mit  Hülfsnadel  für  die  Intensitäts¬ 
variationen  des  Erdmagnetismus  und  des  Stab¬ 
magnetismus  (siehe  Abhandl.  1855  Bd.  6). 

Die  neuen  Instrumente  wurden  nach  Herrn 
Hofrath  Weber’s  Vorschriften  von  Herrn  Inspec¬ 
tor  Dr.  Meyerstein  ausgeführt. 

Leider  hat  die  Feuchtigkeit  des  Bodens,  ge¬ 
gen  welche  das  Innere  des  Observatoriums  bis¬ 
her  noch  nicht  genügend  geschützt  ist,  eine  zeit¬ 
weilige  Entfernung  der  darin  neu  aufgestellten 
Instrumente  nöthig  gemacht,  und  ohne  Zweifel 
wird  auf  die  Dauer  die  Erreichung  des  Zwe¬ 
ckes  für  das  ganze  Institut  wesentlich  von  der 
Beseitigung  jenes  baulichen  Uebelstandes  ab- 


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162 


hängen.  Abgesehen  übrigens  von  den  hieraus 
entspringenden  Gefahren  künftiger  Störungen  ist 
durch  die  neulichen  Beobachtungen,  deren  Re¬ 
sultat  oben  mitgetheilt  ist,  der  Beweis  geliefert 
worden,  dass  der  Hauptzweck,  in  Beziehung  auf 
möglichste  Vollständigkeit  und  Feinheit  der  Mes¬ 
sungen  durch  die  neuen  Einrichtungen  als  er¬ 
reicht  betrachtet  werden  kann. 

lieber  eine  noch  beabsichtigte  Erweiterung 
des  jetzt  auf  erdmagnetische  Maassbe- 
stimmungen  beschränkten  Instituts  auf  gal¬ 
vanische  Maass bestimmungen  wird  hof¬ 
fentlich  im  nächsten  Berichte  weitere  Mitthei¬ 
lung  gemacht  werden  können. 


Bezüglich  der  im  Jahre  1867  gemachten  Be¬ 
stimmungen  ist  noch  Folgendes  hinzuzufügen: 

Die  ]^ttelwerthe  sind  erhalten  aus  achttägi¬ 
gen  Beobachtungen  aller  dreier  Elemente,  um 
6V2  Uhr  Morgens,  2V2  Uhr  Mittags  und  10 V2 
Uhr  Abends,  unter  thätiger  Betheiligung  der  Mit¬ 
glieder  des  mathematisch  physikalischen  Semi- 
nares,  HH.  Eggers,  Nippoldt,  Sleumer  und  Voss. 
Für  die  Declination  ergiebt  sich  aus  Goldschmidt’s 
Rechnung  über  deren  mittleren  täglichen  Gang, 
dass  durchschnittlich  das  Mittel  aus  den  Beobach¬ 
tungen  zu  den  angegebenen  drei  Tageszeiten  dem 
Tagesmittel  ziemlich  genau  entspricht.  Für  In- 
clination  und  Intensität  fehlen  bisher  noch  sol¬ 
che  Anhaltspuncte. 

Die  absoluten  Bestimmungen ,  vor  dem  An¬ 
fang  und  nach  dem  Schluss  dieser  Terminbeob¬ 
achtungen  ausgeführt,  zeigten,  auf  denselben  Stand 
der  Variationsinstrumente  reducirt,  eine  sehr 
gute  üebereinstimmung  und  liefern  hiermit,  bei 
der  zwischenliegenden  Frist  von  etwa  14  Tagen 


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163 


ein  wichtiges  Zeugniss  für  die  Genauigkeit  und 
das  exacte  Ineinandergreifen  der  Instrumente 
und  Messungsmethoden. 

Als  Grundmaasse  für  Längen-  und  Zeit-Be¬ 
stimmungen  dienten  ein  dem  physikalischen  In¬ 
stitut  gehöriger  Meterstab  von  Oertling  und  ein 
Chronometer  der  Sternwarte,  dessen  Gang  von 
den  Herren  Börgen  und  Copeland  untersucht 
worden  war.  Für  die  Beobachtungen  der  abso¬ 
luten  Declination  wurde  eine  von  den  Herren 
Professor  Klinkerfues  und  H.  Weber  gemachte 
Bestimmung  des  AzimuPs  der  Albanithurmspitze 
zu  Grunde  gelegt. 

Die  Details  der  Beobachtungen  und  einige 
neben  dem  Hauptzweck  erhaltene  Resultate,  mü¬ 
ssen  einer  ausführlicheren  Mittheilung  Vorbehal¬ 
ten  bleiben. 


Königliche  VniTersitöt« 

Mittheilungen  aus  dem  pathologisch-ähatomischen 
Institut. 

Die  Membrana  fenestrata  der  Retina. 

Von 

W.  Krause. 

Die  Bedeutung  der  Opticus-Ellipsoide,  welche 
in  den  Zapfen  und  Stäbchen  verkommen ,  kann 
nicht  erörtert  werden,  ohne  die  Vorfrage  zu 
beantworten ,  ob  die  Stäbchen  und  Zapfen  in 
anatomischem  Zusammenhang  mit  den  Fasern 
des  N.  opticus  stehen.  Nun  sind  zwar  die  Stäb¬ 
chen  von  Manchen  schon  von  ihrer  Wieder-Ent- 
deckung  an  (bekanntlich  hatte  Leeuwenhoeck  sie 
beim  Frosch  beschrieben)  für  die  Endorgane 
des  N.  opticus  angesehen  worden.  Seit  den 


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164 


neueren  Arbeiten  vollends  zweifelte  Niemand 
mehr  an  der  nervösen  Natur  der  Stäbchen  und 
Zapfen,  obgleich  Fortsetzungen  von  den  kegel¬ 
förmigen  Anschwellungen,  mit  welchen  die  von 
den  Zapfen  ausgehenden  Fasern  aufhören  und 
von  den  kolbenförmigen  Verdickungen,  in  wel¬ 
chen  die  von  den  Stäbchen  kommenden,  unter 
bestimmten  Umständen  varicösen  Fasern  zu  en¬ 
digen  schienen,  durch  die  Zwischenkörnerschichte 
hindurch  nicht  nachgewiesen  worden  waren. 

Es  lässt  sich  jedoch  der  Beweis  führen,  dass 
Stäbchen  und  Zapfen  nicht  die  Endorgane  des 
N.  opticus  sein  können. 

1)  Die  Stäbchen-  und  Zapfenfasern,  letztere 
vermittelst  ihrer  kegelförmigen  Endanschwellun¬ 
gen  hängen  ausschliesslich  zusammen  mit  grossen, 
multipolaren,  platten  Zellen,  welche  zwischen  der 
inneren  und  äusseren  Körnerschicht  eine 
brana  fenestrata  bilden.  Dieselben  Zellen  dienen 
zum  Ansatz ,  resp.  bilden  die  äussere  Endigung 
der  radialen  Stützfasern,  welche  mit  ihren  in¬ 
neren  Enden  an  die  Membrana  limitans  interna 
sich  ansetzen;  die  Zellen  sind  gegen  Essigsäure 
und  Alkalien  resistent  und  unzweifelhaft  binde¬ 
gewebiger  Natur.  Die  Erkenntniss  des  Zusam¬ 
menhanges  der  Zellen  der  Membrana  fenestrata 
nach  innen  und  nach  aussen  hin  bildet  ein  ent¬ 
scheidendes  Moment  für  die  Auffassung  des 
Bau’s  der  Retina  überhaupt. 

Aus  dem  Vorhandensein  dieser  Membran  er¬ 
klärt  sich  sehr  einfach  die  bekannte  Spaltbarkeit 
der  Retina  an  der  betreffenden  Stelle,  wodurch 
sie  in  ein  äusseres  und  ein  inneres  Blatt  zer¬ 
fällt.  Die  Membrana  fenestrata  kommt  bei 
Säugern  (Mensch,  Affe,  Kaninchen),  bei  Vögeln 
(Falko  buteo,  Huhn),  bei  Amphibien  (Frosch) 
vor ;  von  Fischen  ist  sie  seit  langer  Zeit  bekannt  ' 


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165 


und  auch  sonst  sind  schon  Andeutungen  beob¬ 
achtet.  Sie  ist  beim  Menschen  in  der  Macula 
lutea  und  an  den  Ora  serrata  ebenfalls  vorhan¬ 
den;  ihre  Zellen  haben  ca.  0,012,  ihre  Lücken, 
in  welche  besondere  rundliche  Körper  hinein¬ 
ragen,  0,0038  —  0,0057  Mm.  Durchmesser. 

Eine  granulirte  Zwischenkömerschicht  in  dem 
bisher  angenommenen  Sinne  existirt  also  nicht, 
und  es  ist  eine  solche  durch  die  Querschnitte 
platter  anatomosirender  Zellen  und  die  bei 
schwächeren  Vergrösserungen  punktförmig  er¬ 
scheinenden  Ansätze  der  Stäbchenfasern  vorge¬ 
täuscht  worden. 

2)  Durchschneidet  man  beim  Kaninchen  den 
N.  opticus  in  der  Augenhöhle,  so  wird  die  Pu¬ 
pille  erweitert  und  unbeweglich;  die  Circulation 
in  der  Retina  aber  bleibt  ungestört,,  falls  keine 
Nebenverletzungen  angerichtet  wurden.  Tödtet 
man  das  Thier  nach  mehreren  Wochen,  so  fin¬ 
det  man  alle  Theile  des  Auges  unverändert  und 
ebenso  die  meisten  Schichten  der  Retina.  Die 
Aussen-  und  Innenglieder  der  Stäbchen  und 
Zapfen,  die  äusseren  Körner  mit  ihren  charakte¬ 
ristischen  Querstreifen,  die  Radialfasern  u.  s.  w. 
bleiben  sämmtlich  vollständig  normal,  während 
die  Nervenfasern  fettig  entarten.  Letzteres  zeigt 
sich  an  dem  peripherischen  Stumpf  des  N.  op¬ 
ticus,  an  den  Bündeln  doppeltcontourirter  Fa¬ 
sern  desselben  in  der  Retina,  aber  auch  an  den 
einfach  contourirten  Fortsetzungen  der  letzteren, 
welche  zum  grösseren  Theile  die  Nervenfaser¬ 
schicht  in  der  Retina  des  Kaninchens  aus¬ 
machen. 

Es  war  von  vornherein  einleuchtend,  dass 
die  Functionen  der  Opticus  -  Ellipsoide  wie  die 
der  zuerst  genannten  Abschnitte  der  Retina  nur 
durch  das  Experiment  ermittelt,  resp.  die  An- 


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sichten  darüber  dem  Bereich  der  subjectiven 
Meinungen  entzogen  werden  könnten.  Das  Ex¬ 
periment  hat  nun  gelehrt,  dass  die  Stäbchen- 
Schicht  nach  Resection  des  N.  opticus  unverän¬ 
dert  bleibt,  mithin  nicht  als  nervös  anzusehen 
ist.  Zu  den  in  Nr.  1  erörterten  anatomischen 
Thatsache/i  treten  also  auch  physiologische, 
in  bemerkenswerther  Weise  übereinstimmende 
Gründe  hinzu.  Für  die  Erkennung  der  Opticus- 
Ellipsoide  ist  aber  die  Retina  des  Kaninchens 
nicht  geeignet,  und  es  war  daher  gerathen,  sich 
an  die  Vögel  zu  wenden.  In  derselben  Weise 
beim  Huhn  angestellte  Experimente  zeigten  so¬ 
fort,  dass  auch  die  Zapfen-  und  Stäbchen -El- 
lipsoide,  sowie  die  blassen  Axenfaserh  der  In¬ 
nenglieder  nach  Resection  des  N.  opticus  un¬ 
verändert  bleiben,  mithin  nicht  ipehr  für  Ner- 
ven-Endorgane  gehalten  werden  können. 

Gegen  dieses  unerwartete  und  den  über  die 
Stäbchenschicht  allgemein  verbreiteten  Anschau¬ 
ungen  widersprechende  Resultat  könnte  noch 
der  naheliegende  Einwurf  erhoben  werden,,  ob 
nicht  die  Ganglienzellen  der  Retina,  die  doch 
der  fortdauernden  Blutcirculation  sich  erfreuen, 
eine  Ernährungsstörung  in  den  äusseren  Schich¬ 
ten  der  Retina  verhinderten.  Aber  es  ist  leicht 
diesen  Einwand  zu  widerlegen;  denn  die  Gang¬ 
lienzellen  degeneriren  ebenfalls.  Sie  vermögen 
es  nicht,  sich  selbst  gegen  fettige  Entartung  zu 
schützen;  wie  sollten  sie  andere  Schichten  der 
Retina  davor  bewahren  können  ? 

Diese  Veränderung  der  Ganglienzellen  ist  ein 
sehr  wesentlicher  Punkt,  ohne  dessen  Berücksich¬ 
tigung  keine  bindenden  Schlüsse  aus  den  Resec- 
tionen  des  Sehnerven  gezogen  werden  konnten. 

3)  Die  Stäbchenkömer  besitzen  eine  Querstrei¬ 
fung,  welche  durch  ihre,  Zusammensetzung  aus 


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verschieden  stark  lichtbrechenden  Substanzen  zu 
Stande  kommt.  Dieselbe  nur  feinere  Querstrei¬ 
fung  zeigen  die  Zapfenkömer  beim  Falken  und 
Affen.  Die  schwächer- lichtbrechenden  Schich¬ 
ten  stellen  biconcave  Scheiben  dar.  Diese  Zu¬ 
sammensetzung  erinnert  frappant  an  ein  dioptri- 
sches  System ,  speciell  an  ein  achromatisches 
Objectiv.  Analog  erscheinen  in  den  Stäbchen 
resp.  Zapfen  die  früher  erörterten  Ellipsoide 
derselben. 

4)  Bei  Vögeln  und  Amphibien ,  welche  Oel- 
tröpfchen  in  den  Zapfen  besitzen,  wird  an  der 
betreffenden  Stelle  die  ganze  Dicke  des  Zapfens 
von  dem  Oeltröpfchen  ausgefüllt.  Durch  eine 
Fettkugel  kann  nach  allen  unseren  Kenntnissen 
kein  Nervenprocess  geleitet  werden;  wohl  aber 
können  Aetherwellen  dieselbe  passiren. 

5)  Die  aus  physiologischen  Thatsachen  her¬ 
genommenen  Beweisgründe  für  die  Licht -Per- 
ception  vermittelst  der  Stäbchenschicht  sind  we¬ 
sentlich  auf  die  bekannte  Parallaxe  der  Aderfi¬ 
gur  zurückzuführen.  Man  hat  dabei  übersehen, 
dass  dieselbe  Parallaxe  resultiren  muss,  wenn 
die  vollkommen  homogenen  Aussenglieder 
der  Stäbchen  und  Zapfen  katoptrisch  wirken, 
und  die  bisher  noch  unbekannten  Elemente, 
welche  die  Licht  -  Empfindung  vermitteln,  nach 
innen  von  der  Stäbchenschicht  liegen.  Es  ist  die 
Alternative  gegeben:  entweder  sind  die  Stäb¬ 
chen  resp.  Zapfen  selbst  die  Apparate,  welche 
die  Licht  -  Empfindung  vermitteln,  oder  diese 
letzteren  werden  nur  durch  aus  der  Stäbchen¬ 
schicht  refiectirtes  Licht  angeregt.  Da  die 
erste  Alternative  nach  dem  bisher  Erörterten 
nicht  mehr  zulässig  ist,  so  verwandelt  sich  die 
erwähnte  Parallaxe  in  einen  interessanten  Be¬ 
weis  dafür,  dass  nur  von  der  Choroidea  her 


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168 


reflectirtes  Licht  zur  Perception  gelangt,  wodurch 
zugleich,  wie  man  weiss,  eine  Analogie  mit  Ein¬ 
richtungen  in  den  Augen  der  Wirbellosen  her¬ 
gestellt  ist. 

Nach  Allem  also  —  und  die  Gründe  häufen 
sich  von  den  verschiedensten  Seiten  —  stellen 
Stäbchen  und  Zapfen,  Stäbchen  -  und  Zapfen-El- 
lipsoide,  Stäbchen  -  und  Zapfenkörner  mit  dem 
Pigment  der  Choroidea  resp.  dem  Tapetum  ei¬ 
nen  hatoptrisch’-dioptrischen  Apparat  dar.  Der¬ 
selbe  wird  fixirt  oder  in  seiner  Lage  erhalten 
durch  die  Radialfasern,  welche  sammt  den  Stäb¬ 
chen-  und  Zapfenfasem,  sowie  den  Membranae  li- 
mitantes  externa  und  interna  und  der  Membrana 
fenestrata  den  bindegewebigen  Stützapparat  der 
Retina  bilden. 

Man  muss  folglich  dreierlei  in  der  Retina  un¬ 
terscheiden:  einen  katoptrisch- dioptrischen  Ap¬ 
parat,  einen  bindegewebigen  Stütz  -  Apparat  und 
die  nervösen  Elemente.  Zu  den  letzteren  gehö¬ 
ren  Nervenfasern,  Ganglienzellen  und  innere  Kör¬ 
ner  resp.  ein  Theil  der  letzteren. 

Weitere  Mittheilungen,  die  nächstens  im  Ar¬ 
chiv  für  Anatomie  und  Physiologie  erscheinen 
sollen,  werden  Vorbehalten. 


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lVa4;hriehten 

von  der  Königl.  Gesellschaft  der  Wissen¬ 
schaften  und  der  G.  A.  Universität  zu 
Göttingen. 


Mai  13.  JV&  8. 


1868. 


KSugliehe  Gesellschaft  der  Wisseasehaftea. 

üeber  das  Verhaltea  einiger  Metalle  im 
elektrischen  Strom. 

Von 

F.  Wöhler. 

Die  in  Nr.  5  S.  139  mitgetheilte  Bildungsweise 
des  Silbersuperoxyds  gab  Veranlassung,  das  Ver¬ 
halten  noch  einiger  anderer  Metalle  unter  ähn¬ 
lichen  Umständen  zu  untersuchen. 

Palladium,  als  positiver  Leiter  von  zwei 
Bunsen’schen  Elementen  in  Wasser ,  das  mit 
Schwefelsäure  leitend  gemacht  ist,  läuft  sogleich, 
wie  beim  Erhitzen,  mit  wechselnden  bunten  Stahl¬ 
farben  an.  Nach  einigen  Stunden  wird  die  Ober¬ 
fläche  fast  schwarz.  Diese  Substanz  ist  ohne 
Zweifel  das  in  der  Zusammensetzung  den  Super¬ 
oxyden  ähnliche  Oxyd  =  PdO*.  Mit  Salzsäure 
entwickelt  es  Chlor,  in  Oxalsäure  löst  es  sich 
unter  Kohlensäure -Entwickelung  zu  Oxydulsalz 
auf.  Leichter  als  in  schwefelsäurehaltigem  Was¬ 
ser  scheint  es  in  einer  Lösung  von  zweifach¬ 
chromsaurem  Kali  zu  entstehen.  An  dem  nega¬ 
tiven  Pol  wird  gleichzeitig  eine  kleine  Menge  fast 
schwarzes,  amorphes  Metall  reducirt. 

14 


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170 


Auf  Blei  bildet  sich  unter  denselben  Um¬ 
ständen  sogleich  braunes  Superoxyd,  auf  Thal¬ 
lium  schwarzes  Oxyd. 

Osmium,  in  seiner  gewöhnlichen  undichten 
porösen  Form,  bildet  sogleich  Osmiumsäure,  OsO^. 
Wendet  man  statt  der  verdünnten  Säure  Natron¬ 
lauge  an,  so  färbt  sich  diese  durch  Aufnahme 
von  Osmiumsäure  in  kurzer  Zeit  tief  gelb,  wäh¬ 
rend  sich  auf  dem  negativen  Leiter  eine  dünne 
Lage  von  Metall  absetzt.  Diese  Lösung  wird 
durch  Salpetersäure  nicht  gefällt,  sondern  nur 
entfärbt  unter  Freiwerden  von  Osmiumsäure. 

Ruthenium,  in  Pulverform ,  verhält  sich  eben 
so.  Die  entstehende  tief  orangegelbe  Lösung  im 
Alkali  wird  durch  Salpetersäure  schwarz  gefällt 
und  nimmt  dann  den  Geruch  von  Ruthensäure  an. 

Osmium-Iridium,  natürliches,  diese  sonst 
so  schwer  zersetzbare  Verbindung,  unter  Natron¬ 
lauge  durch  einen  Platindraht  mit  dem  positiven 
Pol  in  Verbindung  gebracht,  fängt  sogleich  an 
zersetzt  zu  werden  und  das  Alkali  gelb  zu  fär¬ 
ben.  Bei  Anwendung  des  aus  sehr  feinen  Blätt¬ 
chen  bestehenden  Minerals,  wenn  man  davon  un¬ 
gefähr  50  Gramm  auf  ein  Mal  nimmt,  geht  die 
Zersetzung  so  rasch  vor  sich,  dass  man  vermit¬ 
telst  des  Stroms  von  zwei  Elementen  in  kurzer 
Zeit  eine  tief  orangegelbe  Lösung  von  osmium- 
imd  ruthehsaurem  Natron  erhält.  Auch  hier 
schwärzt  sich  allmälig  der  negative  Pol  durch 
reducirtes  Metall. 

Durch  Salpetersäure  wird  diese  Lösung  schwarz 
gefällt,  zum  Beweise,  dass  sie  auch  Ruthensäure 
enthält. 

Behandelt  man  nach  dem  Abwaschen  das  übrig 
bleibende  Osmium-Iridium  mit  Königswasser,  so 
erhält  man  eine  grüne  Lösung,  die  beim  Erhitzen 
rothgelb  wird  und  aus  der  dann  Salmiak  schwar- 


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171 


zes  Iridiumdoppelsalz  fallt,  in  der  Quantität  un¬ 
gefähr  entsprechend  dem  zuvor  aufgelösten  Os¬ 
mium  und  Iridium. 


üeber  Dichlorphenol,  Nitrodichlorphe- 
nol  und  Amidodichlorphenol 

von  Ferdinand  Fischer. 

Vorgelegt  von  C.  Boedeker. 

1.  Dichlorphenol,  C®H®C1^0H. 

Durch  Einleiten  von  getrocknetem  Chlor  in 
Phenol,  wiederholte  fractionirte  Destillation  und 
ümkrystallisiren  aus  Benzol  erhält  man  das  Di¬ 
chlorphenol  in  seinen  mehrere  Zoll  langen  sechs¬ 
seitigen  farblosen  Nadeln,  die  —  getrocknet  und 
in  etwas  grösserer  Menge  betrachtet,  —  blassröth- 
lich  erscheinen.  Bisher  wurde  diese  Verbindung 
als  ein  Oel  beschrieben,  über  dessen  Siedepunkt 
keine  übereinstimmenden  Angaben  vorliegen. 

Die  Krystalle  schmelzen  zwischen  42  und  43® ; 
es  siedet  bei  209®,  also  ganz  auffallender  Weise 
bei  etwa  9®  niedrigerer  Temperatur  als  das  Mo¬ 
nochlorphenol,  welches  bei  218®  sieden  soll.  Trotz 
wiederholter  Rectification  behielt  aber  das  Di¬ 
chlorphenol  seinen  Siedepunkt  bei  209®;  während 
ein  bei  218®  siedender  Theil  des  ursprünglichen 
Gemisches  der  chlorirten  Phenole  auch  den  für 
Monochlorphenol  passenden  Chlorgehalt  zeigte. 
Es  ist  demnach  wohl  zu  erwarten,  dass  noch  ein 
anderes  Dichlorphenol  existirt,  welches  den  zu 
erwartenden  höheren  Siedepunkt  besitzt. 

Die  Krystalle  des  Dichlorphenol  lösen  sich  in 
Wasser  fast  gar  nicht,  aber  sehr  leicht  inAlko- 

14* 


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172 


hol,  Aether,  auch  in  warmem  Benzol.  Ihr  Ge¬ 
ruch  ist  durchdringend  unangenehm,  sehr  lange 
haftend.  Mit  Wasserdämpfen  ist'  es  flüchtig. 
Beim  Kochen  mit  Wasser  treibt  es  aus  kohlen¬ 
sauren  Alkalien  und  alkalischen  Erden  die  Koh¬ 
lensäure  aus;  in  der  Kälte  treibt  aber  Kohlen¬ 
säure  aus  diesen  Lösungen  wieder  das  Dichlor- 
phenol  aus. 

Das  Ammoniumsalz  C^H^Cl^ONH^  kry- 
stallisirt  aus  der  heissen  Lösung  des  Dichlorphe- 
nol  in  concentrirtem  Ammoniak  in  langen  farb¬ 
losen  glänzenden  Nadeln,  aus  verdünnten  Lösun¬ 
gen  in  scheinbar  rhombischen  Täfelchen.  Es 
verliert  an  der  Luft  Ammoniak  und  färbt  sich 
leicht  röthlich. 

Das  Kaliumsalz  bildet  feine  farblose  rhom¬ 
bische  Tafeln,  die  am  Lichte,  namentlich  feucht, 
rasch  grauviolett  werden;  leicht  löslich  in  Was¬ 
ser,  wie  in  Alkohol;  schon  bei  70®  dunstet  dar¬ 
aus  sehr  merklich  die  freie  Säure  ab. 

Das  Silbersalz  fällt  als  gelblicher  amor¬ 
pher,  auch  im  Dunkeln  sich  rasch  schwärzender 
Niederschlag. 

Das  Blei  salz  aus  der  Lösung  des  Ammo¬ 
niumsalzes  durch  Bleizucker  gefällt,  weiss,  amorph, 
ist  nach  dem  gefundenen  Bleigehalte  vermuthlich 
die  basische  Verbindung  C®H®CPOPbOH  *). 

Der  Aethylaether,  C^H^CPOC^H^ ,  bildet 
sich  beim  Kochen  des  Kaliumsalzes  mit  Jodae- 
thyl;  durch  Fällen  mit  Wasser  und  Rectificiren, 
erhält  man  es  als  ein  bei  226 — 227®  siedendes, 
farbloses  Oel,  in  Wasser  fast  unlöslich;  mit  Al¬ 
kohol,  wie  Aether,  in  jedem  Verhältniss  löslich. 

Die  obigen  Formeln  des  Dichlorphenols  und 
des  Ammoniumsalzes  wurden  durch  Analysen  ge¬ 
nau  bestätigt. 

♦)  Pb  =  207. 


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173 


2.  Nitrodichlorphenol  C6H2CP{N02)0H. 

Um  zu  sehen,  ob  das  aus  dem  krystallisirten 
Dichlorphenol  erhaltene  Nitrodichlorphenol  ande¬ 
res  Verhalten  zeigen  würde,  als  das  von  Laurent 
aus  der  flüssigen  Verbindung  erhaltene ,  wurde 
das  erste  in  rauchende  Salpetersäure  eingetragen, 
mit  Wasser  gefallt  und  aus  Alkohol  krystallisirt. 
Die  schön  gelben  Krystallblättchen  schmelzen  bei 
121 — 122®;  in  Wasser  ist  es  nur  sehr  wenig, 
aber  mit  intensiv  gelber  Farbe  löslich;  sublimirt 
schon  bei  100®  langsam;  rasch  erhitzt verpuflft es. 

Das  Ammoniumsalz,  C^H^CPNO^ONHS  kry¬ 
stallisirt  in  tief  orangerothen  glänzenden  6-seiti¬ 
gen  Nadeln;  sublimirbar;  eine  Spur  seines  Stau¬ 
bes  erregt  heftiges  Niesen. 

Das  Natrium  salz  bildet  orangerothe  war¬ 
zenförmig  gruppirte  Nadeln. 

Das  Kaliunlsalz  krystallisirt  in  langen 
glänzenden  Nadeln  fast  von  der  Farbe  der  Chrom¬ 
säure. 

Das  Silbersalz  krystallisirt  aus  der  Lösung 
in  vielem  kochenden  Wasser  in  sehr  dunkelro- 
then  Nadelbüscheln. 

Die  Salze  mit  Magnesium  und  Barium 
bilden  schön  seidenglänzende  orangegelbe,  in 
Wasser  schwer  lösliche  Nadeln. 

Das  Bleisalz  durch  Bleizucker  gefällt,  als 
orangefarbiger  Niederschlag,  ist  nach  der  Blei¬ 
bestimmung  ein  basisches  Salz,  C®H^CP{N0^)0 
PbOH. 

Der  Aethylaether  Cm^C\\m^)OCm^ 
wird  durch  Einträgen  von  Dichlorphenol-Aethyl- 
aether  in  rauchende  Salpetersäure,  Fällen  mit 
Wasser,  ümkrystallisiren  aus  absolutem  Alkohol, 
in  grossen  zollangen  abgeplatteten,  fast  farblo¬ 
sen  Prismen  mit  einem  schwachen  Stich  ins  Hell- 


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174 


gelbe  erhalten,  die  bei  29®  schmelzen.  Das  reine 
Nitrodichlorphenol ,  das  Ammoniumsalz  und  der 
A'ethylaether  desselben  wurden  analysirt  und  ga¬ 
ben  den  obigen  Formeln  völlig  entsprechende 
Zahlen. 

Das  hier  erhaltene  Nitrodichlorphenol  scheint 
also  mit  dem  von  Laurent  erhaltenen  identisch; 
zur  weiteren  Prüfung  wurde  noch  die  folgende 
Verbindung  dargestellt;  worüber  nur  vorläufig 
Folgendes: 

3.  Amidodichlorphenol  C®H*CP(NH*iOH. 

Durch  Digestion  von  Nitrodichlorphenol  mit 
Zinn  und  Salzsäure  erhält  man  ein  ?frisch  dar¬ 
gestellt),  farbloses  Zinndoppelsalz,  welches,  nach 
Abscheidung  des  Zinn  mit  Schwefelwasserstoff, 
salzsaures  Amidodichlorphenol,  C^H^CPNH^OH, 
HCl,  in  farblosen,  am  Lichte  leicht  sich  röthen- 
den  Blättchen  liefert,  die  in  Wasser,  wie  in  Al¬ 
kohol  leicht  löslich  sind. 

Das  daraus  abgeschiedene  Amidodichlorphe¬ 
nol  bildet  seidenglänzende,  weisse  Kryställchen, 
die  sich  —  namentlich  feucht,  —  sehr  leicht 
^ersetzen. 


lieber  ein  geometrisches  Theorem 

von 

A.  Enneper. 

Im  Folgenden  ist  die  Erweiterung  eines  Theo¬ 
rems  entboten,  welches  lautet: 

Eine  Rotationsfläche  werde  von  einem  Puncte 
aus  oder  von  parallelen  Strahlen  beleuchtet,  der 


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175 


Schatten,  welchen  die  Fläche  auf  eine  Ebene  E, 
senkrecht  zur  ßotationsaxe,  wirft,  ist  durch  eine 
Curve  C  begrenzt.  Nimmt  man  die  Trennungs¬ 
linie  von  Licht  und  Schatten  auf  der  Rotations¬ 
fläche  und  ihre  Axe  zu  Directricen  einer  Conoid- 
fläche,  so  wirft  dieselbe  bei  gleicher  Beleuchtung 
wie  die  erste  Fläche ,  auf  die  Ebene  E  einen 
Schatten,  welcher  durch  eine  Curve  Ci  begrenzt 
wird.  Die  Curve  Ci  ist  die  Evolute  der  Curve  C. 

Ist  V  eine  beliebige  Function  von  o,  setzt 
dV 

man  -r-  =  F',  so  lassen  sich  die  Coordinaten 
dv 

C  eines  Punctes  einer  Rotationsfläche  in 
Function  zweier  Variabein  u  und  v  auf  folgende 
Art  darstellen: 


1) 


5  =  (F'  cos  u  V sin  v)  cos  u , 
<  ly  =  (r  cos 4"  V  sin  v)  sin  u , 
f  =  (F' sin  —  Fcosu, 


wenn  die  Axe  des  z  zur  Rotationsaxe  genommen 
wird.  Die  Gleichung  der  berührenden  Ebene  im 
Puncte  (5,  fj  ist: 

X  cos  tf  sin  u  -[■  F  sin  ti  sin  t?  Zcosv  =  V, 


oder,  wenn  zur  Abkürzung  —  =  p  gesetzt  wird : 

sin  tJ 


2)  X  cos  u  -f“  F  sin  II  —  Z  cott)  =  p- 

Sieht  man  in  den  Gleichungen  1 )  u  als  Func¬ 
tion  von  u  an,  so  ist  (5,  0  ein  Punct  einer 

beliebigen  Curve  0  ^.uf  der  Rotationsfläche.  Lässt 


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176 


man  in  der  Gleichung  2)  u  variiren,  so  ergeben 
sich  die  Gleichungen  der  successiven  berühren¬ 
den  Ebenen  zur  Rotationsfläche  längs  der  Curve 
Q.  Diese  berührenden  Ebenen  hüllen  eine  de- 
veloppabele  Fläche  ein,  deren  Generätrix,  wdche 
durch  den  Punct  (J,  C)  geht,  bestimmt  ist 
durch  die  Gleichung  2)  und  die  folgende: 

V  „dcoit> 

3)  —  A  sin  II  +  1^  cos  u  —  Z  — —  =  p  , 


wo  p 


du 


Setzt  man  in  den  Gleichungen  2) 


und  S)  Z  =  Oj  so  ergeben  sich  zwei  Gleichun¬ 
gen  zur  Bestimmung  des  Punctes,  in  welchem 
die  obige  Generätrix  die  ÄCjy-Ebene  trifft.  Sind 
Xy  y  die  Coordinaten  dieses  Punctes,  so  hat  man 
für  dieselben  die  Gleichungen: 


4)  a?  =  p  cos  ti  •—  p'  sin  n,  p  =  p  sin  ii  +  P'  cos  u. 

Diese  Gleichungen  nach  ti  differentiirt  und 
=  p"  gesetzt  geben: 


5)  —  =  — (p+p'')sini#,  -  =  (p  +  p")cos  fl. 

Lässt  man  in  den  Gleichungen  4)  ii  variiren, 
so  gehört  der  Punct  (a?,  y)  einer  Curve  C  an. 
Diese  Curve  ist  der  Durchschnitt  der  jcp-Ebene 
mit  der  developpabeln  Fläche,  welche  der  Rota¬ 
tionsfläche  längs  der  Curve  Q  umschrieben  ist. 
Ist  (a:*,  p2)  der!  Punct  der  Evolute  von  C,  welcher 
auf  der  Normalen  des  Punctes  (a:,  y)  liegt,  so 
geben  die  Gleichungen  4)  und  5): 


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177 


6)  — a?2=p'8inM-}-p"co8M,  — yi= — ^p'cosii+P  sinn. 

Die  Curve  0  und  die  Axe  der  Rotationefläche 
werden  zu  Directricen  einer  Conoidfläche  genom¬ 
men.  Für  einen  Punct  (5i,  lyi,  &)  derselben  kann 
man  setzen: 

7)  91  =  u>fi,  &  = 

wo  ?,  f!»  C  durch  die  Gleichungen  1)  bestimmt 
sind.  Die  Gleichung  der  berührenden  Ebene  im 
Puncte  (5i,  ifi,  &)  ist: 


xi-Si, 

,  Zi-& 

dh 

diji 

d^ 

dw  ’ 

dä>' 

dtp 

d$i 

difi 

du’ 

du 

oder  nach  7): 


o. 


Mittelst  der  Gleichungen  1)  geht  die  vorste¬ 
hende  Gleichung  über  in: 


V  .  V  «  r  cos  c  +  K  sin  D 

Xi  sin  u  ~  Fl  cos  II  +  Ziw  ~-r-. - — - -7 

a(Fsinc — Fcosc) 

du 

( F  sin  V  —  F  cos  v)  (V‘  cos  ©  +  F  sin  v) 
d(F'sin©  —  Fcos©)  ’ 

du 


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178 


oder : 

q 

8)  Xisinw —  Ficosm  +  Zi——. - - =  a, 

'  '  rsint?— Fcosu 


wo  zur  AbkürzuDg  gesetzt  ist: 


9)  w 


‘(F'siiiD — Fcosü)  (Fcosf) 
d  ( r  sin  fj  —  V  cos  ©) 


=  9- 


du 


Auf  der  Conoidfläche  werde  eine  Curve  0i 
angenommen.  In  diesem  Falle  kann  man  in  den 
Gleichungen  7)  und  9)  id,  also  auch  q,  als  Func¬ 
tion  von  u  ansehn.  Der  Einfachheit  halber  werde 
gesetzt : 


dq  ,  dq 
du  du  ^  ’ 

Durch  die  Gleichung  8)  und  die  Gleichung: 

10) 

ist  die  G.eneratrix  der  developi)abeln  Fläche  be¬ 
stimmt,  welche  der  Conoidfläche  längs  der  Curve 
Ql  umschrieben  ist  und  durch  den  Punct 
&)  geht.  Bezeichnet  man  durch  xi ,  yi  die  Co- 
ordinaten  des  Schnittpuncts  dieser  Generatrix 
mit  der  a?y-Ebene,  so  geben  die  Gleichungen  8) 
und  10): 

11)  a?i  =  ysinfi-f-y'cosfi,  yi  =  —  ycosti -f-y'sinti. 
Diese  Gleichungen  geben  unmittelbar: 


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179 


12)  ^  +  g")  C08  u,  ^  =  (g  +  g")  sin  u 


Der  Punct  (jci,  yi)  gehört  einer  Curve  Ci  an, 
gebildet  aus  dem  Durchschnitt  der  a;y-Ebene  mit 
der  developpabeln  Fläche,  welche  der  Conoidfläche 
längs  der  Curve  Qi  umschrieben  ist.  Die  Glei¬ 
chungen  5)  und  12)  geben: 


dx  dxi  dy 

du  du  du  du 


o. 


Diese  Gleichung  zeigt,  dass  die  Tangenten  in 
zwei  entsprechenden  Puncten  der  Curven  C  und 
Ci  zu  einander  orthogonal  sind.  Aus  dem  Vor¬ 
stehenden  ergiebt  sich: 

Längs  einer  beliebigen  Curve  Q  auf  einer  Ro¬ 
tationsfläche  sei  derselben  eine  developpabele 
Fläche  umschrieben,  welche  eine  Ebene  E,  die 
senkrecht  zur  Rotationsaxe  ist,  in  einer  Curve 
C  schneidet.  Die  Curve  Q  und  die  Axe  der  Ro¬ 
tationsfläche  bestimmen  eine  Conoidfläche.  Die 
developpabele  Fläche,  welche  der  Conoidfläche 
längs  einer  beliebigen  Curve  Qi  umschrieben  ist, 
schneidet  die  Ebene  E  in  einer  Curve  Ci.  Die 
Curve  C  ist  eine  orthogonale  Trajecterie  der  Tan¬ 
genten  der  Curve  Ci. 

Soll  die  Curve  Ci  die  Evolute  der  Curve  C 
sein,  so  hat  man  x%  =  a?i,  y%  =  y\.  Die  Glei¬ 
chungen  6)  und  11)  geben  dann  q  =  —  p* 
Da  F  =  p  sin  ©,  so  lässt  sich  die  Gleichung  8) 
auch  schreiben: 

V  •  Tr  r»  q  dcoix> 

Xi  sinn —  Fl  cosn  —  Zi  -r  — r  -  =  Q- 
p  du 

Setzt  man  hierin  q  =  —  P  ?  so  folgt: 


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180 


,  nx  ^  ^  d  cot  t> 

13)  —  Xi  sm  u  4-  1^1  cos  ti  —  Z  — - —  =  p  . 

du 

Die  Gleichung  10)  wird  für  9  =  —  P  * 

d^  cot  0 

14)  Xicostf  -|-  1^1  sin w  4"  Zi  —^2'  ~  — P  • 

Die  Gleichungen  3),  13)  und  14)  zeigen,  dass 
immer  eine  Generatrix  der  developpabeln  Fläche, 
welche  der  Conoidfläche  umschrieben  ist,  einen 
Punct  der  Wendecurve  der  developpabeln  Flä¬ 
che  enthält,  welche  der  Rotationsfläche  umschrie¬ 
ben  ist.  Die  Wendecurve  der  developpabeln  Flä¬ 
che,  welche  der  Rotationsfläche  umschrieben  ist, 
liegt  also  auf  der  developpabeln  Fläche,  welche 
der  Conoidfläche  umschrieben  ist.  Das  Vorste¬ 
hende  gilt  natürlich  nur  für  y  ==  —  p\ 

Findet  zwischen  ti  und  ©  eine  der  folgenden 
Relationen  statt: 

xo  cos  u  +  yo  sin  u  —  «6  cot  t>  =  p^ 

15) 

cos  flo  cos  u  -f-  cos  60  sm  u  —  cos  co  cot  ©  =  o, 

wo  xoj  ^0,  SSO,  ao,  60,  Co  Constanten  sind,  so  ist 
die  developpabele  Fläche,  welche  der  Rotations¬ 
fläche  umschrieben  ist,  conisch  oder  cylindrisch. 
Die  obigen  Gleichungen  nach  u  differentiirt  geben : 

—  Xd  sin  M  -|-  yo  cos  u  — 

16) 

—  COS  oo  sin  u  4-  cos  60  cos  u 


ao 


d  cot© 
du 


=  P 


d  cot© 

•  cos  Co  — . —  ==  o. 
du 


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181 


Diese  Gleichungen  und  die  Gleichungen  13) 
zeigen,  dass  die  developpabele  Fläche,  welche 
der  Conoidfläche  umschrieben,  ebenfalls  conisch 
oder  cylindrisch  ist,  man  erhält  dann  unmittel¬ 
bar  das  zu  Anfang  bemerkte  Theorem.  Finden 
die  Gleichungen  15)  statt,  soll  die  developpabele 
Fläche,  welche  der  Conoidfläche  umschrieben  ist, 
conisch  oder  cylindrisch  sein,  so  findet  man  mit¬ 
telst  der  Gleichungen  16)  und: 


Xi  sin  u  —  Fl  cos  —  Zt 


q  d  cot  e 
p  du 


9 


umgekehrt  q  =  —  p\  Setzt  man  in  die  Glei¬ 
chung  9)  9  =  —  p\  so  ist  io  bestimmt  für  ein 
gegebenes  V  in  Function  von  v  und  eine  gege¬ 
bene  Curve  0  auf  die  Rotationsfläche.  Man  kann 
auch  to  als  gegeben  annehmen ,  die  Curve  Q  ist 
dann  durch  eine  Differentialgleichung  erster  Ord¬ 
nung  und  zweiten  Grades  bestimmt. 


Bemerkungen  über  den  Durchschnitt 
zweier  Flächen. 

Von 

A.  Enneper. 

Sei  P  ein  Punct  der  Curve  C  in  welcher  sich 
zwei  Flächen  S  und  Si  schneiden.  Die  Normale 
zur  Fläche  S  im  Puncte  P  bilde  mit  den  Coor- 
dinatenaxen  die  Winkel  fl,  6,  c.  Der  Krümmungs¬ 
halbmesser  des  Normalschnitts  der  Fläche  S  im 
Puncte  P,  welcher  die  Tangente  zur  Curve  C 
enthält,  sei  p  und  (5,  iy,  £)  der  Krümmungsmit- 
telpunct.  Für  die  Fläche  Si  sind  die  analogen 
Quantitäten  durch  ai,  6i,  ci,  5i,  &  bezeichnet. 

Im  Puncte  P  der  Curve  C  seien; 


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182 


ßp  r 

/,  m,  #i; 

die  Winkel ,  welche  respective  die  Tangente, 
Hauptnormale  und  dieAxe  der  Krümmungsebene 
mit  den  Coordinatenaxen  bildet,  ferner  sei  q  der 
Krümmungshalbmesser,  r  der  Torsionsrädius  und 
ds  das  Bogenelement.  Sind  x,  y,  z  die  Goordi- 
naten  von  P,  so  finden,  mit  Rücksicht  auf  die 
angegebenen  Bezeichnungen  folgende  Gleichun¬ 
gen  statt: 


dx  dy  dz 

—  r=  cos«,  -f  ==  cosÄ,  --  ==  cosy. 

ds  ds  ds 

cosacosa  -|-  cosßcosb  -j-  cosi'cosc  =  o, 


{cosa 

cos« 


cos  ai  -}-  cos  ß  cos  bi  -f-  cos  y  cos  ci  =  o. 
dcosa  ,  ^dcosb  .  dcosc  1 


2) 


coBa——+cosß-^-\-cosr  ^ 


~P 


3) 


I  dcosai  ,  „rfcosfti  ,  {fcosci  1 

jcos« — ; - |-C08ff — - f-cosy- — - — =— . 

[  ds'  ds  ds  pi 

?=4f+pcosa,  iy==y+pc086,  C=5-{-pcosc, 


{ 


?i  =a:-|-pi  cosfli  =y-{“Picos6i  ,£i =»+^1  cosci . 


Bezeichnet  man  durch  6  den  Winkel ,  wel¬ 
chen  die  Normalen  zu  den  Flächen  d  und  Si  im 
Puncte  P  einschliessen ,  so  ist: 


4)  cos  a  cos  öl  4“  cos  b  cos  bi  -f-  cos  c  cos  ci  =  cos  6- 


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.  183 


Die  Gleichungen  1)  enthalten  folgenden  Satz: 

Die  Normalen  zu  zwei  Flächen  in  einem  ge¬ 
meinschaftlichen  Puncte  P  liegen  in  der  Nor¬ 
malebene  des  Punctes  P  ihrer  Schnittcurve. 


Die  Gleichungen  1)  nach  s  differentiirt  geben, 
mit  Rücksicht  auf  die  Gleichungen  2): 

coQlcosa cosfßfcosb cosvco&c  =  — 

cos  A  cos  ai -f- cos /a  cos  6i -I- cos  V  cos  ci  =:  —  — . 
Aus  den  vorstehenden  Gleichungen  und; 
cosAcostt  cos /a  cos/9  -|~  cos  i' cos;'  =  o, 

lassen  sich  die  Werthe  von  cosA,  cos/a^  cosv 
entwickeln.  Man  kann ,  unbeschadet  der  Allge¬ 
meinheit  setzen: 


5) 


COS  a, 

cos  j9, 

cosy 

cos  a, 

cos  6, 

cosc 

cos  flj, 

cosfti, 

cos  Ci 

=  sin  6. 


Multiplicirt-man  die  Werthe  von  cosA,  cos/a, 
cosv  mit  der  links  stehenden  Determinante  von 
5),  so  findet  man: 

Isin^ö  .  cosflicosÖ-  cosa  ,  cosßcosÖ  -  cosui 
cosA= - - - 1 - - - - , 

Q  p  pi 

jSin^ö  cosfiicosd-  cosö  .  cosfccosö — cos6i 

6)<i  -—008/»=—- - - - - , 

\  Q  P  pi 

I  sin  coscicosö—  cosc  ,  cosccosö— cosci 


-cos  P- 


+ 


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184  . 

Die  Gleichungen  6)  geben; 


COS  A, 

cosp, 

cosv 

cos  CI, 

COSÄ, 

cosc? 

cos  Ul, 

cos6i. 

COSCi 

d.  h.  der  Krümmungshalbmesser  q  der  Curve  C 
liegt  in  der  Ebene,  bestimmt  durch  die  beiden 
Normalen  zu  den  Flächen  S  und  Si,  Die  Glei¬ 
chungen  6)  quadrirt  und  addirt  geben: 


sinö  *  ^  I  ^ 

Q  P 


2  cos  0 

ppi 


Da  nnn  nach  3): 


+  (f— &)*=p^+pi^— 2jE^cosd, 

so  ist: 


ppisinö  =  ^  j/-[(5^5i)2+  ^ 


Aus  dieser  Gleichung  oder  aus  der  folgenden: 


(? — ?l)C0si  -f  (l|?  — ?i)C08p  -|-  (C— &)cosv  =  o 
ergiebt  sich  folgender  Satz: 


Verbindet  man  die  Krummungsmittelpuncte 
der  Normalschnitte  zweier  Flächen,  welche 
durch  die  Tangente  eines  PunctesP  der  Schnitt- 
curve  gehn,  durch  eine  Gerade,  so  ist  das  Per¬ 
pendikel,  gefällt  vom  Puncte  P  auf  diese  Ge¬ 
rade,  der  Krümmungshalbmesser  im  Puncte  P 
der  Schnittcurve  der  beiden  Flächen. 


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m 


Bezeichnet  man  durch  y  den  Winkel,  welchen 
die  beiden  Geraden  q  und  p  bilden,  so  ist,  zu 
Folge  des  obigen  Satzes: 


7) 


1 

P 


cos  (p 


cos  (ö — (p) 


Pl 


Hierdurch  werden  die  Gleichungen  6)  einfa¬ 
cher: 


8) 


,  sin  (d  —  a)  ,  sin  (p 

—  cos/  =  - r— cos  ö  A - -  ^  COS  öl, 

smd  '  sinö 

sin  (ö  —  o))  ,  ,  sin  ^  , 

—  cosf*  =  - t-t:  —  cosÄ  A — cos6i, 

sinö  '  8in0  •  ’ 


sin  (0  —  <p) 

-  cos  V  S=:  — - 

Sinö 


cos  P 
Setzt  man: 


,  sin  g> 

cos  C  H - cos  Cl. 

Sin  0 


cos«,  cos/?,  cosy 

cos«,  cos/J,  cos;' 

,cosa,  cosÄ,  cosc 

=9, 

cosai,  cosfci,  cosci 

=yi, 

dcosa  dcosA  dcosc 

dcosui  dcos6i  dcosc 

ds  ^  ds  ^  ds 

ds  ’  ds^ds 

so  giebt  jede  der  yorsteheuden  Gleichungen  mit 
der  Gleichung  5)  multiplicirt : 


lOV 


,  .  ^  flfcoso  ,  ,  dcos6  ,  dcosc 

lysipß  —  posffl— ^ 

•  "T' 

,  .  „  dcoBOi  ,  .dcosbi  ,  dcoBci 

I — oi8mö=coso — ; - \-coBb — - hcosc — - — . 

'  ’  ds  ds  ds 

15 


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186 


Diese  Gleichungen  in  Verbindung  mit  den 
Gleichungen  2)  und  den  folgenden: 


cosa 


cos  Ol 


dcosa 

ds 

.  ,  dcosft  , 

4- cos  6  — T - 

'  ds 

dcos  c 

L  cos  c  — • —  .=  a, 
ds 

dcosai 

ds 

,  .  dcosfti  , 

-f  cosfti-— - 

ds 

dcosci 

y  COSCi  ■  =  0, 

geben : 

dcosa  cos®  ,  cosai  —  cosa  cos  ö 

— - —  =  - -  cos  a  4-  7  — 

äs  .  Q  ^ 


dcosb  cos®  ^  , 

- - .-0OS/!  +  , 

dcos  c  cos  ®  , 

- - -  coer  +  , 


rfcosai  _  cosö  —  q> 

ds  Q 

d  cos  bl  cos  (6 — y) 

ds  Q 

dcosci _ cos(d  —  (p) 

ds  Q 


cos  a  —  qi 
cosß — qi 
cos;' — qi 


sin  ö  ’ 

cos  bl  —  cos  b  cos  6 
sin  6  ’ 

cos  ci  —  cos  c  cos  d 
sinö  ’ 

cosa — cos  ai  cos 6 


sinö  ’ 

cos  6  —  COSÄi  cosö 
Jin0  ’ 

cos  c  —  cos  ci  cos  6 
sin  0 


Dififerentiirt  man  die  erste  Gleichung  8)  nach 
so  findet  man  mittelst  der  vorstehenden  Glei¬ 
chungen  : 

cos/  _ 

r 


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187 


cos(ö— siny  rfö  ,  sin(0-9i)co8Ö  , 

eto« 


cosfpdip  BiinpcosS  dO  sin(ö— y) 


"^^sind  (i»  sin^ö  siii*0 

Die  Gleichungen  10)  addirt  geben: 


7]cosai. 


(y  ?  )  ö  +C086C086i+C0SCC08Ci) 


d.  i.: 

11) 


(/C08& 

~~dr' 


qi—q  = 


dö 


Setzt  man  dieeen  Werth  von  3-  in  dieGlei- 

ds 

chung  für  80  folgt: 

r 


cos/  ,C08y _  C08(<?  — ,«/g>  , 

r  'smö  sm  ö  '</«'* 

Diese 'und  zwei  ähnliche  Gleichungen  gehen: 

p  -  (f  +  »)■. 


nimmt  man: 


-=^+» 

r  d»  ^  * 

80  hat  man  für  cos/  cosm,  cosn  die  Gleichungen : 


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188 


,  cos^  cosfö— y) 

^508/  =:  COSOl - -  coso, 


sinö 


sind 


bddö>  ,  C0s(9—q>)  ,  . 

cosii - .  ^  cos  6, 

feind  sind 


.  cofea  cos(d— 

cosn  =  — -  cosci - 7— •  cosc. 

sind  sind 

Durch  die  vorstehenden  Gleichungen  sind  die 
wesentlichsten  Elemente  der  Schnittcurve  zweier 
Flächen  bestimmt.  Von  den  verschiedenen  Be¬ 
merkungen,  zu  welchen  diese  Gleichungen  Ver¬ 
anlassung  geben,  mögen  die  folgenden  Platz  fin¬ 
den.  Ist  nach  10)  y  =  o  oder  =  o  ,  so  ist 
die  Curve  C  eine  Krümmungslinie  der  Fläche  S 
oder  Si,  Nilhmt  man  gleichzeitig  q  =  o^  yi=ö, 
so  ist  nach  10)  d  constant.  Es  ergiebt  sich  dann 
der  bekannte  Satz,  dass  wenn  zwei  Flächen  sich 
in  einer  Krümmungslinie  schneiden,  die  Norma¬ 
len  längs  derselben  einen  constanten  Winkel  ein- 
schliessen.  Nimmt  man  in  11)  q  ^  o  und  d 
Constant,  so  ist  stxich  qi  =  o.  Hieraus  folgt: 

Schneidet  eine  Fläche  &  eine  andere  Fläche 
8  unter  einfem  constanten  Winkel  und  in  einer 
Krümmungslinie,  so  ist  die  Schnittcurve  auch 
eine  Krümmungslinie  der  Fläche  Si, 

Die  Determinante  q  verschwindet  identisch, 
wenn  cosa,  cos  6,  cosc  constant  sind,  in  diesem 
Fälle  ist  die  Fläche  S  die  Ebene.  Sind  ^  und 
h  zwei  Unbestimmte,  so  lässt  sich  nach  9)  die 
Gleichung  q  =  o  ersetzt  durCh: 

,  ^  d cos  a 
cosa  =  o  cos  a  +  Ä  — ^ — , 

*  ds 


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i89 


dcosb 

COS/?  =  ^  COSO  +  Ä  — 


.  ,  rf  cos  c 

cosy  =  ^  COSC  +  Ä  — — . 


Diese  Gleichungen  respective  mit  cos  0,  cos  fr, 
cos  c  multiplicirt  und  addirt  geben:  g  =  o,  man 
hat  folglich: 

,  (/cosa  ^  ,  dcosÄ  .dcosc 

cos«  =  h  — 1 — ,  cos/?=  Ä  — ; — ,  cos;'  =  Ä — 3 — . 

ds  '  ^  ds  ds  ' 


oder : 


dcosa  1  j  dcosa  ^  ,  dcosa 

( — ; - — )cosaH - — cos/?H - ; — cos;'=o, 

dx  h'  dy  dz 


di^ozb  ,  daöib  ^  .  dcosb 

—  - j.)C08^  +  ^C0Br=., 


dcosc  .  dcosc .  ^  .  ^rfcosc  K 

—i - CÖÖÄ4-— —  COß/?+( — ; - — )  öos^'  =  o. 

dx  dy  '  dz  h' 

Sollen  diese  Gleichungen  für  alleWerthe  von 
cos«,  cos/?,  cos;'  bestehen,  sa  ist: 


dcosa 

e/cosa 

dcosa 

1 

dy 

dz 

dx 

j 

dcos  b 

dcosb 

dcos  b 

1 

-  =  0. 

— -  ss= 

0, 

— 

_ 

da 

dx 

7 

dy 

A’ 

dcoBc 

dcose 

dcose 

1. 

dx  ~ 

%  ~ 

dz 

A 

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190 


Diese  Gleichungen  geben: 

dh  dh  dh 

dx  dy 

d.  h.  h  constant.  Sind  yo,  «o  Constanten,  so 
folgt  durch  Integration: 


X — a?o  =  Äcosa,  y — yo  =  Acos6,  » — ä5ö  =  Acosc. 


und  hieraus: 

{x—xo)^  +  (y— yo)*  +  Äo)*  =  A*, 

was  die  Gleichung  einer  Kugelfläche  ist.  Die 
Determinante  q  verschwindet  also  für  die  Ebene 
und  die  Kugelfläche  identisch.  Die  Gleichung 
11)  giebt  dann  folgenden  Satz,  welcher  als  eine 
Vervollständigung  der  von  Joachimsthal  und 
Serret  über  plane  und  sphärische  Krümmungs¬ 
linien  gegebenen  Theoreme  angesehen  werden 
kann: 

Schneidet  eine  Ebene  oder  eine  Kugelfläche 
eine  Fläche  unter  einem  constanten  Winkel,  so 
ist  die  Schnittcurve  eine  Krümmungslinie  der 
Fläche  und  umgekehrt. 


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Königliche  Vniyersität. 

Mittheilungen  aus  dem  pathologischen  Institut. 

üeber  die  Nerven-Endigung  am  Anus 
des  Menschen. 

Von 

W.  Krause. 

Man  weiss,  dass  die  Schleimhaut  derColum- 
nae  Morgagni  lange  Papillen  besitzt  und  reich 
ist  an  Nervenstämmchen.  Die  Endigung  der  letz¬ 
teren  scheint  kein  besonderes  physiologisches  In¬ 
teresse  darzubieten;  , wenigstens  ist  sie  bisher 
von  Niemandem  untersucht  worden.  Dagegen 
dürfte  dieselbe  in  praktischer  Hinsicht  nicht  ohne 
Bedeutung  sein  wegen  der  hier  so  häufig  vorkom¬ 
menden  schmerzhaften  Fissuren. 

Auf  Esmarch’s  Wunsch  habe  ich  ermittelt, 
dass  die  fraglichen  Nervenfasern  mit  Endkolben 
aufhören.  Letztere  sind  kuglig,  von  ca.  0,05  Mm. 
Durchmesser.  Sie  liegen  in  einiger  Entfernung 
unter  der  Basis  der  Papillen  und  werden  von  je 
einer  doppelcontourirten  Nervenfaser  versorg. 
Im  Innern  der  Endkolben  sind  blasse  Terminal¬ 
fasern  nicht  zu  beobachten.  Man  benutzt  senk¬ 
rechte  Durchschnitte  und  Natron,  wobei  sich 
zeigt,  dass  die  Papillen  ausschliesslich  Gefass- 
schlingen  enthalten. 


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Verzeichniss  der  bei  der  Königl.  Gesell¬ 
schaft  der  Wissenschaften  ein^^egangenen 
Druckschriften. 

April  1868. 

Abhandlungen,  herausg.  vom  naturwi8se;i8chaftlichen  Ver¬ 
eine  zu  Bremen.  Bd.  I.  Heft  UI.  (Angehefbet  der  IH. 
Jahresbericht).  Bremen  1868.  8. 

G.  F.  Naumann,  Lehrbuch  der  Geognosie.  -Bd.  HI. 
Zweite  Lieferung.  Leipzig  1868.  8. 

Societa  Reale  di  Napoli.  Eendiconto  delle  tomate  e  dei 
lavori  dell’  Accademia  di  Scienze  moraU  e  politiche. 
Anno  settimo.  Quademo  di  Gennaio  1868.  Napoli 
1868.  8. 

Nnova  Aptologia  di  Scienze,  Lettere  ed  Arti.  Anno  terao. 

Vol.  settimo.  Fase.  IV.  Aprile  1868.  Firenze  1868.  8. 
Bulletin  de  la  Societe  Imp.  des  Naturalistes  de  Moscou. 

Annee  1867.  No.  II.  Moscou  1867.  8. 
Vierteljahrsschrifb  der  Astronomischen  Gesellschaft.  Her- 
ansg.  von  den  Schriftführern  der  Gesellschaft  u.  unter 
Verantwortlichkeit  von  Prof.  C.  Bruhns  in  Leipzig. 
Jahrg.  I.  Heftl-IV.  Jahrg.II.  Heft  I— IV.  Jahrg.lll. 
Heft  I.  Leipzig  1866—68.  8.' 

Fublicationen  der  Astronomischen  Gesellschaft  in  Leip¬ 
zig.  Heft  I— VIII.  Ebd.  1865—67.  4. 

H.  A.  Rinne,  Materialismus  und  ethisches  Bedürfniss  in 
ihrem  Verhältnisse  zur  Psychologie.  Braunschweig 
1868.  8.  -  - 

Zeitschrift  für  die  gesummten  Naturwissenschaften,  her- 
ausgeg.  von  dem  naturwissenschaftlichen  Vereine  für 
Sachsen  u.  Thüringen  in  Halle,  redigirt  von  C.  Giebel 
u.  M.  Siewert.  Jahrg.  1867.  Bd.  30.  Berlin  1867.  8. 
Annales  meteorologiques  de  l’Observatoire  Royal  de  Bru¬ 
xelles,  publikes  par  A.  Quetelef;.  Deuxiäme  annee. 
(Bogen  2).  Bruxelles  1868.  4. 

Archiv  des  historischen  Vereines  von  ünterfranken  und 
AsohafPenburg.  Bd.  XIX.  Heft  HI.  Würzburg  1868.  8. 
Jahrbücher  des  Nassauischen  Vereins  für  Naturkunde« 
Heft  XIX.  XX.  Wiesbaden  1864—66.  8. 
Jahresbericht  des  physikalischen  Vereins  zu  Frankfurt 
a.  M.  1866—67.  Frankfurt  a.  M.  8. 

(Fortsetzung  folgt). 


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Nachrichten 

von  der  Königl.  Gesellschaft  der  Wissen¬ 
schaften  und  der  G.  A.  Universität  zu 
Göttingen. 


Juni  3.  9.  1868. 


Königliche  Clesellschnft  der  Wissensehnften. 

lieber  die  Thatsachen,  die  der  Geo¬ 
metrie  zum  Grunde  liegen. 

von 

H.  Helmholtz, 

correspondirendem  Mitgliede  der  Königl.  Gesellschaft. 

Meine  Untersuchungen  über  die  räumlichen 
Anschauungen  im  Gesichtsfelde  haben  mich  ver¬ 
anlasst,  auch  über  die  Frage  nach  dem  Ursprünge 
und  dem  Wesen  unserer  allgemeinen  Anschau¬ 
ungen  vom  Eaume  Untersuchungen  anzustellen. 
Die  Frage,  welche  sich  mir  dabei  aufdrängte, 
und  die  auch  offenbar  in  das  Bereich  der  exacten 
Wissenschaften  gehört,  war  zunächst  nur  die: 
Wieviel  von  den  Sätzen  der  Geometrie  hat  ob- 
jectiv  gütigen  Sinn;  wieviel  ist  im  Gegentheil 
nur  Definition  oder  Folge  aus  Definitionen,  oder 
von  der  Form  der  Darstellung  abhängig?  Diese 
Frage  ist  meines  Erachtens  nicht  so  ganz  einfach 
zu  beantworten,  da  wir  es  in  der  Geometrie  stets 
mit  idealen  Gebilden  zu  thuu  haben,  deren  kör¬ 
perliche  Darstellung  in  der  Wirklichkeit  immer 
nur  eine  Annäherung  an  die  Forderungen  des 

16 


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194 


Begriffes  ist,  und  wir  darüber,  ob  ein  Körper 
fest,  ob  seine  Flächen  eben,  seine  Kanten  gerade 
sind,  erst  mittels  derselben  Sätze  entscheiden, 
deren  thatsächliche  Richtigkeit  durch  die  Prü¬ 
fung  zu  erweisen  wäre.  Bei  dieser  Untersuchung 
hatte  ich  im  Wesentlichen  denselben  Weg  ein¬ 
geschlagen,  dem  Riemann  in  seiner,  kürzlich 
veröffentlichten  Habilitationsschrift*)  gefolgt  ist. 
Die  analy  tischeBehandlung der  Frage,  wodurch 
sich  der  I^um  unterscheide  von  anderen  abmess¬ 
baren,  mehrfach  ausgedehnten  und  continuirlichen 
Größen  empfiehlt  sich  in  diesem  Falle  gerade 
durch  den  Umstand,  dass  sie  der  Anschaulichkeit 
ermangelt,  und  deshalb  den  auf  diesem  Gebiete 
so  schwer  zu  vermeidenden  Täuschungen  durch 
die  besondere  Begrenztheit  unserer  Anschauungen 
nicht  ausgesezt  ist.  Daneben  hat  sie  den  Vor¬ 
theil  die  Möglichkeit  folgerichtiger  Durchführung 
eines  abweichenden  Systems  von  Axiomen  leicht 
vollständig  überblicken  zu  lassen. 

Mein  nächster  Zweck  war  also,*  wie  Rie¬ 
mann 's,  zu  untersuchen,  welche  Eigenthümlich- 
keiten  des  Raumes  einer  jeden  von  mehreren 
Veränderlichen  abhängigen,  continuirlich  in  ein¬ 
ander  übergehenden  Mannigfaltigkeit,  deren  Dif¬ 
ferenzen  alle  mit  einander  quantitativ  vergleich¬ 
bar  sind,  zukommen,  welche  dagegen  nicht  durch 
diesen  allgemeinen  Charakter  bedingt,  dem  Raume 
eigenthümlich  seien. 

Es  lagen  mir  gerade  in  der  physiologischen 
Optik  zwei  Beispiele  von  anderen,  räumlich  dar¬ 
stellbaren  und  in  mehrfachem  Sinne  veränder¬ 
lichen  Mannigfaltigkeiten  vor,  nämlich  das  System 
der  Farben,  welches  auch  Riemann  citirt,  und 
die  Ausmessung  des  Gesichtfeldes  durch  das  Au- 

*)  Abhandlungen  der  Eönigl.  Gesellschaft  der  Wis- 
sensch.  zu  Göttingen.  Bd.  XY. 


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genmaaß.  Beide  zeigen  ^wisse  fundamentale 
Unterschiede  von  dem  Messuugssysteme  der  Ge¬ 
ometrie,  und  regten  zu  einer  Vergleichung  an. 

Uebrigens  muss  ich  bekennen,  dass  wenn  auch 
durch  die  Veröffentlichung  von  Riemann's 
Untersuchungen  die  Priorität  in  Bezug  auf  eine 
Reihe  meiner  eigenen  Arbeitsresultate  vorweg 
genommen  ist,  es  für  mich  bei  einem  so  unge¬ 
wöhnlichen  und  dqrch  frühere  Versuche  eher 
discreditirten  Gegenstände  von  nicht  geringem 
Gewichte  war,  zu  sehen,  dass  ein  so  ausgezeich¬ 
neter  Mathematiker  dieselben  Fragen  seines  In¬ 
teresses  gewürdigt  hatte,  und  dass  es  mir  eine 
gewichtige  Bürgschaft  für  die  Richtigkeit  des 
eingeschlagenen  Weges  war,  ihn  als  Gefährten 
darauf  anzutreffen. 

Unsere  beiderseitigen  Arbeiten  decken  sich 
aber  nicht  ganz  vollständig,  und  ich  will  mir 
deshalb  hier  erlauben,  denjenigen  Theil  meiner 
Untersuchungen,  der  in  denen  von  Riemann 
nicht  mitenthalten  ist,  der  Königlichen  Gesell¬ 
schaft  vorzulegen. 

Nachdem  Riemann  ausgeführt  hat,  dass  eine 
Mannigfaltigkeit  als  nfach  ausgedehnt  zu  be¬ 
trachten  sei,  wenn  sich  das  bestimmte  Einzelne 
(der  Ort)  in  ihr  durch  die  Bestimmung  von  n 
veränderlichen  Größen  (Coordinaten)  bestimmen 
lasse,  und  die  weitere  Forderung  hinzugefügt, 
dass  jede  Linie  unabhängig  von  Ort  und  Rich¬ 
tung  mit  jeder  anderen  der  Länge  nach  ver¬ 
glichen  werden  könne,  stellt  sich  ihm  die  Auf¬ 
gabe,  die  Art  der  Abhängigkeit  des  Längenele¬ 
ments  einer  Linie  von  den  entsprechenden  Dif- 
ferentialien  der  Coordinaten  zu  bestimmen.  Er 
thut  das  mittels  einer  Hypothese,  indem  er  das 
Längenelement  der  Linie  gleich  setzt  der  Qua¬ 
dratwurzel  aus  einer  homogenen  Function  zwei- 

16* 


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196 


ten  Grades  Ton  den  Differentialien  der  Goordina- 
ten.  Er  begründet  diese  Hypothese  als  die  ein¬ 
fachste,  die  den  Bedingungen  der  Aufgabe  ent¬ 
spreche,  erkennt  sie  aber  ausdrücklich  als  Hy¬ 
pothese  an,  und  erwähnt  insbesondere  die  Mög¬ 
lichkeit,  dass  auch  eine  vierte  Wurzel  aus  einem 
homogenen  Ausdruck  vierten  Grades,  oder  andere 
noch  complicirtere  Ausdrücke  für  das  Linienele¬ 
ment  gesetzt  werden  könntep. 

Dann  behandelt  er  weiter  in  allgemeinster 
Form  die  Folgerungen,  welche  aus  jener  Hypo¬ 
these  zu  ziehen  sind,  und  specialisirt  erst  zu- 
lezt  diese  Allgemeinheit  wieder,  indem  er  nun 
die  weitere  Forderung  aufstellt,  dass  begrenzte 
nfach  ausgedehnte  Gebilde  von  endlicher  Größe 
(feste  Punctsystem^  überall  hin  ohne  Dehnung 
beweglich  seien.  Dies  führt  ihn  dann  auf  den 
Fall  des  wirklichen  Raumes,  der  diese  Forderung 
erfüllt.  Dabei  zeigt  sich  indessen,  dass  die  For¬ 
derung  der  Unendlichkeit  seiner  Ausdehnungen, 
welche  die  gewöhnliche  Geometrie  aufstellt,  durch 
die  zu  Grunde  gelegten  Postulate  nicht  mit  ein¬ 
geschlossen  ist. 

Meine  eigene  Untersuchung  unterscheidet  sich 
von  der  Riemann’s  dadurch,  dass  ich  den 
Einfluss  dieser  zulezt  eingeführten  Beschränkung, 
die  den  wirklichen  Raum  von  anderen  mehrfach 
ausgedehnten  Mannigfaltigkeiten  unterscheidet, 
auf  die  Begründung  des  den  Angelpunct  der 
ganzen  Untersuchung  bildenden  Satzes,  wonack 
das  Quadrat  des  Linienelements  eine  homogene 
Function  zweiten  Grades  von  den  Differentialien 
der  Goordinaten  ist,  näher  untersucht  habe.  Es 
lässt  sich  zeigen,  dass  wenn  man  die  Forderung 
einer  unbedingt  freien  Beweglichkeit  in  sich 
fester  Figuren  ohne  Formänderung  in  allen  Thei- 
len  des  Raumes  von  Axifang  an  festhält ,  Rie- 


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197 


mann 's  Ansgangshypothese  als  Folgerung  aus 
yiel  weniger  beschränkten  Annahmen  hergeleitet 
werden  kann. 

Mein  Ausgangspunct  war,  dass  alle  urspüng- 
liche  Baummessung  auf  Beobachtung  der  Con- 
gruenz  beruht;  die  Geradlinigkeit  der  Licht¬ 
strahlen  ist  offenbar  eine  physikalische  That- 
sache,  die  sich  auf  besondere  Erfahrungen  eines 
anderen  Gebietes  stützt,  und  für  den  Blinden, 
der  doch  auch  vollständige  Ueberzeugung  von 
der  Bichtigkeit  geometrischer  Sätze  gewinnen 
kann,  gar  kein  Gewicht  hat»  Von  Congruenz 
kann  man  aber  überhaupt  nidit  reden,  wenn 
nicht  feste  Körper  oder  Punctsysteme  in  unver¬ 
änderlicher  Form  zu  einander  bewegt  werden 
können,  und  wenn  Congruenz  zweier  Bäumgrö¬ 
ssen  nicht  ein  unabhängig  von  allen  Bewegun¬ 
gen  bestehendes  Factum  ist.  Die  Möglichkeit 
der  Baummessung  durch  Gonstatirung  von  Con¬ 
gruenz  habe  ich  also  von  Anfang  an  vorausge¬ 
setzt,  und  mir  die  Aufgabe  gestellt,  die  allge¬ 
meinste  analytische  Form  einer  mehrfach  aus¬ 
gedehnten  Mannigfaltigkeit  zu  suchen ,  in  der 
die  dabei  verlang  Art  der  Bewegungen  mög¬ 
lich  ist. 

Bei  diesem  veränderten  Wege  fehlte  meiner 
Arbeit  die  grosse  Allgemeinheit,  welche  Bie- 
mann's  Analyse  vor  der  Einführung  der  oben 
erwähnten  Beschränkung  erreicht  hat.  Nach  der 
Einführung  derselben  stimmen  meine  Besultate 
mit  den  seinigen  vollkommen  überein. 

§.  1. 

Die  Hypothesen,  die  der  Untersuchung 
zu  Grunde  liegen. 

I.  Der  Baum  von  n  Dimensionen  ist  eine 
nfach  ausgedehnte  Mannigfaltigkeit,  das  heisst. 


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198 


das  bestimmte  Einzelne  in  ihm,  der  Punct,  ist 
bestimmbar  durch  Abmessung  irgend  welcher, 
continuirlich  und  unabhängig  von  einander  ver¬ 
änderlicher  Grössen  (Coordinaten)  deren  Anzahl 
n  ist.  Jede  Bewegung  eines  Punctes  ist  daher 
begleitet  von  einer  continuirlichen  Aenderung 
mindestens  einer  der  Coordinaten.  Sollten  Aus¬ 
nahmen  Vorkommen,  wo  entweder  die  Aenderung 
discontinuirlich  wird,  oder  trotz  der  Bewegung 
gar  keine  Aenderung  sämmtlicher  Coordinaten 
stattfindet,  so  sind  diese  Ausnahmen  doch  be¬ 
schränkt  auf  gewisse  durch  eine  oder  mehrere 
Gleichungen  begrenzte  Orte  (also  Puncte,  Li¬ 
nien,  Flächen  u.  S.W.),  die  zunächst  von  der  Un¬ 
tersuchung  ausgeschlossen  bleiben  mögen. 

Zu  bemerken  ist,  dass  unter  Continuität  der 
Aenderung  bei  der  Bewegung  nicht  nur  gemeint 
ist,  dass  alle  zwischen  den  Endwerthen  der  sich 
ändernden  Grössen  liegenden  Zwischenwerthe 
durchlaufen  werden,  sondern  auch,  dass  Difife- 
rentialquotienten  existiren,  das  heisst,  dass  die 
Verhältnisse  der  zusammengehörigen  Aenderungen 
der  Coordinaten  sich  bei  zunehmender  Verrin¬ 
gerung  der  Grösse  dieser  Aenderungen  einem 
festen  Verhältnisse  nähern. 

Diese  Hypothese  liegt  auch  Ri emann’s  Ar¬ 
beit.  zu  Grunde,  auf  welche  ich  betreflTs  der  nä¬ 
heren  Erläuterung  und  Begründung  verweisen 
darf. 

n.  Es  wird  die  Existenz  von  beweglichen 
aber  in  sich  festen. Körpern,  beziehlich  Punct- 
systemen,  vorausgesetzt,  wie  sie  nöthig  ist,  um 
Vergleichung  der  Baumgrössen  durch  Congruenz 
vornehmen  zu  können.  Da  wir  hier  noch  keine 
speciellen  Messungsmethoden  der  Raumgrössen 
vorauBsetzen  dürfen,  so  kann  die 'Definition  eines 
festen  Körpers  an  dieser  Stelle  nur  folgende  sein : 


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199 


Zwischen  den  2w  Goordinaten  eines  je¬ 
den  Pnnctpaares,  welches  einem  in  sich 
festen  Körper  angehört,  besteht  eine 
von  der  Bewegung  des  letzteren  unab¬ 
hängige  Gleichung,  welche  für  alle 
congruenten  Punctpaare  die  gleiche  ist. 

Congruent  sind  solche  Punctpaare,  welche 
gleichzeitig  oder  nach  einander  mit  demselben 
Punctpaare  des  Raumes  Zusammenfällen  können. 

Troz  ihrer  anscheinend  so  unbestimmten  Fas¬ 
sung  ist  diese  Definition  eines  festen  Körpers 
äusserst  folgenreich,  weil  nach  ihr  zwischen  m 

Puncten  — ^  'Gleichungen  bestehen  müs- 

sen,  während  die  Anzahl  der  darin  enthaltenen 
Unbekannten,  der  Goordinaten,  mn  ist,  und  von 

diesen  noch  wieder  eine  Anzahl,  nämlich 


der  veränderlichen  Lage  des  festen  Systems  ent¬ 
sprechend  verfügbar  bleiben  müssen.  Also  ha¬ 
ben  wir,  wenn  m  >  w  +  1  hierbei  V2  (vn  —  n)  X 
(m  —  n  —  1)  Gleichungen  mehr  als  Unbekannte. 
Daraus  folgt,  dass  nicht  jede  beliebige  Art  von 
Gleichungen  zwischen  den  Goordinaten  je  zweier 
fester  Puncte  bestehen  kann,  sondern  dass  diesen 
Gleichungen  ganz  besondere  Eigenschaften  zu¬ 
kommen.  Daraus  ergiebt  sich  also  das  bestimmte 
analytische  Problem,  die  Art  dieser  Gleichungen 
näher  zu  bestimmen. 


Ich  bemerke,  dass  das  oben  aufgestellte  Po¬ 
stulat,  wonach  im  Baum  für  je  zwei  fest  ver¬ 
bundene  Puncte  eine  Gleichung  besteht,  den 
Baum  vom  System  der  Farben  scheidet.  In  die¬ 
sem  besteht  mittels  des  Mischungsgesetzes  im  All¬ 
gemeinen  erst  zwischen  fünf  Puncten  eine  Glei¬ 
chung,  oder  in  dem  specielleren  Falle,  wo  eine 


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200 


Farbe  aus  drei  andern  mischbar  ist ,  zwischen 
diesen  dreien.  Im  Raume  würde  dem  der  Fall 
entsprechen,  wenn  alle  festen  Körper  nach  drei 
Hauptaxenrichtungen  hin  beliebig  dehnbar  wä¬ 
ren.  Die  oben  gegebene  Definition  der  Festig¬ 
keit  ist  also  die  Definition  des  höchsten  denk¬ 


baren  Grades  relativer  Festigkeit. 

in.  Es  wird  vollkommen  freicBeweg- 
lichkeit  der  festen  Körper  vorausge¬ 
setzt;  das  heisst,  es  wird  vorausgesetzt,  dass 
jeder  Punct  derselben  an  den  Ort  jedes  andern 
continuirlich  übergehen  könne,  so  weit  er  nicht 
durch  die  Gleichungen,  die  zwischen  ihm  und 
den  übrigen  Puncten  des  festen  Systems  beste¬ 
hen,  zu  dem  er  gehört,  gebunden  ist. 

Der  erste  Punct  eines  in  sich  festen  Systems 
ist  also  absolut  beweglich.  Wenn  er  festgestellt 
ist,  besteht  für  den  zweiten  Punct  eine  Glei¬ 
chung,  und  eine  seiner  Coordinaten  wird  Func¬ 
tion  der  (n  —  1)  übrigen.  Nachdem  auch  der 
zweite  festgestellt  ist,  bestehen  zwei  Gleichun- 
•  gen  für  den  Dritten  u.  s.  w.  Im  Ganzen  sind 


Grössen  zur  Bestimmung  der  Lage 


eines  in  sich  festen  Systems  erforderlich. 

Aus  dieser  Annahme  und  der  unter  II  auf¬ 


gestellten  folgt,  dass  zwei  in  sich  feste 
Punctsysteme  A  und  JB,  die  in  einer  er¬ 
sten  Lage  von  A  zur  Gongruenz  ent¬ 
sprechender  Puncte  gebracht  werden 
konnten,  auch  in  jeder  andern  Lage 
von  A  zur  Gongruenz  aller  derselben 
Puncte,  die  vorher  congruirten,  müs¬ 
sen  gebracht  werden  können.  Das  heisst 
mit  andern  Worten,  die  Gongruenz  zweier  Raum¬ 
gebilde  ist  nicht  von  ihrer  Lage  abhängig,  oder 
alle  Theile  des  Baumes  sind,  wenn  von  ihrer 


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201 


Begrenzung  abgesehen  wird,  unter  einander  con- 
gruent,  wie  alle  Stücke  derselben  Kugelfläche 
von  ihrer  Begrenzung  abgesehen,  der  Plächen- 
wölbung  nach  einander  congruent  sind. 

Das  Gesichtsfeld  zeigt  eine  beschränktere 
Beweglichkeit  der  Netzhautbilder  auf  der  Netz¬ 
haut.^  Welche  eigenthümliche  Folgen  daraus 
für  die  Abmessungen  der  Distanzen  mittels  des 
Augenmaasses  herfliessen ,  habe  ich  in  meiner 
physiologischen  Optik  auseinander  gesezt. 

IV.  EndHch  müssen  wir  dem  Raume  noch 
eine  Eigenschaft  beilegen,  die  der  Monodro- 
mie  der  Functionen  einer  complexen  Grösse 
analog  ist,  und  die  sich  darin  ausspricht,  dass 
zwei  congruente  Körper  auch  noch  congruent 
sind,  nachdem  der  eine  eine  Umdrehung  um  ir¬ 
gend  eine  Rotationsaxe  erlitten  hat.  Drehung 
ist  analytisch  dadurch  characterisirt,  dass  eine 
gewisse  Anzahl  von  Puncten  des  bewegten  Kör¬ 
pers  während  der  Bewegung  unveränderte  Co- 
ordinaten  behalten,  Umkehr  der  Bewegung  da¬ 
durch  ,  dass  früher  durchlaufene  continuirlich  in 
einander  übergehende  Werthcomplexe  der  Co- 
ordinaten  rückwärts  durchlaufen  werden.  Wir 
können  die  betrefibnde  Thatsache  so  aussprechen: 
Wenn  ein  fester  Körper  sich  um  —  1 
seiner  Puncte  dreht,  und  diese  so  ge¬ 
wählt  sind,  dass  seine  Stellung  nur  noch 
von  einer  unabhängig  Veränderlichen 
abhängt,  so  führt  die  Drehung  ohne 
Umkehr  schliesslich  in  die  Anfangs¬ 
lage  zurück,  von  der  sie  ausgegan¬ 
gen  ist. 

Wir  werden  sehen,  dass  diese  letztere  Eigen¬ 
schaft  des  Raums  nidit  nothwendig  vorhanden 
zu  sein  braucht,  wenn  auch  unsere  drei  ersten 
Bedingungen  erflillt  sind.  Sie  musste  deshalb. 


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202 


so  selbstYerständlicli  sie  erscheinen  mag,  als  be¬ 
sondere  Eigenschaft  aufgeführt  werden. 

Die  gewöhnliche  Geometrie  setzt  diese  letzte 
Eigenschaft  stillschweigend  voraus,  wenn  sie 
den  Ereis  als  geschlossene  Linie  behandelt,  sie 
setzt  die  Postulate  11  und  HI  bei  den  Congru- 
enzsätzen  voraus,  da  die  Existenz  in  sich  fester 
und  übrigens  frei  beweglicher  Körper  von  den 
dort  angegebenen  Eigenschaften  die  Vorbedin¬ 
gung  jeder  Congruenz  ist.  Sie  setzt  die  Conti- 
nuität  und  die  Dimensionen  des  Raumes  eben¬ 
falls  voraus.  Es  sind  diese  Satze  hier  nur  in 
analytische  Form  gebracht,  da  sich  ohne  deren 
Anwendung  deren  Sinn  gar  nicht  bestimmt  aus¬ 
sprechen  lässt. 

§.2. 

Die  Folgerungen  aus  den  vorausgeschickten 
Sätzen  werde  ich  ziehen  unter  der  Voraus¬ 
setzung  von  drei  Dimensionen. 

Ich  bemerke  ferner,  dass,  da  es  sich  im  Fol¬ 
genden  nur  um  die  Begründung  von  Riemann's 
die  Differentialien  der  Coordinaten  betreffenden 
Satz  handelt,  ich  die  Annahmen  ü,  DI  und  IV 
nur  für  Puncte  mit  unendlich  kleinen  Coordina- 
tenunterschieden  an  wenden  werde,  so  dass  also 
nur  für  die  unendlich  kleinen  Raumelemente 
die  von  der  Begrenzung  unabhängige  Congruenz 
vorausgesetzt  wird. 

Es  seien  m,  t;,  w  die  Coordinaten  eines  Punc- 
tes,  der  einem  festen  Körper  angehört,  in  der 
ersten  Lage  dieses  Körpers. 

Es  seien  r,  ^  die  Coordinaten  desselben 
Punctes  in  einer  zweiten  Lage  des  festen  Kör¬ 
pers.  Dieselben  werden  Functionen  von  u,v,w 
und  sechs  Constanten  (Stellungsconstanten)  sein 
müssen,  welche  die  neue  Lage  des  festen  Körpers 


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203 


bestimmen.  Es  werden  der  Annahme  I  entspre¬ 
chend,  r,  8  und  t  sich  mit  w,  v,  w  continuirlich 
ändern  müssen,  mit  eventueller  Ausnahme  sol¬ 
cher  Stellen,  wo  Bewegung  des  Punctes  discon- 
tinuirliche  Aenderungen  der  Coordinaten  hervor¬ 
bringt.  Wo  dies  nicht  der  Fall  ist,  werden  wir 
also  haben 


,  du  du  ..  du  . 

du  =  dr  —  ds  A — ^  dt 
dr  '  ds  ^  dt 


dv 


dv 


dv 


dv  =  dr  ds  —  dt 

dr  ds  dt 


dw  dw  dw 

dw  =  ^  dr  +  ~  ds  +  ^dt. 

dr  ds  dt 


worin  die  Differentialquotienten  Functionen  der 
w,  v,  w  oder  der  von  ihnen  abhängigen  r,  s,  t 
sind ,  und  ausserdem  Functionen  der  sechs  Stel- 
lungsconstanten. 

Die  Functionaldeterminante  der  w,  v^w  wird 
hierbei  nicht  verschwinden  können,  mit  Aus¬ 
nahme  etwa  solcher  Orte,  wo  entweder  die  w,  v,  w 
oder  die  r,  s,  t  nicht  ausreichen  zur  Bestimmung 
der  vollständigen  Lage  eines  Punctes. 

Lassen  wir  andererseits  den  festen  Körper 
übergehn  aus  der  ersten  Lage,  wo  die  Coordi¬ 
naten  seiner  Puncte  w,  v,  w  waren  in  eine  dritte, 
wo  sie  g,  er,  T  sind.  Wir  werden  wiederum  haben 

,  du  ^  ,  du  ^  ,  du  ^ 

dw  ==:  -5-  do  4-  3-  der  4-  —  a» 
dq  d(f 


dt 


dv  : 

dw ! 


dv  .  dv  .  ,  dv  j  .  . 

_  der  _  d»  )  la 

dw  ^  ,  dw  ,  ,  dw  , 


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204 


und  auch  hier  wird  die  Functioualdeterminante 
nicht  Nall  seyn  können,  beides  unter  Ansschlie- 
Bsung  derselben  Ausnahmen,  wie  oben. 

Nun  werden  wir  von  den  sechs  Constanten, 
welche  die  Stellung  des  festen  Körpers  in  der 
zweiten  Lage  bestimmen,  drei  so  wählen  kön¬ 
nen,  dass  die  Lage  des  Functes  t;,  w  in  der 
zweiten  Stellung  des  Systems  dieselbe  ist,  wie 
die  desselben  Functes  in  der  dritten  SteUung, 
(Annahme  lY)  so  dass  also 


r  =  Q  ,  $  =  ü  ,  t  =  t 


wird.  Setzt  man  nun  die  Werthe  von  dUy  dv^  dto 
aus  der  Gleichung  1  in  die  Gleichung  la,  so 
erhält  man  dr,  ds  und  dt  linear  und  homogen 
ausgedrückt  durch  do  und  dr^  oder  letztere 
durch  erstere.  Da,  wie  bemerkt,  die  Determi¬ 
nanten  der  Gleichungen  l  und  la  nicht  Null 
werden  können,  so  weit  die  Goordinaten  ausrei¬ 
chend  sind  zur  Bestimmung  der  Lage  der  be¬ 
treffenden  Functe,  so  lässt  sich  unter  dieser 
Voraussetzung  auch  immer  ein  solcher  linearer 
Ausdruck  herstellen,  welchen  wir  schreiben  können 


dv  =!  u4o  dQ  .Bo  dcf  Cb  dt 
ds  =  AidQ~\- Bl  da‘\-  Ci  dt 
dt  =  As  d^  -}-  jBs  dfS  -}-  Cs  dt. 


2 


Dass  sich  dergleichen  lineare  Ausdrücke,  ab¬ 
gesehen  von  den  erwähnten  speciellen  Ausnahms- 
lallen,  müssen  herst;ellen  lassen,  ergiebt  sich  da¬ 
raus,  dass  der  Punct  r,  s,  t  den  wir  hier  be¬ 
trachten  zu  Uj  t;,  w  keine  durch  die  Natur  der 
Aufgabe  gesetzte  besonders  ausgezeichnete  Be¬ 
ziehung  hat,  sondern  ganz  beliebig  ist;  ebenso 


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205 


der  Panct  f,  er,  t.  Also  müssen  die  Gleichungen 
1  und  la  im  allgemeinen  Falle  richtig  sein,  und 
aus  denen  folgt  2.  Direct  würde  2  nicht  mit 
gleicher  Sicherheit  aufgestellt  werden,  da  bei 
einer  Bewegung,  wobei  der  Punct  r,  s,  t  liegen 
bleibt,  dieser  allerdings  zu  er,  v  in  einer  be¬ 
vorzugten  Beziehung  stehen  würde,  die  möglicher 
Weise  bewirken  könnte,  dass  die  ersten  Diffe¬ 
rentialquotienten  sämmtlich  verschwänden. 

Der  Punct,  welcher  in  der  ersten  Lage,  die 
Coordinaten  u  du  ^  t?  -J-  eZv,  w  dw  hat, 
hat  in  der  zweiten  Lage  die  Coordinaten  r  -)-  eZr, 
s  -f-  cZä,  Z  +  (ZZ  und  in  der  dritten  die  Coordi¬ 
naten  q  +  dq^  a  +  eZtf,  «  -J-  cZt  und  die  Grö¬ 
ssen  (Zr,  OS,  dt  beziehen  sich  also  auf  denselben 
Punct  in  einer  andern  Lage  des  Systems,  zu 
dem  er  gehört,  wie  dq^  der,  dt.  In  den  Glei¬ 
chungen  2  ist  das  allgemeinste  Gesetz  zwischen 
diesen  Grössen  aui^esprochen ,  welches  bestehen 
muss,  wenn  der  Kaum  von  drei  Dimensionen 
durch  drei  continuirlich  veränderliche  Grössen 
messbar  sein  soll. 

Im  Folgenden  werde  ich  die  Bezeichnung 
einführen« 


dr  a=  €X 


dq  = 


ds  ^  ey 
dt  =  sa 


da  =  SV 


>  2a 


dt  =  s[ 


worin  s  eine  verschwindend  kleine  Grösse  be¬ 
deuten  soll.  Wir  haben  dann 


X  —  ji.0  ^  -f*  JBo  V  -j-  Co  C 

y  =  Aig  +  Siv+Ci[ 

Js  g  +  B2  V  +  Cst 


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206 


Die  Coefficienteu  -4,  jß,  C  hängen  in  diesen 
Gleichungen  ab  von  den  drei  noch  verfügbaren 
Stellungsconstanten ,  welche  die  Stellung  des 
Systems  in  der  zweiten  Lage  bestimmen;  wir 
wollen  dieselben  mit  p%  p'  und  p'"  bezeichnen. 
Wenn  wir  dieseConstanten  sich  um  die  verschwin¬ 
dend  kleinen  Grössen  dp\  dp\  dp"''  ändern  las¬ 
sen,  so  ändert  sich  die  zweite  Lage  des  Systems, 
und  mit  ihr  die  Werthe  z  um  dx^  dy^  dz. 
Bezeichnen  wir  mit  ff  eine  neue  Variable,  und  se¬ 
tzen  bei  der  vorausgesetzten  kleinen  Verschiebung 

or  dÄn  n  ,  ,  dÄn  ,  ,,  ,  dÄn  j.  ) 

und  geben  den  Buchstaben  und  Sn  die  ent¬ 
sprechende  Bedeutung  für  die  B  und  C7,  so  wird 
dx 

^  +  «0  t;  +  Süf 


dz 


=  äi  ?  +  öl  v  +  Si  C  >  3a 


^  =  sis?  +  ®si;  + 

und  wenn  wir  in  diesen  Gleichungen,  die  «N  i 
aus  1  und  la  und  2a  linear  durch  x,  y,  z  aus- 
drücken,  was  nach  dem  oben  gesagten  immer 
gehen  muss,  so  erhalten  wir  Andrücke  von  der 
Form 

dx 

^  =  do  X  -f-  bo  y  -f“  ^  ^ 

^  —  axx  hiy  -{■  cie  ^  3b 
dz 

—  =  aja:  +  ^ 


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207 


Da  jede  der  Grossen  b,  c  drei  der  will- 
kührlich  veränderlichen  Grössen  dp%  dp\  dp** 
einschliesst,  so  kann  es  eine  unendliche  Anzahl 
solcher  Transformationssjsteme  geben.  Aber 
zwischen  den  Goefficienten  von  je  vieren  der¬ 
selben  wird  immer  durch  Elimination  von  dp*^ 
dp'  und  dp"  ein  System  linearer  Gleichungen 
gewonnen  werden  können , 

(^n=fan'  + 

hf^fhp  -^ghp'  +  hip'" 

^9  f  c  q  g  Cq'  b  Cq 


WO  h  Constanten  sind,  und  n,  jp,  g  irgend 
welche  der  Indices  0,  1,  2  bedeuten. 

Sind  die  Systeme  oo'  etc.,  ao"  etc.,  ao'*  etc. 
selbst  von  der  Art,  dass  zwischen  ihren  Coeffi- 
cienten  kein  solches  System  von  Gleichungen 
besteht,  wie  das  eben  aufgestellte,  so  wird  sich 
also  jedes  andere  System,  welches  einer  mög¬ 
lichen  Bewegung  entspricht,  linear  durch  die 
Coefficienten  a\  a  \  a"  etc.  ausdrücken  lassen, 
und  jede  Summe  von  der  Form  der  obigen  Aus¬ 
drücke  für  pn,  bp  und  Cq  mit  beliebigen  Gon¬ 
stanten  /,  g,  h  wird  einer  möglichen  Bewegung 
entsprechen.  Eine  andere  Bestimmung  der  ver¬ 
schiedenartigen  Bewegungen  dieser  Art  ist  dadurch 

fegeben,  dass  laut  Annahme  III,  nachdem  ein 
*unct  des  Systems  r,  $,  t  festgestellt  ist,  noch 
jeder  andere  Punct  als  ruhend  festgestellt  wer¬ 
den  kann,  ohne  dass  die  Bewegung  dadurch  un¬ 
möglich  gemacht  wird.  Wir  müssen  also  die 


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208 


Grossen  dp\  dp*  und  dp**  so  al^ndern  können, 
dass  för  beliebig  gegebene  Werthe  von  ^o, 
werden  könne: 

0  =  oo  ^0  -j”  fto  yo  -|-  Cö  jto 

0  =  ai  -f“  yo  4”  ^0 

0  =  a*  iPo  4*  “f“  ^ 

was  nur  geschehen  kann,  wenn  für  alle  unend¬ 
lich  kleinen  Drehungen  des  Systems  die  Bedin¬ 
gung  erfüllt  ist,  dass  die  Determinante  der  Co- 
efficienten 

^0  ,  öo  ,  Co 

(h  1  6i  t  ^  =0 . ji* 

Os  f  t  Cs 

Der  ersten  unendlich  kleinen  Verschiebung, 
durch  welche  fl  m  x  mx  dx^  y  m 

y  +  ^yi  xf  in  xf  +  disr  übergegangen  ist,  kön¬ 
nen  wir  eine  zweite  derselben  Art  und  derselben 
Grösse  folgen  lassen.  Nennen  wir  das  System 
in  seiner  ersten  Lage  Ai  in  der  zweiten  Agy 
und  denken  wir  beide  gleichzeitig  bestehend,  so 
decken  sich  die  Puncte  (a?  +  dXy  y  +  dy^  xr  +  de) 
in  Al  mit  den  Puncten  in  .As,  welche  ursprüng¬ 
lich  die  Lage  {Xy  y,  xr)  hatten.  Lassen  wir  nun 
mit  A\  dieselbe  Verschiebung  Vorgehen,  durch 
welche  es  ursprünglich  in  As  verwandelt  wurde, 
so  wird  auch  As  in  eine  neue  Lage  As  kom¬ 
men,  und  fl  auf  fl  2dfl  wachsen.  Dabei  wer¬ 
den  nach  dem  Schlusssatz  der  Annahme  UI  die 
Puncte,  welche  vor  der  ersten  Verschiebung  die 


209 


Coordinaten  y,  0  hatten,  jezt  diejenige  Lage 
erhalten,  welche  bei  der  ersten  Verschiebung 
die  Puncte  mit  den  Coordinaten  x  -f“  äx^  y  +  dy, 
z  dz  erhalten  haben.  Dies  können  wir  so  oft 
wiederholen,  als  wir  wollen. 

Bei  jeder  solchen  Verschiebung  werden  die 
Puncte  mit  den  Coordinaten  (a;,  y,  z)  gerade 
ebenso  entsprechend  den  Gleichungen  2b  in 
{x  +  dic,  y  +  dy,  z  -|-  dir)  übergehen,  wiedas 
erste  Mal.  Werden  also  dieselben  Verschiebun¬ 
gen  continuirlich  fortgesetzt,  so  bleiben  die  Co- 
efficienten  a,  c  der  Gleichungen  2b  constant, 
während  17  der  Zeit  proportional  wächst,  und 
wenn  man  sie  auf  einen  bestimmten 
Punct  des  bewegten  Systems  bezieht,  sich  so 
verändern,  wie  es  die  Gleichungen  3b  vorschrei¬ 
ben,  wenn  man  darin  ^  als  DifFeren- 

dti  äff 

tialquotienten  betrachtet. 

Um  die  Integration  der  Gleichungen  3b  aus¬ 
zuführen,  suchen  wir  vier  neue  Constanten  mit¬ 
tels  folgender  Gleichungen 

Zä  =  Zoo  +  mai  +  na% 

♦nÄ  =  Z60  +  mhi  -f-  nb%  4a 

nh  =  Ico  -f  mci  +  ncs. 

Durch  Elimination  von  Z,  w,  n  geben  diese  die 
Determinante: 

Oo  —  A  ,  ai  ,01 

&o  ,  Al  —  h  j  bi  SS  0  ^  4b 
Co  1  Ci  t  —  A 

17 


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210 


Es  ist  dies  eine  Gleichung  dritten  Grades  nach 
Ä,  welche  also  drei  Wurzeln  giebt.  Jede  dieser, 
in  die  Gleichungen  4a  gesetzt,  giebt  ein  System 
von  Werthen  für  Z,  m,  w,  wobei  je  eine  dieser 
Constanten  willkührlich  bleibt. 

Sind  die  Gleichungen  4a  erfüllt,  so  folgt 
aus  3b 


^  I  Za?  +  my  +  I  =  ä  |  Za?  -f-  | 

oder  wenn  wir  die  Integrationsconstante  mit  Ä 
bezeichnen : 


Ix  my  m  =  Ae^n . |  5 

und  zwar  gelten  die  Gleichungen  4c  und  5  für 
jedes  der  drei  Systeme  von  Werthen,  welches 
die  Gleichungen  4a  und  4b  liefern. 

Wegen  der  Gleichung  4  muss  einer  der  Werthe 
von  h  gleich  Null  sein.  Für  diesen  ist 

Zoa?4"^y  +  ^o^  =  Const . |  5a 

Die  beiden  andern  h\  und  h%  können  reelle 
oder  complexe  conjugirte  Grössen  sein.  Im  er- 
steren  Palle  sind  auch  die  zugehörigen  n 

reell,  im  zweiten  complex. 

Sind  die  beiden  Wurzeln  hi  und  Äs  reell,  so 
folgt  aus  den  Gleichungen  von  der  Form  5, 
dass  die  zugehörigen  Grössen  (hx 
so  wie  (Zsa?  -|-  msy  -|-  ws-s?)  sich  vom  Werthe  0 
bis  +  OO  continuirlich  verändern  können,  aber 
ohne  Umkehr  oder  Sprung  können  sie  nicht, 
wie  Postulat  IV  fordert,  zu  einem  früheren  Werthe 
zurück  kehren ;  daher  können  das  auch  die  Grö¬ 
ssen  a?,  y,  0  selbst  nicht  thun.  Dasselbe  gilt 
auch  für  den  Pall,  wo  hi  und  Äs  gleich  gross 


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211 


sind.  Man  erhält  dann  eine  lineare  Function 
der  x.v,  0.  welche  eine  andere, 


welche  gleich  e 

welche  gleich  ist.  Eben  so  gilt  dasselbe 
auch,  wenn  Al  und  Äa  gleichzeitig  verschwin¬ 
dend  kkin  werden,  also  dem  Werthe  Ao  =  0 
sehr  nahe  kommen.  Man  kann  dann  drei  line¬ 
are  hnnctionen  zusammensetzen.  Von  denen  eine 
con^nt,  eine  gleich  eine  gleich  ist. 

Mähen  Ai  und  Aa  dagegen  complexe  Werthe, 
so  itt  dasselbe  auch  der  Fall  mit  den  zugehörigen 
l, »»,  M.  Setzmi  wir  alsdann  ^ 


hl  =  S'  toi 

Zi  =  Ao  “l“  Ali 

«n  *=  /»o  + 

«1  =  vo  -j-  Vli 

so  wird 


ha  &  —  Mi 

&  =  Ao  —  Ali 
ma  =  fto  —  (iii 
«a  »  i'o  —  Pli. 

cos[an|^  -j-  c) 
8in(coi7  +  c). 

0^ 


X  -f-  fMoy  3^0  XI  =s 

&9f 

hl  X  -)-  fti  y  Pi  0  =  A.e 

In  diesem  Falle  ist 

(Ao a:  +  IM,}/  -f-  Po^y  -j-  ßi  ^  +  f*it/-\-vi 
=  .  .  .  .  }  5b 


Diese  Gleichung  macht  es  ebenfalls  unmög¬ 
lich,  dass  X, }/,  0  ohne  Umkehr  und  ohne  Sprung 
zu  ihren  früheren  Werthen  zurückkehreh,  wenn 
nicht  ^  a  0, 

Das  unter  IV  anfgestellte  Postulat  kann  also 
nnr  dann  erföllt  werden,  wenn  die  Wurzeln  der 
Gleichung  4h,  welche  nicht  Null  sind,  rein  ima- 


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212 


ginär  werden.  Das  geschieht  laut  Gleichung 
4b,  wenn 

oo  +  6i  +  =  0 . }  b 

Wir  haben  also  schliesslich  zur  Bestimmung 
von  Xy  z  als  Function  von  y  die  drei  Glei¬ 
chungen 

&)a?  +  woy-|-wo;er  =  Const. 

^  i*?  +  /Mo  y  +  vo  ^  =  -4  cos  {fzfi  +  c)  >  6a 
Al  a?  +  /wi  y  -j-  vi  ;er  =  sin  (aiy  -f-  c).  , 

Die  Determinante 

2o  ,  ^  )  ^0 

Ao  ,  fio  ,  vo 

Al  ,  /Ml  ,  n 

kann  nicht  Null  werden,  ohne  dass  eine  Glei¬ 
chung  besteht,  welche  y  constant  setzt,  also  die 
Bewegung  aufhebt.  Folglich  können  die  Grö¬ 
ssen  y,  z  aus  den  drei  Gleichungen  6a  ein¬ 
deutig  bestimmt  werden  als  Functionen  von  y. 


Von  hier  ab  wird  es  die  Rechnung  verein¬ 
fachen,  wen  wir  statt  der  Grössen  a?,  y,  z  die 
drei  oben  gefundenen 

•2C  =  ?o  Ä?  -|-  Wo  y  -)-  Wo  z 
Y  =  Ao  a?  -|-  /Mo  y  yo  z 
Z  =  Xix  ikiy  ^  riz 


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213 


in  die  Rechnung  einfuhren ,  aus  denen  wir  die 
y,  z  immer  wieder  eindeutig  bestimmt  finden 
können. 

Wir  haben  bisher  erst  eine  Art  der  Drehung 
untersucht,  bei  der  ein  Punct  yo,  ^ero  fest  blei¬ 
ben  sollte.  Nun  ist  nach  6a  bei  der  untersuch¬ 
ten  Bewegung 


dfi 


=  —  mZ 


Die  letztem  beiden  Grössen  sind  also  gleich 
Null  für  diejenigen  Puncte,  für  welche 


r  =  Z  =  0. 


Das  sind  die  Puncte,  welche  bei  der  bisher  be¬ 
trachteten  Bewegung  in  Ruhe  bleiben. 


§.  3. 

Wir  haben  nun  noch  die  anderen  Arten  der 
Drehung  des  Systems  zu  untersuchen.  Wie 
oben  bemerkt  wurde ,  können  wir  jeden  andern 
Punct  des  Systems  während  der  Drehung  als 
ruhend  setzen. 

Nehmen  wir  eine  zweite  Drehung  an,  bei 
welcher  die  Puncte  X  =  Z  =  0  in  Ruhe  blei¬ 
ben;  nennen  wir  die  der  Zeit  proportional  wach¬ 
sende  Variable  dabei  5',  so  können  wir  Schreiben 


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214 


dii' 

dY 


=  CU)  X  ~{“  0  yo  Z 


=s«iZ+0  +  mZ)v 


dZ 

dti 


^  =  a,  X  +  0  +  y»Z. 


Die  mittlere  Verticalreihe  der  Coefficienten 
musste  gleich  Null  gesetzt  werden,  weil  für 
X  =  ^  =  0  die  Differeutialquotienten  der  liu- 
ken  Seite  gleich  Null  werden  sollen. 

Die  beiden  Bedingungen  der  Gleichungen  4 
imd  6,  denen  jedes  System  von  Coefficienten  un¬ 
terworfen  sein  muss,  wenn  es  in  sich  zurücklau¬ 
fende  Drehungen  geben  soll,  reduciren  sich 
hier  auf 


oo  -f-  y»  =  0 


7a 


Für  eine  dritte  Drehung  setzen  wir  die  Be¬ 
dingung,  dast  die  Puncte  an  ihrer  Stelle  bleiben, 
für  welche  X  =  X  =  0.  Die  der  Zeit  pro¬ 
portional  wachsende  Veränderliche  sei  17",  so 
können  wir  schreiben 


dX 


d^ 

dtf" 


OoX  -f  bo  r  -f  0  j 
Ol  X  -I-  bl  r  -f-  0  l 
0»  X  bi  X  -}-  -O.  I 


8 


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215 


und  dazu  die  Bedingung 

öo  bl  =  0  .  ...  j  8a 

Aus  der  in  Gleichung  3  gegebenen  Form  der 
Coefficienten  geht  nun,  wie  dort  schon  bemerkt 
wurde,  hervor,  dass  wenn  zwei  Systeme  von  Co¬ 
efficienten  den  Bedingungen  der  Aufgabe  genü¬ 
gen,  auch  die  Summe  de^  entsprechenden  Co¬ 
efficienten  ein  diesen  Bedingungen  genügendes 
System  bilden  muss. 

Wenden  wir  dies  auf  6b  und  7  an,  so  folgt 


«0 

0 

yo 

«1 

0 

1 

8 

«2 

«0 

—  oo 

oder 

«0  —  69  («0  n  —  «1  yo)  =  0. 

Da  die  Coefficienten  jedes  dieser  Systeme  eine 
willkührliche  Constante  als  Factor  enthalten,  so 
muss  einzeln  sein 

oo  =  0  und  also  auch  yg  =  0 
ferner  «lyo  =  0. 


Nun  kann  yo  nicht  gleich  Null  gesetzt  wer¬ 
den,  ohne  gegen  das  Postulat  IV  zu  verstossen, 
da  dann  aus  den  Gleichungen  7  folgen  würde 

^  =  0  also  Z  =  0 

und  Z  =  a%Gi(  +  ü 
Y  =  «iCi?'  +  nOfi  +  +  O' 

wo  C,  C  und  0"  Constanton  sind.  Das  würde 


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216 


eine  nicht  in  sich  zurücklaufende  Drehung  re- 
präsentiren. 

Auch  a2  kann  aus  demselben  Grunde  nicht 
Null  werden  wie  ich  hier  gleich  bemerken  will. 

Da  nun  yo  nicht  Null  werden  darf,  so  lässt  die 
Gleichung  aiyo  =  0  nur  die  eine  Lösung  zu 

«1  =  0 

und  das  System  der  Coefficienten  der  Gleichun¬ 
gen  7  reducirt  sich  also  auf: 

0,  0,  ro 

0,  0,  n 

«2,  0,  0. 

Nach  demselben  Verfahren  ergiebt  sich  für  das 
System  der  Coefficienten  der  Gleichungen  8,  dass 

ao  =  bl  =  0 
a2bo  =  0. 

Hier  dürfen  ai  und  bo  nicht  Null  werden, 
aus  denselben  Gründen  wie  «2  und  Folglich 
muss  a2  =  0  sein ,  und  das  System  reducirt 
sich  auf 

0,  bo,  0, 

ai,  0,  0, 

0,  b2,  0. 

Endlich,  wenn  man  die  Summe  aller  drei 
Systeme  bildet,  erhält  man  die  Bedingung 

0,  bo,  roj 

0  —  ai,  0,  yi  —  CO 
«2,  b2  +  «,  0, 


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217 


oder 

bo  (n—«)  «2  +  yo  ai  (02  +  «)  =  0 . J  9 

Da,  wie  bemerkt,  diese  Gleichung  gelten  muss, 
auch  wenn  man  die  Coefficienten,  die  demselben 
System  angehören  mit  einer  willkührlichen  Con- 
stanten  multiplicirt,  so  muss  einzeln  sein: 

yo  ai  —  Bo  .02  =  0 . I  9a 

Bo  02  =  0 

dl  B2  yo  =  0 

Da  nun,  wie  bemerkt,  weder  Boundai,  noch 
02  und  yo  gleich  Null  werden  dürfen,  so  muss  sein 

yi  =  0  und  B2  =  0 
Setzen  wir 

02  =  —  q>  yo  =  Kq> 

ai  =  tp 

so  folgt  aus  der  Gleichung  9a,  dass 
60  =  —  xy// 

Daraus  erhalten  wir  nun  schliesslich  das  voll¬ 
ständige  System  der  möglichen  Transformationen 
für  verschwindend  kleine  Verschiebungen. 

dX  —  —  xxpYdff'  +  ^9Zdfi\ 

dY  =  tpX  df  —  w  10 

dZ  =  —  9  X  dif  -|-  «  F  d/ip 

Es  enthält  dies  drei  willkührlich  variable 
Grössen  dfi ,  d^'  und  df(\  und  muss  also  alle 
möglichen  Drehungen  umfassen. 

Die  Grösse  x  muss  positiv  sein,  wenn  das  Sy¬ 
stem  imaginäre  Werthe  für  h  geben  soll. 


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218 


Aus  der  Gleichung  10  folgt,  dass  bei  jeder 
beliebigen  kleinen  Drehung  des  Systems 

—  XdX  +  YdY  4-  ZdZ  =  o 

X  '  ' 


also 


+  xY^  +  xZ^  =  Const. 

drücken  wir  also  X,  Y,  Z  vermöge  der  Glei- 
chuiigen  6b  und  2a  in  dr^  ds^  dt  aus,  und  setzen 

dS^  =  [h  dr  m  ds  no  dtf 

X  {Xd  dr  iaq  ds  +  dtY 
X  (Al  dr  (ii  ds  vt  dtf 

so  folgt  ,  dass  dS  eine  bei  allen  Drehungen  des 
Systems  um  den  Punct  dr  =  ds  =  dt  =  0, 
unverändert  bleibende  Grösse  ist  von  derselben 
Dimension  kleiner  Grössen,  wie  dr^  ds  und  dt 
selbst. 

Diese  Grösse  kann  also  als  ein  von  den  dre¬ 
henden  Bewegungen  unabhängiges  Maass  des 
räumlichen  Unterschiedes  der  Puncte  (r,  5,  t) 
und  (r  -|-  s  +  ds^  t  -|-  dt)  benutzt  werden. 

§.  4. 

Dadurch  ist  der  Ausgangspunct  von  Rie- 
mann’s  Untersuchungen  gewonnen,  indem  sich 
gezeigt  hat,  dass  ein  homogener  Ausdruck  zwei¬ 
ten  Grades  von  den  DifiFerentialien  existirt,  wel¬ 
cher  bei  jeder  Bewegung  zweier  unter  sich  fest 
verbundener  Puncte  von  verschwindend  kleinem 
Abstande  unverändert  bleibt,  ,Da  wir  die  oben 


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219 


aufgestellten  Axiome  II  bis  IV,  welche  die  Mög¬ 
lichkeit  der  Congruenz  zwischen  verschiedenen 
Theilen  des  Raumes  aussprechen,  hierbei  nur  auf 
unendlich  kleine  Raumelemente  angewendet  ha¬ 
ben,  sa  zeigt  sich,  dass  Riemann’s  Annahme 
identisch  ist  mit  der,  dass  der  Raum  monodrom 
ist  und  unendlich  kleine  Raumelemente  im  All¬ 
gemeinen  einander,  von  der  Begrenzung  abgese¬ 
hen,  congruent  sind.  Anschaulich  wird  der  Sinn 
dieses  Satzes,  wenn  man  ihn  auf  zwei  Dimen¬ 
sionen  einschränkt.  Aus  Riemann’s  Annahme 
folgt  in  diesem  Falle,  dass  die  Raummessungen 
dieselben  sind,  wie  unsere  analytische  Geometrie 
sie  auf  einer  beliebig  gekrümmten  Fläche  aus¬ 
führen  lehrt.  In  der  That  sind  die  unendlich 
kleinen  Flächenelemente  einer  beliebigen  krum¬ 
men  Fläche  alle  als  eben  zu  betrachten,  und 
also  alle  einander  congruent,  wenn  von  ihrer 
Begrenzung  abgesehen  wird. 

Die  weitere  Untersuchung  bezieht  sich  dann 
darauf,  welche  Folgerungen  sich  ergeben,  wenn 
man  die  Congruenz  endlicher  Theile  des  Raumes 
unabhängig  von  der  Begrenzung  und  in  allen  den 
möglichen  Drehungen  fordert,  welche  das  Postulat 
in  ergiebt.  Wie  in  diesem  Falle  für  zwei  Dimen¬ 
sionen  die  krumme  Fläche  sich  in  eine  Kugelfläche 
oder  eine  aus  einer  solchen  durch  Biegung  ohne 
Dehnung  entstandene  Fläche  verwandeln  muss,  so 
hat Rie mann  für  drei  oder  mehr  Dimensionen 
gezeigt,  dass  die  von  ihm  als  Maass  der  Krüm¬ 
mung  bezeichnete  Grösse  constant  sein  müsse. 
Ich  will  diesen  Theil  meiner  Untersuchung,  der 
in  Riemann’s  implicite  enthalten  ist,  hier 
nicht  weiter  ausführen.  Das  Resultat  ist  fol¬ 
gendes. 

Wenn  unsere  Annahmen  I  bis  IV  erfüllt  sind, 
so  ist  das  allgemeinste  System  der  Geometrie 


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220 


das,  was  sich  nach  den  Regeln  unserer  gewöhn¬ 
lichen  analytischen  Geometrie  ergeben  würde, 
wenn  man  diese  anwendete  auf  ein  kugelähnli¬ 
ches  Gebilde  von  drei  Dimensionen,  dessen  Glei¬ 
chung  in  vier  rechtwinkeligen  Coordinaten  X, 
F,  Z,  S  ausgedrückt  wäre: 

+  [S  +  BY 

Hierin  können  X,  F,  Z  nicht  unendlich  werden 
wenn  nicht  B  =  00.  Letzterer  specieller  Fall  ent¬ 
spricht  unserer  wirklichen  Geometrie  gemäss  den 
Axiomen  des  Euclides.  Es  können  X,  Y  und  Z 
dann  endliche  Werthe  nur  haben,  wenn  5=0, 
was  die  Gleichung  eines  ebenen  Gebildes  ist. 
In  diesem  Sinne  müssen  wir  den  Baum  des 
EucUdes  den  Räumen  von  höherer  Anzahl  der 
Dimensionen  gegenüber,  mit  Ri  e  mann,  als  ebe¬ 
nen  Raum  bezeichnen. 

Schliesslich  bemerke  ich  noch,  dass  wenn  man 
das  Postulat  IV  nicht  aufstellt,  sich  ganz  abwei¬ 
chende  Systeme  der  Geometrie  ergeben,  die  aber 
doch  consequent  durchzuführen  wären.  Am  leich¬ 
testen  zeigt  sich  dies  für  zwei  Coordinaten.  Wäre 
die  Grösse  S-  der  Gleichung  5b  nicht  Null,  so 
würden  die  linearen  Dimensionen  jeder  ebenen 
Figur  bei  Drehung  um  einen  constanten  Winkel 
in  gleicher  Richtung  in  constantem  Verhältniss 
wachsen;  die  Linie  gleicher  Entfernung  von  ei¬ 
nem  Puncte  wäre  die  Spirale. 

Ein  andres  leicht  zu  behandelndes  Beispiel 
erhält  man,  wenn  man  in  der  analytischen  Geo¬ 
metrie  der  Ebene  mit  rechtwinkeligen  Coordi¬ 
naten  die  y  als  imaginär  betrachtet.  Es  ent¬ 
spricht  das  dem  Falle,  wo  hi  und  Äs  reell  sind, 
und 


Äi  -f-  Äs  =  0. 


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221 


Die  Linie  constanter  Entfernung  von  einem 
festen  Punkte  wird  dann  eine  gleichseitige  Hy¬ 
perbel. 

Riemann’s  und  meine  Untersuchungen  zu¬ 
sammen  genommen  zeigen  also,  dass  die  oben 
aufgestellten  Postulate  in  Verbindung  mit  fol¬ 
genden  zwei  Sätzen: 

Y  dass  der  Baum  drei  Dimensionen  habe, 

Y1  dass  der  Baum  unendlich  ausgedehnt  sei 

die  genügende  Grundlage  zur  Entwickelung  der 
Baumlehre  abgeben.  Ich  habe  schon  hervorge¬ 
hoben,  dass  dieselben  Postulate  auch  von  der 
gewöhnlichen  Geometrie,  wenn  auch  stillschwei¬ 
gend,  als  richtig  vorausgesetzt  werden  müssen, 
und  unsere  Postulate  also  weniger  annehmen, 
als  die  gewöhnlich  geführten  geometrischen  Be¬ 
weise  voraussetzen. 

Zugleich  mache  ich  darauf  aufmerksam,  dass 
die  ganze  Möglichkeit  des  Systems  unserer  Baum¬ 
messungen,  wie  in  dieser  Entwickelung  deutlich 
heraustritt,  von  der  Existenz  solcher  Naturkör¬ 
per  abhängt,  die  dem  von  uns  aufgestellten  Be¬ 
griffe  fester  Körper  hinreichend  nahe  entspre¬ 
chen.  Die  Unabhängigkeit  der  Congruenz  vom 
Orte,  von  der  Bichtung  der  sich  deckenden 
Baumgebilde,  und  von  dem  Wege,  auf  dem  sie 
zu  einander  geführt  worden  sind,  ist  die  That- 
sache,  auf  welche  die  Messbarkeit  des  Baumes 
basirt  ist. 


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222 


Verzeichniss  der  bei  der  Königl.  Gesell¬ 
schaft  der  Wissenschaften  eingegangenen 
Druckschriften. 

April  1868. 

(Fortsetzung). 

Bullettino  Archeologico  Napolitano.  Nuova  Serie.  Pubbli- 
cato  per  cura  di  G.  Minervini.  Anno  settimo.  Napoli 
1859.  4. 

Verhandlungen  der  k.  k.  zoologisch-botanischen  Gesell¬ 
schaft  zu  Wien.  Jahrg.  1867.  Bd.  XYII.  Wien  1867.  8. 
J.  Schumann,  die  Diatomeen  der  hohen  Tatra.  Ebd. 
1867.  8. 

A.  Neilreich,  Diagnosen  der  in  Ungarn  und  Slavonien 
bisher  beobachteten  Gefasspflanzen.  Ebd.  1867.  8. 
Joh.  Winnertz,  Beitrag  zu  einer  Monographie  der 
Sciarinen.  Ebd.  1867.  8. 

Yin.  Bericht,  des  Oflfenbacher  Vereins  für  Naturkunde 
über  seine  Thätigkeit  vom  31.  Mai  1866  bis  12.  Mai 

1867.  Offenbach  a/M.  1867.  8. 

Lotos.  Zeitschrift  für  Naturwissenschaften.  Jahrg.  XVÜ. 
Prag  1867.  8. 

Bericht  über  die  Verhandlungen  der  vom  30.  September 
bis  7.  October  1867  zu  Berlin  abgehaltenen  allgemei¬ 
nen  Conferenz  der  Europäischen  Gradmessung.  Berlin 

1868.  4 

Die  römische  Villa  zu  Nennig.  Ihre  Inschriften  erläutert 
von  Domcapitular  von  Wilmowsky.  Trier  1868.  4. 
Acta  Universitatis  Lundensis.  (kompl.  in  4Abth.)  Jahrg. 

3.  1866—67.  Lund.  1866—67.  4. 

Catalogue  of  the  United  States  Army  Medical  Museum. 
Washington  1866.  4. 

War  Departement,  Surgeon  General’s  Office.  Circular. 
Nr.  7.  Ebd,  1867.  4. 

Annual  Report  of  the  Surgeon  General,  United  States 
Army.  1867.  8. 

Memoirs  of  the  Royal  Astronomical  Society  of  London. 
Vol.  XXXIV.  London  1866.  4. 


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Nachrichten 

von  der  Königl.  Gesellschaft  der  Wissen¬ 
schaften  und  der  G.  A.  Universität  zu 
Göttingen. 


Juni  16.  Ml  10. 


1868. 


KöBigUehe  «eseUscliaft  der  WisseBsehaften. 

Sitzung  am  13.  Juni. 

C.  Neum an n  in  Tübingen,  Correepondent,  Resultate  einer 
üptersuchung  über  die  Principien  der  Elektrodynamik. 

u  w  °  Basel.  Correspondent,  über  das 

Verhalten  der  Aldehyde  zum  gewöhnlichen  Sanerstofif; 

Uber  em  hoohot  «mpfinaiiolmB  ««»r 

über  das  empfindlichste  Keagens  auf  Wasserstofisu- 
peroxyd. 

Fittig,  über  einige  neue,  vom  Mesitylen  abgeleitete 
Verbindungen. 

E  n  n  e  p  e  r ,  analytisch-geometrische  Untersuchungen. 


Resultate  einer  Untersuchung  über 
die  Principien  der  Elektrodynamik 
von 

Prof.  Carl  Neumann  in  Tübingen. 

Vorbemerkung.  Die  im  Nachfolgenden 
mit  c  bezeichnete  constante  Portpflanzuugs-Ge- 
schwindigkeit  ist  als  eine  überaus  grosse 
angenommen.  Demgemäss  ist  in  den  nachfol¬ 
genden  Untersuchungen  die  dritte  Potenz  von 

—  durchweg  vernachlässigt  worden.  Im  Uebri- 

c 

18 


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224 


gen  aber  sind  die  angegebenen  Resultate  die 
vollständig  streng on  Consequenzen  der  zu 
Grunde  gelegten  Voraussetzungen. 

§.  1.  Die  Prämissen  der  Untersuchung. 

Geleitet  von  sorgfältigen  üeberlegungen 
schliesse  ich  mich  der  Nomenclatur  derjenigen 
Autoren  an,  welche  unter  lebendiger  Kraft  die 
Summe  der  Massen  verstehen,  jede  multiplicirt 
mit  dem  halben  Quadrat  ihrer  Geschwindig¬ 
keit,  und  welche  ferner  unter  dem  Potential 
diejenige  Function  der  Coordinaten  verstehen, 
deren  negative  Differential-Quotienten  die 
Componenten  der  Kräfte  repräsentiren.  Das 
Princip  der  Lebendigen  Kraft  lautet 
alsdann : 

[Leb.  Kraftj  -j-  [Potential]  =  Const. 

Und  gleichjeitig  wird  alsdann  ein  anderes  allge¬ 
meines  Princip  der  Mechanik,  das  Hamilton- 
sche  Princip  seinen  Ausdruck  finden  in  der 
Formel: 

dyjjLeb.  Kraft]  —  [Potential]!  dt  = 

wo  bei  Ausführung  der  Variation  6  die  Orte  und 
Geschwindigkeiten  als  unveränderlich  zu  be¬ 
trachten  sind  an  den  Grenzen  desjenigen 
(beliebig  zu  wählenden)  Zeitraumes,  über  wel¬ 
chen  die  Integration  sich  erstreckt. 

Wenn  ich  nun  bemerke,  dass  bei  gegebenen 
Kräften  das  Potential  bekannt  ist,  dass  aber 
auch  umgekehrt  bei  gegebenem  Potential  die 
Kräfte  bekannt  sind,  und  wenn  ich  demgemäss 
mir  erlaube,  das  Potential  als  das  Primäre,  als 
den  eigentlichen  Bew eg ungs -Antrieb  anzu-, 


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225 


sehen,  die  Kräfte  aber  aufzufassen  als  das  Se- 
cundäre,  als  die  Form,  in  welcher  jener  An¬ 
trieb  sich  äussert,  so  liegt  hierin  keine  reale, 
sondern  höchstens  eine  formale  Neuerung.  We¬ 
sentlich  neu  hingegen  (wenn  auch  verwandt 
mit  einer  schon  von  Riemann  geäusserten  Con- 
jectur)  ist  die  von  mir  gemachte  Voraussetzung, 
dass  jener  durch  das  Potential  reprä- 
sentirte  Be wegungs-Antrieb  von  einem 
Ma  ssenpunct  zum  andern  nicht  momen¬ 
tan,  sondern  progressiv  ü  berge  he,  dass 
er  im  Raume  sich  fortpflanze  mit  einer 
gewissen,  allerdings  äusserst  grossen 
Geschwind! g k eit.  Diese  Geschwindigkeit 
betrachte  ich  als  constant,  und  bezeichne  sie 
mit  c. 

Diese  Vorstellung  und  daneben  die  Annahme, 
dass  das  Hamilton'sche  Prinoip  eine  uiinnischräiiktc 
Gültigkeit  besitze,  bilden  die  Grundlage  meiner' 
Untersuchung,  bilden  diejenige  Grundlage,  von 
welcher  aus  ich  (ohne  Zuziehung  irgend  einer 
weiteren  Voraussetzung)  unmittelbar  gelange  zu 
Weber ’s  elektrischem  Uni  versal-Gesetz,  selbstver¬ 
ständlich  also  auch  zu  den  von  Ampere,  Weber 
und  meinem  Vater  für  die  elektrische  Repulsion 
und  Induction  aufgestellten  Specialgesetzen. 

§.  2.  Ableitung  des  Weher^ sehen  Oesetees. 

Betrachtet  man  zuvörderst  nur  zwei  Puncte 
m  und  7m,  welche  sich  bewegen  unter  ihrer 
gegenseitigen  Einwirkung,  so  sind,  ausgehend 
von  der  Vorstellung  einer  progressiven  Fort¬ 
pflanzung  des  Potentiales,  für  jeden  Zeit-Augen¬ 
blick  zwei  verschiedene  Potentiale  zu  unter¬ 
scheiden,  das  emissive  und  das  receptive. 

Das  emissive  Potential  ist  dasjenige, 
welches  jeder  Punct  in  dem  gegebenen  Au- 

18* 


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226 


genblick  aussendet,  und  welches  erst  ei¬ 
nige  Zeit  später  den  andern  Punct  erreicht.  Be¬ 
zeichnet  r  die  zwischen  den  Puncten  in  dem  ge¬ 
gebenen  Augenblick  vorhandene  Entfernung,  so 
soll  (in  voller  Uebereinstimmung  mit  den  alt¬ 
hergebrachten  Vorstellungen)  angenommen  wer¬ 
den,  dass  das  diesem  Augenblick  entbrechende 

emissive  Potential  =  oder  allgemeiner 

=  mm\^i  ist,  wo  (p  —  g)  (r)  eine  beliebig  ge¬ 
gebene  Function  von  r  bezeichnet. 

Das  receptive  Potential  andererseits  ist 
dasjenige,  welches  jeder  Punct  in  dem  gege¬ 
benem  Augenblick  empfängt,  welches  also 
schon  einige  Zeit  früher  von  dem  andern  Punct 
ausgesendet  wurde.  Das  dem  gegebenem  Au¬ 
genblick  entsprechende  receptive  Potential  ist 
demnach  immer  identisch  mit  dem  einem  frü¬ 
heren  Augenblick  entsprechenden  emissiven 
Potential.  Bezeichnet  man  den  gegebenen  Au¬ 
genblick  mit  t,  die  in  ihm  vorhandene  Entfer¬ 
nung  wiederum  mit  r,  und  das  diesem  Augen¬ 
blick  entsprechende  receptive  Potential  mit  w, 
so  findet  sich: 


,  dn 


wo  w  und  n  die  Werthe  besitzen: 

” = »"«[»■ + (*)’], 
” = "“'r* + ^]- 


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227 


Hier  ist  (p  die  ursprünglicli  gegebene,  in  dem 
emissiven  Potential  enthaltene  Function  von  r, 
während  ®  gewisse  andere  Functionen 

von  r  vorstellen,  welche  aus  (p  sich  ableiten 
lassen  durch  sehr  einfache  elementare  Operatio¬ 
nen.  (p  ist  daher  unabhängig  von  der  früher 
genannten  Fortpflanzungs- Geschwindigkeit  c; 

X  hingegen  sind  behaftet  mit  dem  Factor  — , 

/ly 

und  0  mit  dem  Factor  .  Ferner  ist  zu 
bemerken,  dass  für  den  Specialfall  q)  =  —  der 

T 


zY  r 

Werth  von  xD  =  —  wird.  —  Von  den  bei- 

c 

den  Bestandtheilen  des  receptiven  Potentiales 
nenne  ich  (zur  Abkürzung  und  mit  Rücksicht 
auf  die  weiteren  Ergebnisse  meiner  Untersuchung) 
den  einen,  nämlich  w  das  effective,  den  an- 
diT 

dem  -:r-  das  ineffective  Potential. 
dt 

Da  nun  das  Hamilton’sche  Princip  als 
unumschränkt  gültig  betrachtet  wird,  so  muss 
im  vorliegenden  Fall  die  Bewegung  der  beiden 
Puncte  m  und  mi  in  einer  Weise  stattfinden, 
welche  charakterisirt  wird  durch  die  Formel: 


d/(r  —  (ö)  =  0, 


wo  das  angegebene  receptive  Potential,  und 
T  die  lebendige  Kraft  beider  Puncte  zusammen¬ 
genommen  vorstellt.  Substituirt  man  hier  für 

dft 

<o  seinen  Werth  w  -| — ,  so  reducirt  sich 


die  Formel  auf: 


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^228’ 


-  •  s -  w]  dt  =  0.  ■ 

Hieraus  ergeben  sich,  wenn  jnan  die  Varia¬ 
tion  d  wirklich  ausführt,  die  zur  Bestimmung 
der  Bewegung  nothwendigen  sechs  Differential- 
Gleichungen.  Diese  Gleichungen  nun  geben 
Rechenschaft  über  die  Art  und  Weise,  in 
welcher  der  durch  das  Potential  repräsentirte 
Bewegungs- Antrieb  sich  äussert,  d.  i.  Rechen¬ 
schaft  über  die  zwischen  den  Puncten  thätige 
Kraft.  Sie  führen  in  dieser  Beziehung  zu  fol¬ 
gendem  Resultat: 

Die  zwischen  zwei  Puncten  m  und  mx  wäh¬ 
rend  ihrer  Bewegung  thätige  Kraft  föllt  in  je¬ 
dem  Augenblick  zusammen  mit  ihrer  Verbin¬ 
dungslinie  r.  Wird  diese  Kraft  als  eine  repul- 
sive  betrachtet  und  (in  solchem  Sinne  genom¬ 
men)  mit  H  bezeichnet,  und  ist  andererseits  tn 
das  (schon  mehrfach  erwähnte)  effective  Poten¬ 
tial  der  beiden  Puncte  auf  einander,  so  wird  It 
jederzeit  gleich  sein  dem  negativen  Variations- 
Coefficienten  von  w  nach  r.  Durch  Berechnung 
dieses  Variations-Coefficienten  ergiebt  sich  daher: 


(1)  B  =  »«..  [-  ^-  +  2  ^  -^J. 

1  .  21/ 
Für  den  Specialfall  =  wird  ^=— ^ 

folglich : 


(2)  B 


Man  erkennt  sofort,  dass  diese  Formel  (2) 
vollkommen  identisch  ist  mit  dem  Weber ’- 
sehen  üniversalgesetz,  dass  sogar  die  hier  vor- 


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229 


handene  Constante  c  dieselbe  ist,  welche  von 
Weber  mit  diesem  Buchstaben  bezeichnet  wird. — 
Andererseits  ist  die  Formel  (1),  wie  beiläufig 
erwähnt  werden  mag,  in  voller  Uebereinstim- 
mung  mit  demjenigen  Gesetz,  welches  ich  sel¬ 
ber  (vor  10  Jahren)  meinen  Untersuchungen 
über  die  magnetische  Drehung  der  Polarisations- 
Ebene  des  Lichtes  zu  Grunde  gelegt  habe. 

Eine  sich  hier  anschliessende  allgemei¬ 
nere  Untersuchung  führt  zu  folgendem  Ergeb- 
niss:  Ist  W  das  eficctive  Potential  für  ein  be¬ 
liebiges  Punctsystem,  ist  ferner  m  irgend  ei¬ 
ner  von  diesen  Puncten,  und  sind  rc,  y,  ^  die 
Coordinaten  von  m,  so  werden  die  rechtwinkligen 
Componenten  der  auf  m  einwirkenden  Kraft  in 
jedem  Augenblick  gleichwerthig  sein  mit  den 
negativen  Variations-Coefficienten  von  W'  nach 
y,  Versteht  man  ausserdem  unter  P  die¬ 
jenige  Componente  der  eben  genannten  Kraft, 
welche  einer  durch  m  beliebig  gelegten  Rich¬ 
tung  p  entspricht,  so  wird  P  jederzeit  gleich¬ 
werthig  sein  mit  dem  negativen  Variations-Co¬ 
efficienten  von  W  nach  p. 

Der  hier  mehrfach  gebrauchte  Ausdruck : 
Variations-Coefficient  bedarf  einer  kurzen 
Erläuterung.  Sind  ...  w  unbestimmte 
Functionen  von  irgend  welcher  Grundvariablen 
(z.  B.  von  der  Zeit),  oder  auch  unbestimmte 
Functionen  von  beliebig  vielen  Grundvariablen 
«1,  «2,  .  .  .  an,  und  ist  andererseits  F  ein  ge¬ 
gebener  aus  den  u,  ...  w  selber  und  aus 
ihren  Ableitungen  nach  jenen  Variablen  zusam¬ 
mengesetzter  Ausdruck,  so  lässt  sich  die  den 
unbestimmten  Functionen  ...  w  entspre¬ 
chende  Variation 

Fdai  das  ..  .  da» 


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230 


bekanntlich  immer  reduciren  auf  ein  w-faches 
Integral,  in  welchen  nur  dw,  dv,  .  .  .  dw  selber 
enthalten  sind,  und  daneben  auf  andere  Inte¬ 
grale  von  einem  weniger  hohen  Grade  der 
Vielfachheit,  in  denen  ausser  du^  dv,  .  .  .  dw 
selber  auch  noch  die  Variationen  der  Ablei¬ 
tungen  von  .  .  .  w  sich  vorfinden.  Be¬ 
zeichnet  man  das  erstgenannte  Integral  mit 

y  W  (Jjgy,  ,  -j-  Wdw)  dax  da^  . . .  dan, 

so  werden  von  mir  ?7,  F,  .  .  .  TV  die  Varia- 
tions-Coefficienten  von  F  n^chw,  v,  . . .  w; 
genannt. 


§.  3.  Die  Gesetze  der  eleJctrischen  Repulsion 
und  Induction. 

Da  die  zu  Grunde  gelegten  Voraussetzungen 
hingeführt  haben  zu  Weber’s  üniversalgesetz, 
so  werden  sie  selbstverständlich  auch  hinführen 
müssen  zu  denjenigen  bekannten  Specialgesetzen, 
welche  von  Ampere,  Weber  und  meinem  Vater 
aufgestellt  sind  für  die  zwischen  elektrischen 
Strömen  sich  zeigenden  repulsiven  und  inductiven 
Wirkungen.  Trotzdem  gehe  ich  auf  diesen  Ge¬ 
genstand  noch  genauer  ein ,  hauptsächlich  um 
zu  zeigen,  dass  es  für  die  Deduction  jener  Spe¬ 
cialgesetze  fast  vollkommen  gleichgültig  ist,  ob 
man  ausgeht  von  der  dualistischen  oder  von 
der  unitarischen  Hypothese,  dass  nämlich  eine 
Differenz  in  dieser  Beziehung  nur  vorhanden  ist 
bei  den  Gesetzen  der  Induction  ,  und  auch  hier 
nur  in  denjenigen  Fällen,  wo  es  sich  um  nicht- 
geschlossene  Ströme  handelt. 

Es  sei  ds  das  Element  eines  electrischen 
Stromes,  ferner  seien  eds  und  —  eds  die  darin 


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231 


enthaltenen  Quantitäten  positiv  und  negativ  elek- 

ds 

trischen  Fluidums,  endlich  mögen  s  =  und 


8'  = 


die  Geschwindigkeiten  bezeichnen, 


welche  jene  Massen  eds  und  —  eds  besitzen  nach 
ein  und  derselben  Richtung.  Setzt  man 
S  =  —  5',  so  bewegen  sich  beide  Fluida  mit 
gleicher  Schnelligkeit  nach  entgegengesetzten 
Richtungen,  in  voller  Uebereinstimmung  mit  der 
gewöhnlich  zu  Grunde  gelegten  dualistischen 
Hypothese.  Setzt  man  hingegen  S'  =  0,  so 
wird  dadurch  das  negative  Fluidum  als  fest  ver¬ 
bunden  beseichnet  mit  der  ponderablen  Masse 
des  Leiters,  oder  wohl  gar  als  identisch  be¬ 
zeichnet  mit  dieser  Masse;  so  dass  alsdann  nur 
ein  in  Bewegung  begriffenes  Fluidum  vorhanden 
ist.  Diese  letztere  Vorstellung  ist  es,  welche 
vorhin  kurzweg  als  die  u  n  i  t  a  r  i  s  c  h  e  Hypothese 
bezeichnet  wurde. 


Ich  habe  beide  Hypothesen  gleichzeitig  ver¬ 
folgt,  und  zwar  unter  Beibehaltung  einer  be¬ 
liebigen  Function  (p.  Der  Kürze  und  Ueber- 
sichtlichkeit  willen  aber  beschränke  ich  mich  dar¬ 
auf,  die  Resultate  in  der  Form  mitzutheilen, 

wie  sie  sich  gestalten  für  den  Specialfall  (p  =  — . 

Sie  lauten  alsdann: 


I.  Behalten  cefe,  y 


die  schon  ge¬ 


nannte  Bedeutung,  haben  ferner  dtf,  rjdfS^  d  = 


analoge  Bedeutung  für  ein  zweites  Stroraelement, 
und  ist  r  die  gegenseitige  Entfernung  der  beiden 
Elemente,  so  hat  das  effective  Potential 


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232 


W der  beiden  Elemente  aufeinander  den  Werth: 


^  _  »^dsdff  es'ti&  dr  dr 

^  ~  ~~2  r~  ^  Tts  ’ 

4  2 

wo  die  Constante  x  =  —  oder  =  —  ist,  jenach- 

c  c 

dem  die  dualistische  oder  die  unitarische  Hypo¬ 
these  zu  Grunde  gelegt  wird.  Dieser  Werth  von 
W  ist  allgemein  gültig,  nämlich  gültig  so¬ 
wohl  dann,  wenn  die  Stromträger  in  Ruhe  sind, 
als  auch  dann,  wenn  sie  irgend  welche  Bewe¬ 
gung  besitzen. 

II.  Die  repulsive  Kraft  B  zwischen  den 
beiden  Stromelementen  wird  repräsentirt  durch 
den  negativen  Variations-Coefficienten  von  W 
nach  r,  woraus  sich  die  Formel  ergiebt: 


B  =  dsda- 


es  .  fjC 


/  d^r  1  dr  dr\ 

\  dsd(S  2  ds  der/’ 


eine  Formel,  welche  identisch  ist  mit  der  von 
Ampere  angestellten. 

III.  Sind  ds  und  da  zwei  Elemente  geschlo¬ 
ssener  Ströme,  und  bezeichnet  5  die  dem  Differen¬ 
tial  ds  zu  Grunde  liegende  Bogenlänge,  so  wird  die 
von  dcTauf  ds  in  der  Richtung  s  ausgeübte  Elek- 
tromotorische  Kraft  (mag  sie  nun  hervor¬ 
gerufen  sein  durch  eine  Aendernng  der  Strom¬ 
stärken  oder  durch  eine  Aenderung  der  relativen 
Lage)  immer  gleichwerthig  sein  mit  dem  nega¬ 
tiven  Variations-Coefficienten  von  W  nach  s. 
Daneben  ist  zu  ben^erken,  dass  dieser  Variations- 
Coefficient  im  vorliegenden  Fall  (wo  es  sich  nur 
um  geschlossene  Ströme  handelt)  identisch 
ist  mit  dem  Differential-Quotienten  von  W  nach 
der  Zeit,  falls  nämlich  unter  W  der  Werth  des 


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233 


eflfectiven  Potentiales  W  für  5'  =  1  verstanden 
wird*  Hieraus  ist  ersichtlich,  dass  das  angegebene 
Gesetz  identisch  ist  mit  dem  von  meinem  Vater 
aufgestellten  Inductionsgesetz. 

§.  4.  Das  Princip  der  Lebendigen  Kraft. 

Es  ist  von  Anfang  an  die  Voraussetzung  zu 
Grunde. gelegt  worden,  dass  das  Hamilton’sche 
Princip  eine  unumschränkte  Gültigkeit  besitze. 
Fraglich  ist  es,  ob  unter  so  bewandten  Umstän¬ 
den  das  Princip  der  Lebendigen  Kraft  ebenfalls 
gültig  bleibt.  Um  die  in  dieser  Beziehung  er¬ 
haltenen  Resultate  angeben  zu  können,  ist  es 
zweckmässig,  das  effective  Potential  in  zwei 
Bestandtheile  zu  zerlegen. 

Sind  nur  zweiPuncte  m  und  mi  vorhanden, 
so  hat  das  effective  Potential  w  den  Werth: 

«;  [  9)  +  (^)  ], 

d.  i.  den  Werth: 


w  =  u 

wo  u  und  V  die  Ausdrücken  bezeichnen : 


u  =  mmi(p^ 


V 


mmi 


Von  diesen  beiden  Ausdrücken  mag  der  eine 
nämlich  u  (welcher  unabhängig  von  c  ist)  das 
statische  Potential,  der  andere  v  (welcher 

mit  dem  Factor  behaftet  ist)  das  moto¬ 

rische  Potential  genannt  werden. 

Eine  analoge  Zerfällung  wird  ausführbar  sein 


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234 


bei  dem  eflfectiven  Potential  W  eines  beliebigen 
Punctsystems.  Sie  mag  angedeutet  sein  durch 
die  Formel: 


TT  =  CT  +  F, 


wo  alsdann  U  das  statische  und  V  das  moto¬ 
rische  Potential  des  Systems  vorstellt,  und  wo 
wiederum  U  unabhängig  von  c,  V  hingegen  be¬ 
haftet  sein  wird  mit  dem  Factor  )  . 


Dies  vorausgeschickt,  führt  nun  meine  Unter¬ 
suchung  über  das  Princip  der  Lebendigen  Kraft 
zu  folgendem  überraschend  einfachen  Resultat : 

Bei  der  Bewegung  eines  beliebigen 
Punktsystems  wird  die  Lebendige  Kraft, 
vermehrt  um  das  statische  und  vermin¬ 
dert  um  das  motorische  Potential  be¬ 
ständig  einenund  denselben  Werth  behal¬ 
ten;  es  wird  also  immer  die  Relation 
stattfinden 


T  +  U  -  F  =  Const. 

Was  den  allgemeinen  Fall  anbelangt,  so  mag 
noch  bemerkt  werden,  dass  die  lebendige  Kraft 
T  allein  abhängig  ist  von  den  Geschwindig¬ 
keiten  der  Puncte,  dass  andererseits  das  sta¬ 
tische  Potential  U  allein  abhängt  von  ihrer 
relativen  Lage,  dass  hingegen  das  motorische 
Potential  F  sowohl  von  den  Geschwin¬ 
digkeiten  als  auch  von  der  relativen 
Lage  abhängig  ist. 


Nachschrift.  Die  in  §  3,  I,  11,  III  ge¬ 
machten  Angaben  zeigen,  dass  in  den  dort  er¬ 
wähnten  Fällen  vollständige  üebereinstimmung 


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235 


stattfindet  zwischen  den  Resultaten  der  dualisti¬ 
schen  und  zwischen  denen  der  unitarischen  Hy¬ 
pothese.  Ich  habe  aber  auch  den  dort  nicht 
behandelten  Fall  der  inductiven  Wirkung  zwi¬ 
schen  nicht  geschlossenen  Strömen  vollständig 
untersucht.  Für  diesen  Fall  sind  die  Resultate 
der  unitarischen  Hypothese  verschieden  von 
denen  der  dualistischen  Hypothese. 


Ilnmrsität. 

Das  auf  den  vierten  Juni  fallende  Fest 
der  öffentlichen  Preisvertheilung  war  diesmal 
des  Pfingstfestes  wegen  auf  den  zehnten  verlegt. 
Herr  Professor  Curtius  hielt  die  einleitende  Fest¬ 
rede.  An  einen  römischen  Aufenthalt  anknü¬ 
pfend,  sprach  er  über  das  Thema :  Rom  und  die 
Deutschen.  Er  führte  aus,  dass  es  nicht  die 
romanischen  Völker,  wie  man  erwarten  sollte, 
gewesen  seien,  welche  Rom  als  Metropole  zur 
Geltung  gebracht  hätten,  sondern  vorzugsweise 
die  Deutschen.  Italien  und  Deutschland  seien 
von  Anfang  an  durch  unauflösliche  Beziehungen 
auf  einander  angewiesen,  wie  sich  dies  auf  po¬ 
litischem,  religiösem  und  wissenschaftlichem  Ge¬ 
biete  zeige ;  jede  Aenderung  in  den  Beziehungen 
zu  Rom  sei  auch  eine  Epoche  der  deutschen 
Geschichte  gewesen;  das  normale  Verhältniss 
sei  erst  eingetreten,  seitdem  keines  der  beiden 
Nachbarvölker  des  andern  Freiheit  gefährde. 
Der  Redner  entwickelte  dann  besonders,  wie 
deutsche  Kunst  und  Wissenschaft  in  Rom  all¬ 
mählich  heimisch  geworden  sei  und  wie  die  durch 


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236 


Wiackelmann  begonnen  und  von  einer  Reihe 
ausgezeichneter  Männer  fortgesetzte  Arbeit  der 
deutschen  Wissenschaft  in  Rom  durch  Gründung 
des  archäologischen  Instituts  auf  dem  Capitole 
eine  feste  Stätte  gewonnen  habe  und  sich  eines 
gesegneten  Fortgangs  erfreue. 

Der  Rede  folgte  die  Beurtheilung  der  Preis¬ 
arbeiten,  welche  diesmal  nur  bei  der  theologi¬ 
schen  und  der  juristischen  Facultät  eingegangen 
waren. 

Die  theologische  Facultät  hat  über  die  wis¬ 
senschaftliche  Preisaufgabe:  quae  vis  ad  effici- 
endam  hominum  salutem  in  novo  testamento  re- 
surrectioni  Christi  tribuitur?  zwei  Arbeiten  er¬ 
halten,  von  denen  keine  der  Krönung  würdig 
erachtet  werden  konnte;  doch  ist  auf  Antrag 
der  Facultät  von  Seiten  desKönigl.  Curatoriums 
bewilligt  worden,  dass,  um  den  Ernst  der  Gei¬ 
stesarbeit  und  die  rühmliche  Annäherung  an 
eine  glückliche  Lösung  der  Aufgabe  anzuerken¬ 
nen,  der  Preis  zu  gleichen  Theilen  an  die  Ver¬ 
fasser  vertheilt  werde ,  wenn  sie  ihre  Namen 
bei  der  Facultät  angeben. 

Als  Verfasser  der  einen  dieser  Abhandlun¬ 
gen  hat  sich  genannt  Wilhelm  Walther 
stud.  theol.  aus  Ritzebüttel. 

üeber  den  aufgegebenen  Predigttext  sind 
sieben  Predigten  eingegangen,  unter  welchen 
der  des  stud.  theol.  Julius  Kühns  aus  Lüne¬ 
burg  die  Hälfte  des  Königl.  Preises  zuerkannt 
worden  ist. 

Die  juristische  Facultät  hat  über  ihre  vor¬ 
jährige  Aufgabe :  explicentur  iuris  Romani  prin- 
cipia  de  modo  ab  heredibus  vel  legatariis  adim- 
plendo  eine  Arbeit  erhalten,  welche  aber  nach- 
Form  und  Inhalt  den  an  eine  akademische  Preis¬ 
schrift  zu  stellenden  Ansprüchen  zu  wenig  e-nt- 


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sprach,  als  dass  die  Facultät  im  Stande  gewe¬ 
sen  wäre,  einen  Preis  zu  ertheilen. 

Die  neuen  Preisaufgaben,  deren  Bearbeitun¬ 
gen  bis  zum  15.  April  1869  den  Dekanen  der 
betreffenden  Facultäten  einzuhändigen  sind,  lau¬ 
ten  wie  folgt: 

Die  theologische  Facultät  stellt  als  wis¬ 
senschaftliche  Aufgabe: 

causae  et  argumenta  doctrinae  scholastico- 
rum  de  doiio  superuaturali  exponantur 
und  als  homiletischen  Text: 

Eyang.  Joh.  3,  27 — 36. 

Die  juristische  Facultät  stellt  die  Aufgabe: 
expücentur  principla  iuris  Romani  de 
poena  confiscationis  bonorum. 

Die  medicinische  Facultät  verlangt: 

eine  Beschreibung  des  Gewebes  des  liga- 
mentum  arteriosum  (Botalli)  beim  Erwach¬ 
senen  und  eine  auf  die  Untersuchung  des 
ductus  arteriosus  bei  Neugeborenen  ge¬ 
gründete  Entwickelungsgeschichte  jenes 
Gewebes. 

Die  philosophische  Facultät  stellt  zwei  Auf¬ 
gaben 

eine  ordentliche: 

Caussae  et  origines  varietatis  textus  hebra- 
ici  et  versionis  Alexandrinae  libri  Jere- 
miae  prophetae  exponantur  et  quae  pro- 
latae  sunt  sententiae  de  dignitate  et  prac- 
stantia  recensionis  quam  vocant  Alexan- 
driuae  dijudicentur. 
eine  ausserordentliche: 

die  Facultät  verlanjgt  eine  genaue  geogno- 
slische  Untersuchung  der  Braunkohlen-Ab- 
lagerungen  in  der  Umgebung  von  Götti ii- 

fen^  vom  Meissner  und  Habichtswald  an 
is  in  die  Nähe  von  Wallensen  im  Amte 


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238 


Laiienstein.  Hauptsächlich  wird  mit  Rück¬ 
sicht  auf  die  Arbeiten  von  Heer,  Göppert 
und  Massalongo  eine  botanisch-mikrosko- 

Eische  Untersuchung  der  verschiedenen 
raunkohlenhölzer  gewünscht  und  sind 
die  genera  und  species  dieser  vorwelt- 
liehen  Bäume  mit  möglichster  Sicherheit 
festzustellen. 

Die  .Bearbeitung  dieser  Preisaufgabe  so 
wie  der  medicinischen  ist  in  deutscher  Sprache 
gestattet. 


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Nachrichten 

von  der  Königl.  Gesellschaft  der  Wissen¬ 
schaften  und  der  G.  A:  Universität  zu 
Göttingen. 


Juni  24.  JVa  11.  1868. 


K&nigiiche  (üesellschaft  der  Wissensehaften. 

Ueber  einige  neue  vomMesitylen  abge¬ 
leitete  Verbindungen. 

von 

Eudolph  Fittig« 

Die  Resultate  der  in  den  letzten  Jahren  von 
mir  und  meinen  Schülern  ausgeführten  Arbeiten 
über  das  Mesitylen  haben  die  Constitution  die¬ 
ses  Kohlenwasserstoffs  und  die  Stellung,  welche 
ihm  im  chemischen  Systeme  zukommt,  mit  fast 
unzweifelhafter  Gewissheit  entschieden.  Trotz¬ 
dem  aber  blieben  noch  einige  Fragen  übrig, 
deren  Beantwortung,  wenngleich  im  Allgemei¬ 
nen  Von  secundärer  Bedeutung,  doch  zur  besse¬ 
ren  Characterisirung  des  Mesitylens  und  zur 
Kenntniss  der  Trimethylbenzole  überhaupt  wün- 
schenswerth  erschien.  Von  diesem  Gesichts- 
puncte  aus  sind  die  folgenden  Versuche  auf 
meine  Veranlassung  von  Herrn  S.  Hooge- 
werff  aus  Rotterdam  ausgeführt  werden. 

I.  Chlorsubstitutionsproducte  des 
Mesitylens. 

Chlorgas  wirkt  auf  kalt  gehaltenes  Mesitylen 

19 


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240 


sehr  energisch  ein  und  es  lassen  sich  daher  mit 
der  grössten  Leichtigkeit  die  drei  noch  vorhan¬ 
denen  WasserstofiFatome  des  Benzolrestes  substi- 
tuiren.  Ein  Zusatz  von  Jod  ist  vollständig  über¬ 
flüssig  und  erschwert  nur  die  nachherige  Reini¬ 
gung  der  Producte. '  Mit  Ausnahme  derTrichlor- 
verbindung  lässt  sich  keins  der  drei  Substi- 
tutionsproducte  für  sich  allein  darstellen.  Die 
Äfflnität  des  Chlors  zum  Mesitylen  ist  so  gross, 
dass  man  immer,  selbst  wenn  man  weniger  Chlor 
einleitet,  als  zur  vollständigen  Umwandlung  des¬ 
selben  in  Monochlormesitylen  erforderlich  ist, 
doch  neben  dieser  Verbindung  ansehnliche  Quan¬ 
titäten  von  Di-  und  Trichlormesitylen  erhält. 
Um  diese  Substitutionsproducte  von  einander  zu 
trennen,  löst  man  das  mit  Natronlauge  ge¬ 
waschene  Gemenge  in  siedendem  Alkohol.  Beim 
Erkalten  scheidet  sich  fast  die  ganze  Menge  des 
Trichlormesitylen  ab  ,  welches  sich  durch  Um- 
krystallisiren  aus  Alkohol  sehr  leicht  vollstän¬ 
dig  reinigen  lässt.  Aus  der  Mutterlauge  ent¬ 
fernt  man  den  Alkohol  und  trennt  die  Mono- 
uud  Dichlorverbindung  durch  fractionirte  De¬ 
stillation  von  einander.  Wenn  es  sich  nur  um 
die  Darstellung  des  Monochlormesitylens  handelt, 
so  ist  es  vortheilhaft,  nur  ungefähr  die  Hälfte 
der  erforderlichen  Chlormenge  in  das  Mesitylen 
einzuleiten  und  dann  das  Product  direct  der 
fractionirten  Destillation  zu  unterwerfen.  Da¬ 
bei  beobachtet  man  dieselbe  merkwürdige  Er¬ 
scheinung,  wie  bei  der  Darstellung  des  Mono- 
brommesitylens,  dass  nämlich  die  geringen  zwi¬ 
schen  dem  Mesitylen  und  dem  Monochlormesi¬ 
tylen  übergehenden  Quantitäten  sich  intensiv 
roth  färben. 

Durch  Destillation  mit  Wasserdämpfen  las¬ 
sen  sich  die  Substitutionsproducte  nicht  von 


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241 


einander  trennen.  Sie  Terflüchtigen  sich  dabei 
sämmtlich,^  und  auffälliger  Weise  geht  die  Di- 
chlorverbindung  am  leichtesten,  leichter  als  die 
Monochlorrerbindung  über. 

f  CH» 

1.  Monochlormesitylen  C®H»C1  J  CH». 

[  CH» 

Bildet  in  reinem  Zustande  eine  völlig  farblose, 
wasserhelle  Flüssigkeit,  die  bei  204  —  206® 
ohne  Zersetzung  siedet  und  in  Alkohol  leicht 
löslich  ist.  Rauchende  Salpetersäure  wirkt  sehr 
energisch  darauf  ein  und  verwandelt  es  selbst 
bei  guter  Abkühlung  fast  momentan  in  ein 
Gemenge  von  Nitro-  und  Dinitrochlormesity- 
len  ,  welche  sich  durch  fractionirte  Krystalli- 
sation  aus  Alkohol  von  einander  trennen  lassen. 
Beim  Kochen  mit  chromsaurem  Kalium  und  ver¬ 
dünnter  Schwefelsäure  wird  das  Chlormesitylen 
nur  langsam  oxydirt.  Anfänglich  schied  sich 
dabei  eine  kleine  Menge  einer  festen  Säure  ab, 
die  aber  nach  mehrtägigem  Kochen  wieder  ver¬ 
schwand.  Wir  unterbrachen  den  Versuch,  als 
die  grössere  Menge  des  Chlormesitylens  ver¬ 
schwunden  war,  erhielten  aber  als  einziges  nach¬ 
weisbares  Oxydationsprodnct  nur  eine  ziemlich 
bedeutende  Menge  von  Essigsäure.  Das  Chlor¬ 
mesitylen  verhält  sich  demnach  genau  so,  wie 
das  Mesitylen  bei  gleicher  Behandlung.  —  Vei*- 
dünnte  Salpetersäure  oxydirt  es  leicht  zuChlor- 
mesitylensäure. 

fCH» 

Ni  tro chlormesitylen  C»H(NO*)Cl  j  CH», 

Bildet  sich  bei  der  Einwirkung  von  rauchender 
Salpetersäure  auf  gut  abgekühltes  Chlormesity¬ 
len  nur  in  geringer  Menge.  Entsteht  als  Ne- 

19* 


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242 


benproduct  bei  der  Oxydation  des  Chlormesity- 
lens  mit  verdünnter  Salpetersäure.  —  Farblose, 
zu  Gruppen  vereinigte  Spiesse,  die  bei  56  —57® 
schmelzen.  In  Alkohol  leicht  löslich. 

fCH» 

Dinitrochlormesitylen  C®(NO^)^ClJ  CH®* 

[CH» 

Ist  das  Hanptproduct  der  Einwirkung  von  rau¬ 
chender  Salpetersäure  auf  das  Chlormesitylen. 
Krystallisirt  aus  Alkohol  in  langen  farblosen 
Nadeln,  die  bei  176 — 177®  schmelzen  und  sich 
ohne  Zersetzung  sublimiren  lassen.  In  heissem 
Alkohol  ziemlich  leicht,  in  kaltem  wenig  löslich. 

f  CH» 

Chlormesitylensäure  C»H»ClJ  CH» 

[CO  HO 

Wurde  durch  2— rStägiges  Kochen  des  Chlorme- 
sitylens  mit  verdünnter  Salpetersäure  (1  Vol. 
Säure  von  1,4  spec.  Gewicht  und  2  Vol.  Was¬ 
ser)  erhalten.  Sie  ist  in  Wasser,  selbst  in  sie¬ 
dendem  ausserordentlich  schwer  löslich,  in  Al¬ 
kohol  leicht  löslich,  bräunt  sich  über  200®  ohne 
zu  schmelzen  und  lässt  sich  nicht  ohne  Zer¬ 
setzung  sublimiren. 

Chlo  rm  e  si  tyle  ns  aur  e  s  Baryum 
Ba  (C®  H»  CI  0»)»  4"  4H»0  ist  in  kaltem  Wasser 
schwer  löslich,  krystallisirt  aus  heissem  Wasser 
in  zarten  farblosen  Nadeln ,  die  zu  grösseren, 
halbkugeligen  Gruppen  vereinigt  sind. 

Chlormesitylensaures  Calcium 
Ca  (C®H»C10»)»  +  5  H»0  krystallisirt  in  hüb¬ 
schen  büschel-  oder  fächerartig  vereinigten  platt¬ 
gedrückten  Nadeln.  In  heissem  Wasser  ziem¬ 
lich  leicht  und  auch  in  kaltem  leichter  löslich, 
als  das  Baryumsalz. 


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243 


f 


(  CH» 

2.  Dichlormesitylen  C®  H  CI»  i  CH®. 

I  CH® 

Krystallisirt  aus  Alkohol  in  prachtvollen,  farb¬ 
losen,  glänzenden  Prismen.  Schmilzt  bei  59® 
und  siedet  ohne  Zersetzung  bei  243—244®.  ln 
heissem  Alkohol,  in  Benzol  und  Aether  sehr 
leicht  löslich.  Von  chromsaurem  Kalium  und 
verdünnter  Schwefelsäure  wurde  es  selbst  bei 
mehrtägigem  Kochen  kaum  angegrifiPen.  Es 
entstand  dabei  keine  Spur  einer  aromatischen 
Säure  und  nur  eine  sehr  geringe,  kaum  nach¬ 
weisbare  Spur  von  Essigsäure. 

f  CH® 

3.  Trichlormesitylen  C®C1®  ^  CH®. 

[CH® 

Diese  Verbindung,  welche  schon  vonKane  dar¬ 
gestellt  ist,  entsteht  ausschliesslich,  wenn  Me- 
sitylen  in  der  Kälte  mit  überschüssigem  Chlor 
behandelt  wird.  Sie  ist  in  kaltem  Alkohol  sehr 
wenig,  in  heissem  löichter,  aber  doch  noch  ziem¬ 
lich  schwer,  in  Aether  leicht  löslich.  Aus  sie¬ 
dendem  Alkohol  krystallisirt  sie  in  langen,  farb¬ 
losen,  feinen  Nadeln,  die  bei  204 — 205®  schmel¬ 
zen  und  ohne  Zersetzung  in  langen,  pi:achtvoll 
glänzenden  Spiessen  sublimiren.  Bei  mehrtägi¬ 
gem  Kochen  mit  Salpetersäure,  Chromsäure  oder 
übermangansaurem  Kalium  blieb  es  vollständig 
unverändert. 

Es  ist  uns  bis  jezl  nicht  gelungen,  Substi- 
tutionsproducte  des  Mesitylens  zu  erhalten,  bei 
denen  das  Chlor  Wasserstoff  der  Methylatome 
ersetzt.  Bei  der  sehr  grossen  Neigung  des  Me¬ 
sitylens  in  Trichlormesitylen  überzugehen  wer¬ 
den  sich  derartige  Verbindungen  überhaupt  nur 
äusserst  schwierig  darstellen  lassen. 


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244 


II.  Mesitol  (Phenol  des  Mesitylens). 
C»H‘*0  =  C«H2  J  ßgt 

1  CH* 

Wir  e?*hielten  diese  Verbindung  nach  der 
von  Wurtz,  Keknle  und  Dusart  entdeckten 
Methode  durch  Erhitzen  von  mesitylenschwefel- 
saurem  Kalium  mit  Kalihydrat.  Diese  Opera¬ 
tion  erfordert  indess,  wenn  sie  gelingen  soll, 
sehr  grosse  Vorsicht.  Beim  Schmelzen  des  Ka¬ 
liumsalzes  mit  Kalihydrat  in  einer  Silberschale 
bildete  sich  tceine  Spur  des  Phenols.  Die  grösste, 
aber  immerhin  noch  weit  hinter  der  theoreti¬ 
schen  Menge  zurückbleibende  Ausbeute  erhielten 
wir,  als  wir  das  Kaliumsalz  mit  dem  dreifachen 
Gewicht  Kalihydrat  in  kleinen  Kochflaschen  im 
Lufkbade  längere  Zeit  auf  280®  erhitzen.  Diese 
Temperatur  muss  möglichst  genau  inne  gehal¬ 
ten  werden,  denn  bei  jeder  anderen,  niedrigeren 
oder  höheren  Temperatur  bildet  sich  die  Ver¬ 
bindung  entweder  gar  nicht  oder  doch  nur  in 
sehr  geringer  Menge.  Das  Product  wird  in 
Wasser  gelöst,  mit  Schwefelsäure  angesäuert 
und  darauf  destillirt.  Das  Mesitol  ist  mit  den 
Wasserdämpfen  ausserordentlich  leicht  flüchtig 
und  man  braucht  kaum  den  zehnten  Theil  der 
Flüssigkeit  abzudestilliren,  um  dasselbe  vollstän¬ 
dig  im  Destillate  zu  haben.  Es  erstarrt  im 
Kühlrohre  und  in  der  Vorlage  sofort.  Wird 
die  Destillation,  nachdem  alles  Mesitol  abdestil- 
lirt  ist,  fortgesetzt,  so  geht  mit  den  Wasser¬ 
dämpfen  eine  feste  in  Wasser  sehr  schwer  lös¬ 
liche  organische  Säure  über.  Um  das  Mesitol 
von  Spuren  dieser  Säure  zu  reinigen,  versetzt 
man  das  Destillat  mit  kohlensaurem  Natrium 


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245 


bis  zur  schwach  alkalischen  Reaction  und  destil- 
lirt  von  Neuem# 

Das  Mesitol  krystallisirt  aus  siedendem  Was¬ 
ser  in  langen,  durchsichtigen,  glänzenden  und 
völlig  farblosen  Nadeln.  Es  ist  in  kaltem  Was¬ 
ser  wenig,  in  siedendem  Wasser  leichter,  in  Al¬ 
kohol,  Aether  und  Benzol  fast  in  jedem  Ver- 
hältniss  löslich.  Es  schmilzt  bei  72—73®  und 
siedet  ohne  Zersetzung  bei  216 — 217®.  Sehr 
characteristisch  ist  die  Leichtigkeit,  mit  der  es 
sich  mit  den  Wasserdämpfen  verflüchtigt.  Wenn 
man  die  massig  warme  Lösung  der  bei  der  Dar¬ 
stellung  erhaltenen  Schmelze  mit  Schwefelsäure 
ansäuert,  so  bemerkt  man,  dass  sich  am  Hals 
des  Kolbens  sofort  zolllange  farblose  Nadeln 
absetzen  und  bei  nachheriger  Destillation  erfüllt 
sich  das  Kühlrohr  schon  mit  Krystallen,  bevor 
noch  der  erste  Wassertropfen  übergeht.  Das 
Mesitol  besitzt  die  allgemeinen  Eigenschaften 
der  Phenole.  Es  lösst  sich  nicht  in  Ammoniak 
pnd  kohlensauren  Alkalien,  aber  leicht  in  Kali¬ 
oder  Natronlauge  und  wird  aus  dieser.  Lösung 
durch  Einleiten  von  Kohlensäure  wieder  krystal- 
linisch  gefällt. 

Beim  Schmelzen  des  mesitylenschwefelsauren 
Kaliums  mit  Kalihydrat  entsteht  neben  dem 
Mesitol  eine  organische  Säure  in  ansehnlicher 
Quantität.  Unter  gewissen  Verhältnissen  scheint 
diese  sogar,  als  Hauptproduct  aufzutreten,  we¬ 
nigstens  beträgt  die  Quantität,  welche  wir  von 
dieser  Säure  erhielten  mehr  als  die  Menge  des 
Mesitols.  Sie  geht,  wie  bereits  erwähnt,  mit 
den  Wasserdämpfen  über,  wenn  man  das  Roh- 
product  mit  Wasser  und  verdünnter  Schwefel¬ 
säure  destillirt,  ist  aber  viel  schwerer  flüchtig 
als  das  Mesitol.  Im  Wasser  löst  sie  sich  sehr 
schwer,  in  Alkohol  leicht  und  krystallisirt  dar- 


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246 


aus  in  kleinen  compacten  Krystallen,  die  bei 
176 — 177®  schmelzen  und  ohne  Zersetzung  in 
langen,  glänzenden  Nadeln  sublimiren. 

Ihr  in  kaltem  Wasser  nicht  sehr  leicht  lös¬ 
liches  Baryumsalz  krystallisirt  in  durchsichtigen, 
harten  zu  Gruppen  vereinigten  Blättern,  die  sich 
schon  bei  140®  schwärzen.  Mit  der  näheren 
Untersuchung  dieser  Säure  sind  wir  noch  be¬ 
schäftigt.  Wir  vermuthen,  dass  sie  Oxymesity- 
HO 
I  CH® 

lensäure  C®  H®  J  ist,  die  aus  dem  an- 

ICO.HO 

fänglich  gebildeten  Mesitol  durch  die  oxydirende 
Wirkung  des  schmelzenden  Kalihydrats  entstan¬ 
den  ist. 


Ueber  das  Verhalten  der  Aldehyde  zum 
gewöhnlichen  Sauerstoff. 

von 

G.  F.  Schönbein. 

Auf  eine  Anzahl  von  Thatsachen  mich  stützend, 
habe  ich  schon  vor  Jahren  die  Ansicht  geltend 
zu  machen  gesucht,  dass  der  gewöhnliche  Sauer¬ 
stoff  als  solcher  der  chemischen  Verbindung  un¬ 
fähig  sei  und  der  Oxidation  jeder  Materie  eine 
Zustandsveränderung  (Activirung)  dieses  Elemen¬ 
tes  vorausgehen  müsse.  Dem  Anscheine  nach 
werden  zwar  viele  Substanzen  durch  denselben 
oxidirt,  in  welchem  Falle  namentlich  die  Alde¬ 
hyde  sich  befinden,  die  bekanntlich  in  Berührung 
mit  atmosphärischer  Luft  schon  bei  gewöhnlicher 


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247 


Temperatur  so  leicht  in  Säuren  sich  verwandeln; 
aber  gerade  diese  merkwürdige  Gruppe  organischer 
Körper  ist  ganz  besonders  dazu  geeignet,  das 
ihrer  Oxidation  vorausgehende  Thätig  werden  (Ozo- 
nisation)  des  gewöhnlichen  Sauerstoflfes  auf  dem 
Wege  des  Versuches  nachzuweisen,  unter  welchen 
selbst  wieder  Yaleryl Wasserstoff  es  ist,  an  dem 
der  besagte  Vorgang  am  augenfälligsten  beobach¬ 
tet  werden  kann. 

Bekanntlich  wirkt  der  gewöhnliche  Sauerstoff 
(bei  gewöhnlicher  Temperatur)  nicht  im  Gering¬ 
sten  auf  die  Indigolösung,  das  Guajak,  das  Jod¬ 
kalium,  das  Thalliumoxidul  und  das  schwefelsaure 
Manganoxidul  ein,  während  das  Ozon  den  Farb¬ 
stoff  zerstört,  das  Harz  bläuet,  aus  dem  Haloid- 
salz  Jod  abscheidet,  das  Thalliumoxidul  in  das 
braune  Oxid  und  die  Basis  des  Sulfates  in  Man- 
gansuperoxid  überführt,  wesshalb  die  mit  dem 
genannten  Substanzen  behafteten  und  der  Ein¬ 
wirkung  des  Ozons  ausgesetzten  Papierstreifen 
gebleicht  oder  gefärbt  werden  und  daher  auch 
als  bequeme  Rfeagentien  auf  den  thätigen  Sauer-» 
Stoff  dienen  können. 

Solche  Streifen  (in  befeuchtetem  Zustande)  in 
einem  luft-  oder  sauerstoffhaltigen  Fläschchen  von 

20^^  aufgehangen,  in  das  man  vorher  einen  oder 
zwei  Tropfen  des  Valeryl Wasserstoffes  hatte  fallen 
lassen,  bleiben  in  völliger  Dunkelheit  so  gut  als 
unverändert;  anders  unter  sonst  gleichen  Umstän¬ 
den  im  unmittelbaren  Sonnenlichte.  Ist  dasselbe 
sehr  kräftig,  so  fängt  das  Guajak-  und  stärke¬ 
haltige  Jodkaliumpapier  sofort  an  sich  zu  bläuen, 
wird  das  mässig  stark  gebläuete  Indigopapier  in 
wenigen  Minuten  völlig  gebleicht  und  in  kurzer 
Zeit  auch  das  Thallium-  und  Manganpapier  deut- 
lichst  gebräunt  seyn,  wobei  kaum  nöthig  ist  zu 
bemerken,  dass  mit  diesen  Ozonreactionen  auch 


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248 


Bildung  von  Baldriansäure  Hand  in  Hand  geket, 
wie  dieses  die  Röthung  des  Lakmuspapiers  be¬ 
urkundet. 

Hat  man  das  gleiche  flüssige  Aldehyd  im  Dun¬ 
keln  auch  längere  Zeit  mit  reinem  Sauerstoff  oder 
atm.  Luft  zusammengeschüttelt,  so  lässt  es  doch 
die  Guajaktinctur  und  den  Jodkaliumkleister  un¬ 
gefärbt;  geschieht  diess  aber  im  unmittelbaren 
Sonnenlichte,  so  vermag  die  Flüssigkeit  nach 
kurzem  Schütteln  die  beiden  genannten  Reagen- 
tien  bis  zur  Undurchsichtigkeit  tief  zu  bläuen, 
was  beweist,  dass  das  so  behandelte  Aldehyd 
thätigen  und  noch  übertragbaren  Sauerstoff  ent¬ 
hält.  Nach  kurzem  Stehen  in  der  Dunkelheit 
bringt  jedoch  dasselbe  diese  oxidirenden  Wirkun¬ 
gen  nicht  mehr  hervor,  woraus  erhellt,  dass  die¬ 
ser  Sauerstoff  eine  festere  Verbindung  eingegan¬ 
gen  d.  h.  zur  Bildung  von  Baldriansäure  gedient 
hat,  wie  in  der  That  nun  auch  das  Aldehyd 
sauer  reagirt. 

Aus  diesen  Thatsachen  erhellt,  dass  der  ge¬ 
wöhnliche  Sauerstoff,  gleichzeitig  unter  den  Ein¬ 
fluss  des  Aldehydes  und  des  Sonnenlichtes  ge¬ 
stellt,  rasch  in  den  thätigen  Zustand  versetzt  wird, 
so  dass  derselbe  nicht  nur  auf  das  Yaleral  sondern 
auch  auf  andere  ihm  dargebotene  Materien  wie  das 
Ozon  einwirkt.  Und  da  das  unter  Lichteinfluss 
mit  gewöhnlichem  Sauerstoff  in  Berührung  gesetzte 
flüssige  Aldehyd  antänglich  noch  die  Wirkungen 
des  Ozons  auf  das  Guajak  u.  s.  w.  hervorbringt,  so 
lässt  sich  aus  dieser  Thatsache  abnehmen,  dass 
der  Sauerstoff  nach  seiner  Activirung  nicht  so¬ 
fort  mit  Yaleral  zu  Baldriansäure  sich  verbindet, 
sondern  anfänglich  mit  demselben  nur  locker  sich 
vergesellschaftet,  um  jedoch  bald  (auch  bei  Ab¬ 
wesenheit  des  Lichtes)  iu  einen  fester  gebundenen 


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249 


Zustand  zu  treten  d.  h.  mit  dem  Aldehyd  die 
genannte  Säure  zu  erzeugen. 

Wiederholt  habe  ich  die  Ansicht  ausgespro¬ 
chen,  dass  die  chemischen  Verbindungen,  welche 
der  Sauerstoff  mit  den  übrigen  Elementen  ein¬ 
geht,  nicht  urplötzlich  zu  Stande  kommen,  sondern 
dass  es  bei  denselben  wie  einen  Anfang  und  ein 
Ende  so  auch  eine  Mitte  gebe,  so  dass  die  voll¬ 
endete  Oxidation  einer  Materie  gleichsam  nur 
der  Schluss  eines  aus  mehreren  Acten  bestehen¬ 
den  chemischen  Dramas  sei.  Bei  dem  Zusammen¬ 
treffen  des  gewöhnlichen,  besonnten  Sauerstoffes 
mit  dem  Valeral  findet  erst  die  Activirung  dieses 
Elementes  statt,  dann  die  Vergesellschaftung  des 
veränderten  Sauerstoffes  mit  dem  Aldehyd  und 
schliesslich  die  Umsetzung  dieser  beiden  M^erien 
in  Baldriansäure,  während  die  gewöhnliche  Vor¬ 
stellung  den  Sauerstoff  und  das  Aldehyd  so  zu 
sagen  „Knall  und  Fall“  zu  der  genannten  Säure 
mit  einander  sich  verbinden  lässt. 

Dass  man  bisher  solche  Verhältnisse  nicht 
beachtet  hat,  rührt  hauptsächlich  von  der  raschen 
Aufeinanderfolge  der  bezeichneten  Vorgänge  her, 
welche  in  der  Regel  durch  so  kleine  Zeiträume 
von  einander  getrennt  sind,  dass  Nichts  zwischen 
dem  Anfang  und  Ende  einer  Oxidation  zu  liegen 
scheint.  Niemand  wird  aber  in  Abrede  stellen 
wollen,  dass  die  Kenntniss  der  bezeichneten  Vor¬ 
gänge  zum  Verständniss  der  Oxidation  eben  so 
gut  gehören  als  diejenige  des  Endergebnisses  der¬ 
selben. 

In  einer  schon  vor  Jahren  von  mir  über  das 
Bittermandelöl  veröffentlichten  Arbeit  habe  ich 
gezeigt,  dass  der  gewöhnliche  Sauerstoff,  ehe  er 
diese  aldehydartige  Materie  zu  Benzoesäure  oxi- 
dirt,  unter  dem  Einfiusse  des  Lichtes  in  den  thä- 
gen  Zustand  versezt  werde,  wie  aus  der  That- 


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250 


Sache  hervorgeht,  dass  das  besagte  Oel,  nur  kurze 
Zeit  mit  besonneter  Luft  geschüttelt,  die  Guajak- 
tinktur  und  den  Jodkaliumkleister  bläuet  und 
auch  noch  anderweitige  ozonartige  Oxidations¬ 
wirkungen  hervorzubringen  vermag.  Eben  so 
haben  meine  in  neuester  Zeit  mit  dem  Acetyl- 
wasserstoflF  angestellten  Versuche  zu  Ergebnissen 
geführt,  vollkommen  übereinstimmend  mit  den¬ 
jenigen,  welche  mit  dem  Valeral  erhalten  wurden. 
Die  obengenannten  Reagenspapiere  in  einem  Ge¬ 
menge  von  gewöhnlichem  reinen  oder  atmosphä¬ 
rischen  Sauerstoff  und  Aldehyddampf  aufgefan¬ 
gen,  verändern  sich  in  der  Dunkelheit  nicht  merk¬ 
lich,  während  sie  in  unmittelbarem  Sonnenlichte 
ziemlich  r^sch  die  mit  dem  Valeral  erhaltenen 
Reacttonen  zeigen :  es  wird  das  Indigopapier  ge¬ 
bleicht,  das  Guajak-  oder  Jodkaliumstärkehaltige 
gebläuet,  das  Manganpapier  gebräunt  u.  s.  w. 
Ebenso  erlangt  das  flüssige  Acetylaldehyd  durch 
kurzes  Schütteln  mit  besonnter  Luft  die  Eigen¬ 
schaft,  die  Guajaktinktur  und  den  Jodkalium¬ 
kleister  auf  das  tiefste  zu  bläuen,  um  dieselbe 
nach  kurzer  Zeit  in  der  Dunkelheit  zu  verlieren, 
selbstverständlich  unter  Bildung  von  Essigsäure. 

Wenn  nun  obigen  Angaben  gemäss  die  drei 
Aldehyde:  der  Acetyl-,  Valeryl-  und  Benzoyl- 
wasserstoff  unter  der  gleichzeitigen  Mitwirkung 
des  Sonnenlichtes  den  gewöhnlichen  Sauerstoff 
vor  ihrer  Oxidation  in  den  thätigen  Zustand  ver¬ 
setzen,  so  ist  kaum  daran  zu  zweifeln,  dass  auch 
die  übrigen  Aldehyde  in  ähnlicher  Weise  sich 
verhalten  werden.  Wahrscheinlich  gibt  es  aber 
noch  eine  grosse  Anzahl  anderer  organischer,  na¬ 
mentlich  vegetabilischer  Substanzen,  deren  Ver¬ 
halten  zum  gewöhnlichen  beleuchteten  Sauerstoff 
demjenigen  der  Aldehyde  gleicht,  zu  welchen 
Materien  meinen  frühem  Versuchen  gemäss  nicht 


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251 


wenige  aetherische  Oele  gehören ;  wie  ich  über¬ 
haupt  Grund  habe  anzunehmen,  dass  bei  vielen 
langsamen  Oxidationen  unorganischer  und  na¬ 
mentlich  organischer  Körper  vegetabilischen  Ur¬ 
sprungs,  die  in  der  atmosphärischen  Luft  statt 
finden,  das  Licht  eine  viel  grössere  Rolle  spielt, 
als  man  bisher  geglaubt  hat. 

Da  diese  Oxidationsweise  sicherlich  einer  der 
wichtigsten  chemischen  Vorgänge  ist  und  dess- 
halb  eine  möglichst  vollständige  Kenntniss  der 
Umstände  und  Bedingungen,  unter  welchen  die¬ 
selbe  stattfindet,  eine  nicht  geringe  theoretische 
Bedeutung  hat,  so  dürfte  es  beim  Vortrage  der 
Chemie  belehrend  sein,  an  schicklichem  Orte  das 
typische  Verhalten  des  Valerylaldehydes  zum  ge¬ 
wöhnlichen  beleuchteten  Sauerstoff  durch  einen 
eben  so  einfachen  als  schönen  Versuch  den  Zu¬ 
hörern  anschaulich  zu  machen.  Zu  diesem  Behufe 
bringt  man  in  eine  luft-  oder  sauerstoiBfhaltige 
halblitergrosse  Flasche  etwa  zehn  Tropfen  des 
genannten  Aldehydes,  hängt  darin  die  oben  er¬ 
wähnten  Reagenspapiere  gleichzeitig  auf  upd 
lässt  nun  auf  das  Versuchsgefäss  kräftiges  Son¬ 
nenlicht  fallen,  unter  welchen  Umständen  die 
oxidirenden  Wirkungen  des  thätig  gewordenen 
Sauerstoffes  sehr  rasch  und  in  augenfälligster 
Weise  hervorgebracht  werden.  Um  diesen  Ver¬ 
such  noch  lehrreicher  zu  machen,  setze  man  zu 
gleicher  Zeit  die  gleichen  Reagenspapiere  der  Ein¬ 
wirkung  stark  (durch  Phosphor)  ozonisirter  Luft 
aus ,  wodurch  sie  selbstverständlich  auch  im 
Schatten  gerade  so  wie  das  beleuchtete  Gemenge 
von  gewöhnlichem  Sauerstoffgas  und  Aldehyd- 
Dampf  verändert  werden. 


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252 


lieber  ein  höchst  empfindliches  Rea¬ 
gens  auf  die  Blausäure. 

Von  Demselben. 

Bekanntlich  ist  es  eine  karakteristische  Eigen¬ 
schaft  des  Guajaks  mit  dem  Ozon  eine  tief  blaue 
Verbindung  einzugehen,  welche  aber  auch  beim 
Zusammentreffen  des  in  Weingeist  gelösten  Har¬ 
zes  mit  gewissen  Säuren,  Oxiden  u.  s.  w.  ent¬ 
steht,  die  thätigen  Sauerstoff  enthalten  wie  z.  B. 
NO4,  Mn»07,  PbOa,  AgO  u.  s.  w.  Das  Kup¬ 
feroxid,  obwohl  es  unter  geeigneten  Umständen 
die  Hälfte  seines  Sauerstoffes  an  oxidirbare  Ma¬ 
terien  z.  B.  an  Traubenzucker  abgibt,  vermag 
doch  für  sich  allein  die  Guajaktinctur  nicht  zu 
bläuen,  thut  dies  aber  augenblicklich  unter  der 
Mitwirkung  von  Blausäure,  gleichgültig  ob  das 
Oxid  frei,  an  Wasser  oder  an  irgend  eine  Säure 
gebunden  sei.*)  Diese  Reaction  beruhet  nach 
meinem  Dafürhalten  einerseits  auf  der  von  Wüh¬ 
ler  ermittelten  Thatsache,  dass  das  Kupferoxid  mit 
der  Blausäure  ein  Cyanür-Cyanid  (gemäss  der  Glei¬ 
chung  3  Cu  0  +  2  H  Cy  =  Cu2  Cy,  Cu  Cy  + 
2HO  +  0)  erzeugt  und  andererseits  auf  der 
grossen  Neigung  des  Guajaks  mit  thätigem  Sauer¬ 
stoff  zu  der  besagten  tiefblauen  Verbindung  zu¬ 
sammen  zu  treten.  Der  intensiven  Färbung  die¬ 
ser  Materien  halber  lassen  sich  daher  mit  Hülfe 
des  Guajaks  in  Verbindung  mit  einem  Kupfer¬ 
salze  noch  verschwindend  kleine  Mengen  von 
Blausäure  auf  das  augenfälligste  nachweisen,  wie 
aus  den  nachstehenden  Angaben  erhellen  wird. 

Filtrirpapier ,  mit  frisch  bereiteter  Guajak- 

Schon  Pagenstecher  hat  gezeigt,  dass  die  blausäure¬ 
haltige  Guajaktinctur  durch  eine  Kupfersalzlösung  ge- 
blauet  werde. 


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258 


tinctur  von  3  ®/o  Harzgehalt  getränkt  und  nach 
dem  Verdunsten  des  Weingeistes  mit  einer  Kupfer¬ 
vitriollösung  von  Vio  ®/o  Salzgehalt  benezt,  bläuete 
sich  noch  ziemlich  rasch,  wenn  eingeführt  in 
einen  46  Liter  grossen  Ballon,  in  welchen  man 
vorher  nur  einen  Tropfen  wässriger  Blausäure 
von  1  %  HCy-Gehalt  hatte  fallen  lassen.  Lässt 
man  ein  erbsengrosses  Stück  Cyankaliums  in 
einer  lufthaltigen  10  litergrossen  Flasche  nur 
wenige  Minuten  lang  verweilen,  so  enthält  die¬ 
selbe  schon  so  viel  Blausäure,  um  das  eingeführte 
Reagenspapier  sofort  zu  bläuen,  wie  sich  Letz¬ 
teres  auch  unverweilt  färbt,  wenn  einige  Linien 
hoch  über  eiuem  in  der  Luft  liegenden  Stückchen 
des  Haloidsalzes  gehalten.  Eben  so  lässt  sich 
mit  dem  gleichen  Papier  zeigen,  dass  beim  Zu¬ 
sammenbringen  des  Amygdalins  mit  Emulsin  die 
Umsetzung  des  Glucosides  in  Blausäure  u.  s.  w, 
schon  bei  gewöhnlicher  Temperatur  sofort  be¬ 
ginnt.  Bringt  man  auf  einem  Uhrschälchen 
einige  Milligramme  Amygdalins  mit  einigen  Trop¬ 
fen  kräftiger  Mandelmilch  zusammen  und  be¬ 
deckt  man  dasselbe  mit  einem  andern  Uhrgläs¬ 
chen,  an  dessen  Innenseite  ein  Stückchen  des 
Reagenspapiers  haftet,  so  wird  Letzteres  sofort 
anfangen  sich  zu  bläuen.  Bringt  man  zerquetschte 
bittere  Mandel-,  Pfirsich-,  Apricosen,  Pflaumen-, 
Kirschen-,  Apfelkerne  oder  zerschnittene  frische 
Kirschlorbeerblätter  in  kleinere  Fläschchen,  so 
bläuen  sich  darin  aufgehangene  Streifen  des  mit 
der  Kupfersalzlösung  benetzten  Guajakpapiers  so¬ 
fort  auf  das  Augenfälligste. 

Aus  den  voranstehenden  Angaben  folgt  von 
selbst,  dass  die  Guajaktinktur  in  Verbindung 
mit  der  verdünnten  Kupfervitriollösung  auf  den 
in  Wasser  gelösten  CyanwasserstofiF  ein  eben 
so  empfindliches  Reagens  ist,  als  das  Guajakpa- 


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254 

pier  mit  der  gleichen  Salzlösung  auf  die  dampf¬ 
förmige  Säure. 

Wasser  von  Viooooo  HCy-Gehalt  mit  dem  glei¬ 
chen  Volumen  frischer  Guajaklösung  von  3  Vo 
Harzgehalt  vermischt,  wird  durch  einige  Tropfen 
Kupfervitriollösung  noch  auf  das  Tiefste  gebläuet 
und  Wasser,  das  nur  ^/s, 000,000  Blausäure  enthält, 
bläuet  sich  noch  in  deutlichster  Weise,  so  dass 
ausser  den  Blutkörperchen  in  Verbindung  mit 
HO2  das  Guajak  und  ein  Kupfersalz  als  weit¬ 
aus  das  empfindlichste  Reagens  auf  die  Blausäure 
gelten  kann,  weshalb  es  auch  allgemeine  An¬ 
wendung  verdient.  Zerkleinerte  bittere  Mandeln, 
Pfirsichkerne,  Kirschlorbeerblätter  u.  s.  w.  mit 
Wasser  übergossen,  liefern  sofort  eine  Flüssig¬ 
keit,  welche  die  Guajaktinctur  unter  Beihülfe 
einer  Kupfersalzlösung  schon  merklich  stark 
bläuet.  Es  ist  das  Guajak  u.  s.  w.  auch  ein 
höchst  empfindliches  mittelbares  Reagens  auf  das 
in  manchen  Pflanzen  vorkommende  Amygdalin, 
mit  dessen  Hülfe  dieses  Glucosid  leicht  da  sich 
entdecken  lässt,  wo  es  bisher  seiner  geringen 
Menge  halber  noch  nicht  aufgefunden  werden 
konnte. 


üeber  das  empfindlichste  Reagens  auf 
das  Wasserstoffsuperoxyd; 

von  Demselben. 

Obwohl  wir  schon  mehrere  höchst  empfind¬ 
liche  Reagentien  auf  dieses  Superoxyd  besitzen, 
wie  z.  B.  der  Jodkaliumstärkekleister  in  Verbin¬ 
dung  mit  einer  Eisenoxydullösung,  womit  sich 
noch  ein  Milliontel  HO2  im  Wasser  deutlichst 


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255 


nachweisen  lässt ,  so  habe  ich  unlängst  ein  an¬ 
deres  aufgefanden,  welches  an  Empfindlichkeit 
alle  bisher  bekannten  übertrifft.  Das  Wasser¬ 
stoffsuperoxyd  für  sich  allein  vermag  bekannt¬ 
lich  die  Guajaktinctur  nicht  zu  bläuen,  thut 
diess  aber  unter  der  Mitwirkung  der  Blutkör¬ 
perchen,  der  wässrigen  Auszüge  aller  Pflanzen¬ 
samen,  namentlich  der  Cerealien,  unter  welchen 
selbst  wieder  die  gekeimte  Gerste  (Malz)  ganz 
besonders  sich  auszeichnet.  Tröpfelt  man  in 
einige  Gramme  Wassers,  das  ein  Milliontel 
HO2  enthält,  soviel  frisch  bereitete  Guajaktinc¬ 
tur  bis  das  Gemisch  milchig  geworden  und  fügt 
man  nun  demselben  einige  Tropfen  etwas  con- 
centrirten  wässrigen  Malzauszuges  zu,  so  bläuet 
es  sich  rasch  auf  das  augenfälligste;  ja  Wasser, 
welches  ’nur  ein  Zehnmilliontel  Superoxydes 
enthält,  wird  hiedurch  noch  sichtlich  gebläuet. 
Dieser  ausserordentlichen  Empfindlichkeit  halber 
lässt  sich  daher  mittelst  Guajak  und  Makaus- 
auszug  HO2  noch  da  nachweisen,  wo  man  es 
nicht  erwarten  sollte. 

Wasserfreier  Weingeist  scheint  in  der  Dun¬ 
kelheit  gegen  den  gewöhnlichen  Sauerstoff  voll¬ 
kommen  gleichgültig  sich  zu  verhalten,  wie  ich 
aus  der  Thatsache  zu  schliessen  geneigt  bin, 
dass  solcher  Alkohol,  nachdem  er  sechs  Monate 
lang  in  Dunkelheit  mit  atm.  Luft  in  Berührung 
gestanden  hatte,  mit  meinem  Reagens  geprüft, 
auch  keine  Spur  von  HO2  enthielt.  Zwanzig 
Gramme  dieses  Weingeistes  in  einer  halbliter 
grossen  lufthaltigen  Flasche  nur  8 — 10  Minuten 
in  kräftigem  Sonnenlicht  geschüttelt,  erweisen 
sich  schon  so  H02-haltig,  dass  sie  sich  mit  Gua¬ 
jaktinctur  und  Malzauszug  deutlichst  bläueten 
und  selbstverständlich  fällt  diese  Färbung  um 
so  tiefer  aus,  je  länger  der  Weingeist  in  der 

20 


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256 


angegebenen  Weise  behandelt  worden.  Und 
eben  so  versteht  es^ich  von  selbst,  dass  auch 
unter  dem  Einflüsse  des  zerstreuten  Lichtes 
(obwohl  langsamer)  diese  Bildung  von  Wasser¬ 
stoffsuperoxyd  erfolgt,  woher  es  kommt,  dass 
Weingeist  (auch  der  wasserhaltige)  in  lufthal¬ 
tigen  Flaschen  längere  Zeit  im  Laboratorium 
u.  s.  w.  auf  bewahrt,  durch  unser  Reagens  ge- 
bläuet  wird.  Es  darf  daher  aus  diesen  That- 
sachen  mit  Sicherheit  geschlossen  werden,  dass 
jeder  Weingeist,  welcher  auch  selbst  nur  im 
zerstreuten  Licht  mit  atm.  Luft  in  Berührung 
gestanden,  nicht  mehr  rein  und  je  nach  Um¬ 
ständen  mehr  oder  weniger  H02-haltig  ist. 

Wie  nach  meinen  früheren  Angaben  das  mit 
•  Wasser  stark  verdünnte  HO2  selbst  bei  100®  con- 
centrirt  und  theilweise  überdestillirt  werden 
kann,  so  auch  der  H02-haltige  Weingeist.  Al¬ 
kohol,  im  zerstreuten  Lichte  durch  längere  Be¬ 
rührung  mit  atm.  Luft  so  H02-haltig  geworden, 
dass  er  zwar  durch  die  Guajaktinctur  und  den 
Malzauszug  merklich  stark,  nicht  aber  durch 
das  viel  weniger  empfindliche  Reagens  der  Chrom¬ 
säure  gebläuet  wurde,  unterwarf  ich  der  Destil¬ 
lation,  vom  Ganzen  Neunzehnttheile  überziehend. 
Das  Destillat  bläuete  sich  noch  deutlich  mit 
unserem  Reagens,  obwohl  schwächer  als  der 
nicht  destillirte  Weingeist  diess  that,  während 
dagegen  das  rückständige  Zehntel  diese  Reaction 
sehr  stark  hervorbrachte  und  durch  Chromsäure¬ 
lösung  ziemlich  tief  lasurblau  gefärbt  wurde, 
was  die  durch  Destillation  bewirkte  Concentra- 
tion  des  im  Weingeist  enthaltenen  HO2  ausser 
Zweifel  stellt. 

Da  die  Guajaktinctur  ein  eben  so  empfind¬ 
liches  als  bequemes  Mittel  ist,  das  unter  den 
erwähnten  Umständen  im  Weingeist  u.  s.  w. 


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257 


entstandene  HO2  nachzuweisen,  so  muss  selbst¬ 
verständlich  die  zu  diesem  Zwecke  taugliche 
Harzlösung  mit  Weingeist  bereitet  werden,  der 
völlig  frei  von  HO2  ist.  Um  sich  von  dieser 
Reinheit  zu  überzeugen,  löse  man  etwa  ein  Hun¬ 
dertel  Guajaks  in  dem  zu  prüfenden  Weingeist 
auf  und  füge  der  Tinctur  einigen  Malzauszug  zu, 
welcher  im  Falle  völliger  Abwesenheit  von  HO2 
die  Harzlösung  ungebläuet  lassen  muss.  Aus 
diesen  Angaben  folgt,  dass  die  mit  Luft  in 
Berührung  stehende  Guajaktinctur  im  Dunkeln 
aufbewahrt  werden  muss,  wenn  sie  nicht  HO2- 
haltig  und  für  Versuche  tauglich  bleiben  soll. 

Nach  meinen  Versuchen  verursacht  eine  An¬ 
zahl  von  Metallen,  gleichzeitig  mit  Wasser  und 
atm.  Luft  in  Berührung  gesetzt,  sofort  die  Bil¬ 
dung  von  HO2  ,  in  welcher  Hinsicht  das  Zink 
ganz  besondes  sich  auszeichnet.  Wie  empfind¬ 
lich  unser  Reagens  auf  das  in  dieser  Weise  ent¬ 
standene  Superoxyd  ist,  mögen  folgende  Anga¬ 
ben  zeigen.  Bespritzt  man  auf  einen  Trichter 
gebrachte  amalgamirte  Zinkspähne  mit  destillir- 
tem  Wasser,  so  enthält  die  ablaufende  Flüssig¬ 
keit  schon  so  viel  HO2,  um  durch  unser  Rea¬ 
gens  angezeigt  zu  werden  und  eine  gleich  rea- 
girende  Flüssigkeit  wird  erhalten,  wenn  man  die 
besagten  Spähne  nur  einen  Augenblick  mit  ei¬ 
nigem  Wasser  und  Luft  zusammenschüttelt,  wo¬ 
bei  man  selbst  kochendes  anwenden  kann.  Die 
einfachste  Weise,  die  unter  diesen  Umständen 
stattfindende  Bildung  von  HO2  augenfällig  zu 
machen,  besteht  darin,  dass  man  ein  amalga- 
mirtes  und  mit  Wasser  befeuchtetes  Zinkstäb¬ 
chen  stark  gegen  guajakhaltiges  und  mit  Malz¬ 
auszug  benetztes  Papier  drückt,  welches  da  so¬ 
fort  tief  gebläuet  wird,  wo  es  mit  dem  Metall 
in  Berührung  gekommen. 


20  ♦ 

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258 


Analytisch -geometrische  Untersu¬ 
chungen 

von 

A.  Enneper. 

V. 

Mittelst  zweier  Curvensysteme,  welche  auf  ei¬ 
ner  Fläche  liegen,  lassen  sich  für  die  Flächen 
von  constantem  Krümmungsmaass  ohne  Schwie¬ 
rigkeit  einige  fundamentale  Gleichungen  ableiten, 
welche  besonders  einfache  Formen  annehmen, 
wenn  die  beiden  Curvensysteme  gegenseitig  zu 
einander  orthogonal  sind.  Die  unüberwindlichen 
Schwierigkeiten,  welche  sich  der  Aufsuchung  al¬ 
ler  Flächen  von  constantem  Krümmungsmaass 
entgegenstellen,  führen  von  selbst  darauf  beson¬ 
dere  Fälle  zu  betrachten  und  die  Fläche  noch 
durch  eine  zweite  geometrische  Eigenschaft  nä¬ 
her  zu  bestimmen ,  wobei  dann  die  Wahl  der 
Curvensysteme  nicht  gleichgültig  ist.  Welche 
Wahl  man  auch  treffen  möge,  so  scheinen  die  in 
II.  entwickelten  Formeln  die  grössten  Vortheile 
zu  bieten,  wenn  die  Krümmungslinien  der  zu  be¬ 
stimmenden  Flächen  gewisse  Bedingungen  zu  er¬ 
füllen  haben.  Um  zu  einigen  neuen  Resultaten 
in  Beziehung  auf  die  bemerkten  Flächen' zu  ge¬ 
langen  ist  im  Folgenden  die  Lösung  des  Pro¬ 
blems  gegeben: 

Für  welche  Flächen  von  constantem  Krüm¬ 
mungsmaass  ist  ein  System  von  Krümmungs¬ 
linien  plan  oder  sphärisch? 

Es  soll  vorausgesetzt  werden,  dass  die  zu  be¬ 
stimmende  Fläche  keine  Rotationsfläche  ist,  wel¬ 
cher  Fall  schon  bekannt  und  leicht  zu  behandeln 
ist.  Obgleich  die  Flächen  mit  einem  System 


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259 


planer  KräinnmngsHmen  nur  ein  besonderer  Fall 
der  Flächen  mit  einem  System  sphärischer  Krüm¬ 
mungslinien  sind ,  so  scheint  es  doch  zweckmä¬ 
ssig  zu  sein,  jeden  Fall  besonders  zu  behandeln, 
da  die  auszufuhrenden  analytischen  Betrachtun¬ 
gen  in  beiden  Fällen  wesentlich  von  einander  ab¬ 
weichen. 

Ist  das  Product  der  beiden  Hauptkrümmungs¬ 
halbmesser  positiv  constant,  so  findet  die  Glei¬ 
chung  r'r"  =  statt,  wo  g  eine  Constante  be¬ 
deutet.  Diese  Gleichung  lässt  sich  ersetzen  durch : 

1  -  I  L+J 

r'-g  1  +  f’  r"  gl-  t' 

wo  t  eine  näher  zu  bestimmende  Function  von 
«  und  0  ist.  Mittelst  der  Gleichungen  1)  gehen 
die  Gleichungen: 

-  —  1 

dv  r  r'  dv  ’  du  r"  r  du  ’ 
über  in: 

1  rf|/  E  _  1  1  dt 

ys  dt  ~  •  2/  1  4-7  dt' 

1  d]/G  _  .  1  ^ 

ye  du  ~  ^  2t  l  —  ?  du 

Hieraus  folgt: 

=  V6- 

WO  =  nur  von  u  und  = 

^  '  du  ^  ^  dt 


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260 


nur  von  t)  abhängt.  Da  alle  zu  bestimmenden 
Grössen  Functionen  von  F{u)  und  Fi(ü)  sind,  so 
kann  man  F{u)  =  u ,  Fi(t?)  ==  v  setzen  und  hat 
dann  einfacher: 

2)  KE  -  ‘-f KS  -  Iy,- 

Die  Gleichungen  1)  und  2)  geben: 

yE  _  1  i^i  y"G  _  i  i  +  t 
r'~  ~  7  2Vt^  "r~  ~  7  ^ t 
r'  d  r  \dt  r  dyli  1  dt 

y" Gdt>\/^E  2t  dt^  y^E  du  r'  2t  du 

Mittelst  Hülfe  dieser  Gleichung  geht  die  Gleichung : 

A  (I  ^  -u  4- =  0 

dv  ^y^Gdf)  r  du^y^Bdu  r"  r  r' 

über  in: 

d^\og\/t  d^Xo^y  t _  1  1 — 

dv^  '  du^  (2^)^  t 

Ist  das  Product  der  beiden  Hauptkrümmungs¬ 
halbmesser  negativ  constant,  also  rV"  =  —  , 

so  kann  man  setzen: 

5)  1  _  1  l-<  1  ^  1  l  +  < 

r  g  l  +  <’  r"  g  1  — <’ 

Für  F  und  G  finden  die  Gleichungen  statt: 
l  d\/' E  \  * 

yE  de  ~  +  t  r+  de' 


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261 


1  d]/G  _  1  l  dt 

d^  ~  r+  du 

oder  integrirt: 

«\|/p _  1  1  +  *  i/r  ^  ^  ^ 

6)  =  1/G  _ 

Ziu*  B^timmung  von  t  dient  die  Gleichung: 

d^arctang^  d^arctang/ _  1  —  1 

^  du*  dw*  1  +  ^*  2^*' 


Es  lassen  sich  in  beiden  Fällen  noch  je  zwei  par¬ 
tielle  Differentialgleichungen  aufstellen,  welchen 
die  Coordinaten  x,  y,  z  genügen,  da  dieselben 
für  die  folgenden  Untersuchungen  nicht  nöthig 
sind,  so  soll  ihre  Aufstellung  hier  unterbleiben. 
Die  allgemeine  Integration  dieser  Gleichungen, 
sowie  die  Gleichungen  4)  und  7)  scheint  sich 
nicht  ermöglichen  zu  lassen. 

Ist  das  System  der  Krümmungslinien  für  wel* 
che  o  allein  variirt  plan,  so  findet  die  Gleichung 
statt: 


8) 


rr^  d  |/G 
du  r' 


=  —  cotey,  * 


wo  der  Winkel  er,  unter  welchem  die  Ebene  der 
planen  Krümmungslinie  die  Fläche  schneidet,  nur 
von  u  abhängt.  Die  Gleichung  8)  bleibt  unge- 
ändert,  wenn  F(u),  F(u)  statt  ti,  u  als  unabhän¬ 
gige  Variabelen  genommen  werden  und  cot  a 
-  ,  cot  (S  .  , 

durch  _t7-7  ersetzt  wird.  Da  nun  cot  (S  eine 
F(k) 


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262 


beliebige  Function  von  u  ist,  so  kann  man,  un¬ 
beschadet  der  Allgemeinheit,  auf  die  Gleichung 
8)  die  Gleichungen  2)  und  3)  anwenden.  Mit¬ 
telst  der  Gleichungen  3)  erhält  man  aus  8); 

1  \  dt  .darctangl/'f  1 

l-\-t  Yt  du  du  J 


oder: 

9) 

gesetzt : 

folglich: 

10) 


«1 


-A 


cot  <f  du 


d  arctang  j/*  t 
dui 


1 

2’ 


yt  =  tang  -  («1  -f-  »i) 


WO  f?i  eine  näher  zu  bestimmende  Function  von 
t  ist.  Mit  Rücksicht  auf  9)  giebt  die  Gleichung 
10): 

d\o^\rt  1  1  ^ 

°  ^  —  -  cot  ff, 


du 

d*  log  ]/” t 


+ 


sin(«i  Di)  g 

cos(«i  -t-  ffi)  .1  , 

- i? — — i  (-  cot  ay 

sin  *(«1  -y  ci)  g 

1  «Id  cot  ff 


sin  («1  4-  Ol)  9 
da  nun  nach  9): 


du 


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263 


dcoia  d  cot  a  dm 

du  dui  du 

so  ist  auch; 


—  cotu 
9  . 


d  cot  a 
~~dui~~' 


^  _  cos  («1  +  ci)  1  . , 

du^  sin  \ui  -f-  y 

,  _ 1 _  J_  _d  1 

sin  («i-j-tJi)  2^*  dui  sin  V 

Durch  Anwendung  dieser  Gleichung  und  der 
Gleichung  10)  geht  die  Gleichung  4)  über  in: 


[sin  («1  +  fji)  —  -  cos  («i  +  oi)  (^)  ]  = 
11)  ^ 
cos  («1  +  ci)  ^  sin  («1  +  Ci)  sin 


Es  soll  angenommen  werden,  dass  cot<y  nicht 
constant  ist.  Wäre  dieses  der  Fall,  so  müssten 
in  10)  die  Factoren  von  sinwi  und  coswi  einzeln 
verschwinden,  dann  folgt: 


d^i  _ 


dti  * 


1 

sin  % 


welche  Gleichungen  für  x>i  keinen  reellen  Werth 

geben.  Soll  cf  constant  sein,  so  ist 

ist  t  unabhängig  von  t#,  die  gesuchte  Fläche  eine 
Kotationsfläche ,  welche  hier  nicht  weiter  in  Be¬ 
tracht  kommen  soll. 

Die  Gleichung  11)  zweimal  nach  mi  differen- 
tiirt  giebt: 


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264 


-  [cos  («1  +  ci)  —  sin  («i  +  ui)  (^)  ]  = 


</  3  1 

sin  («1  +  Ul)  —  (; 


1  d*  1 


+  ö"  Z. 


dui  ^2  sin  ^  2  du\  sin 


-  COS  (fll+f5l) 


1 

sin  V 


Durch  Addition  dieser  Gleichung  zur  Gleichung 
11)  folgt: 


dui 


sm 


-U  i  —  —  0 

V  '  4  sin  ’ 


also: 


-r-"^  =  A  cos2tti  4-  ß8in2«ii  —  C. 
sin  2<r  ' 

wo  Ag  B,  C  Constanten  sind.  Die  rechte  Seite 
der  vorstehenden  Gleichungen  lässt  sich  auf  die 
Form  bringen: 

D  cos  2{ui  —  uo)  C, 

Da  nun  nach  9)  u  auch  als  Function  von  ui  an- 
gesebn  werden  kann ,  so  kann  man  t/o  =  0,  also 
auch  B  —  0  setzen.  Für  sin  c  ergiebt  sich  dann 
die  Gleichung: 

12)  .  ^  -  =  A  cos  2ui  —  C, 

sinV 

Setzt  man  diesen  Werth  von  sin  V  in  die  Glei¬ 
chung  11).  so  folgt: 


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265 


[{A-C  + 


2 

)  )  COS  t?i  —  sin  t?i 


dv^ 


]  cos  Ul 


,  r/  A  I  r.  • 

+  [(^  +  — Ö^*C08  f?l  —2  ]  sin  Ml  =  0. 


Da  Ml  nicht  constant  ist,  so  kann  die  vorstehende 
Gleichung  nur  bestehn,  wenn  die  Factoren  von 
Ml  und  sin  mi  einzeln  verschwinden.  Es  ist  folglich : 

+(g  —)]  co8f?i  =  ^*sinoi 


o  df?i  *  d^vi 

[A  -t-  C  —  C-^)  ]  sinei  =  g^cozti 


oder: 

13)  (jg  =  C— 4  cos^üi 

und: 


2  .  .  o 

o*  =  A  sin  2i?i. 
du* 


Die  letzte  Gleichung  folgt  auch  durch  Differen¬ 
tiation  der  Gleichung  13)  nach  r.  Die  Gleichun¬ 
gen  12)  und  13)  zeigen,  dass  A  und  C  immer 
gleiche  Zeichen  haben  müssen.  Substituirt  man 
den  Werth  von  t  aus  10)  in  die  Gleichungen  2) 
und  3),  so  findet  man: 


1 

sin  (mi  -f  n) 


,  !/■(?  = 


cos  («1  +  ®l) 
sin  («1  +  »i)’ 


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266 


(y^E _ 1  cos  («1  +  ei)  ]/G 

r 


g  sin  («1  +  ci  ’  r"  g  sin  («i  -j-  Ci)’ 


ux 


r "  ^  V  £ 
j/'  G  dv  r 

r  d  ya  _ 

du  r" 


dti 


sin(Mi  +  vi)  rff?’ 


1  8iii(fii  + 

g  I 


cot  c. 


Mit  Rücksicht  auf  9)  giebt  die  Gleichung  12) 
nach  u  dififerentiirt; 


der  A  .  ^  ,  1  i4sin2wi 

15)  —  =  —  sin  2tii  sin  *<r  = 


du 


9 


g  A  cos  2u\  —  C 


Aus  den  Gleichungen  9),  12),  13),  14)  und  15) 
findet  man: 


16)j 


,  d<f  *  ,  ,  r"  d  ]/■£  *  .  , 

_j - ■)  -i.  (—  -  _  sin  *<r  = 

,  ^  du'  '  ]/^ff  dv  r 

1  4*  — C*  A^  —  C^  .  ^ 

g^  (Acoi2ux  —  Cf~  g^  ’ 

d  aAe  ,  da  r"  d  j/E*  . 

—  (^^-4-— )  —  (=-r;;-r  sm<rcostf== 

du  ^  r  '  du  '|/  G  dv  r 

’IA  sin  2«i  cot  fff  A  sin  2«i  , 

^*(4cos2«i — /1co82«i — C 

2(V-  +  s)  si’ 

.  d  r"  dl/ß,  r"  dl/'£,l/‘£  der 
dw'|/6rdi?  r  ^  \/ Gdv  r  r  du 


=  —  2  cos  er 


2  cos  er 


der  doi 


dtt  du  sin  (tii  -|-  ©i) 
der  r'  d  ]/£ 

dti  )/  G  dv  r 


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267 


Sind  aj  ßj  y  die  Winkel ,  welche  die  Ebene  der 
planen  Krümmungslinie  im  Puncte  (a?,  y,  z)  mit 
den  Coordinatenaxen  bildet,  so  bat  man; 


cos  a  sin  (T  —  cos  a  cos  <r  =  cos 

cos  6'  sin  (f  —  cos  b  cos  <f  =  cos  ß , 

cos  c  sin  (f  —  cos  c  cos  ü  =  cos  y* 


Die  Gleichung  für  cos  a  successive  nach  u  diffe- 
rentiirt  giebt,  unter  Zuziehung  der  letzten  Glei¬ 
chung  17): 


d  cos  cc 

~~du~ 


r"  d  VE  . 

-  - - -  sm  ff  cos  a 

y  G  dt>  r 


18) 

+  (cos  a'  cos  ff  -|- 


cosa  sin  ff) 


VE 


djjosa  ,  (1^  COS«  = 

^  W  ^  du 


da  r"  dVE  „  .  .  ^,r  dyE^ 

— 2  eosff  — — — coso  — coso  sinff  — 

duy  Gdv  r  ]/  Gdv  r 

.  ^  d  \/E  ,  da 

-j-  (cos  a'  cos  ff  -(-  cos  a  sm  ff)  —  (.-y~  + 


Addirt  man  auf  beiden  Seiten  der  vorstehenden 
Gleichung: 


sin*ff  r  ..-  -  ^)  cos«, 
r  dar 

so  /olgt  mittelst  der  Gleichungen  1 6),  17)  und  18) : 


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268 


d^coBct  — C*  .  . 

- - — [- — V —  sm%  cos«  =  20010" 

du^ 


d(f  dcosa 
du  du 


Aus  dieser  Gleichung  und  zwei  analogen  Glei¬ 
chungen  folgt: 


d.  i.: 


cos«,  cosj^,  cos;' 

d  cos  a  d  cos  ß  d  cos  y  ' 
du  ^  du  ^  du 


0, 


d^co^a  d^cosß  d^cosy 
~du^~'  du^  ’  du^ 


cos  a  cos  «0  4"  ß  4"  cos  yo  =  0, 

«0,  ßoi  ya  Constanten  sind.  Diese  Gleichung  zeigt, 
dass  alle  Ebenen  der  planen  Krümmungslinien 
einer  festen  Geraden  parallel  sind,  bestimmt  durch 
die  Winkel  cro.  ßo,  yo-  Nimmt  man  diese  Gerade 
parallel  zurAxe  der  «,  so  ist  cosao  =  0,  cos/?o 
=  0,  cosyo  =  1,  folglich  cosy  =  0.  Man  kann 
also  setzen: 


19)  cos  a  =  sin  cos  =  —  cosy,  cos  y  =  0, 
Die  Gleichungen  14),  15)  und  17)  geben: 


/-  sin  (S 

(cOSo'cOSOf4“COSft  COs4-COSC  cos/jl/  E-=^-7—i - 

sin(i/i-ft)i) 

•  ,cfcosa  dcosß  ^^cosy 

(cosa  — f-coso  — j-cosc  —j^)V  E— 


du 

cos  <r 
sin(Mi  4-  f?i) 


du 


r\  [“  +  ei)  + 


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269 


d.  i.  nach  19): 


[cos  a’  sin  y — cos  6'  cos  qi)]/'E= 


sinff 


20)^ 


sin  («1 
d^ 


(cos  a'  cos  y  -j*  ®08  b  sin  \/E  = 


cosff  1  da 

I  ”* — / - i - \  l“  ”1“  H“  3"  J* 

sm  (ui  +  t?i) 


Aus  den  Gleichungen  14),  17)  und  19)  findet  man: 


21) 


r* 

—  sin^u. 


d(p  d 


l- 


smöL 


du  du  *^8in  (tii  +  ci)  d(f  •** 
22)  du 

.fl  w  I  \  1  cos  (T 

-j“  [— cot  (wi  -f- 4”  Y“]  - j - 7 

y  dur  sm  (i/i  +  t?i) 


Bedeutet  ®  eine  Function  von  so  ist  die  Glei¬ 
chung  der  Ebene  der  planen  Krümmungslinie, 
welche  durch  denPunct  («,  y,  »)  geht,  nach  17) 
und  19): 


23)  a?  sin  y  —  y  cos  y  =  ®. 

DiflFerentiirt  man  diese  Gleichung  successive  nach 
fl,  berücksichtigt  die  Gleichungen  20)  und  22), 
so  folgt: 

,  .  dO  sin  Cf 

du  ’ 


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270 


d*0 

—  of  sin  y  4-  y  cos  (p  =  —2- 

Die  zweite  der  vorstehenden  Gleichungen  zur 
Gleichung  23)  addirt  giebt: 


d(p^ 


+  ®  =  0, 


also  0  =  xo  sin  y  —  yo  cos y ,  wo  xo,  yo  Con- 
stanten  sind.  Die  Gleichung  23)  wird  hierdurch 
(x  —  xo)  sm(p  —  (y  —  yo)  cosy>  =  0,  woraus 
folgt,  dass  die  Ebene  der  planen  Krümmungslinie 
durch  eine  feste  Gerade  geht.  Nimmt  man  die¬ 
selbe  zur  Axe  der  s ,  so  ist  xo  =  0,  yo  =  0 
also  ®  =  0.  Zur  Bestimmung  von  x  und  y  hat 
man  die  Gleichungen: 


24) 


!F  sin  y  —  y  cos  y  =  0 ,  ' 
da  sin  (t 

[x  cos  a  y  sin  a)  -r  —  —  "= — ; - , - r 

^  ^  ^  ^  du  sm  («1  -f  ®i) 


Die  dritte  Gleichung  17)  giebt  für  cosy  =  0: 


cos  c  —  cot  <f .  cos  c. 


Diese  Gleichung  lässt  sich  auch  schreiben: 


y'G 


de 

du 


cot  (f .  ( 


dx  dy 
du  dv 


dx  dy 

dö 


d.  i.  nach  14)  und  24): 


d«i 


d%  sin  %  cot  tf  dv  • 
du  d(p  sin  *(mi  -j-  vi) 
du 


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271 


oder: 


^  g  sin  *<r  _ 

d«i  dq)  dt 


du  sin  *(dt  -j-  öi) 
Setzt  maü  näöt  21): 


Ja  — 


sin  *<r 


80  folgt: 

^  ~  +  1/(4*  —  C*)  Ht  W 
Diese  Gleichung  integrirt  giebt: 


dti  d  cot  («1  -|-  »i) 


'=+vw=m 

wo  Y  eine  nähör  zu  bestimmende  Function  von 
e  ist ,  deren  Werth  sich  auf  folgende  Weise  er- 
giebt.  Die  Gleichung  cosc'  sintf  —  cosc  costf 
=  0  nach  »  differentiirt  gieht: 

,  .  .  .  .yE  dtf  r"  dtV^E 

(cosc  cos(r+coscsino)(— ^  sinacosc" 
r  du  V  Gdt  r 


Setzt  man  hierin: 


C08C'  = 


1  de 


tf 


1  d» 

V^Gdt'  tangflf. 


so  folgt  nach  14): 


21 


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.  272 


1  ^  ..  dtf-  rfs 

t-  COt(«l  +  »l)  +  ^ 

sin  (S .  cos  <f  dt>i  dz  _  ^ 

Diese  Gleichung  giebt  nach  13)  und  25): 

d(S 

dv  r  ^  du 

^  =  —  cot  {ui  +  f?i)  [A  sin  2t?i  — 

1  ^  sin  V _ ^ 

sin  *^cos  \ni  +  vi)  dt  ^ 

Mit  Hülfe  der  Gleichungen  12),  13)  und  15)  fin¬ 
det  man : 

dV 

—  z=i  C —  ilcos2f?i. 
dt 

Die  Zusammenstellung  der  gefundenen  Resultate 
giebt: 

0?  sin  y  —  y  cos  9)  =  0. 


—  ^  1 
<rco8<p+y8m9.  =  +  ^^P^^  3i„ ^ 

+  9  V[A^  -  C*)  = 

dti 

/{C—  A  cos  2P1)  dt  -f  y*  cot  (m  +  ®i) 

wo  Ml ,  (Sy  <p  und  ti  durch  die  Gleichungen  be¬ 
stimmt  sind : 


dui 

du 


=  cot  a. 
9 


sin  % 


A  cos  2mi  —  C, 


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273 


d»  _  ^  —  C^)  _ 1_ 

du  —  g  cos  2mi  —  C' 

dt>i  * 

{g  -^)  =  C — ilcos2f?i. 

Mittelst  der  vorstehenden  Gleichungen  lassen  sich 
c,  (p  durch  u  und  oi  in  Function  von  fo  dar¬ 
stellen,  was  indessen  hier  nicht  weiter  ausgeführt 
werden  soll. 

Ist  das  Krümmungsmaass  negativ  constant, 
so  hat  man  sich  der  Gleichungen  5),  6),  7)  und 
8)  2u  bedienen.  Da  die  fiechnungen  denen  des 
vorlergehenden  Falls  ziemlich  analog  sind,  so 
sollea  dieselben  im  Folgenden  nur  kurz  angedeu¬ 
tet  werden.  Die  Function  in  werde  wieder  durch 
die  Gjeichung  definirt: 

in  =ss  f~  Qoi(tdu. 

'^9 

Wegen  der  Gleichungen  5)  und  6)  erhält  man  aus : 
rr*  d  V'G 

« <  1  “*-*  cot  (f 

VEG  du  r 

zur  Bestmimuig  von  t  die  Gleichung: 

1  1  M  _  J_ 

1  +  <  <'(1  -f*  **)  <^*<1  ^2’ 

folglich ;  ’ 


t  sin  i («1  -|-  Ol) 
1 i  sin  i  («1  +  vi)  ’ 


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274 


wo  »  =  ^ — 1.  Die  Glrächong  7)  giebt  dann: 

.  .  .dPti  14  1. 

cos, (..  +  «)  = 

»  Sin  » («1  +  Ci)  [  -  -J-  —  — )  ]. 

‘  de'-' 

Durch  snccessiye  Differentiationen  nach  tii  leitet 
man  für  sin  ff  die  Differentialgleichung  ab: 

^  -}— _ L_-i  ==  0 

dwi  ‘d«i*  i^in*ff  s^*<r 

Es  ist  folglich: 

.  ^  -  =  A  cos  2tui  —  Bi  8in2i«i  ■\-  C. 
sm  *ff 

Unbeschadet  der  Allgemeinheit  kann  mtn  wieder 
0  =  0  setzen  und  erhält  dann  folgende  Glei- 
chwgen: 


-r^=C'-|-4  W8  2*t&,  (-~1  =  Ci-A  cos2»ei. 
ßin*ff  g  do^  ■  r 

dff  Ai  .  1 

—  =  —  sm  2i«i  sin  *ff,  VE  =  — t, - - — r , 

du  g  m  »(«1 4-  ®i) 

t/G=itangi(«i  4-ci),  ^^=— ^tang»(«i  4-cij, 


1 


/ 


^  =  i  ^ 

r"  g  C03  i(«^  ui)’ 


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276 


Mittelst  dieser  Gleichungen  findet  man: 
yE  r"  d  y/E^^  .  , 

<— +s>  +  W  *  — >  “”^= 

Setzt  fliian  wieder: 

cos  a'  sin  tf  —  cos  o  cos  ff  =  cos  «, 

so  ist: 


d*  cos  « 


f 


c*-4s< 

~1^ 


COS  a  sin  =  2  cot  o 


do:  dcosav 
du  du 


Auf  gleiche  Art  wie  für  den  Fall  rV"  =  g  fin¬ 
det  man,  dass  die  Ebenen  aller  planen  Krüm- 
mungslinien  durch  eine  feste  Gerade  gehn,  wird 
dieselbe  zur  Axe  der  a  genommen,  so  ergeben 
sich  folgende  Gleichungen; 


a?  sin  y  —  y  cos  9  =  0, 


(«cop»  +  Ifssiny)  ^  ^ 


sin  Cf 

cos  f  (wi  +  vi)  ’ 


z  d(p 
sinV  du 


1  dx)\ 

—  f{C  —  d  cos  2iei)  dv-\-  gi  fang  i  («i  + 
g  ffu 


wo  g>  durch  die  Gleichung  beetimt^t  ist: 


g* 


8111.%. 


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276 


Im  vorliegenden  Falle  kann  o  constant  sein, 
dann  ist  A  =  0.  Nimmt  man  i  =  sin  V,  ferner : 


dg>  1  dui  1  .  dvi  —  1 

—  cot  tf,  :j-  =  — , 
du  g  du  g  de  g  sm  tf 

also: 


u  =  g  gi,  Ul  —  <p  cot  a,  v  =  —  vi  g  sin  «r, 
so  ergeben  sich  folgende  Gleichungen:  , 

,  u  osintr  e  4-  e 
,  =  arclang  _ ,  -  — 

e  _  sin  ff  4-  yi9^  sin  *ff  —  a:*  —  y*] 

^  sin  ff  —  y[g^  sin/ff  —  x*  — 


Ml+»1  — («l+»l) 

ß  ß 

=  C  4-  ^  sin  ff  — - - - j - r  = 

«1  4"  «1  “  («1  +  ®l) 

e  4“  * 


«i4-»i  — 

ß  ß 

—iui +t)i)g  sin  tf  f  y^cos(r+^8in(y — ; - ;; — j — 

'  '  +  — (f#i  +  f)i) 

ß  ^  ß 

Aus  den  vorstehenden  Gleichungen  ergiebt  sich 
folgende  Gleichung  der  Fläche: 


-6=^cos<rarctang - 1-  V^[^*sinV — a?*  —  y*] 


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277 


—  sin  erlog 


^  sin  <r  +  sin  %  —  —  y*) 

y  sin  er  —  sin  V  —  —  y^)' 


Diese  Gleichung  zeigt,  dass  die  Fläche,  durch 
eine  ebene  Curve  erzeugt  wird,  welche  sich  so 
bewegt,  dass  ein  fester  Punct  derselben  eine  He¬ 
lix  eines  Kreiscylinders  beschreibt,  während  ihre 
Ebene  beständig  durch  die  Axe  des  Cylinders 
geht.  Bedeutet  h  eine  Constante,  so  lässt  sich 
die  Curve  durch  folgende  Gleichung  definiren: 


®  =  Äcosö,  ^  =  tangö, 
dx 

woraus  sich  leicht  einige  geometrische  Eigenschaf¬ 
ten  derselben  ergeben. 


Verzeichniss  der  bei  der  Königl.  Gesell¬ 
schaft  der  Wissenschaften  eingegangenen 
Druckschriften. 

Mai  und  Juni  1868. 

0 

Sveriges  Geologiska  ündersökning.  Attonde  Häflet.  Bla¬ 
den  22—25.  Eriksberg,  Nyköping,  Tärna  och  Söms- 
holm. 

Memoires  couronnes,  publiees  par  l’Academie  Royale  des 
Sciences,  des  Lettres  et  des  Beaux-Arts  de  Belgique 
in  4.,  T.  33. 

—  —  —  —  in  8.  T.  19.  20.  Bruxelles  1867.  68. 

Bulletins  de  l’Academie  Royale  des  Sciences  etc.  de  Bel¬ 
gique.  36me  annee,  2me  s6rie,  T.  24.  1867.  Ebd. 

1867.  8. 

Annuaire  de  l’Acad4mie  Royale  des  Sciences  etc.  de  Bel¬ 
gique.  1868.  34nie  annee.  Ebd.  1868.  8. 

Annales  de  l’Observatoire  Royal  de  Bruxelles.  T.  XVIII. 

1868.  4. 


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278 


Annuaire  de  l’Observatoire  Royal  de  Bruxelles,  par  A- 
Quetelet.  1868.  35me  ann6e,  Ebd.  1867.  8. 

Diverses  uotices  par  A.  Quetelet.  8. 

Annales  de  l’Observatoire  Royal  de  Bruxelles.  (Bogen  3. 4). 
Resume  des  observations  sur  la  meteorologie  et  sur  la 
physique  du  globe.  1867.  4. 

Concours  üniversitaire  de  1864 — 65.  Question  de  Droit 
Romain.  Bruxelles  1866.  8. 

—  —  —  —  de  1865—66.  Question  de  M4decine. 
Ebd.  1867.  8. 

Archives  du  Musee  Teyler.  Vol.  I.  Fase,  troisieme. 
Harlem  1868.  8. 

Transactions  of  the  Zoological  Society  of  London.  Vol. 

V.  Part.  4.  London  1865.  4. 

Proceedings  of  the  Scientific  Meetings  of  the  Zoological 
Society  of  London.  Part.  I.  II.  ID.  Ebd.  1864.  8. 
Transactions  and  Proceedings  of  the  R.  Society  of  Victo¬ 
ria.  Part.  II.  Vol.  III.  Melbourne  1868.  8. 

Memoirs  of  the  Royal  Astronomical  Society.  Vol.  XXXV. 

XXXVI.  1865-^67.  London  1867.  4. 

Surgeon  General’s  Office.  War  Department.  Circular  Nr.  5. 

Report  of  epidemic  cholera.  Washington  1867.  4. 

A.  T.  Oettingen,  Meteorologische  Beobachtungen  ange¬ 
stellt  in  Dorpat,  im  Jahre  1867.  Dorpat  1868.  8. 
Libros  del  saber  de  Astronomia  de!  rey  D.  Alfonso  X 
de  Castilia.  T.  V.  Parte  I.  Madrid  1867.  gr.  folio. 
Anales  del  Museo  püblico  de  Buenos  Aires.  Entrega 
cuarta.  Buenos  Aires  1867.  kl.  folio. 

Nuova  Antologia  di  Scienze,  Lettere  ed  Arti.  Anno  terzo. 
Vol.  ottavo.  Fase.  V.  VI.  Maggio,  Giugno  1868.  Fi¬ 
renze  1868.  8. 

Magnetische  und  Meteorologische  Beobachtungen  zu  Prag. 

Jahrg.  28.  Vom  1.  Jan.  —  Sl.Dec.  1867.  Prag  1868.  4. 
Jsdirbuch  der  k.  k.  geologischen  Reichsanstalt.  Jahrg. 

1868.  Bd.  XVin.  Nr.  1.  Jan.  —  März.  Wien  1868.  8. 
Verhandlungen  der  k.  k.  geologischen  Reichsanstalt.  Nr. 
1-6.  Wien  1868.  8. 

Monatsbericht  der  k.  preussischen  Akademie  der  Wissen¬ 
schaften  zu  Berlin.  Dec.  1867.  Berlin  1867.  8. 
Sitzungsberichte  der  k.  bayer.  Akademie  der  Wissenschaf¬ 
ten  zu  München.  1867.  II.  Hft.  IV.  —  1868.  I.  Heft  l. 
München  1867.  68.  8. 

M.  v.Pettenkofer  u.  C.  Voit,  über  den  Stoffverbrsittch 
bei  der  Zuckerharnruhr.  8. 

(Fortsetzung  folgt). 


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Nachrichten 

von  der  Königl.  Gesellschaft  der  Wissen¬ 
schaften  und  der  G.  A.  Universität  zu 
Göttingen. 


Juli  15.  Mk  12. 


1868. 


Kdnigliche  Oesellschaft  der  Wissenschaften. 

Sitzung  am  11.  Juli. 

Schönbein,  Corresp.,  über  das  Guajak  als  Reagens  auf 
Blausäure  und  lösliche  Cyanüre. 

Schering,  die  Fundamental -Classen  der  zusammenge¬ 
setzten  arithmetischen  Formen,  (erscheint  in  den  Ab¬ 
handlungen). 

W.  Wicke,  über  das  Vorkommen  des  Phosphorit  in 
Nassau. 

K.  T.  Seebach,  über  Estheria  Albertii  Yoltz  sp. 


Notiz  über  das  Guajak  als  Reagens  auf 
die  Blausäure  und  die  löslichen  Cyanme¬ 
talle. 

Von 

C.  F.  Schönbein. 

Meiner  letzten  Mittheilung  über  diesen  Ge¬ 
genstand  habe  ich  als  Nachtrag  und  Berichti¬ 
gung  noch  beizufügen,  dass  das  Kupfercyanür- 
Cyanid  für  sich  allein  die  Guajaktinctur  auf  das 
Tiefste  bläut  unter  Bildung  von  Cyanür  und  Ent- 

23 


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280 


bindung  von  Blausäure,  welche  letztere  schon 
durch  den  Geruch  wie  auch  an  der  Bläuung  des 
mit  verdünnter  Kupfervitriollösung  benetzten  Gua- 
jakpapiers  erkannt  wird.  Das  besagte  Cyanür- 
Cyanid ,  mit  Wasser  nur  kurze  Zeit  geschüttelt, 

,  liefert  eine  Flüssigkeit,  welche  ebenfalls  die  Harz¬ 
lösung  tief  bläuet  und  durch  schweflichte  Säure 
milchig  wird  in  Folge  der  Ausscheidung  von  ei¬ 
nigem  Kupfercyanür,  wobei  ebenfalls  Blausäure 
zum  Vorschein  kommt.  Hieraus  erhellt,  dass 
das  Cyanür- Cyanid,  wenn  auch  spärlich,  doch 
noch  in  merklicher  Weise  in  Wasser  löslich  ist. 
Solche  bläuende  Flüssigkeit  erhält  man  über¬ 
haupt  beim  Behandeln  wässriger  Blausäure  mit 
dem  wasserfreien  und  hydratirten  Kupferoxyde 
wie  auch  mit  allen  löslichen  und  unlöslichen  Kup¬ 
fersalzen  ,  welche  Thatsachen  kaum  daran  zwei¬ 
feln  lassen,  dass  die  Bläuung  der  Guajaktinctur 
durch  das  Kupfercyanür  •  Cyanid  oder  Cyanid  be¬ 
wirkt  werde.  Unter  der  Voraussetzung,  dass 
diese  Verbindungen  Hydrate  seien,  muss  man  zur 
Erklärung  der  Harzlösung  annehmen ,  ein  Theil 
ihres  Cyangehaltes  vereinige  sich  mit  dem  Was¬ 
serstoffe  des  vorhandenen  Wassers  zu  HCy  und 
gehe  der  dadurch  frei  gewordene  Sauerstoff  zum 
Harze,  um  die  blaue  Verbindung  (Guajakozonid) 
zu  bilden,  gemäss  der  Gleichung  2Cu  Cy  HO 
=  Cu2  Cy  HCy  0  Guajak. 

Da  für  mich  eine  solche  Wasserzersetzung 
wenig  wahrscheinlich  ist  und  weder  das  Cyanür- 
Cyanid  noch  das  Cyanid  im  wasserfreien  Zu¬ 
stande  existirt,  so  bin  ich  geneigt  anzunehmen, 
dass  die  genannten  Verbindungen  keine  Hydrate, 
sondern  blausaures  Kupferoxid  oder  Oxidul-Oxid 
seien  und  dieselben  bei  Gegenwart  von  Guajak 
in  Kupfercyanür,  Cyanwasserstoff,  Wasser  und 


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281 


das  blaue  Guajakozonid  sich  umsetzen  (2CuO, 
HCy  +  Guajak  =  Cu2  Cy  HCy  -f'  HO  + 
0  Guajak). 

Zu  Gunsten  dieser  Ansicht  dürfte  auch  die 
Thatsache  sprechen,  dass  das  an  schwächere  Säure 
(Essig-  oder  Ameisensäure)  gebundene  Kupferoxid, 
die  Gnajaktinctur  bläut,  d.  h.  einen  Theil  seines 
Sauerstoffs  an  das  Harz  abtritt,  wie  bekanntlich 
auch  die  Lösungen  der  Eisenoxidsalze  diese  Wir¬ 
kung  desshalb  hervorbringen ,  weil  der  in  ihrer 
Basis  enthaltene  thätig-bewegliche  Sauerstoff  auf 
das  Guajak  übergeführt  wird.  Dass  auch  die  alka¬ 
lischen  Cyanmetalle  in  Verbindung  mit  den  Kup¬ 
fersalzen  die  Gnajaktinctur  bläuen,  versteht  sich 
von  selbst  und  ich  finde,  dass  Wasser,  welches 
nur  ein  Milliontel  Cyankaliums  enthält,  beim 
Hinzufügen  verdünnter  Kupfervitriollösung  die 
Harzlösung  noch  deutlich  zu  bläuen  vermag. 


lieber  Estheria  Albertii  Voltz  sp. 

Von 

K.  V.  Seebach. 

Estheria  Albertii  ist  von  Voltz  1837  (Mem. 
de  la  soc.  hist.  nat.  Strassburg  II,  S.  640  cf.  Ib. 
f.  Mineral,  etc.  1838.  S.  340)  unter  dem  Gattungs¬ 
namen  Posidonia  aufgestellt  worden.  Dieselbe 
findet  sich  in  dem  bunten  Sandstein  von  Sulz¬ 
bad  zusammen  mit  Est,  minuta  Alb,  sp.  mit  meh¬ 
reren  den  Muschelkalk  characterisirenden  Con- 
chylien.  Voltz  Diagnose  ist  nach  Rupert 
Jones  (Monogr.  foss.  Estheriae  S.  52)  —  das 


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282 


Original  steht  mir  nicht  zu.  Gebote  —  ziemlich 
ungenügend  und  giebt  bei  gleicher  Grösse  mit 
E,  minuia  nur  eine  grössere  Länge  für  sie  an. 
Im  Jahre  1857  erwähnte  Beyrich  eine  kleine 
„Posidonia^^  die  sich  durch  den  längeren  ge¬ 
raden  Schlossrand  von  der  P.  minuta  unter¬ 
scheide  und  von  ihm  P.  Germari  genannt  wird. 
Sie  war  an  verschiedenen  Punkten  der  Provinz 
Sachsen  in  dem  unteren  d.  i.  dem  Roggenstein 
führenden  bunten  Sandstein  gefunden  worden. 
Rupert  Jones  hat  dann  1862  in  seinem  Mo¬ 
nograph  of  fossil  Estheriae  S.  52  u.  Taf.  V,  Fig. 
9  eine  Estheria  von  Sulzbad  abgebildet  und  be¬ 
schrieben,  welche  nach  seiner  Meinung  die  von 
Voltz  als  P.  beschriebene  Form  sein  könnte 

und  die  man  alsdann  als  E,  minuia  ear.  Alber  Ui  be¬ 
zeichnen  möge.  In  demselben  Jahre  wurde  das 
Vorkommen  der  P.  Germari  Beyr,  auch  aus  dem 
mittleren  bunten  Sandstein  von  Büchellohe  bei 
Ilmenau  von  mir  erwähnt  (Zeitschr.  d.  D.  geol. 
Gesellsch.  ad  XITI,  S.  586).  1864  endlich  ge¬ 

denkt  y.  Alberti  in  seinem  üeberblick  über 
die  Trias  S.  102  der  P.  Albertii  und  rechnet  die 
P.  Germari  als  synonym  ebenfalls  zu  ihr.  Sie 
ist  nach  ihm  von  der  £.  minuta  kaum  verschie¬ 
den.  Sie  ist  eben  so  klein  nur  der  Rand  an 
dem  beide  Schalen  zusammenstossen  ist  etwas 
länger,  wodurch  die  Schale  mehr  gestreckt  er¬ 
scheint;  auch  sind  die  concentrischen  Streifen 
etwas  weniger  markirt. 

Bei  einem  Aufenthalte,  den  ich  im  verflosse¬ 
nen  Herbste,  zum  Zweck  der  geognostischen 
Aufnahme  der  Gegend  im  üntereichsfelde  zu 
machen  hatte,  fand  ich  an  verschiedenen  Punk¬ 
ten  Estherien  in  dem  mittleren  bunten  Sand¬ 
stein.  Dieselben  wurden  an  der  Haderscheere 


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283 


bei  Hundehagen,  an  der  Lindei  bei  Bernterode, 
bei  Gross-Bodungen  am  Wege  nach  Wallrode  und 
in  dem  Dorfe  „d^ie  Brehme“  erkannt  und  liegen 
an  allen  genannten  Punkten  etwa  100'  unter 
der  Grenze  zwischen  dem  mittleren  Bunten  und 
dem  Roeth.  Ausser  einzelnen  Exemplaren  die 
auf  den  Absonderungsflächen  des  gelblichen  ziem¬ 
lich  feinkörnigen  Sandsteins  gefunden  werden, 
erfüllen  sie  zu  Millionen  die  graugrünen,  an 
perlweissen  und  schwarzen  Glimmerschüppchen 
sehr  reichen  Schieferthone,  die  mit  den  Sand¬ 
steinbänken  wechsellagern.  Durch  ihre  Färbung 
und  den  ganzen  petrographischen  Character  sind 
diese  Schichten  so  leicht  von  den  höher  liegen¬ 
genden  rothen  Schieferthonen  zu  unterscheiden, 
dass  man  sie  schon  aus  einiger  Entfernung  wie¬ 
der  zu  erkennen  vermag. 

Diese  Estherien  sind  in  dem  selteneren  Palle 
von  der  Grösse  der  JE.  minuta  nur  2 — 2,5  Mm. 
lang,  während  die  meisten  7  Mm.  Länge  errei¬ 
chen.  Stets  aber  liegen  nur  Abdrücke  und  Stein¬ 
kerne  vor,  so  dass  eine  mikroskopische  Unter¬ 
suchung  der  Structur  und  der  feineren  Orna¬ 
mente  unmöglich  ist.  Die  grösseren  Exemplare 
sind  bei  7  Mm.  Länge  nur  3 — 4  Mm.  hoch; 
das  mittlere  Verhältniss  der  Länge  zur  Höhe 
kann  daher  wie  2  :  1  angegeben  werden  und 
sinkt  nicht  unter  1  :  1,7.  Die  Schalen  waren 
ziemlich  stark  gewölbt.  Sie  gleichen  in  ihrer 
ganzen  Erscheinung  kleinen  Bohnen. .  Der  obere 
und  untere  Rand  laufen  bald  parallel,  bald  con- 
vergiren  sie  ein  wenig  nach  hinten ;  beide  sind 
nur  wenig  gekrümmt ,  der  untere  etwas  stärker 
als  der  obere  und  beide  verlaufen  in  allmähli- 
ger  Krümmung  in  dem  vorderen  und  hinteren 
Rand.  Der  etwas  übergebogene  Wirbel  steht 


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nicht  unmittelbar  an  dem  vorderen  Rande,  son¬ 
dern  der  Schalentheil  vor  demselben  ist  genau  V2 
mal  so  lang  als  der  hinter  ihm  gelegene.  Die 
Schalenoberfläche  war  mit  8 — 12  ziemlich  weit 
auseinander  stehenden  concentrischen  Leisten  und 
(oder?)  mit  sehr  zahlreichen  und  feinen  concen¬ 
trischen  Runzeln  und  Streifen  geziert. 

Bei  der  ersten  Betrachtung  erinnern  die  grob¬ 
gerippten  Formen  stark  an  die  Estheria  omta 
Lea  von  Phoenixville  und  noch  mehr  an  die  Ab¬ 
bildungen  die  R.  Jones  von  der  ostindischen 
£.  Mangaliensis  giebt  (a.  o.  a.  0.  Taf.  II,  Fig. 
16)  aber  bei  einer  sorgfältigeren  Untersuchung 
weist  sich  diese  Aehnlichkeit  als  eine  nur  schein?- 
bare  aus ;  sie  stehen  am  nächsten  manchen  For¬ 
men  der  E,  elliptica  mr,  subquadrata  (cf.  Jones 
ebenda  Taf.  III,  Fig.  26  u.  27)  und  der  E.  mi~ 
nuta  (ebenda  Taf.  II,  Fig.  1,  2,  4,  5,  6).  Mit 
jenen  stimmen  die  Umrisslinien  mit  diesen  die 
Art  und  Lage  der  Wölbung.  Einzelne  kleinere 
Exemplare'  stimmen  bis  auf  den  nicht  schiefen 
Hinterrand  völlig  mit  der  Estheria  minuta  var. 
jilbertii  bei  R.  Jones  Taf.  V,  Fig.  9  von  Sulz¬ 
bad. 

Da  also  die  in  Rede  stehenden  Formen  sich 
von  der  typischen  £.  minuta  des  Eeupers  durch 
ihre  gestrecktere  und  nicht  schiefe  Form,  sowie 
durch  beträchtlichere  Grösse  hinlänglich  aus¬ 
zeichnen,  so  musste  für  sie  entweder  eine  neue 
Species  aufgestellt  werden  oder  man  musste  auf 
die  E.  Alber iii  (=  ?  E  Germari)  zurückgreifen 
und  die  Sulzbader  Exemplare  als  nicht  völlig 
ausgewachsene  und  verhältnissmässig  kurze  In¬ 
dividuen  ansehen.  Die  Identität  der  Formen 
aus  'dem  mittleren  Bunten  des  Eichsfeldes  und 
der  echten  P,  Germari  Beyr,  beweisen  die  mir 


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285 


vorliegenden  Originalexemplare  Beyrichs,  die  so¬ 
weit  ihre  wenig  gute  Erhaltungsart  zu  erken¬ 
nen  gestattet  völlig  übereinstimmen  mit  der  oben 
gegebenen  Beschreibung  und  ein  Verhältniss  von 
Länge  zur  Höhe  von  etwa  1,7 : 1  zu  besitzen  schei¬ 
nen.  Unter  diesen  Umständen  und  bei  dem  wenig 
befriedigenden  Erhaltungszustände  der  Estherien 
im  bunten  Sandstein  sowie  bei  den  ihnen  so  häufig 
zukommenden  Formschwankungen  schien  das 
letztere  das  richtigere.  Nur  wird  man  alsdann 
die  Estheria  Albertii  kaum  mehr  als  eine  blosse 
Varietät  E.  minula  ansehen  dürfen. 

Bei  dieser  aufiassung  und  Abgrenzung  der 
Species  würde  die  durch  beträchtlichere  Länge 
und  absolute  Grösse  überhaupt  sich  auszeichnende 
Estheria  Albertii  Voltz  sp.  ebenso  characteristisch 
für  die  mittleren  und  unteren  Buntsandstein¬ 
schichten  sein ,  wie  die  echte  Estheria  minuta 
Alb,  sp.  vorherrschend,  ja  wenn  von  dem  citir- 
ten  Vorkommen  bei  Sulzbad  abgesehen  wird, 
ausschliesslich  die  obere  Trias  von  den  Thon¬ 
platten  bis  zum  Rhaet  als  Leitfossil  bezeichnet. 


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286 


Verzeichniss  der  bei  der  Königl.  Gesell¬ 
schaft  der  Wissenschaften  eingegangenen 
Druckschriften. 

Mai  und  Juni  1868. 

(Fortsetzung). 

Mittheilungen  des  historischen  Vereins  für  Erain.  Jahrg. 
21.  1866.  Jahrg.  22.  1867.  Laibach.  4. 

Oversigt  over  det  Kongelige  Danske  Videnskabemes  Sels- 
kabs  Forhandlinger  og  dets  Medlemmers  Arbeider ; 
i  Aaret  1866,  67.  Nr.  5  u.  7.  Kjöbenhavn.  8. 

Det  Kongelige  Danske  Videnskabemes  Selskabs  Schrifter. 
Femte  Raekke.  Naturvidenskabelig  og  mathematisk 
Afdeling.  Syvende  Bind.  Ebd.  1868.  4. 

Az  Erdelyi  Muzeum -Egylet  Evkönyvei.  IV  Kötet.  Ma- 
sodik  Füzet.  Kolozsvart.  1868.  4. 

Philosophical  Transactions  of  the  Royal  Society  of  Lon¬ 
don.  For  the  year  1867.  Vol.  157.  Part.  II.  Lon¬ 
don.  1867.  4. 

Proceedings  of  the  Royal  Society.  Vol.  XVI.  Nr.  95 — 
100.  Ebd.  8. 

The  Royal  Society.  30th  November  1867.  Ebd.  4. 

Gatalogue  of  Scientific  Papers.  (1860—1863).  Vol.  I. 
Ebd.  1867.  4. 

Ray  Society.  A  monograph  on  the  structure  and  deve¬ 
lopment  of  the  Shoulder- girdle  and  sternum  in  the 
vertebrata.  Ebd.  1868.  fol. 

Monatsbericht  der  k.  pr.  Akademie  der  Wissenschaften 
zu  Berlin.  Januar,  Februar,  März.  1868.  Berlin. 
1868.  8. 

P.  Niemeyer,  Handbuch  der  theoretischen  und  clini- 
schen  Percussion  und  Auscultation  vom  historischen 
und  critischen  Standpuncte  bearbeitet.  Bd,  I.  Erlan¬ 
gen.  1868.  8. 

H.  E.  Benrath,  die  Normal -Zusammensetzung  blei¬ 
freien  Glases  und  die  Abweichungen  von  derselben  in 
der  Praxis.  Aachen.  1868.  8. 

(Fortsetzung  folgt.) 


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Naehrichten 

von  der  Königl.  Gesellschaft  der  Wissen¬ 
schaften  und  der  G.  A.  Universität  zu 
Göttingen. 

Juli  22.  M.  18.  1868. 


Königliche  Gesellschaft  der  Wissensehaften. 

Sitzung  am  11.  Juli. 


Das  Phosphoritvorkommen  in  Nassau. 

Von 

Wilh.  Wicke. 

Das  Vorkommen  von  Phosphorit  in  Nassau 
wurde  vor  vier  Jahren  ven  dem  Industriellen 
Victor  Meyer  in  Limburg  entdeckt.  Bei 
Schürfversuchen  auf  Braunstein  fand  er  das  ihm 
unbekannte  Mineral,  welches  dann  vom  Med.  Rath 
Dr.  Mohr  in  Bonn  analysirt  und  als  Phosphorit 
erkannt  wurde.  Weitere  Nachforschungen  er¬ 
gaben,  dass  in  der  Lahn-  und  Dill-Gegend  der 
Phosphorit  ein  sehr  verbreitetes  Mineral  und  an 
vielen  Stellen  in  einer  solchen  Mächtigkeit  auf- 
tritt,  dass  seine  Gewinnung  durch  den  Bergbau 
lohnt.  So  weit  das  Vorkommen  bis  jetzt  er¬ 
mittelt  worden  ist,  kann  der  Verbreituugsbe- 
zirk  des  Phosphorits  zu  6  Meilen  Länge  und  i 
Meilen  Breite  und  Medenbach  als  die  nordöstlichste, 

24 


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288 


Katzenellenbogen  als  die  äusserste  südwestliche 
Grenze  angenommen  werden.  Die  Montan -In¬ 
dustrie  auf  das  werthvolle  Mineral  beschäftigt 
gegenwärtig  viele  Hände.  Die  Förderung  betrug 
im  vorigen  Jahre  bereits  1  Million  Centner,  so 
dass  nicht  allein  einheimische  Superphosphat- 
Fabrikanten  aus  Nassau  ihr  Material  bezogen, 
sondern  auch  ein  bedeutender  Export  nach  Eng¬ 
land  stattgefunden  hat.  Der  durchschnittliche 
Preis  für  gutes  Material',  mit  einem  garantirten 
Gehalt  von  60 — 63  Proc.  dreibasisch  phosphor¬ 
saurem  Kalk,  hat  15  Sgr.  betragen.  Der  Betrieb 
wird  von  dem  Fiscus,  von  Gesellschaften  und 
auch  von  Privatpersonen  unterhalten  und  ent¬ 
wickelt  sich  in  immer  grösserem  Umfange. 
Manche  Lagerstätten  sind  in  verhältnissmässig 
kurzer  Zeit  erschöpft,  andere  gewähren  eine 
reichhaltigere  Ausbeute.  Bei  Staffel,  am  rechten 
Lahnufer,  Stunden  von  Diez,  ist  unter  an¬ 
dern  eine  sehr  ausgiebige  Lagerstätte,  die  schon 
längere  Zeit  im  Betrieb  und  einen  hochprocen- 
tigen  Phosphorit  liefert.  Desgleichen  bei  Katzen¬ 
ellenbogen,  erst  jüngst  entdeckt,  deren  Mäch¬ 
tigkeit  von  Dr.  Grüneberg  zu  beiläufig  20 
Fuss  angegeben  wird.  In  der  ganzen  Erstreckung 
von  letztgenannter  Localität  über  Obemeisen  bis 
Netzbach  sind  Aufschlüsse  gemacht  worden  so 
dass  die  Phosphorit-Gewinnung  für  Nassau  von 
sehr  beachtenswerther  industrieller  Bedeutung 
geworden  ist.  Die  deutsche  Landwirthschaft  ist 
dadurch  theilweise  wenigstens  von  den  auslän¬ 
dischen  überseeischen  Phosphaten  unabhängig 
geworden.  Sie  wird  ihren  Bedarf  an  Super¬ 
phosphat  mit  einem  geringeren  Aufwande  von 
Geld,  als  bis  jetzt,  decken  können.  Es  waren 
bis  jetzt  vorzugsweise  die  Phosphate  von  der 
Baker-  Navassa-  und  Sombrero -Insel,  welche 


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289 


uns  Aushülfe  schaffen  mussten  und  als  Surrogate 
für  Knochen  dienten.  Wie  alle  fossilen  Phos¬ 
phate,  muss  auch  der  nassauer  Phosphorit,  ehe 
er  zur  Anwendung  kommt,  durch  Aufschliessen 
mit  Schwefelsäure  in  Superphosphat  übergeführt 
werden. 

Ausführlich  beschrieben  ist  das  nassauer  Phos¬ 
phorit-Vorkommen  zuerst  vom  Bergrath  Stein 
in  Diez,  in  einer  besonderen  Schrift  »lieber 
das  Vorkommen  von  phosphorsaurem  Kalk  in 
in  der  Lahn-  und  Dillgegend«,  in  welcher  auch 
die  ersten  Analysen  vom  Geh. Hofr.  Fresenius 
mitgetheilt  worden  sind.  Der  Verf.  erwähnt  bei  der 
Gelegenheit  auch  eines  neuen  Minerals,  welches 
er  nach  der  Fundstelle  »Stafifelit«  benannt  hat. 
Ebenfalls  analysirt  von  Fresenius  und  später 
auch  von  Dr.  Petersen,  hat  letzterer  die  Zu¬ 
sammensetzung  auf  die  Formel 

3(3CaO,  PO^)+CaFl+CaO,  CO^  +  HO 
zurückgeführt.  Fehlte  bisher  noch  die  Krystall- 
form  des  Staflfelits,  so  ist  es  ganz  neuerdings 
Prof.  Fr.  Sandberger  gelungen  dieselbe  auf¬ 
zufinden. 

Das  Fluor  ist,  wie  so  ofk,  auch  in  dem  Phos¬ 
phorit  aus  Nassau  der  Begleiter  des  phosphor¬ 
sauren  Kalks.  Aber  ausserdem  ist  auch  noch 
das  Jod  vertreten,  in  freilich  so  geringen  Quan¬ 
titäten,  dass  bis  jetzt  seine  quantitative  Bestim¬ 
mung  nicht  gelingen  wollte.  Auch  dieser  Be- 
standtheil  ist  manchen  Phosphoriten  eigen,  wie 
z.  B.  auch  dem  phosphorsauren  Kalk  von  Am¬ 
berg  in  Baiem. 

Als  einen  andern  neuen  Bestandtheil  des 
nassauer  Phosphorits  kann  ich  noch  das  Chrom 
anführen,  da  ich  es  zuerst  in  dem  Stafifelit  auf¬ 
fand,  dem  es  wahrscheinlich  seine  grüne  Farbe 
verleiht,  und  später  auch  in  dem  derben  Phos- 

24* 


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m 


phorit  nachgewiesen  habe.  Seine  äusserst  geringe 
Menge  lässt  aber  auch  eine  quantitative  Bestim¬ 
mung  nicht  zu. 

Die  Besichtigung  des  Staffeier  Vorkommens 
hat  es  mir  sehr  wahrscheinlich  gemacht,  dass  der 
Phosphorit  aus  dem  Schalstein  —  ein  in  Nassau 
sehr  häufig  auftretendes  Gestein  —  durch  dessen 
Verwitterung  hervorgegangen  ist.  Der  Staffelit 
ist  der  Phosphorit  in  seiner  reinsten  Gestalt. 
Er  sitzt  dem  derben  Phosphorit,  der  in  einer 
grossen  Mannigfaltigkeit  von  Farben  auftritt: 
weiss,  gelblich  bis  braunroth,  auf,  umgiebt  die¬ 
sen  in  traubigen  und  knospigen  Massen  und 
zeigt  deutlich,  dass  er  wiederum  aus  dem  derben 
Phosphorit  durch  Auslaugung  entstanden.  Mohr, 
der  sich  auch  über  die  Entstehung  des  Phospho¬ 
rits  ausgesprochen  hat,  nimmt  an,  dass  der  Strin- 
gocephalen-  oder  Korallen  -  Kalk  ausschliesslich 
dabei  bieltheiligt  gewesen  sei.  Der  Phosphorsäure¬ 
gehalt  der  Korallen  könne  bis  zu  IV2  Proc. 
steigen  und  auch  das  Fluor  sei  darin  von  Dana 
nachgetviesen  worden. 

Die  geologischen  Verhältnisse  sind  in  den 
allermeisten  Fällen  so,  dass  der  Stringocephalen- 
Kalk  das  Liegende,  der  Schalstein  das  Hangende 
vom  Phosphorit,  so  dass  dieser  dem  Kalk  auf¬ 
setzt.  Er  ist  dann  in  Mulden  und  Klüften  des 
Kalksteins  zur  Ausbildung  gelangt  und  hat  diese 
ausgefüllt.  Nach  Dr.  Grüne b erg  ist  es  unter 
den  mannigfachen  Abänderungen  des  Schalsteins 
die  sich  in  Nassau  finden,  vor  allen  andern  der 
Porphyr- Schalstein,  aus  welchem  der  Phos¬ 
phorit  entstanden.  Das  Staffeier  Vorkommen 
ist  der  Annahme,  dass  der  Phosphorit  dem 
Schälstein  seine  Entstehung  verdanke,  durchaus 
günstig.  Es  findet  sich  dies  Gestein  gerade  da, 
wo  der  Phosphorit  eine  seltene  Mächtigkeit  er- 


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2^1 


langt  hat,  so  stark  zersetzt,  dass  es  schwer  hält 
noch  Trümmer  von  ihm  aufzufinden,  die  dann 
freilich  auch  schon  durch  die  Verwitterung  fast 
unkenntlich  gemacht  sind.  Wie  nicht  anders 
zu  erwarten ,  ist  das  letzte  übrig  bleibende 
Zersetzungsprodukt :  Thon,  der  aus  den  Stafieler 
Schächten  reichlich  gefordert  wird  und  jene 
Trümmer  von  Schalstein  einschliesst.  Er  blät¬ 
tert  beim  Austrocknen  an  der  Luft  in  dünnen 
Lamellen  aus  einander,  noch  deutlich  die  Struc- 
tur  des  Schalsteins  zeigend.  Auch  Fluor,  Phos¬ 
phorsäure  und  selbst  Chrom  lassen  sich  in  ihm 
noch  mit  voller  Sicherheit  nachweisen;  die  bei¬ 
den  ersten  Bestandtheile  sogar  quantitav  bestim¬ 
men.  An  Phosphorsäure  wurde  1.17  Proc. ,  an 
Fluor  0.50  Proc.  gefunden.  Der  Kalkgehalt 
war  bedeutend  geschwunden:  2.14  Proc. ;  er  be¬ 
trägt,  zufolge  der  Analysen  von  Dollfus  und 
Neubauer,  in  den  un verwitterten  Schälsteinen 
sehr  oft  40-— 60  Proc. 

Ich  wurde  bei  meinen  Untersuchungen  über 
die  Entstehung  des  Phorsphorits  von  selbst  dar¬ 
auf  geführt  Schalsteine  und  auch  Stringocepha- 
len-Ealke  auf  die  besonderen  Bestandtheile  des 
Phosphorits:  Fluor  xmd  Chrom  zu  untersu¬ 
chen.  Vollständige  Analysen  von  beiden  Gestei¬ 
nen  auszuführen,  schien  nicht  noth wendig,  weil 
die  Schalsteine  in  5  Abänderungen  von  Dollfus 
und  Neubauer  und  nicht  weniger  als  13 
Stringocephalen -  Kalke  von  Fresenius  analy- 
sirt  worden  sind.  Erstere  bestimmten  die  Phos¬ 
phorsäure  durchschnittlich  zu  0.3-r— 0.4  Proc. 
und  in  einem  Falle  sogar  zu  1.676  Proc.  Tn 
den  Analysen  der  Stringocephalen -Kalke  wird 
die  Phosphorsäure  gar  nicht  angeführt.  Ich 
fand  im  Kalkstein  aus  dem  Distrikt  Dexertgra- 
ben  eine  äusserst  geringe  Menge.  Die  Reaktion 


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292 


darauf  gelang  nur  mit  molybdänsaurem  Ammoniak. 
Üebrigens  war  der  Kalkstein  einem  ganz  frischen 
Bruchstücke  entnommen. 

Das  Fluor  habe  ich  in  allen  Schalsteinen, 
die  ich  darauf  untersucht  habe ,  angetrofifen. 
Nimmt  man  grössere  Mengen  des  gepulverten 
Gesteins  und  zersetzt  sie  im  Kolben  mit  con- 
centrirter  Schwefelsäure,  so  ist  der  stechende  Ge¬ 
ruch  nach  Fluorwasserstoffsäure  sehr  stark.  Ich 
habe  übrigens  das  Fluor  auch  als  Fluorcalcium 
isolirt  und  damit  dann  die  sichersten  Reaktionen 
auf  Fluor  erhalten.  Auch  quantitative  Bestim¬ 
mungen  habe  ich  ausführen  lassen.  So  lieferte 
ein  sehr  fester,  gänzlich  unverwitterter  Schal¬ 
stein  aus  Districkt  Hinterwässer ,  Gern.  Freien¬ 
diez,  annähernd  einen  Fluorgehalt  von  über  2 
Proc. ;  in  anderen  aus  einem  Steinbruche  im 
Dist.  Eckertgraben,  Gern.  Aull,  0.5  Proc.,  ent¬ 
sprechend  1.03  Proc.  Fluorcalcium. 

In  verschiedenen  Stringocephalenkalken  fand 
ich  gleichfalls  Fluor.  Nimmt  man  grössere 
Quantitäten  zur  Zersetzung  mit  Schwefelsäure, 
ist  gleichfalls  die  Fluorwasserstoffsäure  gar  nicht 
zu  verkennen.  Die  quantitative  Bestimmung  bei 
einem  solchen  Kalkstein  aus  Dist.  Dexertgraben 
gab  einen  Gehalt  von  1.12  Proc.  Fluorcalcium. 
Man  kann  leicht  grössere  Mengen  von  Fluor¬ 
calcium  aus  dem  Gestein  isoliren,  wenn  man  den 
kohlensauren  Kalk  durch  Essigsäure  zersjötzt. 
Es  ist  aber  der  Fluorgehalt  in  den  Schalsteinen, 
so  weit  meine  Beobachtungen  reichen,  ungleich 
grösser,  als  in  den  Stringocephalenkalken. 

Was  das  Chrom  anbetrifft,  so  fand  ich  es 
in  dem  aus  der  Verwitterung  des  staffeier  Schal¬ 
steins  entstandenen  Thon  in  kleinen,  nur  mit 
der  Lupe  zu  erkennenden  plattgedrückten  lin¬ 
senförmigen  Körperchen.  Diese  lieferten  die 


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293 

charakteristischen  Reaktionen  auf  Chrom  sehr 
deutlich. 

In  den  Schalsteinen  habe  ich  es  gleichfalls 
nachgewiesen,  so  in  dem  schon  erwähnten  aus 
Dist.  Hinterwässer.  Ferner  in  einem  andern 
unterhalb  Weilburg  gefundenen  Stücke. 

Im  Stringocephalenkalk  von  Dexertgraben 
war  es  nicht.  In  einem  andern  Kalkstein  aus 
Dist.  Steinkaute,  Gern.  Flacht  —  Liegendes  Cy- 
pridinensschiefer  —  war  eine  äusserst  geringe, 
kaum  zu  erkennende  Menge. 

Bemerken  will  ich  noch,  dass  die  Nachwei¬ 
sung  des  Jods  mir  nicht  gelungen  ist,  weder  bei 
dem  einen,  noch  bei  dem  andern  Gestein. 

Die  Lagerungsverhältnisse,  die  grösseren 
Mengen  der  eigenthümlichen  Bestandtheile  des 
Phosphorits  in  dem  Schalstein,  im  Vergleich  zum 
Stringocephalenkalk,  die  Wahrnehmung  endlich, 
dass  bei  stark  zersetztem  Schalstein  der  Phos¬ 
phorit  sich  in  hervorragender  Quantität  gebildet 
hat  —  dürften  keinen  Zweifel  darüber  lassen, 
dass  die  Entstehung  des  Phosphorits,  wenn  nicht 
einzig  und  allein,  doch  hauptsächlich  dem  Schal¬ 
stein  zu  danken. 

Unter  den  bis  jetzt  analysirten  Phosphoriten 
fehlt  noch  eine  eigenthümliche  Modification,  die 
man  ihrer  absonderlichen  Gestalt  wegen  »Bleche« 
nennt:  flache  Tafeln,  deren  oft  mehrere  über 
einander  liegen  und  die  genau  auf  einander  pas¬ 
sen.  Sie  lassen  sich  sehr  leicht  spalten  und  die 
Spaltungsflächen  sind  äusserlich  angedeutet  durch 
schwarze  Linien,  die  ihre  Farbe  von  Mangan 
haben.  Die  Flächen  haben  ein  rauhes  Anfühlen 
von  kohlensaurem  Kalk.  Ein  von  dem  Verwal¬ 
ter  Bergen  in  Weilburg  erhaltenes  Blech  hatte 
folgende  Zusammensetzung : 


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294 


Kalk . 

51.97  Proc. 

Magnesia . 

0.42 

« 

Kali . 

1.22 

« 

Natron . 

1.22 

« 

Eisenoxyd  .  .  .  .  . 

2.43 

« 

Thonerde  .  .  .  .  . 

2.22 

« 

Kohlensäure . 

3.24 

« 

Phosphorsäure  .  ...  . 

34.86 

« 

Fluor . 

2.62 

« 

Chlor . 

Spur 

« 

Unlöslich  in  Salzsäure  . 

1.46 

« 

Für  1  Aeq.  Fluor  1  Aeq.  Sauer¬ 

iOl.66 

« 

stoff  ab . 

1.10 

< 

100.56 

« 

Spec.  Gewicht  =  3.09. 

Stimmt  dieser  Phosphorit  in  seinem  Phosphor¬ 
säuregehalt  fast  genau  überein  mit  dem  yon 
Fresenius  untersuchten  »gelbbraunen  Phos¬ 
phorit  von  Staffel«,  so  nähert  er  sich  in  seinem 
Ealkgehalte  sehr  dem  eigentlichen  Staffeüt,  mit 
54.67  Proc. 


l]iii?ersität 

Bericht 

über  die  von  der  philosophischen  Honorenfacultät 
in  dem  Decanatsjahre  1867/68  vollzogenen 
Promotionen. 

Am  3.  März  1868  hatte  die  Pacultät  die 
Freude,  ihrem  Senior,  dem  Hofrath  Professor 
Hoeck,  das  erneuerte  Diplom  seiner  voi*  fünfzig 


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295 


Jahren  hier  erlangten  Doctorwürde  glückwün- 
schend  überreichen  zu  können. 

Am  7.  April  1868  verlieh  die  Facultät  dem 
Director  des  Domgymnasiums  zu  Verden  Herrn 
Plass  den  Doctortitel  honoris  et  congratulatio- 
nis  causa  zur  Jubelfeier  seiner  fünfzigjährigen 
Lehramtsfiihrung* 


Aus  dem  Decanat  des  Hofraths  Bartling 
1858/59  unvollzogen  geblieben  und  nun  voll¬ 
zogen 

am  24.  April  1868  die  Promotion  von  Tho¬ 
mas  Wood  aus  Leicester. 


Aus  dem  Decanat  des  Hofraths  v.  Deutsch 
1866/67  unvollzogen  gebliebene  Promotionen 
wurden  ausgeführt: 

1)  6.  Juli  1867  Gustav  Adolph  Eduard  Meu¬ 
sel  aus  Coburg. 

2)  6.  Juli  1867  Wilhelm  Ähren  s  aus  Rohr¬ 
sen. 

3)  10.  Octbr.  1867  Ludwig  Wittmack  aus 
Hamburg. 

4)  9.  Octbr.  Georg  Hermann  Grenacher 
aus  Lipburg. 

5)  10.  Octbr.  August  Heinrich  Christian 
Westphal  aus  Hamburg. 

6)  9.  Octbr.  1867  Georg  Ludwig  Dasse  aus 
Danzig. 

7)  8.  Febr,  1868  Theodor  Hoffmaun  aus 
Hamburg. 

8)  8.  Fein:.  1868  Nicolaus  Freih.  v.  Wrän¬ 
ge  11  aus  Petersburg. 


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296 


In  dem  Decauat  des  Hofrath  Lotze  1867/68 
wurden  folgende  Promotionen  beschlossen  und 
bis  auf  die  6  letzten  vollzogen : 

1)  20.  Juli  1867  James  Howard  Eaton  aus 
Andover  in  Massachusetts.  Dissertation  :  lieber 
die  Cyanverbindungen  des  Mangans. 

2)  30.  Juli  Heinrich  Franz  Meck  er  aus 
Havisbeck  in  Westphalen.  Dissert. :  lieber  Iso- 
merie  in  der  Benzoesäurenreihe. 

3)  30.  Juli  Anton  Hollmeyer  aus  Troppau 
in  Schlesien.  Dissert. :  lieber  schwefelhaltige 
Abkömmlinge  des  Mesytilens. 

4)  3.  August  Theodor  Jilke  aus  Weidenau 
in  Schlesien.  Dissert. :  lieber  Zersetzung  des 
Kamphers  durch  schmelzendes  Chlorzink. 

5)  7.  August  Edmund  Paul  Georg  Schulze 
aus  Berlin.  Dissert. :  lieber  den  dentalen  Vor¬ 
schlag  des  Jod.  (Disputirte  öffentlich). 

6)  9.  August  Eugen  Drbher  aus  Stettin. 
Dissert.:  lieber  Bibromsalicylsäure. 

7)  10.  August  Ferdinand  Järschkerski 
aus  Breslau.  Dissertation  :  Gottfried  der  Bärtige, 
Herzog  von  Lothringen  und  Markgraf  von  Tos¬ 
kana. 

8)  10.  August  Ludwig  Mattheides  aus 
Mitau.  Dissert.:  lieber  Xylol  und  synthetisches 
Methyltolupl. 

9)  17.  August  Gustav  Andreas  Rumpf  aus 
Frankfurt  a/M.  Dissert. :  lieber  einige  Derivate 
des  Bemsteinsäureäthers. 

10)  17.  August  Wilhelm  Begemann  aus 
Bückeburg.  Dissert. :  De  suflFixis  latinis  t-or,  i-or. 
(Disputirte  öffentlich). 

11)  17.  August  Ffanz  Christian  Wilhelm 
Gur  litt  aus  Rom.  Dissert. :  De  tetrapoli  Attica. 
(Disputirte  öffentlich). 

12)  20.  August  Oscar  v.  Grub  er  aus  Stral- 


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297 


sund.  Dissert. :  lieber  toluolschweflige  Säure 
und  ihre  Zersetzungsprodukte. 

13)  21.  August  Wilhelm  Heinrich  Brückner 
aus  Monroe  in  Michigan.  Dissert. :  On  the 
mesytilenic  acids. 

14)  21.  August  Peter  Friedrich  Ludwig 
aus  Mülheim  a/Mosel.  Dissert.:  lieber  die  Be¬ 
fruchtung  der  Pflanzen  u.  s.  w. 

15)  2.  September  Johannes  Paul  Achilles 
Jung  aus  Basel.  Dissert. :  Japhet Ben  Eli’s  des 
Earaiten  Commentar  zum  Hohen  Liede. 

16)  16.  September  Friedrich  Wilhelm  Lud¬ 
wig  Schachtrup  aus  Lauenberg.  Dissert.: 
lieber  Anwendung  des  Amylalkohols  zur  Bestim¬ 
mung  von  Morphin  und  Strychningehalt  des 
Opium  und  der  nux  vomica. 

17)  20.  September  Eberhard  Adolph  Leese¬ 
kamp  aus  Emden.  Dissert.:  lieber  die  Theo¬ 
rie  der  algebraischen  Gleichungen,  (in  absentia). 

18)  9.  October  Friedrich  Wilhelm  Julius 
Brakeimann  aus  Soest.  Dissert. :  lieber 
Straparola  da  Caravaggio.  (Disputirte  öfiPentlich). 

19)  29.  October  Dr.  jur.  Ludwig  Joseph 
Brentano  aus  Aschaflfenburg.  Dissert. :  lieber 
von  Thünen’s  naturgemässen  Lohn  und  Zinsfuss 
im  isolirten  Staate. 

20)  9.  November  Carl  Leopold  Gusserow 
aus  Berlin.  Dissert. :  lieber  Attraction  der  Kör¬ 
perstumpfe,  welche  u.  s.  w.  (Disputirte  öffent¬ 
lich). 

21)  14.  November  John  Störer  aus  Glasgow. 
Dissertation:  On  the  derivates  of  the  mesitylen. 
(in  absentia). 

22)  11.  December  Johann  Albert  von  Käm¬ 
pen  aus  Danzigs.  Dissert. :  De  parasitis  apud 
Graecos  sacrorum  ministris.  (Disputirte  öfifentl.). 

23)  21.  December  Heinrich  Christian  Wilhelm 


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298 


Oetling  aus  Hildesheim.  Dissert.  die  gekrönte 
akademische  Preisschrift:  Librorum  manuscripto- 
rum,  qui  Ciceronis  orationem  pro  Caelio  conti- 
nent ,  qualis  sit  conditio.  (Disputirte  öffentlich). 

24)  24.  December  Friedrich  Carl  Th^dor 
Arthur  Schondorff  aus  Güstrow.  Dissert. 
die  gekrönte  akademische  Preisschrift:  lieber 
die  Minimalfläche,  die  von  einem  doppelt  gleich¬ 
schenkligen  räumlichen  Viereck  begrenzt  wird. 

25)  24.  December  Adalbert  Schafarik  aus 
Neusalz,  früher  Professor  der  Chemie  an  der 
Handelsakademie  zu  Wien.  (Auf  Grund  vieler 
Druckschriften),  (in  absentia). 

26)  5.  Februar  1868  Friedrich  Lindow  aus 
Bandelin.  Dissert. :  lieber  Einwirkung  des  Oxy- 
chlorürs  der  Schwefelsäure  auf  organische  Ver¬ 
bindungen. 

27)  10.  Februar  Hermann  Georg  Heinrich 
W’rampelmeyer  aus  Asendorf.  Dissert. : 
Librorum  manuscriptorum ,  qui  Sestianam  et 
Caelianam  continent,  ratio  qualis  sit.  (Dispu¬ 
tirte  öffentlich). 

28)  12.  Februar  Emil  von  Furteubach 
aus  Nürnberg.  Dissert.:  Ueber  Oxidationspro- 
ducte  des  Mesitylens. 

29)  12.  Februar  Rudolf  Biedermann  aus 
Uslar.  Dissert. :  Ueber  Amidobenzoesäure  u.s.w. 

30)  1.  März  Wilhelm  Brackebusch  aus 
Oberg,  Schuldirector  in  Whitby  in  England.  Dis¬ 
sertation  :  Is  English  destined  to  become  the  uni¬ 
versal  Language  of  the  World?  (In  absentia.) 

31)  1.  März  Oscar  Pieper  aus  Schwitz.  Dis¬ 
sert.:  Ueber  die  Kohlenwasserstoffe  des  Steiu- 
kohlentheeröls. 

32)  7.  März  Charles  James  Ashmend  Schaef- 
fer  aus  flarrisburg  in  Pennsylvanien.  Dissert.: 
Ueber  Cumol  und  Propylbenzol.  (In  abs.) 


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299 


33)  12.  Mäi*^  Rudolph  Otto  Kohlschütter 
aus  Dresden.  Dissert :  Venedig  unter  dem 
Herzog  Peter  II.  Orseolo.  (Disputirte  öfiPentlich.) 

34)  14.  März  Lionel  von  Donop  aus  Det¬ 
mold.  Dissertation:  De  variis  anathematum  Del- 
phicorum  generibus.  (Disputirte  öflFentlich.) 

35)  16.  März  Julius  Reinhold  Waldemar 
Strenge  aus  Ohrdruf.  Dissert.:  Quaestiones 
Philochoreae.  (Disputirte  öfiPentlich.) 

36)  16.  März  Adolph  Christian  Wilhelm 
Schur  aus  Altona.  Dissertation:  lieber  die 
Bahn  des  Doppelsterns  70  Ophiuchus. 

37)  17.  März  Rush  Emery  aus  Swanton  in 
Ohio.  Dissertation:  Studies  on  the  North  Ame¬ 
rican  Lakes.  (In  absentia.) 

38)  23.  März  Franz  Crook  aus  Baltimore. 
Disser^tion:  On  the  Chemical  Constitution  of 
the  Ensisheim,  Mannkirchen,  Shergotty  and  Mud* 
door  meteoric  stones.  (In  absentia.) 

39)  25.  März  Ludwig  Geiger  aus  Breslau. 
Dissertation:  lieber  Melanchthon’s  oratio  con* 
tinens  historiam  Capnionis. 

40)  6.  April  Christian  Ferdinand  August  Oli- 
vier  aus  München,  Professor  der  Mathematik 
am  Gymnasium  zu  Schafifhausen.  (Auf  Grund 
einer  Druckschrift:  lieber  constructive  Lösung 
geometrischer  Aufgaben  des  3.  und  4.  Grades.) 

41)  8.  April  Otto  Schulzen  aus  Bodenfelde. 
Dissertation :  De  usu  participii  apud  Thucydidem. 
(Disputirte  öfiPentlich.) 

42)  17.  April  Salomon  Rubin  aus  Dolina 
in  Galizien.  Dissertation:  Spinoza  und  Mai* 
monides.  (In  absentia.) 

43)  18.  April  Otto  Andreas  Lowson  Mörch 
aus  Lund,  Assistent  am  Königlichen  zoologischen 
Museum  in  Kopenhagen  u.  s.  w.  Auf  Grund 
vieler  Druckschriften.  (In  absentia.) 


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300 


44)  21.  April  Carl  Robert  Marx  aus  Gie¬ 
boldehausen.  Dissertation :  Beitrag  zur  Kennt- 
niss  der  centralamerikanischen  Laven. 

45)  25.  April  Heinrich  Julius  Jaenisch  aus 
Hamburg.  Dissertation:  de  Graecorum  asylis. 
(Disputirte  öffentlich.) 

46)  2.  Mai  Julius  Albert  Jessen  aus  Ham¬ 
burg.  Dissertation :  Quaestiones  Lucretianae. 
(Disputirte  öffentlich.) 

47)  5.  Mai  Johann  August  Wilhelm  G  er¬ 
be  rding  aus  Hannover,  ordentlicher  Lehrer  an 
der  Louisenstädter  Gewerbeschule  in  Berlin. 
Dissertation :  lieber  die  orthographischen  Systeme 
der  französischen  Grammatiker  des  16.  Jahrhun¬ 
derts. 

48)  5.  Mai  Ernst  Vollrad  Michael  Grubitz 
aus  Minden.  Dissertation:  die  angelsächsischen 
Annalen  bis  893. 

49)  23.  Mai  Carl  Friedrich  Wilhelm  Peters 
aus  Hamburg ,  Assistent  an  der  Sternwarte  zu 
Altona.  Dissertation :  Bahnbestimmung  der 
Sylvia.  (In  absentia.) 

50)  10.  Juni  Conrad  Rethwisch  aus  Ber¬ 
lin.  Dissertatfon :  lieber  die  Berufung  des  deut¬ 
schen  Ordens  gegen  die  Preussen.  .  (Disputirte 
öffentlich.) 

51)  13.  Juni  Waldemar  Konrad  Schottmül¬ 
ler  aus  Berlin.  Dissersation :  lieber  die  Ent¬ 
stehung  des  Stammherzogthums  Baiern.  (Dis¬ 
putirte  öffentlich.) 

52)  24.  Juni  Wilhelm  Bender  aus  Münzen¬ 
berg.  Dissertation :  Schleiermachers  philosophi¬ 
sche  Gotteslehre.  (In  absentia.) 

53)  27.  Juni  Leonardo  Pflücker  y  Rico 
aus  Lima.  Dissertation:  lieber  dasRhät  in  der 
Umgebung  von  Göttingen. 

54)  Hieronymus  Myriantheus,  'Diaconus 


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301 


der  orthodoxen  griechischen  Kirche.  Disserta¬ 
tion  :  nsQi  %mv  nqoStoav  xaroixoav  rijaov  Kvnqov, 
noch  nicht  gedruckt. 

55)  Handseil  Griffiths  in  London.  Dissert. : 
On  haemodynamics.  Noch  nicht  gedruckt. 

56)  Carl  Bar  wes  aus  Rodewald.  Dissert.: 
Quaestionum  Tullianarum  specimen  I.  Noch  nicht 
gedruckt. 

57)  Ernst  Friedrich  Dürre  aus  Lyon,  Assi¬ 
stent  am  Probirlaboratorium  der  Königlichen 
Bergakademie  in  Berlin.  Dissert. :  Ueber  die 
Constitution  des  Roheisens.  Noch  nicht  gedruckt. 

58)  Albert  Orth  aus  Lengefeld.  Dissert.; 
Beiträge  zur  Bodenuntersuchung.  Noch  nicht 
gedruckt. 

59)  Wilhelm  von  Bippen  aus  Lübeck. 
Dissert. :  Ueber  die  versus  de  vita  Vicelini. 
Noch  nicht  gedruckt. 

Die  letzten  sechs  Promotionen  sind  noch 
nicht  vollzogen. 


Siebzehn  Bewerber  wurden  abgewiesen. 


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302 


Verzeichniss  der  bei  der  Königl.  Gesell¬ 
schaft  der  Wissenschaften  eingegangenen 
Druckschriften. 

Juni  1868. 

(Fortsetzung). 

Sitzungsberichte  der  königl.  böhmischen  Gesellschaft  der 
Wissenschaften  in  Prag.  Jahrg.  1867.  Hft.  1.2.  Prag 

1867.  68.  8. 

Abhandlungen  der  königl.  böhmischen  Gesellschaft  der 
Wissenschaften  vom  Jahre  1867.  Secliste  Folge.  Bd.  I. 
Ebd.  1868.  4. 

Societa  Reale  di  Napoli.  Bendiconto  delle  Tomate  e  , 
dei  Lavori  dell’Accademia  di  scienze  morali  e  politiche. 
Anno  settimo.  Febbraio— Aprile  1868.  Napoli.  1868.  8. 
Yargasia.  Boletin  de  la  Sociedad  de  Seiendes  Fisicas  y 
Naturales  de  Caracas.  1868.  Num.  1 — 3.  Caracas.  1868. 8. 
F.  Casarati,  Teorica  delle  funzione  di  variabili  com- 
plesse.  Vol.  I.  Pavia.  1868.  8. 
le  Baron  N.  Wr angell,  etudes  sur  la  Protection  et 
son  Influence  sur  P&idiistrie  manufacturiere  en  general 
et  sur  celle  de  la  Russie  en  particulier.  Berlin.  1867.8. 
A.  Schyrnoff,  essai  sur  la  metaphysique  des  forces* 
Memoire  premier  et  second.  Kiew.  1868.  8.  * 

Th.  Wechniakoff,  recherches  sur  les  conditions  an- 
thropologiques  de  la  production  scientific  et  esthetique. 
Fase.  Premier  et  second.  Paris  et  St.  Petersbourg. 
1865.  8. 

Yierteljahrsschrift  der  Astronomischen  Gesellschaft  in 
Leipzig.  Jahrg.  UI.  Hft.  U.  (Juni  1868.)  Leipzig. 

1868.  8. 

Revue  Archeologique.  Inscriptions  inedites  de  l’ile  de  Rho¬ 
dos,  par  M.  P.  Foucart.  Paris.  1867.  8. 

Bidrag  tit  Bomholms  Geotektonik  ved  M.  Jespersen. 
Kjöbenhavn.  1867.  8. 

Jacut’s  geographisches  Wörterbuch.  Bd.  UI.  Leipzig. 
1868.  8. 


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Nachrichten 

von  der  Königl.  Gesellschaft  der  Wissen¬ 
schaften  und  der  G.  A.  Universität  zu 
Göttingen. 


August  5.  M.  14.  1868. 


IlBifersität 

Verzeichniss  der  Vorlesungen  auf  der  Georg- 
Augusts -Universität  zu  Göttingen  während  des 
Winterhalbjahrs  186^/9.  Die  Vorlesungen  begin¬ 
nen  den  15.  October  und  enden  den  15.  Märjs. 


Theologie. 

Einleitung  in  das  Studium  der  Theologie:  Prof.  Ehren* 
feuchter  zweimal,  Mittwoch  und  Sonnabend  12 Uhr, 
öffentlich. 

Apologie  des  Christenthums  oder  über  das  Verhält- 
niss  des  Christenthums  zu  der  allgemeinen  Cultur :  Der* 
selbe  viermal,  Montag  Dienstag  Donnerstag  Freitag  um 


Kritische  und  hermeneutische  Einleitung  in  die  kanoni¬ 
schen  und  apokryphischen  Bücher  des  Alten  Testaments : 
Prof.  Eertheau  in  fünf  Stunden  um  XI  Uhr, 

Einleitung  in  das  Neue  Testament :  Prof.  Ritschl  fünf¬ 
mal  um  11  Uhr. 

Alttestamentliche  Theologie:  Lic.  Klostermann  fünf¬ 
stündig  um  10  Uhr. 


Erklärung  der  Genesis:  Prof.  Eertheau  sechsmal  um 
10  Uhr. 

Erklärung  der  Psalmen  und  der  übrigen  Lieder  des 
Alten  Testaments:  Prof.  Ewald  um  10  Uhr. 


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25 


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304 

Erklärung  des  Buclies  Hiob:  Lic.  Klostermann  vier¬ 
mal  um  11  Uhr. 

Synoptische  Erklärung  der  drei  ersten  Evangelien: 
Prof.  Lünemann  fünfmal  um  9  Uhr. 

Erklärung  des  Evangeliums  Johannis :  Prof.  Oess  fünf¬ 
mal  um  9  Uhr. 

Erklärung  des  Römerbriefs:  Prof.  Wiesinger  fünfinal 
um  9  Uhr. 

Erklärung  des  Galaterbriefs:  Derselbe'  Dienstags  und 
Freitags  um  2  Uhr. 

Erklärung  der  Corintherbriefe :  Lic*  Zahn  fünfmal 
um  9  Uhr. 


Kirchengeschichte  Th.  I :  Prof.  Duncker  sechsmal 
um  8  Uhr. 

Kirchengeschichte  Th.  11:  Prof.  Wagenmann  fünfmal 
um  8  Uhr. 

Neuere  Kirchengeschichte :  Prof.  Duncker  fünfmal  um 
3  Uhr  öffentlich. 

Dogmengeschichte :  Prof.  Wagmmann  fünfmal  um  4  Uhr. 

Patristik:  Derselbe  zweistündig  Sonnabend  von 
8  —  10  Uhr  öffentlich. 

Comparative  Symbolik:  Prof.  Schöberlein  fünfmal 
um  4  Uhr;  Prof.  Matthaei  Donnerstag  und  Freitag  um 
äühr. 

Lutherische  Symbolik:  Prof.  Matthaei  Montag  und 
Dienstag  um  2  Uhr. 

Einleitung  in  die  Dogmatik:  Prof.  Schöberlein  Mitt¬ 
woch  und  Sonnabend  um  12  Uhr  öffentlich. 

Dogmatik  Th.  I:  Derselbe  viermal  um  12  Uhr. 

Dogmatik  Th.  II:  Prof.  Mitschi  fünfmal  um  12  Uhr. 

Theologische  Ethik:  Prof.  Qess  fünfmal  um  12  Uhr. 


Praktische  Theologie  Th.  I.  (Prolegomena,  Theorie 
der  Mission  und  Katechetik):  Prof.  Ehrenfeuchter  vier¬ 
mal  um  3  Uhr. 

Kirchenrecht  s.  unter  Rechtswissenschaft  S.  4. 

Die  Uebungen  des  Kön.  homiletischen  Seminars  leiten 
abwechslungsweise  Prof.  Ehrenfeuchter  und  Prof.  Wie¬ 
singer  Sonnabend  von  10 —  12  Uhr  öffentlich. 

Katechetische  Uebungen:  Prof.  Ehrenfeuchter  Sonn¬ 
abend  von  3  —  4  Uhr ,  Prof.  Wiesinger  Mittwoch  von 
5  —  6  Uhr  öffentlich. 


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305 


Die  liturgischen  Uebui^en  der  Mitglieder  des  prak¬ 
tisch-theologischen  Seminars  leitet  Prof.  Schöherlein 
Sonnabend  von  9  —  10  Uhr  öffentlich. 

Anleitung  zum  Eirchengesang:  Derselbe  Mittwochs 
6 — 7  Uhr  öffentlich. 


Eine  theologische  Societat  leitet  Prof.  Riischl^  dess- 
gleichen  Freitag  Abend  *  7  Uhr  Prof.  Oess ,  eine  dogma¬ 
tische  Societat  Prof.  Schöherlein  Freitags  6~  8  Uhr,  eine 
exegetische  Societat  Prof.  Wiesinger,  eine  historisch¬ 
theologische  Societat:  Prof.  Wagenmann» 

Privatissima  bietet  an  Lic.  Klostermann» 

Die  systematischen«  kirchengeschichtlichen  und  exege-  . 
tischen  Conversatorien  im  theologischen  Stift  werden  in 
gewohnter  Weise  Montag  Abends  6  Uhr  von  den  Repe¬ 
tenten  geleitet  werden. 

Repetent  Hachfeld  wird  in  zwei  später  zu  bestim¬ 
menden  Stunden  die  Bücher  Samuelis,  Repetent  Well¬ 
hausen  ebenso  die  Briefe  Jacobi,  Judae ,  1  und  2  Petri 
cursorisch  und  unentgeltlich  erklären. 

Rechtswissenschaft. 

Geschichte  der  Rechtsquellen:  Prof.  Wolff  Montag 
und  Donnerstag  von  4—' 6  Uhr,  öffentlich. 


Geschichte  des  römischen  Rechts:  Prof.  Rxbhentrop 
von  10 — 11  Uhr. 

Geschichte  des  römischen  Civilprocesses :  Prof.  Hart¬ 
mann  dreimal  wöchentlich  von  von  3  —  4  Uhr. 

Institutionen  des  römischen  Rechts:  Prof.  Rihhentrop 
von  12  -  1  Uhr. 

Pandekten:  Prof.  FVancÄa  von  9— 10  und  11  — 12  Uhr; 
einzelne  Lehren  des  Pandektenrechts:  Prof.  Rihhentrop, 
dreimal  wöchentlich  von  5— 6  Uhr  öffentlich;  allgemeiner 
Theil  der  Pandekten:  Prof.  Bremer  dreimal  wöchentlich 
von  11—12  Uhr. 

Obligationenrecht :  Prof.  Schlesinger  nach  Arndts 
Pandekten  fünf  Stunden  von  9—10  Uhr. 

Erbrecht:  Derselbe  nach  Arndts  Pandekten  fünf  Stun¬ 
den  von  12 — lUhr. 

Exegetische  Uebungen:  Derselbe  Mont,  und  Mittw.  von 
8— 4  Uhr ;  Prof.  Bremer  zweimal  wöchentlich  von  ö — 6  U. 


25* 


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306 

Deutsche  Staats-  uud  Rechtsgeschichte:  Prof.  Kraut 
fünfmal  wöchentlich  von  10—11  Uhr. 

Erklärung  des  Sachsenspiegels:  Dr.  Sohm  Sonnabend 
von  11  — 12  Uhr  öffentlich. 

Deutsches  Privatrecht  mit  Einschluss  des  Lehnrechts: 
Prof.  Thöl  täglich  von  8—9  Uhr  und  Mont.  u.  Donnerst, 
von  9 — 10  Uhr ;  Prof.  Dove  täglich  von  8—9  Uhr  u.  Mont, 
und  Donnerst,  von  9 — 10  Uhr. 

Hannoversches  Recht:  Dr.  Grefe  fünf  Stunden  um 
1  Uhr. 

Handels-  Wechsel-  und  Seerecht:  Prof.  Dove  Dienst., 
Mittw.,  Freit,  u.  Sonnab.  v.  9^ — lOUhr ;  Handels-  u.  W  echsel- 
recht:  Dr.  Sohm  fünfmal  wöchentlich  von  11 — 12  Uhr. 

Erklärung  der  deutschen  Wechselordnung :  Prof. 
Schlesinger  Dienstag  und  Freitag  von  3  — 4  Uhr. 

Landwirthschafbsrecht :  Prof.  Bremer  dreimal  wöchent¬ 
lich  von  5- 6 Uhr. 

Deutsches  Criminalrecht :  Staatsrath  Zacharias  sechs¬ 
stündig  um  10  Uhr. 

Geschichte  der  Gesammtverfassung  Deutschlands  seit 
Auflösung  des  deutschen  Reichs,  nebst  einer  kurzen 
Darstellung  der  Verfassung  des  deutschen  Bundes  und 
einer  Interpretation  der  Verfassung  des  norddeutschen 
Bundes :  Staatsrath  Zacharias  vierstündig  um  12  Uhr. 

Deutsches  Staatsrecht:  Prof.  Frensdorff  fünfstündig 
von  11—12  Uhr. 

Völkei^echt:  Prof.  Frensdorff  dreistündig  von  12— 1  Uhr. 

Evangelisches  und  katholisches  Kirchenrecht:  Prof. 
Kraut  fünfmal  wöchentlich  von  12—1  Uhr. 


Theorie  des  gemeinen  Civilprocesses :  Prof.  Briegleb 
achtstündig  von  4 — 5  und  5—6  Uhr. 

Deutscher  Strafprocess:  Staatsrath  Zacharias  fünfstün¬ 
dig  um  11  Uhr. 

Civilpracticum :  Prof.  Wolff  Montag,  Dienstag  und 
Donnerstag  von  3—4  Uhr. 

Civilprocesspracticum :  Prof.  Dartmann  zweimal  wö¬ 
chentlich  von  4 — 6  Uhr. 

Relatorium:  Derselbe  zweimal  wöchentlich  von  4— 6  Uhr. 


Gerichtliche  Medicin-  und  Öffentliche  Gesundheits¬ 
pflege  siehe  unter  Medicin  S.  309. 


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307 


Medicin. 

Zoologie, vergleichende  Anatomie,  Botanik,  Chemie  siehe 
unter  Naturwissenschaften. 


Knochen-  und  Bänderlehre:  Prof.  Keule ^  Dienstag, 
Freitag,  Sonnabend  von  11  — 12  Uhr. 

Systematische  Anatomie  1.  Theil  Prof.  Keule  ^  täglich 
von  12 — 1  Uhr. 

Topographische  Anatomie:  Prof.  Keule  Montag,  Mitt¬ 
woch,  Donnerstag  von  2—3  Uhr. 

Praparirübungen  leitet  Prof.  Keule  ^  in  Verbindung 
mit  Prosector  Dr.  Ehlers,  täglich  von  9— 4 Uhr. 

Mikroskopische  Uebungen  leitet  Dr.  Ehlers  im  anato¬ 
mischen  Institute  wie  bisher ;  Prof.  Krämer  privatissime. 

Mikroskopische  Curse  hält  Prof.  Krause  im  patholo¬ 
gischen  Institute  wie  bisher. 

Allgemeine  und  besondere  Physiologie  mit  Erläute¬ 
rungen  durch  Experimente  und  mikroskopische  Demon¬ 
strationen:  Prof.  Kerbst,  in  sechs  Stunden  wöchentlich 
um  10  Uhr. 

Experimentalphysiologie  II.  Theil  (Physiologie  des 
Nervensystems  und  der  Sinnesorgane):  Prof.  Meissuer 
fünfmal  wöchentlich  von  10 — 11  Uhr. 

Mechanik  der  Gelenke  trägt  Prof.  Krause  Sonnabend 
von  10—11  Uhr  öffentlich  vor. 

Arbeiten  im  physiologischen  Institute  leitet  Prof.  Meiss^ 
ner  täglich  in  passenden  Stunden. 


Pathologische  Anatomie  lehrt  Prof.  Krause  Montag, 
Mittwoch,  Donnerstag,  Sonnabend  von  3  — 4  Uhr. 

Physikalische  Diagnostik  verbundon  mit  praktischen 
Uebungen  trägt  Prof.  Krämer  Montag,  Mittwoch,  Frei¬ 
tag  von  8 — 9  Uhr  vor.  Physikalische  Diagnostik  in  Ver¬ 
bindung  mit  praktischen  Uebungen  an  Gesunden  und 
Kranken  lehrt  Dr.  Wiese  viermal  wöchentlich  in  später 
näher  zu  bezeichnenden  Stunden. 

Arzneimittellehre  und  Receptirkunst  lehrt  Prof.  Marx 
fünfmal  wöchentlich  von  5—6  Uhr. 

Arzneimittellehre,  verbunden  mit  pharmakognostischen 
Demonstrationen  und  Uebungen  in  der  Receptirkunst, 
trägt  Dr.  Kusemanu  fünfmal  wöchentlich  von  5 — 6  Uhr  vor. 

Pharmacie  lehrt  Prof.  Wiggers  sechsmal  wöchentlich 
-von  8— 9  Uhr,  dasselbe  Dr.  Stromeyer  privatissime. 


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308 


Pharmacie  für  Mediciner  lelirt  Prof,  von  Uslar  in  spä¬ 
ter  zu  bestimmenden  Stunden.  j  v 

Die  Lehre  von  den  Giften  und  Gegengiften ,  durch 
Experimente  erläutert,  Dr.  3£armS  Montag,  Dienstag 
und  Donnerstag  von  4 — 5  Uhr.  x.  t\ 

Ausgewählte  Kapitel  aus  der  speciellen  Giftlehre:  Dr. 
Marmi  Donnerstag  von  6 — 7  Uhr  öffentlich. 

Pharmakologische  und  Toxikologische  Untersuchungen 
leitet  Dr.  Marmi  im  physiologischen  Institute. 

Elektrotherapielehrt  Dr.  Mittwoch  von  4—5  ^ir. 

Ein  Repetitorium  über  Arzneimittellehre  halt  Dr.  Hu- 
semann  von  4—5  Uhr  oder  zu  gelegener  Zeit. 


Specielle  Pathologie  und  Therapie:  Prof.  Hasse  täg¬ 
lich  Sonnabend  ausgenommen  von  4— 5  Uhr. 

Pathologie  und  Therapie  der  Hautkrankheiten  trägt 
Prof.  Krämer  Dienstag  u.  Donnerstag  von  8—9  Uhr  vor. 

Die  medicinische  Klinik  und  Poliklinik  leitet  Prof. 
Hasse  täglich  von  10Vi*^12  Uhr. 

Geschichte  der  Chirurgie  trägt  Prof.  Baum  Mittwoch 
von  5—6  Uhr  öffentlfch  vor. 

Allgemeine  Chirurgie:  Dr.  Lohmeyer  fünfmal  wöchent¬ 
lich  von  3—4  Uhr. 

Chirurgie  Ü.  Theil :  Prof.  Baum  fünfmal  wöchentlich 
von  6— 7  Uhr,  Sonnabend  von  2— 3  Uhr.  . 

Die  Lehre  von  den  chirurgischen  Operationen:  Prof. 
Baum  viermal  wöchentlich  von  5 — 6  Uhr. 

Die  chirurgische  Klinik  leitet  Prof.  Baum  täglich  von 
9— lOVjUhr. 

Bandagenlehre  Prof.  Krämer  dreimak  wöchentlich  in 
näher  zu  verabredenden  Stunden. 

Pathologie  und  Therapie  der  Augenkrankheiten:  Prof. 
Schweigger  viermal  wöchentlich  von  3  4  Uhr. 

Augenheilkunde:  Dr.  Lohmeyer  viermal  wöchentlich 
von  8 — 9  Uhr. 

Klinik  der  Augenkrankheiten  hält  Prof.  Schweigger 
fiin^al  wöchentlich  von  2— 3  Uhr. 

Geburtskunde  einschliesslich  der  Wochenbettskrank¬ 
heiten  trägt  Prof.  Schwartz  Montag,  Dienstag,  Mittwoch, 
Donnerstag,  Freitag  um  3  Uhr  Vor. 

Geburtshülflichen  Operationscursus  hält  Prof.  Schwartz 
Mittwoch  und  Sonnabend  um  8  Uhr. 

Geburtshülflich-gynaekologische  Klinik  leitet  Prof. 

Schwartz  Mont.,  Dienst.,  Donnerst,  und  Freit,  um  8  Uhr. 


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309 


Pathologie  und  Therapie  der  Geisteskrankheiten  lehrt 
Prof.  Meyer  Donnerstag  von  4  — 6  Uhr. 

Psychiatrische  Klinik  hält  Derselbe  Montag  und  Mitt¬ 
woch  von  4 — 6Uhr. 


Gerichtliche  Medicin :  Prof.  Krause  Mittwoch  von 
5—6  Uhr  und-^Sonnabend  von  4—5  Uhr  im  Auditorium 
des  pathologischen  Instituts. 

Ueber  öffentliche  Gesundheitspflege  (auch  für  Nicht- 
Mediciner)  trägt  Prof.  Meissner  Montag,  Mittwoch,  Don¬ 
nerstag  von  4—5  Uhr  vor. 

Ueber  öffentliche  Irrenpflege:  Prof.  Meyer  Dienst,  von 
5—6  Uhr  oder  zu  einer  andern  passenden  Stunde,  öffentl. 


Anatomie  und  Physiologie  der  Hausthiere  nebst  Pferde- 
und  Rindviehkunde  lehrt  Dr.  Luelßng  sechs  Mal  wö¬ 
chentlich  von  8—9  Uhr. 

Die  Theorie  des  Hufbeschlags  trägt  Dr.  Luelßng 
öffentlich  in  zu  verabredenden  Stunden  vor. 

Philosophie. 

Allgemeine  Geschichte  der  Philosophie  Prof.  Peip^ 
fünf  Stunden,  um  5  Uhr. 

Geschichte  der  Philosophie  II.  Theil  oder  Geschichte 
d.  neuem  Philosophie  Prof.  Ritter^  fünf  Stund.,  um  5  Uhr. 

Geschichte  der  alten  Philosophie,  nach  Uebeiwegs 
Grundriss  der  Geschichte  der  Philosophie  des  Alterthums 
dritte  Auflage,  Dr.  Peipers,  vier  Stunden,  um  10  Uhr. 

Logik  und  Encyclopaedie  der  Philosophie  Prof.  Lotze, 
vier  Stunden,  um  11  Uhr. 

Metaphysik  Prof.  Möller,  Montag,  Dienstag,  Donners¬ 
tag  und  Freitag,  um  11  Uhr. 

Psychologie  Prof.  Bohtz,  Montag,  Dienstag  und  Frei¬ 
tag,  um  11  Uhr;  und  Prof.  Lotze^  vier  Stunden,  um 5  Uhr. 

Aesthetik  Prof.  Bohtz,  Montag ,  Dienstag,  Donnerstag 
und  Freitag,  um  4  Uhr. 

Religionsphilosophie  Prof.  Peip,  vier  Stund.,  um  3  Uhr. 


In  seinen  philosophischen  Sodetäten  wird  Prof.  Peip 
Dienstag  Abend  von  6  —  8  Uhr  die  Hauptsysteme  der 
alten  und  neueren  Philosophie  repetiren,  Freitag  in  dens. 
Stunden  das  erste  Buch  der  Metaphysik  des  Aristoteles 
durchnehmen. 


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310 

Br.  Peipera  wird  in  seiner  Societät  Platons  Theätet 
erklären.  .  - 

Allgemeine  Pädagogik  (Grundzüge  der  Pädagogik) 
Prof.  Möller,  Montag,  Dienstag,  Donnerstag,  um  4 Uhr. 

Uebersicht  der  Geschichte  der  Erziehung  trägt  Prof. 
Krüger  vor  Dienstag  und  Freitag,  um  4  Uhr. 

Vergleichende  Darstellung  der  pädagogischen  Lehren  des 
Aristoteles  und  des  Plato  Prof.  Möller^  Mittwoch  um  3  U. 

Die  Uebungen  des  K.  pädagogischen  Seminars  leitet 
Prof.  Sauppe^  Montag  und  Dienstag,  um  11  Uhr. 

Die  Arbeiten  seiner  pädagogischen  Societät  leitet  Prof. 
Möller  auch  ferner. 


Grundriss  der  Rhetorik  Prof.  Krüger  Montag  und 
Donnerstag  um  4  Uhr. 

Mathematik  und  Astoonomie. 

Algebraische  Analysis  nebst  einer  Einleitung  über  die 
Grundbegriffe  der  Anthmetik  Prof.  Stern ,  fünf  Stunden, 
um  1 1  Uhr. 

Die  analytische  Geometrie  mit  den  Flächen  zweiter 
Ordnung  Prof.  Ulrich,  um  10  Uhr;  und  Dr.  Ferd^  Meyer, 
vier  Stunden  um  3  Uhr. 

Analytische  Geometrie  des  Raumes  Prof.  Clebeeh,  fünf 
Stunden. 

Theorie  der  Differenzialgleichungen  Dr.  Hattendorff, 
fünf  Stunden,  um  9  Uhr. 

Anwendung  der  Infinitesimalrechnung  auf  höhere  Geo¬ 
metrie  Dr.  Mattendorff,  vier  Stunden,  um  8  Uhr. 

Differential-  und  Integralrechnung  Prof.  Ulrich,  um 
4  Uhr ;  und  Dr.  Ferd,  Meyer,  fünf  Stunden,  um  11  Uhr. 

Theorie  der  elliptischen  Functionen  Dr.  Enneper,  fünf 
Stunden,  Montag  bis  Freitag,  um  9  Uhr. 

Ueber  die  hypergeometrische  Reihe  Dr.  Hattendorff, 
Dienstag  und  Freitag,  um  4  Uhr. 

Analytische  Mechanik  Prof.  Stern,  vier  Stund.,  um  lOU. 

Mathematische  Theorie  der  galvanischen  Ströme  Prof. 
Schering,  vier  Stunden,  um  4  Uhr. 

Die  Lehre  vom  Messen,  verbunden  mit  ausgeführten  Ue¬ 
bungen  auf  der  Sternwarte,  Prof.  Schering,  öffentlich,  für 
die  Mitglieder  des  mathematisch-physikalischen  Seminars. 

Uebungen  über  Capitel  der  Geometrie  Prof.  Clehsch, 
eine  Stunde,  öffentlich. 


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311 


Theoretisolie  Astronomie  Prof.  KUnkerfues ,  Montag, 
Dienstag,  Donnerstag  und  Freitag,  um  12  Uhr. 

ln  dem  mathematisch  -  physikalischen  Seminar  trägt 
Prof.  Ulrich  über  die  Capillarität  Sonnabend  um  10  Uhr 
vor;  leitet  die  mathematischen  Uebungen  Prof.  Stern 
Mittwoch  um  10  Uhr;  giebt  Anleitung  zur  Anstellung 
astronomischer  Beobachtungen  Prof.  KUnkerfues^  in  einer 
passenden  Stunde. 

Vgl.  Naturwissenschaften  S.  312. 

Naturwissenschaften. 

Allgemeine  und  specielle  Zoologie  Prof.  Keferstein^  vier 
Stunden,  Montag  bis  Donnerstag,  um  3  Uhr. 

Naturgeschichte  des  Menschen,  mit  Benutzung  der  Blu- 
menbachschen  Sammlung,  für  Hörer  aller  Facultaten 
Dr.  Ehlers^  drei  Stunden,  Montag,  Donnerstag  und  Sonn¬ 
abend,  um  11  Uhr. 

Ausgewählte  Kapitel  der  vergleichenden  Histologie  Dr. 
Ehlers^  öffentlich,  in  einer  näher  zu  bezeichnenden  Stunde. 

Praktische  zoologische  und  zootomische  Uebungen 
leitet  im  zoologischen  Museum  Prof.  Kef erstein ,  Mon¬ 
tag  und  Dienstag  von  9  — 12  Uhr,  in  gewohnter  Weise. 

Pflanzenphysiologie  Prof.  Grisehach ,  vier  Stunden,  um 
4  Uhr,  mit  mikroskopischen  Demonstrationen  Sonnabend 
um  10  Uhr. 

Physiologie  und  Anatomie  der  Pflanzen,  sowie  die 
Gmndzüge  der  systematischen  Botanik  trägt  Assessor  Dr. 
Lantuus-Beninga  vor,  Montag,  Dientag,  Donnerstag 
und  Freit,  um  6  Uhr  oder  in  andern  passenden  Stunden, 
hnd  stellt  zur  Erläuterung  dieser  Vorträge  mikroskopi¬ 
sche  Beobachtungen  Sonnab.  um  10  Uhr  an. 

Pflanzengeographie  Prof.  Grisehach,  Donnerstag  und 
Freitag,  um  4  Uhr;  praktische  Uebungen  in  der  syste¬ 
matischen  Botanik  Derselbe, 

Naturgeschichte  der  kryptogamischen  Gewächse  Prof. 
Bartling,  vier  Stunden,  um  2  Uhr. 

Demonstrationen  in  den  Gewächshäusern  des  botani¬ 
schen  Gartens  giebt  Derselbe  Mittw.  um  11  Uhr,  öffentlich. 

Botanische  fecursionen  in  bisheriger  Weise  Derselbe, 

Ein  Repetitorium  über  allgemeine  und  specielle  Bo¬ 
tanik  hält  und  zu  Privatissima  über  dieselbe  erbietet 
sich  Assessor  Dr.  Lantzius-Beninga, 


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312 


Geologie  Prof.  Sartorius  von  Wcdtershausen^  vier  St., 
Dienstag,  Mittwoch,  Donnerstag,  Freitag,  um  6  Uhr. 

Den  II.  Theil  der  Mineralogie  trägt  Derselbe  vor ,  in 
denselben  Tagen,  um  11  Uhr. 

Krystallographie ,  einschliesslich  der  Optik  der  Kry- 
stalle  Prof.  Listing,  vier  Stunden,  um  4  Uhr. 

Palaeontologie  Prof,  von  Seebach^  fünf  St.,  9  —  10  Uhr. 

Das  mineralogische  Practicum  hält  Prof.  Sartorius 
von  Waltershausen  Donnerstag  2  —  4  Uhr  und  Sonnab. 
9—12  Uhr. 

Petrographische  und  palaeontologische  Hebungen  Prof. 
von  Seebach  Dienst.,  Mittwoch,  Donnerst,  in  gewohnter 
Weise,  10  ~  2  Uhr,  privatissime,  aber  unentgeltlich. 


Physik,  zweiter  Theil,  über  Electricität,  Magnetismus, 
Wärme  und  Licht  Prof.  Weber t  Montag,  Dienstag,  Mitt¬ 
woch  5 — 7  Uhr. 

Anleitung  zur  Berechnung  meteorologischer  Beobach¬ 
tungen  Prof.  Listing^  Dienstag,  um  6  Uhr. 

Auserwählte  Kapitel  der  theoretischen  Physik  Dr. 
MinnigerodCf  vier  Stunden. 

Einleitung  in  die  praktische  Physik:  Vvoi.  Kohlrausch^ 
Donnerstag  und  Freitag  von  5 — 6  Uhr. 

Die  praktischen  Hebungen  im  physikalischen  Labora¬ 
torium  leitet  Derselbe, 

In  dem  mathematisch-physikalischen  Seminar  leitet  in 
Gemeinschaft  mit  dem  Assistenten  Prof.  Kohlrausch  phy¬ 
sikalische  Hebungen,  Prof.  Weher \  und  Prof.  Listing^ 
Mittwoch  um  11  Uhr;  Zoologische  Hebungen  Prof.  Ke- 
f erstein  ,  Dienstag ,  um  11  Uhr.  Siehe  Mathematik  und 
Astronomie  S.  311. 


Chemie  Prof.  Wifhler,  sechs  Stunden,  um  9  Uhr. 

Allgemeine  organische  Chemie  Prof.  Fittig,  Montag 
bis  Donnerstag,  um  12  Uhr. 

Organische  Chemie  Assistent  Dr.  H^ner^  Dienstag  bis 
Freitag,  um  9  Uhr. 

Organische  Chemie  speciell  für  Mediciner  Prof.  Fittig, 
Dienstag  und  Freitag,  um  3  Uhr. 

Pharmaceutische  Chemie  Prof,  von  Uslar ^  vier  Stunden. 

Die  Grundlehren  der  neueren  Chemie  und  ihre  Entwick¬ 
lung  aus  den  älteren  Ansichten  Dr.  Hübner^  Montag, 
um  12  Uhr. 


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313 


Ueber.  einzelne  Zweige  der  theoretischen  Chemie  Dr. 
Stromeyer^  privatissime. 

Die  Vorlesungen  über  Pharmacie  s.  unter  Medicin  S.  6. 

Die  praktisch-chemischen  üebungen  und  Untersuchun¬ 
gen  im  akademischen  Laboratorium  leitet  Prof.  Wühler 
in  Gemeinschaft  mit  den  Assistenten  Prof,  von  Uslar ^ 
Prof.  Fittig^  Dr*  Hühner  und  Dr.  Ahrens, 

Prof,  Wicke  leitet  die  chemischen  üebungen  für  die 
Studirenden  der  Landwirthschaft  v.  8—12  u.  v.  2 — 4  Uhr. 

Prof.  Boedeker  leitet  die  praktisch-chemischen  üebun- 

!fen  im  physiologisch  -  chemischen  Laboratorium,  täglich 
mit  Ausschi.  d.  Sonnb.)  8—12  und  2—4  Uhr. 

Historische  Wissenschaften. 

Entdeckungsgeschichte  und  Geographie  von  Amerika 
Prof.  WappätMj  Mont.  Dienst.  Donnerst,  und  Freitag,  um 
12  Uhr. 

Praktische  Üebungen  in  der  Urkunden  Wissenschaft  Dr. 
Cohn,  Mittw.  und  Sonnab.  um  11  Uhr. 


Allgemeine  Verfassungsgeschichte  Prof.  Waitz,  vier 
Stunden,  um  8  Uhr. 

Neuere  Geschichte  bis  zum  westfälischen  Frieden 
Dr.  Cohn,  Dienst,  und  Donnerst,  um  6  Uhr. 

Geschichte  des  europäischen  Staatensystems  von  der 
Mitte  des  18.  Jahrhunderts  bis  zum  Jahre  1815  Prof. 
Havemann,  Mont.  Dienst.  Donnerst.  Freit.,  um  4  Uhr. 

Deutsche  Geschichte  Prof.  Waitz,  fünf  Std.,  um  4  Uhr. 

Deutsche  Geschichte  im  Zeitalter  der  Reformation  Dr. 
Steindorff,  drei  Stunden,  um  9  Uhr. 

Geschichte  Italiens  im  Mittelalter  Assessor  Dr.  Wü^ 
stenfeld,  vier  Stunden,  Mont.  Dienst.  Donnerst.  Freit, 
um  10  Uhr,  unentgeltlich. 

Historische  üebungen  leitet  Prof.  Waitz,  Freit,  um 
6  Uhr,  öffentlich. 

Historische  üebungen  leitet  Dr.  Steindorff  in  zu  ver¬ 
abredender  Stunde,  unentgeltlich. 

Kirchengeschichte:  s.  unter  Theologie  S.  304. 

Staatswissenschaft  und  Landwirthschaft. 

Encyclopädie  der  Staatswissenschaften  Dr.  Dede,  Mont* 
Dienst.  Donnerst.  Freitag,  uro  9  Uhr, 


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314 


Nationalökonomie  Prof.  Helferich,  vier  Std.  um  8  Uhr. 
Finanz  Wissenschaft  Derselbe^  fünf  Stunden,  um  5  Uhr. 
Einleitung  in  die  Statistik  Prof.  Wappäus,  Sonnabend 
um  12  Uhr,  öffentlich. 

Allgemeine  Verwaltungslehre  Dr.  Dede ,  Sonnabend 
um  12  Uhr  öffentlich. 

Allgemeine  Verfassungsgeschichte :  s.  Geschichte  S.  313. 


Landwirthschaftliche  Betriebslehre  Dr.  Drechsler^  vier 
Stunden  um  4  Uhr. 

Die  Theorie  der  Organisation  uüd  Taxation  der  Land¬ 
güter  Prof.  Griepenkerl  ^  Montag  Dienst.  Donnerst,  und 
Freitag,  um  5  Uhr. 

Die  landwirthschaftliche  Thierproductionslehre  (Lehre 
von  den  Nutzungen,  Ragen,  der  Züchtung,  Ernährung 
und  Pflege  des  Rinds,  Schafs,  Pferdes,  Schweins)  Derselbe, 
Mont.  Dienst.  Donnerst,  und  Freit,  um  12  Uhr. 

Landwirthschaftliche  Technologie  (Branntwein-  und  Spi¬ 
ritus-Fabrikation,  Runkelrüben -Fabrikation  u.  s.  w.). 
Derselbe,  in  drei  passenden  Stunden,  unentgeltlich. 

Im  Anschluss  an  diese  Vorlesungen  werden  Demon¬ 
strationen  auf  benachbarten  Landgütern  und  in  Fabri¬ 
ken,  sowie  praktische  Uebungen  gehalten  werden. 

Die  Lehre  von  der  Ernährung  der  landwirthschaftli- 
chen  Hausthiere  Prof.  Kenneberg,  vier  Stunden,  Mittw. 
und  Sonnabend,  von  11 — 1  Uhr. 

Agriculturchemie  Prof.  Wicke,  2  Stunden. 

Landwirthschaflliches  Practikum:  Uebungen  im  An¬ 
fertigen  landwirthschaftlicher  Berechnungen  (Ertragsan¬ 
schläge,  Buchführung)  Dr.  Drechsler,  in  zu  bestimmen¬ 
den  Stunden. 

ChemischeUebungen  Naturwissenschaften  S.313. 

Anatomie  der  Hausthiere  und  Pferde-  und  Rindvieh¬ 
kunde,  Hufbeschlag  siehe  Medicin  Seite  309. 

Landwirthschaftsrecht  siehe  Rechtswissenschaft  S.  306. 


Literärgeschichte. 

Allgemeine  Literaturgeschichte  Hofr.  Hoeck, 
Allgemeine  Literärgeschichte  Prof.  Schweiger,  vier 
Stunden. 

Einen  Umriss  der  Geschichte  des  griechischen  Drama 
geben  und  das  gesammte  Theaterwesen  der  Griechen 
erörtern  wird  Prof*  Wieseler,  vier  Stunden,  um  12  Uhr.* 


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315 


Geschiclite  der  deutschen  Nationalliteratur  Prof. 
Wilh.  Müller^  fünf  Stunden,  um  3  Uhr. 

Geschichte  der  deutschen  Dichtung  Assessor  Tittmann^ 
fünf  Stunden,  um  10  Uhr. 

Alterthumskunde. 

Griechische  Religions-  und  Kunstsymbolik  Prof.  Wie- 
Beier ^  zwei  Stund.,  Mittw.  um  12  u.  Sonnab.  um  11  Uhr. 

Kultus,  Recht  und  Sitte  der  Athener  Prof.  Sauppe^ 
Mont.  Dienst.  Mittw.  Donnerst.,  um  9  Uhr. 

Chorographie  "von  Attika,  mit  besonderer  Berücksich¬ 
tigung  Athens ,  Dr.  Benndorff^  drei  Stunden  ,  um  4  Uhr 
oder  zu  anderer  passender  Stunde. 

Topographie  von  Pompeii  Dr.  Benndorff^  Sonnabend 
um  12  Uhr,  unentgeltlich. 

üeber  die  deutsche  Heldensage  Assessor  Tittmann, 
zwei  Stunden,  um  5  Uhr,  öffentlich. 

^  Im  k.  archäologischen  Seminar  lässt  Prof.  Wieseler 
öffentlich  auserwählte  Kunstwerke  erklären,  Sonnab.  um 
12  Uhr.  Die  schriftlichen  Arbeiten  der  Mitglieder  wird 
er  privatissime  beurtheilen. 

Das  Theaterwesen  der  Griechen:  s.  Literärgeschichte 
Seite  814. 

Vergleichende  Sprachkunde. 

Vergleichende  Grammatik  der  Hauptsprachen  des  in¬ 
dogermanischen  Sprachstamms  (Sanskrit,  Griechisch,  La¬ 
teinisch,  Deutsch)  Prof.  Benfey^  Montag  Dienst.  Don¬ 
nerstag  Freitag,  um  4  Uhr. 

Litauische  Sprache  Dr.  Leskien,  Dienst,  und  Freitag, 
um  4  Uhr. 

Zur  Unterweisung  in  der  Altbulgarischen  (kirchen- 
slavischen)  Sprache  erbietet  sich  Derselbe, 

Orientalische  Sprachen. 

Die  Vorlesungen  über  das  A.  und  N.  Testament  siehe 
unter  Theologie  S.  303  f. 

Orientalische  Vorlesungen  hält  Prof.  Ewald,  um 
2  Uhr  öffentlich,  für  die,  welche  sich  melden. 

Die  Anfangsgründe  der  arabischen  Sprache  lehrt  Prof. 
Wästen/eld,  privatissime. 


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316 


Die  Syrische  und .  Aethiopische  Sprache  lehrt  Prof. 
BertheaUf  um  2  Uhr. 

Grammatik  der  Sanskritsprache  Prof.  Benfey,  Mont. 
Dienst.  Mittw.  um  5  Uhr. 

Altägyptische  Grammatik  und  Erklärung  einer  Aus¬ 
wahl  von  Texten  Prof.  Brugsch,  in  drei  näher  zu  be¬ 
stimmenden  Stunden. 

Erklärung  altägyptischer  Denkmäler  Prof.  Brugsch^ 
Mittw.  um  6  Uhr,  öffentlich. 


Griechische  und  lateinische  Sprache. 

Die  Frösche  des  Aristophanes  Prof,  von  Leutsch^  vier 
Stunden,  um  10  Uhr. 

Platos  Theätet,  Aristoteles  Metaphysik,  die  pädagogi¬ 
schen  Lehren  des  Plato  und  Aristoteles  s.  Philosophie 
S.  309  f. 

Geschichte  der  lateinischen  Poesie  Prof,  von  Leutsch^ 
vier  Stunden,  um  3  Uhr. 

Lateinische  Grammatik  mit  Heranziehung  des  Oski- 
schen  und  ümbrischen,  Dr.  Leskien ^  vier  Stunden,  um 
12  Uhr. 

Terentius  Adelphoe  und  Heautontimorumenos  Prof. 
Sauppe^  vier  Stunden,  um  2  Uhr. 

Im  k.  philologischen  Seminar  leiten  die  schriftlichen 
Arbeiten  und  Disputationen  Prof,  von  Leutsch  und  Prof. 
Sauppe^  Mittw.,  von  11—1  Uhrj  lässt  Theognis  erklären 
Prof,  von  Leutsch^  Montag  und  Dienstag,  um  11  Uhr  ; 
lässt  Lucretius  erÜären  Prof.  Sauppe^  Donnerstag  und 
Freitag,  um  11  Uhr,  alles  öffentlich. 

Im  philologischen  Proseminarium  leiten  die  schriftli¬ 
chen  Arbeiten  und  Disputationen  Prof,  von  Leutsch  und 
Prof.  SauppCf  lässt  Bruchstücke  des  Tyrtaeus  Prof. 
von  Leutsch^  Lucretius  Prof.  Sauppe  erklären,  alles 
öffentlich. 


Deutsche  Sprache. 

Ausgewählte  althochdeutsche  und  mittelhochdeutsche 
Dichtungen  erklärt  nach  W.  'Wackemagels  kleinerem  alt¬ 
deutschen  Lesebuche  Prof.  Wilh,  Müller ^  Montag  Diens¬ 
tag  Donnerstag,  um  10  Uhr. 

Die  Uebungen  der  deutschen  Gesellschaft  leitet  Derselbe, 


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I 


Geschichte  der  deutschen  Literatur:  s.  unter  Literär- 
geschickte  S.  315. 

Neuere  Sprachen. 

Grammatik  der  englischen  Sprache  lehrt,  in  Verbin¬ 
dung  mit  praktischen  üebungen,  Prof.  Theod.  Müller ^ 
Mont.  Dienst.  Donnerst,  und  Freit,  um  6  Uhr  Abends. 

Shakespeare’s  Macbeth  erklärt  Derselbe,  Dienstag  und 
Freitag,  um  12  Uhr. 

Französische  Schreib-  und  Sprechübungen  veranstaltet 
Derselbe,  Dienst.  Mittw.  Freit.  Sonnab.  um  9  Uhr. 

Moliere’s  TartüfFe  erläutert  in  franz.  Sprache  Derselbe, 
Montag  und  Donnerst.,  um  ^2  Uhr,  öfiPentlich. 

Schöne  Künste.  —  Fertigkeiten. 

Die  Kunst  der  Renaissance  in  Italien  Prof.  TJnger, 
Dienstag  um  5  Uhr,  öffentlich. 

Unterricht  im  Zeichnen,  wie  im  Malen,  ertheilen  Zei¬ 
chenmeister  Grape,  und,  mit  besonderer  Rücksicht  auf 
naturhistorische  und  anatomische  Gegenstände,  Zeichen¬ 
lehrer  Peters. 

Geschichte  der  neueren  Musik  seit  1500  Prof.  Krü¬ 
ger,  Mittw.  und  Sonnab.,  um  12  Uhr. 

Harmonie-  und  Kompositionslehre,  verbunden  mit  prak¬ 
tischen  Üebungen,  Musikdirector  Hille,  in  passenden 
Stunden.  ' 

Zur  Theilnahme  an  den  Üebungen  der  Singakademie 
und  des  Orchesterspielvereins  ladet  Derselbe  ein. 


Reitunterricht  ertheilt  in  der  K.  Universitäts  -  Reitbahn 
der  Univ.  Stallmeister  Schweppe,  Mont.  Dienst.  Don¬ 
nerst.  Freit.  Sonnab.,  Morgens  von  8—12  und  Nachm, 
(ausser  Sonnab.)  von  3 — 4  Uhr. 


Fechtkunst  lehrt  derUniversitätsfechtmeister  Castropp, 
Tanzkunst  der  Universitätstanzmeister  Hülttke. 

OefFentliche  Sammlungen. 

Die  Unwersitätshibliothek  ist  geöf&iet  Montag,  Dienstag, 
Donnerstag  und  Freitag  von  2  bis  3,  Mittwoch  und  Sonn¬ 
abend  von  2  bis  4  Uhr.  Zur  Ansicht  auf  der  Bibliothek 


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318 


erhält  man  jedes  Werk,  das  man  in  gesetzlicher  Weise 
verlangt;  über  Bücher,  die  man  geliehen  zu  bekommen 
wünscht,  giebt  man  einen  Schein,  der  von  einem  hiesigen 
Professor  als  Bürgen  unterschrieben  ist. 

üeber  den  Besuch  und  die  Benutzung  des  Th^atrum 
anatomicum ,  des  physiologischen  Instituts ,  der  patholo¬ 
gischen  Sammlung  t  der  Sammlung  von  Maschinen  und 
Modellen  f  des  zoologischen  Museums  ^  des  botanischen 
Gartens^  dicv  Sternwarte ^  des  physikalischen  Cahinets,  der 
mineralogischen  und  der  geognostisch- paläontologischen 
Sammlung f  der  chemischen  Laboratorien^  der  ethnogra¬ 
phischen  Sammlung f  des  archäologischen  Museums^  der 
Gemäldesammlung,,  d-csr  Bibliothek  des  k.philologischen  Se¬ 
minars  y  des  diplomatischen  Apparats  y  bestimmen  be¬ 
sondere  Reglements  das  Nähere. 


Bei  dem  Logiscommissär,  Pedell  Fischer  (Burgstr.  39) 
können  die,  welche  Wohnungen  suchen,  sowohl  über  die 
Preise,  als  andere  Umstände  Auskunft  erhalten,  und  auch 
im  Voraus  Bestellungen  machen. 


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STaehrichten 

von  der  Königl.  Gesellschaft  der  Wissen¬ 
schaften  und  der  G.  A.  Universität  zu 
Göttingen. 


August  12.  JV&  15.  1868. 


Käiigliehe  tiesclkeluift  ier  WisseueliafteM* 

Sitzung  am  1.  August. 

Sartorius  vonWalterhau sen,  Untersuchungen  über 
die  Krystallform  des  Plumosits  im  Vergleich  zu  den 
verwandten  Schwefelblei-Schwefelarsen  Verbindungen 
des  Binnenthals. 

Keferstein,  Beschreibung  einiger  neuen  Batrachier  aus 
Australien  und  Gostarica. 

S  eher  in  g,  zur  Lehre  von  den  Kräften,  deren  Mass  nicht 
nur  von  der  Lage,  sondern  auch  von  der  Bewegung 
der  auf  einander  wirkenden  Körper  abhängt,  (Erscheint 
in  den  Abhandlungen.) 

Fittig,  Untersuchungen  über  das  Trimethylbenzol. 

Kohlrausch,  über  die  von  der  Influenz-Elektrisir* 
maschine  gelieferte  Elektricitatsmenge  nach  absolutem 
Maasse. 

Wo  hl  er,  Mittheilung  über  den  Meteorsteinfall  bei  Pul- 
tusk  am  31.  Januar  d.  J. 

C  u  r  t  i  u  s ,  Mittheilung  über  den  von  ihm  vorgelegten 
Atlas  von  Athen. 


Mittheilung  über  den  von  ihm  vorge* 
legten  Atlas  von  Athen 

von  Curtias. 

Herr  Prof.  Curtius  überreichte  der  K.  Ge¬ 
sellschaft  seine  Karten  zur  Topographie  von 
Athen  nebst  erläuterndem  Texte  (Gotha,  Justus 
Perthes  1868)  und  knüpfte  daran  folgende  Be¬ 
merkungen, 

26 


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320 


Nachdem  die  Resultate,  welche  die  im  Jahre 
1862  auf  Veranstaltung  der  K.  Regierung  nach 
Athen  geschickte  Commission  für  die  genauere 
Eenntniss  der  Baudenkmäler,  namentlich  der 
Burgtempel  und  des  Theaters,  gewonnen  hat, 
durch  die  Mittheilungen  von  Bötticher  u.  A. 
veröffentlicht  worden  sind,  erfolgt  in  dem  vor-- 
liegenden  Hefte  die  Mittheilung  dessen,  was  für 
die  Topographie  von  Athen  geleistet  werden 
konnte.  Ich  verdanke  diese  Ergebnisse  beson¬ 
ders  der  Gunst,  welche  S.  E.  der  General  von 
Moltke  unserer  Expedition  zuwandte,  und  der 
Betheiligung  des  Herrn  Oberst  vonStrantz  vom 
Grossen  Generalstabe.  Obgleich  Zeit  und  Mit¬ 
tel  nicht  genügten,  um  in  umfassenderem  Masse 
eine  genaue  Aufnahme  der  Oertlichkeiten  von 
Athen  vorzunehmen,  so  wird  man  doch,  wie  ich 
hoffe,  J)ereitwillig  anerkennen,  dass  hier  der  An¬ 
fang  gemacht  worden  ist  zu  der  genauen  und  wür¬ 
digen  Darstellung  eines  Terrains,  auf  welchem 
alle  Freunde  des  klassischen  Alterthums  ein  In¬ 
teresse  haben  sich  einheimisch  zu  machen.  Das 
erste  Blatt  giebt  eine  Darstellung  von  den  na¬ 
türlichen  Niveauverhältnissen  des  attischen  Bo¬ 
dens  und  zugleich  eineüebersicht  von  Stadt  und 
Häfen,  wo  die  Ueberreste  der  langen  Mauern 
zuerst  genau  eingetragen  sind.  Dann  folgen  die 
zwei  Blätter,  welche  Athen  und  die  Häfen  im 
Massstabe  von  1  :  10,000  darstellen.  Alle  drei 
Karten  verdanke  ich  Herrn  von  Strantz.  Die 
folgenden  Blätter  beziehen  sich  auf  die  üeber- 
reste  der  alten  Felsenstadt,  auf  welche  wir  be¬ 
sonders  unser  Augenmerk  richteten.  Die  gra¬ 
phische  Darstellung  derselben  ist  wegen  des  un¬ 
ermesslichen  Details  eine  ganz  besonders  schwie¬ 
rige.  Bl.  5  giebt  ein  allgemeines  Bild  der  Ter¬ 
rainverhältnisse,  Bl.  6  einiges  Detail,  um  die 


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Art  der  Felsbenutzung  za  Häusern,  Gräbern  und 
Cistemen  anschaulich  zu  machen.  Zu  diesen 
Blättern,  welche  ich  der  Güte  des  Architekten 
Herrn  W.  P.  Tackermann  verdanke,  gehört  dann 
noch  die  Darstellung  euies  Pelshügels  (Bl.  7), 
auf  dessen  Fläche  alle  Felseinschnitte  von  meinem 
verehrten  Freunde,  Herrn  Prof.  Julius  Schmidt, 
dem  Direktor  der  Sternwarte  in  Athen  und  Cor¬ 
respondenten  unserer  Gesellschaft,  abgemessen 
und  aufgezeichnet  worden  sind.  Das  sechste 
Blatt  giebt  den  Grundriss  der  Akropolis  nach 
den  Untersuchungen  von  Penrose  und  Bötticher 
nebst  Durchschnitten,  Ansichten  der  Felsnischen 
und  Angabe  der  in  den  letzten  Jahren  gefunde¬ 
nen  Fundamente  alter  Baulichkeiten.  Auf  Bl. 
7  ist  der  Grundriss  des  Theaters  des  Dionysos 
nach  H.  Strack,  mit  Hinzufügung  der  nach  Stracks 
Abreise  gewonnenen  Resultate,  so  wie  eine  von 
Herrn  von  Strantz  aufgenommene  Skizze  der  Fels¬ 
burg  in  Dekeleia,  deren  geographische  Lage  durch 
eine  Karte  der  attischen  Diakria  deutlich  ge¬ 
macht  wird. 

Der  beifolgende  Text  enthält  auf  Grund  der 
in  den  Abhandlungen  der  Kgl.  Gesellschaft  ver¬ 
öffentlichten  attischen  Stadien  eine  übersichtliche 
Darstellung  von  der  historischen  Entwickelung 
der  Stadt  Athen  und  zugleich  eine  Reihe  von 
lithographischen  Blättern  und  Holzschhitten, 
welche  dem  Kartenhefte  zur  Ergänzung  die¬ 
nen.  Zunächst  eine  Skizze  des  Meerbusens 
von  Salamis  mit  den  anliegenden  drei  Ebenen, 
um  die  im  Texte  ausgeführte  Ansicht  zu  erläu¬ 
tern,  dass  von  dem  salaminischen  Sunde  aus  die 
Ciolonisation  phönikischer  und  im  Anschlüsse  an 
die  Phönizier  gelandeter,  kleinasiatischer  See¬ 
stämme  in  das  Binnenland  und  namentlich  nach 
dem  Gaue  Melite  vorgedrungen  sei.  Die  zweite 

26  ♦ 


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322 


Textbeilage  giebt  die  sorgföltige  Aufnahme,  welche 
Herr  Tuckermann  von  der  sogenannten  Pnyx, 
d.  h.  der  Altarterrasse  des  Zeus  Hypsistos  1862 
mit  Benutzung  der  damals  gemachten  Nachgra- 
'bnngen  ausgefiihrt  und jnir  freundlichst  zur  Ver¬ 
öffentlichung  überlassen  hat.  Die  merkwürdigen 
Entdeckungen,  welche  bald  nach  unserer  An¬ 
wesenheit  in  Athen  1863  in  der  Nahe  des  alten 
Dipylon  gemacht  worden  sind ,  stellt  die  dritte 
Textbeilage  dar  nach  dem  Werke  von  Salinas 
^onumenti  sepolcrali  scoperti  in  Atene’,  auf 
welcher  zugleich  die  Modification  der  Stadtmauer¬ 
linie  angegeben  ist,  welche  man  eintreten  lassen 
muss,  wenn  man  sich  nicht  entschliessen  will, 
eine  Grabstätte  innerhalb  der  Stadtmauer  zur 
Zeit  des  korinthischen  Kriegs  anzunehmen.  Die 
Bauanlagen  in  der  Nähe  des  ‘Thurms  der  Winde’ 
und  das  Lokal  des  Olympicion  sind  nach  den  neu¬ 
sten  Entdeckungen  in  zwei  Holzschnitten  darge¬ 
stellt,  auf  einem  dritten  der  Aufgang  zur  Burg 
vor  und  nach  der  Herstellung  desselben,  welche 
unter  der  Leitung  von  L.  Ross  1836  erfolgt  ist. 
Endlich  habe  ich  in  der  vierten  lithographischen 
Beilage  einen  revidirten  Plan  der  attischen  Stadt¬ 
märkte  mitgetheilt,  wie  ich  jetzt  ihn  feststellen 
zu  müssen  glaube,  nachdem  ich  mit  Berücksich¬ 
tigung  aller  neueren  Untersuchungen  meine  in 
den  ‘attischen  Studien’  mitgetheilten  Ansichten 
von  Neuem  einer  genauen  Prüfung  unterworfen 
habe.  Ich  werde  über  einzelne  Punkte,  namentlich 
über  die  Geschichte  des  Prytaneion,  über  den 
Weg  der  panathenäischen  Prozession  und  über 
das  Theseion  an  anderem  Orte  Gelegenheit  fin¬ 
den,  mich  ausführlicher  auszusprechen,  und  be¬ 
merke  nur,  dass  ich  in  dem  sog.  Theseion,  wel¬ 
ches  seiner  Einrichtung  und  Ausstattung  nach, 
wie  ich  glaube,  kein  Heroon  sein  kann,  den. 


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323 


Tempel  des  Herakles  erkenne,  welcher  in  Melite 
als  Gott  verehrt  wurde,  und  dass  ich  das  The¬ 
seion  nun  mit  dem  Ptolemaion  in  die  Gegend 
zwischen  Poikile  und  Anakeion  verlege,  was  mit 
dem  Wege  des  Pausanias  besser  stimmt.  Für 
die  Beurteilung  seiner  Periegese  glaube  ich  im 
Texte  einige  neue  Gesichtspunkte  aufgestellt 
zu  haben,  welche  vielleicht  dazu  dienen,  die  noch 
immer  nicht  völlig  aufgeklärten  Seltsamkeiten 
der  Atthis  des  Pausanias  zu  erklären.  Was  die 
attische  Heliaia  betrifft,  so  ist  mir  die  schon 
früher  angedeutete  Ansicht  immer  einleuchten¬ 
der  geworden,  dass  Herodes  Atticus  sein  Odeion 
auf  dem  Platze  der  ^Heliaia  angelegt  und  dass  sein 
Gebäude  für  die  Gerichtsversammlungen  gedient 
habe.  Ein  Blick  auf  meinen  revidirten  Plan 
der  attischen  Stadtmärkte  zeigt,  wie  passend  um 
den  Altmarkt  von  Athen  die  grossen  Sammel¬ 
plätze  der  Gemeinde  liegen,  an  der  Nordseite 
Heliaia  und  Dionysostheater,  an  der  südlichen 
oder  südwestlichen  Seite  die  Pnyx.  Endlich 
habe  ich  zum  Schlüsse  des  Textes  diejenigen 
Blätter,  welche  im  Texte  selbst  eine  zusammen¬ 
hängende  Erklärung  nicht  gefunden  haben,  na¬ 
mentlich  den  Peiraieus,  näher  besprochen. 

Seit  wir  begonnen  haben,  die  Topographie 
der  Stadt  Athen  im  Zusammenhang  mit  ihrer 
politischen  und  religiösen  Geschichte  zu  behan¬ 
deln,  ist  freilich  noch  immer  keine  Ueberein- 
stimmung  zwischen  den  auf  diesem  Gebiete  ar¬ 
beitenden  Forschem  erreicht  worden,  aber  den 
unzweifelhaften  Gewinn  haben  wir,  dass  jede 
neue  Forschung  in  den  Kern  des  Yerfassungs- 
lebens,  in  den  Kreis  der  wichtigsten  geschicht¬ 
lichen  Beziehungen  hinein  führt  und  daher  auch 
jede  ernsthafte  Controverse  immer  belehrend  und 
fördernd  ist.  So  hoffe  ich  auch,  dass  diese  Pu- 


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824 


blikation  von  Karten  und  Text  dazu  beitragen 
wird,  eine  weitere  Betheiligung  an  dieses  Stu¬ 
dien  zu  veranlassen  und  über  gewisse  Haupt¬ 
fragen  der  attischen  Alterthümer  eine  Verstän¬ 
digung  zu  erzielen. 


lieber  die  von  der  Influenz-Elektr isir- 
maschine  erzeugte  Elektricitätsmenge 
nach  absolutem  Maasse 
von 

F.  Kohlrausch. 

Um  für  die  praktischen  Zwecke,  welche  man 
als  Anwendungen  der  Influenzelektrisirmaschine 
in's  Auge  fassen  kann,  einen  Anhaltspunct  zu 
gewinnen,  ist  die  Kenntniss  der  Ergiebigkeit 
dieser  Elektricitätsquelle  nach  absolutem  Mwsse 
nöthig.  Die  Lane’sche  Maassflasche  eignet  sich 
nur  zu  vergleichenden  Bestimmungen ;  durch 
Messung  der  magnetischen  Wirkungen  jedoch, 
welche  der  von  der  Maschine  gelieferte  Strom 
hervorbringt,  lässt  sich  die  obige  Aufgabe  in 
einfacher  Weise  vollständig  lösen,  indem  die  von 
Herrn  Hofrath  Weber  und  meinem  Vater  aus¬ 
geführte  Reduction  der  Stromintensitäts-Messun- 
gen  auf  mechanisches  Maass  das  Mittel  gibt, 
aus  der  magnetischen  Wirkung  die  entwickelte 
Elektricitätsmenge  auch  in  elektrostatischen  Ein¬ 
heiten  auszudrücken. 

Zu  diesem  Zwecke  wurde  der  Strom  aus  einer 
Holtz'schen  Influenzmaschine  (mit  zwei  Saugern 
und  einer  beweglichen  Scheibe  von  400™*  Durch¬ 
messer)  durch  denselben,  sorgfältig  isolirten  und 
genau  ausgemessenen ,  Multiplicator  geleitet , 


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825 


welcher  zu  der  oben  erwähnten  Rednction  her- 
gestellt  worden  war.  Aus  der  Ablenkung  der 
in  der  Mitte  des  Multiplicators  aufgehäugten 
Magnetnadel  hat  sich  Folgendes  ergeben: 

1)  Bei  gleicher  Umdrehungsgeschwindigkeit 
zeigte  sich  die  Stromstärke  zu  verschiedenen 
Zeiten  und  unter  verschiedenen  Verhältnissen 
nahezu  constant. 

2)  Dieselbe  war  bis  zu  der  durch  die  Dimen¬ 
sionen  der  Maschine  gesteckten  Grenze  (35"^  ) 
unabhängig  vom  Abstande  der  Sauger  von  der 
rotirenden  Scheibe. 

8)  Sie  ist  proportional  der  Drehungsge¬ 
schwindigkeit. 

4)  Die  Elektricitätsmenge  verhielt  sich  zu 
der  von  einer  kräftigen  Beibungsmasohine  nach 
Winter’scher  Construction  (mit  600“^*  Scheiben¬ 
durchmesser)  in  gleicher  Zeit  gelieferten  wie  10:3. 

5)  Das  Maximum  der  Stromstärke  —  gegeben 
durch  die  praktisch  ausführbare  Drehungsge¬ 
schwindigkeit  —  war  nach  magnetischem  Maasse 
0,00038.  Es  wurden  also  in  der  Secunde  58 
Millionen  Einheiten  positiver  Elektricität  erzeugt. 
Dieser  Strom  würde,  durch  Wasser  geleitet,  in 
42  Stunden  1  Cubikcentimeter  Knallgas  ent¬ 
wickeln.  Ein  einzelnes  Grove’sches  Element  lie¬ 
fert  einen  gleichen  Strom  in  einer  Leitung  von 
48000  Siemens’schen  Einheiten  Widerstand  oder 
in  einer  Telegraphenleitung  von  etwa  800  Mei¬ 
len  Länge. 


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326 


Beschreibung  einiger  neuen  Batrachier 
aus  Australien  und  Gostarica. 

Von 

Wilh.  Keferstein. 

A.  Batrachia  anura  s.  salientia, 

Farn.  Phryniscidae. 

1.  Pseudophryne  coriacea  sp.  n. 

Der  Rücken  dieser  Art  ist  glatt,  lederartig, 
von  bräunlicher  Färbung,  an  den  Seiten  dunkler. 
Am  Schenkel  keine  Drüse,  aber  vom  und  hinten 
am  Oberschenkel  ein  gelber  Fleck;  ein  ähnli¬ 
cher  an  der  Basis  des  Oberarms.  Unterseite 
schwarz  und  weiss  gross  marmorirt,  am  Unter¬ 
schenkel  und  am  Fuss  eine  helle  Querbinde. 
Am  Metatarsus  zwei  kleine  Höcker.  Körper 
27®“*,  Bein  32®“-  lang. 

Clarence  River,  N.  S.  Wales  (Dr. Schnette). 

Ueber  der  Schulter  findet  man  bei  einigen 
Exemplaren  (Männchen?)  eine  grosse  längliche 
Geschwulst,  ähnlich  einer  Parotis,  die  aber  von 
einem  grossen,  faltigen  Sack  gebildet  wird,  der 
hinten  in  den  Schlund  zu  münden  scheint. 
Diese  Art  ist  vielleicht  die,  welche  Krefft  in 
Monthley  Notices  Roy*  Soc.  Tasmania.  March. 
1865.  p.  17  als  Pseudophryne  nov.  spec.  auf¬ 
führt. 

Farn.  Engystomidae. 

2.  PachybatrachusPetersii  gen.et  sp.  nov. 

Körper  kurz  und  dick,  Kopf  klein,  mit  einer 
Schnauze,  die  kürzer  ist  als  das  Auge.  Mund¬ 
spalte  kurz,  bis  etwa  zur  Mitte  der  Augenlänge 
reichend.  Extremitäten  kurz,  Haut  lederartig. 


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827 


Trommelfell  von  der  Haut  überzogen,  aber  sicht¬ 
bar;  etwa  ein  Drittel  so  lang  als  das  Auge.  — 
Keine  Zähne  im  Kiefer  und  Vomer.  Am  letz¬ 
teren  aber  jederseits  neben  dem  hinteren  Winkel 
der  sehr  grossen  Choanen  ein  hoher,  von  weicher 
Haut  überzogener  Höcker;  ein  ähnlicher,  klei¬ 
nerer  hinter  der  Mitte  des  hinteren  Choanen- 
randes.  Oeffhungen  der  Eustachischen  Röhren 
bedeutend  kleiner  als  die  Choanen.  Zwischen 
den  ersteren  bildet  die  Gaumenhaut  einen  queren 
gefranzten  Wulst.  Zunge  länglich,  ganz.  Fin¬ 
ger  ganz  frei,  Zehen  mit  Andeutungen  von 
Schwimmhäuten  und  Säumen.  Die  Fusssohle  wird 
hinten  begränzt  von  zwei  grossen  spornartigen 
Höckern,  von  denen  der  innere  vom  Metatarsus 
der  ersten  bis  zu  dem  der  vierten  Zehe  reicht. 

Die  Schädelkapsel  ist  sehr  breit,  zeigt  aber 
keine  Parietalfontanelle.  Die  Querfortsätze  des 
Sacralwirbels  sind  in  grosse  Platten  verbreitert, 
die  durch  einen  Knorpelrand  noch  vergrössert 
werden.  Am  Brustbein  fehlt  das  Manubrium 
und  die  Clavicula  gänzlich;  die  Goracoidea  sind 
sehr  gross  und  stossen  mit  ihren  verbreiterten 
medianen  Kanten  aneinander.  Das  Xiphoideum 
ist  sehr  bedeutend  und  besteht  aus  einem  kurz¬ 
gestielten,  herzförmigen  Blatte. 

Die  Haut  zeigt  auf  dem  Rücken  rundliche, 
in  der  Umgebung  des  Afters  spitzige  Warzen. 
Die  Färbung  des  Rückens  ist  braun  mit  heilen 
Marmorirungen,  die  der  Unterseite  ist  einfarbig 
hell.  —  Körper  55““*  lang,  31™“*  breit,  24““* 
hoch,  Bein  61““*  lang,  wovon  31““*  auf  den 
Fuss  kommen. 

Neu-Süd- Wales  (ein  Exemplar  von  Dr. 
Schnette). 

Zuerst  habe  ich  diesen  Frosch  für  den  Che- 
lydobatrachus  Gouldii  gehalten,  mit  dem  nach 


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Gray  und  nach  Peters  neuerer  Untersuchung 
der  wunderbare  von  Schlegel  aufgestellte  Myo- 
batrachus  paradoxus  identisch  ist.  Nach  Gün¬ 
ther ’s  Angaben  sind  bei  Chelydobatrachus  aber 
die  Choanen  und  Eustachischen  Röhren  von 
gleicher  Grösse  und  es  ist  eine  Clavicula  vor¬ 
handen;  überdies  scheinen  keine  Doppelsporen 
da  zu  sein,  wenigstens  werden  sie  in  G  ü  n  t  h  e  r  ’  s 
Beschreibung  nicht  erwähnt  und  auch  auf  6  r  a  y  ’  s 
Abbildung  ist  nichts  davon  zu  sehen.  —  Am 
meisten  stimmt  Pachybatrachus  mit  der  afrika¬ 
nischen  Gattung  Breviceps  überein,  bei  der  auch 
der  zweite  seitliche  Fusssporn,  wenigstens  gering, 
verkommt.  Es  fehlt  Breviceps  jedoch  das  durch 
die  Haut  scheinende  Trommelfell  und  wie  es 
Günther  schon  für  B.  gibbosus  angiebt  und 
ich  bestätigen  kann,  ist  eine  starke  knöcherne 
Clavicula  vorhanden  und  das  Xiphoideum  ist 
klein  und  ungestielt.  —  Bei  Engystoma  fehlen 
am  Pusse  die  Sporen  ganz,  während  allerdings 
wie  bei  Pachybatrachus  keine  Clavicula  sich 
findet.  —  Bei  Hypopachus  sind  ähnlich  wie  bei 
Breviceps  und  Pachybatrachus  Doppelsporen  an 
der  Fusssohle,  von  letzterer  Gattung  aber,  der 
sie  übrigens  sehr  nahe  steht,  unterscheidet  sie 
sich  schon  durch  das  Vorhandensein  einer  wenn 
auch  feinen  Clavicula. 

Farn.  Hylidae. 

3.  Hyla  Schuetteii  sp.  n. 

Der  Kopf  ist  verlängert,  aber  vom  abge¬ 
stumpft  ;  der  Mundrand  bildet  ein  längliches 
Oval.  Die  Vomerzähne  stehen  in  zwei  kurzen 
queren  Reihen  zwischen  den  hinteren  Enden 
der  Choanen.  Die  Zunge  ist  länglich.  Finger 
mit  ganz  kleinen  Schwimmhäuten,  Zehen  mit 


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529 


grossen  Scliwimmhänten ,  die  nur  einen  Theil 
der  letzten  Phalangen  frei  lassen.  Am  Meta¬ 
tarsus  ein  langer  spitzer  Höcker.  —  Der  Röcken 
ist  braun,  mit  scharfen  dunklen  Flecken.  Canthus 
rostralis  dunkel.  Hinter  dem  Auge  ein  breiter 
dunkler  bis  über  die  Schulter  fortsetzender  Fleck, 
der  in  seinem  vorderen  Theil  unten  von  einem 
weissen  Streifen  begränzt  ist.  Oberseite  der 
Extremitäten  dunkel  melirt.  Unterseite  hell, 
am  Unterkiefer  bräunlich. —  Körper  34“®*,  Bein 
52«m.  lang. 

Sydney  (ein  Exemplar,  Dr.  Schuette). 

Nach  der  Stellung  der  Vomerzähne  steht 
diese  Art,  welche  ich  nach  meinem  Freunde 
und  Verwandten  Dr.  Rud.  Schuette  in  Sydney 
benenne,  dem  ich  fast  den  ganzen  Reichthum 
an  australischen  Thieren,  welchen  das  Göttinger 
Museum  besitzt,  verdanke,  der  H.  Krefftii  am 
nächsten,  von  der  sie  sich  aber  durch  die  völlig 
andere  Färbung  leicht  unterscheidet. 

4.  Hyla  dentata  sp.  n. 

Kopf  kurz,  abgestutzt ;  Seiten  hoch,  Canthus 
rostralis  abgeflacht.  Trommelfell  mindestens 
halb  so  gross,  als  die  sehr  hervorragenden  Augen. 
Habitus  ähnlich  wie  bei  H.  Peronii.  Vomer¬ 
zähne  hinter  den  Choanen,  in  zwei  halbkreis¬ 
förmigen  oder  hufeisenförmigen ,  nach  vorn 
offenen  Gruppen,  welche  mindestens  so  grossen 
Durchmesser  als  die  Choanen  haben.  —  An  der 
Hand  sehr  kleine  Schwimmhäute,  am  Fusse  sehr 
grosse,  die  nicht  einmal  ganz  die  letzten  Pha¬ 
langen  frei  lassen  und  als  Säume  sich  bis  zu 
den  Zehenspitzen  fortsetzen,  Haftscheiben  gross. 
Hand-  und  Fusssohlen  mit  feinen  Warzen.  Am 
Metatarsus  ein  stumpfer  Höcker,  am  Tarsus  eine 


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330 


Hautfalte.' —  Rückenseite  theilweis  mit  kleinen 
rundlichen  Höckern,  hellbraun,  mit  feinen  dunklen 
Punkten.  Vom  Canthus  rostralis  aus  zieht  an 
den  Seiten  bis  zur  Mitte  der  Körperlänge  ein 
dunkler  Streif.  Unterseite  einfarbig  hell,  über 
der  Brust  eine  quere  Hautfalte.  —  Körper  29®“*, 
Bein  45®®*  lang. 

Neu -Süd -Wales  (ein  Exemplär,  von  Dr. 
Schuette). 

Schon  durch  die  eigenthümlich  gestellten 
Vomerzähne  unterscheidet  sich  diese  Art  von 
allen  sonst  bekannten,  da  mir  jedoch  nur  ein 
Exemplar  zu  Gebote  steht,  muss  ich  es  unent¬ 
schieden  lassen ,  in  wie  weit  die  ringförmige 
Stellung  derselben  ein  constantes  Merkmal  ist. 

Farn.  Polypedatidae. 

5.  Leiyla  Güntherii  gen.  et  sp.  nov. 

Körper  schlank,  Kopf  zugespitzt  mit  steil 
abfallenden  Canthus  rostralis.  Mundrand  von 
der  Form  eines  oben  abgestutzten  Spitzbogens. 
Augen  vorspringend,  Trommelfell  ganz  deutlich, 
etwa  halb  so  gross  als  ein  Auge.  Vomerzähne 
hinter  den  Choanen  in  einer  in  der  Mitte  kaum 
unterbrochenen  Querlinie,  welche  aber  kürzer 
ist  als  der  Zwischenraum  zwischen  den  inneren 
Nasenlöchern.  Zunge  hinten  frei,  ausgerandet. 
Finger  ganz  frei,  Zehen  mit  kleinen  Schwimm¬ 
häuten,  welche  an  der  ersten  und  zweiten  Zehe 
eine,  an  der  dritten  und  fünften  zwei,  an  der 
vierten  Zehe  drei  Phalangen  frei  lassen.  Als 
schmale  Säume  reichen  sie  jedoch  bis  zu  den 
Zehenspitzen.  Am  Metatarsus  der  ersten  Zehe 
ein  schmaler  Höcker,  ein  ähnlicher  an  dem  der 
vierten  Zehe;  am  Tarsus  eine  Hautfalte.  End¬ 
scheiben  klein  und  dünn.  —  Die  Haut  des 
Rückens  ist  mit  Wärzchen  und  kleinen  Längs- 


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331 

Wülsten  bedeckt,  die  Unterseite  ist  ganz  glatt. 
—  Die  Rückenseite  ist  bräunlich  bis  olivenfarbig 
mit  einigen  dunkleren  Flecken,  von  denen  einer 
ein  Querband  zwischen  den  Augen  bildet.  Hin¬ 
terseite  der  Schenkel  weiss  gefleckt,  ebenso  wie 
der  Rand  des  Oberkiefers.  Oberseite  der  Schen¬ 
kel  schwach  gebändert.  Unterseite  einfach  hell, 
bis  auf  die  Kehlgegend,  welche  braun  gefleckt 
und  melirt  ist. 

Schädelkapsel  schmal,  ohne  Parietalfontanelle. 
Vordere  Stirnbeine  sehr  gross,  das  Ethmoidale 
ganz  bedeckend  und  sich  in  grosser  Ausdehnung 
in  der  Mittellinie  berührend.  Querfortsätze  des 
Sacralwirbels  cylindrisch.  Brustbein  wie  bei  den 
Arciferen.  Clavicula  und  Coracoid  von  gleicher 
Stärke.  Xiphoideum  gross,  ungestielt,  knorpelig. 
Manubrium  lang ,  schmal  und  knorpelig.  — 
Körper  43®“*,  Bein  80“®-  lang  (wovon  36®®-  auf 
den  Fuss  kommen). 

Costarica  (ein  Exemplar,  von  Seebach). 

Dieser  Frosch  bildet  eine  neue  Gattung , 
welche  sich  wegen  der  cylindrischen  Sacral- 
fortsätze,  wie  Acris  und  Pseudacris,  an  die 
Polypedatiden  (welche  in  ihren  typischen  Formen 
nur  in  der  alten  Welt  Vorkommen),  wegen  ihres 
arciferen  Brustbeins  aber  wie  dieselben  ameri¬ 
kanischen  Gattungen  an  die  ächten  Hyliden 
anschliesst.  Von  diesen  entfernt  sie  sich,  wie 
H.  aurea ,  durch  den  Mangel  einer  Parietal¬ 
fontanelle  und  zeichnet  sich  überdies  durch  eine 
ganz  glatte  Bauchseite  aus. 

B,  Batrachia  urodela  s.  gradientia, 

Farn.  Plethodontidae. 

6.  Oedipina  uniformis  gen.  et  sp.  nov. 

Zunge  klein,  rund,  auf  einem  langen  in  eine 


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Scheide  zuriickziehbaren  Stiel.  Gaumenzähne 
am  Vomer  in  einer  hinter  den  Choanen  stehen¬ 
den  Querreihe,  am  Keilbein  die  untere  drei¬ 
eckige  Fläche  desselben  gleichmässig  bedeckend 
(nicht  in  zwei  Längsreihen).  Körper  cylindrisch 
vom  Hals  bis  zur  Schwanzspitze ;  nur  der  Kopf 
ist  etwas  abgeplattet.  Schwanz  über  doppelt 
so  lang  als  der  Rumpf.  Extremitäten  sehr  klein, 
Zehen  kurz,  stumpf,  mit  einander  verwachsen, 
vorn  vier ,  hinten  fünf.  Haut  ganz  glatt.  — 
Der  ganze  Körper  ist  einförmig  bläulich  ge¬ 
färbt.  Mit  der  Loupe  erkennt  mau  zahlreiche 
weisse  Pünctchen,  Hautdrüsen.  Die  Extremitäten 
sind  heller  gefärbt,  bis  farblos.  Der  Körper 
zeigt  entsprechend  den  Wirbeln  an  den  Seiten 
Andeutungen  von  Ringelungen,  entweder  durch 
schwache  dunkle  oder  helle  Linien:  auf  den 
Raum  zwischen  den  Vorder-  und  Hinterbeinen 
kommen  davon  etwa  19.  Hinter  dem  Kopfe 
bemerkt  man  an  der  Unterseite  eine  deutliche 
quere  Kehlfalte.  —  Körper  137““-  lang,  von  der 
Schuauzenspitze  bis  zum  Vorderbein  11““-,  von 
da  bis  zum  Hinterbein  35““-,  von  ida  bis  zur 
Schwanzspitze  90"™-,  Beine  5"™-  lang,  Rumpf 

Costarica  (ein  Exemplar,  von  Seebach). 

Diese  Gattung  unterscheidet  sich  von  Oedi- 
pus  Tschudi  ausser  durch  die  ganz  abwei¬ 
chende  Körpergestalt,  durch  die  gleichförmig 
vertheilten,  nicht  in  zwei  hinten  divergirenden 
Längsreihen  stehenden  Sphenoidalzähne  und 
durch  die  mit  einander  ganz  verwachsenen  Zehen. 


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S33 


Untersuchungen  über  das  Trimethyl- 
benzol. 

Von  Budolph  Pltt^. 

L  Trimethylbenzol  aus  dem  Xylol 
durch  Synthese  dargestellt. 

Meine  Arbeiten  über  das  Mesitylen  machten 
eine  nähere  Kenntniss  des  gleich  zusammenge¬ 
setzten  Pseudocumols  *)  sehr  wünschenswerth. 
Die  bisher  von  verschiedenen  Chemikern  mitge- 
theilten,  zum  Theil  in  directem  Widerspruch 
mit  einander  stehenden  Angaben  über  dasPseu- 
documol  konnten  nach  meiner  Meinung  nur 
wenig  zur  Kenntniss  desselben  beitragen,  weil 
der  Kohlenwasserstoff,  welcher  zu  allen  diesen 
Versuchen  benutzt  wurde,  nur  durch  fractionirte 
Destillation  aus  dem  Steinkohlentheeröl  abge¬ 
schieden  worden  war.  Wie  ich  vor  Kurzem  ge¬ 
zeigt  habe  (Ann.  Ch.  Pharm.  147,  11),  ist  es 
aber  ganz  unmöglich,  das  Pseudocumol  auf  diese 
Weise  auch  nur  in  annähernd  reinem  Zustande 
zu  erhalten,  weil  der  bei  164—167®  siedende 
Theil  des  Steinkohlentheers  aus  wenigstens  zwei, 
vielleicht  gar  aus  drei  verschiedenen,  nicht  von 
einander  trennbaren  Kohlenwasserstoffen  besteht. 
Alle  früheren  Versuche,  namentlich  auch  die 
von  Beilstein  und  dessen  Schülern,  sind  wie 
ich  noch  weiter  unten  zeigen  werde,  mit 
einem  solchen  Gemenge  ausgeführt  worden.  Nach 
den  Untersuchungen  von  Dr.  Ernst  und  mir 

*)  So  nenne  ich  diejenige  Modification  des  Trime- 
thylbenzols,  welche  die  gut  krystallisirende ,  bei  73® 
schmelzende  Monobromyerbindung  liefert. 


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834 


entsteht  das  Pseadocumol,  wenn  man  auf  die 
bekannte  synthetische  Weise  in  das  Xylol  des 
Steinkohlentheers  ein  Methylatom  einführt.  Auf 
meine  Veranlassung  hat  Herr  C.  Laubinger 
den  Kohlenwasserstoff  nach  dieser  Methode  in 
grösserer  Quantität  dargestellt  und  genauer 
studirt. 


1.  Substitutionspr oducte  des 
Pseudocumols. 

Mononitropseudocumol  (NO*) 

erhielten  wir  als  Nebenpröduct,  als  wir 
das  Pseudocumol  mit  sehr  verdünnter  Salpeter¬ 
säure  oxydirten.  Es  bildet  sich,  wenn  man  den 
Kohlenwasserstoff  tropfenweise  in  kalte  rau¬ 
chende  Salpetersäure  einträgt  und  scheidet  sich 
beim  Vermischen  der  Lösung  mit  Wasser  in  rei¬ 
nem  Zustande  ab.  In  der  Kälte  wirkt  rau¬ 
chende  Salpetersäure  nicht  weiter  darauf  ein. 
Das  Pseudocumol  unterscheidet  sich  dadurch 
scharf  vom  isomeren  Mesitylen,  denn  der  letz¬ 
tere  Kohlenwasserstoff  wird  durch  kalte  rauchende 
Salpetersäure  sofort  in  Dinitroverbindung  ver¬ 
wandelt.  —  Das  reine  Nitropseudocumol  krystal- 
lisirt  aus  Alkohol  in  langen,  farblosen  bei  71® 
schmelzenden  Prismen.  Die  Angaben  von 
Sch  aper  (Zeitschr.  f.  Chemie  3, 12)  über  diese 
Verbindung  sind  richtig. 

Dinitro  pseudocumol.  Wir  haben  diese 
Verbindung  in  reinem  Zustande  nicht  erhalten 
können.  Wird  der  Kohlenwasserstoff  oder  die 
Mononitroverbindung  längere  Zeit  mit  rauchen¬ 
der  Salpetersäure  gekocht,  so  erhält  man  ein 
Gemenge,  welches  in  Redendem  Alkohol  gelöst, 
zuerst  Krystalle  von  Trinitropseudocumol  und 
zuletzt  eine  halbflüssige  Masse  abscheidet,  welche 


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ein  Gemenge  einer  flüssigen  Dinitroverbindung 
mit  der  festen  Mononitroverbindung  zu  sein 
scheint. 

Trinitropseudocumol  C^^(NO*)®.  Beim 
Eintröpfeln  des  Kohlenwasserstoffe  in  ein  kalt  ge¬ 
haltenes  Gemisch  von  conc.  Schwefelsäure  und 
rauchender  Salpetersäure  scheidet  sich  sofort 
eine  krystallinische  Masse  ab  und  man  braucht 
nur  kurze  Zeit  gelinde  zu  erwärmen,  so  ist  die 
ganze  Menge  des  Kohlenwasserstoff  in  die  gut 
characterisirte  Trinitroverbinduug  verwandelt. 
Diese  ist  in  siedendem  Alkohol  sehr  schwer,  in 
Benzol  leichter  löslich.  Aus  Alkohol  krystalli- 
sirt  die  beim  langsamen  Erkalten  der  Löäung  in 
farblosen',  sternförmig  gruppirten  Nadeln,  aus 
Benzol  in  harten,  compacten,  wie  es  scheint  mo¬ 
noklinen  Kry stallen.  Sie  schmilzt  bei  185®  und 
sublimirt  bei  stärkerem  Erhitzen. 

Tribrompseudocumol  C®H®Br®.  Das  Ver¬ 
halten  des  Pseudocumols  gegen  Brom  ist  sehr  cha- 
racteristisch.  Tröpfelt  man  letzteres  in  den  kalt 
gehaltenen  Kohlenwasserstoff,  so  erstarrt  die 
ganze  Masse  sehr  bald,  indem  sich  die  feste  Mo¬ 
nobromverbindung  bildet,  fügt  man  mehr  Brom 
hinzu,  so  wird  sie  wieder  flüssig  und  wenn  man 
mit  dem  Zusetzen  von  Brom  fortfährt,  erstarrt 
sie  abermals  und  jetzt  ist  die  ganze  Menge  des 
Kohlenwasserstoffs  in  die  Tribromverbindung 
übergeführt.  —  Wir  habeii  diese  Verbindung  schon 
früher  (Ann.  Ch.  Pharm  145,  139)  beschrieben 
und  haben  jetzt  alle  Angaben  über  die  Eigen¬ 
schaften  derselben  bestätigt  gefunden.  Sie  kry- 
stallisirt  aus  siedendem  Alkohol,  worin  sie  sehr 
schwer  löslich  ist,  in  zolllangen,  haarfeinen  Na¬ 
deln  die  bei.225®  schmelzen.  —  Wir  haben  diese 
Verbindung  sehr  sorgfältig  mit  dem  isomeren 
Tribrommesitylen  verglichen.  Der  einzige  ün- 

27 


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336 


tersehied,  welchen  wir  wahrnehmen  konnten,  be¬ 
steht  darin,  dass  die  langen  Nadeln  derPseudo- 
cumolverbindung  biegsam,  die  der  Mesitylenver- 
bindung  aber  spröde  und  leicht  zerbrechlich 
sind.  Sonst  findet  vollständige  üebereinstim- 
mnng  statt  und  auch  der  Schmelzpunct  ist  bei 
beiden  Verbindungen  derselbe. 

2.  Oxydationsproducte  des  Pseu- 
documols. 

Von  verdünnter  Salpetersäure  (1  Vol. 
Säure  von  1,4  spec.  Gewicht  und  3  Vol.  Was¬ 
ser)  wird  das  Pseudocumol  rasch  oxydirt.  Das 
Product  besteht,  abgesehen  von  einer  kleinen 
Menge  von  Nitrosäure  aus  zwei  isomerischen 
einbasischen  Säuren  die  wir  Xylyl- 

säure  und  Paraxyly Isäure  nennen  wollen 
und  einer  nicht  unbedeutenden  Quantität  einer 
zweibasischen  Säure,  die  wir  mit  dem  Namen 
Xylidinsäure  bezeichnen.  Destillirt  man 
nach  Beendijning  der  Oxydation  das  Ganze  so 
lange  mit  Vvasser,  als  mit  den  Wasserdämpfen 
noch  eine  fiüchtige  Säure  übergeht,  so  sind  im 
Destillate  die  beiden  einbasischen  Säuren  mit 
einer  Spur  von  Nitrosäure  enthalten,  während 
sich  im  Rückstände  die  zweibasische  Säure,  ver¬ 
unreinigt  mit  mehr  Nitrosäure  befindet.  Die 
beiden  einbasischen  Säuren  sowohl,  wie  auch 
die  Xylidinsäure  worden  darauf  durch  längeres 
Behandeln  mit  Zinn  und  Salzsäure  von  jeder 
Spur  von  Nitrosäure  befreit.  Die  Trennung 
der  Xylylsäure  von  der  Paraxylylsäure  geling 
nicht  durch  ümkryslallisiren.  Aus  ihrer  Lösung 
in  Alkohol  scheidet  sich  zwar  zuerst  nahezu 
reine  Xylylsäure  ab,  aber  die  Löslichkeit  beider 
Säuren  in  Alkohol  ist  zu  gross,  um  sie  auf  diese 


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337 


Weise  ganz  rein  zu  erhalten.  Sehr  gut  gelingt 
die  Trennung  aber  mittelst  der  Calciumsalze. 
Aus  der  Lösung  derselben  scheidet  sich  bei  par¬ 
tieller  Krystaliisation  zuerst  das  schwerer  lös¬ 
liche  paraxylylsaure  Salz  aus.  Die  Krystalle 
desselben  sind  so  verschieden  von  denen  des  xy- 
lylsauren ,  dass  man ,  selbst  bei  den  mittleren 
Krystallisationen,  beide  Salze  mechanisch,  durch 
Auslesen  leicht  von  einander  trennen  kann.  Je¬ 
des  der  beiden  Salze  wurde  darauf  durch  wie¬ 
derholtes  ümkrystallisiren  für  sich  vollständig 
gereinigt  und  dann  die  freie  Säure  daraus  ab¬ 
geschieden. —  Beide  Säuren  waren  in  annähernd 
gleicher  Quantität  vorhanden. 

Xylylsäure  In  Wasser  sehr 

schwer  löslich,  in  Alkohol  leicht  löslich.  Aus 
Wasser  krystallisirt  sie  in  feinen  farblosen  Na¬ 
deln,  aus  Alkohol  in  langen  farblosen,  durch¬ 
sichtigen  monoklipen  Prismen.  Sie  schmilzt  bei 
126®  und  sublimirt  vollständig  unzersetzt. 

Xy  lylsaures  Calcium  Ca(C®H®0*)^  +  2H^O 
krystallisirt  aus  Wasser  in  sehr  gut  ausgebilde¬ 
ten,  harten,  durchsichtigen  und  völlig  farblosen 
monoklinen  Prismen. 

Xylylsaures  Baryum  Ba  (C®H®0*)*  ist 
in  Wasser  ausserordentlich  leicht  löslich  und 
scheidet  sich  beim  freiwilligen  Verdunsten  der 
Lösung  als  strahlig  krystallinische  Masse  ab. 

Paraxylylsäure  C®HW*.  Ist  der  Xylyl¬ 
säure  und  der  gleichfalls  isomeren  Mesitylen- 
säure  ausserordentlich  ähnlich.  Aus  Alkohol 
krystallisirt  sie  indess  in  concentriseh  gruppir- 
ten  spiessigen  Prismen,  deren  Schmelzpunct  bei 
163®  liegt; 

Paraxylylsaures  Calcium  Ca  (C®H®0*)* 
-|-  3H*0  kiystallisirt  in  weichen,  farblosen, 
dünnen,  nicht  durchsichtigen  Spiessen,  die  häufig 


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339 


zu.  grossen  von  einem  Puncte  an  den  Gefass- 
wänden  ausgehenden  Büscheln  vereinigt  sind. 
Trotzdem  dass  das  Salz  aus  einer  gemischten 
Lösung  vor  dem  xylylsauren  herauskrystal- 
lisirt,  löst  es  sich  doch  beim  Erwärmen  mit 
Wasser  viel  rascher,  als  die  harten  Krystalle 
des  xylylsauren  Salzes  auf,  so  dass  sich  bei  den 
mittleren  Erystallisationen  die  beiden  Salze  auch 
auf  diese  Weise  trennen  lassen. 

Paraxyly Isaures  Baryum  Ba(C^H^O*)^ 
+  4H^O  krystallisirt  in  sternförmig  oder  bü¬ 
schelartig  gruppirten  farblosen  Nadeln.  Es  ist 
leichter  löslich  als  das  vorige  Salz,  aber  schwe¬ 
rer  als  das  xylylsaure  Baryum. 

Xylidinsäure  Die  aus  ihren  Salz¬ 

lösungen  abgeschiedene  reine  Säure  bildet  eine 
weisse  amorphe,  sehr  voluminöse  Masse.  Sie  ist 
in  siedendem  Wasser  sehr  schwer  löslich,  in  kal¬ 
tem  fast  ganz  unlöslich.  Aus  der  siedend  hei¬ 
ssen  wässrigen  Lösung  scheidet  sie  sich  selbst 
bei  sehr  langsamem  Erkalten  in  kaum  krystal- 
linischen  Flocken  ab.  In  Alkohol,  namentlich 
in  heissem,  ist  sie  leicht  löslich.  Sie  schmilzt 
bei  283®  und  sublimirt  fast  unzefsetzt. 

Xylidinsaures  Baryum  BaC®H®0*  und 
xylidinsaures  Calcium  CaC®H®0^  sind  in 
kaltem  Wasser  ausserordentlich  leicht  löslich 
und  nicht  in  gut  ausgehildeten  Krystallen  zu  er¬ 
halten.  Die  Lösung  des  Baryumsalzes  hinter¬ 
lässt  beim  freiwilligen  Verdunsten  eine  strahlig 
krystalliniscbe  Masse;  aus  der  Lösung  des  Cal¬ 
ciumsalzes  scheiden  sich  beim  freiwilligen  Ver¬ 
dunsten  farblose,  fast  amorphe  Massen  ab.  •  Beide 
Salze  werden  durch  Alkohol  aus  ihren  concen- 
trirten  wässrigen  Lösungen  gefällt. 

Die  Untersuchung  dieser  Säure  ist  noch  nicht 
abgeschlossen.  Wir  haben  bislang  nur  die  Säure 


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339 


näher  untersucht,  welche  wir  als  Nebeuproduct 
bei  der  Darstellung  der  beiden  einbasischen 
Säuren  erhielten  und  sind  jetzt  damit  beschäf¬ 
tigt  die  Säure  aus  jeder  der  beiden  isomeren 
Xylylsäuren  darzustellen.  Unsere  Versuche  in 
dieser  Hinsicht  haben  indess  schon  ergeben,  dass 
beide  Säuren  durch  längeres  Kochen  mit  ver¬ 
dünnter  Salpetersäure  leicht  und  fast  vollständig 
in  die  zweibasische  Säure  übergeführt  werden 
können  und  dass  beide  dieselbe  Säure  liefern. 

Verhalten  der  Xylylsäure  bei  der 
Oxydation  mit  Chromsäure.  Durch  ein 
Gemisch  von  saurem  chromsaurem  Kalium  und 
verdünnter  Schwefelsäure  wird  die  Xylylsäure 
sehr  leicht  oxydirt.  Als  wir  den  Versuch  ge¬ 
nau  in  derselben  Weise,  wie  bei  der  isomeren 
Mesitylensäure  ausführten,  entwickelte  sich  be¬ 
ständig  Kohlensäure  und  nach  etwa  zweistün¬ 
digem  Erhitzen  war  alle  Xylylsäure  verschwun¬ 
den.  Die  Losung  enthielt  jetzt  aber  keine  aro¬ 
matische  Säure  mehr,  sondern  nur  eine  beträcht¬ 
liche  Menge  von  Essigsäure.  Die  Oxydation  zu 
Kohlensäure  und  Essigsäure,  welche  ich  auch 
bei  der  Mesitylensäure  beobachtete,  erfolgt  bei 
der  Xylylsäure  ungleich  rascher.  Wir  haben 
den  Versuch  mit  einer  viel  stärker  verdünnten 
Chromsäurelösung  wiederholt  und  denselben  un¬ 
terbrochen,  bevor  noch  alle  Xylylsäure  oxydirt 
war,  aber  auch  auf  diese  Weise  entstand  viel 
Essigsäure  und  nur  eine  sehr  geringe  Menge 
einer  nicht  mit  den  Wasserdämpfen  flüchtigen, 
bei  hoher  Temperatur  schmelzenden  Säure.  Wir 
zweifeln  nicht  daran,  dass  es  bei  Anwendung 
grösserer  Quantitäten  von  Xylylsäure  gelingen 
wird,  auch  die  dreibasische,  mit  der  Trimesin- 
säure  isomerische  Säure  zu  isoliren.  Unser  so  müh¬ 
sam  bereitetes  Material  reicht  aber  dazu  nicht  aus. 


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340 


Unsere  Beobachtungen  weichen  vollständig 
von  denen  von  Beilstein  und  Kogler  (Ann. 
Ch.  Pharm.  137,  324)  und  von  denen  vouHir- 
zel  und  Beilstein  (Zeitschr.  f.  Chem.  N.  F. 
2,  503)  ab.  Beilstein  und  Kogler  beschrei¬ 
ben  die  Xylylsäure  als  eine  bei  gewöhnlicher 
Temperatur  flüssige  Verbindung.  Wir  lassen 
es  dahingestellt,  was  diese  flüssige  Säure  war. 
Ein  Derivat  des  Pseudocumols  ist  sie  jedenfalls 
nicht.  Dasselbe  gilt  von  der  bei  103®  schmel¬ 
zenden  Xylylsäure  von  H i r z e  1  und  Beilstein. 
Freilich  könnte  man  vermuthen,  dass  diese  Säure 
nur  eine  nicht  genügend  gereinigte  Xylylsäure 
gewesen  sei,  aber  dagegen  spricht  das  total  ver¬ 
schiedene  Verhalten  derselben  bei  der  Oxyda¬ 
tion  mit  Chromsäure.  Nach  Hirz el  und  Beil¬ 
stein  soll  die  Oxydation  sich  nur  bis  zur  Bil¬ 
dung  der  zweibasischen  Säure  erstrecken  und 
denn  aufhören.  Aus  unserer  Xylylsäure  dagegen 
lässt  sich  auf  diese  Weise  mit  aller  erdenklichen 
Vorsicht  kaum  eine  Spur  von  zweibasischer 
Säure  erhalten,  vielmehr  geht  die  Oxydation 
noch  über  die  Bildung  der  dreibasischen  Säure 
hinaus.  Uebrigens  ist  auch  die  von  Hirzel 
und  Beilstein  beschriebene  Insolinsäure  ganz 
verschieden  von  unserer  Xylidinsäure.  Dass 
unsere  beiden  Xylylsäuren  aber  Derivate  des 
auch  im  Steinkohlentheer  enthaltenen  Pseudo¬ 
cumols  sind,  folgt  aus  den  im  hiesigen  Labora¬ 
torium  vor  einiger  Zeit  ausgeführten  Versuchen 
von  Sch  aper  (Zeitschr.  f.  Chemie  N.  F.  3,  12 
und  dessen  Inauguraldissertation) ,  der  eine 
Säure  aus  dem  Steinkohlentheer  dargestellt  hat, 
die  in  jeder  Hinsicht  mit  unserer  Xylylsäure 
übereinstimmt  und  der  auch  das  gleichzeitige 
Auftreten  einer  Säure  von  höherem  Schmelz- 


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punct  (166®)  beobachtete,  welche  er  jedoch  nicht 
in  ganz  reinem  Zustande  erhalten  konnte. 

AuflFällig  ist  es,  dass  das  Pseudocumol  gleich¬ 
zeitig  zwei  isomerische  Säuren  liefert.  Es  lässt 
sich  dieses  nur  durch  die  Annahme  erklären, 
dass  der  Kohlenwasserstotf  zwei  mit  gleicher 
Leichtigkeit  oxydirbare  Methylatome  enthält 
und  dass  von  diesen  bald  das  eine,  bald  das  an¬ 
dere  in  Carboxyl  verwandelt  wird,  denn  dass 
unser  synthetischer  Kohlenwasserstoff  schon  aus 
zwei  isomerischen  Trimethylbenzolen  bestehen 
sollte,  lässt  sich,  namentlich  nach  dem  Ergeb- 
niss  der  im  Folgenden  beschriebenen  Versuche 
nicht  annehmen. 

II.  Trimethylbenzol  aus  dem  Toluol 
durch  Synthese  dargestellt. 

Ich  habe  früher  gefunden,  dass  das  durch 
Synthese  bereitete  Dimethylbenzol  (Methyltoluol), 
trotz  der  grössten  Aehnlichkeit  mit  dem  Xylol, 
doch  etwas  verschieden  davon  ist  und  nament¬ 
lich  andere  Nitrosubstitutionsproducte ,  als  das 
Xylol  liefert.  Wenn  diese  Verschiedenheit  von 
einer  ungleichen  relativen  Stellung  der  beiden 
Methylatome  herrührt,  so  konnte  man  erwar¬ 
ten,  dass  auch  bei  der  synthetischen  Einführung 
eines  dritten  Methylatoms  die  beiden  Kohlen¬ 
wasserstoffe  zwei  etwas  von  einander  verschie¬ 
dene  Trimethylbenzole  liefera  würden.  Auf  meine 
Veranlassung  bat  Herr  P.  Jan  na  sch  diese  Ver- 
muthung“  experimentell  geprüft.  Es  wurde  zu¬ 
nächst  eine  grössereMenge  von  reine’mMethy Itoluol 
bereitet,  dieses  in  die  Monobromverbindung  ver¬ 
wandelt,  welche  bei  etwa  205®  siedete  und  das 
Gemisch  der  letzteren  mit  Jodmethyl  auf  die 
bekannte  Weise  mit  Natrium  zersetzt.  Das  so 


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S42 


erhaltene  Trimethylbenzol  hatte  genau  denselben 
Siedepunct,  wie  das  aus  Xylol  dargestellte  und 
eine  nähere  Untersuchung  zeigte,  dass  es  voll¬ 
ständig  identisch  damit  ist.  Es  wurden  daraus 
die  für  das  Pseudocumol  so  sehr  characteristi- 
schen  Nitro-  und  Bromverbindungen  dargestellt, 
welche  sich  in  keiner  Hinsicht  von  den  oben 
beschriebenen  unterschieden.  Bei  der  Oxydation 
lieferte  dieser  Kohlenwasserstoff,  wie  das  Pseu¬ 
documol  ,  ein  Gemenge  von  zwei  einbasischen 
Säuren  und  einer  zweibasischen  Säure,  welche 
auf  die  in  der  vorigen  Abhandlung  beschriebene 
Weise  von  einander  getrennt  und  in  reinem 
Zustande  dargestellt  wurden.  Alle  drei  Säuren 
und  auch  deren  Salze  besassen  absolut  dieselben 
Eigenschaften,  wie  die  aus  dem  Methylxylol  er¬ 
haltenen. 

Die  Thatsache,  dass  sich  aus  zwei  isome¬ 
rischen  Dimethylbenzolen  bei  gleicher  Behand¬ 
lung  dasselbe  Trimethylbenzol  bildet,  ist  übrigens 
nicht  sehr  auffallend,  wenn  man  bedenkt,  dass 
auch  die  beiden  isomeren  und  so  sehr  von  ein¬ 
ander  verschiedenen  Mononitrophenole  bei  wei¬ 
terer  Behandlung  mit  Salpetersäure  dasselbe 
Dinitrophenol  und  dieselbe  Pikrinsäure  liefern. 
Beide  Thatsachen  sind  in  derselben  Weise  zu 
erklären.  Wenn  nämlich  bei  der  Einführung 
von  Brom  in  die  beiden  Kohlenwasserstoffe,  die¬ 
ses  an  die  Stelle  eines  Wasserstoffatoms  tritt, 
welches  in  der  isomeren  Verbindung  durch  Me¬ 
thyl  vertreten  ist,  so  müssen  nothwendig  die¬ 
selben  Triraethylbenzole  entstehen.  Man  könnte 
auch  annehmen,  dass  beim  Eintritt  des  dritten 
Methylatoms  in  das  Methyltoluol  eine  ümlage- 
rung  im  Molekül  stattfindet,  aber  es  liegt  kein 
zwingender  Grund  zu  dieser  Annahme  vor  und 
unsere  Versuche  sprechen  dagegen.  Beisynthe- 


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.343 

tischer  Bildung  des  Trimethylbenzols  wird  wie 
bei  den  meisten  dieser  Reactionen  eine  gewisse 
Menge  von  Dimethylbenzol  regenerirt.  Wenn 
nun  eine  Unilagerung  imMolecul  stattfindet,  so 
ist  es  wahrscheinlich,  dass  auch  dieser  regene- 
rirte  Kohlenwasserstoff  ein  anderes  Diniethyl- 
benzol  geworden  ist,  als  dasjenige,  von  welchem 
man  ausgegangen  ist.  Wir  haben  das  aus  dem 
Brommethyltoluol  regeuerirte  Dimethylbenzol 
näher  untersucht  und  gefunden,  dass  es  mit 
Salpeter-Schwefelsäure  die  für  das  Methyltoluol 
so  characteristische  Trinitroverbindung  liefert, 
welche  bei  138®,  also  um  fast  40®  niedriger 
schmilzt,  als  die  gleich  zusammengesetzte  vom 
Xylol  sich  ableitende  Verbindung.  Eine  Um¬ 
lagerung  der  beiden  Methylatome  hatte  dem¬ 
nach  nicht  stattgefunden. 

ni.  Vorkommen  von  Mesitylen  im 
Steinkohlen theer  und  Bildung  dessel¬ 
ben  bei  der  Einwirkung  von  schmel¬ 
zendem  Chlorzink  auf  den  Campher. 

Als  ich  in  Gemeinschaft  mit  Eö brich  und 
Jilke  die  Producte  näher  untersuchte,  welche 
der  Campher  bei  der  Zersetzung  mit  schmelzen¬ 
dem  Chlorzink  liefert,  erhielt  ich  neben  ande¬ 
ren  Kohlenwasserstoffen  ein  bei  164 — 167®  sie¬ 
dendes  Product,  von  dem  ich  glaubte,  dass  es 
hauptsächlich  aus  Pseudocumol  bestehe,  weil  es 
eine  Tribromverbindung  gab,  welche  von  dem 
aus  Monobrompseudocumol  dargestellteii  Tri- 
brompseudocumol  nicht  zu  unterscheiden  war. 
Ausserdem  lieferte  dieses  Destillat  eine  bei  230® 
schmelzende  Trinitroverbindung  C®H®  (NO^)*, 
welche  wir  gleichfalls  aus  dem  bei  derselben 
Temperatur  siedenden  Theil  des  Steinkohlen- 
theers  erhielten  und  deshalb  für  Trinitropseu- 

28 


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344 


docamol  ansahen.  Die  oben  mitgetheilten  Re¬ 
sultate  der  üiitersuehung  des  synthetisch  dar¬ 
gestellten  reinen  Pseudocumols  zeigten  uns  aber, 
dass  das  reine  Trinitropseudocumol  ganz  andere 
Eigenschaften  besitzt  und  schon  bei  185®  «chinilzt. 
Ich  veranlasste  deshalb  Herrn  Dr.  Wacken- 
roder  meine  früheren  Versuche  mit  dem  bei 
164 — 167®  siedenden  Theil  des  Steinkohlentheers 
zu  wiederholen,  um  einen  etwaigen  Irrthum 
von  mir  zu  berichtigen.  Herr  Dr.  Wacken¬ 
roder  fand  indess  alle  von  mir  gemachten  An¬ 
gaben  (s.  Ann.  Ch.  Pharm.  145,  140)  bestätigt. 
Durch  Behandeln  des  Kohlenwasserstoffs  mit 
einem  Gemisch  von  Salpetersäure  und  Schwefel¬ 
säure  bei  gelinder  Wärme  wurde  eine  halbflüs^ 
sige  Masse  erhalten,  welche  beim  Umkrystalli- 
siren  aus  siedendem  Alkohol  eine  grosse  Menge 
jener  bei  230®  schmelzenden  Trinitroverbimlung 
lieferte.  Die  Analyse  bewiess,  dass  dieser  Ver¬ 
bindung  in  der  That  die  Formel  C®H® 
zukommt.  Bei  weiterer  Untersuchung  zeigte  es 
sich  aber,  dass  dieselbe  ein  Gemenge  von  zwei 
gleich  zusamttiengesetzten  Verbindungen  war, 
welche  beide  in  si^endem  Alkohol  gleich  schwer 
löslich  waren  und  sich  durch  Umkrystallisiren 
daraus  nicht  trennen  Hessen.  Sehr  leicht  und 
vollständig  gelang  die  Trennung  aber  durch  üm- 
krystallisiren  aus  Benzol.  Aus  der  heissen,  nicht 
zu  concentrirten  Lösung  schieden  sich  zuerst 
lange  farblose  Nadeln  ab,  die  nach  abermaligem 
Umkrystallisiren  aus  Benzol  bei  232®  schmolzen. 
Aus  den  Mutterlaugen  hiervon  setzten  sich  nach 
demEinengen  cothpaete,  ganz  anders  aussehende 
Krystalle  ab  ,  die  alle  Eigebschaften  des  oben 
beschriebenen  Trinitmpseudoculnols  batten  und, 
wie  dieses,  genau  bei  185®  schmolzen.  Die  er- 
stere  bei  232®  schmelzende  Verbindung  war  rei- 


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345 


nesTrinitromesit  jlen.  HerrDr.  Wackeu- 
roder  hat  sie  mit  Reductionsmitteln  behandelt 
und  daraus  die  prachtvoll  krystallisirenden,  für 
das  Mesitylen  so  sehr  characteristischen  Basen: 
Dinitroamidomesitylen  und  Nitrodi- 
amidomesitylen  in  vollständig  reinem  Zu¬ 
stande  dargestellt.  Das  Trinitropseudocumol 
liefert  bei  gleicher  Behandlung  Basen,  die  total 
verschieden  davon  sind.  Wir  werden  diese  spä¬ 
ter  beschreiben. 

Die  Trennung  der  beiden  Trinitroverbindun- 
gen  mittelst  Benzol  gelingt  ausserordentlich  gut. 
Die  Form  der  auf  diese  Weise  erhaltenen  Kry- 
stalle  ist  so  verschieden,  dass  man,  selbst  wenn 
die  Lösung  zu  concentrirt  ist  und  beide  Verbin¬ 
dungen  sich  gleichzeitig  absetzen,  augenblicklich 
neben  den  Nadeln  von  Trinitromesitylen  die 
compacten  Krystalle  von  Trinitropseudocumol 
erkennt  und  sie  annähernd  durch  Auslesen  von 
einander  trennen  kann.  In  unserem  Gemenge 
war  das  Trinitromesitylen  in  vorwiegender  Menge 
enlhalten. 

Herr  Dr.  Waakenroder  hat  darauf  auch 
das  von  Beilstein  und  Kögler  durch  De¬ 
stillation  der  Sülfosäure  gereinigte  Cumol,  wel¬ 
ches  diesen  Chemikern  zu  ihren  Versuchen  ge¬ 
dient  hatte  und  von  dem  sich  ein  Theil  noch 
in  der  hiesigen  Sammlung  befand,  in  derselben 
Weise  untersucht.  Dasselbe  bestand  mehr  als 
zur  Hälfte  aus  Mesiiylen,  enthielt  nur  eine  ver- 
hältnissmässig  geringe  Menge  von  Pseudocumol 
und  daneben  in  ansehnlicher  Menge  einen  drit¬ 
ten  Kohlenwasserstoff,  dessen  Nitroverbindung 
in  Benzol  leichter  löslich  war  und  bei  niedrige¬ 
rer  Temperatur  schmolz,  als  das  Trinitropseudo¬ 
cumol.  Herr  Dr.  Wackenroder  hat  auch 
aus  diesem  Cumol  von  Beilstein  undKögler 


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346 


die  characteristischen  Mesitylenbasen  in  vollstän¬ 
dig  reinem  Zustande  dargestellt. 

Diese  Versuche  beweisen,  dass  der  bei  164  — 
167^^  siedende  Theil  des  Steinkohlentheers  ausser 
Pseudocumol  eine  sehr  beträchtliche  Quantität 
von  Mesitylen  enthält  und  zuweilen  wenigstens 
vorwiegend  aus  Mesitylen  besteht.  Ausserdem 
sind  darin  aber  noch  andere  Kohlenwasserstoffe 
enthalten,  deren  leichter  lösliche,  zum  Theil  flüs¬ 
sige  Nitroverbindungen  bei  unseren  Versuchen 
in  der  alkoholischen  Mutterlauge  blieben.  Wir 
haben  dieselben  daraus  abgeschieden  und  von 
Neuem  mit  Salpeter -Schwefelsäure  behandelt, 
erhielten  daraus  aber  weder  Trinitromesitylen 
noch  Triuitropseudocumol.  Das  Vorhandensein 
von  Mesitylen  erklärt  auch  vollständig  die  Be¬ 
obachtungen,  welche  ich  vor  einiger  Zeit  über 
diesen  Theil  des  Steinkohlentheers  (Ann.  Ch. 
Pharm.  147,  .11)  mitgetheilt  habe. 

Ferner  beweisen  diese  Versuche  aber  noch, 
dass  auch  bei  der  Zersetzung  des  Camphers  mit 
Chlorzink  Mesitylen  auftrilt ,  denn  aus  diesen 
Zersetzungsproducten  erhielt  ich  ja  zuerst  die 
bei  230®  schmelzende  Trinitroverbindung.  Ob 
neben  demselben  auch  Pseudocumol  auftritt, 
muss  unentschieden  bleiben,  denn  die  Tribrom- 
verbindung,  welche  ich  erhielt,  kann  ebenso  gut 
Tribrommesitylen  gewesen  sein,  welches,  wie 
oben  erwähnt,  dieselben  Eigenschaften,  wie  das 
Tribrompseudocumol  besitzt* 


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Nachrichten 

von  der  Königl.  Gesellschaft  der  Wissen¬ 
schaften  und  der  G.  A.  Universität  zu 
Göttingen. 


August  19.  16.  1868. 


Königliehe  Ueselliicliift  der  Wissenschaftent 

Untersuchungen  über  die  Krystallform 
des  Plumosits  im  Vergleich  zu  den 
verwandten  Schwefelblei-Schwefelarsen- 
Verbindungen  des  Binnentbals 

von 

W.  Sartorius  von  Waltershausen. 

Im  Wolfsberge  am  Harz,  wo  vor  etwa  einem 
Menschenalter  durch  den  Bergbau  verschiedene 
neue  Mineralkörper  gefördert  wurden,  kam  auch 
der  bereits  auf  dem  Freiberger  Revier  beobach¬ 
tete  Plumosit  oder  das  Federerz  zum  Vorschein. 
Heinrich  Rose  stellte  in  Folge  einer  sehr  sorg¬ 
fältigen  Analyse  für  dieses  Mineral  die  Formel 

Pb*  &h  auf.  Die  Krystalle,  deren  nähere  Er¬ 
forschung  bei  ihrer  ausserordentlichen  Kleinheit, 
bei  der  Länge  eines  Millimeters  und  der  Dicke 
eines  feinen  Haares,  ganz  unmöglich  erschien, 
blieben  bisjetzt  ununtersucht. 

Die  nadelartigen  Krystalle  des  Plumosits  sind 
meist  in  filz-,  woll-  oder  federartigen  Massen 
zusammengehäuft  und  haben  so  zu  der  Benen¬ 
nung  des  Minerals  Veranlassung  gegeben. 

29 


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348 


In  einer  Abhandlung  über  die  im  Dolomit 
des  Binnenthals  vorkommenden  Mineralkörper  *) 
machte  ich  zuerst  auf  die  Unterscheidung  des 
isometrischen  Dufrenoysits  und  des  trimetrischen 
Skleroklas  aufmerksam,  welchem  letztem  nach 
» 

Damour  die  Formel  Pb^  As  zukommt.  Bei  dem 
Isomorphismus  von  Antimon  und  Arsen  konnte 
es  keinem  Zweifel  unterliegen,  dass  die  Krystall- 
formen  des  Plumosits  und  des  Skleroklas  auch 
isomorph  sein  müssten.  Eine  damals  von  mir 
ausgeführte  Untersuchung  stellte  es  zwar  ausser 
Zweifel,  dass  der  Plumosit  dem  trimetrischen 
Systeme  angehöre,  indess  gelang  es  mir  nicht 
weder  von  den  Stufen  des  Wolfs  bergs  noch  von 
denen  von  Bräunsdorf  und  Freiberg  messbare 
Krystalle  zu  erhalten.  Der  Plumosit  eines  alten 
Vorkommens  von  der  Grube  Abendröthe  zu  An¬ 
dreasberg  besteht  aus  concentrisch  gruppirten 
Krystallgruppen,  welche  wie  schwarze  Kügelchen 
von  der  Grösse  einer  Linse  auf  Kalkspath  auf¬ 
gewachsen  sind.  Obwohl  sie  die  trimetrische 
Form  deutlich  erkennen  lassen,  so  sind  doch 
die  Flächen  auf  die  es  ankömmt,  um  die  kry- 
stallographischen  Elemente  aus  ihnen  abzuleiten, 
sö  ausserordentlich  klein,  dass  das  Auge  selbst  unter 
den  günstigsten  Bedingungen  keine  deutliche 
Lichteindrücke  oder  deutlich  gespiegelte  Bilder 
erhält. 

Indess  erhielt  ich  eine  etwa  vor  10  oder  11 
Jahren  auf  der  Grube  Samson  zu  Andreasberg 
aufgefundene  Stufe  von  auf  Kalkspath  aufge¬ 
wachsenem  Plumosit  auf  der  etwas  grössere  und 
sehr  spieglende,  aber  immerhin  sehr  kleine 
etwa  1 — 2““  lange  und  0”^2  breite  Kry¬ 
stalle  sich  befinden.  Sie  liessen  in  Bezug  auf 

*)  Poggend.  Axm.  B.  94.  S.  126. 


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349 


die  Pyramidenfläclien  recht  gute  Messungen  zu, 
welche  auf  eine  oder  einige  Minuten  verbürgt 
werden  können  und  aus  denen  die  Parameter 
ableitbar  sind.  Die  Prismenflächen  dagegen  “ 
in  der  Zone  100,  010  sind  meist  so  stark 
gestreift,  dass  schärfere  Messung  bei  den  weni¬ 
gen  Exemplaren,  die  mir  zu  Gebote  stehen,  nicht 
ausführbar  waren. 

An  dem  ersten  Krystall  erhielt  ich  über  der 
kürzeren  Diagonale  der  Pyramide  111  (P,  Nau¬ 
mann)  folgende  Winkelbestimmungen 
oo"  =  350  52'  (3) 

35  51  (5) 

35  50  (5)- 

An  einem  zweiten  Krystall  fand  ich 

00"  =  35®  57'  (1) 

35  55  (1) 

35  57  (1). 

Das  Mittel  aus  beiden  Krystallen  mit  Be¬ 
rücksichtigung  der  Gewichte  ist  00"=  35®  52'=  K. 
Der  Winkel  über  der  längeren  Diagonale  fand  sich 
00  =  36®  26'  5"  (1) 

36  27  10  (1) 

36  24  50  (1) 

00  ^  36®  26'  =  H. 

Daraus  folgt  der  Basiswinkel  der  Pyramide 
127®  56'  =  L. 

Die  angularen  Elemente  ergeben  sich  daraus: 
011,010=  71®  5';  101,001  =  19®  11';  110,100 

=  44®  34' 

und  die  Parameter  1  : 1,01527  :  0,34790. 

Mit  denselben  berechnet  man: 

oc  =  111,001  =  26®  2' 

am  =  100,110  =  44  34 

hm  =  OlOaiO  =  45  26 

mm'=  110,110  =  90  52. 


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350 


Seit  meinen  ersten  Untersuchungen  über  die 
Schwefelmetalle  im  Dolomit  des  Binnenthals  ist 
dort  sehr  viel  besseres  Material  gefunden  als 
mir  damals  zu  Gebote  stand;  so  dass  von  Des- 
cloizeaux,  Häusser  und  vom  Rath  in  Bonn  aus¬ 
gezeichnete  und  umfangreiche  Messungen  über 
jene  Mineralkörper  veröfifen^tlicht  worden  sind: 
Poggend.  Ann.  B.  122  St.  3. 

Der  letztere  hat  ausser  dem  isometrischen 
Dufrenoysit,  den  er  Binnit  benannte,  drei  trime- 
trische  Schwefelmetalle  mit  dem  Namen  Du¬ 
frenoysit,  Skleroklas  und  Jordanit  aufgeführt. 
Der  Dufrenoysit  Raths  ist  gleich  dem  von  mir 
beschriebenen  Skleroklas,  und  der  von  mir  mit 
dem  Namen  Arsenomelan  belegte  Mineralkprper 

Pb^  wird  von  Rath  Skleroklas  genannt.  Den 
Jordanit  erklärt  derselbe  wegen  seiner  ihm  neu 
scheinenden  Krystallisation  für  eine  selbstständige 
Mineralspecies,  von  welcher  er  bemerkt,  dass  dieselbe 
bisjetzt  noch  nicht  chemisch  untersucht  worden  sei. 

Die  im  Binnenthale  vorkommenden  Schwefel- 
blei-Schwefelarsen-Verbindungen  sind  vielen  Ana¬ 
lysen  unterworfen,  welche  zwischen  den  Grenzen 
des  Skleroklas  und  Arsenomelan,  also  zwischen 

Pb^As  und  Pb  As  hin  und  her  schwanken. 

Man  berechnet  die  Zusammensetzung  beider 
Verbindungen  folgendermassen ; 

PhAs 

Blei  57,21  42,68 
Arsen  20,70  30,93 
Schwefel  22,09  26,39. 

Die  meisten  der  bis  jetzt  ausgeführten  Analysen 
schwankten  zwischen  diesen  beiden  Grenzgliedern 
hin  und  her  und  sind,  wie  die  Rechnung  auf 
das  aller  Unzweideutigste  zeigt,  als  Mischungen 


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3&1 


jener  mit  einer  Genauigteit  darstellbar ,  die 
nichts  zu  wünschen  übrig  lässt,  so  dass  die  nach 
dieser  Theorie  berechneten  Analysen  mit  den 
Beobachtungen  verglichen  nur  sehr  massige  Feh¬ 
ler,  wie  sie  bei  den  besten  Analysen  Vorkommen, 
zurücklassen.  Auch  eine  in  der  erwähnten.  Ab¬ 
handlung  des  Herrn  vom  Rath  mitgetheilte  und 
von  Hrn.  Dr.  Berendes  ausgeführte  Analyse  gibt 
mit  den  Näherungswerthen  x  =  0,01840  und 
y  =  0,00575 ,  nachdem  Silber  und  Eisen  auf 
Blei  reducirt  sind,  folgende  Zusammensetzung: 


^»bAs 

Blei 

47,66  - 

h  7,45 

Arsen 

17,25  H 

h  5,39 

Schwefel  18,40  H 

h  4,60 

83.31  H 

h  17.44' 

Ber.  Beob.Ber-Beob. 
55,11  54,78  +  0,33 
22,64  21,76  +  0,88 
23,00  23,27  —  0,27 


Die  beiden  Mineralkörper  mischen  sich  dem¬ 
nach  etwa  im  Verhältniss  5 : 1  und  die  Analyse 
erklärt  sich  so  ohne  einen  grossen  Verlust  von 
Blei.  Es  ist  darauf  aufmerksam  zu  machen, 
dass  in  dieser  Verbindung  kein  Kupfer  enthalten 
ist,  also  auch  Beimischungen  des  sogenannten  Bin- 
nit  oder  unseres  Dufrenoysit  unmöglich  sind. 

Es  ist  übrigens  durch  die  Untersuchungen 
des  Herrn  vom  Rath  gelungen  die  krystallo- 

graphischen  Formen  für  den  Skleroklas  Pb*As 

und  den  ArsenomeUn  l’bAs  und  des  bis  jetzt 
noch  nicht  analysirten  Jordanits  durch  eine  grosse 
Anzahl  vorzüglicher  Winkelmessungen  festzu¬ 
stellen  und  wir  sind  so  in  den  Stand  gesetzt, 
die  Formen  der  verwandten  Antimon-  und  Ar¬ 
senverbindungen  mit  einander  zu  vergleichen. 

Die  Parameter  dieser  Mineralien  sind  in  der 
nachfolgenden  üebersicht  zusamm^ogestellt. 


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352 


a  h  c 

1.  Ziukenit  jPb  S-b  1:0,56981:0,14948  Miller 

2.  Plruiiosit  iPb*S'b  1 : 0,98495 : 0,34790  S.t. W, 

3.  Arsenomelan  IPb  1 : 0,53890: 0,6 1900  v.  Rath 

4.  Skleroklas  t*b*As  l:0,93798:l,53110v. Rath 

5.  Jordanit  1 : 0,53750 : 2,03080  v.  Rath 

Vertauscht  man  zunächst  in  2.  und  4.  die  Para¬ 
meter  a  iind  5,  indem  man  5  =  1  setzt,  so 
ergibt  sich  folgende  Uebereinstimmung : 

ct  .  5  0 

1.  Zinkenit  1  :  0,56981:0,14948 

2.  Plnmosit  1  :  1,01527  :0,34790 

3.  Arsenomelan  1  :  0,53890 : 0,61881 

4.  Skleroklas  1  :  1,06620:1,53110 

5.  Jordanit  1  :  0,53750:2,03080 

Ans  dieser  Zahlenzusammenstellung  ersieht  man, 
dass  diese  Parameter  zu  einander  in  einfachen 
ZahleuTerhältnissen  stehen  und  es  ergibt  sich, 
dass  die  fünf  Mineralkörper  mit  gemeinsamen 
Parametern  auf  einander  bezogen  werden  kön¬ 
nen,  und  zwar  in  folgender  Weise: 

1.  Zinkenit  1  :  0,56981  :  0,14948  .  4 

=  1  :  0,56981  :  0,59792 

2.  Plnmosit  1  :  1,015274  :  0,34790  .  | 

=  1  :  0,50763  :  0,60883 

3.  Arsenomelan  1  :  0,53890  :  0,61881 

=  1  :  0,53890  :  0,61881 

4.  Skleroklas  1  :  1,06620.4  :  1,53110  . 

=  1  :  0,53310  :  0,61244 

5.  Jordanit  1  :  0,53750  :  2,03080  .  ^ 

=  1  :  0,53750  :  0,60924 


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853 


Als  Mittelwerth  der  beiden  Antimon-Verbindun¬ 
gen  hätte  man  alsdann  die  Parameter  fiir  die 
Pyramide  111  wie 

1  :  0,53872  :  0,60337 

Als  Mittelwerth  für  die  Parameter  der  drei  Ar¬ 
senverbindungen  findet  sich  für  dieselbe  Pyra¬ 
mide  111 

1  :  0,53650  :  0,61350. 

Mit  den  Dimensionen  von  111  ergeben  sich 
für  die  5  Mineralkörper  folgende  abgeleitete 
Pyramiden 

Zinkenit  114 
Plumosit  4  2  7 

Arsenomelan  111 
Skleroklas  10  5  4 

Jordanit  10  10  3 

deren  Winkel  sich  mit  den  Mittelwerthen  der 
Parameter  berechnen  und  mit  den  beobachteten 
Formen  derselben  vergleichen  lassen. 

Aus  den  gefundenen  Zahlen  ergibt  sich 

1)  die  Isomorphie  vonl^bSb  und  Pb^Sb 
oder  des  Zinkenits  und  Piumosits, 

2)  in  noch  höherem  Grade  tritt  die  Iso¬ 
morphie  von  tbAs  und  Ph^As  oder  des  Arse¬ 
nomelan  und  des  Skleroklas  hervor, 

3)  ist  der  Isomorphismus  des  Jordanits  mit 
dem  Arsenomelan  und  Skleroklas  nicht  zu  be¬ 
zweifeln  und  es  wird  so  in  hohem  Grade  wahr¬ 
scheinlich,  dass  der  Jordanit,  dessen  Analyse 
zur  Zeit  noch  fehlt,  nichts  anderes  sei  als 
Arsenomelan  oder  vielleicht  als  eine  aus  Skle¬ 
roklas  und  Arsenomelan  gruppirte  Verbindung. 
Möglicherweise  ist  auch  die  dem  Arseno- 


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melan  entsprechende  Analyse,  die  sich  als  ein 

Gemisch  von  As  und  As  zu  erkennet  gibt, 
der  Krystallform  von  3.  zugehörig. 

Weiter  fortgesetzte  Analysen  dieser  Körper 
und  Vergleichungen  ihrer  Krystalle  werden  dem¬ 
nächst  weitere  Aufklärung  über  diese  interes¬ 
sante  Frage  ertheilen. 

Vergleichen  vdr  z.  B.  die  Parameter  von 
Diaspor  und  Goethit,  zweier  entschieden  iso¬ 
morpher  Mineralkörper,  so  findet  sich  das  Ver- 
hältniss  derselben  folgendermassen : 

Diaspor  a  :  &  :  c  =  1  :  0,93470  :  0,59257 
Goethit  a  :  6  :  c  =  1  :  0,91848  :  0,60681 

und  die  Uebereinstimmung  ist  hier  eine  sehr  viel 
geringere  als  zwischen  den  obigen  Arsenver¬ 
bindungen. 

Wir  machen  schliesslich  noch  darauf  auf¬ 
merksam  ,  dass  das  schwarze  von  Bornträger 
analysirte  Zundererz  von  Andreasberg  (Miller’s 

Mineralogie,  p.  196)  der  Formel  Pb*  (^Sb)  oder 
den  Verhältnissen  12  4  gut  entspricht  und  da¬ 
her  auch  aus  zwei  Atomen  Schwefelblei  und  ei¬ 
nem  Atom  Bealgar  zusammengesetzt  ist.  Es 
wäre  dieses  ein  neuer  Fall,  wo  in  einem  Schwe- 

felmetall  nicht  As  sondern  As  vorkommt. 


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355 


llnifersität 

Zum  Prorector  der  Universität  ist  pro  l.Sept. 
186®/9  erwählt  und  bestätigt  Herr  Hofrath  Thöl. 

Für  den  zum  1.  Sept.  1868  aus  dem  Ver- 
waltungsausschusse  ausscheidenden  Herrn  Con- 
sistorialrath  Wiesinger  ist  Herr  Professor  Wap- 
paeus  und  für  den  zum  1.  Sept.  1868  aus  dem 
Verwaltungsausschusse  ausscheidenden  Herrn  Hof¬ 
rath  Thöl  Herr  Professor  Dove  als  Mitglied  wie¬ 
dererwählt. 

Die  Üniversitäts-Casse  ist  von  Hannover  nach 
Göttingen  verlegt  und  ist  Herr  üniversitätsrath 
Bose  als  Bendant  derselben  angestellt. 


Verzeichniss  der  bei  der  Königl.  Gesell¬ 
schaft  der  Wissenschaften  eingegangenen 
Druckschriften. 

Juli  1868. 

Memoires  de  l’Academie  Imp.  des  Sciences  de  St.  P4ters- 
bourg.  VUte  sme.  T.  XI.  Nr.  9—18.  St.  Peters- 
bourg  1867.  68.  4. 

Bulletin  de  l’Academie  Imp.  des  Sciences  de  St.  Peters- 
bourg.  T.  Xn.  Nr.  2—5.  Ebd.  1868.  4. 

Bulletin  de  la  Societ4  Imp.  des  Naturalistes  de  Moscou. 
Annee  1867.  Nr.  HI.  Moscou  1867.  8. 

Neues  Lausitzisches  Magazin,  herausgegeben  von  Prof. 
Dr.  E.  E.  Struve.  Bd.  44.  Eft.  2.8.  Görlitz  1868.  8. 

Rendiconto  delle  Tomate  e  dei  Lavori  deU*  Accademia 
di  Scienze  morali  e  politiche.  Anno  settimo.  Qua- 
demo  di  Maggio  u.  Quademo  di  Giugno  1868.  Napoli 
1868.  8. 

Transactions  of  the  Zoological  Society  of  London.  Vol. 
yi.  Part  5.  London  1868.  4. 

30 


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356 


Proceedings  of  the  Scientific  Meetings  of  the  Zoological 
Society  of  London,  for  the  year  1867.  Part.  III. 
May — December.  London.  8.  rr  i  i 

Report  of  the  Council  and  Auditors  of  the  Zoological 
Society  of  London.  Ebd.  1868.  8. 

List  of  Vertebrated  animals  living  in  the  gardens  of  the 
Zoological  Society  of  London.  Ebd.  8. 

Monatsbericht  der  königl.  preussischen  Akademie  zu  Ber¬ 
lin.  April  1868.  Berlin  1868.  8.  ^ 

Abhandlungen  der  philosophisch-philologischen  Classe  der 
königl.  bayer.  Akademie  der  Wissenschaften.  Abth.  II. 
Bd.  München  1867.  4.  ,  ~  i  i 

Abhandlungen  der  historischen  Classe  der 
Akademie  der  Wissenschaften.  Abth.  HL  Hd.  A. 
Ebd.  1867.  4.  .  i 

A.  Vogel,  Denkrede  auf  Heinrich  August  von  Vogel. 


Ebd.  1868.  8.  ,  ^  • 

C.  Voit,  über- die  Theorien  der  Ernährung  der  thien- 
sehen  Organismen.  Ebd.  1868.  4.  .  .  , 

Sitzungsberichte  der  königl.  bayer.  Akademie  der  Wis¬ 
senschaften  zu  München.  1868.  I.  Hft.  II.  m.^ 

A.  Erdmann,  Expose  des  formations  quatemaires  de 
la  Suede.  Stockholm  1868.  8.  Avec  Atlas. 

Der  Zoologische  Garten.  Zeitschrift  für  Beobachtung, 
Zucht  und  Pflege  der  Thiere,  herausg.  v.  Df.  F.  L. 
Noll.  Jahrg.  Ü.  1868.  Nr.  1-6.  Frkfrt.  a./M. 

1868.  8.  1,  1.  Ä 

Zeitschrift  der  deutschen  morgenländischen  Gesellscnalt. 

T»J  frtr  TTrx  T  —  TT  T.^injir^rr  1868.  8. 


Bd.  XX.  Hft.  I.  u.  n. 


UU.  Xllt.  X.  U.  Ai.  -- 

Abhandlungen  für  die  Kunde  des  Morgenlandes,  üerausg. 
V.  der  deutschen  morgenl.  Gesellschaft»  •  Bd.  V.  Nr*  Ir 


Ebd.  1868.  8. 

Schriften  der  naturf.  Gesellsch.  in  Danzig. 


Bd.  n.  Hft.I. 


Danzig  1868.  8.  ,  .  .  xr  io 

Dr.  Bail,  Separat-Abzug  aus  der  Hedwigi».  -Nr.  Iz. 

1867.  8,  ^  ^  ^ 

Memoires  de  l’Acad.  Imp.  des  Sciences  etc.  de  Lyon. 

Classe  des  Sciences,  T.  16.  Lyon  et  Paris  1866.  67.  8. 
Annales  de  TObservatoire  Royal  de  Bruxelles.  (Bogen  6.) 
A  general  catalogue  of  books  offered  for  sale  by  B.  Qua- 
ritch.  London  1868.  8. 

Nuova  Antologia  diScienze,  Lettere  edArti.  Anno  terzo. 
Vol.  ottavo.  Fase.  VH.  Luglio  1868.  Firenze  1868.  8. 


(Fortsetzung  folgt.) 


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STachriehten 

von  der  Königl.  Gesellschaft  der  Wissen¬ 
schaften  und  der  G.  A.  Universität  zu 
Göttingen. 


September  2.  Mk  17.  •  1868. 


Ilnif  ersität 

Mittheilungen  aus  dem  pathologischen 
Institut  zu  Göttingen. 

Von 

W.  Krause. 

Die  quergestreiften  Muskelfasern  zeigen  in 
der  Längsansicht  alternirend  hellere  und  dunk¬ 
lere  Querstreifen.  Betrachtet  man  aber  die  le¬ 
bende  quergestreifte  Muskelfaser  eines  Wirbel- 
thieres  mit  starken -Vergrösserungen,  so  fällt 
eine  dritte  Art  von  Querstreifen  auf,  die  als 
sehr  feine  (0,0003  Mm.)  dunkle  Linien  erschei¬ 
nen.  Zum  Unterschiede  mögen  die  breiteren 
von  Alters  her  bekannten  Streifen  als  helle  und 
dunkle  Querbänder,  die  feineren,  bisher  un¬ 
beachteten  als  Querlinien  unterschieden  wer¬ 
den.  Durch  eine  solche  Querlinie,  die  ebenfalls 
auf  der  Längsrichtung  der  Muskelfaser  senkrecht 
steht,  wird  jedes  helle  Querband  in  seiner  Mitte 
halbirt.  Die  dunklen  Querbänder  sind  aniso¬ 
trop  ,  zugleich  von  matterem  Aussehen  und  stär¬ 
ker  lichtbrechend ;  die  hellen  isotrop,  schwächer 
lichtbfechend  und  bestehen  ohne  Zweifel  aus 
Flüssigkeit.  Die  in  der  letzteren  auftretende 
Querlinie  muss,  da  sie  zwar  in  jeder  Längsan- 

31 


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358 


sicht,  nicht  abör  im  Qherschnitt  der  Muskelfa¬ 
ser  erscheint,  der  optische  Ausdruck  einer  flach 
ausgebreiteten,  in  festem  Aggregatzustande  be- 
flndlichen  Substanz,  mithin  einer  Membran  sein. 
Nach  dem  Gesagten  zerßlllt  jede  quergestreifte 
Muskelfaser  durch  quergestellte  Membranen  in 
so  viel  Abtheilungen  als  sie  Querlinien  resp. 
helle  Querbander  enthält.  Werden  diese  Mem¬ 
branen  in  der  frischen  Muskelfaser  durch  me¬ 
chanische  Verletzung  zerrissen,  so  verschwindet 
die  Querstreifung  und  es  zeigen  sich  bekannt¬ 
lich  unter  diesen  Umständen  homogene,  wachs¬ 
artig  glänzende  Stellen.  Pathologische  Anato¬ 
men  haben  diesen  an  jeder  Muskelfaser  künst¬ 
lich  zu  erzeugenden  Zustand  irrthümlicher  Weise 
für  krankhaft  angesehen  und  als  „wachsartige 
Degeneration“  bezeichnet. 

Die  Querlinien  sind  gegen  verdünnte  Es¬ 
sigsäure  resistent,  und  wenn  man  letztere  ei¬ 
nem  microscopischen  Präparat  zusetzt ,  so  er¬ 
blassen  allmäUg  die  dunkeln  Querbänder,  wäh¬ 
rend  die  Querlinien  immer  deutlicher  hervor¬ 
treten.  Hierdurch  wird,  nebenbei  bemerkt,  je¬ 
der  Gedanke  an  ein  Interferenz-  oder  dera^- 
ges  Phänomen  von  vornherein  ausgeschlossen. 
Zerfällt  die  Muskelfaser  durch  längere  Einwir¬ 
kung  der  verdünnten  Essigsäure  in  Scheiben, 
so  wird  die  anisotrope  Substanz  (d.  h.  die  dun¬ 
keln  Querbänder)  gelöst,  wogegen  die  Querli¬ 
nien  sich  erhalten.  Umgekehrt  werden  die  Mem¬ 
branen  durch  concentrirte  Salpetersäure  zerstört, 
welche  die  anisotrope  Substanz  zurücklässt,  und 
die  auf  diesem  Wege  entstehenden  Scheiben  sind 
mit  denjenigen,  welche  man  durch  die  Einwir¬ 
kung  verdünnter  Säuren  erhalten  kann,  keines¬ 
wegs  identisch.  Ebenso  hat  nach  dem  Gesag¬ 
ten  die  Querstreifung  der  lebenden  und  der  ge- 


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359 


nügend  mit  Essigsäure  behandelten  Muskelfaser 
eine  ganz  verschiedene  Bedeutung.  An  der  er- 
steren  waren  bisher  nur  die  dunkeln  Querbän¬ 
der  berücksichtigt;  an  der  letzteren  erscheinen 
mit  nicht  geringerer  Schärfe  die  Querlinien.  Bei 
der  Contraction  lebender  Muskelfasern  kann  auf 
der  Längsansicht  das  Sarcolem  an  der  Ansatz¬ 
stelle  der  Qnerlinien  Einkerbungen  im  Profil,  Quer¬ 
runzeln  auf  der  Fläche  zeigen.  Dies  beweist  ein 
festes  Verwachsensein  des  peripherischen  Randes 
der  geschilderten  Membranen  mit  dem  Sarcolem. 
üebrigens  sind  auch  an  vom  Sarcolem  befreiten 
Theilen  der  Muskelfaser  die  Querlinien,  sowie 
die  hellen  und  dunkeln  Querbänder  zu  unter¬ 
scheiden,  worauf  schon  Queckett  (1848)  hinge¬ 
wiesen  hat.  Auch  Sharp ey  hat  die  Querlinien 
gesehen,  hielt  sie  aber  für  nicht-constant. 

Während  in  den  bisherigen  Beschreibungen 
Querlinien ,  dunkle  Querbänder  und  Querrunzeln 
des  Sarcolems ,  die  in  Reagentien  erhalten  blei¬ 
ben  können,  mit  einander  confundirt  wurden, 
sind  jetzt  die  mannigfachen  Erscheinungswei¬ 
sen  der  Querstreifung  leicht  begreiflich. 

Querschnitte  der  lebenden  Muskelfaser  ohne 
Zusatz  untersucht  zeigen  ein  Netz  von  scharfen 
Linien ,  welche  polygonale  Figuren  bilden.  Die¬ 
ses  Netz  ist  von  Köl liker  beschrieben  und  man 
darf  dasselbe  nicht  mit  anderen,  durch  Einwir¬ 
kung  von  Wasser  oder  verdünnten  Salzlösungen 
künstlich  erzeugten  Figuren  des  Querschnitts 
von  abgestorbenen  Muskelfasern  verwechseln. 
Ersteres  Netz  ist  gegen  verdünnte  Essigsäure 
resistent;  in  der  Längsansicht  zeigen  lebende 
oder  mit  verdünnter  Essigsäure  behandelte  Mus¬ 
keln,  die  dasselbe  darbieten,  eine  zarte  Längs¬ 
streifung  ,  welche  jedoch  von  den  Querlinien  je¬ 
desmal  unterbrochen  wird. 


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360 


Aus  den  mitgetheilten  und  sonstigen  That- 
sachen  ergibt  sich  folgender  Bau  der  querge¬ 
streiften  Muskelfasern.  Jede  derselben  besteht 
abgesehen  vom  Sarcolem  aus  einer  sehr  grossen 
Anzahl  von  Muskelkästchen.  Jedes  Muskel¬ 
kästchen  enthält  ein  Muskelprisma,  aus  der 
anisotropen  Substanz  bestehend ,  welches  das 
Muskelkästchen  beinahe  ganz  ausfüllt.  Die  Form 
der  Muskelprismen  {sarcous  elements)  ist  die 
einer  mehrkantigen,  oben  und  unten  quer  ab¬ 
geschnittenen  Säule,  deren  Querdurchmesser  wech¬ 
selt,  während  die  Höhe  der  Muskelprismen  wie  der 
Muskelkästchen  in  der  ganzen  Wirbelthierreihe 
beinahe  constant  ist;  die  dünnsten  Muskelprismen 
finden  sich  bei  den  Säugern.  Beide  Grundflächen 
des  Muskelprisma’s  werden  von  einer  dünnen  Plüs- 
sigkeitsschicht  überzogen,  als  deren  Ausdruck  in 
der  Längsansicht  der  Muskelfaser  für  jede  Quer¬ 
schicht  von  Muskelprismen  jedesmal  die  Hälfte  ei¬ 
nes  hellen  Querbandes  erscheint.  Die  Flüssigkeit 
soll  zum  Unterschiede  von  der  später  zu  erwähnen¬ 
den  interstitiellen  Flüssigkeit  als  Muskelkäst¬ 
chenflüssigkeit  bezeichnet  werden.  Umschlos¬ 
sen  wird  das  Muskelprisma  an  seinen  Seitenflächen 
von  der  dichtanliegenden  Seitenmembran  des 
Muskelkästchens.  Diese  Membranen  erschei¬ 
nen  auf  dem  Querschnitt  der  lebenden  Muskel¬ 
faser  als  das  oben  beschriebene  Netzwerk  von 
hellen  Linien.  Die  Seitenmembranen  der  Mus¬ 
kelkästchen  endigen  in  der  Längsrichtung  der 
Muskelfaser,  indem  sie  mit  den  anstossenden 
beiden  Grundmembrauen  von  Muskelkästchen 
verschmelzen.  Dies  sieht  man  am  besten  an 
Macerationspräparaten  in  verdünnter  Essigsäure. 
Während  aber  jedem  Muskelkästchen  eine  ei¬ 
gene  dessen  Seiten  rings  umschliessende  Seiten¬ 
membran  zukommt,  ist  die  Grundmembran, 


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361 


welche  der  Basis  des  Muskelprisma’s  entspre¬ 
chend  eine  polygonale  Form  besitzt,  stets  je 
zwei  benachbarten  Muskelkästchen  gemeinsam. 
Man  kann  das  auch  bo  ausdrücken,  dass  man 
sagt:  das  Muskelkästchen  hat  nur  Eine  Grund¬ 
membran;  an  der  entgegengesetzten  Seite  ist  es 
offen,  und  wird  von  der  Grundmembran  des 
nächstfolgenden  Muskelkästchens  verschlossen. 
Hiernach  besteht  also  jedes  Muskelkästchen  aus 
einer  Grundmembran,  einer  Seitenmembran, 
zwei  dünnen  Schichten  der  Muskelkästchenflüs¬ 
sigkeit  und  dem  zwischen  beiden  letzteren  gele¬ 
genen  Muskelprisma. 

Weder  Fibrillen  noch  sarcotts  elements^  son¬ 
dern  vielmehr  die  Muskelkästchen  sind  die 
primitiven  Elementartheile,  aus  denen 
die  ganze  Muskelfaser  in  gleich  zu  erör¬ 
ternder  Weise  aufgebaut  wird.  Das  Princip 
von  Aneinanderreihung  dieser  einfachen  Ele¬ 
mente  der  Quere  und  Länge  nach  genügt,  um 
die  mannigfaltig  complicirten  Erscheinungswei¬ 
sen  der  Muskelfasern  mit  Leichtigkeit  aufzuklä¬ 
ren.  Die  Muskelkästchen  sind  nämlich  in  der 
Querrichtung  der  Muskelfaser  zu  regelmässigen 
Scheiben  angeordnet,  welche  Muskelfächer 
heissen  mögen.  Jedes  Muskelfach  besteht  aus 
einer  Grundmembran,  die  im  Profll  als  Quer¬ 
linie  erscheint.  .  Dann  folgt  in  der  Längsansicht 
der  Muskelfaser  die  eine  Hälfte  eines  hellen 
Querbandes,  dann  ein  dunkles  Querband,  dann 
die  Hälfte  des  nächstfolgenden  hellen  Querban¬ 
des,  dann  wieder  eine  Querlinie  oder  Grund¬ 
membran,  mit  der  ein  neues  Muskelfach  beginnt 
u.  s.  f.  Die  Peripherie  jedes  Muskelfaches  wird 
natürlich  von  einer  entsprechend  breiten  Ab¬ 
theilung  des  Sarcolems  gebildet. 

Wie  oben  bemerkt,  ist  die  Seitenmembran 


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362 


eines  jeden  Mnskelkästcliens  vollkommen  in  sieb 
abgeschlossen.  Dem  entsprechend  besteht  auch 
die  Grundmembran  eines  jeden  Muskelfaches  aus 
einer  grossen  Anzahl  von  polygonalen  Grund¬ 
membranen  der  Muskelkästchen  einer  Querreihe, 
die  nach  Art  eines  Mosaikfussbodens  sich  an 
einander  schliessen.  Da  die  trennenden  Grund¬ 
membranen  der  Muskelfächer  nur  einfach  vor¬ 
handen  sind,  so  ist  der  Ausdruck  „Muskelfach“ 
bezeichnend ,  analog  den  Fächern  eines  Bücher¬ 
schrankes. 

Zwischen  den  Ecken  der  Grundmembranen 
der  Muskelkästchen,  sowie  zwischen  den  Seiten¬ 
membranen  von  je  zwei  benachbarten  Muskel¬ 
kästchen  finden  sich  interstitielle  Flüssig¬ 
keit  und  Fetttröpfchen,  wenn  solche  vorhanden 
sind.  Die  letzteren  zeigen  sich  auf  der  Längs* 
ansicht  verhältnissmässig  häufig  in  die  Querli¬ 
nien  selbst  eingelagert.  Die  Kerne,  welche  im 
Innern  der  Muskelfasern  bei  niederen  Wirbel- 
thieren  verkommen,  werden  von  den  elastisch 
ausgespannten  Membranen  getragen.  Auch  kann 
Wasser  etc.  zwischen  die  Muskelkästchen  ein- 
dringen.  Auf  diese  Art  zerfällt  die  Muskelfa¬ 
ser  in  Fibrillen  oder  Muskelsäulchen,  wie  man 
dieselben  neuerdings  genannt  hat.  Am  passend¬ 
sten  sind  dieselben  als  Längsreihen  von 
Muskelkästchen  zu  bezeichnen.  Solche  ent¬ 
stehen  namentlich  auch  durch  Coagulation  und 
Erhärtung  jener  Muskelkästchenfiüssigkeit ,  als 
deren  optischer  Ausdruck  die  hellen  Querbänder 
erscheinen,  mittelst  Alkohol,  Chromsäure  etc. 
bei  gleichzeitiger  Verminderung  ihres  Querdurch¬ 
messers  in  Folge  der  Wasserentziehung.  Dass 
der  Zerfall  in  Scheiben  seltener  und  nur  unter 
besonderen  Umständen  vorkommt,  erklärt  sich 
jetzt  sehr  einfach  aus  dem  Umstande,  dass  die 


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Seitenmembran  eines  jeden  Musfcelkästchens  eine 
besondere  ist ;  die  Grundmembran  aber  je  zwei 
einander  in  der  Längsrichtung  der  Muskelfaser 
benachbarten  Muskelkästchen  gemeinsam  ange¬ 
hört.  Dass  die  Grundmembran  eines  jeden  Mus¬ 
kelkästchens  von  den  benachbarten  in  demselben 
Muskelfache  getrennt  ist,  und  nicht  etwa  eine 
Verschmelzung  derselben  unter  einander  statt¬ 
findet,  geht  trotz  der  bei  normalen  Muskelfa¬ 
sern  gleichartigen  Beschaffenheit  der  Querlinien 
in  deren  ganzer  Ausdehnung  einfach  aus  folgen¬ 
dem  Umstande  hervor.  Sowohl  die  Querlinien 
als  die  Querbänder  benachbarter  Fibrillen  ver¬ 
mögen  sich  an  einander  nach  der  Längsrichtung 
der  Muskelfaser  zu  verschieben,  wenn  ein  Zer¬ 
fall  in  Längsreihen  von  Muskelkästchen  einmal 
eingetreten  ist. 

Am  besten  kann  man  vielleicht  die  Muskel¬ 
fächer  den  Waben  eines  Bienenstockes  verglei¬ 
chen,  die  Wachszellen  den  Muskelkästchen,  wenn 
die  Längsaxe  der  Wachszellen  als  parallel  der 
Längsrichtung  der  Muskelfaser  gedacht  wird,  die 
anisotrope  Substanz  dem  Honig,  den  man  sich 
aber  in  festem  Zustande  und  nach  den  Grund¬ 
flächen  der  prismatischen  Wachszelle  hin  mit  einer 
Flüssigkeitsschicht  überzogen  vorstellen  müsste. 

Mit  Hülfe  der  Entwicklungsgeschichte  lässt 
sich  darthun,  dass  die  Grundmembranen  der 
Muskelkästchen  vom  Sarcolem  her  in  das  Innere 
der  Muskelfaser  hineinwachsen.  Bei  diesen  Un¬ 
tersuchungen  hat  man  sich  zu  hüten,  nicht  die 
Kerne  der  motorischen  Endplatte  mit  denen  des 
Sarcolems  zu  verwechseln.  Die  Embryonen  der 
Säuger  besitzen  nämlich  an  ihren  quergestreiften 
Muskelfasern  ovale  Endplatten,  die  (bei  Kanin¬ 
chen-Embryonen  von  35 — 55  Mm.  Länge)  aus 
drei  bis  vier  Kernen  bestehen,  welche  letzteren 


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m 


ausserhalb  des  Sarcolems  liegen.  Diese  Kern- 
Anhäufungen  sind  bisher  mit  den  Sarcolem- 
Kernen  zusammengeworfen  worden  (S.  Kölli- 
ker,  Gewebelehre.  1867.  Fig.  126.  1.  a.  2.  a. 
links  unten). 

Bei  der  Contraction  zeigt  sich,  während  die 
hellen  Querbänder  schmaler  werden,  eine  An¬ 
näherung  der  Querlinien  und  auch  der  dunkeln 
Querbänder  oder  der  Muskelprismen  an  einander 
in  der  Längsrichtung  der  Faser.  Die  momentan 
auftretenden  Aenderungen  der  Form  der  leben¬ 
den  Muskelfaser  im  Ganzen  erklären  sich,  wenn 
man  annimmt,  dass  die  Flüssigkeit  innerhalb 
der  Muskelkästehen  von  den  Grundflächen  der 
Prismen  nach  deren  Seiten  hin  ausweicht,  sobald 
die  Muskelprismen  benachbarter  Muskelföcher, 
wie  kleine  Magnete,  sich  anzuziehen  beginnen. 
Wahrscheinlich  bleibt  die  Form  der  Muskelpris¬ 
men,  von  denen  jedes  in  Flüssigkeit  suspendirt 
in  seinem  Muskelkästchen  schwimmt,  während 
der  Contraction  unverändert.  Dabei  werden  die 
Querlinien  d.  h.  die  Grundmembranen  der  Mus¬ 
kelfächer  nur  passiv  verschoben;  in  absterben¬ 
den  Muskelfasern  wölben  sie  sich  oft  bogenför¬ 
mig  und  sind  dann  besonders  deutlich  zu  erken¬ 
nen.  Dagegen  dürfte  die  Rückkehr  der  Mus¬ 
kelfaser  aus  der  Form  des  contrahirten  zu  der¬ 
jenigen  des  ruhenden  Zustandes  auf  den  elasti¬ 
schen  Kräften  der  feinen  Membranen  beruhen, 
welche ,  wie  gezeigt  wurde,  im  Inneren  der  Mus¬ 
kelfaser  nach  allen  Richtungen  hin  ausgespannt 
vorhanden  sind. 

Weitere  Ausführungen,  sowie  Mittheilungen 
über  analoge  Verhältnisse  bei  Wirbellosen  und 
die  Untersuchungsmethoden  werden  Vorbehalten, 

Göttingen,  den  20sten  August  1868. 


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lVa4;hriehten 

von  der  Königl.  Gesellschaft  der  Wissen¬ 
schaften  und  der  G.  A.  Universität  zu 
Göttingen. 


November  11.  M.  18.  1868. 


Königliche  Gesellschaft  der  Wissenschaften. 

Sitzung  am  7.  November. 

Waitz,  Mittheilung  eines  Aufsatzes  von  E.  Dümmler 
in  Halle,  Corresp.  d.  Soc.,  über  die  Sage  von  den  sie¬ 
ben  Ungern. 

Wüstenfeld,  über  die  Wohnsitze  und  Wanderungen  der 
Arabischen  Stämme. 

Sauppe,  über  den  Silberfund  bei  Hildesheim,  vorläufige 
Mittheilung. 

Schering,  Erweiterung  des  Gauss’schen  Fundamental- 
Lehrsatzes  für  die  Dreiecke  auf  stetig  gekrümmten 
Flächen. 

Kefertein,  zum  Gedächtniss  von  Jan  van  der  Hoeven. 

Derselbe,  Mittheilung  einer  Notiz  von  Kowalevsky  in 
Kasan:  Beitrag  zur  Entwickelungsgeschichte  der  Tuni- 
caten. 

Enneper,  analytisch-geometrische  Untersuchungen. 

Kohlrausch,  Bestimmungen  des  Widerstandes  der  ver¬ 
dünnten  Schwefelsäure. 


lieber  die  Sage  von  den  sieben  Ungern 

von 

Emst  Dümmler. 

Constantin  Porphyrogenitus,  trotz  seiner  Ver¬ 
worrenheit  der  zuverlässigste  Gewährsmann  für 
die  Anfänge  der  ungrischen  Geschichte,  berich- 

32 


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366 


tet,  dass  die  Magyaren,  welche  er  durchweg 
Türken  nennt,  ursprünglich  aus  7  Stämmen 
ohne  ein  gemeinsames  Haupt  bestanden  hätten 
(De  admin.  imp.  c.  38  xai  oi  fiev  Tovqxoi  ysvsal 
vnriQXOv  knxä).  Wahrscheinlich  ist  es  daher  nur 
ein  Versehen,  vielleicht  durch  Verwechselung  mit 
den  Chazaren  hervorgerufen,  wenn  er  an  einer 
spätem  Stelle  (c.  40)  von  8  türkischen  Stämmen 
redet.  Die  uralte  Siebentheilung*)  des  magya¬ 
rischen  Volkes  gehört  zu  den  wenigen  geschicht¬ 
lichen  Thatsachen,  welche  die  durch  fremden 
Einfluss  wie  durch  kecke  Erdichtung  stark  ge¬ 
trübte  ungrische  üeberlieferung  uns  ebenfalls 
bewahrt  hat  **).  Die  vier  kühnen  Predigermön¬ 
che,  die  um  das  J.  1237  nach  Jugrien  aufbra¬ 
chen  zum  Besuche  ihrer  heidnischen  Landsleute, 
hatten  in  ungrischen  Geschichtsbüchern  gelesen, 
dass  es  ein  Gross-Ungarn  gebe,  von  wo  einst 
die  7  Herzoge  mit  ihren  Völkern  ausgezogen 
seien,  um  sich  neue  Wohnsitze  zu  suchen  (De 
facto  Üngariae  magnae  bei  Endlicher .  monum. 
Arpadiana  248;  vgl.  Alberici  chronic,  a.  1237 
bei  Leibniz  accessiones  histor.  II,  564).  Simon 
von  Eeza,  der  Zeitgenosse  Ladislaus  III.  (1273 
— 1290),  lässt  nach  dem  Falle  Zuatoplugs  die 

*)  Flegler  (Allgem.  Monatsschr.  für  Wissensch.  u.  Lit- 
ter.  Jahrg.  1852  S.  838)  weist  eine  Analogie  der  7  un¬ 
grischen  Stämme  bei  den  Türken  nach,  deren  Khakhan 
in  einem  Schreiben  an  den  Kaiser  Mauricios  sich  nannte 
0  Xayavog  6  fiiyag  decnotijg  ^nm  yevdty  xat  xvgtog  jcl#- 
udnoy  olxvuiytjg  inrd  (Theophylact.  Simocatta  histor, 
1.  VII  c.  7). 

**)  Sollte  vielleicht  mit  Rücksicht  auf  die  7  Stämme 
und  ihre  getrennten  Gebiete  Piligrim  von  Passau  in  sei¬ 
nem  Schreiben  an  Benedikt  VII.  (Endlicher  mon.  Arp. 
182)  die  Behauptung  aufgestellt  haben,  dass  in  römischer 
Zeit  das  östliche  Pannonien  »propriosVII  antistites«  hatte? 
Denn  die  Vergangenheit  sollte  hier  nur  der  Zukunft  als 
Vorbild  dienen. 


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367 


Ungern  ihr  ganzes  Volk  in  7  Heere  von  je  3000 
Mann  unter  je  einem  Herzoge  theilen.  Er  kennt 
die  Namen  dieser  7  Hauptleute,  von  denen  Ar- 
pad,  Almus  Sohn,  als  erster  Oberherzog  des  ge- 
sammten  Volkes  der  vornehmste  war  (Gesta  Hun- 
garor.  1.  H  bei  Endlicher  mon.  Arp.  102  flg.). 
Diese  Namen  und  die  davon  abgeleiteten  Ge¬ 
schlechter  begegnen  uns  mit  manchen  Abwei¬ 
chungen  freilich  bei  dem  wohl  gleichfalls  dem 
Ende  des  dreizehnten  Jahrhunderts  angehören¬ 
den  Anonymus,  der  als  Notar  des  Königs  Bela 
bekannt  ist.  Hier  sind  es  7  Fürsten,  die  edel¬ 
sten  und  kräftigsten  Männer  des  Volkes,  die 
schon  in  Scythien,  der  alten  Heimat,  zu  Führern 
der  Wanderuug  erwählt  werden  und  »bis  auf  den 
heutigen  Tag  Hetumoger  (die  7  Magyaren)  hei¬ 
ssen«  (Gesta  Hungarör.  c.  5 — 7  bei  Endlicher 
6—8). 

Mit  Keza  stimmt  der  grosstentheils  von  ihm 
abhängige  Heinrich  von  Mügeln  um  die  Mitte 
des  vierzehnten  Jahrh.  sowohl  in  seiner  lateini¬ 
schen  Reimchronik  (Engel  monum.  Ungrica  16, 
20;  vgl.  über  den  Verfasser  Wilmanns  in  Haupts 
Zeitschr.  N.  F.  I,  155)  als  auch  in  seiner  deut¬ 
schen  Chronik  der  Hünen  (c.  13  bei  Kovachich 
Sammlung  kleiner  noch  ungedr.  Stücke  23)*), 
doch  macht  er  das  Bedenken  geltend,  dass  nicht 
alle  ungrischen  Geschlechter  auf  die  7  Haupt¬ 
leute  zurückgingen  und  dass  7  Geschlechter  ah¬ 
lein  offenbar  ein  solches  Land  nicht  bezwingen 
konnten.  Mügeln  ist  daher  der  Meinung  —  und 
darin  folgt  ihm  die  1358  verfasste  Wiener  Bil¬ 
derchronik,  welche  Johann  von  Thwrocz  in  der 
zweiten  Hälfte  des  fünfzehnten  Jahrh.  seinem 

*)  Yon  den  72  Kapiteln  der  bis  1883  reichenden  deut¬ 
schen  Chronik  entsprechen  genau  die  ersten  86  der  un¬ 
vollständig  abbrechenden  lateinischen. 

32* 


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368 


Werk  vollständig  einverleibt  hat,  so  dass  es  fast 
gar  keinen  selbständigen  Werth  besitzt  —  dass 
die  Sieben  und  ihre  Nachkommen  von  sich  Ge¬ 
sänge  und  Bücher  zu  ungebührlicher  Erhöhung 
ihres  Ruhmes  hätten  machen  lassen  (Chronica 
Hungaror.  11  c.  9  bei  Schwandtner  Scr.  rer. 
Hungaricar.  I,  105:  isti  capitanei  septem  de  se 
ipsis  cantilenas  fecerunt  inter  se  decantari  ob 
plausum  secularem  et  divulgationem  sui  nominis, 
ut  quasi  eorum  posteritas  his  auditis  inter  vici- 
nos  et  amicos  iactare  arrogantia  se  valerent)*). 
Mit  dieser  vermeintlichen  Berichtigung  nicht  zu¬ 
frieden  geben  beide  Autoren  zugleich  noch  eine 
völlig  andre  Herleitung  der  im  Volksmunde  le¬ 
benden  7  Ungern  (quam  vulgus  dicit  VII  Hun- 
garos),  die  uns  zu  der  zweiten  Gestalt  der  Sage 
hinüberführt. 

Die  7  Magyaren  wurden  nämlich  nicht  allein 
als  die  Väter  ihrer  stolzen  Nation,  als  Personi- 
ficationen  der  ungrischen  Stämme,  nach  Art  des 
Ion  und  Achäus  gefeiert,  sondern  man  kannte 
sie  auch  als  die  einzigen  Uebefbseibsel  einer 
schweren  fast  vernichtenden  Niederlage.  Bischof 
Otto  von  Freising,  der  über  Ungarn  sehr  wohl¬ 
unterrichtet  ist,  hat  in  seiner  im  J.  1146  vol¬ 
lendeten  Chronik  (1.  VI  c.  10  in  den  Monum. 
Germ.  Scr.  XX,  238)  zuerst  über  die  Schlacht 
auf  dem  Lechfelde  955  die  selbständige  Angabe : 
Barbari  vero,  quod  etiam  incredibile  videtur,  us- 
que  ad  internecionem  septem  tantum  residuis 
omnes  deleti  dicuntur  (während  nach  Widukind 
ni  c.  46  nullus  aut  rarus  entkam).  Dieselbe 
Nachricht,  doch  wohl  aus  dieser  Quelle  geschöpft, 
obgleich  der  Herausgeber  dies  nicht  anmerkt, 
finden  wir  in  etwas  jüngeren  Jahrbüchern  von 

*)  Ebenso  Chronic.  Budense  ed.  Podhradczky,  Budae 
1638  p.  44,  aus  derselben  Quelle. 


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369 


Salzburg,  Admunt  und  Garsten  (Scr.  IX,  566. 
574.  771  z.  J.  955 :  qui  autem  evaserunt  septem 
tantum  fuerunt).  In  andrer  Wendung  auf  die 
Hünen,  die  vermeintlichen  Vorfahren  der  Ungern, 
bezogen  weiss  um  1200  Gerhard  von  Steter  bürg 
von  diesem  Gemetzel  zu  erzählen.  Steterburg, 
berichtet  er,  sei  einst  eine  so  starke  Feste  ge¬ 
wesen,  dass  Attila,  der  hochberühmte  Hunenkö- 
nig  cum  exercitu  infinitae  multitudinis  ab  eodem 
Castro  invasum  fugatum  et  caesum  et  adeo  an- 
nullatum,  ut  ipse  cum  paucis  id  est  septem  vi- 
ris  turpiter  aufugerit  (Scr.  XVI,  199).  Offenbar 
liegt  dieser  sagenhaften  Angabe  die  Niederlage 
zu  Grunde,  welche  ein  ungrischer  Heerhaufe  938 
durch  einen  Ausfall  der  Besatzung  von  Steter¬ 
burg  erlitt  (Widukind.  res  gest.  Saxon.  H  c.  14). 
Während  hier  eine  ganz  andre  Oertlichkeit,  die 
Gegend  des  Harzes  und  der  Ocker,  als  Schauplatz 
der  Begebenheit  vorkommt,  führt  uns  Konrad 
von  Scheiern,  der  unter  K.  Friedrich  H  schrieb, 
wieder  auf  das  Lechfeld  zurück.  Die  bekannte 
Nachricht  von  den  nach  der  Schlacht  zu  Regens¬ 
burg  erhängten  üngemfürsten,  deren  Zahl  von 
einem  Zeitgenossen  auf  3  bestimmt  wird*),  ver¬ 
bindet  er  mit  der  Sage  von  den  7  und  meldet 
älso,  dass  die  Ungern  sämtlich  (usque  ad  unum) 
fielen  »et  septem  principes  eorum  apud  Ratispo- 
nam  in  patibulis  suspensi«  (Chronic.  Schirense 
c.  11,  Scr.  XVII,  621).  Ebenso  die  jüngere  E- 
bersberger  Chronik  aus  der  Mitte  des  dreizehn¬ 
ten  Jahrh.  (Caesar  antem  septem  reges  Hunga- 

*)  lieber  ihre  Personen  handelt  ausführlich  Katona 
(Hist.  Hungariae  ducum  450  flg.).  Neben  den  beiden 
besser  bekannten  Bultzu  und  Leel  ist  der  dritte  Sur 
jetzt  durch  die  ältere  Ebersberger  Chronik  (Scr.  XX,  12 
Sur  regem  et  Leü  ducem)  besser  beglaubigt,  wenn  man 
nicht  mit  Pray  ein  Missverstandniss  von  Az  ür  d.  h.  der 
Herr  annehmen  will. 


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370 


rorum  crucis  patibulo  iussit  appendi,  bei  Oefele 
scr.  rer.  Boicar.  II,  8) ,  die  darin  noch  weiter 
von  der  Geschichte  abirrt,  dass  sie  die  Augsbur¬ 
ger  Schlacht  in  das  J.  937  und  noch  unter  die 
Regierung  Heinrichs  setzt.  Bemerkenswerth  ist, 
dass  an  den  beiden  letzten  Orten  die  7  zu  Für¬ 
sten  oder  Königen  der  Ungern  gemacht  werden. 

Nach  diesen  beiden  so  weit  von  einander  ab¬ 
stehenden  Reihen  von  Zeugnissen  möchte  man 
nun  geneigt  sein  den  innern  Zusammenhang  zwi¬ 
schen  ihnen  völlig  zu  leugnen  und  das  Zusam¬ 
mentreffen  der  Zahl  für  ein  wunderliches  Spiel 
des  Zufalles  zu  halten,  doch  wir  stehen  hiermit 
noch  keineswegs  am  Ende  und  eine  enge  Ver¬ 
wandtschaft  beider  Formen  der  Sage  lässt  sich  sogar 
streng  erweisen.  Der  Mönch  Alberich  von  Neu- 
Moustier  um  die  Mitte  des  dreizehnten  Jahrh. 
benutzte  für  seine  Weltchronik,  wie  unlängst 
bemerkt  worden  ist  (Pertz  Archiv  X,  231),  ei- 
genthümliche  ungrische  Quellen.  Aus  diesen 
machte  er  zu  dem  aus  Otto  von  Freising  ent¬ 
lehnten  Berichte  über  die  Schlacht  auf  dem  Lech¬ 
felde  z.  J.  957  den  Zusatz :  De  illis  septem  Un- 
garis  qui  remanserunt  unus  ab  eis  factus  est 
rex;  hü  venientes  in  terram  suam  totum  popu- 
lum  qui  non  exierat  cum  eis  ad  bellum  in  ser- 
vitutem  redigerunt;  qui  autem  de  istis  septem 
nati  sunt ,  ‘  ipsi  sunt  modo  viri  nobiles  in  terra 
Ungarorum ,  quamvis  eorum  nobilitas  magnae 
servituti  subiacet  (Leibniz  access.  hist.  II,  291). 
Die  Anschauung  Alberichs,  der  mithin  die  Häup¬ 
ter  des  magyarischen  Volkes,  die  Stammväter 
ihres  Königshauses  und  ihres  Adels,  als  die  aus 
einer  Unglücksschlacht  Entkommenen  betrachtet, 
findet  eine  weitere  Stütze  bei  den  einheimischen 
Chronisten. 

Keza  zwar  in  seiner  ziemlich  gedrängten  Chro- 


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nik  lässt  uns  hier  im  Stiche.  Heinrich  von  Mii- 
geln  dagegen  in  seinen  beiden  Werken  und  Jo¬ 
hann  von  Thwrocz*)  berichten,  die  Ungern  hät¬ 
ten  zur  Zeit  ihres  Herzogs  Taxis  oder  Tocsun 
(der  in  die  Mitte  des  zehnten  Jahrh.  gehört)  ein 
grosses  Heer  auf  Raub  nach  Frankreich  geschickt, 
das  sich  heimkehrend  diesseit  des  Rheines  in 
drei  Haufen  fcheilte.  Der  eine  von  diesen  sei  in 
einem  Strausse  bei  Eisenach  von  dem  Landgra- 
en  von  Thüringen  (wofür  Thwrocz  etwas  pas¬ 
sender  den  Herzog  von  Sachsen  nennt)  bis  auf 
den  letzten  Mann  erschlagen  worden.  Nur  7, 
die  sich  gefangen  gaben,  schnitt  der  Sieger  die 
Ohren  ab  und  schickte  sie  zum  warnenden  Bei¬ 
spiele  nach  Ungarn  zurück.  Die  Magyaren  räch¬ 
ten  diese  Schande  durch  ein  furchtbares  Blut¬ 
bad,  das  sie  in  Schwaben  anrichteten,  überdies 
aber  wurde  durch  Volksbeschluss  jenen  elenden 
alle  ihre  Habe,  selbst  ihre  Familien  aberkannt 
und  sie  dazu  verurtheilt  als  baarfusse  Bettler 
ein  verachtetes  Dasein  zu  führen  (Kovachich  25. 
Engel  22.  23).  Nach  einer  handschriftlichen 
Chronik  des  15.  Jahrh.,  die  Katona  (Histor.  crit. 
primor.  Hungariae  ducum  467)  anführt,  soll  nach¬ 
mals  der  h.  Stephan  sich  ihrer  Nachkommenschaft 
erbarmt  und  sie  zu  Pfründnern  des  h.  Lazarus 
.in  Gran  gemacht  haben.  Wenn  von  den  7  Ma¬ 
gyaren  die  Rede  ist,  meint  Thwrocz  >ex  istis 
itaque  sic  damnatis  vulgus  dicit,  non  de  septem 
capitaneis  istis  primis«  (a.  a.  0.). 

*)  Die  deutsche  Üngemchronik  ist  nicht,  wie  Wacker¬ 
nagel  (deutsche  Litteraturgesch.  349)  angiebt,  »grossen- 
theils  nur  üebersetzung  aus  Simon  Eeza« ,  sondern  viel 
ausführlicher  als  dieser  und  mit  der  (in  das  Chron.  Bu- 
dense  und  den  Thwrocz  aufgenom menen)  Chronik  von 
1358  so  genau  zusammenstimmend,  dass  man  nur  zwi¬ 
schen  Entlehnung  oder  einer  gemeinsamen  Quelle  die 
Wahl  hat. 


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372 


Uebersehen  wir  noch  einmal  den  ganzen  hier 
kurz  angedeuteten  Sagenstoff,  so  sind  vor  allem 
nach  inneren  Merkmalen  die  wesentlichen  Züge 
von  den  unwesentlichen,  der  Kern  von  späteren 
Ausschmückungen  zu  sondern.  Zu  letzteren 
rechne  ich  ai2  deutscher  Seite  die  Verwechse¬ 
lung  der  Sieben  mit  den  3  bei  Regensburg  er¬ 
hängten  üngernfürsten ,  die  aus  blosser  Flüch¬ 
tigkeit  oder  auch  aus  prahlerischer  üebertrei- 
bung  entsprungen  sein  kann.  Aber  auch  die 
angebliche  Verdammung  der  Sieben  wegen  ihrer 
Feigheit  ist  sicher  spätere  Umdichtung  aus  ei¬ 
ner  Zeit,  da  der  ungrische  Nationalstolz,  der 
sich  in  den  Chroniken  oft  in  sehr  roher  Weise 
bläht,  an  der  alten  Sage  Anstoss  nahm.  Die 
schmähliche  Verstümmelung  der  Gefangenen,  die 
hiemit  zusammenhängt,  dürfte  vielleicht  nichts 
anderes  sein,  als  eine  weitere  Ausführung  der 
Geschichte  von  dem  Hunde  ohne  Schwanz  und 
Ohren,  den  Heinrich  I  933  den  Magyaren  höh¬ 
nisch  statt  des  geforderten  Tributes  übersandt 
haben  soll  (s.  Waitz,  Kön.  Heinrich  I.  Neue 
Bearb.  244  flg.).  Eine  jüngere  Zuthat,  die  ich 
in  der  obigen  Zusammenstellung  übergangen 
habe,  ist  endlich  auch  bei  den  ungrischen  Chro¬ 
nisten  die  Zurückführung  des  Namens  Siebenbür¬ 
gen,  der  vermuthlich  mit  der  Zahl  7  gar  nichts ' 
zu  schaffen  hat,  auf  die  7  Herzoge. 

Für  unwesentlich  halte  ich  in  diesen  Sagen  selbst 
den  Ort  der  Schlacht.  Neben  dem  Lechfelde, 
welches  die  Ebersberger  Chronik  irrig  in  das  J. 
937  verlegt,  erscteint  auch  der  erste  für  die 
Ungern  sehr  nachtheilig  endende  Einfall  unter 
Otto  I.  im  J.  938  nach  Thüringen  und  Sachsen 
(vgl.  Köpke  in  Rankes  Jahrbüch.  I,  2,  24)  und 
endlich  ein  ganz  fabelhaftes  Treffen  bei  Eise¬ 
nach,  wobei  man  etwa  an  die  Sagen  über  Jecha- 


I 


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373 


bürg  denken  könnte.  Die  üeberlieferungsch  wankt 
also,  wesentlich  ist  hier  nur  die  Erinnerung  ei¬ 
ner  fast  vernichtenden  Niederlage.  Hatte  man 
von  einer  solchen  aus  älterer  Zeit  halbver¬ 
schollene  Kunde,  so  darf  es  uns  zumal  auf  deut¬ 
scher  Seite  keinen  Augenblick  befremden,  dass 
gerade  die  Schlacht  auf  dem  Lechfelde  zur  Ver¬ 
jüngung  dieser  Sage  diente.  In  der  Entwicke¬ 
lung  des  ungrischen  Volkes,  das  nach  Liutprands 
(antap.  I  c.  5)  bezeichnendem  Ausdrucke  einge¬ 
schüchtert,  seitdem  nicht  mehr  zu  mucksen  wagte, 
bildete  sie  einen  tiefen  Einschnitt.  Ungarn 
musste,  weiteren  Raubzügen  entsagend,  sich  in 
seine  Grenzen  zurückziehen  und  konnte  sich  in¬ 
nerhalb  derselben  nicht  lange  mehr  christlicbar 
Lehre  und  Gesittung  verschliessen.  So  durch¬ 
schlagend  war  diese  Wirkung,  dass,  wie  Otto 
von  Freising  sagt  (a.  a.  0.):  »exhinc  gens  om- 
nium  immanissima  non  solum  regnum  invadere 
non  änderet,  sed  et  suum  desperatione  correpta 
vällibus  et  sudibus  in  locis  palustribus  contra 
nostros  munire  cogitaret«.  Auch  den  ungrischen 
Chronisten,  z.  B.  Simon  von  Keza  (S.  106:  ex- 
ercitus  siluit  non  intrans  ulterius  in  Germaniam) 
ist  die  Bedeutung  dieses  Ereignisses  keineswegs 
entgangen.  Weder  diese  Schlacht  aber  noch 
die  früher  gegen  die  Deutschen  gelieferten  Tref¬ 
fen  hängen  mit  der  schon  vorher  vollzogenen  Grün¬ 
dung  des  ungrischen  Reiches  zusammen,  und  doch 
ist  eben  dieser  Zusammenhang  der  wesentliche 
Kern  der  Sage,  wie  sie  uns  am  klarsten  bei  Al¬ 
berich  entgegentritt. 

Die  7  Stämme  der  Ungern,  so  ungefähr  mag 
dieser  Kern  gelautet  haben,  leiten  ihren  Ursprung 
von  den  7  Magyaren  her,  die  aus  einer  die  Volks¬ 
kraft  fast  vernichtenden  Niederlage  allein  übrig 
blieben.  Flüchtig  und  geschlagen  gewannen  sie 


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374 


dennoch  wieder  die  Macht  mit  ihren  Geschlechts¬ 
genossen  als  deren  Häupter  Pannonien  dem  Her¬ 
zog  Suatopluk  und  seinen  Slaven  zu  entreissen 
und  ein  kriegerisches  Reich  zu  begründen,  des¬ 
sen  Herrscher  von  dem  vornehmsten  jener  Sieben, 
Almus  oder  seinem  Sohne  Arpad  abstammten. 
Ist  nun  diese  durch  so  manche  spätere  Entstel¬ 
lungen,  zumal  durch  die  ungehörige  Einmischung 
der  Hünen  stark  verdunkelte  ürsprungssage  als 
völlig  unhistorisch  zu  verwerfen?  Ich  glaube 
nicht.  Wie  die  Burgunder  ihr  späteres  König- 
^  reich  in  den  Rhonelanden,  an  dem  ihr  Name  am 
längsten  gehaftet  hat,  erst  begründeten  nach  ei¬ 
ner  Unglücksschlacht  gegen  die  Hünen,  in  der 
ihr  Königshaus  und  ein  grosser  Theil  des  Vol¬ 
kes  zu  Grunde  ging  —  einer  Schlacht,  deren 
Andenken  bei  allen  deutschen  Stämmen  in  Lied 
und  Sage  fortlebte  — ,  so  ist  auch  die  Einwan¬ 
derung  der  Magyaren  in  ihr  heutiges  Vaterland 
aus  den  Gegenden  an  der  Mündung  der  Donau 
und  des  Dniepr  unmittelbare  Folge  schwerer 
Kämpfe,  in  denen  die  feindlichen  Nachbarn, 
Bulgaren  und  Petschenegen,  einen  grossen  Theil 
der  Nation  aufrieben.  Dies  geschah  nach  ganz 
glaubhaften  Angaben  im  J.  895  (s.  meine  Gesch. 
des  Ostfränk.  Reiches  H,  443).  Als  Besiegte 
also,  mit  gelichteten  Reihen,  ihrer  Habe  wie 
ihrer  Familien  grossentheils  beraubt,  zitternd 
vor  der  Uebermacht  der  Petschenegen,  die  in 
ihre  früheren  Sitze  einrückten,  überschritten  die 
Magyaren  die  Karpathen,  um  unter  besonders 
günstigen  Verhältnissen  sich  gegen  die  Slaven 
eine  neue  Heimath  zu  erkämpfen.  Warum  sollte 
die  ungrische  Sage  die  Herkunft  ihres  Volkes 
von  diesen  Flüchtlingen  verleugnen,  die  man 
erst  später  als  Nachkommen  der  Hünen  ansehen 
lernte,  da  selbst  Rom  und  seine  Julier  sich  rühm- 


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375 


teil  von  flüchtigen  Trojanern  abzustammen  ?  Die 
Erinnerung  an  jene  gewaltige  Krisis,  die  der 
Einwanderung  voranging,  an  jenen  Kampf  auf 
Leben  und  Tod  behauptete  sich,  während  die 
einst  so  gefürchteten  Namen  der  Petschenegen 
und  Bulgaren  verschollen  oder  ganz  in  den  Hin¬ 
tergrund  traten.  So  wurde  die  Sage  gleichsam 
entwurzelt,  sie  hängte  sich  an  andere  gleichar¬ 
tige  Ereignisse  und  trieb  neue  Ableger,  die  an 
die  Stelle  des  alten  Stammes  traten,  aber  richtig 
verstanden,  d.  h.  auf  ihre  ursprüngliche  Gestalt 
zurückgeführt,  giebt  auch  sie  noch  ein  Zeugniss 
von  dem  geschichtlichen  Hergange  der  Eroberung 
Ungarns  durch  die  Magyaren. 

Halle  im  August  1868. 


Zu  dem  Hildesheimer  Silberfund. 

Von 

Hermann  Sauppe. 

Mit  einer  autographirten  Tafel. 

Dass  die  silbernen  Gefässe^  welche  vor  Kur¬ 
zem  am  westlichen  Abhang  des  Galgenbergs  bei 
Hildesheim  durch  einen  glücklichen  Zufall  gefun¬ 
den  wurden,  antik  seien,  kann  Niemand  bezwei¬ 
feln  ,  der  sie  nur  etwas  genau  betrachtet  hat. 
Dies  zeigt  die  Wahl  der  dargestellten  Gegen¬ 
stände,  die  Form  der  Gefässe,  die  Schönheit  der 
künstlerischen  Ausführung,  die  bei  vielen  Reliefs 
und  Ornamenten  bewundernswerth  ist.  Das  be¬ 
weist  endlich  mit  vollkommner  Sicherheit  die 
Art,  wie  das  Gewicht  der  Mehrzahl  der  Gefässe 
inschrifllich  angegeben  ist.  Und  diese  Inschrif¬ 
ten  zeigen  auch,  dass  wir  hier  einen  Theil  des 
argentum  escarium  et  potorium  (Paulus  in  den 


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376 


Dig.  34.  2,  32,  2.  Testam.  Dasumii  §.  4)  eines 
reichen  Römers  vor  uns  haben,  dessen  Entste¬ 
hung  nach  Rom,  etwa  in  die  Zeit  des  Augustus 
oder  Tiberius,  zu  setzen  ist.  lieber  den  Kunst¬ 
werth  und  die  dargestellten  Gegenstände  werden 
Berufenere  urtheileii  und  erweisen,  dass  der  Fund 
einzig  in  seiner  Art  sei.  Meine  Absicht  ist  nur 
hier  die  Inschriften  mitzutheilen ,  die  mehr  in 
meinen  Bereich  gehören,  und  einige  Worte  zu 
ihrer  Erklärung  hinzuzufügen.  Vollkommen  ge¬ 
treue  Nachbildungen  giebt  das  beiliegende  Blatt 
nicht,  aber  dass  sie  in  allem  Wesentlichen  ge¬ 
nau  sind,  wird  die  Vergleichung  mit  den  Origi¬ 
nalen  zeigen.  Die  Mittheilung  der  meisten 
verdanke  ich  der  zuvorkommenden  Güte  Herrn 
Dr.  Benndorffs.  Nur  4.  19.  20.  23.  24  sind  in 
Linien  eingeritzt,  alle  übrigen  punktirt,  wie  dies 
auf  metallenen  Gefässen  häufig  geschah. 

1.  Unten  im  Fusse  eines  Bechers. 

2.  Auf  dem  Boden  eines  Becherfusses. 

Ofienbar  haben  wir  einen  und  denselben  Na¬ 
men  vor  uns,  dessen  schwankende  Orthographie 
ihr  Analogon  in  BROCCVS  C.  I.  L.  1,  1266  ne¬ 
ben  BROCCHVS  1,  485  (vergl.  Th.  Mommsen, 
Gesch.  d.  R.  M.  p.  640)  und  1,  1194  hat.  Ebenso 
Graccus  und  Gracchus  (Charis,  p.  82,  7  K.).  So- 
wol  CG  aber,  als  das  über  die  Linie  verlängerte  I 
der  langen  Genitivendung  weisen  ebenso,  wie  die 
Buchstabenformen,  die  denen  z.  B.  in  den  Fasti 
praenestini  gleichen,  in  die  ältere  Kaiserzeit. 
Dass  damals  der  Name  Boccus,  Bochus  vorkam, 
beweist  der  Schriftsteller  Cornelius  Bochus,  den 
Plinius  in  der  N.  H.  und  Solinus  mehrfach  anfuh- 
ren:  Th.  Mommsen  praef.  Solini  p.  XVII.  E.  Hüb¬ 
ner  Hermes  1  S.  397  bemerkt,  dass  der  Name 
in  Lusitanien  häufig  vorkomme.  Ob  die  Ligatur 
MALLEOLVS  oder  MALLIVS  zu  lesen  sei,  kann 


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377 


nach  dem,  was  Mommsen  zu  den  gleichen  Mo¬ 
nogrammen  auf  den  Münzen  375  und  379  des 
C.  L  L.  und  Gesch.  d.  R.  M.  p.  558.  562  be- 
merkt,  zweifelhaft  sein. 

Wir  lernen  also  durch  diese  Inschriften  einen 
negotiator  argentarius  L.  Malleolus  (Mallius?)  Bo- 
chus  der  ersten  Kaiserzeit  kennen  und  haben  die 
erste  zu  lesen: 

L.  Mallii  Bocci.  P(ondo)  tria  (ünciam)  unam 
(scripula)  tria.  (3  Pfund  1^/24  Unze) 
die  zweite: 

L.  Mallii  Bochi.  P(ondo)  unum  (Uncias)  duas 
(scripula)  sex.  (1  Pf.  2^24  UA 
Denn  dass  die  Gewichte  der  Gefässe  alle  in 
Pondo,  Unciae,  Scripula  angegeben  seien,  kann 
trotz  des  verschiedenen  Zeichens  für  die  Scripula, 
das  selbst  8.  9.  10.  20  ganz  fehlt,  nicht  zwei¬ 
felhaft  sein.  So  giebt  z.  B.  auch  Frontinus  de 
aquis  urbis  Romae  1  §.  39  ff  die  Maasse  seiner 
Bleiröhren  alle  in  Digiti,  Unciae,  Scripula.  Es^ 
genügt  auf  Mommsens  Gesch.  d.  R.  Münzw.  S. 
188  ff.  undHultsch  Gr.  und  R.  Metrologie  S.  112, 
Metrolog.  script.  reliqu.  2  p.  XXVUI  zu  verweisen. 

3.  Unten  am  Griff  eines  Tigels.  —  Das 
Monogramm  kommt  auf  Münzen  der  gens  Au- 
relia  öfters  vor  (C.  I.  L.  1,  241.  Wir  haben 
also  einen  negotiator  M.  Aurelius  Cotta  (?), 
zu  erkennen.  Das  Gewicht  P(ondo)  tria  (Uncias) 
duas  (Scripulum)  unum  ist  sicher.  Aber  Schwie¬ 
rigkeit  macht  die  hier  vor  dem  P  stehende  Zahl 
II.  Offenbar  sind  die  Zahlen  I  auf  Nr.  4.  5, 
III  auf  6 — 14,  IV  auf  15 — 17  derselben  Art. 
Aber  was  bedeuten  sie?  Man  kann  an  die  Be¬ 
zeichnung  der  zu  einer  Garnitur,  einem  Service 
zusammengehörigen  Stücke  denken,  oder  bei  ei¬ 
ner  z.  B.  nach  Dekaden  (wie  bei  uns  nach  Du¬ 
tzenden)  geordneten  grossen  Menge  einzelner 


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S78 


Gefasse  die  zu  derselben  Dekas  gehörigen  so  bezeich¬ 
net  glauben,  oder  es  können  auch  verschiedene 
Kaliber,  verschiedene  Grössen,  die  in  den  offici- 
nae  argentariae  vorhanden  waren,  damit  gemeint 
sein.  Und  fast  sollte  man  die  Stellung  dieser 
Zahl  zwischen  dem  Namen  des  Negotiator  und 
der  Gewichtangabe  in  den  Nummern  3  und  4 
dahin  deuten,  dass  sie  nicht  auf  Besitzverhält¬ 
nisse  gehe,  sondern  vom  Goldschmidt  für  seine 
Betriebszwecke  zugefügt  sei,  Also  die  ganze  In¬ 
schrift:  M.  Aur(elii)  C(ottae).  11.  P(ondo)  tria 
(üncias)  2  (Scripulum)  1  (3  Pf.  2V24  U.). 

4.  Auf  dem  Boden  einer  einfachen  Schale 
mit  Blumenornamenten  in  Graffito  und  12  um 
den  Rand  laufenden  Vertiefungen,  wie  für  Eier. 
Ohne  Zweifel  ist  auch  hier  ein  Negotiator  Marsus 
bezeichnet.  Bei  der  Gewichtangabe  erkennt 
man  leicht  die  Ligatur  für  P(ondo)  L(ibra)  und 
so  lautet  die  Inschrift:  Mars(i).  I.  P(ondo)  L(i- 
bras)  duas,  (scripula)  duo  (2^/288  Pf.)« 

5.  Unten  an  einem  Tigel.  üeber  die  Zahl 
I.  vgl.  zu  Nr.  3.  Sonst  ist  die  Lesung  sicher: 
I.  P(ondo)  duo  (üncias)  sex  (Semunciam)  (Scri¬ 
pula)  quatuor  (2  Pf.  fiVs  ü.). 

6.  Auf  dem  Boden  eines  viereckigen  Unter¬ 
setzers.  III.  P(ondo)  tria  (Üncias)  septem  (Scri¬ 
pula)  novem  (3  Pf.  7^24  U.). 

7.  =  6. 

8.  Unten  auf  dem  allein  erhaltenen  Fuss 
eines  Gefässes.  III.  P(ondo)  tria  (üncias)  unde- 
cim  (Scripula)  novem  (3  Pf.  II724  ü.).  Da  in 
der  ganz  gleichen  Inschrift  Nr.  9  vor  der  Zahl 
der  Scripula  kein  Exponent  steht,  so  ist  wol 
auch  hier  an  der  Stelle,  die  etwas  verrieben 
ist ,  keiner  gewesen. 

9.  Auf  einem  ähnlichen  Fusse.  III.  P(ondo) 


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379 


tria  (Uncias)  quinque  (Scripula)  novem  (3  Pf. 
5724  U.). 

10.  Auf  dem  Boden  eines  Becherfusses.  III. 
P(ondo)  unum  (Uncias)  tres  (Scripula)  undecim 
(1  Pf.  3^724  U.).  Ich  nehme  an,  dass  die  hinter 
den  drei  Punkten  * .  •  der  Unzen  in  der  Ab¬ 
schrift  Herrn  Dr.  Benndorfs  folgenden  Punkte, 
in  der  Stellung  nichts  sind,  als  das  undeut¬ 
liche  Zeichen  für  Scripula.  Sechs  Unzen  .werden 
immer  durch  S  (Semis)  bezeichnet. 

11.  Wie  10.  III.  P(ondo)  unum  (Uncias) 
septem  (Semunciam)  (Scripula)  quatuor  (1  Pf. 

7^724  u.). 

12.  Wie  10.  IlLP(ondo)  duo  (XJncias)  un¬ 
decim  (Scripula)  novem  (2  Pf.  11724  U.). 

13.  Wie  lo.  III.  P(ondo)  unum  (Uncias) 
sex  (Semunciam)  (Scripula)  quatuor  (1  Pf.  6^724  U.). 

14.  Ganz  wie  13.  Nur  die  Form  des  P  ist 
ein  wenig  anders. 

15.  Unten  auf  dem  Boden  der  Schale,  auf 
deren  Emblema  das  Relief  des  Deus  Lunus  ist. 
IV.  P(ondo)  quatuor  (Uncias)  quinque  (4  Pf. 
5  U.). 

16.  Unten  auf  dem  Boden  der  Schale,  auf 
deren  Emblema  das  Relief  der  Magna  Mater  ist. 
Inschrift  ganz  wie  15. 

17.  Unten  auf  einem  Teller,  dessen  horizon¬ 
taler  Rand  mit  Vögeln  und  Eichhörnchen  zwi¬ 
schen  Ranken  in  Hochrelief  geziert  ist.  Das 
Zeichen  zwischen  P  und  II  ist  doch  wohl  nichts 
als  I,  so  dass  zu  lesen  ist:  IV.  P(ondo)  tria  (Un¬ 
cias)  quatuor  (Semunciam)  (3  Pf.  4V2  U.). 

18.  Graffito  am  vertikalen  innern  Rand  ei¬ 
nes  Tellers.  P(ondo)  tria  (Uncias)  septem  (Scri¬ 
pula)  septem  (3  Pf.  7^/24  U.).  Zu  dem  sonder¬ 
baren  Zeichen  des  Scripulum  vgl.  Hultsch  me- 
trol.  script.  2  p.  XXII,  135. 


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380 


19.  Graffito  auf  der  untern  Fläcte  eines  Un¬ 
tersetzers.  P(ondo)  L(ibras)  duas(üncias)  quin- 
que  (Scripula)  quatuor.  In  der  Abschrift  des 
Herrn  Dr.  B.enndorf  sehen  die  Zeichen  für  die 
Unzen  fast  aus,  wie  389,  aber  die  Vergleichung 
von  Nr.  20  zeigt,  dass  JJo  zu  lesen  ist;  ob  aber 
9  in  o)  aufzulösen  sei,  wie  ich  gethan  habe, 
oder  nur  für  o  genommen  werden  müsse,  wofür 
20  spricht,  kann  nur  eine  nochmalige  Verglei¬ 
chung  des  Originals  entscheiden  (2  Pf.  5^24  U.). 

20.  Wie  19. 

21.  Graffito  auf  dem  Boden  eines  Kyathos. 
Die  Buchstaben  SH  auf  dieser  und  der  folgenden 
Nummer  bezeichnen  höchst  wahrscheinlich  wie¬ 
der  den  Besitzer  einer  taberna  argentaria,  wie  L. 
Mallius  Bochus,  M.  Aurelius  C.  und  Marsus  wa¬ 
ren.  Die  Inschrift  hiesse  also:  S.  H.  P(ondo) 
Septem  (Uncias)  octo  (Scripula)  quinque.  Sollte  sich 
aber  bei  näherer  Untersuchung  nicht  ergeben,  dass 
vielmehr  auf  dem  Gefässe* steht:  P.  V-USJVund’ 
zu  lesen  ist  P(ondo)  L(ibras)  duas  (Uncias)  octo 
(Scripula)  quinque  ?  Denn  7  Pf.  ist  für  das  Ge- 
fäss  (Durchm.  0,11.  Höhe  0,10.  Gewicht  246  Gr. 
Zollg.)  offenbar  viel  zu  viel.  Auch  darüber  bin 
ich  im  Zweifel,  ob  die  Zeichen  vor  der  Zahl  der 
Scripula  für  eine  nota  des  Scripulum  oder  für 
Kinge  zur  Bezeichnung  zweier  Unzen  zu  neh¬ 
men  sind,  wie  in  den  Inschriften  19  und  20 
(entweder  2  Pf.  6^24  U.  oder  2  Pf.  8^24  U.).  j 

22.  Wie  21. 

23.  Am  äussern  Jßande  eines  grossen  glo¬ 
ckenförmigen  Gefässes.  Wie  dmse  Geyrichtsbe¬ 
zeichnung  zu  erklären  sei,  weiss  ich  nicht.  30 
Pfund  und  1  Scripulum  oder  gar  41  Pf.  ist  ein 
Gewicht,  das  für  das  Gefäss  natürlich  viel  zu  gross 
ist,  und  die  Angabe  eines  Scripulum  über  30  Pfund 
noch  dazu  höchst  unwahrscheinlich.  Aber  auch 


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381 


die  ganz  vereinzelte  Angabe  in  dem  Codex  Mu- 
tinensis  bei  Hnltsch  metrol.  scriptores  2  p;132, 
dass  X  eine  nota  für  As  gewesen  sei,  wird  man 
nicht  anwenden  wollen,  um  hier  3  Pfund  1  Scri- 
pulum  zu  finden.  X  im  Mutinensis  geht  wol  auf 
L  zurück,  das  Mommsen  G.  R.  M.  p.  199  erwähnt. 

24.  Auf  dem  Boden  des  Embleraa  mit  dem 
schönen  Minervarelief.  Die  Gewichtangabe  hinter 
P  ist  wol  eher  undeutlich  geworden,  als  dass  das 
Ganze  für  bedeutungslose  Kritzelei  zu  halten 
wäre.  Passend  bietet  sich  für  dies  und  die  andern 
Embleme  die  Inschrift  Or.-Henzen  5905  zur  Ver¬ 
gleichung:  Noreiae  Aug.  Sacr.  Q.  Fabius  Mo¬ 
destus  domo  Roma.  Dec.  al.  I.  Aug.  Thracum 
phialam  argent.  P.  11.  embl.  Noreiae  aurea  un- 
cias  duas  D.  D. 

Besondere  Beachtung  verdient  unter  den  an¬ 
geführten  Gewichtszeichen  die  alterthümliche 
Form  des  P,  welche  si^^  in  den  Inschriften  6  — 
14  und  23  findet,  denn  schwerlich  weicht  sie 
auf  9  sehr  von  den  übrigen  ab.  Während  also 
alle  mit  der  OrdnungszifiFer  III  bezeichneten 
Stücke  dies  Zeichen  gleich  haben,  ist  das  des 
Scripulum  auf  6-  7  eckig,  auf  7 — 14  rund  und 
auf  9.  10.,  wol  auch  8,  fehlt  es  ganz.  Ein  ge¬ 
wisses  Schwanken  scheint  also  auch  unter  den¬ 
selben  Händen  vorgekommen  zu  sein,  aber  man 
ist  dennoch,  wie  ich  glaube,  berechtigt  anzuneh-: 
men,  dass  Stücke  mit  der  Ligatur  PL  (4.  19. 
20)  auf  eine  und  dieselbe,  aber  von  den  mit 
anderer  Bezeichnung  des  Fundes  verschiedene 
Werkstätte  hindenten.  So  passt  es  gut,  wenn 
meine  Vermuthung  zu  21.  22.  richtig  ist,  dass 
allein  in  der  Werkstätte  SH  die  Bezeichnung 
P.  V*  vorkommt.  Wir  dürfen  also  wol  anneh¬ 
men,  dass  wir  in  dem  hildesheimer  Fund  Arbei¬ 
ten  aus  mindestens  fünf  Werkstätten  haben,  des 

33 


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382 


Mallius  Bochus,  des  Aurelius  C.,  des  Marsus, 
des  SH,  der  mit  P.  Das  stimmt  ganz  gut  mit 
der  Angabe  in  Plinius  N.  H.  33  §.  139  über  die 
tabernae  furniana,  clodiana,  gratiana,  nach  de¬ 
nen  das  in  verschiedenem  Geschmack  gearbeitete 
Silbergeschirr  genannt  worden  sei.  Gewiss  em¬ 
pfiehlt  die  Zartheit  und  Vollendung  der  Arbeit 
in  Entwurf  und  Ausfühhing  den  Gedanken  Benn¬ 
dorfs,  dass  die  Künstler  selbst,  wenigstens  der 
schönsten  Gefässe,  Griechen  gewesen  seien.  Er 
erinnert  passend  an  die  Inschrift  bei  Gruter  p. 
639,  12:  (M.  Canuleius  Zosimus)  arte  in  caelatura 
clodiana  evicit  omnes,  die  auch  Brunn  G.  d.  Gr. 
K.  2  S.  404  erwähnt.  Ob  sie  echt  ist? 


llniTersität. 

Aus  dem  pathölogischen  Institut. 

Die  Querlinien  der  Muskelfasern  und  ihr 
Verhalten  zu  der  mo torischen  Endplatte 

Von 

W.  Krause. 

Nachdem  die  wahre  Structur  der  querge¬ 
streiften  Muskelfasern  erkannt  war  (S.  Gott. 
Nachr.  1868.  20.  Aug.  Nr.  17.),  erschien  es 
leicht,  die  Frage  über  das  Lage-Verhältniss  der 
motorischen  Endplatten  in  Bezug  auf  ihre  zu¬ 
gehörigen  Muskelfasern  zur  Entscheidung  zu 
bringen. 

Am  angeführten  Orte  war  auseinandergesetzt 
worden,  dass  die  Querlinien  (im  Gegensatz  zu 
den  Querbändem)  der  Muskelfasern  der  optische 
Ausdruck  von  structurlosen  Grundmembranen 
der  Muskelfächer  sind.  Dieser  Satz  ist  beiläufig 
bemerkt  auf  einem  später  zu  erörternden  Wege 
ganz  leicht  zu  erweisen.  Die  Peripherie  jener 


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Ztc  U.  y.  ?■ 

fg^i.  •A'-  /'g- 

ia:Mi:BOCC!*Plii-Uii 

3. AVM-C  ii-pU:i)5 

4. AAA|\S-/-E/U'III 

P  HIS*>iX 

JJIl-niür.MlX 

ii.üj'P'llS^iO  iX 

ftf.iV'P  ivr.- 

ii.E««88*iv 


ai.  p  U 


ll.CHpVf/fä'' 
H.CVM-BA5I-  r-XXXVl 


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383 


Grundmembranen  ist  mit  dem  Sarcolem  fest  ver¬ 
wachsen,  wie  aus  den  während  der  Contraction 
entstehenden  Einschnürungen  der  Muskelfasern 
an  den  betreffenden  Ansatzstelleu  der  Grund¬ 
membranen  an  das  Sarcolem  hervorgeht.  Auch 
sieht  man  in  der  Längsansicht  der  Muskelfaser 
den  continuirlichen  Uebergang  der  Querlinien 
in  die  Contour ,  welche  den  optischen  Ausdruck 
des  Sarcolems  bildet. 

Es  fragte  sich  nun,  wie  sich  die  Querlinien 
an  der  Stelle  verhalten,  wo  die  motorische  End¬ 
platte  gelegen  ist.  Sie  konnten  z.  B.  frei  en¬ 
digen,  in  welchem  Falle  die  letztere  natürlich 
innerhalb  des  Sarcolems  liegen  musste.  Um  dies 
zu  ermitteln,  bedurfte  es  einer  Methode  die 
Säugethier -Muskelfasern  zu  isoliren.  Es  wurde 
aber  zur  LcTsung  der  eben  aufgestellten  Frage 
noch  erfordert,  dass  die  Querlinien,  das  Sarco¬ 
lem,  die  motorische  Endplatte  oder  doch  wenig¬ 
stens  ihre  Kerne  an  der  isolirten  Muskelfaser 
deutlich  erkennbar  bleiben.  Diesen  Ansprüchen 
genügt  vollkommen  die  Anwendung  von  «Oxal¬ 
säure  und  Wärme,  worüber  nächstens  Genaue¬ 
res  mitgetheilt  werden  soll. 

Man  findet  auf  diese  Art  an  isolirten  Mus¬ 
kelfasern  mit  Leichtigkeit  die  ansitzenden  dop- 
peltcontourirten  Nervenfasern.  Wo  sie  endigen, 
zeigt  sich  in  der  reinen  Profilansicht  an  Stelle 
der  Endplatte  eine  Reihe  von  Kernen,  die  mei¬ 
stens  ganz  frei  dem  Sarcolem  aufliegen.  Zu¬ 
weilen  erhalten  sich  noch  Reste  der  Bindege- 
websmembran ,  welche  die  motorische  Endplatte 
überzieht.  Die  Muskelfaser  aber  besitzt  durch¬ 
aus  keine  Hervorwölbung ,  keinen  Hügel  an  der 
betreffenden  Stelle;  sie  ist  cylindrisch  oder  in 
den  meisten  Fällen  ein  wenig  concav  einge¬ 
drückt.  Daher  erscheint  der  Ausdruck  Ner- 


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384 


venthal  für  die  Stelle,  wo  die  Endplatte  liegt, 
nicht  unpassend.  In  dem  Nerventhal  nun  sieht 
man  das  Sarcolem  als  breite  glänzende  Contour 
zwischen  den  Querlinien  und  den  Kernen  der 
motorischen  Endplatte  sich  hinziehen  und  mit 
den  Querlinien  im  continuirlichen  Zusammen¬ 
hänge,  während  die  anisotrope  mit  der  isotro¬ 
pen  Substanz  homogen  resp.  glashell  durchsich¬ 
tig  geworden  ist. 

Auf  diese  Art  —  abgesehen  von  den  früher 
(1.  c.)  erwähnten  Thatsachen  der  Entwicklungs¬ 
geschichte  —  lässt  sich  mit  Leichtigkeit  zeigen, 
dass  die  motorischen  Endplatten  wirklich  ausser¬ 
halb  des  Sarcolems  liegen,  welcher  Nachweis 
bisher  nur  unter  besonders  begünstigenden  Um¬ 
ständen  gelungen  war.  Auch  an  Froschmuskel¬ 
fasern,  welche  auf  diese  Weise  isolirt  worden 
sind,  kann  man  darthun,  dass  die  Kerne  der 
motorischen  Endplatten  ausserhalb  des  Sarco¬ 
lems  gelegen  sind.  (Zur  Vermeidung  von  Miss¬ 
verständnissen  muss  bemerkt  werden,  dass  ein 
die  Budplatten  des  Frosches  erörternder  Auf¬ 
satz,  der  bald  erscheinen  wird,  von  mir  bereits 
im  Juli  d.  J.  an  die  Redaction  des  Archivs  für 
Anat.  und  Physiol.  eingesandt  worden  ist).  Da 
sich  die  Muskelfasern  der  Wirbelthiere  jede  aus 
Einer  embryonalen  Zelle  entwickeln,  deren  Zel¬ 
lenmembran  (Sarcolem)  bei  den  Säugern  und 
beim  Frosch  niemals  von  einer  Nervenfaser  durch¬ 
bohrt  wird,  so  lässt  sich  der  Analogie  nach 
schliessen,  dass  bei  sämmtlichen  Wirbelthieren 
die  motorischen  Endplatten  ausserhalb  des  Sar¬ 
colems  liegen.  Bei  Insecten  lauten  die  Daten 
der  Entwicklungsgeschichte  bekanntlich  abwei¬ 
chend  und  ein  Analogie -Schluss  ist,  wie  man 
weiss,  aus  diesem  Grunde  nicht  statthaft. 

Göttingen ,  den  12.  Sept,  1868. 


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Üfachrichten 

von  der  Königl.  Gesellschaft  der  Wissen¬ 
schaften  und  der  G.  A.  Universität  zu 
Göttingen, 


November  18.  19,  1868. 


Königliche  Gesellschaft  der  Wissenschaften. 

Die  Wohnsitze  und  Wanderungen 
der  Arabischen  Stämme. 

Von 

F.  Wüstenfeld. 

Ueber  die  Geschichte  der  Ureinwohner  Ara¬ 
biens,  der  Stämme  *Äd,  Thamüd,  Tasm,  und 
'Gadis,  haben  sich  zwar  nur  sehr  vereinzelte 
Nachrichten  erhalten,  doch  sind  diese  schon  von 
den  Arabischen  Geschichtschreibern  in  einen 
gewissen  Zusammenhang  gebracht  und  dadurch 
bekannt  geworden.  Diese  Stämme  haben  sich 
theils  unter  einander  selbst  aufgerieben,  theils 
mit  der  nachfolgenden  zweiten  und  dritten  Be¬ 
völkerung  vermischt,  so  dass  sie  ihre  Selbstän¬ 
digkeit  verloren  und  schon  viele  Jahrhunderte 
vor  dem  Isläm  als  erloschen  zu  betrachten  sind. 
Wie  dann  die  zweite  und  dritte  Bevölkerung, 
jene,  die  Jemenischen  Stämme  seit  dem  sech¬ 
sten,  diese,  die  Ismä’ilitischen,  seit  dem  vorletz¬ 
ten  Jahrhundert  vor  unserer  Zeitrechnung  sich 
auf  der  Halbinsel  ausbreiteten,  wie  sie  die  meist 
herrenlosen  Gebiete  durchzogen,  den  besten  Wei¬ 
den  für  ihre  Heerden  nachgehend,  wie  sie  um 

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386 


diese  stritten  oder  ans  anderen  Veranlassungen 
lange  und  blutige  Kämpfe  führten  und  sich 
trennten,  bis  nicht  sehr  lange  vor  Muhammed 
fast  jede  Völkerschaft  einen  ziemlich  bestimm¬ 
ten  Wohnsitz  eingenommen  hatte,  —  das  wird 
uns  in  einzelnen  Zügen  in  einer  Menge  gleich¬ 
zeitiger  historischer  Lieder  geschildert,  und  die 
späteren  Araber  sind  bemüht  gewesen  zum  nä¬ 
heren  Verständniss  derselben  die  darauf  bezüg¬ 
lichen  Thatsachen  nach  den  alten  üeberliefe- 
rungen  aufzuzeichnen.  Indess  ist  eine  zusam¬ 
menhängende  Darstellung  und  eine  genaue  An¬ 
gabe  jener  Wanderungen  und  dieser  Wohnsitze 
bisher  unter  uns  nicht  versucht  worden ,  und 
es  schien  mir  desshalb  passend  damit  einen  An¬ 
fang  zu  machen  durch  die  Veröffentlichung  der 
Vorrede  des  Abu  *Obeid  el-Bekri  zu  seinem  geo¬ 
graphischen  Wörterbuqhe,  welche  sich  aus¬ 
schliesslich  mit  diesem  Gegenstände  beschäftigt. 
Zwar  habe  ich  einen  Theil  davon  schon  in  dem 
Register  zu  meinen  genealogischen  Tabellen 
bei  den  einzelnen  Namen  benutzt,  allein  diese 
dadurch  auseinander  gerissenen  Notizen  gewäh¬ 
ren  keine  lieber  sicht  über  das  Ganze,  und  die 
Gedichte  sind  darin  ganz  unberücksichtigt  ge¬ 
lassen;  man  wird  aber  gut  thun  zum  Verständ- 
niss  die  genealogischen  Tabellen  zu  Hülfe  zu 
nehmen. 

Den  Nachrichten  des  Bekri  liegen  ältere 
namhafte  Werke  zum  Grunde,  die  uns  nicht 
mehr  erhalten  sind,  und  wenn  sie  auch  keines¬ 
wegs  auf  Vollständigkeit  Anspruch  machen  kön¬ 
nen,  so  werden  sie  doch  einen  ganz  passenden 
Rahmen  abgeben,  in  welchen  sich  andere  zer¬ 
streute  Notizen  einreichen  lassen.  Besonders 
wird  es  noch  darauf  ankommen,  mit  Hülfe  der 
Genealogien  und  anderer  Angaben .  die  Zeit 


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387 


dieser  Wanderungen  zu  bestimmen,  dann  aber 
auch  in  jedem  Gebiete  die  Namen  der  Nieder¬ 
lassungen  seiner  Bewohner,  die  Namen  der  Städte 
und  Dörfer,  der  Berge,  Thäler,  Gewässer,  Brun¬ 
nen,  Weideplätze  u.  d.  gl.  nachzutragen,  wozu 
ein  reichhaltiges  Material  vorhanden  ist,  um 
sich  daraus  ein  Bild  zu  entwerfen,  wie  Arabien 
kurz  vor  und  zu  Muhammeds  Zeit  aussah,  denn 
auf  diese  Periode  beziehen  sich  die  meisten  der¬ 
artigen  Angaben,  ehe  die  Strömungen  nach  au¬ 
ssen  dem  Lande  wieder  ein  anderes  Ansehen 
gaben,  wiewohl  auch  nicht  wenige  Stämme  bis 
auf  den  heutigen  Tag  ihre  alten  Wohnsitze  inne 
haben. 

Da  Jäcü  t  zum  Theil  dieselben  älteren  Werke 
benuzte  wie  Bekri,  so  finden  sich  bei  beiden 
viele  gleichlautende  Stellen ,  von  denen  ich  die 
hauptsächlichsten  angemerkt  habe;  indess  kom¬ 
men  in  den  Gedichten  nicht  selten  auch  ganz 
abweichende  Recensionen  vor,  die  also  aus  ver¬ 
schiedenen  Quellen  geschöpft  sein  müssen ;  auch 
in  dem  Eit  ab  el-agäni  werden  »ich  manche 
Stücke  wörtlich  wiederfinden. 

Abu  ’Obeid  *  Abdallah  ben  ’Abd  el-*Aziz  el- 
Bekri,  ein  ausgezeichneter  Feldherr,  Gelehrter 
und  Dichter  Spaniens,  welcher  im  J.  487  (1094 
Ohr.)  starb,  hat  mehrere  bedeutende  W  erke  ver¬ 
fasst,  von  denen  uns  zwei  geographische  erhal¬ 
ten  sind,  das  eine,  die  Beschreibung  von  Africa, 
ist  durch  die  Ausgabe  vohSlane  bekannt,  das 
andere,  ein  geographisches  Wörterbuch,  war  im 
Orient  sehr  geschätzt,  aber  so  selten,  dass  J  ä- 
cüt,  der  weitgereiste,  gelehrte  Buchhändler, 
kein  Exemplar  davon  aufgefunden  hatte  und  es 
sehr  bedauert,  dasselbe  nicht  haben  benutzen 
zu  können.  Wir  besitzen  davon  drei  Hand¬ 
schriften,  zu  Leyden,  Cambridge  und  Mailand, 

34* 


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388 


von  denen  die^  beiden  ersten  bei  unsrer  Ueber- 
setzung  benutzt  werden  konnten.  Die  Ge¬ 
schichte  der  Cambridger  Handschrift,  wie  sie 
in  der  Unterschrift  erzählt  wird,  ist  so  eigen- 
thümlich  und  merkwürdig,  dass  es  wohl  der 
Mühe  werth  ist,  sie  hier  in  der  Kürze  wieder¬ 
zugeben.  Der  Codex  besteht  aus  einem  alten 
Fragment  und  einer  neuen  Ergänzung.  Das 
alte  Fragment  gehörte  zu  einem  Exemplare, 
welches  aus  drei  Bänden  bestand  und  enthält 
von  diesen  den  grössten  Th  eil  des  zweiten  Ban¬ 
des.  Es  ist  dies  eine  der  besten  Arabischen 
Handschriften,  die  wir  haben,  in  schöner  Ma- 
gribinischer  Schrift  geschrieben,  vollständig  vo- 
calisirt  und  fast  ganz  fehlerfrei.  Dieses  Frag¬ 
ment  kam  in  den  besitz  des  Hanifitischen  Ge¬ 
lehrten  Ibrahim  ben  Suleimän  ben  Muhammed 
ben  *Abd  el-Aziz  el-Ginini  zu  Damascus,  wel¬ 
cher  aus  einem  ebenfalls  alten  Magribinischen 
Codex,  der  vom  J.  585  (1189  Chr.)  datirt  und 
mit  der  Original-Handschrift  des  Bekri  verglichen 
war,  das  fehlende  Stück  im  zweiten  Theile 
bis  und  den  dritten  Tb  eil  von  q  bis  zum 
Schluss  im  J.  1095  (1684  Chr.)  ergänzte.  Von 
dem  ersten  Theile  konnte  er  lange  Zeit  kein 
Exemplar  auftreiben,  bis  ihm  nach  dreijährigen 
Bemühungen  sein  Freund,  der  Scheich  Hasan 
^Ag'imi  aus  Mekka  meldete,  dass  dort  ein  Codex 
des  Bekri  aus  Aegypten  angekommen  sei.  Auf 
Ibrahims  Wunsch  nahm  Hasan  hiervon  eine 
Abschrift  und  sandte  sie  nach  Damascus ,  wo 
Ibrahim  dann  den  ersten  Theil  bis  im  J. 

1100  (1689  Chr.)  für  sein  Exemplar  copierte. — 
Auch  diese  Ergänzungen  sind  im  Ganzen  sehr 
correct  und  mit  vielen  Vocalen  versehen. 

Der  Leydener  Codex  enthält  hier  und  da, 


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389 


besonders  am  Schlüsse  der  Artikel,  Zusätze  und 
242  Artikel  mehr  als  der  Cambridger,  und  es 
liegt  die  Vermuthung  nahe ,  dass  Bekri  eine 
zweite  vermehrte  Ausgabe  besorgt  habe,  wie¬ 
wohl  auch  der  Cambridger  Codex  einige  grö¬ 
ssere  Stellen  und  30  Artikel  enthält,  welche  in 
dem  Leydener  fehlen. 

Die  Ausarbeitung  selbst  erscheint  in  dem 
14.  Bande  der  Abhandlungen  der  Kgl.  Ges.  d. 
Wiss. 


Erweiterung  des  Gaussschen  Punda- 
mentalsatzes  für  Dreiecke  in  stetig 
gekrümmten  Flächen. 

von  Ernst  Schering. 

Ga  US 8  hat  in  seiner  Abhandlung ‘Disquisitio- 
nes  generales  circa  superficies  curvas’  (Göttingen 
1827)  hauptsächlich  den  Zweck  verfolgt,  einen 
Lehrsatz  über  die  Beziehungen  zwischen  den 
Theilen  eines  solchen  Dreiecks  zu  beweisen,  das 
aus  drei  kürzesten  in  einer  stetig  gekrümmten 
Fläche  liegenden  Linien  gebildet  wird.  Die 
Form  des  von  Gauss  aufgestellten  Lehrsatzes  ist 
analog  dem  Legendreschen  speciellen  Satz  für 
Dreiecke  in  einer  Kugelfläche,  es  wird  der  Un¬ 
terschied  zwischen  jedem  Winkel  solchen  Drei¬ 
ecks  und  dem  entsprechenden  Winkel  eines  ebe¬ 
nen  Dreiecks,  dessen  Seiten  dieselben  Längen 
haben  wie  das  erstere,  angegeben.  Das  Eigen- 
thümliche  an  diesem  Satze  ist,  dass,  wenn  man 
die  in  die  Quadratwurzel  aus  dem  Maasse  der 
Flächenkrümmung  multiplicirten  Längen  der 
Seiten  als  kleine  Grössen  erster  Ordnung  an¬ 
sieht  und  die  Grössen  vierter  und  höherer  Ord- 


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390 


nung  ausser  Acht  lässt,  dann  der  genannte  Un¬ 
terschied  allein  schon  durch  die  in  den  Flächen¬ 
inhalt  des  Dreiecks  multiplicirten  Maasse  der 
Flächenkrümmungen  an  den  drei  Eckpunkten 
bestimmt  wird. 

Aus  dem  andern  in  jener  Abhandlung  be¬ 
wiesenen  Satze,  dass  bei  der  Abwickelung  von 
Flächen  auf  einander  das  l^rümmungsmass  un- 
geändert  bleibt,  folgt  leicht,  dass  überhaupt  die 
Beziehung  zwischen  den  Theilen  der  in  einer 
Fläche  liegenden  Figur  nicht  weiter  von  der 
Gestalt  der  Fläche  als  nur  von  dem  Krümmungs- 
maasse  abhängt. 

Die  Bestimmung  des  Unterschiedes  zwischen 
den  Winkeln  eines  Dreiecks  in  einer  krummen 
Fläche  und  den  Winkeln  des  entsprechenden 
Dreiecks  in  der  Ebene  hat  Gauss  noch  weiter 
als  in  dem  erwähnten  Satze  geführt.  Er  hat 
auch  die  Glieder  vierter  Ordnung  abgeleitet, 
aber  sie  nur  durch  die  Coefficienten  in  der  Rei¬ 
henentwickelung  für  eine  Function  dargestellt, 
welche  selbst  erst  durch  den  allgemeinen  Aus¬ 
druck  von  besonderer  Form  für  das  Längenele¬ 
ment  in  der  Fläche  bestimmt  wird. 

Diese  Entwickelung  hat  Herr  Han  s  en  in  sei¬ 
nen  ‘Geodätischen Untersuchungen  (Leipzig  1865) 
wieder  aufgenommen  auch  die  Glieder  fünfter 
Ordnung  dargestellt  und  zwar  durch  Differen¬ 
tial-Ausdrücke,  die  unmittelbar  aus  der  Gleichung 
der  Fläche  abgeleitet  werden. 

Wegen  des  rein  theoretischen  Interesses  des 
Lehrsatzes  und  wegen  der  besondern  Brauchbar¬ 
keit,  die  er  für  die  Berechnung  der  Gestalt  der 
Erde  aus  sehr  weit  über  die  Oberfläche  dersel¬ 
ben  sich  erstreckenden  Messungen  bietet,  theile 
ich  hier  den  von  mir  auf  die  Berücksichtigung 


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391 


der  Glieder  vierter  Ordnung  erweiterten  G  a  u  s si¬ 
echen  Fundamentalsatz  mit. 

Sind 

a^hyC  die  Längen  der  kürzesten  ein  Dreieck 
einschliessenden  Linien  in  einer  stetig 
gekrümmten  Fläche 

J-,  jB,  G  die  drei  den  entsprechend  bezeichneten 
Seiten  gegenüberliegenden  Winkel 
a,  tf,  Y  ciiö  Maasse  der  Flächenkrümmungen  in 
den  drei  Eckpunkten 

«1,  6i,  Yi  die  Maasse  der  Flächenkrümmungen 
in  den  Halbirungspunkten  der  drei 
Seiten 

der  Inhalt  des  Dreiecks  auf  der  krum¬ 
men  Fläche. 

die  den  geradlinigen  Seiten  von  den 
Längen  a,h^c  eines  ebenen  Dreiecks 
gegenüberliegenden  Winkel 
(T*  die  Fläche  dieses  ebenen  Dreiecks  also 
nach  Gauss : 

■^  =  1  +  rzö  «  (  +  266  +  2cc) 

+  ^  hh  2cc) 

TW  y  “I" 

so  ist,  wenn  man  zur  Abkürzung 

31  =  _  8ai  +  46'  +  4y 
33  =  +  4a  —  86'i  4- 

ß  =  -(-■  —  8/1 

setzt: 

A  —A*  =  ^(f{2a-}-6+Y 

—  To  ”1“  "i"  “1“  ( —  2a(i  -f-  66  -|-  cc]  | 

B  —  JB*  —  (S  \a  26  Y 

-  iV  (2  31  +  ö  +  2ß)  +  ^6'6' (+ aa  -  266  +  cc)  j 
C  —  C*  =  a  ja  -|-  6'  -(-  2/ 

- 1^(231  +  233  +  ß)  +  i^YY  (+  a«  +  -  2cc)  j . 


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392 


Zum  Gedächniss  von 
Jan  van  der  Hoeven. 
von  Wiih.  Keferstein. 

Viel  seltener,  wie  in  ihren  andern  Zweigen 
treten  uns  in  den  beschreibenden  Naturwissen¬ 
schaften  jene  beglückten  Forscher  entgegen, 
welche  durch  neue  Felder  eröffnende  und  rasch 
in  ihrer  Wichtigkeit  erkannte  Entdeckungen 
die  Augen  aller  Welt  auf  sich  lenken;  um  so 
häufiger  aber  begegnen  wir  in  ihren  Bahnen 
den  still  und  stetig  wirkenden  Arbeitern,  welche 
im  unverdrossenen  Fleiss  auf  vorgezeichneten 
Wegen  die  Schätze  ihrer  Wissenschaft  beständig 
vermehren  und  sie  in  der  besten  und  leichtesten 
Form  auf  ihre  Schüler  übertragen. 

Einer  solcher  stillen  Forscher  war  der  am 
10.  März  1868  verstorbene  Professor  der  Zoo¬ 
logie  und  vergleichenden  Anatomie  an  der  Uni¬ 
versität  Leiden  Jan  van  der  Hoeven,  seit 
1860  correspondirendes  Mitglied  unserer  Socie- 
tät.  Sein  Leben  ist  ruhig  und  ohne  besondere 
Ereignisse  in  gewissenhafter  Arbeit  dahingeflos¬ 
sen,  seine  Werke  aber  und  sein  Wirken  werden 
sein  Andenken  in  der  Wissenschaft  lebendig 
erhalten. 

Jan  van  der  Hoeven*)  wurde  am  9.  Fe¬ 
bruar  1801  zu  Rotterdam  als  der  jüngste  von 
vier  Brüdern  geboren,  von  denen  ausser  ihm  noch 
zwei  Cornelis  Pruys  als Mediciner  und  Abrä- 

*)  Bei  den  folgenden  Bemerkungen  über  das  Leben 
van  der  Hoeven’s  konnte  ich  ausser  gütigen  Mitthei¬ 
lungen  seines  Sohnes,  pract.  Arztes  in  Rotterdam,  be¬ 
nutzen  den  Levensberigt  von  Harting  im  Jaarboek  der 
Akademie  in  Amsterdam  1868  und  den  Necrolbg  von 
Salverda  in  der  Nederlandsch  Tijdsohrift  voor  Gnees- 
kunde  1866. 


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393 


ham  des  Amorie  als  Theologe  in  der  Wis¬ 
senschaft  sich  auszeichneten.  Schon  in  seinem 
zweiten  Jahre  verlor  van  der  Hoeven  seinen 
Vater,  erhielt  aber  neun  Jahre  alt  in  D  r.  P  r  u  y  s 
practischem  Arzt  in  Rotterdam  einen  sorgsamen 
Stiefvater.  In  seinem  Jünglingsalter  beschloss 
man  ihn  Chirurg  werden  zu  lassen  und  that 
ihn,  da  damals  in  Holland  noch  das  Wesen  der 
zünftigen  Chirurgen  in  Blüthe  stand,  zu  einem 
alten  Practicus  in  die  Lehre.  Aber  die  ihm 
hier  gebotene  Beschäftigung  konnte  seinen  kräf¬ 
tigen  und  strebsamen  Geist  in  keiner  Weise  be¬ 
friedigen  und  er  erlangte,  da  er  niemals  eine 
höhere  Schule  besucht  hatte,  die  Erlaubniss, 
Privatunterricht  in  der  lateinischen  Sprache  zu 
nehmen,  um  später  die  Universität  besuchen 
und  sich  der  medicinischen  Wissenschaft  wid¬ 
men  zu  können. 

Nach  solcher  mangelhaften ,  nur  anderthalb 
Jahr  dauernden,  Vorbereitung  begann  er  be¬ 
reits  1819  in  Leiden  seine  Studien,  brachte 
aber,  wie  es  oft  zu  geschehen  pflegt,  viel 
mehr  Lust  zu  den  classischen  Wissenschaf¬ 
ten  mit,  als  meistens  die  normal  auf  den  Gym¬ 
nasien  ausgebildeten  Jünglinge  zeigen.  Van 
der  Hoeven  lernte  vorzügliches  Latein,  das 
er  in  Wort  und  Schrift  beherrschte,  lernte  spä¬ 
ter  noch  Griechisch  und  hatte  solche  Freude  an 
den  alten  namentlich  lateinischen  Schriftstel¬ 
lern,  dass  er  sie  bis  in  sein  Alter  las  und  zu¬ 
weilen  mit  ihren  Aussprüchen  seine  Schriften 
schmückte.  Lange  Zeit  hat  van  der  Hoeven 
später  seine  Vorlesungen  in  lateinischer  Sprache 
gehalten  und  vielleicht  mit  zu  grosser  Vorliebe 
für  sie  sein  letztes  grösseres  Werk  noch  in  der¬ 
selben  geschrieben. 

In  Leiden  warf  sich  van  der  Hoeven  zu- 


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394 


nächst  auf  die  Naturwissenschaften ,  in  deren 
organischen  Zweigen  er  aber  wesentlich  nur  den 
Unterricht  bei  S and i fort  in  der  Anatomie 
und  Physiologie  gemessen  konnte ,  indem  der 
Lehrstuhl  der  Naturgeschichte  nach  Brug- 
man’s  Tode  (1819) unbesetzt  blieb,  bis  ihn  nach 
seiner  Rückkehr  aus  Indien  unser  Landsmann 
Reiuwardt  1822einnähm. 

Van  der  Hoeven  war  demnach  hauptsäch¬ 
lich  auf  Privatstudien  angewiesen,  widmete  sich 
ihnen  aber  und  besonders  der  Zoologie  und  ver¬ 
gleichenden  Anatomie  mit  solchem  Eifer  und 
Erfolg,  dass  er  seine  ausgezeichneten  Fähigkei¬ 
ten  sehr  früh  durch  drei  Preisschriften  erweisen 
konnte.  So  gewann  er  schon  1820  in  Gent  den 
Preis  bei  der  Frage  nach  dem  Werth  der  ver¬ 
gleichenden  Anatomie  bei  der  Eintheilung  des 
Thierreichs ,  1821  ferner  in  Utrecht  bei  der 
Frage  nach  dem  Bau  und  der  Physiologie  des 
Gehörorgans  und  erhielt  endlich  1822  bei  der 
Frage  nach  der  Lehre  von  den  Endursachen 
und  deren  Anwendung  in  der  Zoologie  eine  Me¬ 
daille  von  der  Utrecht’schen  Gesellschaft  der 
Wissenschaften.  Sein  Stiefvater,  welcher  nur 
durch  diese  Auszeichnungen  mit  seinem  Studium 
der  Naturwissenschaften  hatte  ausgesöhnt  wer¬ 
den  können,  gestattete  ihm  nun  auch  den  Doc- 
torgrad  der  Philosophie  zu  erwerben,  was  van 
der  Hoeven  1822  mit  seiner  noch  jezt  ge¬ 
schätzten  Dissertation  de  sceleto  Piscium  in  Lei¬ 
den  ausführte. 

Um  diese  Zeit  hatte  Reinwardt  seinen 
Lehrstuhl  der  Naturgeschichte  und  Chemie  in 
Leiden  eingenommen  und  wirkte,  wenn  er  auch 
keine  zoologischen  Vorträge  hielt,  doch  viel¬ 
fach  anregend  auf  unsern  van  der  Hoeven. 
Besonders  ermuthigte  er  ihn,  sich  besonders 


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395 


auf  die  Zoologie  zu  werfen  und  eröflfnete  ihm, 
dessen  Talente  schon  so  klar  zu  Tage  lagen, 
die  Aussicht,  später  eine  eigene  Professur  in 
Leiden  zu  erhalten.  Van  der  Hoeven  ging 
daher,  nachdem  er  1824  als  Doctor  der  Medicin 
promovirt  hatte,  auf  ein  halbes  Jahr  nach  Pa¬ 
ris,  wo  er  den  grossen  Geist  C  u  v  i  e  r  ’s  auf  sich 
wirken  liess  und  durch  Strauss-Dürkheim 
in  die  practische  Insectenanatomie  eingeführt 
wurde. 

Seine  Aussichten  in  Leiden  verwirklichten 
sich  aber  nicht  so  schnell  und  van  der  Hoe¬ 
ven  musste  noch  anderthalb  Jahr  als  practi- 
scher  Arzt  in  seiner  Vaterstadt  Rotterdam  zu¬ 
bringen,  ehe  er  1826  zum  ausserordentlichen 
Professor  der  Zoologie  in  Leiden  ernannt  wurde. 
Hier  hat  er  nun,  1835  zum  ordentlichen  Pro¬ 
fessor  befördert,  bis  an  seinen  Tod  zweiundvier¬ 
zig  Jahre  als  Lehrer  und  Forscher  in  ununter¬ 
brochener  segensreichen  Thätigkeit  gewirkt.  In 
seiner  Antrittsrede  führt  er  aus  wie  die  Liebe 
zur'  Wahrheit  eine  der  Haupteigenschaften  des 
Naturforschers  sein  muss:  im  Leben  und  der 
Wissenschaft  ist  er  diesem  Grundsatz  treu  ge¬ 
blieben. 

Früh ,  in  mancher  Beziehung  vielleicht  zu 
früh,  unternahm  es  van  der  Hoeven  den  gan¬ 
zen  Inhalt  seiner  Wissenschaft  in  einem  Hand¬ 
buche  darzustellen.  Schon  1827  erschien  das 
erste  Heft  seines  Handboek  der  Dierkunde,  des¬ 
sen  letztes  Heft  1833  vollendet  wurde.  Wie  er 
aber  einen  wesentlichen  Theil  seiner  Zeit  und 
seiner  ausdauernden  Arbeitskraft  diesem  Werke 
widmete,  verdankt  van  der  Hoeven  ihm  auch 
einen  grossen,  vielleicht  den  grössten  Theil,  sei¬ 
nes  allgemein  verbreiteten  Rufes.  Von  diesem  Hand¬ 
buche  kam  1849-55  eine  völlig  umgearbeitete  Auf- 


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396 


läge  heraus  und  der  Werth  dieses  Werkes  geht 
schon  daraus  hervor,  dass  in  Deutschland  zwei 
IJebersetzungen  desselben  unternommen  wurden, 
von  denen  die  eine  (von  Moleschott)  zwar 
mit  der  zweiten  Lieferung  abgebrochen,  die  an¬ 
dere  (von  F.  Schlegel  und  Leuckart)  aber 
unser  beliebtestes  wissenschaftliches  Lehrbuch 
der  Zoologie  geworden  ist.  Leuckart  gab 
1856  einen  Band  wichtiger  Nachträge  zu  dem 
ersten  Theile  dieses  Buches  heraus,  die  durch 
van  der  Hoeven’s  Sohn  ins  Holländische 
übersetzt  und  auch  1859  einer  dritten  Titelauf¬ 
lage  des  Werkes  beigegeben  wurden.  Eine  eng¬ 
lische  Uebersetzung  desselben  (von  W.  Clark) 
erschien  1856—58,  im  zweiiten  die  Wirbelthiere 
enthaltenden  Theile  vielfach  durch  Zusätze  von 
van  der  Hoeven  selbst  verbessert. 

W esentlich  auf  den  Schultern  C  u  v  i  e  r  ’s 
stehend  stellt  van  der  Hoeven  in  diesem  gro¬ 
ssen  Werke  das  ganze  Thier.reich  in  seinen  haupt¬ 
sächlichen  Zügen  dar  und  zeigt  sich  dabei  in 
der  Beherrschung  des  ungeheuren  Stoffes  in  sei¬ 
ner  ganzen  Grösse.  In  allen  Zweigen  der  Zoo¬ 
logie,  abgerechnet  vielleicht  den  mikroskopi¬ 
schen,  urtheilt  darin  der  Verfasser  nach  eigener 
selbständiger  Untersuchung  und  Anschauung 
und  beherrscht,  was  nach  ihm  kaum  noch  vor¬ 
kommt,  wie  früher  Ouken,  in  gleicher  und 
ausreichender  Weise  das  ganze  Gebiet,  die  Glie- 
derthiere  und  die  Mollusken,  die  Vögel  und  die 
Säugethiere. 

Aber  nicht  allein  in  der  Bewältigung  des 
unendlichen  Stoffes  liegt  der  Werth  dieses  Wer¬ 
kes,  sondern  es  sind  die  ausführlichen  anato¬ 
misch-physiologischen  Einleitungen  zu  den  ein¬ 
zelnen  Thierklassen  und  die  eingefügten  sorg¬ 
fältigen  Nachweise  der  wichtigsten  Literatur^ 


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397 


welche  ihm  seine  tief  anregende  und  nachhal¬ 
tige  Bedeutung  geben.  In  beiden  Beziehungen 
ist  das  Werk,  und  das  will  bei  der  grossartigen 
Concurrenz  in  dieser  in  allen  Cultursprachen  be¬ 
handelten  Wissenschaft  viel  sagen,  bis  heute 
noch  nicht  übertroflFen. 

Durch  jene  klar  und  eingehend  geschriebe¬ 
nen  Einleitungen  hat  van  der  Hoeven  na¬ 
mentlich  auf  die  jugendlichen  Forscher  in  nicht 
genug  auzuerkennenden  Weise  anregend  gewirkt 
und  hat  darin  wie  es  besonders  seine  Absicht 
war  dem  angehenden  Mediciner  eine  Fülle  von 
Kenntnissen  vor  die  Augen  geführt,  welche  auch 
für  sein  specielles  Studium  von  entscheidender 
Bedeutung  sind.  Aber  ganz  ohne  Einseitigkeit 
wird  van  der  Hoeven  in  den  speciellen  Thei- 
len  seines  Werkes  der  systematischen  Zoologie 
völlig  gerecht.  Hier  charakterisirt  er  die  we¬ 
sentlichen  Gattungen  genau  und  zwar  in  seiner 
geliebten  lateinischen  Sprache,  fügt  die  nächst 
verwandten  Gattungen  wenigstens  mit  ihren 
Namen  hinzu  und  erwähnt  die  wichtigsten  Ar¬ 
ten  nach  ihrer  Lebensweise,  Heimath  u.  s.  w. 
üeberall  führt  er  die  wesentlichen  Schriften 
aus  der  unglaublich  zerstreuten  Literatur  aufs 
Genauste  an  und  citirt  bei  jeder  erwähnten  Art 
womöglich  die  beste  davon  vorhandene  Abbil¬ 
dung.  Durch  diese  literarischen  Nachweise  hat 
van  der  Hoeven  seinem  Werke  auch  hei  den 
ausgebildeteren  Zoologen  einen  nachhaltigen 
Werth  gesichert,  und  die  grosse  darauf  verwandte 
Mühe,  ihm  allerdings  durch  eine  unvergleich¬ 
liche  Privatbibliothek  sehr  erleichtert,  hat  sich 
durch  den  Erfolg  und  durch  die  Dankbarkeit 
des  Publikums  reich  gelohnt.  Die  Liebe  zu  dem 
historischen  Theile  unserer  Wissenschaft,  auf 
den  auch  C  u  v  i  e  r  solch  hohen  W  erth  legte, 


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398 


jst  durch  die  ganze  Kichtung  dieses  Buches 
sehr  verallgemeinert  und  an  vielen  Stellen  hat 
es  die  Lust  erweckt  mit  der  Kenntniss  der 
Thatsachen  auch  die  Geschichte  dieser  Kennt¬ 
nisse  sich  einzuprägen  und  dadurch  befähigt 
im  weiteren  Fortschritte  mannigfache  schon  über¬ 
wundene  Irrgänge  zu  vermeiden  und  die  Ver¬ 
hältnisse  mit  kritischer  Sicherheit  zu  beur- 
theilen. 

Weit  über  seinen  Lehrkreis  hinaus  hat  sich 
van  der  Hoeven  durch  dies  Handbuch  aller 
Orten  dankbare  Schüler  erworben  und  um  nur 
bei  berühmt  gewordenen  Landsleuten  stehen  zu 
bleiben  bekennen  sich,  ohne  je  seinen  mündli¬ 
chen  Unterricht  genossen  zu  haben,  Harting 
und  Bleek  er  mit  Vorliebe  als  seine  Schüler. 

Wie  van  der  Hoeven  seine  wissenschaft¬ 
liche  Laufbahn  mit  seinem  grossen  Handbuche 
begann,  hat  er  am  Schlüsse  derselben  1864  noch 
ein  ähnliches  umfassendes  Werk  geliefert,  seine 
Philosophia  zoologica,  welches  dem  ersteren  in 
mancher  Beziehung  eine  Ergänzung  ist.  Er  lie¬ 
fert  hierin  eine  Uebersicht  der  Thieranatomie 
nach  den  Organsystemen  geordnet,  eine  allge¬ 
meine  Embryologie  der  Thiere,  eine  systema¬ 
tische  Uebersicht  derselben  und  der  dabei  an¬ 
zuwendenden  Grundsätze  und  endlich  eine  Thier¬ 
geographie.  Eine  allgemeine  Embryologie  war 
seit  V.  Carus’  Morphologie  nicht  wieder 
versucht  worden  und  eine  Thiergeographie  fand 
sich  überhaupt  noch  in  keinem  Hand  buche  dar¬ 
gestellt:  hierin  und  in  den  sorgfältigen  Litera¬ 
turnachweisen  liegt  der  bleibende  Werth  dieses 
Werkes.  Viel  würde  van  der  Hoeven  den¬ 
selben  noch  erhöht  haben,  wenn  er  wie  er  an¬ 
fangs  beabsichtigte,  noch  eine  Geschichte  der 
Zoologie  hinzugefügt  hätte,  zu  deren  Darstel- 


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399 


lung  Niemand  so  wie  er  die  Befähigung  besass 
und  die ,  seit  Cuvier  nicht  wieder  bearbeitet 
war.  Leider  hat  van  der  Hoeven  dieses 
Werk  in  lateinischer  Sprache  abgefasst  und  da¬ 
durch  einer  allgemeineren  Verbreitung  dessel¬ 
ben  grosse  Hindernisse  in  den  Weg  gelegt.  Eine 
italiänische  Uebersetzung  (von  L  es  so  na)  ist 
davon  1866 — 68  herausgekommen. 

Weit  aber  würde  man  fehlen,  wenn  man 
die  Kraft  van  der  Hoeven’s  in  diesen  Hand¬ 
büchern  und  in  seiner  Lehrthätigkeit ,  die  sich 
ausser  auf  Zoologie  und  vergleichende  Anato¬ 
mie,  zu  Anfang  auch  auf  Pharmacologie,  später 
auch  auf  Anthropologie  und  Geologie  erstreckte, 
erschöpft  wähnte.  Durch  eine  grosse  Reihe  von 
monographischen  Arbeiten  hat  er  den  Bereich 
seiner  Wissenschaft  auch  direckt  vergrössert. 
Wie  es  aber  erwähnt  werden  kann,  dass  van 
der  Hoeven  in  seiner  Lehrthätigkeit  eine  Zeit¬ 
lang  durch  Concurrenz  mit  van  Breda,  der 
nach  der  Lostreiinung  Belgiens  von  Gent  nach 
Leiden  übersiedelte,  eingeschränkt  wurde,  so  er¬ 
fordert  es  die  Gerechtigkeit  bei  der  Beurthei- 
lung  seiner  zoologischen  Untersuchungen  die 
Aufmerksamkeit  darauf  zu  lenken ,  dass  ihm 
kein  Institut,  kein  Museum  dabei  Vorschub  lei¬ 
stete  und  er  fast  stets  allein  auf  seine  privaten 
Mittel  angewiesen  blieb..  Um  so  ruhmvoller  ist 
es,  dass  mit  seinem  Namen  eine  Reihe  von  Un¬ 
tersuchungen  verbunden  sind,  welche  in  wesent¬ 
lichen  Puncten  die  Wissenschaft  gefördert  ha¬ 
ben.  Wie  in  seinen  Vorlesungen  kam  ihm  bei 
der  Mittheilung  seiner  Befunde  sein  ausgezeich¬ 
netes  Zeichentalent  sehr  zu  statten. 

So  verdankt  die  Zoologie  van  der  Hoeven 
eine  Darstellung  des  Farbenwechsels  des  Cha- 
maeleons,  eine  treffliche  Monographie  von  Li- 


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400 


mulus,  eine  Abhandlung  über  die  Lemnrid^n 
u.  s.  w.  Zuerst  wies  van  der  Hoeven  dein 
japanischen  Riesensalamander  seinen  richtigen 
Platz  bei  Menopoma  unter  den  Proteiden  an  niid 
beschrieb  das  bis  dahin  unbekannte  so  merk¬ 
würdige  Abweichungen  zeigende  männliche  Thier 
von  Nautilus  pompilius.  Früh  begann  er  sich 
mit  Anthropologie  zu  beschäftigen,  lieferte  viele 
wichtige  Beiträge  zu  dieser  Wissenschaft  und 
brachte  eine  private  Schädelsarbmlung  zusam- 
'mexi  von  der  er  schon  1859  171  Stücke  aufzäH- 
•len  konnte.  Seine  umfassende  wissenschaftlische 
Thätigkeit  findet  schon  darin  einen  äusseren 
Eindruck,  dass  man  von  seiner  Hand  26  selb¬ 
ständig  erschienene  Werke,  15  Abhandlungen 
in  den  Schriften  neun  gelehrter  Körperschaften 
und  83  Aufsätze  in  15  Zeitschriften  besitzt,  die 
man  alle  bei  Harting  aufgeführt  finden  kann. 

Ausser  diesen  zahlreichen  Publikationen  gab 
van  der  Hoeven  1834 — 45  mit  dem  Botani¬ 
ker  de  V riese  zwölf  Bände  der  Tijdschrift 
voor  natuurlijke  Geschiedeuis'  en  Physiologie 
heraus  und  betheidigte  sich  von  1^57  am  bei!  der 
Redaction  der  niederländischen  entomologis<?hen 
Zeitschrift.  Als  populärer  Schriftsteller  trat  er 
mit  Beifall  im  Album  der  Natuur  auf  und  lie-: 
ferte  überdies  eine  Unzahl  von  Anzeigen  und 
Besprechungen  zoologischer  Werke  in  seiner 
Tijdschrift,  in  der  niederländischen  Zeitschrift 
für  Arzneikunde  und  an  andern  Orten.  Für  die 
Hebung  des  medicinischen  Studiums  und  dea 
ärztlichen  Standes,  dem  er  ja  in  seiner  Jugend 
selbst  angehörte,  trat  van  der  Hoeven  zu 
wiederholten  Malen  auf:  in  einer  eigenen  Broschüre 
fordert  er  1842  für  die  Mediciner  ein  gründli¬ 
ches  naturwissenschaftliches  Vorstudium  und  be¬ 
tont  in  einer  anderen  1862  die  Nothwendigkeit 


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401 


ihrer  classischen  Schulbildung  und  das  Schäd¬ 
liche  von  Abstufungen  unter  den  Aerzten  mit 
verschiedener  Berechtigung  und  theilweise  un¬ 
wissenschaftlicher  Ausbildung. 

So  liefert  uns  das  Leben  van  der  Hoeven’s 
das  Bild  einer  bis  lui  das  Ende  fori^esetzten  un¬ 
ermüdlichen  Thätigkeit,  eines  ernsten  Fleisses 
und  eines  hohen  Strebens.  Reich  ist  es  an  Er¬ 
folgen,  wie  sie  dem  einfachen  Forscher  und 
Lehrer  gewährt  werden,  und  auch  äussere  Eh¬ 
ren  flössen  ihm  vielfach  zu,  aber  immer  stand 
ihm  vor  Augen ,  dass  unser  Wissen  Stückwerk 
bleibt  und  d^  Leben  kurz,  die  Kunst  lang  ist. 


Beitrag  zur  Entwickelungsgeschichte 
der  Tunicaten. 

(Vorläufige  Mittheilung). 

Von  Prof.  A.  Kowalevsky  aus  Kasan. 

L  Eniwickelmgsgeschichte  der  Pgrosoma. 

Das  reife  Ei  des  Pyrosoma  ist  in  eine  Kap¬ 
sel  eingeschlossen  und  besteht  aus  einer  bedeu¬ 
tenden  Masse  Nahrungsdotter  und  einem  Kern, 
sammt  dem  ihn  umgebenden  Protoplasma.  Die 
Entwickelung  beginnt  in  Form  einer  partiellen 
Furchung,  wobei  der  Kern  und  das  Protoplasma 
in  Furchungskngeln  zerfallen.  Die  Theilung  in 
2  Kugeln  ist  es  mir  nicht  gelungen  zu  sehen, 
dagegen  4,  8,  16  und  mehr  Furchungskugeln 
habe  ich  öfters  beobachtet.  Die  Grenze  der 
Furchungskugeln  vom  Nahrungsdotter  ist  sehr 
scharf  bezeichnet,  und  es  giebt  keine  solche  Fort¬ 
setzung  des  Protoplasma  der  unteren  Furchungs- 

35 


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402 


kugeln  wie  iban  es  z.  B.  bei  den  C!epliaIöjiodeii‘ ' 
beobachtet.  —  Nach  der  Furchung  entstfefetr^ 
einliaufen  von  Zellen,  welche  sich  bald  lu  ^ 
Blatteirn  ordnen  —  zu  einem  oberen,  aus  einttP^ 
ReihA  von  Zellen  bestehenden  und  einem  uti-  - 
terezn^  bedeutend  dickeren  das  in  einigen  Thei^  ^ 
len,  besonders  an  den  Seiten,  aus  zwei  tüid  mehr ' 
Reihen  von  Zellen  zusammengesetzt  ist.  —  Aua  ' 
diesen,  zwei  primitiven  Blättern  bildet  sich  der 
ganze  Embryo  (das  von  Huxley  so  genannte 
Cyathozooid) ,  während  die  vier  Ascidiozoöide 
Huxley’s  sich  später  als  Knospen  dieses  Oy*- 
athozooids  entwickeln. 

Nachdem  der  Haufen  von  Purchungskugeln  * 
sich  in  zwei  Blätter  geordnet  hatte,  beginnt  das' 
obere  Blatt  den  Nahrungsdotter  zu  umwa(?hsen 
und  das  untere  sich  zu  einem  Bohre  zusämkueh-' 
zurollen,  wobei  seine  Ränder  ach  umbiegön,  feiö«*- 
ander  entgegenwachsen  und  endlich  ztr^amtn^h*^ 
schmelzen.  —  Während  die  Ränder  des  tfhte-  ' 
ren  Blattes  sich  umbiegen,  lösen  sich  von  seinen  ' 
verdickten  Stellen  mehrere  Zellen  ab',  welche^ 
zwischen  die  beiden  primitiven  Blätter  kommen 
und  obgleich  eie  keine  zusammenhängende  Schicht  ^ 
bilden,  geben  sie  doch  die  Anlage 'bestimmter 
Organe  (flerzen’s,  Muskeln,  Blutkörpembeti}. 
weshalb  wit  diese  Zellenlage  als  mittlel^es  BlaW 
benennen  werden.  —  Das  innere  Rohr  ist 
Darmrohr  des  Cyathozooids,  welches  einc^eite 
ajuf  dem  Nahrungsdotter  ruht,  ahdrerseite 
mittelbar  an  das  obere  Blatt  sich  anlegt  ,  nfler'' 
von  ihm  än  mehreren  Stellen  von  den’  Zellen 
des  mittleren  Blattes  geschieden  Din* 

ganze  Emblryonalanlage  hat  Von  oben  gcisbheb^ 
die  ^orm  einer  länglich  ovalen  Scheibe* 
vorderem  Ende  der  Scheibe  im  ättsseitem*  BlaJite^ 
bildeii  sich  bald  zwei  syrtönetriech  gel^gettö’ 


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G^Ubcheja,,  wejchfe  sich  immer  mehr  und  mehr 
Te^rtiefend,  endlich  zu  Röhren  werden  die  an 
b^e^  Seiten  des  Darmrohres  liegen.  Die  bei¬ 
den,,  durch  Einstülpung  aus  dem  äusserem  Blatte 
gebiideteUf  Röhren  ziehen  sich  bis  zum  hinterem. 
Ende  des  Darmrohres  —  wir  werden  diese  Roh-  ' 
reu  Eloakalröhren  nennen.  Kaum  sind  diese  ' 
Röhren  Yollständig  gebildet,  so  entsteht  sogleich, 
aus  (  den  Zellen  des  mittleren  Blattes,  die  Anlage 
des  Perzens  des  Cyathozooids,  anfangs  in  Formi 
einer  länglich  ovalen  Scheibe  mit  einem  langem, 
fadenförmigen  Fortsatz,  welcher  sich,  auf  gleiche 
Weise  wie  die  Eloakalröhren  bis  zum  hinterem 
Ende  des  Darmrphres  erstreckt.  Die  Scheibe 
selbst  liegt  über  dem  Kloakalrohre ,  also  zwi¬ 
schen  diesem  Rohre  und  dem  äusserem  Blatte, 
sein  Fortsatz  abex  befindet  sich  an  der  Seite 
dee  Kloakalrohrs.  In  dieser  Scheibe  beobachtet 
man  etwas  später  eine  Höhle,  welche  sich  auch 
bis  zum  Ende  dea  .Fortsatzes  verfolgen  lässt,  so 
dass  das  ganze  Gebilde  die  Gestalt  eines  hohlen 
Kolbens  mit  einem  sehr  langen  hohlem  Stiel 
hat  Ob  diese  Höhle  durch  Auseinanderweichen 
der  Zellen,  oder  Zusammenrollen  der  scheiben¬ 
förmigen  Anlage  entstanden  ist,  konnte  ich  nicht 
entach^den.  —  Das  vordere  breite  Ende  ist  das 
Pericardium  des  Cyathozooids,  in  welchem  etwas 
später  sich  das  eigentliche  Herz  bildet.  Zu  glei- 
(^r  Zeit  beobachtet  man  an  beiden  Enden  des 
Pe^ardiums  Oefifnungen  und  das  Herz  beginnt 
zUiipnlsireUt  anfangs  ganz  unregelmässig,  bald 
aber  sh?h  dieselbe  Form  der  Contractionen 
^,1  welche  wir  auch  bei  anderen  Tunicaten  be- 
qbaphten.  Was  aus  dem  hohlen  Fortsatze  wirdj 
hpimte  ich  nicht  herausbringen.  —  Endlich  er^ 
l^H  «das  Darmrobr  an  seinem  vorderem  Ende 
eine  QefPnung  nach  aussen  und  damit  ist  der 

35* 


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404 


Cyathozooid  gebildet.  Es  ist  ein  Indiyiduum 
welches  alle  Organe,  die  zum  Leben  dessdbeii 
noth wendig  sind  besitzt:  es  hat  ein  Darmrohr, 
eine  mit  Nahmngsdotter  erfüllte  Leibeshöbte 
und  ein  Herz.  —  Aus  dieser  ersten,  nnmittel-’ 
hart  ans  dem  Ei  sich  entwickelnden  Generatibny 
entstehen  durch  Knospung  die  vier  Ascidiö*^ 
zoaide  von  Huxley,  welche  nun  die  Anlage 
der  künftigen  Kolonie  geben.  Die  aus  dem  Ei 
sich  unmittelbar  entwickelnde  Generation  ist 
geschlechtslos,  die  durch  Knospung  aus  ihr  ent-, 
standenen  Ascidiozooide  haben  nur  die  Anlagen 
der  Geschlechtsorgane,  welche  nun  in  die  neuen, 
durch  Knospung  aus  dem  ersten  Ascidioide  sich 
entwickelnde  Individuen  übergehn.  — 

Was  die  Entwickelung  der  ersten  Ascidio¬ 
zooide  anbelangt,  so  beobachten  wir  dass  am 
hinterem  Ende  des  Cyathozooids  sich  ein  kleiner 
Vorsprung  des  äusseren  Blattes  bildet,  in  wel-’ 
eben  das  hintere  Ende  des  Qarmrohres  tind  die 
beiden  Kloakalröhren  sich  forteetzen,  dieser  Vor¬ 
sprung  wächst  immer  mehr  und  mehr  aus  und' 
nachdem  er  eine  bedeutende  Länge  erhalten  hat, 
sieht  man  dass  er  durch  Einschnürungen  in  vier 
Segmente  sich  theilt.  Aus  jedem  von  diesen 
Segmenten  entsteht  ein  Pyrosomenindividuum. 
Jedes  Segment  besteht  aus  dem  äusserem  Blatte, 
ans  dem  Darmrohre,  zweien  Kloakalröhren  und 
den  einzelnen  Zellen  des  mittleren  Blattes,  Welche 
zwischen  den  genannten  Gebilden  liegen.  Aus 
dem  innerem  oder  primitiven  Darmrohre  ^nt- " 
wickelt  sich  der  Lumen  des  Kiemensackes,  wotaei 
die  Kiemenspalten  jederseits,  durch  VerSchtnel- 
tzung  der  Darmwandungen  und  der  Wähdüii- 
gen  der  Kloakalröhren  entstehen.  Der  eigent¬ 
liche  Darmkanal  bildet  sich  aus  demselben  in-*  ^ 

nerem  Rohre  und  zwar  an  seinem  hinterem  un-  ' 

’  / 


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405 


tevem  Eade,  anfangs  in  Form  eines  omfack  aus*- 
gestülpten  Rohres,  welches  sich  bald  in  die  ^in^* 
zelnen  Darmabtheilungen  diflferencitt.  Die 
obere  Partie  des  Darmrohres  jedes  Segmentes 
bildet  eine  doppelte  Falte  aus  welcher  der  En«* 
dostyl  sich  entwickelt.  Die  ersten  Spuren  des 
Nervensystems  fand  ich  nur  in  einzelnen  Seg- 
inenten  und  hier  hatten  sie  immer  die  Form  ei- 
i^er  hohlen  Platte,  dessen  Höhlung  mit  der  Kie¬ 
menhöhle  unmittelbar  communicirte.  Diese  hohlen. 
Platten  bestehen  anfangs  aus  einer  Reihe  von 
Zellen  und  bilden  die  eigentliche  Anlage  der 
Nervenganglien.  Bei  weiterer  Entwickelung 
wird  die  centrale  Höhle  der  Nervenplatte  volh- 
st^^dig  ausgefüllt,  theils  von  sehr  kleinen  Zel¬ 
len,  theils  von  feinen  Fibrillen  die  an  die  von 
Leydig  ^  genannte  Punctsubstanz  erinnenik^-^ 
Das  Herz  bildet  sich  aus  den  Zellen  des  mittle¬ 
ren.  Blattes,  anfangs  entsteht  das  Fericardium 
und  später  das  eigentliche  Herz;  in  der  letzten 
Zeit  meiner  Untersuchung,  wurde  es  mir  sehr 
wahrscheinlich,  dass  das  Pericardium  jedes  Asei- 
diozooids  aus  demjenigen  Bohre  sich  bildet, 
welches  von  der  Herzenanlage  des  Cyathozooids^ 
in  die  knospenden  Segmente  zieht. 

Die  Lage  Veränderungen  der  Ascidiozooids  öoi 
w^e  ihre  weitere  Ausbildung  ist  von  Huxley  * 
ge^au  geschildert  und  über  die  Einzelheiten  die 
hin^uzufigen  sind  werde  ich  bei  der  künftigen 
vpUständgen  Beschreibung  sprechen. 

,  Was  Knospung  der  einzelnen  Pyrosomen- 

indiyidjuen  anbelangt  so  geht  dieselbe  auf  die 
nämlip^e  Weise  vor  sich,  wie  es  Huxley  be¬ 
schreibt,  muss  nur  hinzugesetzt  werden, 

dass  bereits  bai  der  ersten  Bildung  der  Knospe 
schpn  pin  länglicW  Strang  existirt,  welcher  die 
Anlage  des  Nervensystems  darstellt.  Weiter,^ 


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4Ö6 

wemi,  es  schoi^  zwei  Knospen  giebt|  Hat  öiöfe  aer 
Strang  zui?a  Bohre  umgebildet,  welches  dek‘  bei" 
4)01^  ^bmospen  gemeinschaftlich  ist.  Bei 
,,  |t§^:fen  Artbildung  der  vorderen  Knospe  theilt  dch 
,  yp^i  dem  allgemeinem  Nervenrohre  ein  hohles 
j^egfuent  ab  und  bildet  die  Anlage  des  Nerven- 
,,  Systems  der  Knospe;  etwas  später  commuhiinrt 
,,  schon  die  Höhlung  des  Nervensystems  derKnöiipe 
..ipit  der  Kiemenhohle.  Bei  der  definitiven  AhsK 
bUdung  des  Nervensystems  wird  die  Höhle  des¬ 
selben  ausgefiillt.  Jede  Knospe  besitzt  schon 
ein  Ei,  welches  von  dem  Mutterthiere  abstammt. 

Wenn  wir  den  hier  Bflätgetheilten  jVermeh- 
.  magsmpdus  der  Pjrosoipen  mit  der  Entwicke- 
,  Igpg  anderer  Tnnicaten  vergleichen,  so  finden 
,  ^  wir  die  grösste  Analogie  mit  der  Entwickelung 
^  ;des ;  Dpliolum.  —  Beim  letzten  entwickelt 
,  .tsich  aus  dem  Ei  auch  em  geschlechtslose^  Ipdi- 
,  i  Vidnami  welches  auf  einem  centralen  Keimstpcke 
i.  jCnpspen  treibt,  die  ihrerseite  einen  dors^en 
Kehnstock  entwickeln ,  auf  welchen^  sich  nun 
die  Geschlechtsthiere  bilden;  doch  gehört  auch 
,  hiey  die  erste  Anlage  der  Geschlechteorgane  der 
.  Knospe  nicht  der  Knospe  selbst,  sondern  dem 
Mutterthiere  an ,  da  man  bei  der  ersten  ^^dlage 
der  Knospe,  auf  dem  dorsalem  Keimstocke  des 
PpliolufliSj,  schon  ein  Ei  findet.  —  Es  ehts^»ht 
^  n-wx  die  Frage  ob  die  Knospen  des  Cyathözbpids 
d^e  Pyrosomen  als  dorsale  oder  ventrale^'  ähge- 
,  sehen  werden  müssen.  Darüber  kann  viell^cht 
^  die  Page  des  Herzens  entscheiden  uiid'  dk  nun 
4ae  Kerz  ü  b  e  r  und  hinter  den  fehpspetr jßegt 
^  so  können  wir  sie  als  ventrale  anseheh^a  aes- 
helb  mit  einem  gewissen  Grunde  die  KÜöipen 
des  Cyathpzooids  mit  dem  ventralen  Keimäfocke 
des  Doliolums  analog  halten.  —  Üeber  die  Ent¬ 
wickelung  des  DoUolum,  ebenso  aus  dem  Er  wie 


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407 


4io  Knospung,  besitze  ich  mehrere  ^ob- 
^l^tupgen^  aber  da  ich  sie  noch  nicht  völfetfo- 
'  l^  .zasanunenstel^^  kann  so  lege  ich  sie  einst* 
weilen  bei  Seite  und  möchte  nur  hier  et^ähhen 
idhss  die  Knospen  auf  dem  dorsalen  Keini^cfke 
des  Doliolnm  so  vollständig  mit  den  Knöspen 
der  Pyrosoma  iibereinstimmen ,  dass  die  Zeich¬ 
nungen  derselben  sich  nur  durch  ihre  Grosse 
unt^scheiden,  indem  die  Lagerung  der  einzelnen 
'theile  so  wie  ihre  relative  Grösse  bei  den  Knös¬ 
pen  des  Doliolum  und  Pyrosoma  ganz  dieselben 

,  sin*ä- 

n.  Entwiekelmgigesckichte  der  Salpen. 

Die  Furchung  des  Eies  habe  ich  bei  S.  nuirima, 
,  S.  democratica  und  S.  scutigera  beobachtet. 

,  Bei  S.  democratica  ist  sie  besonders  leicht  zu 
verfolgen  und  beginnt  mit  der  VerküriTung  des 
Eileiters,  wobei  die  Theilung  des  Kernes  der 
Theilung  des  ganzen  Eies  immer  vorhergeht. 
Nachdem  das  Ei  in  seine  definitive  Lage  gClwgt 
ist,  wird  es  von  der  epithelialen  Kapsel  der  Sie¬ 
menhöhle  umwachsen  und  es  wird  jetzt  in  den 
,  unmittelbar  folgenden  Stadien  der  Entwickelpng 
sehr  schwer  sein  zu  unterscheiden,  was  cigen^ 
lieh  dem  Ei  und  was  der  Kapsel  angehörtt  — 
Viel  bequemer  ist  die  Beobachtung  bei  Sälpa 
^ ,  s, c  u t i  g  o.r  a-c  o  nf e  d  e  r  a t  a,  deren  l^twickelung 
,  hauptsächlich  die  folgenden  Angaben  ehtnonitaen 
.  SUid.  Nach  der  Furchung  bildet  sich  ein  Hau- 

/von  Zellen,  in  welcher  man  keine  Difieren- 
./Qiij^uig  antrifft,  weiter  beobachtet  maj^  in  der 
fjiLtte  des  Haufens  eine  kleine  Hohle  von  eini- 
.  jgen  jReihen  von  Zellen  umgeben  und  noch  wei- 
,  I  ‘jt^r  h?^det  man  sehr  oft  ein  Stadium  Welches 

nnn  ^nauer  beschreiben , werden.  In 
^swi  hat  die  Embryonalanla^^  die  Form  öines 


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408 


etwas  oyalen  Körpers^  dessen  äassere  B^eckidi<t^  * 
gen  aus  einer  Beihe  von  Zellen  bestehen,  dessen  * 
centrale  Höhle  von  einer  Reihe  von  Zellen  um-  h 
geben  ist;  (die  Schicht  von  Zellen  welche  die 
äusseren  Bedeckungen  bildet  werden  wir  äussei« '  I 
res  Blatt,  die  Zellen  welche  die  innere  Höhle  • 
umgeben  inneres  oder  unteres  Blatt  nennen)  . 
zwischen  diesen  zwei  Zellenröhren  oder  Blättern 
findet  man  eine  Beihe  von  Zellen  (mittleres 
Blatt),  welche  nach  oben  in  Form  von  drei  Zel¬ 
lenhaufen  auftreten.  Der  vordere  Haufen  stellt  v 
die  Anlage  des  Nervensystems  vor,  der  zwmfc©  - 
die  Anlage  der  Kloake  und  der  dritte,  hintere^ 
die  Anlage  des  Eleoblastes  dar.  —  Bald  naeh 
der  Bildung  dieser  drei  Haufen,  treten  noch  * 
zwei  andere  auf,  von  denen  einer  am  meisten'  u 
nach  hinten  gelegene  die  Anlage  eines  Organes 
darstellt,  welches  nur  bei  den  Kettensalpen  seine  i 
vollständige  Entwickelung  erreicht;  der  andere 
etwas  seitlich  gelegene  Haufen  giebt  die  Anlage  i 
des  Pericardiums  ab.  —  Die  centrale  Höhle  i 
kann  als  primitive  Darmsystemanlage  gedeutet 
.werden,  weil  aus  derselben  die  Kiemenhöhle,  der  : 
eigentliche  Darmkanal  und  die  innere  Höhle  der 
Placenta  abstammt;  wir  werden  diese  centrale 
Höhle  »primitive  Darmhöhle«  neunem  Das  ; 
unmittelbar  darauf  folgende  Entwickelungssta-  ^ 
dium  besteht  in  der  Einschnürung  der  länghcfe  ^ 
ovalen  Embryonalanlage,  wobei  sie  iil  t2we(i;[i 
Theile  zerfällt,  einen  unteren  und  einen  ob^imit; 
in  die  Zusammensetzung  des  unteren  The(ilsrgelib>l» 
die  ganze  untere  HälBe  der  Emln*yonalanlagnr> 
über  und  besteht  aus  dem  äusserem  Blatte,  Zeh  : 
len  des  mittleren  Blattes  und  der  ganzen  Hälfte 
des  primitiven  Darmes  oder  dem  unteren^  Blatte. .  > 
Der  obere  Theil  besteht  aus  denselbm  Eleimeii-  ’ 
ten,  nur  ist  dort  eine  Partie  der  Zellen  des  , 


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409 


mittkuen  Blatfies  schon  in  mehrere  Haufen 
renzirt. :  —  Die  untere  Hälfte  der  so  geiheilten 
allgemeinen  Embryonalanlage  wird  zur  rlaeentu 
die«  obere  zu  dem  eigentlichen  Embryo. 
Da«  Wachsthum  der  Placenta  geht  anfangs 
schneller  als  das  des  eigentlichen  Embryo  selbst  ' 
vor  sich,  sie  wird  concav  und  es  lagern  sich  in  ^ 
der  CJoncavität,  welche  gegen  die  Leibeshöhle 
des  Mutterthieres  gewendet  ist,  Fettkörperchen 
abf  wie  sie  schon  von  C.  Vogt  beschrieben 
worden  sind.  Die  Zellen  welche  in  die  Zusam* 
mensetzung  der  Placenta  eingehen,  bleiben  in 
embryonalem  Zustande  und  werden  auch  sehr 
fettreich  aber  sie  bilden  nicht  den  sogenannten 
Feitkörper  der  Placenta.  Die  Zellen  des  mitt* 
leren  Blattes  der  Placenta  bilden  sich  zu  Blut« 
körperchen  um.  —  Was  die  Bestimmung  der 
Placenta  anbelangt,  so  dient  sie  auch  hier,  wie 
überall,  zum  Vermittler  zwischen  Mutter  und 
Frucht  und  ihre  innere  Höhle  (aus  der  Theilung 
des  Primitivdarmes  abstammend)  und  deren  Wan¬ 
dungen  stehen  in  unmittelbarer  Verbindung  mit 
der  Eiemenhöhle  und  den  Eiemenwandungen  ' 
des*  Embryo,  fast  bis  zur  vollständigen  Reife  des  * 
letBterem  Bei  der  Geburt  der  Salpe  wird  die 
Placenta  entweder  von  dem  Jungen  mitgenom¬ 
men  und  bleibt  in  dem  äusseren  Mantel  dessel¬ 
ben  stecken  (Salpa  maxima,  demooratica),  oder 
deor  ^Embryo  löst  sich  von  der  Placenta  los  (S. 
scntigera-confederata).  Anfangs  ist  die  Theilung 
den  primitiven  Embryonalanlage  dnreh  eine  cir- 
culäre  Rinne  angedeutet ,  allmählig  wird  aber 
mit  der  weiteren  Entwickelung  der  beiden  Theile, 
die  fBinbe  «immer  tiefer  und  tiefer  bis  sich  end¬ 
lich  dk  beiden  Gebilde  vollständig  von  einander 
trennexiw  Es  ist  liervorzuheben  dass  zwischen 
der  Leibeshohle  des  Mutterthieres  und  der  Höhle 


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410 


4er  Plaoenta  keine  directe  Caminank;9.jbion.>^i* 
etirt  wie  es  von  Einigen  angegeben  ist.  —  Pie 

>  weitere  Entwickelung  des  Embryo  selbst  besteht 
in  der  Umbildung  der  schon  beschriebenen  j^pl- 
lenhaufen  zu  bestimmten  Organen.  Die  e^te 
Veränderung,  welche  man  beobachtet  ist  das  4^^" 

>  treten  einer  Höhle  in  dem  zweiten  Zellenhau^pn. 
Der  Haufen  wird  zur  Blase  und  ist  die  Cloa- 
kalblase  oder  -höhle;  darauf  kommt  allmählig 
eine  Höhle  auch  in  dem  vorderen  Haufen  zum 
Vorschein,  welche  auch  auf  dieselbe  Weise  zur 

,  Blase  wird;  diese  letzte  Blase  zieht  sich  anfangs 
etwas  in  die  Länge  und  schnürt  sich  dann  durch 
zwei  circulare  Rinnen  zu  drei  Blasen  ab,  welche 
alle  mit  einander  communiciren.  Diese  cbei 
mit  einander  cnmmunicirenden  Blasen  sind  das 
eigentliche  primitive  Nervensystem  der  Salden; 
diese  drei  Blasen  sind  besonders  scharf  bei  S. 
scutigera-confederata  ausgesprochen  und  sind 
anfangs  von  gleicher  Grösse,  später  aber  ör^ei- 
tert  sich  die  mittlere  etwas  mehr  und  die  Höiile 
der  vorderen  tritt  in  Verbindung  mit  der  Kier 
menböhle.  Bei  weiterer  Entwickelung  drängen 
sich  die  Nervenblasen  immer  mehr  und  mehr 
gegeneinander,  wobei  die  vordere  Blase  .  nach 
<obw  zu  liegen  kommt  und  zu  gleicher  Zeit 
werden  *  die  inneren  Höhlen  derselben  allmählich 
von  Zellen  und  Functsubstanz  ausgefüllt.  N^h- 
dem  die  vordere  Blase  nach  oben  zu  liegen  ge- 
koiiunen  ist,  entwickeln  sich  aus  den  o,Wen 
Zellen  derselben  das  sogenannte  Auge  der  pel- 
’  pen;  4ie  hktwickelung  besteht  anfangs  in  ein- 
&cher  Ablagerung  des  Pigments  in  den  .  pyeri- 
phaiisidien  Partien  der  Zellen;  weiter  heben 
sich  allmählig  die  pigmentischen  Zellen  .mehr 
und  inehr  von  anderen  Zellen  des  Ganglique  ab 
und  bilden  endlich  das  bedeutend  ebgesclmürte 


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411 


‘  ider  ’  Salpen.  —  Die  Capsel  welche  das 
"‘^Nervens;^stem  ningiebt  bildet  sich  aus  den  Zel- 
’  dei  mittleten  Blattes,  es  lagern  sich '^esel- 
bhn  Mhenförmig  und  schmelzen  bald  m  einer 
^Membrän  zusammen.  Die  drei  NervenWaSen 
nehmen  in  ihrer  grössten  Entwickelung  zwei 
Drittel  der  ganzen  Länge  des  Embryo  ein^  spä¬ 
ter  aber  wird  dies  Verhältniss  bekanntlich  ganz 
anders  und  das  Nervenganglion  stellt  sich  nur 
als  ein  kleines  Pünktchen  auf  der  halbfusslan- 
gen  Salpe  dar. 

.  .  Im  dritten  Zellenhaufen,  welcher  etwas  seitlich 
liejgt  und  die  Anlage  des  Herzens  darstellt, 
bildet  sich  anfangs  auch  eine  Höhle  und  in  dieser 
Perm  ist  es  gleichsam  als  Pericardium  anzusehen; 

,  lyas  aber  das  eigentliche  Herz  anbetrifift,  so 
scheiui  es  durch  Spaltung  der  Pericardialwan- 
dungen  zu  entstehen.  —  Während  der  Ausbil¬ 
dung  dieser  Organe  entwickelt  sich  auch  der 
Darmkanal,  welcher  als  einfache  Ausstülpung 
der  primitiven  inneren  Blase  anzusehen  ist. 

Bei  dem  Embryo,  bei  welchem  noch' keine 
Höhle  in  der  Kloakenanlage  existirt,  findet  man 
hinterem  Ende  zwei  Zellenhaufen:  der  eine 

tanz  am  hinteren  Ende  gelegene,  liefert  den 
Ile  oblast,  der  andere  Zellenhatifen,  der  un- 
’  mittelbar  unter  dem  Eleoblast  liegt  ist  ein 
‘  Organ,  welches  dem  künftigen  Eeimstocke 
'  ähgehört  und  welches  bald  die  Form  eines  Rohres 
‘  änhimm^  und  den  Eierstock  des  KetienSalpen 
’ 'bildet.  Schliesslich  haben  wir  noch  zu  jer- 
Wähnen,  dass  die  Keime  sich  an  der  Stelle  bfiden 
^  wö  fie  Wendungen  der  Kloake  und  der  CentraJ- 
'  blase  zusannhentreten  und  dass  der  äussere 
’  Mantel  erst  dann  erscheint,  wenn  schon  alle 
andere  Organe  bedeutend  au^bUdet  sind  und 


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412 


dass  er  m  gleicher  Zeit  von  der  Placenta  so 
wie  vom  Embryo  selbst  abgeschieden  wird. 

Die  Knospung  der  Salpen  Wurde  von 
mir  auch  untersucht,  und  um  diesen  Vorgang 
klarer  darzustellen ,  wollen  wir  mit  der  Entwi¬ 
ckelung  des  Keimstocks  beginnen.  Kaum  hat 
sieh  die  primitive  Embryonalanlage  in  den  eigent- 
liehem  Embryo  und  Placenta  getheilt,  so  be- 
noerkt  man  am  unterem  hinterem  Bande,  in  der 
Mitte  zwischen  der  Placenta  und  dem  Eleoblast, 
ganz  am  hinterem  Ende  der  Anlage  des  Endostyls, 
eine  kleine  Ausstülpung  der  Wandungen  der 
Kiemenhöhle,  welche  ganz  festgedrückt  an  den 
schon  erwähnten  Haufen  von  Zellen  (der  em¬ 
bryonale  Eierstock)  liegt.  —  Diese  Ausstülpung 
der  Darmwandungen  und  der  Haufen  von  Zellen 
sind  die  ersten  Organe  des  Keimstocks,  zu 
welchen  bald  noch  zwei  Röhren  —  Kloakal- 
röhren  —  hinzutreten.  Diese  letzteren  sind 
anfangs  die  hintersten  und  untersten  Enden  der 
Kloake  des  Embryo,  welche  hier,  bis  zur  Stelle, 
wo  sich  der  Keimstock  bildet  ,  sich  fortsetzen. 
Darauf  beginnt  der  Keimstock  auszuwächsen 
und  erhebt  sich  in  Form  einer  kleinen  Masse, 
welche  nun  aüs  folgenden  Theilen  besteht:  1) 
der  äusseren  Haut  (Fortsetzung  der  Haut  des 
Embryo),  2)  dem  Darmrohre  (Fortsetzung  des 
Darmes  des  Embryo),  3)  den  zwei  Kloakalröhren 
(den  Fortsetzungen  der  beiden  hinteren  Enden 
der  Kloake  des  Embryo  und  4)  einem  Haüfen 
von  Zellen,  welcher  sich  allmählig  in  die  Lange 
zieht,  die  Form  eines  Stranges  annimmt  und 
weiter  durch  Ausbildung  einer  Höhle  zn  einem 
Rohre  wird.  Zu  diesen  vier  Röhren  gesellt  sich) 
bald  noch  ein  Rohr,  welches  in  der  Mitte  zwischen 
den  beiden  Kloakalröhren  und  ganz  entgegen¬ 
gesetzt  wie  die  Eierstocksrohre,  dem  Darmrohre 


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413 


dicht  anliegt  —  dies  ist  das  N^venrohn 
Das  Nervenrohr  entsteht  aus  den  Zellen  de« 
mittleren  Blattes,  anfangs  in  Form  eines  festen 
Stranges,  welcher  bald  durch  Bildung  einer 
Höhle  zu  einer  Röhre  wird.  -  Der  so 
bildete  Keimstock  in  welchem  auf  diese  Art  die 
Anlage  fast  aller  Organe  sich  befanden,  (welche^ 
fast  alle,  aus  den  entsprechenden  Organen  des’ 
Mutterthiers  abstammen)  wächst  nun  schnell  in 
die  Länge,  der  Zusammenhang  der  Eloakalröhren 
des  Keirastocks  mit  der  Kloake  der  Mutter  gebt 
verloren  und  bald  beobachtet  man  am  vorderem 
Ende  desselben  das  Auftreten  von  Ein8elmü-‘ 
rungen,  welche  schon  die  einzelnen  Kettensalpen 
andeuten. 

Wenn  wir  nun  einen  Blick  darauf  werfen, 
was  bei  der  Knospn^  der  Pyroso;nen  vorsich- 
geht  und  die  erste  ßiospe  der  Pyrosome  mit 
dem  kleinen  Keimstocke  der  Salpen  vergleichen, 
so  finden  wir  zwischen  beiden  die  vollständigste 
Analogie,  nur  mit  dem  Unterschiede,  dass  bei 
den  Pyrosomen  das  Ei  schon  in  dem  Mutter- 
thiere  sich  entwickelt  hat,  wogegen  wir  bei  den 
Salpen  ein  Rohr  haben,  welches  die  Eierstock- 
cäpseln  an  die  einzelnen  Kettensalpen  liefert.  — 
Was  jetzt  die  Entwickelung  der  einzelnen  Salpen 
anbelangt,  so  beginnt  sie  durch  das  Zerfallen 
des  anfangs  glatten  Keimstocks  in  eine  Reihe 
von  Segmenten  oder  Ringen  und  aus  jedem  von 
diesen  Segmenten  entwickelt  sich  eine  Salpe, 
wobei  das  eine  Individuum  nach  einer ,  das  fol¬ 
gende  nach  der  entgegengesetzten  Seite  sich 
verschiebt  und  es  entsteht  auf  diese  Weise  die 
bekannte  Lagerung  der  Salpen  in  der  Kette.  — 
Was  die  Ausbildung  der  einzelnen  Organe  an¬ 
betrifft,  so  erwähne  ich  nur,  dass  die  beiden 
Kloakalröhren  zusammenschmelzen  und  auf  diese 


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.  414^ 


Wei80  «ifi«  Kloake  bildenv  dass,  die 
welche?  TOB  dem  Nervenrohre  durch  Theflui^r> 
ahsiaimmeii^  sich  auch  m  drei  Blaseu-abschuh^en 
und  kn  wesentlichen  dieselben  Yeräa^rnugeo^U 
dnrdiinaehen ,  wie  jene  bei  dem  sich  aus  dem  ^ 
Eie  lentwiekelnden  Embryo.  — *  Die  Jdaskeln/ 
entwickeln  sich  bei  beiden  Generationen  aus  dem  v 
mittlerem  Blatte,  welches  anfangs  die  beiden/. 
Seiten  des  Embryos  ganz  bedeckt  nud  nur  später ^ 
sich  in  eine  Beihe  von  Segmenten  spaltet  ,  ans  ; 
welchen  nun  die  Muskelringe  sieh  entwickeln.]  — 
Genaiier  in  die  Beschreibung  der  Entwickelung 
der  einzelnen  Organe  einzugehen,  währe  ohne 
Abbildungen  sehr  wenig  verständlich  und  ich 
hoffe  bald  die  vollständige  Beschreibung  liefern 
zu  können.  ^ 

Am  Schlüsse  dieser  Mittheilung  möohbe  ich 
mir  noch  erlauben  die  allgemeinen  Analogien  ’ 
hervorzugeben,  welche  zwisicheü  der  Bntwicte-’ 
lung  von  Salpa,  Pyrosbma  und  zn  ' 

merken  sind.  »  ,  »r  .ü 

Bei  den  Salpeu  entwickelt  mih  aus  dem 
Eie  eine  allgemeine  ^^bryorml^^l^g®  >  welche 
in  zwei  Theile  zerfällt ;  aus  der  einen  bildet  sich 
die  Placenta,  aus  der  anderen  der  e^mrtKche 
Embryo,  welcher  einen  dorsalen  Keimsiöckiroibt^ 
au^  welchen  nun  dtie  Geschlecbtsindividimniehb*>[ 
sprossen«'’'  -a)  dj-rui. 

*  Bei'  PyroBoma  entwickelt  sich^  anaidettnl 
Ei  ein  sehr  wenig  ausgebildeter  Embryo^^weklheni 
dm^ehf  Knospung  vier  Embryonen  prpdsKuii,  'i<lfei 
nnh  -ihrei^seits  auf  dem  dorsalem  Eeksistockälviej'/l 
Gesehleöbisindividuen  entwickeln,  r  .k  tin  .i 
-B  ei  Dol i 0 1  u  m  entwickelt  jsioh;  jäus>;iletiit> 
Ei  ein  Vollständig  ati8gebildeteBlndividnxim,  iLiivB 
ohne  Geschl^htsorgane.  I  Es  'treibt  i  (einen  >VeiGo(^ 
t^alen  Keimstock  auf  welchem  Sioh^  iliidividflimii 


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415 


bilieü  ,  ^die  doraalen  Eeimstoek  «r8ei^Q/  > 
atm'  d^  nun  die  GesK^hlechtstliiere  entstehen^  ^ 
'  \Au6^^  '  dieser  Zusammenstellung  geM  BtdKm  ^ 
deutlich  kervor^  dass  zwischen  der  Placenta  der 
Salp^,  dem  unvollständig  entwickelten  Embryo: 
vou  Pyrosoma  und  dem  freischwimmenden  ^  mit  ^ 
ventralem  Keimstocke  versehenen  Doliolum  eine  - 
Analogie  existirt,  dass  wir  hier  mit  einem  Worte* 
nur  verschiedene  Stufen  eines  und  desselben 
Entwickelungsmodus  vor  Augen  haben. 

Triest,  13.  September  1868. 


lieber  g  alvanisc  he  Wieder  standsbestim- 
mung  flüssiger  Leiter,  insbesondere 
über  die  von  Herrn  A.  Nippoldt  im. 
hiesigen  physikalisch en Institute  aus-' 
geführte  Messung  des  Widerstandes 

der  verdünnten  Schwefelsäure, 

von  F.  Kohlrausch. 

Zuverlässige  Widerstandsbestimmungen  zern 
setzbarer  Leiter  sind  bis  jetzt  nur  in  den  seiteneu 
Fällen  ansgeführt  worden,  in  denen  man  die 
durch  den  Strom  an  den  Elektroden  hervorgeT 
btaehten  chemischen  Wirkungen  unschädbch 
machen^  konnte.  Diese  Möglichkeit  ist  auf  neu?! 
träte  LösulBgeu  aolcher  Salze  beschränkt  ,  deren! 
Metallel  selbig  als  Elektroden  eingeführt  werdeni 
können.  Aber  atich  unter  diesen  liegt  eine  endt; 
gültige^  uBeslimmnlng  nur  für  die  Lösung  des 
sehwefeisatireii  Ziiikoixyds  vor  (Beetz,  PoggeuH 
dui^siAnhalea  £d.  Iil7.  S;  1),  die  einzige  be^^ 
kairiitetlBlüsriigkeitv  in  welcher  j  bei  i  gewis^enf 


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416 


Vorsichtsmaassregeln,  gar  keine  Polarisation  anf-  | 
tritt.  Für  die  galvanisch  wichtigsten  flüssigen 
Leiter,  die  Sänren,  sind  bis  jetzt  nur  Versuche 
vorhanden ,  welche  als  Annäherungen  gelten 
können. 

Es  gibt  indessen  einen  einfachen  Weg,  auf 
welchem  die  durch  die  chemischen  Wirkungen 
des  Stromes  verursachten  Hindernisse  gänzlich 
vermieden  werden  können,  und  auf  dem  der 
Widerstand  eines  beliebigen  flüssigen  Leiters 
eben  so  leicht  zu  bestimmen  sein  wird,  wie  der¬ 
jenige  eines  Metalles.  Ja  es  kommt  alsdann 
auch  hier  der  Vorzug  zur  Geltung,  welcher  die 
Bestimmung  der  physikalischen  Eigenschaften 
von  Flüssigkeiten  allgemein  vor  derjenigen  der 
festen  Körper  auszeichnet,  sie  erleichtert  und  i 
ihnen  eine  grössere  Bedeutung  verleiht,  dass  | 
nämlich  die  Flüssigkeit  immer  homogen  ist,  dass 
sie  sich  weit  leichter  vollkommen  rein  darstellen 
lässt,  und  dass  die  für  die  festen  Körper  noth-  i 
wendige  und  schwierige  Definition  von  Härte- 
und  Elasticitätsgrad  hier  ohne  Weiteres  wegfällt, 

Die  chemische  Wirkung  des  elektrischen 
Stromes  ist  bekanntlich  in  solcher  Art  von  der 
Richtung  des  Stromes  abhängig,  dass  sie  durch 
die  Umkehrung  der  letzteren  das  entgegenge¬ 
setzte  Vorzeichen  erhält,  und  dass  bei  altere 
nir enden  Strömen  von  derselben  Stärke  und 
Dauer,  aber  von  entgegengesetzter  Richtung,  die 
Wirkung  des  vorhergehenden  durch  den  folgen¬ 
den  aufgehoben  wird.  Die  Messung  solcher 
Ströme  wird  durch  das  Weber’sche  Bifilardyna- 
mometer  ermöglicht,  zur  Hervorbringung 
altemirender  einander  an  Stärke  genau  gleicher 
Ströme  dient  ein  Magnet,  welcher  innerhalb 
eines  Multiplicators  in  Rotation  versetzt  wird. 


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417 


anf- 

igen 

iche 

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auf 

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h 


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Durch  Anwendung  dieser  Inductionsstösse  anstatt 
der  CQnstanten  Säulen  ist  oflFenbar  der  Ein&iss 
der  Polarisation  der  Elektroden  in  allen  Flüssig¬ 
keiten  auf  ein  beliebig  geringes  Maass  zu  redu- 
ciren,  wenn  man  über  beliebig  rasche  ßotations- 
geschwindigkeit  verfügt.  Es  liegt  ferner  auf 
der  Hand,  dass  die  Erreichung  dieses  Zweckes 
noch  gefördert  wird  durch  die  Vertheilung  der 
chemischen  Wirkung  auf  grosse  Flächen,  also 
durch  die  Anwendung  grosser  Elektroden.  Man 
kann  alsdann  die  bei  festen  Körpern  angewandte 
Methode  zur  Widerstandsbestimmung  einfach  auf 
Flüssigkeiten  übertragen. 

Eine  solche  Messung  ist  für  die  verdünnte 
Schwefelsäure  in  10  verschiedenen  Concentrations- 
graden  von  Herrn  Nippoldt  im  hiesigen  physi¬ 
kalischen  Institut  unternommen  und  mit  grossem 
Geschick  und  vollkommen  befriedigendem  Re- 
sultat  dürchgeführt  worden. 

Der  Procentgehalt  an  Schwefelsäure  wurde 
durch  Bestimmung  des  specifischen  Gewichts 
aus  den  vorhandenen  Tabellen  entnommen. 

Die  .I^üssigkeitssäule ,  deren  Widerstand  ge¬ 
messen  wurde,  befand  sich  in  einer  nach  Länge 
*  und  Querschnitt  genau  ausgemessenen  Glasröhre, 
deren  offene  Enden  in  zwei  mit  derselben  Flüssig- 
,  keit  gefüllte  Gefasse  eintauchten.  Auf  dem 
Boden  der  letzteren  waren  die  etwa  30  Quadrat- 
centimeter  grossen  Platin-Elektroden  angebracht. 

,  >  Der  inducirende  Magnet  war  mit  einer  Sirene 
fest  verbunden,  welche  durch  ein  Gebläse  in  Rotation 
-  veraltet  werden  konnte.  Die  Tonhöhe  der  Si- 
tiene,  !  durch  Vergleichung  mit  einem  Satze  Orgel- 
I pfeifen t  bestimmt,  welcher  mit  demselben  Ge- 
iblÄ^e  in  Verbindung  stand ,  ergibt  die  Umdre- 
hnngsgeschwindigkeit.  In  Ermangelung  eines 

36 


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418 


Regulators  musste  dieselbe  mit  der  Hand  con- 
staut  erhalten  werden,  was  freilich  nur  durch 
grosse  Uebung  und  auch  dann  nur  näherungs^ 
weise  möglich  ist.  Es  wurde  indessen  eine  Beo¬ 
bachtungsmethode  angewandt ,  durch  welche 
diese  kleinen  Schwankungen  compensirt  wurden. 

Vor  den  Widerstandsbestimmungen  wurde 
durch  eine  besondere  Versuchsreihe  festgestellt, 
dass  ein  wahrnehmbarer  Einfluss  der  Polarisation 
nicht  vorhanden  war,  was  daraus  erkannt  wurde, 
dass  bei  den  verschiedensten  Rotationsgeschwindig¬ 
keiten  (von  10  bis  zu  150  Strom  wechseln  in  der 
Secunde)  ein  gleicher  Ausschlag  des  Dynamo¬ 
meters  erfolgte,  man  mochte  die  Flüssigkeit  oder 
einen  bestimmten  metallischen  Leiter  in  den 
Schliessungskreis  einschalten.  ^ 

Bei  den  Widerstandsbestimmungen  wurde 
der  inducirende  Magnet  in  die  grösst  mögliche 
auf  die  Dauer  zu  erhaltende  Rotationsgeschwindig- 
keit  (von  etwa  1 54  Stromwechseln  in  der  Se¬ 
cunde)  versetzt  und  der  Ausschlag  des  Dynamo¬ 
meters  bestimmt,  wenn  die  Flüssigkeitssäule  ein¬ 
geschaltet  war.  Durch  einen  einiachen  öommu- 
tator  wurde  dann  die  Flüssigkeit  mit  dem  me¬ 
tallischen  Widerstande  eines  Rheochords  ver¬ 
tauscht  und  letzterer  so  regulirt,  dass  derselbe 
Ausschlag  erfolgte.  Dann  ist  nach  den  Öhm'- 
sehen  Gesetzen  der  Widerstand  der  Flüssigkeit^- 
säule  gleich  dem  des  Rheostaten. 

‘  .  Dieser  Satz  von  Beobachtungen  ist  mit  l jeder 
der  10  verschieden  concentrirten  Sehwefelfeönren 
zu  acht  verschiedenen  Zeiten  wiederholt  wordpn, 
wobei  jedesmal  die  Temperatur  der  Fltissigkedt 
sorgfältig  bestimmt  wurde.  ,  Die'.  Temperatur 
(Zimmertemperatur)  diflferirte  von  etwa  19®  bis 
28®  Celsius.  Hierdurch  ist  ein  Mittel  gegeben^ 


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419 


erstens  alle  Bestimmungen  auf  dieselbe  Tempe¬ 
ratur  zu  reduciren,  für  welche  -j-  22®, 0  C.  ange¬ 
nommen  worden  ist..  Zweitens  lässt  sich  die 
Abhängigkeit  des  Widerstandes  von  der  Tempe¬ 
ratur  für  die  verschiedenen  Concentrationsgrade 
daraus  entnehmen. 

Endlich  wurde  der  bei  den  Beobachtungen 
angewandte  Rheochord  mit  einer  Siemens’schen 
Widerstandsscale  vergliche^,  wodurch  alle  An¬ 
gaben  auf  den  Leitungswiderstand  des  Queck¬ 
silbers  von  0®  als  Einheit  reducirt  worden  sind. 
Denn  die  Dimensionen  der  Flüssigkeitssäule  in 
der  Rohre  waren  genau  bekannt ,  und  auf  die 
kleinen  Widerstände,  welche  durch  den  Weg 
von  den  grossen  Elektroden  bis  zur  Röhren¬ 
mündung  hinzukamen,  konnte  durch  eine  Nähe¬ 
rungsrechnung  genügend,  Rücksicht  genommen 
werden. 

-  Die  folgende  Tabelle  gibt  in  der  ersten 
Spalte  die  specifischen  Gewichte,  den  Gewichts¬ 
gehalt  an  Schwefelsäurehydrat  in  100  Gewichts- 
theilen  Flüssigkeit  in  der  zweiten.  Die  dritte 
Spalte  enthält  den  specifischen  Widerstand  der 
“betreffenden  Lösung  bei  22®, 0  C.,  bezogen  auf  den 
“Widerstand  des  Quecksilbers  als  Einheit,  wie  er  aus 
den  Beobachtungen  gefunden  worden  ist.  Die 
Resultate  der  letzteren  zeigen  nämlich  eine  so 
■Regelmässig  verlaufende  Abhängigkeit  des  Wider¬ 
standes  von  der  Concentration ,  dass  es  gewagt 
erscheint,  die  Beobachtung  durch  eine  Interpola- 
lüonsformel  verbessern  zu  wollen.  In  der  vierten 
.  SjiaAte^  findet  sich  die  Abnahme  des  Widerstandes 
auf  1®  C.  in  Theilen  des  ganzen  Widerstandes, 
nach  einer  Interpolationsformel  berechnet. 


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420 


Spec.  Gew. 
bei  18°  C. 

Gehalt  an 
SOg  HO. 

Specifischer 
Widerstand, 
Quecksilber 
=  1 

Aenderung 
auf  C. 

in  Procenten. 

1,0504 

8,3 

34156 

0,68 

1,0989 

14,2 

18989 

0,79 

1,1431 

20,2 

14903 

0,90 

1,2045 

28,0 

13048 

1,05 

1,2631 

35,2  1 

13077 

1,18 

1,3163 

41,5- 

14215 

1,30 

1,3597  1 

46,0 

15681 

1,39 

1,3994 

50,4 

17615 

1,47 

1,4482 

55,2 

20633 

1,56 

1,5026 

60,3 

25249 

1,66 

Das  Minimum  des  Widerstandes  ist  hiernach 
=  12900  und  fällt  auf  das  specifische  Gewicht 
1,23,  oder  eine  Lösung  von  31  Schwefelsäurehy¬ 
drat  in  100  Flüssigkeit. 

Nachschrift.  In  der  Sitzung  der  Societät 
kommt  mir  der  Bericht  über  eine  der  Berliner 
Akademie  (Monatsbericht  für  Juli)  überreichte 
Arbeit  vor  Augen,  worin  Herr  Paalzov  die  spe- 
cifischen  Widerstände  einer  Anzahl  von  Flüssig¬ 
keiten,  ebenfalls  bezogen  auf  Quecksilber,  mit¬ 
theilt.  Die  Bestimmungen  sind  mit  constanten 
Strömen  gemacht;  indessen  ist  durch  Vermittelung 
von  Zinklösung  die  Polarisation  immer  auf  einen 
geringen  Betrag  reducirt  worden.  Die  Ueber- 
einstimmung  der  Zahl  13310,  welche  Herr  Paalzqv. 
für  eine  Schwefelsäure  von  28,85  %  bei  22® 
findet,  mit  der  aus  Obigem  folgenden  12964 
(Unterschied  von  2,6  ®/o)  ist  sehr  befriedigend. 


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Nachrichten 

von  der  Königl.  Gesellschaft  der  Wissen¬ 
schaften  und  der  G.  A.  Universität  zu 
Göttingen. 


November  25.  M.  20«  |868. 


Königliche  GeseUschaft  der  Wissensehaftent 


Analytisch-geometrische  Untersu¬ 
chungen 
von 

A.  Enneper. 

VL 

Die  Untersuchung  der  Flächen  von  constan- 
tem  Krümmungsmaass  mit  einem  System  sphä¬ 
rischer  Krümmungslinien  bietet  bedeutend  grö¬ 
ssere  Schwierigkeiten  wie  das  in  V.  behandelte 
Problem.  Um  den  Raum  nicht  zu  sehr  in  An¬ 
spruch  zu  nehmen,  soll  kn  Folgenden  nur  der 
Fall  eines  positiven  Krümmungsmaasses  behan¬ 
delt  werden,  die  Rechnungen  für  ein  negatives 
Krümmungsmaass  sind  denen  des  ersten  Falles 
ziemlich  analog. 

Ist  das  System  der  Krümmungslinien,  für 
welches  v  allein  variirt,  sphärisch,  so  finden  fol¬ 
gendende  Gleichungen  statt: 


R 


1/C 


r  d-  VG 


—  C08C  -| - -  - - jr  •  sinff, 

r"  ^  VE  du  r 


J  s=  oj  -f-  ß(c08  a  COS  er  —  cos  a  sin  a) , 

37 


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422 


fj  s==  y  ^  R{cos  h  cos  er  —  cos  b'  sin  er) , 
f  =  »  +  il{cos  c  cos  er  —  cos  c  sin  er). 


In  den  vorstehenden  Gleichungen  ist  (?,  S)  der 
Mittelpunct,  R  der  Radius  der  osculatorischen 
Kugelfläche  der  sphärischen  Krümmungslinie,  er 
ist  der  Winkel  unter  welchem  diese  Kugelfläche 
die  gesuchte  Fläche  schneidet.  Diese  sämmtli- 
chen  Quantitäten  sind  nur  von  u  abhängig.  Es 
soll  vorausgesetzt  werden,  dass  R  einen  endlichen 
Werth  habe.  Setzt  man  zur  Abkürzung: 


B  cos  (T  =  p ,  Ä  sin  (T  =  j , 
so  hat  man  die  einfacheren  Gleichungen: 


1) 


y/G  =  p 


r  d  r" 
y'E  du  V'G 


2) 


5  =  a!  +  p  cos  o  —  y  cosa', 

17  =  y  +  P  ~  9  > 

f  =  »  4-  P  cos  c  —  y  cos  c. 


Nimmt  man  r'r"  =  y*  und  in  den  Gleichungen 
1),  2),  3)  und  4)  von  "V.  Vt  =  tang^ö,  so  fin¬ 
det  man: 


1  VE  1  V6 

G=cotö,^=-cote,V^ 
smö  r  g  r 


ysinö'. 

d  1  dO  d  \  dO  _  cos  d 

du  'Sinö  du  dt  sinö  dv  (ysine)*" 


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423 


Mittelst  der  Gleichungen  3)  geht  die  Gleichung 
1)  über  in: 

dB  p  cos  6 

5)  “  —  —  —  - • 

du  qg  q 

Schliesst  man  die  Kugelfläche  aus.  so  kann  q 
nicht  verschwinden. 

Substituirt  man  in  die  Gleichung  4)  den  Werth 

von  -  aus  5  ,  so  folgt: 
du 


f  JL  P 

de  sinö  de 

+  cotö 


*  +  9^4“^*  cos  ö  p 
{qgf  sin^ö  gq^ 

dl  1  d  p 

du  q  g  sin  0  du  q 


l+cos*ö 
sin  ^6 


Diese  Gleichung  mit 
integrirt  giebt: 


2  dB 
sin  B  de 


multiplicirt  und 


<5=- 

6) 


(qgy 


+  2-^  cos  0  —  2' sin  ö 
99^ 


du  q 


2  »in«  CO.»  dp 
g  du  q 


wo  U  eine  Function  von  u  bedeutet.  Die  vor¬ 
stehende  Gleichung  differentiire  man  nach  u  und 
dB 

setze  rechts  für  —  seinen  Werth  aus  6),  den  so 
du 

d^B 

erhaltenen  Werth  von  -  vergleiche  man  mit 
dudt 


37* 


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424 


demjenigen,  welcher  sich  aus  5)  ergiebt.  Diese 
Gleichung  differentiire  man  nach  i?  undmultipli- 

cire  mit  es  ist  dann: 
dt 


de  ^ 

dt  dudt 


sin  0  dO  ^ 


Setzt  man  rechts  für  (— )  seinen  Werth  aus  6), 
dt  ^20 

so  erhält  man  eine  zweite  Gleichung  für  - — . 

dt  dudt 

Diese  beiden  Werthe  führen  auf  folgende  Glei¬ 
chung: 


d  p  J.  d  I 
^du  gq^  du  q  '  q  du  f 


sin  ^0 


+  —  (2*^ - \)]  sinö  cosö 

^9  du^  q  99  9^ 

-  4)  -  -4J  sin  Ö  =  0. 

du^  q  '  q  ^  q^'  qg^^ 


Ist  9  nicht  von  t  unabhängig,  die  gesuchte  Fläche 
also  keine  Rotationsfläche,  so  kann  die  vorste¬ 
hende  Gleichung  nur  bestehen  für: 


du  qg^  du  q  q  du  q 


P  4-  P  (2fr  —  1)  =  0, 

dvr  q  q  q^ 


d*  1  1 

^  -  (2f/  - 

dur  q  q  ^ 


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425 


Setzt  man  zur  Vereinfachung  ^  =  p',  =  p" 

du  du^ 

etc.,  bezeichnet  durch  A  eine  Constante,  so  las¬ 
sen  sich  die  vorstehenden  Gleichungen  ersetzen 
durch: 


7) 


2pq._  p 


2/»*  2,  1 

-2  --  -2)- 


r 


Die  Gleichung: 


I  =  ®  -f-  p  cos  a  —  y  cos  a' 

giebt  nach  u  differentiirt,  mit  Rücksicht  auf  die 
Gleichungen  3): 


du 


8) 


==  (p'  —  ^  cot  6)  cos  a 


q  dO 
sind  dt 


cosa 


1  O 

+  ( 9'  —  ~  C08  o'. 

Sind  9 

Differentiirt  man  die  vorstehende  Gleichung  nach 
M,  so  folgt  mittelst  der  Gleichungen  3),  6)  und  7) : 


fl 

du^  q  du 

Für  q  und  f  findet  man  analoge  Difierentialglei- 


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426 


cbungen.  Sind  |o,  <70,  £d,  m,  mi,  tn»  Gonstanten, 
so  ist: 


|»2  I»1  m  ^  ^ 

Hieraus  folgt,  dass  derPunct  (?,  fj,  f)  auf  einer 
festen  Geraden  liegt,  wird  dieselbe  zur  Axe  der 
a  genommen ,  so  ist  ?o  =  0 ,  lyo  =  0 ,  =  0, 

fiii  =  0,  IW2  =  0  und: 


9)  J  =  0,  ^  =  0,  f  =  m  /j*  du. 

Aus  der  Gleichung  8)  und  zwei  analogen  Glei¬ 
chungen  folgt: 


d.  i.  nach  9): 

10)  mY  =  p*  +  y*  +  -  1  +  Ä9*. 

y 

Diese  Gleichung  lässt  sich  auch  mittelst  der  Glei¬ 
chungen  7)  herleiten^  wenn  die  Constante,  welche 
die  Integration  involvirt ,  durch  bezeichnet 
wird. 

Sei  (f  ein  particulärer  Werth  von  6,  welcher 
keine  willkührliche  Constante  enthält.  Nach  5) 
genügt  (f  der  Diflferentialgleichung : 


11) 


dg>  p  cos  9) 


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427 


Setzt  man: 

pin^) 

12)  L  =  /  ?  du, 

J  q 

✓ 

80  ist  das  allgemeine  Integral  der  Gleichung  5): 

13)  tangAÖ  = 

(V — M)  cos\q>  —  L  ein  ^q>' 


wo  V  eine  näher  zu  bestimmende  Function  von 
V  ist.  Mittelst  der  Gleichungen  12)  und  13)  fin¬ 
det  man: 


sind  d  L 

du  (F  — »)»“+“£* 


{V—My  -f  L* 


wo  V 


ist.  Sei  zur  Abkürzung: 


ip  —  g  cos  6]  cos  o  —  q  cos  a  =  X 
{p  —  g-  cos  6)  cos  b  —  q  cos  b'  =  Y 
[p  —  g  cos  6)  cos  c  —  q  cos  c  =  Z 
Die  Gleichung  für  X  lässt  sich  nach  2)  schreiben: 
X  =  5  —  a?  —  ^  cosö  cosa. 


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428 

EUeraus  folgt  nach  3)  und  5) : 

^gfsinö^coso— flr^^^)co8a' 

d«  d»  ^  d«  r 


_  dg  8^  [(p  — J  CO8  0)  cosa  —  j  ooso'] 
du  g 

d.  i.: 


dX  dg  ,  sinö  ^ 

du ,  du  q 

Auf  analoge  Weise  erhält  man  die  Gleichüägßn,: 


17) 


fdX  dg  8in(9  y 

du  ~  dü^  q  ' 

^  ^  sing  y 

du  du  q 

dZ_^  Bing  2 

du  du  q 


Setzt  man  in  den  beiden  ersten  Gleichungen 

sin  g  - 

nach  9)  g  =  0,  q  —  0,  fmner  für  den 
Werth  aus  14),  so  folgt: 


dlogX  _  dlog  F 
du 


^  1  ^ 
d«-^°®(v-ii0*+ 


Z*- 


f^ind  Fl,  F*  näher  zu  bestimmende  Functionen 
?on  V,  so  fcdgt  durch  Integration: 


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429 


18)  X  = 


ViL 


Y 


ViL 


(F— ff)*  +  i,*,  '  (F-ff)*  +  L*' 

Sejbzt  man  in  den  Gleichungen  3)  ?  =  0,  ^  =  0, 
so  geben  dieselben  in  Verbindung  mit  den  Glei¬ 
chungen  16): 

r 

®  SIS  —  X  —  p  cos  ö  cos  a 

19)  f  =s  —  y  —  g  cosö  cos  6 
e  =  I  —  Z  —  g  cos  6  cos  c. 

Die  Gleichungen  16)  nach  »  differentiirt  geben: 

dX  .  de  dY  .  A  dB 

20)  —  sinö -r-J  cos  o,  -j-  =  sin6  — ^cos6, 

'  dv  de  do  dv 

dZ  dB 

—  =  Bin  6  3-  o  cos  c. 
do  dv 

Setzt  man  hieraus  die  Werthe  von  coso,  cos  6, 
cosc  in  die  Gleichungen  18),  so  findet  man: 

^  dX 

1®  =  —  X  —  cotö  3-, 
dv 

d^ 

I  dY 

1j,  =  _  F-cotö-, 

w 

dv 

s  =  {:—  Z  —  cotö 

dv 
dv 


21) 


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430 


Die  Gleichungen  17)  respective  mit  X,  F,  A  mul- 
tiplicirt  und  addirt  geben  nach  9): 

1  =  mq^Z  +  —  (X*  H-  F>  +  Z*), 

d.  i.  nach  16): 


+  ^l(p-»co8e)*  +  g*]. 

Mit  Rücksicht  auf  die  Gleichung  5)  folgt  hieraus : 

22)  z  =  (p  —  g  cos  d)p'  -\-qq  ~q  sin  6 
'  mq^ 

Mittelst  der  Gleichungen  15),  18)  und  22)  gehn 
die  Gleichungen  21)  über  in: 


4  cotö  — 


^  L-\-{Y—M)cotd 
‘  (V  —  M)^  4-  L* ' 


1  „  L  +  (F- A;)cotÖ 

^  cot«  2  _(_  . 


^  pp'  +  gg'  ,  1 

b  o  I  ;  w 

mq‘  mq  sin  6 


In  den  vorstehenden  Gleichungen  ist  V  statt  c 
als  unabhängige  Variabele  eingeführt.  Bildet 
man  aus  16),  18)  und  22)  den  doppelten  Werth 
von  X*  +  F*  +  Z^  so  folgt: 


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431 


24) 


I  .  (p  — ifCOs6t)p'4- gy'  — grsinö)* 

“•"  »  L  mq^ 


Da  die  linke  Seite  dieser  Gleichung  von  u  unab¬ 
hängig  ist,  so  muss  dasselbe  auch  mit  der  rech¬ 
ten  Seite  der  Fall  sein^  wie  sich  auf  folgende  Art 
beweisen  lässt.  In  die  Gleichung  24),  setze  man 
nach  ,13): 

^  [^V  —  M)^--V^]Bin(p-\-2L(V—M)  cos ^ 

sinö  (p  _  j(f)2  12  > 

[(F — Jlf)*— I<*]co8y — 2L(F — Jl/)siny 
- (K  _  »).  +  Li - • 

Hierdurch  geht  die  Gleichung  24)  über  in: 

Fx*  +  F2*  =  ^^  (F-ä)«  +  4^-  (F-Jf)» 
25) 

+  6P2  {V  —  Mf  +  4P3  L(F-  JU)  +  P4L*. 
Setzt  man  zur  Abkürzung: 


gpcos(p-\-qsm(p  gp  sin (p  —  qcos(p 

a, -  - =  p, 


mq‘ 


mq^ 


26)  { 


PP  +  9/  _ 


mq‘ 


=  rj 


{pp  +19y—iP  9) 


8 _ r,2 


mY 


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432 


27) 


so  hat  man  folgende  Gleichungen: 

[P  =  (p  —  ^  cos  <ff  +  —  (y  —  «)*, 

Pi  =  (p  — pco89)psiny  — |?(y  — a) 

Pa  4-  »  =  sin 

Pj  —  2tt  =  p*  +  — p*  cos  V  —  y*  + 

Pa  =  (p  4-  gf  cos  y)  p  sin  y  —  /»  (y  +  a), 

^P4  =  (p  +  j  cos  y)*  4-  g*  —  (y  +  «). 

Mit  Rücksicht  auf  die  Gleichungen  7),  10)  und 
11)  folgt  aus  26): 


a  = 


sin  <f  ,  cos  g) 

y  H  :r'  < 


Y  = 


mV 


mg* 


a'  =  mg*  +  (y  —  «),  /9' 


cosg) 


7  7 

Die  Gleichung  für  n  nach  u  differentiirt  giebt 

s  0,  d.  h.  »  ist  constant. 
du  ’ 

Zu  Folge  der  Gleichungen  12)  ist: 

dL  j  sin  (f  dM  cos  q> 
du  q  du  q 


Mittelst  dieser  Gleichungen  erhält  man  aus  27) : 


^  _P  _ 
du  L»  ^  ’ 

d  Pi  cosg)  P  P  dM 
du  L  q  L  du' 


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433 


_  2cos9)  _  ^Pi  dM 
du  q  ‘  L  du' 

ft  =  3ft 

du  q  du 

^■ft  _  ^  « 

au  9  du 

Sind  h,  kl,  ks,  ks,  &4  Gonstanten,  so  erhält  man: 

^  =  Ä,  ^  =  AÄ  +  Äx, 

2s^Pi  =  kM*  +  2Äilf  Ä2, 

L.Pi  =  kM}  +  3ÄX«*  +  3Äjlf  +  Äs, 

I  L*P4  =  ÄJlf*  +  4Äiilf»  +  6Ä2»*  +  4AsJlf  +  Ä4. 

Hierdurch  geht  die  Gleichung  25)  über  in: 

Fi>  +  Fs*  = 

29) 

ÄF‘  +  4ÄiF»  4-  6Ä2P  +  4Ä8F  +  Ä4. 

Sind  S  und  St  zwei  beliebige  Variabele,  setzt 
man: 

SVL  +  S>  ^  =  B, 

SO  ist  die  Determinante  dieser  Substitution  gleich 
1.  Die  Gleichungen  28)  geben  dann: 

PS*4-  iPiS^Si  +6PsS»Si*  +  4P8SSi»  +  P4S1*  = 


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434 


kT*  +  ikiT^Ti  4-  QksT^Ti^  +  iksTTi^  +  kiTi\ 

Diese  beiden  biquadratischen  Formen  haben  die¬ 
selben  Invarianten,  man  bat  also  die  Gleichungen : 


PPi  —  iPiPa  +  3^2*  =  kki  —  Ulks  +  3*2*, 


30) 


(PPi  =r  P^^)Pi  -|-  2P1P2P8  —  PPs*  —  PiPl^  = 


|(**4  -  *2*1*2  +  2*1*2*3  —  *SA*  —  *i*l*- 

Mittelst  der  Gleichungen  27)  lässt  sich  zeigen, 
dass  die  linken  Seiten  dieser  Gleichungen  eben¬ 
falls  constant  sind,  da  die  auszuführenden  Rech¬ 
nungen  leicht  sehr  beschwerlich  werden  können, 
so  sollen  dieselben  kurz  angedeutet  werden.  Die 
Gleichungen  26)  und  27)  geben: 


PPi  —  (Pj  _  2«)* 

4 

q*p*  COS  *q)  —  y*«^  —  (pa  —  gy  cos  (p)^  — 

gYcoz^if  Wcosy-psiny  *^ 

tnq  mq  ’ 


Pi  Ps  —  (P2  n)  (Fl  -  2«)  = 

—  gY  («  sin  <p  ß  cos  qi)* 


32) 


+  (pß  —  gr  sin  (pY  = 

.  .gg'  sin  y  -|-  p  cos  y  * 
mq  ^  * 


Die  Differenz  dieser  Gleichungen- giebt  nach  10): 


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435 


PPi-  4fiPa  +  3fa^  _  3^8  =  _  V 
4  tn>^ 

Es  ist  ferner: 


Pft*  +  ftPi*  -  2PiP3(P2  —  2n)  _ 
I  — 

IW^ 


-|-  5^*  {^^siny  cosy  —  ctß)"^ 


oder: 


PPs^  +  P4Pi^— 2P1P2P3 
4 

(^gqcoscf — psiny) 


=  —  wPiPs 


— ^ - ^(P2-{n)-{-q^lghm(fCOS(p  -ctßf, 

mg 

Multiplicirt  man  die  Gleichung  31)  mit  Pi  und 
zieht  von  dem  Producte  die  vorstehende  Glei¬ 
chung  ab,  so  folgt: 


(PP4-Ps2)P2  +  2PiP2Ps-PP3^—P^Pi^  _ 

4  ~ 

q^(g^cos^(p —  «*)  [Pi  +  n)  —  ^^(^^sinycosy  —  aß) 

-|-  Hn  —  2«®, 
wo: 


H=  P1P3  —  (P2  -|-  n)  {Pi  —  2n)  —  q^g^  cos  ^(p  + 

^  ^99  cosy  —  p  siny  2 
mq 

Nach  32 j  und  10)  ist: 


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436 


H 


Aus  26)  und  27)  folgt: 

y*  (y*cos  —  «*)  (ft  +  n)—  (g^  sin^icos^) — a/S)*  = 

<7  ^ 

—  (« sin  y  —  ß  cos  y)*  =  —  (— )  . 

tn 

Mit  Hülfe  der  vorstehenden  Entwicklungen  gehen 
die  Gleichungen  30)  über  in: 


— 4AifeH-3fe^  _  3^,  2  — 


2 

a  “  > 


4  m' 

33)  ,|(<rÄ4 — ki^)ki  ihhh  —  ÄÄj*  —  Ä4Ä1*  


Agr’ 


<7  *  2 

-  2»»  -  (£)  +  »  ^ 
m 


Aus  den  Gleichungen  26),  27)  und  28)  folgt: 

P(Pa  +  «)  -  ft*  =  {hki  —  Äi*  +  Ä«)L* 

.  .  V.  —  ff  cos®,* 

=  (yjsiny)*  -  - - ^)- 

_  W  sin  y  4-  P  cos  9  ~ 

mq 


Setzt  man  in: 


hK 


{kh-h^  +  kn)  L»  =  (ki  ^  n--^)P 


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437 


für  P  seinen  Werth  aus  27),  so  ergiebt  sich  eine 
Gleichung  zur  Bestimmung  von  (p. 

Mit  Hülfe  der  Gleichungen  13)  und  26)  folgt: 

i(.v-My+Lv= 

[(F  — Jf)>— 1*)'  (j’sinV  -  /!■) 

+  4L  [(F — My  —  L*]  (  V — M)  (^*  sin  y  cosy — aß) 
4-  4L*  (F  —  M)^  Cf*  cos  *^1  —  «*). 

Setzt  man  rechts  nach  27): 

sin  =  Pi  fl, 

sin  y  cos  y  —  aß  =  ^  (Ps  —  Pi), 

4(^*  cos  —  o*)  =  L*  -j-  P4  —  2(Pi  —  2«) , 
so  geht  die  rechte  Seite  über  in: 

[(F  —  M)»  -  L*]>  (P,  +  2n) 

-j-  2L{V  —  M)  [(Y—M)^  —  L^  (Ps-Pi) 

+  L*(F  — i)/)*  (P4-P4-2P*  +  4«). 

Setzt  man  hierin  für  P,  Pi,  P«,  Ps,  P*  ihre 
Werthe  aus  28),  so  ergiebt  sich  nach  29)  die 
Gleichung: 

[östaV-  _  ,y, 

tnq‘ 

—  2ki  V—ki  —  n\  [(F  — Jtf)*  +  L*]*  = 

38 


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438 


-2[(r—M)^-j-L%V—3D(kV^+UiV»-\-SkiV-{-h) 
+  {V—M)^  [iF^  4Ä,  r«  +  6Ä*  +  4A»F+  Ä4). 
=  {r  -  M)^  (Fl*  +  Fs*) 

-(V-M)  [(F-Jlf)*  +  L*)  [Fi^*  +  Fs^*]. 


Die  Summe  der  Quadrate  der  Gleichungen  20) 
giebt: 


dX  *  dY*  dZ*  ,  .  d0  * 

<*)  +<5,'>  +<.^> 


Setzt  man  hierin  für  ö,  X,  Y,  Z  ihre  Werthe 
aus  13),  18)  und  22),  so  findet  man: 

i  Ur-M)’  +  IT  [(^)’  +  = 

^r-M)  [(i'-30‘  +  11  [f.^  + 

+  iV  -  Jf)*  (Fl*  +  Fs*)  = 

[9  sin  ö)*  -  [(F-  Jf)*  +  L*]* 

d.  i.  zu  Folge  der  obigen  Doppelgleichung: 
dVi  *  dFs  * 

=  4(AF*+2AiF  +  As  +  «). 

Durch  die  vorstehende  Gleichung  und  die  Glei- 


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439 


chung  29)  sind  Fi  und  Fi  als  Functionen  von  V 
bestimmt,  die  Gleichungen  23)  zeigen,  dass  in 
den  Werthen  von  a;,  ^  die  Quantität  F  als 

unabhängige  Variabele  genommen  werden  kann. 
Die  dritte  Gleichung  23)  giebt: 

dz  1  sin  ^0  dd 

de  mq  cos  6  de* 

Nun  ist  j/'G  =  cot  ö,  ^  =  |/“G  cos  c\  folglich : 
de 


cosc  =  — 


mq  sind  de 


Setzt  man  hierin  den  Werth  von  6  aus  13)  und 
zur  Abkürzung: 

2)  =  [(F  —  Mf — sin  ip  2L(F  —  M)  cosy, 
so  folgt: 

...  -  dV 

35)  cosc  =  — -  — . 

mqU  de 

Die  Gleichungen  2)  geben  für  S=0,  q  =  0: 
pcosa  =  qcosa  — x,  pcosb  =  qcosb'  —  y. 
Mittelst  dieser  Gleichungen  folgt: 
p  (cos  a  cos  b'  —  cos  a  cos  b)  =  y  cos  a  —  x  cos  5' 
d.  i. 

p  cos  c'  —  y  cos  a  —  X  cos  b\ 


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440 


oder: 


„  amO  ,  dx  dy 

cosc  =  -  (y  -z - X  -j  ). 

p  ^  du  du 

Setzt  man  hierin  für  a:,  y  ihre  Werthe  aus  23), 
80  folgt  mit  Rücksicht  auf  die  Gleichungen  5], 
12)  und  13): 

=  2^  t»-.  jj;  -  n 

WO  D  dieselbe  Bedeutung  wie  in  35)  hat.  Der 
doppelte  Werth  von  cosc'  giebt: 


m  de  dF 


Fl 


dVt 

dV' 


Mittelst  der  Gleichungen  29)  und  34)  ergiebt 
sich  für  V  folgende  Differentialgleichung: 

2o  dF* 

+ 

2  (ÄÄ3  -  hl  ki  +  2Ä1  n)  F»  +  (ÄÄ4  +  2Äi  ks 
-  3Ä**  +  6«fc)  F*  +  2  (&i  Ä4  -  Ä»  *8  +  2i8  n)  V 
+  *8*4  —  *3*  +  kl  n. 

Wenn  p  ss  0  ist,  so  gehn  die  Gleichungen  10; 
und  11)  über  in: 


y*  =  «i*qr^  +  1  (i^  _  h)q*, 


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441 


dtp  cos  tp 


Hieraus  folgt: 


q’  =  \/^[m^q*‘  -|-  1  _}.  (JL 


A)  9^1 


37) 

41og 


1  -f-siny 
1  —  sin  9) 


1 


q  ]A[my+ 1  +(l_Ä)yJ 


Setzt  man  in  den  Gleichungen  12) 
so  findet  man: 


du 

9 


d(p 

cosy’ 


38) 


L  ==  cos  9),  Jüf  =  —  sin  (p. 


Nimmt  man  — ^  —  Ä  =  2m  sind,  so  geben  die 


39) 


cos  ^(p 


9 

Gleichungen  37): 

2  cos  d  sin  9>  —  sin  d  cos  V’ 

(1  +  sin  ca  d 
2  cos  d  sin  ^  —  sin  d  cos 

Die  Gleichung  für  n  aus  26)  wird  für  p  =  0: 


40)  3»_,>+ 

oder  ™  —  A  =  2m sind  gesetzt: 

3n  =  —  sind, 

w 


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442 


Mittelst  der  vorstehenden  Gleichung,  der  Glei¬ 
chungen  38)  und  39)  gehen  die  doppelten  Wer- 
the  von  P,  Pi.  Pa,  P$,  Pt  aus  27)  und  28): 


1 

9^ 


cos 

m 


d 


ftg  -j-  n  =  ^5^  _  —  ^ga 

'  m 


sind, 
m  ' 


Nimmt  man  —  h  =  - »,  so  erhält  man 

cos  d 


aus  37)  und  40): 


cos  d  cos  *<p 


1  -|-  sin d  —  (1  —  sind)  sin *9’ 

,  2 sind  sin 9 

^  ~  sin  d  —  (1  —  sin  d)  sin  V 

2 


3n  = 


m  cos  d* 

In  diesem  Falle  geben  die  Gleichungen  27)  und 
28): 

„  1  —  sind  ,  ,  „ 

k  =  ki  =  - - *1  =  Ä3  =  0, 

^  »1  cos  d 

14- sind  s,  ,  l-l-3sind 

**  +  ”~“^cosd  ’  ^  +  mcosd  ’ 


Die  Bestimmung  von  p,  q  und  (p  in  Function 
von  u  scheint  auf  grosse  Schwierigkeiten  zu  sto- 
ssen.  Sieht  man  in  der  Gleichung  10)  und  der 


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443 


letzten  Gleichung  26)  p  als  Function 
so  folgt  durch  Elimination  von  q’: 


von  q  an, 


I  + 


-f  3»  —  gi)  -f_  1 
+  1 


Es  verdmntbemerkt  zu  werden,  dass  der  vorste- 

«^urch  eine  lineare 


- - uuruu  eine  lineare 

Relation  zwischen  p*  und  q^  genügt  wird,  welche 
keine  willkuhrliche  Constante  enthält.  Setzt  man 
nämlich : 


so  ist  r  durch  die  Gleichung  bestimmt  • 
m*g^r  +  m*(l  -f  r)  (3»  —  g^  = 

(1  +  ry  _  h) 

Der  Werth  von  q  lässt  sich  in  diesem  Falle  als 
riinction  von  u  nicht  mit  Hülfe  von  elliptischen 
runctionen  darstellen,  vorausgesetzt,  dass  die 
konstanten  h,  m  vollständig  willkührlich  bleiben. 


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444 


Verzeichniss  der  bei  der  Königl.  Gesell¬ 
schaft  der  Wissenschaften  eingegangenen 
Druckschriften. 

August,  September,  October  1868. 

Report  of  the  Commissioner  of  Agriculture  for  the  year 

1866.  Washington  1867.  8. 

Monthly  Report  of  the  agricultural  Department  for  the 
year  1867.  Washington  1867.  8. 

Dasselbe  für  1866. 

Ein  und  zwanzigster  Jahresbericht  der  Staats-Ackerbau¬ 
behörde  von  Ohio,  mit  einem  Auszug  der  Verhandlun¬ 
gen  der  County  Ackerbau-Gesellschaften.  Columbus, 
Ohio  1866.  8. 

Memoirs  of  the  American  Academy  of  arts  and  Sciences. 

New  series.  Yol.  IX.  Part  I.  Cambridge  and  Boston.  4. 
Proceedings  of  the  American  Academy  of  arts  and  Sciences. 
Vol.  VII.  fol.  24-43.  8. 

Annual  of  the  National  Academy  of  Sciences  for  1866. 
Cambridge  1867.  8. 

Proceedings  of  the  American  philosophical  society  at  Phi¬ 
ladelphia.  Vol.  X.  1867.  No.  77.  8. 

Transactions  of  the  Chicago  Academy  of  Sciences.  Vol.  I. 
Part  I.  Chicago  1867.  4. 

Smithsönian  contributions  to  knowledge.  Vol.  XV.  Wa¬ 
shington  1867.  4. 

Proceedings  of  the  California  Academy.  Vol.  III.  Part  IV. 

1867.  San  Francisco  1867.  8. 

Speech  of  Hon.  Charles  Summer  of  Massachusetts,  on  the 
cession  of  Russian  America  to  the  United  States.  Wa¬ 
shington  1867.  8. 

The  Transactions  of  the  Academy  of  Sciences  of  St. 

Louis.  Vol.  II.  1861-1868.  St.  Louis  1868.  8. 
Proceedings  of  the  Essex  Institute.  Vol.  V  und  VI.  Sa¬ 
lem  1868.  8. 

Proceedings  of  the  Academy  of  natural  Sciences  of  Phi¬ 
ladelphia.  Nr.  1-4.  1867.  Philad.  1867.  8. 
Proceedings  of  the  American  Association  of  the  avance- 
ment  of  Science.  Fifteenth  Meeting,  at  Buffaco,  N.  9. 
August  1866.  Cambridge  1867.  8. 

(Fortsetzung  folgt). 


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Nachrichten 

von  der  Königl.  Gesellschaft  der  Wissen¬ 
schaften  und  der  G.  A.  Universität  zu 
Göttingen. 


December  9.  JVSi  21.  1868. 


Kdnigliche  Gcsdlsehaft  der  Wissenschaften. 

OefPentliche  Sitzung  am  5,  December. 

Grisebach,  über  die  Pflanzenregionen  der  Alpen  in  Ver¬ 
gleichung  mit  den  nordischen  Gebirgen. 

Nöldeke,  über  die  Aussprache  des  Hebräischen  bei  den 
Samaritanern. 

Elinkerfues,  über  Anwendungen  der  Differentialglei¬ 
chung  auf  Akustik  und  Optik  bei  Varia- 

da:* 

tion  der  Grenzbedingungen. 

Fittig,  über  die  chemische  Natur  des  Xylols  im  Stein- 
kohlentheer. 

Jahresbericht  des  Secretairs. 


Am  5.  December  feierte  die  K.  Gesellschaft 
der  Wissenschaften  ihren  Stiftungstag  zum  sie¬ 
benzehnten  Mal  in  dem  zweiten  Jahrhundert 
ihres  Bestehens.  Herr  Hofrath  Grise.bach 
hielt  einen  Vortrag  über  die  Pflanzenregionen 
der  Alpen  in  Vergleichung  mit  den  nordischen 
Gebirgen.  Herr  Professor  Wüstenfeld  legte 
die  oben  genannte  Abhandlung  des  Herrn  Pro¬ 
fessor  Nöldeke  in  Kiel,  Correspondent  der  K. 
Societät,  vor,  Herr  Professor  Klinker fu es  die 
obige  mathematische,  Herr  Professor  Fittig  die 

39 


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446 


obige  chemische  Abhandlung,  worauf  der  bestän¬ 
dige  Secretair  den  folgenden  ördutmgsniäsi^en 

Das  jährlich  unter  den  drei  ältesten  Mit¬ 
gliedern  der  K.  Societät  wechselnde  Directöriüm 
ist  zu  Michaelis  d.  J.  von  dem  Hrn.  Professor 
Ewald  in  der  historisch  -  philologischen  Clässe 
auf  Hrn.  Hofrath  Marx  in  der  physikaliscben 
Classe  übergegangen.  ' 

Die  K.  Societät  hat  im  Laufe  dieses  Jahres 
eines  ihrer  Ehrenmitglieder,  vier  ihrer  auswärtigen 
und  vier  ihrer  correspondirenden  Mitglieder  durch 
den  Tod  verloren.  Es  sind  folgende:  ^ 

Honore  Theodoric  Paul  Joseph  d^Al- 
bert,  Duc  de  Luynes,  Duc  de  Chevreuse- 
Montfort,  aus  einem  toskanischen,  1410  in 
Frankreich  eingewanderten  Geschlecht,  geboren 
am  15.  December  1802,  war  eben  so  ausgezeichnet 
durch  edle  Gesinnung,  Geist  und  Gelehrsamkeit, 
als  durch  Reichthum  und  hohe  gesellschaftliche 
Stellung.  Mit  leidenschaftlicher  Liebe  pflegt^  er 
sein  ganzes  Leben  hindurch  Kunst  und  Wissen¬ 
schaft.  Selbst  Maler  und  Architect  Hess  er  durch 
Dubon  sein  Schloss  Dampierre  umbauen  Und 
von  Ingres  und  Flandrin  mit  Fresken  schmücken. 
Auf  seine  Kosten  bildete  Simart  die  göldelfen- 
beineme  Bildsäule  der  Athene  Parthenos  Von 
Phidias  nach.  Er  gründete  ferner  das  griechiöch- 
ägyptische  Museum  in  Paris,  dem  er  eine  Menge 
syrischer  und  hebräischer  Alterthümer  schenkte, 
und  seine  eigene  Sammlung  von  Alterthümfern 
war  bei  dem  Kunstverständniss  und  der  -  ifebe- 
vollen  unermüdlichen  Thätigkeit,  mit  der'  Ar  ‘für 
sie  sorgte  und  kaufte,  eben  so  reich  als  auöer- 
lesen  geworden:  auch  sie  schenkte  er  186S>an 
die  Pariser  Bibliothek,  in  der  sie  jet^  eineü^* be¬ 
sonderen  Theil  des  Antikencabinets  bildet/ ‘^  J3ben 


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447 


so  hmgebend  und  eifrig  pflegte  und  förderte  er 
die  Wissenschaften,  vorzüglich  Archäologie  und 
(jeschichte  des  Mittelalters.  Umfassende  Sprach- 
kenntnisse  und  ein  durch  reiche  Denkmälerkunde, 
die  er  sich  auf  seinen  vielen  Reisen  in  Italien 
und  im  Orient  erworben  hatte ,  ausgebildeter 
Kunstsinn  zeigen  sich  in  dem  Prachtwerke  über 
Metapont  (1836),  dem  Essai  sur  la  numismatique 
des  Satrapies  et  de  la  Phenicie  (2  Bde.  1846), 
der  Description  de  quelques  vases  peints  etrus- 
ques,  italiotes,  siciliens  et  grecs  (1850)  und  der 
Schrift  über  die  Münzen  und  Inschriften  von 
Kypern  (1852).  Dasselbe  bezeugt  ausserdem  eine 
Menge  von  Abhandlungen  und  Mittheilungen, 
namentlich  in  den  Annali  des  archäologischen 
Instituts  zu  Rom  und  in  der  Revue  numismatique. 
Wie  vertraut  er  aber  mit  der  mittelalterlichen  Ge¬ 
schichte,  besonders  Italiens,  war,  beweisen  der 
Commentar  zu  den  Diurnali  des  Matteo  di  Gio- 
venazzo  und  die  Einleitung  zu  der  französischen 
üebersetzung  der  Chronik  des  Matthäus  Parisi- 
ensis  von  Huillard  -  Breholles.  Aber  nicht  nur 
durch  eigene  Schriften,  sondern  noch  mehr  durch 
unermüdliche  Anregung  Anderer  zu  grossen  Unter¬ 
nehmungen,  deren  Kosten  er  bestritt,  hat  er  sich 
bleibende  Verdienste  um  die  Wissenschaft  er¬ 
worben.  So  sind  die  Recherches  sur  les  Mo- 
numens  des  Normands  et  de  la  maison  de  Suabe 
dans  ritalie  meridionale  (1844),  die  Historia 
diplomatica  Friderici  II.  (1853 — 1860.  6  Quart¬ 
bände)  ,  und  die  Ausgabe  der  Chroniken  von 
Piacenza  (1856),  alle  drei  von  Huillard-Breholles, 
f entstanden,-  so  die  historische  Charte  von  Sicilien 
von  Michele  Amari,  so  endlich  die  Herausgabe 
der  für  die  Zeit  Ludwigs  XV  wichtigen  Me¬ 
moiren  Charles  Philippe’s  de  Luynes,  die  Dus- 
,  eieux  nnd  Soulie  in  17  Bänden  besorgten.  Und 

39* 


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448 


wie  er  das  archäologische  Institut  zu  Rom  mit 
begründet  hatte,  so  erhielt  er  ihm  die  lebhafteste 
Anhänglichkeit,  nnd  mehrere  Jahrgänge  der 
Annali  (1841.  43.  45.  47.)  sind  auf  seine  Kosten 
gedruckt  worden.  Getreu  der  Ueberlieferung 
seines  Geschlechts,  dessen  Glück  Ludwig  XIII 
begründet  hatte,  war  er  Legitimist,  nahm  aber, 
wie  Berry  er  und  Andere,  1848,  um  in  gefahr¬ 
voller  Zeit  der  Pflicht  gegen  das  Vaterland  zu 
genügen,  an  der  constituirenden  und  gesetzge¬ 
benden  Versammlung  Theil.  Als  Graf  Chambord, 
um  die  Schulden  seiner  Mutter,  der  Duchesse 
de  Berry  zu  bezahlen,  fast  die  Hälfte  seines 
Vermögens  verlor,  stellte  ihm  der  Duc  de  Luynes 
sein  eignes,  das  seine  Familie  den  Ahnen  Chambords 
verdanke,  zur  Verfügung.  Schweres  Familien¬ 
unglück  beugte  ihn  in  den  letzten  Jahren  tief 
und  als  ihn  1867  die  Nachricht  von  Garibaldi^s 
Einfall  und  der  Schlacht  bei  Mentana  traf,  eilte 
er  nach  Rom,  das  er  so  oft  der  Kunst  nnd  Alter-* 
thümer  wegen  besucht  hatte,  um  seinen  einzigen 
Enkel  und  Erben,  den  Duc  de  Chevreuse,  der 
unter  den  päpstlichen  Zuaven  diente  und  bei 
Mentana  verwundet  worden  war,  pflegen  zu 
können.  Hier  starb  er  im  December  1867. 
Unserer  Gesellschaft  gehörte  er  als  Ehrenmitglied 
seit  1853  an,  und  auch  ihren  Mitgliedern  hat 
er  sich,  wo  er  konnte,  freundlich  und  förderlich 
erwiesen. 

Carl  Friedrich  Theodor  Krause,  auswär¬ 
tiges  Mitglied  in  der  physikalischen  Classe,  am 
15.  December  1797  zu  Hannover  geboren,  starb 
daselbst  am  8.  Juni  d.  J.  Sein  Vater,  bekannt 
durch  eine  Ausgabe  des  Veile  jus  Paterculus  und 
andere  philologische  Schriften,  bekleidete  damals 
die  Stelle  eines  Rectors  am  städtischen  Gymna¬ 
sium  ;  seine  Mutter  war  die  Tochter  des  hiesigen 


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449 

Professors  Erxleben,  des  Verfassers  eines  seiner 
Zeit  weit  verbreiteten  Compendiums  der  Physik. 
Unterricht  in  den  alten  Sprachen  empfing  Krause 
von  dem  Vater,  der  ihn  zum  Philologen  bestimmt 
hatte.  Diesem  Umstand  verdankte  er  die  Ge¬ 
wandtheit  im  lateinischen  Ausdruck,  die  er  noch 
in  spätem  Jahren,  namentlich  durch  seine  im 
Jahre  1839  erschienene  Gratulationsschrift  an 
Stieglitz  (Synopsis  nervorum  capitis)  bewährte. 
Die  grosse  Kinderzahl  —  C.  Krause  war  der  5* 
unter  10  Geschwistern  —  und  die  Bedrängnisse 
der  französischen  Occupation  legten  der  Familie 
manche  Entbehrungen  auf  und  nachdem  der 
Vater  im  J.  1806  Pastor  in  Idensen  geworden, 
musste  der  Sohn  manchmal  im  freien  Felde  mit 
"der  Lectüre  der  Classiker  die  Aufsicht  über  die 
Ackerknechte  verbinden.  Mit  der  Versetzung 
des  Vaters  als  Superintendent  an  die  Albani- 
kirche  dahier  besserten  sich  die  Verhältnisse; 
Krause  konnte  seiner  Neigung  folgen  und  in 
Hannover,  neben  dem  Besuche  des  Lyceums,  auf 
der  dortigen  Anatomie  anatomischen  und  medi- 
cinischen  Studien  obliegen.  Im  17.  Jahr  wurde 
er  Eleve  beim  Feldhospital  unter  Wedemeyer; 
1815,  18  Jahre  alt,  machte  er  als  Unterwundarzt 
den  Feldzug  mit;  sein  Eifer  und  seine  Kennt¬ 
nisse  wandten  ihm  die  Aufmerksamkeit  seines 
Chefs,  Langenbeck,  zu,  der  ihm  nach  dem  Frie¬ 
den  den  Fortbezug  seiner  militärischen  Gage  und 
die  Gelegenheit  verschaffte,  als  sein  Specialassi¬ 
stent  in  Göttingen  zu  studiren.  Nachdem  Krause 
im  Jahre  1818  die  Doctor würde  erworben  und 
einen  Winter  mit  dem  Besuche  der  Hospitäler 
in  Wien  und  Berlin  verbracht  hatte,  Hess  er 
feich  als  praktischer  Arzt  in  seiner  Vaterstadt 
nieder.  Hier  wurde  ihm  1822  das  Amt  eines 
Impfarztes  uud  Landchirürgus  des  grossen  Be- 


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450 


zirks  Hannover,  1827  das  Landphysikat  übet- 
tragen.  Nach  WiedereröflFnung  der  chirurgischen. 
Schule,  im  Jahre  1828,  wurde  er  Prosector  an 
der  anatomischen  Anstalt  unter  Medicinalrath 
und  Leibmedicus  Heine ,  nach  des  letztem  Tod, 
1833,  Professor  der  Anatomie,  und  nachHolscher’s 
Tod,  1852,  Director  der  Schule,  die  indessen 
bald  nachher  aufgehoben  wurde.  Zugleich  mit 
der  Professur  der  Anatomie  hatte  er  eine  Stelle 
in  der  medicinischen  Prüfungsbehörde  erhalten; 
im  Jahr  1852  trat  er  an  die  Spitze  des  Ober- 
medicinalcollegiums,  in  welches  jene  Behörde  un¬ 
terdessen  umgewandelt  worden  war.  Seine  un¬ 
gewöhnliche  Arbeitskraft  gestattete  ihm,  mit  der 
geschäfts-  und  einflussreichen  Thätigkeit,  welche 
diese  Stellung,  so  wie  die  Aemter  eines  Oberge- 
richtsphysikus  und  berathenden  Mitgliedes  der 
Landdrostei  mit  sich  brachten,  eine  ausgebreitete 
ärztliche  Praxis  zu  verbinden.  Getragen  durch 
das  Vertrauen  der  Bevölkerung,  die  seine  Hülfe 
suchte,  geehrt  durch  die  Anerkennung  der  Col- 
legen,  ausgezeichnet  durch  die  beiden  Fürsten, 
denen  er  nach  einander  diente,  konnte  Krause 
sich  nicht  entschliessen,  seinen  praktischen  Wir¬ 
kungskreis  mit  einem  akademischen  zu  vertau¬ 
schen,  so  sehr  er  sich,  wie  die  von  Tübingen 
(1844),  Dorpat  und  zuletzt  (1852)  von  Göttingen 
an  ihn  ergangnen  Anträge  bezeugen,  dazu  be¬ 
rufen  erwiesen  hatte.  Mittelbar  kam  indess  seine  ! 
Wirksamkeit  unserer  Hochschule  zu  Gute.  Denn 
die  Blüthe  des  medicinischen  Studiums  an  der-' 
selben  war  dadurch  mit  bedingt,  dass  die  medi¬ 
cinischen  Prüfungen  und  Angelegenheiten  des 
Landes  von  einem  Manne  geleitet  wurden,  der 
die  Fortschritte  aller  Fächer  verfolgte  und  die 
eines  wesentlichen  Fachs  erringen  half.  Seit 
Jahren  hatte  Krause  sich  kaum  eine  andere  Er-, 


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451 


holung  gegönnt,  als  alljährlich  eine  kurze  Wan¬ 
derung  in  den  schweizerischen  Bergen  und  er 
schien  keiner  andern  zu  bedürfen.  Noch  im 
Jahre  1865  sahen  wir  ihn  in  voller  Rüstigkeit 
die  Last  eines  ersten  Präsidenten  der  Naturfor¬ 
scherversammlung  tragen.  Im  März  des  laufen¬ 
den  Jahrs  begannen  heftige,  meistens  nächtliche 
Athemkrämpfe  seine  Kraft  zu  lähmen;  sie  wur¬ 
den  im  Mai  häufiger  und  quälender;  es  gesellte 
sich  Albuminurie  und  allgemeine  Wassersucht 
hinzu,  welche  den  Tod  herbeiführten. 

Krause’s  wissenschaftliche  Thätigkeit  war, 
abgesehen  von  einer  im  Jahre  1825  erschienenen 
Schrift  über  das  Alter  der  Menschenpocken,  der 
Anatomie  und  Physiologie  gevndmet.  Mit  E. 
H.  Weber  und  Job.  Müller  gehört  er  zu  den 
erßten ,  welche  die  mikroskopische  Forschung 
zur  Lösung  der  Aufgaben  menschlicher  Anatomie 
benutzten,  aber  seine  praktischen  Interessen 
machten  ihm  neben  den  histologischen  Studien 
auch  die  topographischen  werth.  Sein  Haupt¬ 
werk  ist  ein  Handbuch  der  menschlichen  Anato¬ 
mie,  welches  1833  in  erster,  1841 — 42  in  zwei¬ 
ter  Aufiage  erschien  und  in  der  knappsten  Form, 
in  der  anschaulichsten  Sprache  eine  durchaus 
auf  unmittelbare  Untersuchung  gegründete,  durch 
eine  grosse  Zahl  eigener  Beobachtungen  ver¬ 
mehrte  Darstellung  seines  Gegenstandes  giebt. 
Die  gehäuften  Berufsgeschäfte  verhinderten  den 
Verfasser,  die  im  Jahr  1851  vergriffene  zweite 
Aufiage  zu  erneuern;  das  Werk  ist  nur  dadurch 
entbehrlich  geworden,  dass  die  Methode  desselben 
und  die  neu  ermittelten  Thatsachen  in  alle  spä- 
te^n  Handbücher  übergingen.  Wie  physiologi¬ 
sche  Fragen  auf  anatomischer  Grundlage  zu  er¬ 
örtern  seien,  dafür  stellte  Krause  in  dem  im 
Jahre  1844  erschienenen  Artikel  „Haut“  in  R. 
Wagner ’s  Handwörterbuch  ein  Muster  auf. 


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452 


Am  5.  December  vorigen  Jahres  starb  auf 
seinem  Gute  Mont-Geron  das  aus  wärt.  Mitglied 
der  physikalischen  Classe  Marie -Jean-Pierre 
Flourens  an  den  Folgen  einer  Gehirnerweichung, 
deren  erste  Symptome  sich  vor  2  Jahren  gezeigt 
hatten.  Sein  Leben  war  eben  so  reich  an  Er¬ 
folgen  für  ihn,  wie  für  die  Wissenschaft,  die  er 
pflegte.  Im  Jahre  1794  am  13.  April  in  Man- 
reilhan,  Departement  du  Herault,  geboren,  er¬ 
warb  er  sich  bereits  1813,  19  Jahre  alt,  in 
Montpellier  die  Doctorwürde,  kam  im  folgenden 
Jahre  nach  Paris  und  begann  seine  Laufbahn 
als  Mitarbeiter  an  der  Revue  encyclopedique  und 
an  dem  Dictionnaire  classique  d’histoire  naturelle. 
Im  J.  1824  erschienen  seine  Epoche  machenden 
Untersuchungen  Sur  les  proprietfe  et  les  fonctions 
du  Systeme  nerveux  da  ns  les  animaux  vertebrfe. 
1828  übernahm  er  am  College  de  France  die 
Vorlesungen  über  Naturgeschichte  und  trat  zu¬ 
gleich  als  Mitglied  der  landwirthschaftlichen 
Section  in  die  Academie  der  Wissenschaften  ein, 
die  ihn  1833  zu  ihrem  beständigen  Secretair  er¬ 
wählte.  Schon  ein  Jahr  vorher  hatte  er  die 
Professur  der  vergleichenden  Anatomie  am  Jar- 
din  du  roi  angetreten.  1838  sandte  ihn.  das 
Arondissement  Beziers  in  die  Deputirtenkammer, 
1840  erhielt  er  den  durch  Michaud’s  Tod  ver¬ 
waisten  Platz  in  der  Academie  fran9aise,  1846 
wurde  erzumPair  von  Frankreich  erhoben,  1855 
zum  Professor  am  College  de  France  ernannt. 
Viele  Jahre  lang  bekleidete  er  das  Amt  eines 
Municipalraths  der  Stadt  Paris.  Unter  dem 
Drang  all  dieser  amtlichen,  politischen  und  bür¬ 
gerlichen  Geschäfte,  wie  unter  den  Stürmen  der 
Revolution  erlitt  Flourens’  wissenschaftliche  Thä- 
tigkeit  kaum  eine  Unterbrechung.  Sie  umfasst 
die  entlegensten  Gebiete  der  thierischen  Morpho¬ 
logie  und  Physiologie,  trägt  aber  einen  gemeiu- 


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453 


Samen  Characterzug  durch  ihre  Beziehung  auf 
transcendentale  Fragen.  Diese  äussert  sich  eben¬ 
sowohl  in  den  Untersuchungen  über  den  Instinct 
der  Thiere  (1845),  in  der  Beurtheilung  der  Phre¬ 
nologie  (1842)  und  der  Darwin’schen  Theorie 
(1864),  wie  in  den  rein  anatomischen  und  phy¬ 
siologischen  Arbeiten.  Am  wenigsten  glücklich 
war  Flourens  in  der  Behandlung  histologischer 
Fragen,  die  man  zu  einer  Zeit,  wo  in  Deutschland 
und  England  das  Mikroskop  in  Aller  Händen 
war,  in  Frankreich  noch  mit  den  unzulänglichen 
Mitteln  des  Skalpells,  der  Maceration  u.  s.  f.  zu 
lösen  suchte.  Doch  führen  ihn  die  Untersu¬ 
chungen  über  die  Anatomie  der  Haut  (1843)  zu 
dem  richtigen  Schluss,  dass  das  Pigment  der 
farbigen  Rassen  mit  dem  Pigment  der  gefärbten 
Stellen  der  kaukasischen  Rasse  identisch  sei,  und 
wenn  seine  Abhandlungen  über  das  Wachsthum 
der  Knochen  und  Zähne  (1842.  1847)  im  That- 
sächlichen  nur  eine  Bestätigung  der  DuHameP- 
schen  Versuche  liefern,  so  weiss  Flourens  an 
die  Thatsachen  Betrachtungen  über  das  Ver- 
hältniss  zu  knüpfen,  welches  in  organischen 
Körpern  zwischen  Kraft  und  Materie  besteht. 
Seine  Parallele  der  obern  und  untern  Extremi¬ 
täten  des  Menschen,  der  Säugethiere  und  Vögel 
(Mem.  d’anatomie  compareel844)  verräth  den  Ein¬ 
fluss  der  deutschen  naturphilosophischen  Schule. 
Flourens’  glänzendste  Leistung  ist  die  bei:eits 
erwähnte  Experimental  -  Untersuchung  über  die 
Functionen  der  einzelnen  Theile  des  Gehirns. 
Das  Resultat,  dass  die  willkührliche  Bewegung 
durch  die  Hemisphären ,  die  Coordination  der 
Ortsbewegungen  durch  das  kleine  Gehirn  ver¬ 
mittelt  werde,  dass  in  den  Vierhügeln  das  Cen¬ 
tralorgan  des  Gesichtssinnes,  in  dem  verlängerten 
Mark  das  Centralorgan  der  Athembewegungen 
enthalten  sei,  steht,  wie  es  fertig  aus  den  Ver- 


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454 

suchen  von  Flourens  hervorging,  noch 
unangefochten  da.  , 

Sir  David  Brewster,  bis  dahin  ältestem  , 
auswärtiges  Mitglied  der  mathematischen  Clas^, ,  ( , 
stärb  in  seinem  87.  Jahre  am  10.  Febr.  d.  X  s 
Er  war  geboren  den  11.  Dec.  1781  zu  Jedburg^  / 
in  Schottland,  9  Meilen  südöstlich  von  Edinburgh,  , 
Der  Vater,  Schulrector  zu  Jedburgh,  bestimmte  , 
ihn  für  den  geistlichen  Stand.  Er  vollbrachte  i 
seine  theologischen  Studien  auf  der  Universität 
zu  Edinburgh  und  nahm  die  Predigerlicenz  in  , 
der  schottischen  Kirche.  Indessen  fühlte  er  sieh  ; 
mehr  von  den  naturwissenschaftlichen  Studien  ^ 
angezogen  und  diese  Neigung  wurde  durch  ^eiue  ^ 
zarte  Gesundheit  begünstigt,  welche  ihn  mit  der  ; 
Besorgniss  erfüllte,  dass  er  nicht  allen  Obligen-f,; 
heiten  eines  Seelsorgers  gewachsen  sein  inöphte* 
Er  wandte  sich  jetzt  ganz  dem  Stndjum  der :  | 
Naturwissenschaften  zu,  wobei  ihm  der  ^näh^rn,  ; 
Umgang  mit  Robinson,  Playfair  und  Dougp.14  , 
Steward  förderlich  war.  Er  promovirte  als  Jl^T, 
gister  im  Jahr  1800.  Newton’s  Optik  regte  ipn  ^ 
zuerst  zur  Untersuchung  des  Einflusses  an,  wel-  , 
chen  die  Natur  der  Körper  auf  die  Diffractions- 
erscheinungen  ausübt,  an  deren  Kanten  die  Licht-  . 
strahlen  Vorbeigehen.  Von  da  ab  war  die  Op-p 
tik  sein  Lieblingsfach,  in  welchem  er  durch  her¬ 
vorragende  Leistungen  Ruhm  zu  erwerben  her 
stiipmt  war.  Schon  durch  die  Erfindung  des 
Kaleidoskops,  welches  er  sich  1817  patenthrep  ; 
liess,  sowie  30  Jahre  später  durch  das  diopjl^ri-  | , 
sehe  Stereoskop  ward  er  in  weiteren  Kreispp  , 
bekannt.  In  der  von  ihm  im  Verein  mit 
namhaftesten  Zeitgenossen  von  1810  hi?  1830.  J 
in  18  Quartbänden  herausgegebenen  Edinburghei: 
Encyclopaedie  sind  ausser  den  trefflichen,  'J'lu;  j 
sehr  ausführlichen  optischen  noch  viele  ^ndj^f^  - 
wissenschaftliche  Artikel  vou  ihm  selbst  geschric-  / 


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455 


ben,  sowie  er  in  seinem  Treatise  on  new  pbilo- 
sophical  instruments  1813  die  Ergebnisse  zwölf¬ 
jähriger  optischen  Arbeiten  mitgetheilt  hat.  Die 
Optik  ist  von  ihm  in  allgemein  ansprechender 
Form  und  ebenso  das  Mikroskop  in  besonderen 
Werken  abgehandelt.  In  zahlreichen  Abhand¬ 
lungen  sowohl  in  dem  von  ihm  gemeinsam  mit 
Jameson  redigirten  Edinburgh  Philosophical 
Journal  und  in  der  von  ihm  mit  andern  Mitar¬ 
beitern  veranstalteten  Fortsetzung  dieses  Jour¬ 
nals  unter  dem  Titel  London  and  Edinburgh  Phi¬ 
losophical  Magazine,  als  in  den  Edinburgh  und 
den  Philosophical  Transactions  der  Londoner  Royal 
Society  hat  er  seit  1806  bis  kurz  vor  seinem 
Tode  seine  umfassenden  Arbeiten  auf  dem  Ge¬ 
biete  der  Physik  und  grösstentheils  der  Optik 
mitgetheilt.  Seine  frühesten  Untersuchungen 
über  die  Polarisation  des  Lichts  sind  von  der 
Londoner  Societät  und  dem  französischen  Insti¬ 
tut  mit  ihren  Preisen  gekrönt  worden.  Der  von 
ihm  entdeckte  Zusammenhang  des  Polarisations- 
winkels  mit  dem  Brechungsindex  sowie  der 
zwischen  einfacher  oder  doppelter  Brechung  mit 
den  sechs  Systemen  der  Krystallisation  sind  ein 
wichtiger  und  bleibender  Besitz  der  Wissen¬ 
schaft  ,  nicht  zu  gedenken  der  durch  ihn  be¬ 
wirkten  Fortschritte  unserer  Kenntniss  der  opti¬ 
schen  Eigenschaften  vieler  krystallisirter  unor¬ 
ganischer  und  organischer  Substanzen,  sowie 
der  Erscheinungen  der  Metallreflexion,  der  par¬ 
tiellen,  der  circularen  und  elliptischen  Polarisa¬ 
tion  ,  der  Interferenz  und  der  erst  später  soge¬ 
nannten  Fluorescenz.  In  Folge  der  früher  von 
Buffon  angeregten  Untersuchung  der  Wirkung 
grösserer  Brennspiegel  und  Brennlinsen  empfahl 
BreWster  schon  1811  für  den  englischen  See¬ 
dienst  die  Einführung  der  bereits  in  Frankreich 
angewandten  Fanalapparate  mit  polyzonalen 


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456 


Linsen.  Literarisch  bekannt  gemacht  hat  sieh 
Brewster  durch  seine  Briefe  an  Walter  Scott 
über  die  natürliche  Magie.  Von  seiner  Lebens* 
beschreibung  Newton’s  1831 ,  worin  er  in  fast 
kindlicher  Retät  den  unsterblichen  Landsmann 
geschildert  hatte,  erschien  in  Veranlassung  einer 
Schrift  über  das  Leben  Flamsteeds ,  in  welcher 
misgünstige  Seitenblicke  auf  Newton  fielen,  nn 
Jahr  1855  eine  neue  umfassende,  den  grossen 
Geometer  rechtfertigende  Ausgabe*).  Die  „Mär-^ 
tyrer  der  Wissenschaft“  enthalten  die  Lebens-^ 
bilder  Galiläi’s,  Tycho  de  Brahe’s  und  Kepler’s. 
Als  Entgegnung  auf  die  von  Whewell  verfasste 
Schrift  über  die  Mehrheit  der  Welten  schrieb 
er  „Mehr  als  eine  Welt,  des  Naturforschers 
Glaube  und  die  Hoffnung  des  Christen“.  Brewster 
war  seit  1808  Mitglied  der  Edinburgher  K.  So* 
cietät,  in  welcher  er  successive  das  Amt  eines 
Secretärs,  Vicepräsidenten  und  Präsidenten  führte, 
letzteres  bis  zu  seinem  Tod;  und  seit  1859  Prin^- 
cipal  oder  Curator  der  dortigen  Universität. 
Er  zählte  zu  den  Mitgliedern  fast  aller  grossen 
wissenschaftlichen  Körperschaften  und  hat  sieh 
im  Jahre  1831  bei  der  Stiftung  der  Brittischen 
Gesellschaft  zur  Förderung  der  Naturwissen* 
schäften,  welche  ihre  erste  Jahresversammlung 
zu  York  hielt,  mit  Eifer  betheiligt.  Brewster  er¬ 
freute  sich  bis  in  sein  hohes  Alter  nicht  nur  un¬ 
geschwächter  geistiger  Rüstigkeit,  sondern  auch 
ungetrübter  Sinneskraft,  die  ihm  noch  in  den 
letzten  Jahre  seine  Beobachtungen  über  dfe 
Newton’schen  Farben  an  Seifenblasen,  sowie 
über  die  Gleichgewichtsfiguren  fiüssiger  Mem* 
branen  anzustellen  erlaubte,  deren  Ergebnis!^ 

*)  Gleicherweise  hat  sich  noch  ganz  neuerdings  seine 
Darlegung  hinsichtlich  einer  nicht  ohne  Unlauterkeit  zur 
Discussion  gebrachlen  Correspondenz  zwischen  Newton 
und  Pascal  als  wahrheitstreu  bewährt. 


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457 


ira  vorigen  Jahr  in  zwei  Abhandlungen  der 
Edinburgh  Traiisactions  als  seine  letzten  wissen¬ 
schaftlichen  Arbeiten  niedergelegt  sind. 

August  Ferdinand  Möbius,  auswärt. 
Mitglied  der  mathem.  Classe,  Professor  der  Ma¬ 
thematik  und  Astronomie  in  Leipzig,  starb  da¬ 
selbst  am  26.  September  d.  J.  im  Alter  von  78 
Jahren.  Geboren  zu  Schulpforte  am  17.  Nov. 
1790,  wo  sein  Vater  Lehrer  der  Tanzkunst  war, 
fühlte  er  sich  schon  frühzeitig  zur  Mathematik 
hingezogen  und  wurde  bei  dem  Privatstudium 
derselben  von  F.  Thiersch,  damals  Schüler  in 
Schulpforte,  unterstützt.  Auf  der  Universität 
zu  Leipzig  studirte  er  anfangs,  1809,  die  Rechte, 
wendete  sich  aber  bald  ganz  zur  Mathematik, 
genoss  später,  1813,  in  Göttingen  den  Unter¬ 
richt  von  Gauss,  und  in  Halle,  1814,  den  Un¬ 
terricht  von  Pfaff,  habilitirte  sich  1815  in  Leip¬ 
zig  als  Privatdocent  und  wurde  schon  1816  zum 
ausserordentlichen  Professor  der  Astronomie  er¬ 
nannt.  Nachdem  er  auf  einer  wissenschaftlichen 
Reise  die  berühmtesten  deutschen  Sternwarten 
kennen  gelernt  hatte,  entwarf  er  einen  Plan 
zur  Umgestaltung  der  Leipziger  Sternwarte,  der 
in  den  Jahren  1818 — 1821  zur  Ausführung  kam. 

Seine  Habilitations- Disputation:  „De  compu- 
tandis  occultationibus  fixarum  per  planetas‘S 
ferner  seine  „Beobachtungen  auf'  der  Sternwarte 
zu  Leipzig,  1823“  und  „die  Elemente  der  Mechanik 
d^  Himmels,  1843“  sind  als  Ergebnisse  seiner  Be¬ 
schäftigung  im  Felde  der  Astronomie  zu  nennen. 

Das  Feld  seiner  berühmtesten  Forschungen 
aber  ist  das  der  analytischen  Geometrie,  auf 
welchem  er  Bahn  gebrochen  hat  und  für  das 
er  durch  die  Fähigkeit  sich  stereometrische  Ver¬ 
hältnisse  auf  das  lebhafteste  vorstellen  zu  kön¬ 
nen,  sehr .  unterstützt  wurde.  Er  ist  einer  der 
bedeutendsten  Urheber  des  grossen  Aufschwungs, 


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458 


T^dchen  in  unserer  Zeit  die  Geometrie  genom- 
nien  hat.  Sein  erst^  Hauptwerk  „d^r  baryecn- 
trische  Calcul,  1827‘‘  bildet  das  noth wendige 
Mittelglied  zwischen  Poncelet’s  proprietes  pro- 
jectives  und  Steiner’s  systematischer  Entwicke¬ 
lung,  denen  Plücker’s  und  Chasles’  Arbeiten 
sich  anschliessen. 

Die  bleibenden  Verdienste  des  barycentri- 
scben  Calculs  liegen  weniger  in  der  neuen  ana¬ 
lytischen  Methode,  deren  sich  ausser  dem  Urhe¬ 
ber  nur  wenige  bedienten,  nachdem  dieselbe  in 
die  Methode  der  homogenen  Coordinaten  über¬ 
setzt  worden  war,  als  vielmehr  in  dem  Umfang 
von  neuen  Ideen,  welche  in  jenem  Werke  nie¬ 
dergelegt  sind,  und  in  der  seltenen  Anschaulich¬ 
keit,  mit  welcher  dieselben  vorgetragen  werden. 
Von  fundamentaler  Bedeutung  waren  nament¬ 
lich  die  Unterscheidungen  positiver  und  negati¬ 
ver  Strecken,  Flächen,  Raume,  die  Verwandt¬ 
schaften  der  Figuren  nebst  Classification  der 
geometrischen  Aufgaben,  die  Doppelsbhnittsver- 
hältnisse,  die  geometrischen  Netze,  die  Aus¬ 
drücke  der  Raumcurven.  Hinzu  kamen  später 
die  höchst  wichtigen  Arbeiten  über  Symmetrie 
und  Involution,  Kreisverwandtschaft  und  Ele¬ 
mentarverwandtschaft,  die  Inhalte  von  Polygo¬ 
nen  und  Polyedern. 

Das  zweite  Hauptwerk  von  Möbius ,  das 
„Lehrbuch  der  Statik,  1837“  ist  ebenfalls  voll 
von  neuen  Methoden  und  Resultaten  ,  die  zjum 
Theil  geometrischen  Ursprungs  sind  und  aticli 
der  Geometrie  neue  Bereicherungen  gebracht 
haben.  Die  Poinsot’schen  PrinzSpilen  haben 
durch  Möbius  eine  Entwickelung  erhalten  i,  vdie 
man  als  Grundlegung  der  neuern  Statik  betrach¬ 
ten  darf.  ^  *  r 

In  der  „Mechanik  des  Himmels^^  hat  Möbius 
gezeigt,  wie  man  selbst  den  zusammeiigesi^tzteren 


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459 


'Problemen  derselben  mit  einfachsten  Miitfeln 
■*  sich  zu  nahen  vermag.  Mannigfache  Veranschau- 
‘  ‘  -  lichongen  die  dabei  gelehrt  werden,  kommen  der 
gesammten  Dynamik  zu  gute.  / 

Ohne  seiner  vielen  andern  Abhandlungen  zu 
erwähnen,  ist  nur  noch  hervorzuheben,  dass  Mö¬ 
bius’  Verdienste  sich  auch  auf  die  Analysis  er¬ 
strecken.  Nicht  nur  sind  seine  Infinitesimal-Be- 
trachtungen  höchst  lehrreiche  Zeugnisse  seiner 
hervorragenden  Kunst  in  der  Veranschaulichung 
abstracter  Gegenstände;  auch  seine  Abhandlun¬ 
gen  über  Kettenbräche  und  über  eine  besondere 
Art  von  Umkehrung  der  Reihen  sind  von  blei¬ 
bendem  Werth; 

De  Medici  Spada,  Corresp.  der  physikal. 
Ol^se,  früher  päpstlicher  Kriegsminister,  ausge¬ 
zeichnet  als  Mineraloge,  ist  auf  seiner  Villa 
Quiete  bei  Macerata  gestorben.  Näheres  über 
sein  Leben  soll  nachgeliefert  werden. 

Jan  van  der  Hoeven,  Professor  der  Zoo¬ 
logie  und  vergleichenden  Anatomie  zu  Leiden, 
Gorrespondent  der  physik.  Classe,  starb  am  10. 
März  im  67.  Lebensjahre.  Ueber  das  Leben  und 
Wirken  dieses  ausgezeichneten  Forschers  ist  be¬ 
reits  von  einem  Mitgliede  der  K.  Societät  in  Nr. 
19  der  Nachrichten  eine  ausführlichere  Mitthei- 
lung  erschienen. 

Christian  Friedrich  Schönbein,  Pro¬ 
fessor  der  Chemie  in  Basel,  Gorrespondent  der 
physik.  Classe,  starb  am  29.  August  d.  J.  im 
‘  69.  Lebensjahre.  In  ihm  verliert  die  Wissenschaft 
‘‘  einen  der  genialsten  und  thätigsten  Forscher, 
ff  ’de^en  Tod  una  so  mehr  zu  beklagen  ist,  als  er 
'  * '  von  ibth  in  noch  voller  Geistesfrische  und  Thätigkeit 
wurde.'  Schönbein  wurde  am  18.  October 
1799  zu  Metzingen  in  Würtemberg  geborene  er 
^  i  fgenö^hieteineguti  Schulbildung,  nameoatUch  auch 
II  \  dm:  lateinischen  Sprache ,  für  die  er  biflj  an 


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460 


sein  Ende  eine  besondere  Vorliebe  behielt.  In 
seinem  14.  Jahre  kam  er  aus  dem  elterlichen ' 
Hause  in  eine  chemische  Fabrik,  in  der  e^  als^ 
Lehrling  fast  sieben  Jahre  zubrachte.  Durch 
Verwendung  seines  Prinzipals  erhielt  er  hierauf 
(1820)  eine  selbstständige  Stellung  in  einer 
chemischen  Fabrik  in  Augsburg  und  später  eine 
in  der  Nähe  von  Erlangen.  Sein  Drang  nach 
wissenschaftlicher  Ausbildung  zog  ihn  oft  nach 
dieser  Universitätsstadt,  und  hier  hatte  er  sich 
schon  damals  eines  näheren  Umgangs  mit  J.  W. 
A.  PfafiF,  Schubert  und  Schelling  zu  erfreuen. 
Die  practische  Thätigkeit  gewährte  ihm  bald 
keine  Befriedigung  mehr,  und  indem  sein  Streben 
dahin  ging,  sich  ganz  dem  rein  wissenschaftlichen 
Stüdium  der  Chemie  und  Physik  widmen  zu 
können,  wurde  es  ihm  in  seinem  22.  Jahre 
möglich  zuerst  die  Universität  Tübingen  und 
nachher  Erlangen  zu  besuchen,  \vo  namentlich 
Schelhng  sich  wieder  als  väterlicher  Freund  seiner 
annahm  und  offenbar  auf  seine  geistige  Ent¬ 
wickelung  von  Einfluss  geworden  ist.  Nach  be¬ 
endigten  Universitätsstudien  wurde  er  Lehrer 
der  Naturwissenschaften  an  einer  Erziehungs-  ■ 
anstalt,  die  er  bald  wieder  verliess,  um  in  England 
eine  ähnUche  Stelle  anzunehmen.  Nach  zwei-^ 
jährigem  Aufenthalt  in  England  ging  er  1827 
nach  Paris  um  die  Vorlesungen  von  Gay-Lussac, 
Thenard,  Ampere  u.  A.  zu  hören  und  die  wissen* 
schaftlichen  Institute  kennen  zu  lernen.  Im' 
Herbst  1828  kam  er  an  die  Universität  Basel, 
dazu  veranlasst  durch  P.  Merian ,  der  aus  G«t- 
sundheitsrücksichten  die  Professur  der  Chemie 
und  Physik,  die  er  damals  bekleidete,  eiHenr 
Stellvertreter  zu  übergeben  genöthigt  war.  1835' 
wurde  Schönbein  zum  ordentl.  Professor  in  diesen 
Fächern  ernannt,  welche  Stelle  er  bis  zu  seinem 
Tode  versah,  mit  der  Aenderung,  dass  1852  beide 


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461 


Fächer  getrennt  wurden  und  er  seitdem  nur  die 
Chemie  behielt. 

Zu  den  ersten  Arbeiten  Schönbeins,  welche 
die  Aufmerksamkeit  der  Physiker  und  Chemiker 
auf  sich  zogen,  gehören  seine  Untersuchungen 
über  den  passiven  Zustand  des  Eisens,  ferner 
die  über  den  galvanischen  Strom,  über  die  Theorie 
seiner  Erregung,  über  die  voltaische  Polarisation, 
über  den  Zusammenhang  von  Electricität  und 
chemischer  Affinität.  Diese  letzteren  Untersu¬ 
chungen,  bei  denen  er  sich  später  der  von  Grove 
erfundenen  constanten  Säule  bediente,  die  er 
von  seiner  zweiten  Reise  in  England  zuerst  nach 
dem  Continent  brachte,  führten  ihn  zu  Ende 
von  1839  auf  seine  wichtigste,  mit  seinem  Namen 
unzertrennlich  bleibende  Entdeckung,  auf  die 
Entdeckung  des  Ozons,  über  dessen  wahre  Natur 
er  anfangs  freilich  verschiedene,  später  wieder 
verlassene  Ansichten  aufstellte,  von  dem  aber 
schliesslich  sowohl  durch  seine  eigenen  zahlreichen, 
29  Jahre  lang  unermüdlich  fortgesetzten  For¬ 
schungen  als  auch  durch  die  Arbeiten  Anderer 
erwiesen  wurde,  dass  es  das  Element  Sauerstoff 
in  einem  anderen,  eigenthümlichen  Zustand  von 
Verdichtung  ist.  An  diese  Entdeckung  knüpfen 
sich  die  mannigfachen  Beobachtungen  Schön bein’s 
über  die  Bildungs-^  und  Wirkungsweisen  des 
Ozons  <,  seine  sinnreichen  Ansichten  über  die 
Rolle,  die  es  bei  der  Oxydation  und  überhaupt 
bei  den  chemischen  Prozessen  in  der  Natur 
spielt;  ferner  seine  durch  ihre  practische  Be¬ 
deutung  so  wichtig  gewordene  Entdeckung  der 
Schiessbaumwolle  und  des  Collodiums,  einer 
Lösung  der  ersteren  in  alkoholhaltigem  Aether, 
die  nun  ein  unentbehrliches  Material  zur  Her¬ 
vorbringung  der  photographischen  Bilder  ge¬ 
worden  ist. 

Ausser  seinen  in  den  verschiedensten  Zeit- 

40 


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462 


Schriften  erschienenen  rein  wissenschaftlichen 
Publicationen  hat  Schönbein  auch  zwei  kleine 
Werke  allgemeineren  Inhalts  veröffentlicht,  die 
um  so  mehr  erwähnt  zu  werden  verdienen,  als 
sie  ohne  seinen  Namen  erschienen  sind;  das  eine 
unter  dem  Titel  „Mittheilungen  aus  dem  Reise- 
tagebuche  eines  deutschen  Naturforschers  über 
England“  (1839)  das  andere  unter  demselben 
Titel ,  aber  mit  dem  Zusatz  „Menschen  und 
Dinge“  (1843)  und  sich  auf  eine  Reise  in  Deutseh¬ 
land  beziehend.  Beide  geben  ein  Bild  von  der 
Vielseitigkeit  seines  Geistes ,  seiner  Weltan¬ 
schauung,  seiner  feinen  Beobachtungsgabe,  seiner 
humorvollen ,  naiven  Erzählungsweise ,  und  sind 
auch  belehrend  und  anziehend  durch  die  Schil¬ 
derung  grosser  wissenschaftlicher  Anstalten  und 
die  Characterisirung  berühmter  Persönlichkeiten, 
mit  denen  er  bekannt  wurde,  zu  welchen  unter 
Anderen  Faraday  gehört,  mit  dem  er  innige 
Freundschaft  schloss  und  bis  an  dessen  Ende  in 
brieflichem  Verkehr  blieb. 

In  den  letzten  Jahren,  täglich  noch  nach 
seinem  mit  den  einfachsten  Mitteln  versehenen 
Laboratorium  wandernd  und  darin  vom  frühen 
Morgen  an  thätig,  beschäftigten  ihn,  unter  vielem 
Andern,  Untersuchungen  über  die  chemische 
Wirkung  des  Lichtes,  über,  die  Bildung  von  sal- 

Eetrigsaurem  Ammoniak  aus  dem  Stickgas  der 
luft  und  Wasser,  die  für  die  Theorie  der  Nitri- 
flcation  und  die  Pflanzenernährung  so  wichtig 
zu  werden  verspricht,  über  Contact-Wirkungen 
und  namentlich  über  das  Wasserstoffsuperoxyd, 
über  welches  er  neue  und  merkwürdige  Beob¬ 
achtungen  machte,  die  ihn  zum  Theil  auch  auf 
das  Gebiet  der  organischen  und  selbst  der  phy¬ 
siologischen  Chemie  führten.  ,,Ich  habe  noch 
viel  Werch  an  dem  Rocken“  pflegte  er  in  seiner 
bilderreichen  Weise  zu  sagen;  aber  leider  war 


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463 


es  ihm  nicht  beschieden,  ihn  abzuspinnen,  ein 
bösartig  verlaufender  Anthrax  setzte  seinem  thä- 
tigen  Leben  unerwartet  früh  ein  Ziel,  zum  Schmerz 
seiner  Familie  und  seiner  Freunde,  zur  Trauer 
seiner  Mitbürger. 

Julius  Plücker,  Professor  der  Physik  in 
Bonn,  Correspondent  der  physik.  Classe,  starb 
am  22.  Mai  im  67.  Lebensjahre.  lieber  ihn  wird 
demnächst  ein  Mitglied  der  K.  Societät  eine 
ausführlichere  Biographie  in  diesen  Nachrichten 
veröffentlichen. 

Schliesslich  ist  noch  des  Verlustes  zu  geden¬ 
ken,  den  die  K.  Societät  zu  ihrem  tiefsten  Be¬ 
dauern  durch  die  Berufung  des  Collegen  Ernst 
C  u  r  t  i  u  s  nach  Berlin  erlitten  hat.  Möge  er  als 
auswärtiges  Mitglied  der  Societät  die  Theilnahme 
erhalten,  die  er  ihr  als  hiesiges  Mitglied  so  leb¬ 
haft  bethätigt  hat. 


Die  von  der  K.  Societät  neu  erwählten  Mit¬ 
glieder  und  Correspondenten  sind  folgende: 

Zu  ihrem  Ehrenmitglied  ist  von  der  K. 
Societät  erwählt  und  von  Königlichem  Curato- 
rium  bestätigt  worden: 

der  Freiherr  F.  H.  A.  von  Wangenheim 
auf  Waake: 

Zu  hiesigen  ordentlichen  Mitglie¬ 
dern  wurden  erwählt  und  von  K.  Curatorium 
bestätigt 

für  die  mathematische  Classe: 

Hr.  Professor  Alfred  Cleb&ch,  seither 
Correspondent , 

für  die  historisch-philologische  Classe: 

Hr.  Professor  Friedrich  Wieseler, 


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46i 


Zu  auswärtigen  Mitgliedern  Wurdeil' 

erwählt  und  von  K.  Curatorium  bestätigt 

für  die  physikalische  Classe: 

Hr.  Professor  Heinrich  Helmholtz  ;in 
Heidelberg,  seither  Correspondent, 

Hr.  Professor  August  de  laRive  in  Genf, 

für  die  mathematische  Classe: 

Hr.  Professor  Friedrich  Wilhelm  Au* 
gust  Argeiander  in  Bonn,  seither  Cor¬ 
respondent, 

Hr.  Professor  Carl  Neumann  in  Leipzig, 
seither  Correspondent, 

für  die  historisch-philologische  Classe : 

Hr.  George  Bancroft,  Gesandter  der 
Vereinigten  Staaten  N.  A.  in  Berlin, 

Hr.  Franz  Miklosich  in  Wien. 

Zu  Correspondenten  wurden  erwählt" 

für  die  physikalische  Classe : 

Hr.  Professor  A.  L.  Descloizeaux  in  Paris, 
Hr.  Professor  Asa  Gray  in  Cambridge,  Ver¬ 
einigte  Staaten, 

Hr.  Professor  Jean  Charles  Marigmac 
in  Genf,  t 

Hr.  Dr.  Alexander  Theodor  von  Mi.d- 
dendorff  auf  Hellenorm  bei  Dorpat, 

Hr.  Professor  William  Sh  arpey  in  London, 
Hr.  Professor  Adolph  Wurtz  in  Paris, 

für  die  historisch-philologische  Classe: 

Hr.  Major  William  Nassau  Lees  in’ 
Calcutta,  ! 

Hr.  Professor  Theodor  Sickel  in  Wied^ 
Hr.  Dr.  William  Wright  in  London.  ’ 


In  Betreff  der  Preisfragen  ist  Folgendes  zu 
berichten :  die  für  dieses  Jahr  von  der  historisch- 


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465 


philologischen  Classe  gestellte  Aufgabe:  „Dar¬ 
stellung  der  hellenischen  Einflüsse,  welche  sich 
in  der  Sprache,  der  Kunst,  der  Literatur  und 
dem  öffentlichen  Rechte  der  Römer  vor  der  Zeit 
der  makedonischen  Kriege  erkennen  lassen'^  hat 
keinen  Bearbeiter  gefunden. 

Für  die  nächsten  Jahre  werden  von  der  K. 
Gesellschaft  folgende  Preisaufgaben  gestellt: 

Für  den  November  1869  von  der  physikali¬ 
schen  Classe: 

R.  S.  postulat ,  ut  viaruni  iacrymalium 
structura  omnis ,  comparandis  cum  homiiie 
animalibus,  illustretur,  praccipiic  vero  de 
iis  exponatur  apparatibus,  qiü  absorbcndis  et 
promovendis  laerymis  inservire  dicuntur,  de 
epitlielio,  de  valvulis,  de  musculis  et  plexi- 
bus  veuosis  duetiii  lacrymali  vcl  Innatis  vel 
adjaceiitibiis. 

,,DieK.  Societät  verlangt  eine  vergleiclieud- 
anatoiuische  Bescbreibung  des  Tbräncn  lei- 
'teiideu  Apparats,  mit  besonderer  Berücksich¬ 
tigung  der  Einrichtungen,  welche  bei  der 
Aufsaugung  und  Forderung  der  Thränen- 
flüpsigkeit  in  Betracht  kommen ,  des  Epithe¬ 
liom,  der  Klappen,  der  Muskeln  und  Ge- 
fsissgeflechte  in  den  Wänden  der  Thräncn- 
Wege  und  deren  Umgebung. 

Für  den  November. 1870  von  der  mathema¬ 
tischen  Classe: 

Fourier,  vir  illiistrissimus ,  operis ,  qiiod 
de  resolutlonc  aeqiiationum  scripsit,  libro  ul¬ 
timo,  noii  evulgato,  de  theoria  inaeqiialita- 
tum  (aualyse  des  inegalites]  tractaturus  erat. 
Societas  regia  optat  ut  libri  summa  restitua- 
tur,  adhibitis  eis,  quae  ill.  Fourier  et  In  ex- 
positione  synoptica  operi  praeiiiissa  et  in 


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466 


memorüs  Acad.  Scieiit.  Par.  hac  de  re  stg. 
nificayit. 

,,Das  letzte  nicht  erschienene  Buch  des 
Fonrier’scheu  Werkes  über  Gleichungen  sollte 
die  Theorie  der  Ungleichheiten  (analyse  des 
inegalites)  enthalten.  Die  K.  G.  d.  Wiss. 
wünscht  die  Wiederherstellung  des  wesent¬ 
lichen  Inhaltes  dieses  Buchs,  nach  den  An¬ 
deutungen,  welche  Fourier  in  der  dem  Werke 
Yorausgeschickten  Inhaltsübersicht  und  in 
den  Schriften  der  Pariser  Akademie  der  Wis¬ 
senschaften  gegeben  hat.^^ 


Für  den  November  1 871  von  der  historisch¬ 
philologischen  Classe,  von  Neuem  aufge¬ 
geben  : 

QuI  literas  antiquas  tractant ,  res  Grae- 
corum  et  Romanorum  diiobus  (disciplinaruni 
singularum  ordlnibus  seorsum  explicare  so- 
lent.  Quae  separatio  quanquam  necessaria 
est,  tarnen  quaiita  eadem  incommoda  habeat, 
faclle  est  ad  intelligendum ;  quae  enim  com- 
munia  sint  In  utriusque  cultura  popull,  quo- 
minus  persplclamus,  Impedit,  quae  ab  altero 
Instituta  sunt,  cum  qiitbus  alterius  vel  in- 
ventis  vel  institutls  necessaria  quadam  et 
perpetua  causariim  cfficientia  cohaereant,  ne 
mteHigamus,  graviter  obstat,  denique  quae 
in  historia  rerum  conluncta  sunt,  seiungit. 
Quare  omnia  ea ,  quibus  res  utriusque  po- 
puli  inter  se  cohaerent,  accurate  inquirl  haud 
levis  videtiir  momenti  esse.  Qiiod  cum  Grae- 
ciae  et  Itallae  incolas  primitus  inter  se  co- 
gnatos  fuisse  llnguaruni  historiae  scrutatores 
luculenter  docuerint  atque  ex  altera  parte, 
quomodo  cultura  Graecorum  et  Romanorum 
initio  Sciplonum  temporibus  facto  Caesaruni 
aetate  prorsiis  denique  in  uniim  coaluerit, 


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467- 


accuratissime  homines  doctl  expUcayerint, 
Societas  regia  literaruni  et  p'atuin  et  fru- 
ctuosum  futurum  esse  existimat ,  qnaenani 
vestigia  rerum  graecarum  prioribus  populi 
romani  aetatibiis  appareant,  studiose  indagari 
et,  quibus  potissimum  temporibus  inde  a 
regnm  aelate  singula  hiiius  efficientiac  ge- 
nera  ostendantur ,  a  quibus  ea  regionibus  et 
urbibus  (Cumis ,  Sicllia,  Massalia ,  Athcnis, 
Corintlio)  profecta  .  sint ,  deiiique  quae  ita 
praesertini  in  sernione,  artibus,  literls,  in- 
stitutis  publicis  conforinandis  effecta  siiit, 
quantiim  quidem  ßeri  potest,  explicari.  Quae 
quaestiones  quanquam  uno  impetu  absolvi 
non  poterunt ,  tarnen  ad  historiam  veteris 
cultiirae  rectius  et  plenius  intelii^endam 
multum  videntur  conferre  posse.  Societas 
igitiir  regia  postuIat,  iit  expiicetur: 

quam  vim  res  ^raecae  in  sermone ,  ar- 
tibiis ,  literis,  institutis  publicis  Romä- 
norum  conforinandis  atqiie  excolendis 
ante  macedonicorum  tempora  belloruni 
babuerint. 

,,Die  klassische  Philologie  ist  gewohnt  das 
griechische  und  das  römische  Alterthum  in 
zwei  gesonderten  Reilien  von  Disciplinen  zu 
behandeln.  Diese  Trennung  ist  nothwendig, 
aber  sie  hat  auch  ihre  unverkennbaren  Nach¬ 
theile  ^  denn  sie  erschwert  den  Ueberblick 
über  das  Gemeinsame  in  der  Kultur  der 
Griechen  und  Römer,  lässt  die  Kontinuität 
der  Entwicklung  nicht  erkennen  und  zerreisst 
das  geschichtlich  Zusammengehörige.  Es  ist 
daher  wichtig  die  Berührungspunkte  und 
Wechselbeziehungen  in  der  Entwicklung  bei¬ 
der  Völker  ins  Auge  zu  fassen.  Na^dem 
nun  sprachgeschichtliche  Untersuchungen  über 
die  ursprüngliche  Verwandtschaft  derselben 
neues  Licht  verbreitet  haben  (die  gräko-ita- 


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-  468 


llsehe  Epoche)  und  auf  der  andern  Seite  die 
Verschmelzung  der  griechischen  und  römi¬ 
schen  Cultur,  wie  sie  in  der  Zeit  der  Scl- 
pionen  begonnen  und  unter  den  Cäsaren  sich 
Yolleikdet  hat  (^hellenistische  Epoche) ,  mit 
Erfolg  durchforscht  und  dargestellt  worden 
Ist^  so  scheint  es  der  K.  Ges.  d.  WIss.  eine 
anziehende  und  lohnende  Aufgabe  zu  sein, 
den  Spuren  griechischer  Einwirkung,  welche 
sich  in  den  früheren  Perioden  der  römischen 
Geschichte  zeigen,  sorgfältig  nachzugehn  und, 
so  w'eit  es  möglich  ist ,  die  verschiedenen 
Epochen  dieser  Einwirkung,  von  der  Königs¬ 
zeit  an,  Ihre  verschiedenen  Ausgangspiinlkte 
(Kumä,  Sicilien,  Massalia,  Athen,  norinth), 
und  die  Ergebnisse  derselben,  namentlich 
auf  dem  Gebiete  der  Sprache,  der  Kunst, 
der  Literatur,  und  des  öffentlichen  Rechts 
zu  ermitteln.  Wenn  auch  diese  Untersu¬ 
chung  sich  nicht  sogleich  zu  einem  Abschluss 
fuhren  lässt,  so  verspricht  sie  doch  sehr  er¬ 
hebliche  Ausbeute  für  die  Geschichte  der 
alten  Kultur.  Io  diesem  Sinne  stellt  die  K. 
Ges.  d.  Wiss.  die  Aufgabe: 

Darstellmig  der  hellenischen  Einflüsse, 
welche  sich  in  der  Sprache,  der  Kunst, 
der  Literatur  und  dem  öffentlichen  Rechte 
der  Römer  vor  der  Zeit  der  makedoni¬ 
schen  Kriege  erkennen  lassen. 

Die  Concurrenzschriften  müssen  vor  Ablauf 
des  Septembers  der  bestimmten  Jahre  an  die 
K.  Gesellschaft  der  Wissenschaften  portofrei  ein- 
gesandt  sein,  begleitet  von  einem  versiegelten 
Zettel,  welcher  den  Namen  und  Wohnort  des 
Verfassers  enthält,  und  mit  dem  Motto  auf  dem 
Titel  der  Schrift  versehen  ist. 

Der  für  jede  dieser  Aufgaben  ausgesetzte 
Preis  beträgt  fünfzig  Ducaten. 


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Nachrichten 

von  der  Königl.  Gesellschaft  der  Wissen- 
sohaften  und  der  G.  A.  Universität  zu 
Göttingen. 


December  16.  M.  22.  1868. 


Königliche  fieseUschaft  der  Wissenschaften« 

OeflFentliche  Sitzung  am  5.  December. 

üeber  Anwendungen  der  Differential- 

gleielhuug  ^  Akustik  und 

Optik,  bei  Variation  der  Grenzbedin¬ 
gungen. 

Von  W.  Klinkerfues. 

Die  Lehre  von  den  lineären  partiellen  Diffe¬ 
rentialgleichungen  hat  für  viele  Zweige  der 
mathematischen  Physik  eine  so  grosse  Be¬ 
deutung,  dass  die  letztere  sich  fast  zu  einer 
Sammlung  von  Beispielen  für  jenes  Gebiet  der 
höheren  Analysis  gestaltet.  So  greifen  bei  un¬ 
zähligen  Gelegenheiten  die  Gravitations-Theorie, 
die  des  Magnetismus  und  der  Electricität,  die  Wär- 
lehre,.  zu  der  partiellen  Differentialgleichung 

bei  Problemen  der  Akustik  und  Optik  zu  der 
Gleichung 

^  —  ßS  ^ 

dt*  “■  dx*' 

41 


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470 


aus  welcher  letztem,  wenn  man  ihrer  zweiten 

Seite  ein  Glied  mit  hinzufügt,  auch  die 

Fundamentalgleichung  für  die  so  wichtige  und 
interessante  Theorie  der  Dispersion  des  Lichtes 
hervorgeht.  Diese  und  ähnliche  Hülfsmittel 
leisten  der  Physik  die  nützlichsten  Dienste;  sie 
sind  uns  ebensowohl  Hebel  und  Schraube,  durch 
welche  ein  sonst  zu  massenhaftes  geistiges  Ma¬ 
terial  in  Bewegung  gesetzt  werden  kann,  als,  in 
anderen  Fällen,  der  Mechanismus,  auf  welchem 
aus  einem  gegebenen  Roh -Material  die  feinsten 
Fäden  gezogen  und  zu  einem  werthvollen  Ge¬ 
bilde  verarbeitet  werden  können.  Es  heisst  den 
Werth  eines  solchen  Apparates  gewiss  nicht 
herabsetzen,  wenn  man  sagt,  dass  er  missbraucht 
werden  könne,  ja  dass  die  Gefahr  dazu  oft  sehr 
nahe  liege,  und  dass  es  zuweilen  der  grössten 
Vorsicht  und  unausgesetzten  Aufmerksamkeit 
des  Handhabenden  bedürfe ,  damit  nicht  der 
Faden  unbemerkt  reisse  und  dadurch  echwer  zu 
lösende  Verwicklungen  entstehen.  Ganz  vor¬ 
zugsweise  ist  diese  Vorsicht  zu  üben,  wenn  das 
Hülfsmittel  auf  einem  Gebiete  angewendet  werden 
soll,  für  welches  dasselbe  ursprünglich  nicht  be¬ 
stimmt  wurde,  obgleich  es  sich  möglich  zeigt, 
dasselbe  durch  verallgemeinernde  Abstraction 
auf  ein  weiteres  Gebiet  zu  übertragen.  Man 
wird  wohl  zugeben,  dass  eine  solche  geistige 
Operation  am  wenigsten  zu  denjenigen  gehört, 
für  welche  ein  bestimmter  Mechanismus  ein- 
treten  kann. 

Stoff  und  Veranlassung  zu  solchen  Betrach¬ 
tungen  gaben  mir  gewisse,  bei  der  oben  ge¬ 
nannten  Differentialgleichung 


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471 


dt^  ~  dx^ 

vorkommende  besondere  Verhältnisse,  denen  ge¬ 
genüber  der  oft  zur  Anwendung  kommende  Grund¬ 
satz,  dass  jede  Schwingungsgleichung,  auf  die 
ein  optisches  Problem  bei  ebener  Wellenober¬ 
fläche  führt,  jener  Differentialgleichung  genügen 
müsse,  unhaltbar  erscheint. 

Um  einem  leicht  möglichen  Missverständnisse 
vorzubeugen,  will  ich  hier  gleich  bemerken,  dass 
auch  mir  bei  allen  derartigen  Problemen  das  Ausge¬ 
hen  von  jener  Gleichung  oder  von  ihrem  bekannten 
allgemeinen  Integral  als  der  sicherste  Weg  zu 
correcten  Lösungen  erscheint,  und  dass  ich  davon 
unten  ein  Beispiel  geben  werde.  Etwas  ganz 
Anderes  ist  es  denn  aber,  von  einer  solchen 
Differentialgleichung  ausgehen,  um  zu  einer  rich¬ 
tigen  Lösung  zu  gelangen,  als  zu  fordern,  dass 
diese  Lösung  in  jeder  ihrer  oft  unzähligen  iden¬ 
tischen  Formen  der  Differentialgleichung  bei 
mechanischer  Ausführung  ihrer  Symbole  Genüge 
leiste.  Geht  man  doch  z.  B.  in  der  Störungs¬ 
theorie  meistens  von  den  Differentialgleichungen 
der  ungestörten  Bewegung  aus;  wie  sonderbar 
würde  sich  hier  das  Verlangen  ausnehmen,  die 
endliche  Lösung,  d.  h.  der  Ausdruck  für  die  ge¬ 
störte  Bewegung  solle  jenen  Differentialgleichungen 
der  ungestörten  Bewegung  genügen,  oder,  wenn 
gar  das  bloss  mechanische  Differentiiren  nach 
der  Zeit  als  eine  Probe  für  die  Richtigkeit  der 
Lösung  gelten  sollte.  Um  das  Ungerechtfertigte 
eines  solchen  Anspruches  nachzuweisen  ist  es 
übrigens  nicht  nöthig,  auf  das  hier  scheinbar 
sehr  entfernt  liegende  Gebiet  der  Storungs-Ent¬ 
wickelungen  hinzuweisen ;  überzeugende  Beispiele 
liegen  viel  näher.  Betrachten  wir  den  Fall  eines 

41* 


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472 


Strahles,  dessen  Amplitude  wegen  stetiger  Zu¬ 
nahme  der  Intensität  der  Lichtquelle  yon  der 
Form  at  ist,  so  wird  offenbar  für  die  Elongation 
y  in  dem  Strahle  die  Gleichung 

y  =r  a^sin  ^  (at — x  X) 

oder,  da«  gleich  der  Fortpflanzungsgeschwindigkeit 
in  dem  Medium,  gleich  v  ist 

y  =  a^sin  ^  (vt — X'\-X) 

bestehen. 


Diese  Gleichung,  in  welcher  X  eine  Constante, 
X  die  Wellenlänge  bedeutet,  ist  eine  unzweifelhaft 
richtige  Lösung  des  in  Rede  stehenden  Falles, 
obgleich  man  auf  den  ersten  Blick  erkennt,  dass 
dieselbe  der  Differentialgleichung 

dt^  ~  dx^~  dx^ 


nicht  genügt,  wenigstens  nicht  dem  Buchstaben 
nach.  Einem  aufmerksamen  Leser  kann  es 
freilich  kaum  auf  die  Dauer  entgehen,  dass  bei 
der  Differentiation  der  eben  genannten  Gleichung 
die  Zeit  soweit  sie  die  Amplitude  bestimmt, 
ausgeschlossen  werden  musste.  Das  t  in  der 
Verbindung  at  ist  hier  in  der  That  nichts  Anderes, 
als  ein  Parameter,  welcher  die  von  der  Natur 
des  Problems  geforderte  Variation  in  den  Dimen¬ 
sionen  der  Schwingungsbewegung  bestimmt,  und 
welcher  zu  der  Veränderlichen  t  der  Differential¬ 
gleichung  in  keiner  weiteren  Beziehung  steht, 
als  dass  bei  den  Anwendungen  die  schliesslichen 
Substitutions -Werthe  der  beiden  unbestimmten 
Grössen  zusammen  fallen.  Wählt  man  eine  Be¬ 
zeichnung,  welche  die  naturgemässe  Unterschei¬ 
dung  zwischen  der  Unabhängigen  für  die  Fort- 


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473 


Pflanzung  der  Welle  und  deren  Difierential,  und 
der  Unabhängigen  für  die  Variation  der  Welle 
festhält,  schreibt  man  z.  B.  die  obige  Grleichung, 
wie  folgt: 

y  —  az.  sin  (vt  —  x-\-X) 


mit  der  Bedingung,  dass  erst  nach  allen  etwa 
vorzunehmenden  Differentiationen  des  Ausdruckes 
der  Parameter  z  gleich  t  gesetzt  werden  darf, 
so  wird  der  Differentialgleichung 

dx^  ~  ^ 


dx^ 


^  sowohl  nach  Form,  als  geistigem  Inhalt,  Genüge 
*  geleistet.  Der  geistige  Inhalt  aber  ist  kein  anderer, 
als  dass  eine  Welle,  welches  auch  immer  die 
Dimensionen  der  in  ihr  vor  sich  gehenden  Schwin¬ 
gungen  seien,  nach  dem  Gesetze  des  Zusammen- 
stosses  elastischer  Molecüle  fortgepflanzt  werden 
muss.  Offenbar  können  nun  aber  in  manchen 
Fällen,  wie  z.  B.  bei  mitwirkender  Extinction, 
Bedingungen  vorgeschrieben  sein,  welche  den 
ungestörten  Gang  der  Welle,  wie  er  nach  jener 
Differentialgleichung  stattfinden  würde,  nicht  zu¬ 
lassen.  Für  solche  Probleme  hat  man ,  gerade 
wie  bei  den  Störungs-Entwicklungen  im  engsten 
Sinne ,  zwischen  zwei  Behandlungsweisen  zu 
wählen;  entweder  wird  man  der  Differential¬ 
gleichung  ein  die  Störung  berücksichtigendes 
Zusatzglied  geben,  oder  es  wird,  mit  Beibehaltung 
der  für  die  ungestörte  Bewegung  gültigen  Formen, 
die  Variation  der  Constanten  in  Anwendung 
kommen  müssen.  Die  Constanten  werden  dann 
Functionen  eines  Parameters,  welcher  in  den 
wichtigsten  hierher  gehörigen  Aufgaben  die  Zeit 
ist.  Das  Element  der  letzteren  tritt  dabei  in 


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474 


doppelter  Rolle  auf,  als  unabhängige  Variation 
für  die  sogenannten  Grenzbedingungen  der  Wellen¬ 
bewegung,  und  als  unabhängiges  Differential  für 
die  blosse  Fortpflanzung  der  Welle.  Es  ist  hier¬ 
nach  ersichtlich,  dass  bei  der  Prüfung,  ob  die 
einem  gewissen  Ausdrucke  für  y  entsprechende 
W eile  dem  Gesetze  des  Zusammenstosses  elastischer 
Körper,  d.  h.  der  mehrfach  genannten  Differential¬ 
gleichung  entspricht,  die  Variationen  gleich  Null 
gesetzt  werden  müssen,  mit  andern  Worten,  die 
Zeit  als  Parameter  constant  ist. 

Um  ein  Problem  dieser  Art,  bei  welcher  die 
Zeit  selbst  als  Parameter  der  Grenzbedingungen 
auftritt,  mit  der  Differentialgleichung 

dx^ 

als  Ausgangspunkt,  nach  der  Methode  der  Va¬ 
riation  der  Constanten  zu  behandeln,  soll  hier 
die  {Schwingungsgleichung  eines  von  bewegter 
Lichtquelle  herrührenden  Strahles  entwickelt 
werden.  Es  erscheint  dies  um  so  wünschens- 
werther,  als  wohl  nicht  bezweifelt  werden  dürfte, 
dass  an  dem  auf  dieses  Thema  bezüglichen  Prinzip, 
welches  Doppler  nach  einer  sehr  populären, 
deshalb  nur  die  Oberfläche  streifenden  Betrach¬ 
tungsweise  aufgestellt  hat,  doch  einige  Unklarheit 
haftet.  Um  nur  einen  Punkt,  wo  diese  Un¬ 
klarheit  uns  entgegen  tritt,  namhaft  zu  machen : 
wir  gelangen  zwar  leicht  zu  dem  Resultate  von 
physiologischer  Bedeutung,  dass  der  Eindruck 
der  Farbe  von  einem  Strahle  homogenen  Lichtes 
durch  Bewegung  des  Auges  oder  der  Lichtquelle 
in  der  Richtung  des  Strahles  geändert  wird,  zu 
einem  weiteren  Schlüsse  jedoch  von  dem  Phy¬ 
siologischen  auf  das  Physikalische,  von  der  Farbe 
oder  scheinbaren  Schwingungsdauer  auf  die  wirk- 


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475 


liehe,  und  dann  auf  die  Wellenlänge,  reichen 
Dopple r’s Betrachtungen  nicht  aus.  Oder  sollte 
vielleicht  Jemand  den  Satz  vertheidigen  wollen, 
dass  Bewegung  des  Auges  die  wirkliche  Schwin¬ 
gungsdauer  im  Strahle  verändert,  weil  sie  den 
Effect  einer  Aenderung  der  Farbe  macht? 

Die  folgende  Entwicklung  giebt,  wie  ich  glaube, 
über  die  wirklichen  Aenderungen,  welchen  die 
Wellen  eines  von  bewegter  Lichtquelle  herrüh¬ 
renden  Strahles  erleiden ,  ganz  befriedigenden 
Aufschluss.  Ich  bemerke  zunächst,  dass  ich  die 
Wellen -Oberfläche  als  eben  voraussetze,  damit 
der  Anwendung  der  Differentialgleichung,  welche 
sich  der  Strenge  nach  auf  die  Fortpflanzung  von 
Schwingungen  in  prismatischen  und  cylindrischen 
Röhren  bezieht,  kein  Hinderniss  entgegenstehe. 
Das  allgemeine  Integral  derselben  ist  bekanntlich 


1) . y  = 

f(x-\-vt)-\-f(x — vt)  .  O  (x-\-vt) -- O  (x — vt) 
2  ^  2v 


wobei  die  Zeichen  f  und  O  die  Functionszeichen 
der  beiden  willkürlichen  Functionen  dieses  all¬ 
gemeinen  Integrals  einer  partiellen  Differential¬ 
gleichung  zweiter  Ordnung  vorstellen.  Unsere 
Aufgabe  wird  darin  bestehen,  die  Functionen 
der  Natur  gemäss  zu  wählen,  was  für  den  ein¬ 
fachen  Fall,  dass  wir  uns  die  Lichtquelle  als 
materiellen  Punkt  denken,  keine  Schwierigkeiten 
bietet.  Es  ist  leicht  zu  erkennen,  dass  die 
Gleichung  1)  nur  dann  die  Schwingungen  in 
einem  dauernden  Strahle  repräsentiren  kann, 
wenn  sie  die  Geschwindigkeit  eines  jeden  Aether- 
theilchens,  mit  welchem  die  Lichtquelle  vermöge 
ihrer  Bewegung  zu  einer  unbestimmt  zu  lassenden 
Zeit'^  =  T  in  unmittelbare  Nachbarschaft  kömmt, 


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476 


mit  der  Transversalgeschwindigkeit  der  Licht¬ 
quelle  in  üebereinstimmung  liefert.  Wäre  Ver¬ 
schiedenheit  vorhanden,  so  würden  neue  Wellen 
entstehen,  als  die  von  der  Gleichung  1)  umfassten, 
also  der  Voraussetzung  entgegen. 

Diese  Bedingung  muss  ferner  von  dem  Augenr 
blicke  an  erfüllt  sein,  in  welchem  die  Lichtquelle 
zu  leuchten  beginnt;  es  müssen  deshalb  nicht 
bloss  die  Geschwindigkeiten,  sondern  auch  die 
Elongationen  jenes  Aethertheilchens  und  der 
Lichtquelle  in  üebereinstimmung  sein. 

Ist  nun  die  Abscisse  x  der  Lichtquelle  im 
Strahle  bei  dem  Beginn  des  Leuchtens  gleich 
g  die  Geschwindigkeit  im  Strahle,  a  die  Amplitude, 
mit  welcher  die  Lichtquelle  in  einer  einfachen 
Periode  schwingt,  so  drücken  sich  die  genannten 
Bedingungen  in  den  folgenden  Gleichungen  aus: 

f{X-]^gT+vt)+f{X-\-  gz—vt) 

2 

I  ^  (X gz  vt)  —  0{X-\-gz — vt) 

“I  ^ 

.  2n  . 

=  o  sm  vt 

f  {X-\-gz  +  vt)-\-r{X  +  gz~vt) 

2 

iIlf{X-{-gz-\.v()-(l>'{X  +  gz~vf) 

2» 

2avn  . 

=  —j—  cos  vt 

wobei  der  Accent  die  Derivation  nach  t  anzeigt. 
Hieraus  folgt  daun 


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477 


f  («,  0  = 

^os^&\x^{vt—x-\-X\  — x-{-X) 


0  (X,  <)  = 

av  gt  .  2n,  ^  27r,  ,  ,  _ 

-^os  y  siii-^(t?^— a;+X) + -^siiiycos-^it;^— a;4--A), 

wie  leicht  zu  verificiren  ist.  Die  gesuchte  Schwin- 
gungsgleichung  des  Strahles  einer  Lichtquelle, 
die  sich  unserem  Auge  mit  der  Geschwindigkeit 
g  nähert,  wird  also 

2)^.  ....  y  —  a  cos  ^  sin  ^  {vt  —  x  X) 

I  •  Stt  ,  ^  „ 

-f-asin^cos  ^  — ^  +  -X) 

und  es  ergibt  sich  das  merkwürdige  Resultat, 
dass  auch  zwei  feste  Lichtquellen  bei  Zusammen¬ 
setzung  ihrer  Strahlen,  wenn  ihre  Amplituden 

TV 

veränderlich  und  ihre  Phasen  stets  um  ~  ver- 

schieden  sind,  denselben  Erfolg  hervorbringen, 
wie  die  bewegte  Lichtquelle. 

In  ihrer  Zusammenziehung  auf 
2tv 

d)  ....  y  —  asm-Y{vt'—x-{-gv-{-X) 


oder,  wenn  man  jetzt  t  an  die  Stelle  von  r  setzt, 

4) . y  =  X  gt  X) 

zeigt  die  Gleichung  die  stattfindende  Aenderung 
der  Farbe,  zugleich  aber  auch,  dass  ohne  alle 
Verletzung  der  Elasticitätsgesetze ,  welche  die 
Grundlage  der  Wellentheorie  bilden,  eine  be¬ 
stimmte  Elongation,  z.  B.  ein  Wellenberg  mit 


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478 


der  Geschwindigkeit  -h  ^  fortschreiten ,  d.  h. 
die  Geschwindigkeit  der  Transmission  des  Lich^ 
tes  um  eine  gewisse  Grösse  äbertreflfen  kann. 
Die  Wellenlängen  im  Strahl  sind  durch  die  Be¬ 
wegung  der  Lichtquelle  nicht  geändert  worden, 
denn  die  Theilchen  von  gleicher  Elongation  ha¬ 
ben  auch  noch  jetzt  den  Abstand  Z  von  einan¬ 
der,  wie  er  auch  ohne  Bewegung  sein  würde. 

Was  aus  dem  Vorhergehenden  für  die  jetzt 
in  Aufnahme  kommenden  Anwendungen  der 
Spectral-Analyse  als  leitende  Idee  mancher  Un¬ 
tersuchungen  zu  verwerthen  sei,  habe  ich  in  den 
Zusätzen  zuHuggins  Ergebnissen  aus  den  Spec- 
tral -Untersuchungen  der  Himmelskörper  schon 
etwas  ausführlicher  besprochen;  in  der  Beziehung 
will  ich  hier  nur  die  eine  Folgerung  anführen, 
die  ich  ziehen  zu  dürfen  glaube,  dass  die  Brech¬ 
barkeit  der  den  Stern-Spectren  eigenthümlichen 
Linien  durch  eine  Bewegung  in  der  Richtung  des 
Strahles  nicht  geändert  wird,  wohl  aber  die 
derjenigen  Linien  im  Sternlichte,  welche  durch 
terrestrische  Absorption  hervorgebracht  werden. 


Ueber  die  chemische  Natur  des  Xylols 
im  Steinkohlentheer. 

Von 

Rudolph  Fittig. 

In  früheren  Abhandlungen  habe  ich  zwei  Koh¬ 
lenwasserstoffe,  das  Methyltoluol  und  das  Isoxylol 
beschrieben,  welche  nach  ihrer  Bildung  unzwei¬ 
felhaft  als  Dimethylderivate  des  Benzols  angese¬ 
hen  werden  mussten.  Beim  Vergleich  dieser  bei- 


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479 


den  Kohlen wasserstofiFe  mit  dem  Xylol  im  Stein- 
kohlentheer  zeigte  es  sich,  dass  das  synthetisch 
dargestellte  Methyltolupl  andere  Substitutionspro- 
ducte  als  das  Xylol  lieferte,  dagegen  bei  der 
Oxydation,  wie  das  Xylol,  in  Toluylsäure  und 
Terephtalsäure  übergefubrt  wnrde.  Das  Isoxylol 
aus  der  Mesitylensäure  dagegen  gab  dieselben 
Substitutionsproducte,  wie  das  Xylol,  wurde  aber 
von  verdünnter  Salpetersäure  gar  nicht  oxydirt  und 
von  Chromsäure  nicht  in  Terephtalsäure,  sondern 
in  eine  gleich  zusammengesetzte,  aber  davon  total 
verschiedene  Säure,  die  Isophtalsäure,  übergeführt. 
Die  Resultate  dieser  Versuche  waren  so  auffal¬ 
lend  und  so  vollständig  unerklärlich,  dass  gewiss 
von  vielen  Chemikern  ihre  Richtigkeit  bezweifelt 
worden  ist.  Ich  verhehlte  mir  dieses  auch  durch¬ 
aus  nicht  und  ich  verzögerte  deshalb  absichtlich 
die  ausführliche  Publication  dieser  Versuche,  bis 
ich  mich  selbst,  ganz  unabhängig  von  meinen 
Mitarbeitern,  durch  mehrmalige  Wiederholung 
derselben  davon  überzeugt  hatte,  dass  die  erhal¬ 
tenen  Resultate  richtig  waren  und  nicht  von  Zu¬ 
fälligkeiten  bei  Anstellung  der  Versuche  abhin¬ 
gen.  Um  diese  vergleichende  Untersuchung  mit 

§rösserer  Sicherheit  auszuführen,  wurden  alle 
ubstitutionsproducte  des  Xylols,  die  grösstentheils 
schon  von  Beilstein  beschrieben  waren,  von  Neu¬ 
em  dargestellt.  Nur  Eines  habe  ich  dabei  versäumt, 
nämlich  auch  die  Oxydationsproducte  des  Xylols 
von  Neuem  darzustellen  ^).  Ich  zweifelte  eben 
so  wenig,  wie  wohl  irgend  ein  anderer  Chemiker 
an  der  Richtigkeit  der  Angaben  von  Beil  stein 

Was  in  meiner  Abhandlung  über  das  Isoxylol  da¬ 
rüber  gesagt  ist,  bezieht  sich  auf  das  Methyltoluol.  Da 
das  Xylol  nach  Beüstein  dieselben  Producte  liefert ,  nahm 
ich  an,  dass  auch  die  dabei  auftretenden  Erscheinungen 
dieselben  sein  würden. 


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480 


und  hatte  bei  meinen  Untersuchungen  über  die 
synthetischen  Kohlenwasserstoffe  so  häufig  To- 
luylsäure  und  Terephtalsäure  unter  Händen  ge¬ 
habt,  dass  mir  kaum  eine  andere  chemische  Sub¬ 
stanz  so  gut  bekannt  war,  wie  diese  beiden  Säu¬ 
ren.  Eine  Verwechslung  war  daher  ganz  un¬ 
möglich.  Das  fortwährende  Streben,  eine  Er¬ 
klärung  für  die  Resultate  meiner  oben  erwähn¬ 
ten  Versuche  zu  finden,  hat  mich  indess  vor 
Kurzem  veranlasst,  auch  diese  Versuche  von  Beil¬ 
stein  zu  wiederholen.  Etwa  10  Grm.  von  dem 
Xylol,  welches  zu  den  obigen  vergleichenden  Un¬ 
tersuchungen  gedient  hatte  und  welches  vollstän¬ 
dig  zwischen  138  und  140®  überging,  wurde  in 

2  Portionen  mit  je  20  Grm.  saurem  chromsaurem 
Kalium  und  30  Grm.  concentrirter  und  mit  dem 

3  fachen  Volumen  Wasser  verdünnter  Schwefel¬ 
säure  oxydirt.  Zu  meinem  grössten  Erstaunen 
erkannte  ich  schon  nach  wenigen  Stunden,  dass 
das  Xylol  nicht  zu  den  Terephtalsäure  liefernden 
Kohlenwasserstoffen  gehörte  und  sich  ganz  an¬ 
ders,  als  dass  Methyltoluol,  das  Aethyltoluol  etc. 
verhielt.  Es  wurde  nur  sehr  langsam  ange¬ 
griffen  und  die  sich  abscheidende  Säure  war 
deutlich  krystallinisch ,  während  die  Terephtal¬ 
säure  sich  immer  pulverförmig  abscheidet.  Das 
Gemisch  wurde  2  Tage  im  Sieden  gehalten  und 
dann  der  unangegriffene  Kohlenwasserstoff  ab- 
destillirt.  Die  Quantität  desselben  betrug  etwa 
5  Grm.  Die  nach  dem  Erkalten  abfiltrirte  Säure 
wurde  mit  kaltem  Wasser  ausgewaschen  und  da¬ 
rauf  mit  siedendem  Wasser  behandelt.  Sie  loste 
sich  darin  bis  auf  einen  kleinen  Rest  auf  und 
schied  sich  beim  Erkalten  der  filtrirten  Lösung 
in  undeutlichen  Krystallen  wieder  ab.  Eine  nä¬ 
here  Untersuchung  ergab,  dass  diese  Säure  Iso- 
phtalsäure,  verunreinigt  mit  einer  kleinen  Menge 


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481 


von  Terephtalsäure  war.  Zur  Trenuung  der  bei¬ 
den  Säuren  benutzte  ich  mit  ausserordentlich 
gutem  Erfolg  die  Verschiedenheit  ihrer  Baryum- 
salze.  Das  terephtalsaure  Baryum  ist  sehr  schwer, 
das  isophtalsaure  ausserordentlich  leicht  löslich. 
Das  Säuregemisch  wurde  deshalb  durch  Kochen 
mit  Wasser  und  kohlensaurem  Baryum  gelöst 
und  die  neutrale  Lösung  auf  ein  sehr  kleines 
Volumen  verdunstet.  Dabei  schied  sich  eine 
kleine  Menge  von  terephtalsaurem  Baryum  ab, 
von  dem  siedend  heiss  filtrirt  wurde.  Aus  der 
Mutterlauge  krystallisirte  das  isophtalsaure  Ba¬ 
ryum  in  Prismen.  Die  daraus  mit  Salzsäure  frei 
gemachte  Säure  krystallisirte  aus  siedendem  Was¬ 
ser  in  den  characteristischen  zolllangen,  haarfei¬ 
nen  glänzenden  Nadeln  und  besass  überhaupt 
alle  Eigenschaften  der  reinen,  aus  Isoxylol  erhal¬ 
tenen  Säure. 

Die  Hälfte  des  angewandten  Kohlenwasser¬ 
stoffs,  welche  bei  der  ersten  Oxydation  unverän¬ 
dert  geblieben  war,  wurde  von  Neuem  einer 
zweitägigen  Oxydation  unterworfen.  Jetzt  traten 
alle  Erscheinungen  auf,  wie  ich  sie  beim  Isoxylol 
beschrieben  habe,  auf  der  Oberfläche  der  Oxy¬ 
dationsmischung  zeigten  sich  nach  mehreren  Stun¬ 
den  die  characteristischen  glänzenden  kleinen 
Prismen  von  reiner  Isoph talsäure ,  deren  Menge 
allmählich  zunahm. 

Das  Xylol  des  Steinkohlentheers  liefert  dem¬ 
nach  bei  der  Oxydation  Isophtalsäure  neben  ei¬ 
ner  kleinen  Menge  von  Terephtalsäure.  Die 
Quantität  der  letzteren  Säure  stand,  hoch  ange¬ 
schlagen,  zu  der  der  Isophtalsäure  im  Verhältniss 
wie  1:8.  Es  folgt  hieraus,  dass  die  Hauptmasse 
des  Xylols  aus  Isoxylol  besteht  und  die  Identi¬ 
tät  der  aus  beiden  Kohlenwasserstoffen  erhalte¬ 
nen  Substitutionsproducte  ist  jetzt  leicht  erklär- 


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482 


lieh.  Dem  Isoxylol  aber  ist  in  kleiner  Menge 
ein  anderer  Kohlenwasserstoff  beigemengt  welcher 
zu  Terephtalsäure  oxydirt  wird.  Es  kann  kaum 
noch  einem  Zweifel  unterliegen,  dass  dieser  sich 
als  identisch  mit  dem  synthetischen  Methyltoluol 
erweisen  wird.  Dass  ich  bei  meinen  vergleichen¬ 
den  Versuchen  nicht  neben  den  Substitutions- 
producten  des  Isoxylols  auch  die  dieses  Kohlen¬ 
wasserstoffs  erhielt,  ist  leicht  erklärlich,  wenn 
man  bedenkt,  in  wie  geringer  Menge  dieser  Koh¬ 
lenwasserstoff  vorhanden  war  und  dass  die  Nitro- 
Substitutionsproducte  des  Methyltoluols  viel  leich¬ 
ter  löslich  sind,  als  die  des  Isoxylols  und  dem¬ 
nach  beim  ümkrystallisiren  in  den  Mutterlaugen 
bleiben  mussten,  die  Dibromverbindungen  beider 
Kohlenwasserstoffe  aber  gleiche  physikalische 
Eigenschaften  besitzen. 

Wie  lassen  sich  aber  hiermit  die  Versuche 
von  Beilstein  inEinklang  bringen?  Man  könnte 
annehmen,  dass  in  dem  B eilst ein’schen  Xylol, 
welches  aus  einer  anderen  Quelle  stammte,  als 
das  meinige  ,  die  Quantität  des  Methyltoluols 
vorwaltete  und  die  des  Isoxylols  zurücktrat  oder 
dass  letzterer  Kohlenwasserstoff  ganz  darin  fehlte. 
Das  ist  indess  nicht  der  Fall.  In  der  hiesigen 
Sammlung  befand  sich  noch  eine  ziemliche  Quan¬ 
tität  des  Xylols,  mit  welchem  Beilstein  und  des¬ 
sen  Schüler  gearbeitet  haben.  Ich  habe  dieses 
nochmals  destillirt  und  darauf  die  obigen  Ver¬ 
suche  damit  wiederholt.  Es  verhielt  sich  ganz 
genau  ebenso,  lieferte  nur  wenig  Terephtalsäure 
und  sehr  viel  Isophtalsäure. 

Das  Vorwalten  von  Isoxylol  in  dem  von  Beil¬ 
stein  benutzten  Xylol  beweisen  übrigens  auch  die 
von  ihm  beschriebenen  Substitutionsproducte,  die 


Das  meinige  war  von  Trommsdorff  in  Erfurt  bezogen. 


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483 


in  ihren  Eigenschaften  fast  in  allen  Punkten 
mit  meinen  Isoxylolderivaten  übereinstimmen. 

Dass  Beilstein  nur  die  in  verhältnissmässig 
geringer  Menge  auftretende  Terephtalsäure  er¬ 
hielt  und  das  Hauptproduct  der  Oxydation  über¬ 
sah,  hat  vielmehr  einzig  seinen  Grund  in  der  Art, 
wie  die  Versuche  ausgeführt  wurden.  Es  wurde 
eine  grosse  Menge  Xylol  (100  Grm.)  mit  einer 
zur  Oxydation  bei  weitem  nicht  ausreichenden 
Menge  von  Chromsäure  erhitzt,  dann  der  nicht 
oxydirte  Kohlenwasserstoff  abdestillirt  und  wie 
es  scheint  nicht  weiter  untersucht. 

Unter  diesen  Umständen  musste  der  am  leich¬ 
testen  oxydirbare  Kohlenwasserstoff  des  Gemen¬ 
ges  und  fast  nur  dieser  oxydirt  werden.  Nun 
wird  aber  das  synthetische  Methyltoluol  ungleich 
leichter  und  rascher  oxydirt,  als  das  Isoxylol. 
Beilstein  musste  demnach  fast  ausschliesslich  Te¬ 
rephtalsäure  erhalten  und  wenn  dieser  auch  noch 
etwas  Isophtalsäure  beigemengt  war,  so  musste 
letztere  Säure  doch  jedenfalls,  da  sie  in  Wasser 
viel  leichter  löslich  ist,  bei  der  von  Beilstein 
angewandten  Reinigungsmethode  der  Terephtal¬ 
säure  verloren  gehen. 

Die  Resultate  aller  meiner  Versuche  über  die 
Dimethylbenzole  sind  vollkommen  klar,  wenn 
man  annimmt,  dass  der  Terephtalsäure  liefernde 
Theil  des  Steinkohlentheerxylols  identisch  mit 
dem  Methyltoluol  ist.  Es  sind  dann  nur  zwei 
Modificationen  des  Dimethylbenzols  bekannt,  die 
sowohl  in  ihren  Substitutions-  wie  Oxydations- 
producten  ganz  verschieden  sind.  Ich  werde 
übrigens  versuchen,  den  experimentellen  Beweis 
zu  liefern,  dass  der  eine  Gemengtheil  des  Xylols 
sich  auch  in  anderer  Hinsicht,  wie  das  Methyl¬ 
toluol  verhält. 

Schliesslich  will  ich  nur  noch  erwähnen,  dass 


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484 


man  nach  diesen  Versuchen  gezwungen  ist,  die 
Resultate  früherer  Arbeiten  über  das  Xylol  mit 
grosser  Vorsicht  aufzunehmen.  So  scheifit  es 
mir  z.  B.  unzweifelhaft  zu  sein,  dass  die  Para- 
nitro-,  Parachlor-  und  Parabromtoluylsäure  gar 
keine  Substitutionsproducte  der  eigentlichen  To- 
luylsäure  sind.  Ich  glaube  vielmehr  dass  man 
aus  ihnen  durch  Rückwärtssubstitution  eine  mit 
der  Toluylsäure  isomerische  Säure  erhalten  wird, 
welche  bei  weiterer  Oxydation  nicht  Terephtal- 
säure  sondern  Isophtalsäure  liefern  wird. 


IlniTersität 

Aus  dem  pathologischen  Institut, 
lieber  Stäbchen  undZapfen  derRetina. 

Von  W.  Krause. 

Der  Irrthum,  wonach  bei  einigen  Thieren  nur 
Zapfen  in  der  Retina,  bei  andern  nur  Stäbchen 
vorhanden  sein  sollen,  stammt  ohne  Zweifel  von 
früheren  Angaben  H.  Müller’s  her,  die  sich  ur¬ 
sprünglich  auf  Knorpelfische  beziehen. 

Um  auf  die  Quellen  der  Täuschung  zurück¬ 
zugehen,  welche  in  besonderen  Schwierigkeiten 
ihren  Ursprung  haben,  die  sich  der  Untersuchung 
der  Retina  bei  einigen  niederen  Wirbelthieren 
entgegenstellen,  war  es  nothwendig,  diese  Schwie¬ 
rigkeiten  durch  sonst  gewöhnlich  vernachlässigte 
Vorsichtsmassregeln  möglichst  zu  beseitigen. 

Verfolgt  man  diese  Aufgabe,  so  lässt  sich  nach- 
weisen,  dass  Petromyzon  fluviatilis,  ScylHum  ca- 
nicula  (und  auch  Cavia  cobaya)  eine  sehr  cha¬ 
rakteristische  Sonderung  der  Retina-Elemente  in 
Stäbchen  und  Zapfen  zeigen. 

Weitere  Mittheilungen  werden  Vorbehalten. 


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iVa^hrichten 

von  der  Königl.  Gesellschaft  der  Wissen¬ 
schaften  und  der  G.  A.  Universität  zu 
Göttingen. 


December  23.  JV&  23. 


1868. 


Königliche  Gesellschaft  der  Wissensehaftent 

Ueber  die  Aussprache  des  Hebräischen 
bei  den  Samaritanern. 

Von 

Th.  Nöldeke  in  Kiel. 

Dem  vielverdienten  Petermann  verdanken 
wir  die  ersten  ausführlichen  und  genauen  Mit¬ 
theilungen  über  die  Art,  wie  die  Samaritaner 
das  Hebräische  aussprechen  ^).  Er  giebt  uns 
die  ganze  Genesis  in  lateinischen  Buchstaben, 
wie  er  sie  nach  der  Vorlesung  des  voraussetzlich 
besten  Kenners,  des  hohen  Priesters  Amram,  auf¬ 
gezeichnet  hat,  und  dazu  noch  eine  systematische 
Darstellung  in  Form  einer  Grammatik.  Aller¬ 
dings  erkennen  wir  aus  seiner  Umschrift  die 
Laute  nicht  mit  voller  Genauigkeit.  Der  Verf. 
spricht  z.  B.  von  der  »möglichst  unreinen«  Aus- 


H.  Petermann,  Versuch  einer  hebräischen  Formen¬ 
lehre  nach  der  Aussprache  der  heutigen  Samaritaner  nebst 
einer  darnach  gebildeten  Transscription  der  Genesis .... 
Leipzig  1868.  (Nr.  1  des  5.  Bandes  der  »Abhandlungen 
für  die  Kunde  des  Morgenlandes  hg.  v.  d.  D.  M.  G.«). 

.  42 


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486 


spräche  der  Vocale  und  gebraucht  doch  zu  ihrer 
Darstellung  nur  die  Zeichen  a  e  i  o  ohne  uns 
näher  anzugeben,  welche  Nuancen  dieser  Vocale 
er  grade  in  den  einzelnen  Fällen  meint;  man 
weiss  aber ,  wie  zahlreich  die  Schattierungen 
wenigstens  des  a,  e  und  o  sein  können.  Freilich 
musste  es  kaum  möglich  sein,  nach  einmaligem 
Hören  die  ungewohnten  Laute  mit  voller  Ge¬ 
nauigkeit  wiederzugeben.  Erschwert  hat  er  sich 
dies  noch  dadurch,  dass  er  die  Vorlesung  des 
Samaritaners  mit  hebräischen  Buchstaben  und 
Vocalen  aufzeichnete  und  diese  Aufzeichnung 
erst  nachträglich  in  lateinische  Schrift  umsetzte. 
Uebrigens  ist  der  Schaden  vielleicht  nicht  so 
gross,  wie  er  scheinen  mag.  Denn  wenn  wir 
sehn,  wie  hier  die  kurzen  Vocale  wechseln,  wie 
z.  B.  dasselbe  Wort  bald  mit  a,  bald  mit  e  ge¬ 
schrieben  wird,  so  können  wir  auf  die  Angabe 
der  feineren  Abstufungen  der  Laute  kaum  sehr 
viel  Werth  legen,  zumal  es  sich  nicht  um  eine 
wirkliche  Sprache,  sondern  nur  um  eine  auf 
alle  Fälle  sehr  entstellte  Tradition  über  eine  vor 
Jahrtausenden  ausgestorbene  Sprache  handelt. 
Empfindlich  ist  aber  der  Mangel  einer  klaren 
Angabe  über  Länge  und  Kürze  der  Vocale.  Peter¬ 
mann  bezeichnet  »die  Vocallänge  fast  nur  in  ge¬ 
schlossenen  Silben  und  wo  ein  Guttural  wegge¬ 
fallen  ist.  Die  Vocale  der  offnen  Silben  sollen 
offenbar  auch  ohne  besondere  Bezeichnung  als 
lang  gelten ;  doch  passt  dies  schwerlich  auf  alle  Fälle. 

Die  Formenlehre  wäre  etwas  übersichtlicher 
geworden,  wenn  sie  weniger  der  Gesenius’schen 
Schablone  folgte  und  das  wirklich  Gleichartige 
mehr  zusammenfasste.  Eine  genauere  Darstellung 
der  Lautgesetze  hätte  die  eigentliche  Formenlehre 
wesentlich  klarer  gemacht  und  wohl  auch  erlaubt, 
sie  etwas  kürzer  zu  halten. 


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487 


Vor  6  Jahren  veröffentlichte  ich  in  diesen. 
Blättern  Einiges  über  die  Aussprache  des  He¬ 
bräischen  nach  grammatischen  Schriften  von 
Samaritanern  ^).  Diese  Mittheilungen  ,  welche 
Petermann  sorgfältig  benutzt  hat,  sind  natürlich 
jetzt  weit  besser  zu  verstehen,  und  in  mehreren 
Punkten  habe  ich  meine  Auffassung  der  Angaben 
jener  Grammatiker  zu  berichtigen.  Im  Wesent¬ 
lichen  —  darin  gebe  ich  Petermann  durchaus 
Recht  —  stimmt  die  von  ihnen  dargestellte  Aus¬ 
sprache  mit  der  heutigen  übeij^in.  Doch  er¬ 
kennen  wir  immerhin  das  Fortschreiten  der  Ver- 
derbniss,  und  dazu  sind  die  Mittheilungen  der 
Alten  viel  zu  dürftig,  um  uns  Sicherheit  zu  geben, 
ob  manches  Seltsame  in  der  Aussprache  schon 
zu  ihrer  Zeit  bestand. 

Im  Folgenden  gedenke  ich  durchaus  nicht 
eine  neue  Darstellung  der  hebräischen  Grammatik 
oder  nur  der  Lautlehre  nach  den  Samaritanern 
zu  liefern,  sondern  ich  will  nur  einige  wichtige 
Punkte  hervorheben,  namentlich  solche,  aus  denen 
sich  der  Werth  dieser  Aussprache  gegenüber  der 
masorethischen  zu  ergeben  scheint.  Man  wird 
nun  überhaupt  nicht  erwarten,  dass  die  Samaritaner, 
welche  mit  ihrem  Text  immer  ziemlich  will- 
kührlich  umgingen,  nie  feste  Zeichen  zur  Unter¬ 
stützung  des  Lesens  einführten  und  überhaupt 
trotz  ihres  Rufes  der  zähsten  Beharrlichkeit  doch 
lange  nicht  die  sorgsame  üeberlieferungsweise 
jüdischer  Schulen  besassen,  man  wird  nicht  er¬ 
warten,  dass  sie  im  Allgemeinen  eine  bessere 
Aussprache  hätten  als  die,  welche  nach  peinlich 
genauer  Schultradition  vor  weit  über  1000  Jahren 
von  den  Juden  festgestellt  ist  und  zwar  in  zwei 


Jahrgang  1862  Stück  17  und  20.  Auch  besonders 
abgedruckt. 


42* 


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488 

Schulen,  die  im  Wesentlichen  übereinstimmen. 
Freilich  müssen  wir  auf  die  wirkliche  Aussprache 
der  Masorethen  zurückgehen,  nicht  auf  die  der 
heutigen  Juden  in  Europa,  wohl  gar  der  »Asch- 
kenazim«  mit  der. falschen  Betonung,  der  .^s- 
spräche  des  £  als  deutsches  as,  des  n  als  5,  der,  En¬ 
dung  (allen  semitischen  Lautgesetzen  gemäss 
nur  iu  ,  wie  natürlich  auch  die  Samaritaner 
lesen)  als  if  u-  s.  w.  Dass  die  Samaritaner  als 
Orientalen  z.  B.  die  richtige  Aussprache  der 
emphatischen  Buchstaben  ü  ä  p  erhalten  haben, 
versteht  sich  von  selbst,  aber  diese  haben  wir 
nothwendig  auch  bei  den  Masorethen  vorauszu¬ 
setzen.  Wir  können  aber  doch  von  vorn  herein 
vermuthen,  dass  die  samaritanische  Aussprache 
der  masorethischen  nicht  absolut  nachstände, 
dass  sie  in  eitilgon  Einzelheiten  vielmehr  alter- 
thümlicher  sein  mochte^  Daran  dm^e  man  gar 
nicht  denken,  dass  sie  mit  Beynisstsein,  aus  reiner 
Opposition  gegen  die  Juden  Aussprache  ge¬ 
ändert  hätten.  .  . 

Diese  Voraussetzungen  bestätigen  nun. 

Im  Ganzen  steht  die  samaritanische 
der  masorethischen  sehr  nach,  während  st® 
dings  im  Einzelnen  zum  Theil  Besser^*^^^?’ 
Doch  muss  man  sich  hier  vor  Täuschungen 
ten.  Einiges  scheinbar  Alterthümliche  ist  e^ 
aus  dem  Aramäischen  oder  Arabischen  eingv 
drungen,  wie  denn  der  Einfluss  der  nach  einai* 
der  von  den  im  Ganzen  illiteraten  Samaritaneril 
geredeten  Volksdialecte  des  Aramäischen  nnd\ 
Arabischen  naturgemäss  sehr  bedeutend  ist.  Da-  k 
neben  haben  einige  ihrem  Ursprung  nach  dunkle  ^ 
Lautgesetze  das  Hebräische  im  Munde  der  Sa-  l 
maritener  vielfach  stark  verändert.  Abstrahieren  - 


*)  Vrgl.  Orient  und  Öccid.  I  S.  762. 


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489 


wir  nun  von  allen  diesen  Entstellungen,  so  ge¬ 
langen  wir  zu  einer  Aussprache,  welche  der  ma- 
sorethischen  gar  nicht  so  sehr  fern  steht.  Und 
zwar  bezieht  sich  dies  selbst  auf  solche  Punkte, 
in  denen  auch  die  Masorethen  nicht  die  Aus¬ 
sprache  der  besten  Zeit  des  Hebräischen  wieder¬ 
geben,  sondern  erweichte  öder  sonst  umgebildete 
Formen,  welche  erst  im  letzten  Lebensalter  der 
Sprache,  wenn  nicht  gar  nach  ihrem  Aussterben, 
aufgekommen  sein  dürften.  So  finden  wir  z.  B. 
auch  bei  den  Samaritanern  die  masorethische  An¬ 
nahme  Von  Hülfsvocalen,  Aufiösung  der  Diph¬ 
thonge,  Dehnung  der  betonten  Vocale  u.  s.  w., 
welche  uns  die  Sprachgeschichte  als  relativ  sehr 
späte  Erscheinungen  nach  weist. 

Die  stärkste  Entstellung  ist  die  aus  dem  ara¬ 
mäischen  Dialect  Samariens  eingedrungene  Be¬ 
handlung  der  Eehlhauche.  Mit  Ausnahme  des  im 
Wort-  und  Silbenanlaut  natürlich  vielfach  blei¬ 
benden  Spiritus  lenis  («)  schwinden  sie  sämmt- 
lich  oder  werden  wie  n,  in  seltneren  Fällen  (nach 
resp.  i  und  w,  wie  j  und  w  gesprochen  z.  B.  huwi 
•»nb,  eluw^  Man  begreift,  welche  Ver¬ 

änderung  die  Gestalt  einer  semitischen  Sprache 
durch  dies  Verfahren  erleiden  muss,  wie  es  so 
radical  in  keiner  uns  näher  bekannten  rein  se¬ 
mitischen  Mundart  durchgeführt  ist.  Zahlreiche 
etymologisch  und  der  Bedeutung  nach  völlig 
verschiedene  Formen  werden  so  ganz  gleichlau¬ 
tend.  Der  Wegfall  der  Gutturale  wird  nur  zum 
Theil  durch  Dehnung  der  Vocale -compensiert. 
Ein  Einfiuss  der  verlorenen  Gutturale  auf  die 
Vocalisierung  ist  noch  manchmal  zu  erkennen, 
z.  B.  in  der  Herbeiführung  oder  Bewahrung  ei¬ 
nes  a,  aber  in  der  masorethischen  Aussprache 
ist  dies  Alles  viel  deutlicher.  Auffallend  ist  es,  dass 
ein  kurzer  Vocal  mit  einem  nachfolgenden  Gut- 


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tural,  namentlich  5>,  sehr  oft  zu  e  wird,  z.  B. 

bel^  beli  ^),  n?n  bed,  bMah,  sogar 
Cs^b  lern  und  läm  neben  Q?  am,  bmji 

neben  anji.  So  auch  zuweilen  im  Auslaut, 
welcher  sonst  das  e  gar  nicht  liebt,  z.  B.  " 
shave  neben  shava,  nb^^tnTa  metushale,  5>b!3.  bale 
und  bala.  Daneben  jedoch  shdr,  war, 
3>u:ö  fesha  u.  s.  w.  Besondere  Beachtung  ver¬ 
dient  noch  die  Behandlung  eines  vocallosen  N 
nach  einem  kurzen  a.  Die  jüdische  Aussprache 
macht  aus  n—  gewöhnlich  ö,  z.  B.  irffii.n,  nfc^T, 
*).  Die  Samaritaner  bilden  hier  eigenthüm- 
liche  Formen  mit  eo  oder  in  offener  Silbe  aw, 
eUy  z.  B.  re^ösh  mit  Suffix  re'ushu;  se^oriy 
mit  Suffix  se^unu;  jse^dt;  jWumer.  Aehnlich  bnfc^ 
a’dZ,  mit  Suffix  a'ulL 

Fortwährende  Rückschritte  haben  die  Sama¬ 
ritaner  gemacht  in  der  Aussprache  der  Mutae 
Die  Grammatiker  kennen  die  Asspirä- 
tion  noch  bei  ihnen  allen,  ausgenommen  D  und 
jetzt  ist  (wohl  unter  Einfluss  des  Arabischen 
welches  bei  den  ansässigen  Bewohnern  Syrien^ 
die  Laute  »3  und  nicht  mehr  hat)  das  asspirierte 
^  und  n  verloren.  Für  d  ist  dagegen,  gewiss 
wieder  durch’s  Arabische,  die  Asspiration  sogar 


Der  Ton  ruht  fast  ausnahmelos  auf  derPaen- 
nltima;  ich  lasse  deshalb  die  besondere  Bezeichnung 
desselben  durch  den  Acutus  weg.  Mit  dem  Circumflex, 
wodurch  gewöhnlich  nur  in  geschlossener  Silbe  die  Länge 
bezeichnet  wird,  deutet  Fetermann  in  manchen  Fällen 
den  Wegfall  eines  Gutturals  an.  Für  seine  Bezeichnung 
des  u)  durch  ein  s  mit  einem  diacritischen  Zeichen  setze 
ich  sh. 

^  Die  Aramäer  haben  in  solchen  Fällen  durchgängig 
welches  dann  weiter  zu  i  werden  kann.  Im  Arabischen 

bleibt  1^,  welches  höchstens  zu  ä  wird. 


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491 


bei  der  Verdoppelung  so  allgemein  geworden, 
dass  die  Aussprache  als  p  bloss  noch  vereinzelt 
vorkommt.  Nur  beim  a  erkennen  wir  noch 
deutlich,  dass  einst  die  Vertheilung  der  harten 
und  weichen  Aussprache  (d*  h.  als  deutsches  b 
und  als  o  d.  i.  deutsches  w)  ungefähr  dieselbe 
war  wie  bei  den  Masorethen;  jetzt  erscheinen 
allerdings  einige  Abweichungen.  Petermann 
macht  mit  Recht  aufmerksam  darauf,  dass  man 
nicht  gern  zwei  asspirierte  b  dicht  hinter  ein¬ 
ander  spricht;  vergl.  z.  B.  Juvdb^).  So 
wird  es  auch  mit  den  andern  Xsspiraten  gewe¬ 
sen  sein,  wie  denn  der  alte  Grammatiker  (S.  352 
=  S.  16  des  besonderen  Abdrucks)  in  nnb  und 
nur  je  einen  Buchstaben  asspirieren  lässt  *). 
Ist  es  nun  auch  möglich,  dass  die  Asspiration 
dieser  Buchstaben  im  Hebräischen  l(etwa  abgese¬ 
hen  vom  d)  überhaupt  nicht  ursprünglich,  son¬ 
dern  erst  (jedoch  ziemlich  früh)  unter  aramäi¬ 
schem  Einfluss  entstanden  ist,  so  ist  doch  ihre 
Verminderung  und  die  Ausbreitung  des bei  den 
Samaritanern  jedenfalls  erst  als  Verderbniss  au- 
zusehn. 

Eine  Vergröberung  ist  auch  die  Verwandlung 
des  iü  in  w.  Freilich  meint  man  oft  (und  so 
auch  Petermann  S.  9),  ursprünglich  sei  jedes  = 
gewesen,  aber  ich  habe  schon  früher  darauf  hin¬ 
gewiesen,  dass  die  Verschiedenheit  des  Reflexes 
in  den  verwandten  Sprachen  mit  Sicherheit  auf 
eine  ursprüngliche  Trennung  beider  Laute  führt  *). 

.^)  üeber  eine  ähnliche  Dissimilierunff  bei  den  Maso¬ 
rethen  vgl.  Ewald,  Lehrb,  §.  48  c.  (7.  Äusg.).  Auch  im 
Syrischen  findet  sich  etwas  Aehnliches;  siehe  Ewald,  Ab¬ 
handlungen  zur  or.  und  bibl.  Lit.  S.  88. 

sprach  er  aber  vielleicht  als  Fiel ;  Petermann 
hBijäfef  (Gen.  1.  20). 

Orient  und  Occident  I.  763. 


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492 


ir)  wird  allerdings  anfänglich  dem  uä  lautlich  sehr 
nahe  gestanden  haben,  so  dass  man  es  durch 
dasselbe  Zeichen  wiedergab;  allmählich  ist  es 
dem  Klange  nach  ganz  zü  d  geworden,  mit  dem 
es  schon  in  unserem*  Texte  des  A.  T.  zuweilen 
verwechselt  wird,  so  dass  die  Syrer  für  die  beiden 
etymologisch  ganz  verschiedenen  Buchstaben  nur 

ein  Zeichen  (u»)  haben  ^). 

Aus  dem  aramäischen  Vulgärdialect  erklärt 
sich  die  nicht  seltene  Verwandlung  des  ^  in  6, 
namentlich  bei  der  Verdopplung,  z.  B.  Jiiäfc  saba 
(ohne  Verdopplung  gesprochen),  D''*»)nnu)?3  niish- 
tabh^^  liü?  ishah. 

Ein  grosser  Vorzug  der  samaritanischen  Aua* 
spräche  besteht  aber  darin,  dass  sie  das  r  noch 
verdoppelt.  Auch  die  Aussprache  der  LXX  war 
von  der  Verzärtelung  der  Masorethen  hinsicht¬ 
lich  des  r  noch  frei. 

Ehe  wir  zur  Betrachtung  der  Vocale  gehn, 
bemerken  wir  noch  einmal  ausdrücklich,  dass  die 
Samaritaner  bei  zwei- und  mehrsilbigen  Wörtern 
so  gut  wie  immer  die  Paenultima  betonen.  Diese 
entschieden  nicht  ursprüngliche  Betonung  hat 
den  ganzen  Vocalismus  vielfach  getrübt. 

Einen  günstigen  Eindruck  macht  zuerst  der 
Umstand,  das^  die  flüchtigen  Vocale  (Schwa’s) 
ganz  fehlen,  denn  diese  sind  ja  nirgends  ursprüng¬ 
lich.  Doch  ist  auch  die  vollere  Vocalisierung 
bei  den  Samaritanern  durchgängig  wohl  erst  un- 


Die  Phönizier  schwanken.  So  finden  wir 
»zehne  auf  der  Massilischen  Taiel  neben  auf  der 

Grabschrift  des  Eschmunazar,  welche  wiederum 
und  hat.  Der  Laut  des  erschien  ihnen 

also  mit;2i  wie  mit  o  verwandt,  wird  demnach  zwischen 
beiden  gestanden  haben. 


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493 


ter  arabischem  Einfluss  und  durch  die  Tonver¬ 
änderung  wiederhergestellt.  Dass  früher  wirklich 
CJonsonanten  ohne  volle  Vocale  im  Anlaut  ste¬ 
hen  konnten,  sehen  wir  ja  an  den  Vorschlag- 
vocalen,  welche  sonst  keinen  Grund  hätten.  So 
wird  z.  B.  vor  Consonanten  die  Praeposition  a 
ohne  Artikel  (ausser  vor  6  m  /*,  wo  sie  ha  lautet) 
ev  oder  av,  die  Praeposition  b  ohne  Artikel 
(ausser  vor  wo  man  le  spricht)  el  oder  al  ge¬ 
lesen.  Ferner  vergl.  Fälle  -wie  rinnnn  amra^efat^ 
•»u??  inshi,  «■'inj  enshi^  SiDto  eshfä,  erg^  u.  s.  w. 
Man  sieht  aus  den  letzten  Beispielen ,  dass  hier 
sogar  zum  Theil  nach  aramäischer  Weise  Vocale 
weggefallen  waren,  welche  in  der  masorethischen 
Aussprache  noch  vorhanden  sind ;  denn  wir  kön¬ 
nen  natürlich  aus  diesen  Formen  die  älteren 
n'sMy  shYäf  r*gi  zurückerschliessen ,  die  immer 
noch  jünger  sind  als  die  bekannten. 

Die  bei  den  Masorethen  herrschende  Dehnung 
kurzer  Vocale  in  der  Tonsilbe  sowie  in  ofiher 
Silbe  scheint  auch  bei  den  Samaritanern  von 
Bedeutung  zu  sein;  doch  lässt  die  wenig  deut¬ 
liche  Art  der  Quantitätsbezeichnung  hier  nicht 
Alles  klar  hervortreten.  Die  Verschiebung  des 
Tones  hat  wahrscheinlich  manche  früher  lange 
Vocale  in  unbetonten  Silben  verkürzt. 

Die  kurzen  Vocale  a,  e  und,  e  i  wechseln  stark 
mit  einander.  Zum  Theil  mag  dies  auf  undeut¬ 
lichem  Vorlesen  oder  falschem  Hören  beruhen, 
aber  bei  der  grossen  Häufigkeit  dieser  Erschei¬ 
nung  muss  man  annehmen,  dass  die  Aussprache 
hier  wirklich  vielfach  schwankt.  Man  vergl.  z.  B. 

evdereTc  und  aväere'k;  jeherreky  jeher- 
rdk;  ujegarresh^  ‘nnn*'*»  ujehattar  neben 

nn'T'T  ujedehher;  ishshamer,  ishshamar; 

•Snpm  utiqqavar^  uteqqavar;  nnoifi  eggedta,  eggidta ; 
T'am  utegged  neben  öam  utähhet  u.  s.  w.  Das 


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4d4 


Wort  wird  gar  durch  mazba^  mezha,  mezhe, 
mizba  wiedergegeben.  Wir  sind  jedenfalls  vor¬ 
läufig  berechtigt,  von  diesem  Wechsel  der  kur¬ 
zen  Vocale  fast  ganz  abzusehn  Schwanken  doch 
selbst  die  palästinischen  Masorethen  zuweilen 
ohne  ersichtlichen  Grund  namentlich  zwischen 
—  und  — ,  und  bezeichnen  die  »assyrischenc 
a  und  ä  (e)  überhaupt  auf  dieselbe  Weise.  Man 
sieht  aber  schon  aus  dem  eben  Angeführten,  dass 
die  in  der  masorethischen  Aussprache  wie  in  den 
palästinisch -aramäischen  Dialecten  sehr  weit 
ausgedehnte  Verwandlung  eines  kurzen  a  in  ge¬ 
schlossener  Silbe  zu  i,  e  auch  den  Samaritanern 
bekannt  ist;  vielleicht  hatte  sie  aber  bei  diesen 
immer  eine  geringere  Ausdehnung.  Ebenso  ken¬ 
nen  sie  die  Umlautung,  welche  aus  '^eved 
machte,  vgl.  naa  heged^  derek^  pn  teben^ 
Ninn  deshe.  Daneben  erhielt  sich  aber  auch  die 
von  den  LXX  öfter  ausgedrückte,  bei  den  Maso¬ 
rethen  in  der  Pausa  geltende  Form  mit  a,  z.  B. 

maleJcj  pN  aven^  yn«  ares  Die  entspre¬ 
chenden  Formen  mit  i  scheinen,  beiläufig  be¬ 
merkt,  wie  bei  den  Juden  zu  lauten,  vgl.  ntoy 
eshevy  emeq ;  aber  nDO  asfar  aus  sYar  nach 
aramäischer  Weise.  , 

Einen  sehr  Übeln  Einfluss  hat  nun  aber  das  so 
gut  wie  vollständige  Verschwinden  des  kur¬ 
zen  oder  tongedehnten  0,  u.  Dieses  wird  zu 
a,  e,  seltner  zu  i.  Dadurch  erst  entsteht  das 
üebergewicht  des  A-Lautes,  welches  Petermann 
so  alterthümlich  anmuthete,  während  es  doch 
erst  ganz  secundär  ist.  Ein  kurzes  o  finde  ich 
nur  in  Umor  =  und  etwa  im  Eigenna- 


0  Vergl.  Zeitschr.  d.  D.  M.  G.  XXII,  464.  . 

*)  Lishbor  Gen.  41,  67  ist  wohl  ein  Drockfeh- 

1er  für  das  wiederholt  vorkonunende  und  in  der  Gram- 


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495 


men  Jaaqov  wenn  dieser  nicht  mit  6  ge¬ 

sprochen  wird.  Kurzes  u  ist  in  einigen  Fällen 
ganz  neu  entstanden,  nämlich  vor  einem  ver¬ 
doppelten  Lippenlaut  (wie  in  juwwdled, 
juwwaiar^  smvwar,  ujumma!en^ 

wummaTc,  rianoit  suppona  xmi  sippona  und 
80  in  den  Unformen  Tcuwwas  für  d*id  und  uwwa- 
shav  s.  unten  S.  500;  vgl.  noch  Ruvqa  aus 

ferner  nach  ö  vor  o  oder  ^  (in 
mussed  neben  ^^^'^^'o.missidi,  bta»  mut  tal,  ^ito» 
mut  tdv  und  mit  töv^  vereinzelt  Musrhn  neben 
;  ähnlich  ushshu^em  21, 15), 

endlich  einigemal  durch  Verkürzung  eines  ü  oder 
6  {tuldat  mb*in;  einige  wenige  un  für  p,  z.  B. 
temutun  •jimTan;  baruh  für  das  gewöhnli¬ 

chere  harölc;  die  Kürze  des  Vocals  ist  hier  nir¬ 
gends  sicher).  Ein  altes  u  finde  ich  nur  in  dem 
ganz  vereinzelten  njpru  utuqqa  12,  15;  da  die 
Samaritaner  18,4  und  in  vielen  analogen  Fällen 
die  Activform  haben,  so  ist  diese  auch  wohl  hier 
herzustellen;  unwillkührlich  mag  Petermann  sein 
besseres  Verständniss  in  den  Text  getragen  haben. 

Nun  vergleiche  man  adesh^  n\b  salet, 
n^fc^ara,  ^'phheqar^  Msn^VZarifca, 

ObpN  eMimma,  bb  oder  bald  Jcal,  l)ald  Icel 
(auch  vor  Suffixen),  ph  ag,^nnS)0  sekJcdt  u.  s.  w. 
So  entspricht  die  Form  Sadem  einer  unserm 
a‘Tp  parallel  stehenden  *0*10,  welche  die  LXX 
als  2ddofia  repräsentieren  (wie  Tjbb  MoXox^ 
Morrdx);  davon  Sidma  FofiöQQa 

ist  Ämirra,  ''^bNrj  ^udpoQQatog  ist  ÄmerrL  Be¬ 
sonders  viele  Beispiele  von  der  Verwandlung  des 
0,  u  bietet  die  Verbalflexion. 

Man  begreift,  wie  zerstörend  der  Verlust  die- 

matik  allein  erwähnte  lishbar;  eben  dasselbe  gilt  wohl 
von  elmos  073^  Gen.  49,  15  und  lämosh  U573hb  47,  26 
für  elmas  und  lämosh. 


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496 


ser  Vocale  uuf  die  üntersclieidung  der  Verbal- 
formen  wirken  musste.  Der  wesentlichste  Un¬ 
terschied  der  Passiv-  und  Activaussprache  hörte 
damit  auf,  und  hieraus  erklärt  sich  das  schon 
bei  den  Grammatikern  erkennbare,  fast  völlige 
Verschwinden  des  Hofal  und  Pual.  Ferner  lau¬ 
tete  nun  im  Qal  der  characteristische  Vocal  des 
Perfects  und  des  Imperfects  u.  s.  w.  durchgän¬ 
gig  gleich.  Der  Gegensatz  von  bbR*;  und  böß; 
ist  aufgegeben.  Wir  haben  nur  noch  Formen 
wie  Plur.  Imperativ  Plur.  ibop, 

Inf.  büpb.  Die  Feinheit  in  der  Verbalbildmig 
ist  somit  zum  grossen  Theil  verloren. 

Ein  andres  eigenthämliches  Lautgesetz,  wel¬ 
ches  auch  manche  alte  Unterschiede  verwischt 
hat,  ist  folgendes:  von  urspränglich  langen  m,  ö 
steht  in  der  Regel  ohne  Rücksicht  auf  die  Her¬ 
kunft  des  Vocals  in  geschlossener  Silbe  nur 
d,  in  offener  nur  w;  ebenso  steht  I  in  offner, 
e  in  geschlossener  Silbe  ^).  Allerdings  hat 
diese  Regel  viele  Ausnahmen,  von  denen  sich 
einige  wohl  auf  besondere  Gründe  zurückführen 
lassen;  so  ist  namentlich  bei  einsilbigen  Wörtern 
{  ü  nicht  ganz  selten  in  geschlossener  Silbe,  be¬ 
sonders  vor  n  z.  B.  öw,  tsh  u.  s.  w. 

Doch  dürfte  ein  Theil  der  Ausnahmen  auf  Un¬ 
genauigkeit  der  Auffassung  oder  der  Transscription 
beruhen ;  wenigstens  zei^  sich  die  Regel  durch¬ 
gehende  bei  denselben  Wörtern  an  andern  Stellen 
oder  in  ganz  analogen  Fällen.  Die  Tendenz  ist 
jedenfalls  ganz  klar.  Vrgl.  hakdr^ 

bakuri;  “niaa  gibbÖTy  PL  gibhurem;  P)!ibN  cilöf^ 

')  Die  Punctation  des  biblischen  Aramäisch  begünstigt, 
besonders  bei  tongedehnten  Yocalen,  in  offner  Silbe  (wie 
in  Pausa)  das  f,  in  geschlossener  das  e.  Aehnliche  Laut¬ 
regeln  mögen  im  Aramäischen  der  Samaritaner  bestanden 
und  auf  die  Aussprache  des  Hebräischen  eingewirkt  haben. 


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49t 


alu/i,  ötT'onbN  alufi^imma;  *11  seppör, 
PL  seppurem;  n^isa  genöv  ^  riä^iaa  genuvat;  djitdj 
jemot^  n!)73N  emöt]  Jin!i73fij  amuta;  n*inN  a'öt^ 
•'nnn«  a!uti]  bip  göZj’ibip  qulu;  evtok, 

Mini  evtuka\  ös,  üsa  —  n'^nD  saveb, 
n'’nin'':3D  savivuti'a;  avei; 

^eret,  •'n'^nn  beriti;  t(;a5Äm;’M*'i2)Ni  wa- 

shima;  sed,  sidu.  Die  Pluralendung 
des  Masc.  lautet  daher  aber  im  Stat.  constr. 

mit  dem  Suffix  -x  jedoch  natürlich  wieder  ek. 
Die  Pluralendung  aes  Feminins  ist  öt^  aber  so¬ 
bald  der  Vocal  in  oflFene  Silbe  tritt,  entsteht  u, 
also  z.  B.  niböto  shamalöU  a5'‘n*)b73iö  shamaluti^ 
kimma.  Das  ü  des  Plurals  beim  Perfect  wird  vor 
dem  Suffix  ?{  zu  0  z.  B.  Tib^a  gamalök.  Nach 
dieser  Analoge  richtet  sich  auch  der  Wechsel  von 
0  und  u  in  re'öshj  re^üshu  u..  s.  w. 

(s.  oben  S.  490).  Die  Beispiele  Hessen  sich  noch 
gar  sehr  vermehren.  Allerdings  fördern  diese  Re¬ 
geln  die  Leichtigkeit  des  Lesens  bei  einem  unpunk¬ 
tierten  Text,  verdunkeln  aber  die  Etymologie  und 
entstellen  das  wahre  Aussehen  der  Sprache^). 

Auslautendes  ti- ,  rt—  ist  fast  stets  zu  i 
geworden.  So  haben  wir  die  Endung  des  Stat. 
constr.  im  Plur.  i  (Ausnahme  me),  den  Im¬ 
perativ  eshi  (wie  das  Fern,  •'iny  eshi),  das 
Imperf.  nby,*;  jeli,  die  Form  mdshi, 
ammäshi  ü.  s.  w.  Ausnahmen  sind  nt,  tivi' 
azze,  ape,  ejje,  «nn  (vgl.  ujibni, 
ujishti)  und  ein  paar  Eigennamen.  A  für 
e  naben  wir  in  nVfij  illa;  umgekehrt  steht  für 
das  Ti—-  der  Richtung  in  einigen  Fällen  e,  z.  B. 
nuja  gashe,  welake,  n:«  ane:  meist  aber 

bleibt  es  a. 


Dies  Alles  bezieht  sich,  wie  gesagt,  nur  auf  orsprüng- 
lieh  lange  Yoeale,  nicht  auf  bloss  gedehnte. 


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498 


Die  Diphthonge  sind  nicht  einmal  in  dem 
geringen  Umfange  wie  bei  den  Masorethen  er¬ 
halten.  Durchweg  haben  wir  ^  resp.  i  für  *ai,  d 
resp.  ü  für  au.  Das  Suffix  mit  der  Pluralendung 
lautet  ganz  wie  das  am  Singular  •»—  i.  Aus¬ 
lautendes  ai  finde  ich  nur  noch  in  •’H  ai  (aber 
^rv)  3,22  wi)  und  33,14  IStaj,  Das  Suffix 
V—  unterscheidet  sich  noch  durch  die  Aussprache 
0  vom  singularischen  t  u.  Die  masorethische 
Einschiebung  eines  i  (ej  zur  Erhaltung  des  ai 
vor  anslautenden  Consonanten  haben  wir  nur 
in  jejen,  mi'ajin  und  den  wenigen  noch 
übrigen  Dualformen  wie  fämajem,^ 

shenatajim^  shenatajem  ^  während  in  den  meisten 
Fällen  dafür  die  Pluralform  eingetreten  ist  (z.„B. 

inSm  ;  sogar  shenem,  Fern,  shittem^ 
Stat.  constr.  sheni ,  shitti).  Aber  überraschen 
muss  es  doch,  dass  eine  so  eigen thümliche  Er¬ 
leichterung  der  Aussprache  wie  die  Einschiebung 
dieses  Vocals  auch  den  Samaritanern  bekannt  war. 

Für  die  Formenlehre  ist  die  geringe  Beweg¬ 
lichkeit  der  Vocalisation  characterisch.  Wir 
finden  nicht  bloss  viele  ursprüngliche  Vocale,  wo 
sie  nach  den  Masorethen  schwinden  (z.  B. 
havudi  wie  ‘Tissn  ehhavöd)^  sondern  mitunter 
selbst  Bewahrung  blosser  Hülfsvocale,  wo  sie 
nicht  mehr  nöthig  sind,  wie  in  jejenu  wie 
jejen  niuledeti  (mit  dem  Ton  auf  der  Ante- 
päenultima)  ■'n'ibin  wie  muledet.  Ein 

Unterschied  zwischen  der  Aussprache  des  Stat. 
constr.  und  abs.  kann  so  beim  Sing.  masc.  fast 
gar  nicht  hervortreten.  Beim  Nomen  kürzester 
Bildung  tritt  allerdings  noch  meistens  die  ur¬ 
sprüngliche  Einsilbigkeit  vor  Suffixen  wieder  ein, 

So  auch  die  äusserlich  den  Dualen  gleichenden  Plu- 
rale  d^73u3  shamim,  mim, 

•  ••  T  •  • 


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499 


also  aved  mit  Suffix  avd%  avdak ;  regel, 
njfZi;  'i5B3  nefesh^  ’^^^'^nefshi  (aber^Oi'fBS 
nafeshkimma,  wie  der  alte  Grammatiker  [S.  344  = 
S.  8.  des  besonderen  Abdrucks]  aBSrncj  verlangt). 
Im  Plural  ist  hier  noch  gewöhnlich  das  eigen- 
thümliche,  ursemitische  a  (zuweilen  dafür  e)  nach 
dem  zweiten  Radical,  und  zwar  bleibt  dies  dann 
in  allen  Fällen,  z.  B.  avadem,  St.  c.  avadi; 

C3’'Db7a  malak^j  malekem;  regald^)^  ^ba"i 

regati^  regalikimma;  niiDnsri  akkavashhty 

ekkavashdU  a^^erauch  v\^^'2pkavc^iidt\  DB'’n*ib73iiJ 
shamalutikimma.  ‘  Dagegen  haben  wir  bei  einigen 
Wörtern  wieder  nur  die  kürzeren  Formen,  z.  B. 
^•^'z^^'Dkishvem;  aWsö^  (wie  arsi)^ 

und  so  würde  nach  iem  St.  c.  m'uJBS  nefshöt 
.(so  aD’'mu)D3  nefshutikimma)  auch  wohl  der  St. 
abs.  mu3D5  nefshöt  lauten.  Es  ist  immerhin 
möglich,  dass*  die  Samaritaner  die  feinen,  aber 
jedenfalls  nicht  ursprünglichen  Gesetze ,  nach 
welchen  die  masorethische  Aussprache  in  diesen 
und  ähnlichen  Fällen  die  Formen  variiert,  nie 
angenommen  haben ;  aber  jedenfalls  zeigt  sich 
bei  ihnen  hier  doch  eine  Inconsequenz  und  Fahr¬ 
lässigkeit,  welche  wenig  Zutrauen  erweckt.  Ganz 
sicher  haben  wir  eine  blosse  Verwahrlosung  in 
dem  Verlust  der  tief  begründeten,  von  den  Ma- 
sorethen  so  wohl  bewahrten  Unterschiede  der 
Vocalisation  beim  Zahlwort  *) :  die 

Samaritaner  kennen  nur  ashar  ünd  ashara. 

Auch  beim  Verbum  hat  die  lautliche  Analogie 
Vieles  verwirrt.  Ein  besonders  interessanter  Fall 
davon  ist  beim  Nifal.  Weil  hier  in  Imperativ 
und  Imperf.  der  erste  Radical  verdoppelt  wird. 

Eigentlich  müsste  ich  wohl  inb:i"n  setzen,  da 
die  Samaritaner  hier  gewiss  den  Plural,  nicht  den  Dual 
finden. 

*)  Vergl.  Orient  und  Occident  I,  667  f. 


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600 


so  sprechen  die  Samaritaner  auch  die  mit  dem 
chaj-acterischen  n  anlautenden  Formen  (Perf. 
u.  s.  w.)  durchweg  mit  Verdoppelung  des  ersten 
Radicals;  also  wie  ishshamer,  •naw’' 

sar^  jikJcaret  8oauch:)ä^5  nishshava,  riDuäsn 
unishshaka  y  rirriDS  nikkaratd,  ■'nbriea  niffatalti, 
nibbarakuy  vgl.  loofijjn  unijjasafu  u.  s.  w., 
und  nur  einzelne  Formen’' wie  neksaftay 

innj  n^ad  (Part.)  sind  richtig’' gebildet.  Ja 

sogar  auf  einige  Hofalformen  ist  eine  solche 
Aussprache  ausgedeutet  wie2^.B.  'lyiTi  uwwarad 
(für  iww'^y  siehe  oben  S.  495),  uwwaba'uj 

welche  (öttjnn  und  tapnn)  schon  die  Grammatiker 
(S.  351  =  S.  15)  zum  Nifal  rechnen.  Echte 
Hofalformen  sind  sehr  selten  wie  z.  B.  ju^ 
kal  (welches  der  Grammatiker  S.  348  a  S.  12) 
für  eine  Qalform  ansieht)  und  nnT»  jumat  Aus 
dem  Aramäischen  ist  das  Ethpe^  iTa*nnn  titre^^ 
gaeuy  wofür  unser  Text  hat  (Gen.  45,  24). 

Auch  beim  Verbum  hat  die  Anhängung  von 
Suffixen  zwar  Verschiebung  des  Tons,  aber  durch¬ 
gängig  keine  Vocaländerung  zur  Folge.  Wir 
haben  z.  B.  im  Perfect  von  nicht 
!ibop^,  sondern  im’lmperf.  büp?, 

nbüjP^,  im  Imperativ’  btjp^  i^ 

Perf!  für  n*ian  debbera^  Imperi,  jedebberu,  Im¬ 
perativ  debberu  und  demgemäss  in  den  analogen 
Fällen.  So  sprechen  sie  auch  nny  eanata  u.  s.  w. 
Der  masoretiusche  Text  kennt  solche  Formen 
auch,  aber  nur  in  Pausa,  während  sie  im  Ara¬ 
mäischen  wenigstens  im  Perf.  und  Imperativ 
herrschen.  Ich  halte  sie  unbedingt  für  ursprüng¬ 
licher  als  die  üblichen  Formen  und  glaube,  dass 
die  Samaritaner  sie  bewahrt  haben,  weil  sie  dem 
Aramäischen  und  ihrer  Betonungsweise  entspra-« 
eben.  lieber  die  in  den  aufgeführten  Formen 


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vorkomraende  Verwandlung  des  o  in  a  siehe 
oben  S.  495  f.  So  hat  der  Sing,  ujaqam 

auch  die  Bildung  des  Plurals  mit  a  bewirkt, 
also  ujaqamiu  Man  sieht  hier  wieder  den 
störenden  Einfluss  unverstandener  Analogie. 

Bei  den  Verben  "•'D  kann  man  zum  Theil 
zweifeln,  ob  gewisse  Formen  zum  Perfect  oder 
Imperf.  gehören  sollen.  Neben  nn;  jerad^  nbn 
telad,  telaku,  nobsi  unelaka  stehn 

ujarad^  uja$aq^  w/aZaft,  ujaradu^) 
u.  s.  w.  Ich  würde  diese  für  Perfecta  halten,  • 
wenn  nicht  auch  utarad^  nanbm  utcda- 

dinna  u.  s.  w.  vorkämen.  Jedenfalls  ist  hier  aber 
eine  grosse  Verwirrung  eingerisseo,  und  die  Vo- 
calisation  des  Perfects  von  Einfluss  gewesen. 
Daneben  finden  wir  aramäische  Bildungen  wie 
jishshav^  tidda  ujctda  ist  Perf.), 

iNSt (vgl*  den  Grammatikers.  348  ==  S.  12). 
Auch  bei  "yy  herrschen  die  aramäischen  Bildun¬ 
gen  mit  Verdopplung  des  ersten  Badicals  vor, 
z,  B.  Dn-1  ujittam. 

Wir  könnten  noch  manche  Sonderbarkeiten 
aus  der  Verbalbildung  aufweisen,  die  zum  Theil 
deutlich  aus  falscher  Analogie  entstanden,  zum 
Theil  aber  auch  sehr  schwer  zu  erklären  sind. 
Nur  einen  Blick  wollen  wir  noch  auf  einen  der 
schwächsten  Punkte  der  samaritanischen  Aus¬ 
sprache  werfen,  nämlich  auf  die  Bildung  der 
Verbaluomina  besonders  im  Qal.  Mit  dem  Inf. 
abs.  wissen  die  Saniaritaner  gar  Nichts  zu  machen ; 


So  gerathen  die  Formen  von  und  öfter 
durch  einander  e.  B.  ujathavu  iur  ««fl 

*  Im  Syrischen  ist  z.  B.  mit  nicht  asspiriertem, 

also  verdoppeltem  d.  Im  Biblisch-Aramäischen  haben  wir 
bsn  von  und  ähnlich  yian  von 

43 


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502 


flia  faBsen  ihn  bald  als  Yerbam  finiintny  bald  ab 
Partkip,  bald  noch  anders.  Man  siehi,  wie  ihnen 
das  lebendige  Sprachgefühl  abhanden  gekommen 
ist.  Ebenso  ist  es  ihnen  unklar  geworden,  dass 
die  eigentliche  Form  des  actiyen  PerL  Qal  mit 
6  gebildet  wird ;  theils  die  aramäische  Form  mit 
il>  theils  die  intransitiven  Bildungen  wie  eibo, 
mögen  dies  verschuldet  haben.  Sie  spreehen 
nnn'  diese  Participia  auf  mannigfache  Art  ans, 
wie  schon  der  Grammatiker  S.  344  f.  ==  S.  8  f.  an- 

*  giebt.  Wir  finden  so  shekev^  shefeh,  mashal,  tafask^ 
revas,  naten  n.  s.  w.  für  resp.  Mtf ,  «iDti ,  bti», 
wp ,  ynh ,  inb  n.  s.  w.  Die  Form  mit  d  ^  wel¬ 
ches,  als  in  offener  Silbe  stehend,  zu  u  werden 
muss,  steht  hauptsächlich  da,  wo  die  Schreibart 
mit  1  eine  andere  Anssprache  unmöglich  macht; 
so  ÄTü-»,  jesJ^y  ejjeshevj  aber  ruD*!-»  50,  11 
jushev. 

Ueberhanpt  ist  der  Einfluss  der  Orthographie 
auf  die  Leseweise  der  Samaritaner  sehr  zu  ber 
achten.  Namentlich  bei  weniger  häufigen  Wörtern 
lesen  sie  oft  rein  mechanisch  nach  den  Buch¬ 
staben,  und  wenn  sie  enshiajem  aua- 

sprechen,  so  beruht  das  bloss  auf  einem  Missver- 
ständniss  der  Schreibweise  mit  k.  Dergleichen 

•  ist  ziemlich  häufig.  Grade  ein  genaueres  Eingehn 

auf  die  Formen  würde  uns  noch  manche  Miss¬ 
verständnisse  und  Willkührlichheiten  der  Alt 
zeigen.  .  \ 

Daneben  finden  wir  freilich  immer  wieder 
allerlei  Ursprüngliches.  So  ist  z.  B.  die  auqh 
von  der  assyrischen  Punctaiiou  ausgedrückte 
Form  shiitem  Stat.  constr.  shitti  besser 

als  unser  o^n®,  ''nvj.  Die  Aussprache  der  auf 
m  auslautenden  setWändigen  und  suffigierten 
Pronomina  onfit  attimmay  csn  imma,  emmay  pn 
imma,  a  (Omma^  (ebenso  die  Gramme.- 


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503 


liker,  nur  dass  diese  stets  e  statt  des  i  yerlangeu) 
it))3chte  ich  noch  immer  für  sehr  alt  halten,  {trgL 
a.  B.  auch  bei  unsem  Masorethen  rrTsn).  Dagegen 
ist  die  Anssprache  des  weiblichen  nw  ettii^  n  ti^ 
Obwohl  ursemitisch,  doch  gewiss  erst  wieder  ans 
dem  Aramäischen  in*s  Hebräische  zurnckgenommem 
So  ist  ja  auch  das  aramäische  Masculinsaffix  aib, 
k  überall  für  das  von  den  Masorethen  erhaltene, 
echthebräische  ÄAd  eingetreten. 

üebrigens  müssen  wir,  wie  das  auch  Peter¬ 
mann  schon  in  ziemlich  weitem  Umfange  gethan 
hat,  die  von  der  jüdischen  ja  oft  stark  abweichende 
^maritanische  Auflassung  der  grammatischen 
Formen  und  des  Sinnes  überhaupt  stets  im  Auge 
behalten.  Auch  dürfen  wir  Irrthümer  des  einT 
zelnen  Vorlesers  nicht  ohne  Weiteres  der  samari- 
tinischen  Tradition  inu  Allgemeinen  zur  Last 
legen  und  daher  auf  einzelne  Fälle  nicht  zu 
Viel  geben.  Immerhin  wird  aber  schon  aus 
unsem  kurzen  Bemerkungen  für  jeden  Kenner 
so  Viel  erhellen,  dass  diese  Aussprache  im  Ganzen 
der  masorethischen  sehr  nachsteht,  während  wir 
doch  auch  mehrere,  zum  Theil  wichtige  Fälle 
gefunden  haben,  in  denen  sich  die  Samaritaner 
grade  das  Richtigere  erhielten.  Eine  genauere 
und  umfassendere  Untersuchung  würde  dies  sicher 
bestätigen.  So  werthvoll  nun  das  von  Petermann 
niitgetheilte  Material  auch  ist,  so  wäre  doch  sehr 
zu  wünschen,  dass  es  noch  verbessert  und  ver¬ 
vollständigt  würde,  und  besonders,  dass  uns  ein 
dazu  befähigter  Gelehrter  zur  Genesis  noch  die 
übrigen  Bücher  des  Pentateuchs  in  recht  sorg¬ 
fältiger  Umschrift  nach  der  Aussprache  der  Sah 
maritaner  gäbe,  und  zwar,  wo  möglich,  nach 
einem  andern  traditionskundigen  Gewährsmann 
oder  mehreren,  damit  sich  die  rein  individuellen 
Mängel  und  Irrthümer.  erkennen  und  verbessern 


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504 


liessän.  Es  wäre  sehr  zu  wünsdien,  dass  wir 
dieser  Formenlehre  noch  einmal  ein  samaritanisch- 
hebräisches  Wörterbuch  zum  ganzen  Pentateucli 
bekämen.  Jedenfalls  ist  hier  aber  grosse  Gefahr 
im  Verzug ! 


Terzeichniss  der  bei  der  Königl.  Gesell¬ 
schaft  der  Wissenschaften  eingegangenen 
Druckschriften. 

August,  September,  October  1868. 

*  (Fortsetzung.) 

Annals  of  the  Lyceum  of  natural  history  of  New*York. 

Vol.  VIU.  Nr.  15—17.  New  York  1867.  8. 

Memoire  presented  to  the  California  Academy  of  Sciences. 
Yol.  I.  Part  11.  The  natural  System  of  ^olcanie 
Richthofen.  San  Francisco  1668.  4. 

The  American  Ephemeris  and  Nautical  Almanac  for  1869. 
Washington  1867.  4. 

Proceedings  of  the  American  pharmaceutical  Association  ai  ' 
the  15.  annnal  meeting  held  at  New  York,  September 
1867,  Philadelphia  1867.  8. 

Proceedings  of  the  Boston  Society  of  natural  history. 

Yol.  XI.  1866—  68.  Boston  1868.  8. 

Condition  and  doings  of  the  Boston  Society  of  natural 
history,  as  exhibited  by  the  annual  reports.  Mai  1867. 
Mai  1868.  Boston.  8. 

Annual  of  the  Boston  Society  of  natural  history.  1868—69. 

1.  Boston  1868.  8. 

Memoirs  read  before  the  Boston  Society  of  natural  history ; 
being  a  new  series  of  the  Boston  Journal  of  natmral 
history.  Yol.  1.  P.  111.  Boston  1868.  4. 

Report  of  the  Superintendent  of  the  coast  survey,  showiog 
the  progress  of  the  surrey  during  the  year  1868. 
Washin^n  1864.  4. 

Idem  von  1864  und  1865.  (Washington  1866  und  1867). 
Circular  No.  1.  War  Department,  surgeon  general  o£6be, 
Washington  1868.  Report  'on  epidemio  eholera  and 


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505 


yellow  fever  in  the  ariny  of  ihe  United  States  dnring 
the  year  1867.  Washin^on  1868.  4. 

Memoires  de  la  societe  royale  des  soiences  de  Liege.  2ieme 
Serie  T.  11.  Liege  1867.  8. 

Bnlletin  de  la  societe  imperiale  des  natnralistes  de  Mos- 
cou.  Annee  1867.  Nr.  IV.  Moscou  1867.  8. 

Mömoires  de  la  societe  imperiale  des  Sciences  naturelles 
de  Cherbourg.  T.  XIII.  (2ieme  Serie  T.  III.)  Paris 
1868.  8. 

Monatsschrift  der  Eönigl.  preuss.  Akademie  der  Wissen- 
Bohaften  zu  Berlin.  Mai.  Juni.  Juli.  1868.  8. 

ZeltBchrift  för  die  gesammten  Naturwissensehaflen.  Her¬ 
ausgegeben  von  Giebel  u.  Siewert.  Jahrg.  1868.  Bd.  31. 
Berlin  1868. 

Mittheilungen  des  historischen  Vereines  für  Steiermark. 
Heft  16.  Gratz  1868.  8. 

Beitrage  zur  Kunde  Steiermärkischer  Geschichtsquellen. 
5.  Jahrgang.  Gratz  1868.  8. 

Jahresbericht  der  naturforschenden  Gesellschaft  in  Emden, 
^r.  58..  Emden  1868.  8. 

Dr.  Prestel,  die  Winde  über  der  deutschen  Nordseeküste 
und  dem  südlichen  Theile  der  Nordsee.  Emden  1868.  4. 

Jahrbuch  der  k.  k.  geologischen  Reichsanstalt.  Jahrg.  1868. 
Bd.  XVIII.  Nr.  2.  April,  Mai,  Juni.  Wien.  8. 

Abhandlungen  der  schlesischen  Gesellschaft  für  vaterlän¬ 
dische  Cultur.  Philosoph,  histor.  Abtheil.  1867.  Die¬ 
selbe  1868.  H.  I.  —  Abtheil,  für  Naturwissenschaften 
und  Medicin.  1867 — 68.  Breslau  1867 — 68.  8. 

Jahresbericht  der  schles.  Gesellschaft  iür  vaterländ.  Cultur. 
Nr.  45  für  1867.  Breslau  1868.  8. 

Verzeichniss  der  in  den  Schriften  der  schles.  Gesellsch. 
für  vaterländ.  Cultur  von  1804  bis  1863  incl.  enthalte¬ 
nen  Aufsätze.  Breslau  1868.  8. 

Natuurkundige  Verhandelingen  van  de  Hollandsche  Maat- 
schappij  der  Wetenschappen  te  Harlem.  Tweede  Ver- 
zameling,  Th.  25.  Harlem  1868.  4. 

Archives  n^erlandaises  de  Sciences  exactes  et  naturelles, 
pubhe^s  par  la  societe  Hollandaise  des  Sciences  ä  Har¬ 
lem.  T.  III.  Livr.  1.  2.  La  Haye  1868.  8. 

Mittheilungen  der  antiquarischen  Gesellschaft  in  Zürichs 
Mosaikbild  von  Orbe.  XXXII.  Zürich  1868.  4. 

Schriften  der  königl..  physikalisch-ökonomischen  Gesellsch. 
zu  Königsberg.  Jahrgang  8.  Abtheil.  1  u.  2.  Königs¬ 
berg  1867.  4. 

Nuova  Antologia  di  scienze ,  lottere  ed  arti.  Anno  terzo« 


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506 


Voll  tioiio  Fascicolo  X.  Octo^r  1868.  1868. 

'  8.  Das^lbe.  Fase.  XL  November  1868. 

Dr.  F.  W.  A.  Argeiander,  Astronomisohe  BeObaditwigen 
auf  der  Sternwarte  zu  Bonn.  Bd.  VI.  Bd.  Vil.  Abtb.  I. 
Bonn  1867.  4. 

J.  F.  Brandt,  Symbolae  sirenologicae.  Faseiculus  II  et 
III.  Petropoli,  1861 — 1868.  4  (nebst  6  Separatabdrä- 
cken  aus  dem  Bulletin  de  l’acad.  imp.  des  Sciences  de 
St.  Petersbourg.  8.) 

Memioires  de  la  soci^  des  Sciences  physi^es  et  natu¬ 
relles  de  Bordeaux.  T.  Y.  3e.  cabi^r.  T.  Y.  Extrait 
des  proc^-verbaux.  Paris  et  Bordeaux  1867.  8. 
Aanales  de  l’observatoire  de  Bruxelles,  fol.  7.  8  u.  9. 

Dr.  A.  Pollender,  über  das  Entstehen  und  die  Bildung 
der  kreisrunden  Oeffiiungen  in  der  äusseren  Haut  des 
Blüthenstaubes.  Bonn  1867.  4. 

Derselbe,  neue  Untersuchungen  über  das  Entstehen,  die 
Entwickelung,  den  Bau  ünd  das  chemische  Yerhalten 
des  Blüthenstaubes.  Bonn  1868.  4. 

Derselbe,  wem  gebührt  die  Priorität  in  der  Anatomie 
der  Pflanzen,  dem  Grew  oder  dem  Malpighi?  Bonn 
1868.  4. 

Dr.  J.  B.  üllersperger,  die  Pathologie  und  Therapie  der 
Dyspepsien.  Wien  1868.  8.  (Separatabdnick  aus  der 
Zeitschrift  der  Wiener  Aerzte). 

Neues  Lausitzisches  Magazin.  Bd.  44.  H.  2.  8.  Görlitz 
1866.  8. 

Memoires  de  PAcademie  imperiale  des  Sciences 
de  St.  Petersbourg.  YII.  Serie.  Tome  XI.  No. 
10—18.  St.  Petersbourg.  4. 

1.  W.  Besobrasof,  de  l’influence  de  la  Science  eco- 
nomique  sur  la  vie  de  PEurope  moderne.  1867. 

2.  W.  Gr  über,  über  das  Spatium  intraaponeoroticuin 
suprastemale  und  dessen  sacoi  coeci  retro^stemodei- 
domastoideL  1867. 

3.  G.  V.  Helmersen,  das  Yorkommen  und  die  Ent¬ 
stehung  der  Riesenkessel  in  Finnland.  1867.  > 

4.  M.  Brosset,  etudes  de  Chronologie  teohnique. 
Premiere  partie.  1868. 

6.  W.  Gr  über,  über  die  Yarietaten  des  muscälss  pid- 
maris  longus.  1868.  * 

6.  R.  Lenz,  über  den  Zusammenhang  zwischen  Dich¬ 
tigkeit  Amd  Salzgehalt  des  Seewassers.  1868.  H 

7.  Al.  Bunge,  generis  Astragali  species  gerontogeae. 

Pärs  prior,  claves  diagnosticae.  1868.  ^ 


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507 


8j  A.  Fami&isin  uDd  J.  Boranetzky,  ajir 
ckelungsgeechiehte  der  Gonidien  uad  Z^permenbil- 
duBg  der  Flechteo.  1867.  i 

9.  Ph.  Owsjannikow,  ein  Beitrag  zur  Eenntnifls  der 

Leuchtorgane  von  Lampyris  noctiluca.  1668.  ^ 

10.  M.  B  rosset,  etudes  de  Chronologie  teehnique. 
Premiere  partie.  Suite  1868. 

Memorie  del  reale  Istituto  Lombardo  di  scienze  e  let- 
tere.  Classe  di  scienze  mathematiche  e  naturali.  Yol. 
X.  —  I  della  Serie  III.  Fascicolo  IV.  —  Fase.  V  ed. 
ultimo.  Milano  1867.  4. 

—  Classe  di  lettere  e  scienze  morali  e  politiche.  Vol. 
X.  I  della  Serie  III.  Fascicolo  V.  —  Fase.  VI  e 
Ultimo.  Milano  1867.  4. 

Reale  Istituto  Lombardo  di  scienze  e  lettere.  Rendieonti. 
Classe  di  lettere  e  scienze  morali  e  politiche.  Vol.  IV. 
I-X.  Milano  1667.  8. 

—  Rendieonti.  Classe  di  scienze  mathematiche  e  natu¬ 
rali.  Vol.  III.  Faac.  X  e  ultimo.  —  Vol.  IV.  Fase.  I— X. 
1867.  8. 

—  Rendieonti.  Serie  U.  Vol.  I.  Fase.  I— X.  1868.  8. 
Solenni  adunanze  del  R.  Istituto  Lombardo.  Vol.  I. 

1  Fase.  IV.  Milano  1867.  8. 

L.  Cremona,  memoire  de  geometrie  pure  sur  les  surfa- 
ces  du  troisiemö  ordre.  Berlin  1868.  4. 

<—  Rappresentazione  di  una  classe  di  superücie  gobbe 
sopra  un  piano  e  determinazione  delle  curve  asmnto- 
tiche.  Milano  1867.  4. 

L.f  Delisle,  Inventaire  des  manuscrits  de  Saint-Germain- 
Des-Pres.  Paris  1868.  8. 

—  Recberches  sur  l’ancienne  biblioth^ue  de  la  cathe- 
drale  du  Pay.  Le  Pay  1868.  8. 

J.  Worm stall,  über  die  Tungem  und  Bastamen.  Stu¬ 
dien  zur  Germania  des  Tacitus.  Münster  1868.  8. 

L.  Spengel,  aristotelische  Studien.  III.  Zur  Politik 
lind  Oekonomik.  München  1868.  8. 

Sitzungsberichte  der  Königl.  bayer.  Akademie  der  Wis- 
sensäiaften  zu  München.  1868.  1.  Heft  IV  und  II.  H.  I. 
München.  8. 

Mütheikmgm  des  Geschichts-  und  Alterthums-Vereins  zu 
Leisnig  im  Königr.  Sachsen.  I.  Heft.  Leisnig  1868. 
•  Bj  (Mit  den  Statuten  des  Vereins]^ 

Proceedings  of  the  Society  of  antiquaries  of  London.  2  Se- 
Ties.  VoJ.  IV.  Nr.  2.  London  1868.  8. 

J.  Bernays,  die  Hendditischen  Briefe.  Ein  Beitrag  zur 


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508 


philosophischen  und  religionsgeschichtlichen  Litieretur. 
Berlin  1869.  8. 

J.  PI  Ücker,  eine  Geometrie  des  Raumes,  gegründet  auf 
Betrachtung  der  geraden  Linie  als  Raumelement.  Mit 
einem  Vorwort  von  Clebsch.  Erste  Abtheilung.  Leip¬ 
zig  1868.  4. 


November  1868. 

Nuova  Acta  regiae  societatis  scientiarum  Upsalensis.  VoL 
yi.  fase.  2.  Upsaliae  1863.  4. 

Mittheil ungen  des  Vereins  für  Geschichte  der  Deutschen 
in  Böhmen.  Jahrg.  VI.  Nr.  3-8.  Jahrg.  VU.  Nr.  1 
und  2.  Prag  u.  Leipzig  1868.  8. 

VI.  Jahresbericht  des  Vereins  für  Geschichte  der  Deut¬ 
schen  in  Böhmen.  Prag  1868.  8. 

Mitglieder -Verzeichniss  des  Vereins  für  Geschichte  der 

•  Deutschen  in  Böhmen.  Ebd.  1868.  8. 

E.  Beltrami,  saggio  di  interpetrazione  della  geometria 
non  —  euclidea.  Napoli  1868.  8. 

Abhandlungen  der  naturhistorischen  Gesellschaft  zu  Nürn¬ 
berg.  Bi.  IV.  Nürnberg  1868.  8. 

Memoires  de  PAcad^mie  imperiale  des  Sciences,  Beiles 
Lettres  et  Arts.  Classe  des  Lettres.  T.  13.  Paris  et 
Lyon  1866—68.  8. 

Zeitschrift-  der  deutschen  morgenlandischen  Gesellschaft 
Jahrg.  22.  Heft  3.  Leipzig  1868.  8. 

Dr.  M.  Hang,  Mittheilungen  über  den  gegenwärtigen  Stand 
der  Zendphilologie  etc.  Stuttgart  1868.  8. 

Mittheilungen  aus  dem  Osterlande.  Bd.  XVIII.  Heft  8.  4. 
Altenburg  1868.  8. 

Otto  Struve,  tabulae  auxiliäres  ad  transitus  per  planum 
primum  yerticale  reducendos  inservientes.  Petropoli 
1868.  8. 

Annales  de  l’Observatoire  Royal  de  Bruxelles.  (Bogen  X). 

Societa  reale  di  Napoli.  Rendiconto  delle  tomate  e  dei 
lavori  delP  Accademia  di  scienze  morali  e  politiohe. 
Anno  sesto.  Napoli  1867.  8. 

Zwei  Jahresberichte,  dem  Comite  der  Nicolai-Hauptstem- 
warte  abgestattet  vom  Director  der  Sternwarte.  Vom 
24.  Mai  1867  u.  1868.  St.  Petersburg  1867.  68.  8. 

The  transactions  of  the  Linnean  Society  of  London.  Vol. 
XXVI.  Part.  1.  London  1868.  4. 

The  Journal  of  the  Linnean  Society  of  London.  VoL  IX. 


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Nr.  40.  Botany.  Vol.  IX.  Nr.  36— 42.  Zoology.  Vol. 
i-Nr.  41 — 47.  Botany.  London  1867.  68.  8. 

List  of  the  Linnean  Society  of  London.  1867.  8. 

The  joumal  of  the  Linnean  Society.  Proceedings.  Ebd. 
1867.  8. 

u 

A.  J.  Angström  u.  R.  Thal^n,  on  the  Fraunhofer  lines, 
together  with  a  diagrani  of  the  violet  pai-t  of  the  so¬ 
lar  spectmm.  (two  plates).  Upsala  1866.  4. 
o 

A.  J.  An^trom,  spectre  normal  du  soleil.  Atlas.  Ebd.  1868. 
Denkschnfben  der  kaiserl.  Akademie  der  Wissenschaften. 

Mathem.-natnrwiss.  Classe.  Bd.  27.  Wien  1867.  4. 
Sitzungsberichte  der  kaiserl.  Akademie  der  Wissenschaften : 
Mathem.-naturwiss.  Classe.  Abth- 1.  Bd.  66.  Heft  II — V. 

Jahrg.  1867.  Abth.  ü.  Bd.  56.  Heft  HI — Y. 

Philos  .-histor.  Classe.  Jahrg.  1867.  Bd.  56,  Heft  HI. 
Bd.  57.  Heft  I.  Ebd.  1867.  8. 

F.  Miklosich,  monumenta  linguae  palaeoslovenicae  e  co* 

.  dice  saj^asliensi.  Yindobonae  1851.  8. 

Dr.  J.  6olaenthal|  il  Dante  ebreo  ossia  il  Picciol  santuario. 
Vienna  1861.  8. 

J.  J.  V.  tschudi,  die  Kechua- Sprache.  Abth.  I.  II.  IH. 
Ebd.  1853..  8. 

C.  Sdierzer,  las,  historiaa  del  origen  de  los  Indios  de  esta 
provincia  de  Guatemala.  Ebd.  1857.  8. 

Joseph  Diemer,  Genesis  und  Exodus  nach  der  Milstäter 
Handschrift.  Bd.  I.  IL  Ebd.  1862.  8. 

Archiv  Ihr  Oesterreichische  Geschichte.  Bd.  38.  39.  Ebd. 
1867.  8. 

Archaeologiai  Közlemenyek,  etc.  d.  i.  Archäologische 
Mittheilungen  zur  Beförderung  der  Kenntniss  der  vater¬ 
ländischen  Xunstdenkmäl^.  Herausgegeben  von  der 
Archäologischen  Commission  der  Ungarischen  Akademie 
der  Wissenschaften.  H.  Band.  Pest,  1861.  8.  IV. 
Band*  II.  m.  IV.  Heft.  Pest,  1864.  4. 

Kepatlasz,  etc.,  d.  i.  Bilder-Atlas  zum  zweiten  Bande 
der  Archäologischen  Mittheilungen.  Pest,  1861.  4. 
Czuczor,  G.  und  Fogarasi,  J.,  Wörterbuch  der  Un¬ 
garischen  Sprache,  verfasst  im  Aufträge  der  Ungarischen 
Akademie  der  Wissenschaften.  II.  Band  V.  Heft.  Pest, 
1863.  4.  H,  Band ,  Schluss,  und  UI.  Band.  I.  Heft. 
Pest,  1864.  4.  in.  Band.  II.  Heft.  Pest,  1864.  4. 
in.  Band.  IH.  Heft.  Pest,  1865.  4. 

Tojdy,  F.,  Franz  Kazinczy  und  seine  Zeit,  Pest,  1859. 
4.  (2  Hefte). 

44 


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&10 


'Moau'meiita 'Hangaiiae  Historica  Seciptörea^  YiLr  KI. 
r  Baad.  Pest,  1863.  8.  (part.  Hangamef 
Eözlemenyek,  etc.,  d.  i.  Mittiieilangea^  Math^ma- 
tiache  und  Naturwissenschafilioke.  — ^  fieri^geg^^n 
von  dem  Mathematischen  und  Natorwisse^ch&iehen 
stehenden  Ausschuss  der  'üngaris<dien  AkadMoieu '  lU. 
Bahd.  Pest,  1865.  8. 

Eözlemenyak,  etc.,  d.  i.  MittheUon^,  Statistisdia.  ^ 

:  Herausgegeben  von  dem  Statistischen  Ausschuss  der 
Ungarischen  Akademie  der  Wissenschaften.  Y.  Band. 
11.  Heft  VI.  Band.  I.  II.  Heft  Pest,  1864.  8. 
Eözlemenyek,  etc.,  d.  i.  Mittheüungen,  Sprachwissen- 
:  schaftliche.  —  Herausgegebdn  von  dem  Sprachwissen¬ 
schaftlichen  Ausschuss  der  Ungarischen  Akademie  der 
Wissenschaften.  III.  Bmid.  II.  m.  Heft  Pest,  1864.  8. 
A.  Magyar  Akademiai  ]l^rtesitö,  d.  L  Berichter¬ 
statter  der  Ungarischen  Akademie.  Philosophischer  Ju- 
.  ristischeund  Historische  Abtheilung.  lY.  Band.  n.H4lb. 
Pest,  1864.  8.  Mathematische  und  Naturwissehschaft- 
liche  ^thdlung.  lY.  Band.  II.  III.  Heft  Pest,  1S64.  8. 
Alm  an  ach  der  Ungarischen  Akademie  der  Wissenschaf¬ 
ten  auf  das  Jahr  1863.  Pest.  8.  Desgi.  auf  dasr  Jshr 
'.1864. .  Pest.  8.  ? 

Budapest!  SzOmle,  d.  i.  Ofen -Bester  Revue.  Heft  58 
—70  (Band  18—21)  und:  Neue  Folge,  Heft  1—3;  Pest, 
1868.  1864  und  1865.  8. 

Jegyzökönyvei,  a  Magyar  Tudomänyos  Akademia,  — 
d.  i.  Protokolle  der  Ungarischen  Akademie  der  Wissen¬ 
schaften.  U.  Band.  I.  H.  Heft.  Pest,  1864.  8J 
Szabo,  J.,  Das  Magyarisiren  in  den  NatarwisSenootaitdn. 
Pest,  1861.  8. 

Brussai,  S.,  Die  Logik  auf  psychologischer  Grundlage 
f  entwickelt.  Pest,  1858.  8.  '  i 

Pälyamunkak,  etc.,  d.  i.  Naturwissenschaftliche Plreis- 
.  arbeiten.  I.  n.  lU.  Band.  Ofen,  1837.  1840.  1844^^  ^8. 
Paly,amunkak,  etc.,  d.  i.  Philosophische  Preisariwitsb. 

U,  Band.  Pest,  1844.  8.  HI.  Band.  Pest,' 1845.  8. 
Bz  alai.  St.,  Erfahrungsmässige  Psychölogie.  Pe«t^l868.B. 
Sziligyi,  St.  und  Fabian,  St.^  Die  Regeln  der  Uiw 
i  ‘  sehen  Wortfügung.  Pest,  1846.  :  I 

Zsebszotar,  etc.,  d.  i.  Ungarisches  und  deiAsdies  Ta¬ 
schenwörterbuch.  II.  oder  Deutsch-ungarischer  Theil. 
Ofen,  1843.  8. 

Hunfalvy,  P.,  Finnisches  Lesebuch.  I.  Band.  Finnische 
Lesestücke.  Pest^  1861.  8. 


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m 


^oiitittieniaHiQOg^ae  historica.  23—27  Sz/  Pest  1863-^  67* 
Cbrpts  Orammaticanim  lingaae  Hungariae  vetekoim'  ed. 
F.  T0ldf.  Bbd.  1866. 

Index  x^habeUcus  Codicis  diplom.  Hnngariae.  G.  Fe- 
jerie.  £bd.  1866. 

Blathemat.  es  termeezett.  Közlemenyek.  (mathem.  und 
naturwisB*  Mittbeüungen).  lY.  Kot.  Bbd.  1866. 
Statiszi.  es  nemzetg.  Közlemenyek  (statistische  u.  naüo- 
nalokonom.  Mittheilungen).  II.  1.  2.  III.  1.  2*  lY.  1. 
Bbd.  1866.  67. 

NyeMud  Közlemenyek  (sprachwissensch.  Mittheilungen). 

Y.  1.  2.  8.  YL  1.  Bbd.  1866.  67. 

Arehaeolog.  Közlemenyek.  (archeol.  Mittheüungen).  11. 
Kötet  ^bd.  1861. 

—  YI.  1.  2.  1860.  YU.  1.  1867. 

Kep-atlasz.  (Bilder- AÜas).  U  Kötet.  Bbd.  1861. 
Akademiai  Almanach  1867.  Bbd. 

Bttda|Mrti  Kzemle  (Buda-Pestmr  Bevue).  XI— XXX.  Füz. 
Bbd.  1866.67. 

A.  M.  Tudom.  Akademia  BYk^yrei.  X.  2.  Pest  1862. 
XL  i— Y.  Pest  1866—67.  —  Kepzo  Mütetek.  Ope- 
tationes  ^  plastioae. 

Evtekezesek  —  (Forschungen  aus  dem  Gebiete  der  reehts- 
wiis.  Abtheilung).  1.  2.  Szam.  Bbd.  1867. 
der  miihem.  Abtb.  1.  Szam.  Bbd.  1867. 

—  der  naturwiss.  Abth.  1 — 7  Szam.  Bbd.  1867. 

—  /  der  philolog.  Abth.  I  Szam.  Bbd.  1867. 

der  Philosoph.  Abth.  1—4  Szam.  Bbd.  1867. 

—  der  histor.  Abth.  1—6  Szam.  Bbd.  1867. 

Magyar  idmdemiai  Brtesitö.  (Berichte  der  ungar.  Akad.) 

mathem.  und  naturwiss.  Abth.  YI.  1.  2.  Bbd.  1866. 
,  phBos.  Jurist,  u.  histor.  Abtii.  Y.  2. 8.  Bbd.  1866—67. 
Berichte,  redigirt  v.  L.  Benay.  1.  Jahrg.  1 — 17  Szam. 
.  lä)d.  1867. 

4Jeg3rs^bn3rvei  (Protokolle)  lY.  1.  2.  Bbd.  1866. 
:Mmd[al6daaairol  (Bekanntmachung  des  Yerwaltungsraths 
im  Jahre  1866).  Bbd.  1867. 

Gzücnof  '  as  J.  Forgarasi,  Szotara  —  Wörterbuch  der 
r '^mljgariBchen  Sprache.  lY.  1.  2.  8.  4.  £Ibd.  1866. 

J.  Krusper,  observationes  meteor>(dogicae.  Annorum  1841 
r/j  —1849.  Tom.  I.  Pestini  1866. 


(Folgt  das  Register.) 


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Register 

über  die 

NaelirieliteH 

von  der 

köiigl.  GeseUsehaft  der  Wisseaseliaften 

und  der 

Georg  -  Angasts  -  Gairersität 

aus  dem  Jahre  1868. 


W.  AhrenSj  Dr.  phil.  295. 

F.  W.A.  Argeiander  in  Bonn  auswärtiges  Mitglied 
der  K.  Ges.  der  Wiss.  464. 

G.  Bancroft  in  Berlin  auswärtiges  Mitglied  der 
K.  Ges.  d.  Wiss;  464. 

C.  Barwes,  Dr.  phil.  301. 

A,  W.  Begemann,  Dr.  phil.  296. 

W.  Bender,  Dr.  phil.  300. 

Th.  Benfey  ^  TqiTtaviö  'A\>dva  Femininum  des 
zendischen  Masculinum  Thraetäna  Athwyäna 
36. 

R.  Biedermann,  Dr.  phil.  298. 

W.  V.  Bippen,  Dr.  phil.  301. 

W.  Brachenhusch,  Dr.  phil.  298. 

F*  W.  J.  Brakelmann,  Dr.  phil.  297. 

L.  J,  Brentano,  Dr.  phil.  297. 

David  Brewster,  Nekrolog  454. 

A.  W.  H.  Brückner,  Dr.  phil.  296. 

A.  Clebsch,  ordentliches  Mitglied  der  K  Ges.  d. 
Wiss.  463. 

F.  Crook,  Dr.  phil.  299. 

E,  Curtius,  Mittheilung  über  den  von  ihm  vor¬ 
gelegten  Atlas  von  Athen  319. —  nach  Berlin 
berufen  463. 


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516 


G.  L.  JDasse^  Dr.  phiL  295. 

A,  L.  Descloi^eaux  in  Paris  Correspondent  der 
K.  Ges.  d.  Wissensch.  464. 

L.  V.  Donop,  Dr.  phil.  299. 

Dove  ist  in  den  Verwaltungsausschußs  gewählt 
355. 

A.  E.  Dreher,  Dr.  phil.  296. 

E,  F.  Dürre,  Dr.  phil.  301. 

J.  H.  Eaton,  Dr.  phil.  296. 

Bush  Emery,  Dr.  phil.  299. 

Eisfeld  in  Goettingen  schenkt  den  Schädel  einer 
Hirschkuh  11. 

A,  Enneper,  lieber  ein  geometrisches  Theorem 
174.  —  Bemerkungen  über  den  Durchschnitt 
zweier  Flächen  181.  —  Analytisch  geometri¬ 
sche  Untersuchungen  V.  258.  VI.  423. 

Ewald,  Ueber  türkische  Zeitungen  25. 

F.  Fischer,  über  Dichlörphenol,  Nitro-dichlor- 
phenol  und  Amido-dichlorphenol  171. 

Fittig,  über  einige  neue  vom  Mesitylen  abgelei¬ 
tete  Verbindungen  239.  —  Untersuchungen 
über  das  Trimethylbenzol  333.  —  Ueber  die 
chemische  Natur  des  Xylols  im  Steinkohlen- 
theer  478. 

Flourens,  Nekrolog  452. 

E,  V.  Furtenbach,  Dr.  phil.  298. 

J.  A.  W.  Geberding,  Dr.  phil.  300. 

L.  Geiger,  Dr.  phil.  299. 

E,  Gildemeister  in  Bremen  schenkt  mehrere 
Glaeser  mit  Seetang  14. 

Goettingen*  1.  Kön.  Gesellsch.  d.  Wiss.  A.  Feier 
des  117.  Stiftungstages  445.  —  B.  Jahresbericht, 
erstattet  von  dem  G.  O.-Medizinalrath  Wöhler 


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517 


446.  a.  Das  Directorium  ist  zu  Michaelis  auf 
Herrn  Hofrath  Marx  übergegangen  446.  b. 
Verzeichniss  der  im  Jahre  1868  verstorbenen 
hiesigen  sowie  auswärtigen  Mitglieder  und 
Correspondenten  446.  —  C.  Verzeichniss  der 
in  den  Versammlungen  der  Societät  gehaltenen 
Vorlesungen  und  vorgelegten  Abhandlungen: 
Ewalde  über  türkische  Zeitungen  25.  —  Ke- 
f erstem^  über  eine  Zwitter-Nemertine  (Borlasia 
hermaphroditica)  von  St.  Malo  27.  —  Derselbe^ 
Beiträge  zur  Anatomie  und  Entwicklungsge¬ 
schichte  einiger  Seeplan arien  von  St.  Malo 
25.  —  Br.  Metzger,  über  das  Männchen  und 
Weibchen  der  Gattung  Lernaea  vor  dem  Ein¬ 
tritt  der  sogenannten  rückschreitenden  Meta¬ 
morphose  31.  —  Benfey^  TQmovid^ Ad'dva  Fe¬ 
mininum  zu  dem  zendischen  Masculinum  Thrae- 
täna  äthwyäna  36.  —  Grisebach^  über  die  Gra¬ 
mineen  Hochasien’s  61.  —  Br.  Eampe^  über 
Ammoniaksalze,  Harnsäure,  Hippursäure  und 
Glycin  als  stickstoffhaltige  Nahrungsmittel  der 
Pflanzen  94.  —  v.  Seebach,  Mittheilung  aus 
einer  Abhandlung  über  den  neuen  Vulkanaus¬ 
bruch  in  Nicaragua  61.  —  Dr.  Lindgren,  über 
den  Bau  der  Vogelniere  126. —  K.v.  Seebach, 
über  die  Entwicklung  der  Kreideformation  im 
Ohmgebirge  128.  —  Wöhler,  über  die  Bildung 
des  Silbersuperoxyds  durch  Ozon  139.  —  Waitz, 
des  Jordanus  von  Osnabrück  Buch  vom  deut¬ 
schen  Reich  153.  —  Kef er  stein,  Untersuchun¬ 
gen  des  Prof.  Kowalewshy  über  die  Entwicke¬ 
lung  der  Coelenteraten  154.  —  Kohlrausch, 
Bericht  über  die  Resultate  der  magnetischen 
Untersuchungen  im  Observatorium  vom  Jahre 
1867.  159.  —  F.  Fischer,  über  Dichlorphenol 
und  Derivate.  171.  —  Enneper,  über  ein 
geometrisches  Theorem  174.  —  Bemerkungen 


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518 


über  den  Durchschnitt  zweier  Flaechen  181. 

—  Wöhler^  über  das  Verhalten  einiger  Metalle 
im  elektrischen  Strom  169.  —  Neumann  in 
Tübingen,  Resultate  einer  Untersuchung  über 
die  Principien  der  Electrodynamik  223.  — 
C.  F»  Schönhein  in  Basel,  über  das  Verhalten 
der  Aldehyde  zum  gewöhnlichen  Sauerstoff 
246.  —  Ueber  ein  höchst  empfindliches  Rea¬ 
gens  auf  Blausäure  279.  —  Ueber  das  em¬ 
pfindlichste  Reagens  auf  Wasser stofiTsuperoxyd 
254.  —  Fittig,  über  einige  neue  vom  Mesi- 
tylen  abgeleitete  Verbindungen  249.  —  Enne- 
per ,  analytisch-geometrische  Untersuchungen 
258.  —  Schönbein^  über  das  Guajak  als  Rea¬ 
gens  auf  Blausäure  und  lösliche  Cyanüre  279. 

—  Schering^  die  Fundamental-Classen  der  zu¬ 
sammengesetzten  arithmetischen  Formen  279. 

—  TTicJke,  über  das  Vorkommen  des  Phosphorit 
in  Nassau  287.  —  K.  v.  Seebach  ^  über  Es- 
theria  Älbertii  VoUjs  sp.  281.  —  Sartorius  von 
Waltershausen^  Untersuchungen  über  die  Kry- 
stallform  des  Plumosits  im  Vergleich  zu  den 
verwandten  Schwefelblei-Sch  wefelarsen-V  erbin- 
dungen  des  Binnenthals  347.  —  Keferstein, 
Beschreibung  einiger  neuen  Batrachier  aus 
Australien  und  Costarica  326.  —  Scherina^ 
Zur  Lehre  von  den  Kräften,  deren  Mass  nicht 
nur  von  der  Lage,  sondern  auch  von  der  Be¬ 
wegung  der  auf  einander  wirkenden  Körper 
abhän^  319.  —  Fittig^  Untersuchungen  über 
das  Trimethylbenzol  333.  —  KoUrauseh^  über 
die  von  der  Infiuenz-Elektrisirmaschine  gelie¬ 
ferte  Elektricitätsmenge  nach  absolutem  Masse 
324.  —  Wöhler^  Mittheilung  über  den  Meteor¬ 
steinfall  bei  Pultusk  319.  —  Curtius^  Mitthei¬ 
lung  über  den  von  ihm  vorgelegten  Atlas  von 
Athen  319.  —  E.  Dümmler  in  Halle,  über 


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519 


die  Sage  von  den  Sieben  Ungern  365.  —  Wü- 
stmfeld,  über  die  Wohnsitze  und  Wanderun¬ 
gen  der  arabischen  Stämme  386.  —  Sauppe^ 
über  den  Silberfund  bei  Hildesheim  375.  — 
Schering^  Erweiterung  des  Gauss’schen  Fun¬ 
damentallehrsatzes  für  die  Dreiecke  auf  stetig 
gekrümmten  Flächen  389.  —  Kef erstein,  zum 
Gedächtniss  von  J.  van  der  Hoeven  392.  Z>er- 
selhe,  Mittheilung  einer  Notiz  von  Kowalevshi 
in  Kasan :  Beitrag  zur  Entwickelungsgeschichte 
der  Tunicaten  401.  —  Enneper,  analytisch¬ 
geometrische  Untersuchungen  423. —  Kohh 
romsch,  Bestimmungen  des  Widerstandes  der 
verdünnten  Schwefelsäure  415.  —  Orisehach, 
über  die  Pflanzenregionen  der  Alpen  in  Ver¬ 
gleichung  mit  den  nordischen  Gebirgen  445. 
—  Nöldeke,  über  die  Aussprache  des  Hebräischen 
bei  den  Samaritanern  486.  —  Klinkerfues,  über 

d^y 

Anwendung  der  Diflferentialgleichung  ^ 

=  a*  auf  Akustik  und  Optik  bei  Varia¬ 
tionen  der  Grenzbedingungen  469.  —  Fittig, 
über  die  chemische  Natur  des  Xylols  im  Stein- 
kohlentheer  478. 

D.  Preisaufgäben.  Für  den  November  1869  von 
der  physikalischen  Classe:  Vergleichend-ana¬ 
tomische  Beschreibung  des  thränenleitenden 
Apparats.  —  Für  den  November  1870  von 
de  mathematischen  Classe:  Wiederherstellung 
des  letzten  nicht  erschienenen  Buches  des  Fou¬ 
rier ’schen  Werkes  über  Gleichungen.  —  Für  den 
November  1871  von  ^^xhistorisch-philologischen 
Classe :  Darstellung  der  hellenischen  Einflüsse, 
welche  sich  in  der  Sprache,  der  Kunst  und 
Literatur  und  dem  öfiFentlichen  Rechte  der 
Roemer  vor  der  Zeit  der  makedonischen  Kriege 


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Coogl 


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520 


erkennen  lassen  464.  —  Preisaufgaben  der 
Wedekind’schen  Preisstiftung  für  deutsche  Ge¬ 
schichte  141. 

E,  Yerzeichmss  der  bei  der  K.  Ges.  d.  Wissensch. 
neu  eingegangenen  Druckschriften:  106.  150. 
192.  222.  277.  286.  302.  355.  444.  504. 

Göttingen.  2)  Uniyersität.  A.  O^ff entliehe  ge~ 
lehrte  Anstalten.  Vierter  Bericht  über  das 
zoologisch-zootomische  Institut  in  Göttingen  1. 
—  Mittheilungen  aus  dem  pathologisch-ana¬ 
tomischen  Institut  von  W.  Krause  163.  191. 
358.  382.  484.  —  Bericht  über  die  Resultate 
der  magnetischen  Beobachtungen  im  Observa¬ 
torium  zu  Göttingen  vom  Jahre  1867.  159.  B. 
Verzeichniss  der  auf  der  Georg-Augusts-Uni- 
versität  während  des  Sommerhalbjahres  1868 
gehaltenen  Vorlesungen  109  —  der  während 
des  Winterhalbjahres  I86V9  gehaltenen  303. 
—  C.  Hofrath  Thöl  Prorector  355.  D.  a.  Preis- 
Vertheilung  236.  b.  Neue  Preisaufgaben  237. 
E.  Promotionen  in  di%ic  philosophischen  Facultät 
294. 

Asa  Gray  in  Cambridge,  Correspondent  der  K. 
Ges.  d.  Wiss.  464. 

Grenacher  schenkt  mehrere  mikroskopische  Prä¬ 
parate  14.  —  schenkt  Bücher  15. 

G.  H.  Grenacher^  Dr.  ,phil.  295. 

H.  Griffiths,  Dr.  phil.  301. 

Grisebach,  über  die  Gramineen  Hochasieus  61. 
—  über  die  Pflanzenregionen  der  Alpen  in 
Vergleichung  mit  den  nordischen  Gebirgen  445. 

0.  V.  Gruber,  Dr.  phil.  296. 

E>  V.  M.  GrubitZy  Dr.  phil.  300. 

A*  J-  Ch.  W.  Crurlitt,  Dr.  phil.  296. 

C.  L.  Gusseron,  Dr.  phil.  297. 

TV.  Kampe,  über  Ammoniaksalze,  Harnsäure, 


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521 


Hippursäure  und  Glycin  als  stickstoffhaltige 
JNahrnngsmittel  der  Pflanzen  94. 

H.Eelmholtz  in  Heidelberg,  über  die  Thatsachen, 
die  der  Geometrie  zn  Grunde  liegen  193.  — 
auswärtiges  Mitglied  der  K.  Ges.  d;  Wiss.  464. 
Hßnle  schenkt  den  Foetus  eines  Pferdes  4. 

Prof.  Henneherg  schenkt  zwei  Schädel  von  Me¬ 
rino-  nnd  zwei  von  Rambouillet-Hammeln  11 
• —  einen  Bantam  Hahn  12. 

HoecTc,  Ernenernng  der  Doctorwürde  294. 

J.  van  der  Hoeven ,  Correspondent ,  gestorben 
459.  —  Nachruf  von  Kefersiein  392. 

Th.  Hoffmann,  Dr.  phil.  295. 

A..  Hollmeyer,  Dr.  phil.  296. 

Dr.  Hyrtl  in  Wien  schenkt  die  Schaedel  eines 
peutschböhmeu,  eines  Jazygen,  eines  Hanna¬ 
ken  und  eines  Czechen  11. 

J.  Jaenisch,  Dr.  phil.  300. 

A.  F.  Järschkersh%  Dr.  phil.  296. 

J.  Ä.  Jessen,  Dr.  phil.  300. 

A.  Th.  Jilhe,  Dr.  phil.  296. 

A.  Jung,  Dr.  phil.  297. 

J-  A.  V.  Kämpen,  Dr.  phil.  297. 

Kefersiein,  über  eine  Zwitter-Nemertine  von  St. 
Malo  27.  —  Beiträge  zur  Anatomie  und  Ent¬ 
wicklungsgeschichte  einiger  Seeplanarien  von 
St.  Malo  25.  —  Beschreibung  einiger  neuen 
Batrachier  aus  Australien  und  Costarica  326. 

Zum  Gedächtniss  von  Jan  van  der  Hoeven 
392. 

Klinkerfues,  über  Anwendungen  einer  Differen¬ 
tialgleichung  auf  Akustik  und  Optik  bei  Va¬ 
riation  der  Grenzbedingungen  469. 

Kohlrausch  schenkt  ein  Glas  mit  Gliederthieren 
und  Mollusken  von  Madeira  14.  —  Resultate 


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522 


aüs  den  magnetischen  Beobachtungen  im  Ob¬ 
servatorium  vom  J.  1867.  159.  —  über  die 
von  der  Influenzelectrisirmaschine  geliefeirte 
Electricitätsmenge  nach  absolutem  Maasse  324. 
—  Bestimmungen  des  Widerstandes  der  ver¬ 
dünnten  Schwefelsäure  415. 

J2.  0.  Kohlschütter^  Dr.  phil.  299. 

Ä.  KowalevsM,  Untersuchungen  über  die  Ent¬ 
wicklung  der  Coelenteraten  154. 

K.  F,  Th,  Krause  zu  Hannover,  Nekrolog  448. 

W,  Krause^  Die  Membrana  fenestrata  der  Retina 
163.  —  lieber  die  Nervenendigung  am  Anus 
des  Menschen  191.  —  Die  Querlinien  der  Mus¬ 
kelfasern  und  ihr  Verhalten  zu  der  notorischen 
Endplatte  382.  —  Ueber  Stäbchen  und  Zapfen 
der  Retina  484. 

Kühns^  stud.  theol.,  erhält  die  Hälfte  des  Preises 
der  theol.  Facultät  236. 

F.  KüsfhatdU  Bildhauer  in  Hildesheim,  schepkt 
die  Gypsbüste  Rud.  Wagner’s  6. 

Küsthardty  Konservator  in  Hildesheim,  schenkt 
den  Schädel  eines  Fuchses  aus  Nordafrika, 
zwei  Schädel  von  Hausschweinen  und  das  Skelett 
eines  Eichelhähers  12.  —  ein  Glas  voll  rotber 
Cyclops  14. 

E.  Ä.  Leesehamp,  Dr.  phil.  297. 

Dr,  Lindgren^  über  den  Bau  der  Vogelnierq  J25. 

F,  Lindow^  Dr.  phil.  298.  ; 

Ä,  P.  F,  Ludwig,  Dr.  phil.  297. 

Lühmann,  Lehrer,  übersendet  drei  Z^tterbi^pen 
13.  ^ 

Duc  de  LuyneSy  Nekrolog  446.  ,  , 

J,  Ch.  Marignac ,  Corresp.  d.  K.  Ges.  d.^  Wiss. 
464.  ;; 

W,  Marshall  aus  Weimar  schenkt  einen  Para- 


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523 


diesvogel  und  einen  Wellenpapagei  12.  — 
Bücher  15. 

C,  B.  Marx,  Dr.  phil.  300. 

A.  L.  Mattheides,  Dr.  phil.  296. 

H.  F.  MecJcer,  Dr.  phil.  296. 

De  Medici  Spada,  gestorben  459. 

A.  Metzger  schenkt  verschiedene  Seethiere  15. — 
Abhandlung:  über  das  Männchen  und  Weibchen 
der  Gattung  Lernäa  31, 

G.  A,  F.  Meusel,  Dr.  phil.  295. 

A,  Th.  von  Middendorf,  Correspondent  der  K. 
Ges.  d.  Wiss.  464. 

Miede  schenkt  das  Nest  eines  Zaunkönigs  12.  — 
das  einer  schwarzen  Ameise  14. 

F.  Milclosich  in  Wien,  auswärtiges  Mitglied  der 
K.  Ges.  d.  Wiss.  464. 

A.  F.  Moehitcs  in  Leipzig,  Nekrolog  457. 

0.  A.  L.  Mörch,  Dr.  phil.  299. 

Dr,  F,  Müller  in  Melbourne  schenkt  das  voll¬ 
ständige  Skelett  eines  Chinesen  11* 

Major  William  Nassau  Lees  in  Calcutta,  Corre¬ 
spondent  der  K.  Ges.  d.  Wiss.  464. 

C.  Neumann  in  Leipzig,  ausw.  Mitglied  der  K. 
Ges.  d.  Wiss.  464.  —  Resultate  einer  Unter¬ 
suchung  über  die  Principien  der  Electrodyna- 
mik  223. 

NöldeJce,  über  die  Aussprache  des  Hebräischen 
bei  den  Samaritanern  486. 

H.  Ch.  W.  Oetling,  Dr.  phil.  298. 

Ch.  T,  A,  Olivier,  Dr.  phil.  299. 

A,  Orth,  Dr.  phil.  301. 

C,  T,  W.  Peters,  Dr.  phil.  300. 

L.  Pflücker  y  Bico,  Dr.  phil.  300. 

O.  Pieper,  Dr.  phil.  298. 

Plass,  Dr.  phil.,  Ehrenpromotion  295. 


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524 


J,  PlücJcer  in  Bonn  gestorben  463. 

C.  Reihwisch^  Dr.  phil.  300. 

Ä.  de  la  Rive  in  Genf,  auswärtiges  Mitglied  der 
K.  Ges.  d.  Wiss.  464.. 

Rose^  Rendant  der  Üniversitäts-Casse  305. 

S,  Rubin^  Dr.  phil.  299. 

Ä.  G.  R,  Rumpfe  Dr.  phil.  296. 

Sauppe,  über  den  Silberfund  bei  Hildesheim  375. 

F.  W.  L,  Schachtrups  Dr.  phil.  297. 

CA.  J.  A.  Schaeffer,  Dr.  phil.  298. 

A.  Schaf ariks  Dr.  phil.  298. 

Scherings  die  Fundamental  -  Classen  der  zusam¬ 
mengesetzten  arithmetischen  Formen  279.  — 
Zur  Lehre  von  den  Kräften,  deren  Mass  nicht 
nur  von  der  Lage,  sondern  auch  von  der  Be¬ 
wegung  der  auf  einander  wirkenden  Körper 
abhängt  319.  —  Erweiterung  des  CawÄs’schen 
Fundamental-Lehrsatzes  für  die  Dreiecke  auf 
stetig  gekrümmten  Flächen  389. 

Dr.  Schlotthauber  schenkt  das  Nest  einer  Dros¬ 
sel  12.  —  verschiedene  Thiere  14. 

F.  Schönhein  in  Basel,  über  ein  höchst  empfind¬ 
liches  Reagens  auf  Blausäure  252.  —  Ueber 
das  Verhalten  der  Aldehyde  zum  gewöhnlichen 
Sauerstoff  246.  —  lieber  das  empfindlichste 
Reagens  auf  Wasserstoffsuperoxyd  254.  — 
Ueber  dasGuajak  als  Reagens  auf  Blausäure  und 
die  löslichen  Cyanmetalle  279.  —  Nekrolog  459. 

F.  C.  Th,  Schondorffs  Dr.  phil.  298. 

W.  K.  Schottmüllers  Dr.  phil.  300. 

R,  Schütte  in  Sidney  vermittelt  eine  Sendung 
australischer  Thiere  11.  12. 

Dr.  Schütte  schenkt  Bandwürmer  14. 

A.  F.  P.  G,  Schuhe,  Dr.  phil.  296. 

0.  Schulzens  Dr.  phil.  299. 


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525 


A.  Ch.  W,  Schur ^  Dt.  phil.  299. 

Schwartis,  Hofrath,  schenkt  das  Nest  einer 
Wespe  14. 

K.  V.  Seebach,  Mittheilung  aus  einer  Abhand¬ 
lung  über  den  neuen  Vulkanausbruch  in  Nica¬ 
ragua  61.  —  Ueber  die  Entwicklung  der  Kreide¬ 
formation  im  Ohmgebirge.  —  Ueber  Estheria 
Albertii  Voltz  sp.  281. 

W.  Sharpey  in  London,  Correspondent  der  K. 
Ges.  d.  Wissensch.  464. 

Th.  Sichel  in  Wien,  Correspondent  der  K.  Ges. 
d.  Wiss.  464. 

J.  Störer,  Dr.  phil.  297. 

De  Stouts!,  stud.  aus  Genf,  schenkt  einen  Wind¬ 
hund  zum  Skelett  11. 

J.  R.  W.  Strenge,  Dr.  phil.  299. 

Thöl,  Prorektor  355. 

Waitz,  des  Jordanus  von  Osnabrück  Buch  vom 
deutscl^en  Reich  153. 

W.  Walter,  stud.  theol.,  erhält  die  Hälfte  des 
Preises  der  theol.  Facultät  236. 

Sartorius  von  Waltershausen ,  Untersuchungen 
über  die  Krystallform  des  Plumosits  im  Ver¬ 
gleich  zu  den  verwandten  Schwefelblei-Schwefel- 
arsen-Verbindungen  des  Binnenthals  319. 

F.  H.  A.  von  Wangenheim  auf  Waake  Ehren¬ 
mitglied  der  K.  Ges.  d.  Wiss.  463. 

Wappäus  ist  in  den  Verwaltungsausschuss  ge¬ 
wählt  355. 

Chr.  Westphal,  Dr.  phil.  295. 

Wicke  schenkt  Röhren  und  Thiere  von  Pectina- 
ria  Nordernei  14.  —  Ueber  das  Vorkommen 
des  Phosphorits  in  Nassau  287. 

F.  Wieseler  ordentliches  Mitglied  der  K.  Ges. 
d.  Wiss.  463. 


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t 

52ß., 

^^^^ssl»ann,  Forstauditor  aus  Bovenden,  schenkt 
mehrere  Enteneier  12.  • 

Wissmann,  stud»,  schenkt  Bandwürmer  aus  dem 
Haasen  14. 

L.  Wittmachi  Dr.  phil.  295. 

F.  Wöhler  schenkt  eine  Gorgonie  14.  —  Die 
Meteoriten  in  der  Universitäts-Sammlung  zu 
Güttingen  19.  —  üeber  die  Bildung  des  Sil¬ 
bersuperoxyds  durch  Ozon  189.  —  üeber  das 
Verhalten  einiger  Metalle  im  elektrischen 
Strom  169.  --  Mittheilung  über  den  Meteor¬ 
steinfall  bei  Pultusk  319.  —  Jahresbericht 
445. 

Th.  Wood,  Dr.  phil.  295. 

A.  (x.  H.  Wrampelmeyer,  Dr.  phil.  298. 

N.  V.  Wrangell,  Dr.  phil.  295. 

W.  Wright  in  London ,  Correspondent  der  K. 
Ges.  d.  Wiss.  464. 

Wüstenfeld,  über  die  Wohnsitze  und  Wanderun¬ 
gen  der  arabischen  Stämme  386. 

A.  Wurte  in  Paris,  Correspondent  der. E.  Ges. 
d.  Wiss.  464. 


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